Grundsatzdiskussion Münchner Trambahn

Strecken, Fahrzeuge und Technik von Straßenbahnen und Stadtbahnen
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ET 423
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Beitrag von ET 423 »

Jean @ 17 Nov 2006, 09:13 hat geschrieben: Das Problem ist aber das gleiche überall wo Parkplätze neben den Gleisen sind.
Das ist sicherlich nicht ganz falsch, nur meistens ist noch ein gewisser Spielraum für größere Abstände vom Bordstein entfernt. Zumindest in der Fotomontage sieht es eher so aus, als ob es da dann schon wirklich eng her geht.
Am besten man schafft die Parkplätze ab, oder die blöden Autofahrer (nur die blöden).
oder die Bimmelbahn :D :lol:
Ich schaue weg, weil mir hier Einiges nicht paßt.
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MVG-Wauwi
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Beitrag von MVG-Wauwi »

Mir scheint die Fotomontage etwas zu Ungunsten der Tram ausgelegt zu sein. Kann es sein, dass man hier die Fußgänger zu großzügig bedenkt? Wenn ich mir jedenfalls die Situation vor Ort anschaue, kann ich mir nicht vorstellen, dass es mit Tram auf einmal so eng sein soll..... :huh:
Gruß vom Wauwi
tra(u)mmann

Beitrag von tra(u)mmann »

MVG-Wauwi @ 17 Nov 2006, 09:34 hat geschrieben: Mir scheint die Fotomontage etwas zu Ungunsten der Tram ausgelegt zu sein. Kann es sein, dass man hier die Fußgänger zu großzügig bedenkt? Wenn ich mir jedenfalls die Situation vor Ort anschaue, kann ich mir nicht vorstellen, dass es mit Tram auf einmal so eng sein soll..... :huh:
Gut, der Bürgersteig ist hier recht breit.

Hier noch ein Artikel zu den Planungen in der Herzogstraße:

http://www.sueddeutsche.de/muenchen/artike...4189/print.html

Interessant ist, dass die Lösung nicht mehr kostet als die jetzige durch die Parzivalstraße, aber einen höheren Nutzen hat, da eine Durchbindung der Tram nach Neuhausen möglich wäre und den M53 ersetzt hätte. Dieser fährt ja ohnehin zwischen Kurfürstenplatz und Rotkreuzplatz parallel zur Tram.

Im Prinzip hätte man sogar auf eine Wendeschleife in der Münchner Freiheit verzichten können, wodurch alles noch viel billiger geworden wäre. Gleichzeitig hätte die Tram dann mehr Fahrgäste gehabt - 26.000 statt wie jetzt erwartet 18.000 pro Tag.
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Jean
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Beitrag von Jean »

Im Prinzip hätte man sogar auf eine Wendeschleife in der Münchner Freiheit verzichten können
Für einen flexiblen Betrieb wäre sie aber schon sinnvoll.
Für den ÖPNV Ausbau Gegen Experimente und Träuereien. Eine Trambahn braucht einen eigenen Fahrweg, unabhängig vom MIV!
Fahrradwege auf Kosten des ÖPNV braucht keiner!
tra(u)mmann

Beitrag von tra(u)mmann »

Jean @ 17 Nov 2006, 09:48 hat geschrieben: Für einen flexiblen Betrieb wäre sie aber schon sinnvoll.
Sicher. Ich schrieb ja auch "im Prinzip". Soweit ich mich erinnere, wollte die MVG die Tram zwar durch die Herzogstraße führen, die Wendeschleife aber dennoch bauen.

Es ist traurig, dass eine so effektive Lösung wie die Führung durch die Herzogstraße am Anwohnerprotest scheitert. Es wurde ja gleich eine Bürgerinitiative mit eigener Website ins Leben gerufen, mit der die Tram dann "erfolgreich" verhindert wurde.

Jetzt gibt es auf dem 23er halt einen Inselbetrieb, wobei man die zu bauende Betriebsstrecke die nächste Zeit nicht anderweitig nutzen kann. Neben der Zuführung der Züge erfüllt sie nur als Ableitung im Störfall einen weiteren Zweck.
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Lazarus
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Beitrag von Lazarus »

naja tra(U)mmann, den Willen der Anwohner sollte man schon respektieren, also ich würde mich wahrscheinlich genauso entscheiden, wenn man mir ne Tram direkt vor die Nase setzt
Mehr Geld für den ÖPNV-Ausbau in München! Es wird höchste Zeit!
tra(u)mmann

Beitrag von tra(u)mmann »

Lazarus @ 17 Nov 2006, 13:00 hat geschrieben: naja tra(U)mmann, den Willen der Anwohner sollte man schon respektieren, also ich würde mich wahrscheinlich genauso entscheiden, wenn man mir ne Tram direkt vor die Nase setzt
Ja, jeder ist gegen etwas, das man vor seinem Haus baut. Klassisches St.-Florians-Prinzip.

Dass durch Wegfall stinkender Busse in diesem Fall eher eine Erhöhung der Lebensqualität erzielt wird, muss man aber auch mal feststellen.

Gegen Verschlechterungen habe ich aber auch natürlich etwas. Als ich meine Wohnung bezog, stand vor dem Haus nur ein einstöckiger (nur Erdgeschoss) Fertigbau, der als Kindergarten und Jugendtreff genutzt wurde. Jetzt wurde dieser abgerissen und jetzt setzt man einen Riesenklotz eines Pflegeheims hin, wesentlich länger und breiter und vor allem auch mit 4 Stockwerken. Dass da einige Anwohner sauer sind, wenn sie keine Sonne mehr haben, kann man verstehen. Zum Glück wohne ich fast ganz oben, sodass ich ungestört über den Bau darüberblicken kann. Das macht das Ganze noch erträglich.

Gegen den Bau des Seniorenheims kann man im konkreten Fall wohl nicht vorgehen. Gegen Trambahnbau offenbar schon.
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Lazarus
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Beitrag von Lazarus »

denk mal, das es auch daran lag, das man schon genug ÖPNV in Nähe hat und meinte, das würde ausreichen
Mehr Geld für den ÖPNV-Ausbau in München! Es wird höchste Zeit!
tra(u)mmann

Beitrag von tra(u)mmann »

Lazarus @ 17 Nov 2006, 13:13 hat geschrieben: denk mal, das es auch daran lag, das man schon genug ÖPNV in Nähe hat und meinte, das würde ausreichen
Das glaube ich eher weniger. Es geht den Leuten um ihre eigene Umgebung und da hat eine Tram halt nichts verloren. Alle anderen Argumente werden Mittel zum Zweck. Wenn die Tram soweit weg gebaut werden würde, dass man davon nichts mitbekommt, wäre es den Leuten egal. Nur vor der eigenen Haustüre darf nichts gebaut werden. Vorhandene ÖPNV-Anbindung hin oder her.

Dass München überhaupt so viel Tram hat bzw. hatte, liegt wohl daran, dass die meisten Strecken zu einer Zeit gebaut wurden, in der die Bürger weniger Rechte hatten, dagegen vorzugehen. Nicht, dass ich die Möglichkeit, sich juristisch zu wehren, jetzt ablehne, ganz im Gegenteil. Aber man sollte zumindest ehrlich sein und wider besseren Wissens keinen Schmarren erzählen wie dass die Tram weltweit stillgelegt wird, dass sie Elektrosmog produziert oder dass ja der Zellstoffbus (kein Fehler meinerseits, die Insider wissen, was ich meine) ja die Alternative dazu ist.
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MVG-Wauwi
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Beitrag von MVG-Wauwi »

tra(u)mmann @ 17 Nov 2006, 13:18 hat geschrieben: Dass München überhaupt so viel Tram hat bzw. hatte, liegt wohl daran, dass die meisten Strecken zu einer Zeit gebaut wurden, in der die Bürger weniger Rechte hatten, dagegen vorzugehen.
.... beziehungsweise, dass sie elementare Voraussetzung für einen wirtschaftlchen Aufschwang entlang der angeschlossenen Strecken war, da sie eine Mobilität für breite Bevölkerungsschichten ermöglichte.
Gruß vom Wauwi
tra(u)mmann

Beitrag von tra(u)mmann »

MVG-Wauwi @ 17 Nov 2006, 13:31 hat geschrieben: .... beziehungsweise, dass sie elementare Voraussetzung für einen wirtschaftlchen Aufschwang entlang der angeschlossenen Strecken war, da sie eine Mobilität für breite Bevölkerungsschichten ermöglichte.
Ja und nein. Man muss erwähnen, dass die Leuten die erste Zeit Angst vor der Tram hatten. Es war ja etwas völlig Neues und es gab damals Diskussionen von Pferdekutschenbefürwortern und Trambahnprotagonisten. In der Anfangszeit meinten ja viele, man wird krank bei Geschwindigkeiten über 30 km/h (die Tram schafte aber auch nicht mehr :D).

Der Punkt ist nur der, dass die Anwohner die Tram nicht verhindern konnten (aber es wohl gerne getan hätten). Sie hatten ja kaum das Geld, um sich einen Anwalt zu nehmen. Ob dieser überhaupt etwas unternehmen hätte können, ist fraglich.
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MVG-Wauwi
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Beitrag von MVG-Wauwi »

tra(u)mmann @ 17 Nov 2006, 13:37 hat geschrieben:Ja und nein. Man muss erwähnen, dass die Leuten die erste Zeit Angst vor der Tram hatten. Es war ja etwas völlig Neues und es gab damals Diskussionen von Pferdekutschenbefürwortern und Trambahnprotagonisten. In der Anfangszeit meinten ja viele, man wird krank bei Geschwindigkeiten über 30 km/h (die Tram schaffte aber auch nicht mehr :D).
Ja, schon klar, bei etwas ganz Neuem sind natürlich erstmal Ressentiments da (.... bitte jetzt keine Parallelen zu hier konstruieren <_< ). Aber das legte sich sehr schnell und sobald sich die Vorteile herumgesprochen hatten, standen sie Schlange, um als Nächster angeschlossen zu werden :D .
Gruß vom Wauwi
tra(u)mmann

Beitrag von tra(u)mmann »

@MVG-Wauwi: Doch genau daran habe ich gedacht, es aber dann doch nicht erwähnt :D

Wie es bei der Tram konkret war, weiß ich nicht. Wollten hier nach einigen Jahren Pionierzeit die Leute wirklich unbedingt angeschlossen werden? Du hast ja einen Smiley angebracht, der mich eher an der Trambahnbegeisterung zweifeln lässt.

Ab wann hat die Trambahnbegeisterung nachgelassen? Mit dem IV? Als jeder unbedingt ein Auto wollte? Entsprechend ab den 50er Jahren? Die Strecken zum Klinikum Großhadern und zum Hollerbusch hat man ja nicht mehr durchgekriegt wegen Anwohnerprotesten.

Entsprechend dürfte es nur eine kurze trambahnfreundliche Zeit gegeben haben, vielleicht von 1900 bis 1950, wobei die beiden Weltkriege hier reinstreuten, wo die Leute eher andere Sorgen hatten. Die Nazis hatten ja auch schon Pläne für die U-Bahn und wollten die Tram meines Wissens aus bestimmten Gegenden weghaben.
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Beitrag von Rohrbacher »

Dass durch Wegfall stinkender Busse in diesem Fall eher eine Erhöhung der Lebensqualität erzielt wird, muss man aber auch mal feststellen.
Die Privatautos "stinken" auf der Straße weiter, das macht den Braten nicht fett...
Gegen den Bau des Seniorenheims kann man im konkreten Fall wohl nicht vorgehen. Gegen Trambahnbau offenbar schon.
Tja. Öffentlicher Verkehrsraum - privates Grundstück...
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philmuc
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Beitrag von philmuc »

Lazarus @ 17 Nov 2006, 13:00 hat geschrieben: naja tra(U)mmann, den Willen der Anwohner sollte man schon respektieren, also ich würde mich wahrscheinlich genauso entscheiden, wenn man mir ne Tram direkt vor die Nase setzt
Ich finde aber nicht dass man danch gehen kann. Man kann es einfach nicht jedem recht machen, und irgendwo muss immer was hingebaut werden.Mal ein aktuelles Beispiel:
In Martinsried wurde vor kurzem eine Bushaltestelle verlegt, weil die Gaststätte sich über die angeblichen Abgase beschwert hatte. Die Haltestelle liegt wohlgemerkt seit fast 20 jahren dort. Nachdem man die Haltestelle nun etwa 100 Meter verlegt hat, kam der nächste, nun fühlten sich nämlich die Anwohner des Wohnhauses gestört, wo die Haltestelle nun lag.. Jetzt ist die Haltestelle wieder dort wo sie am Anfang war.
Dieses Spielchen hätte man sicherlich so lange weitertreiben können, bis man die Haltestelle irgnedwo am Ortsrand außerhalb gehabt hätte, aber das ist nicht der Sinn der Sache.

Irgendwo muss in einer Stadt nun mal die Tram fahren, und man kann wirklich nicht sagen, dass dise übermäig viel Lärm verursacht. Da brummert ein Linienbus oft lauter daher.
da sist meistens eher die Angst vor Veränderung, die die Anwohner da auf die Barrikaden bringt.
tra(u)mmann

Beitrag von tra(u)mmann »

Rohrbacher @ 17 Nov 2006, 15:45 hat geschrieben:Die Privatautos "stinken" auf der Straße weiter, das macht den Braten nicht fett...
Ein bisschen etwas fällt weg, besser als nichts. Da kann man zumindest von einem ein Stückchen mehr Lebensqualität sprechen. Eine Verschlechterung ist es jedenfalls nicht. Auch wenn es darüber verschiedene Ansichten gibt, behaupte ich mal, dass die Tram zumindest nicht lauter ist als der Bus.
Rohrbacher @ 17 Nov 2006, 15:45 hat geschrieben:Tja. Öffentlicher Verkehrsraum - privates Grundstück...
Das Grundstück muss im vorliegenden Fall sozial genutzt werden. Ein Wohnhaus darf da nicht hingestellt werden.

Mich würde aber schon mal interessieren, wie es mit der Bauhöhe aussieht. Warum wird da nicht z.B. ein 40-stöckiges Pflegeheim hingestellt? Den Bürgerentscheid mit den Hochhäusern verschweigen wir einmal. Bei dem großen Pflegebedarf scheinen mir die geplanten 150 Pflegeplätze eher ein Tropfen auf den heißen Stein zu sein. Anders ausgedrückt, nach welchen Kriterien wird entschieden, wenn ein Gebäude durch ein Neues ersetzt wird? Muss es hingenommen werden, wenn man auf einmal im Schatten lebt statt vorher in der Sonne? Die Wohnungen haben zum Teil nur Fenster nach Süden und genau vor diese Fenster wird der Bau gesetzt.

Ich denke mal, dass so ein Heim "verträglich" in ein Wohngebiet gesetzt werden muss. Ein Massenbetrieb, der so groß ist, dass jede Nacht mehrfach Rettungswagen anrollen, zählt vermutlich nicht dazu. Daher wird bei der Größe wohl ein Kompromiss gemacht.
Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

Ein bisschen etwas fällt weg, besser als nichts. Da kann man zumindest von einem ein Stückchen mehr Lebensqualität sprechen. Eine Verschlechterung ist es jedenfalls nicht. Auch wenn es darüber verschiedene Ansichten gibt, behaupte ich mal, dass die Tram zumindest nicht lauter ist als der Bus.
Jetzt weren wir aber sehr kleinlich. :)
Anders ausgedrückt, nach welchen Kriterien wird entschieden, wenn ein Gebäude durch ein Neues ersetzt wird?
Ich weiß nicht wie es in München in den einzelnen Stadtteilen ist, ich weiß nur wie's in verschiedenen Dörfern ist. Ich vermute/spekuliere mal, dass da vor dem Kindergartenflachbau mal ein hohes Gebäude stand und daher der Platz für eine hohe Bebauung vorgesehen war. Nach dem Krieg wurden oft Baulücken einfach durch Flachbauten aufgefüllt, die "Zulassung" für Hochbauten besteht aber weiter. Ist bei uns auch so: Wenn ich einen großen Bauernhof abreiße, kann ich da drauf egal wie die Bauvorschriften sonst sind, wie ein großes Haus hinbauen, auch wenn alle außenrum nur kleine Häuschen mit EG + DG bauen dürfen.
Muss es hingenommen werden, wenn man auf einmal im Schatten lebt statt vorher in der Sonne? Die Wohnungen haben zum Teil nur Fenster nach Süden und genau vor diese Fenster wird der Bau gesetzt.
Scheinbar ja. In der Stadt stehen die Häuser eben enger als auf'm dem flachen Land. Und wenn du dir die alten Häuser mal ansiehst, genauer die Hinterhöfe oder Hinterhinterhöfe, dann gibt's da viele Fenster, die nie direkte Sonne abkriegen...
tra(u)mmann

Beitrag von tra(u)mmann »

Rohrbacher @ 17 Nov 2006, 16:18 hat geschrieben:Ich weiß nicht wie es in München in den einzelnen Stadtteilen ist, ich weiß nur wie's in verschiedenen Dörfern ist. Ich vermute/spekuliere mal, dass da vor dem Kindergartenflachbau mal ein hohes Gebäude stand und daher der Platz für eine hohe Bebauung vorgesehen war. Nach dem Krieg wurden oft Baulücken einfach durch Flachbauten aufgefüllt, die "Zulassung" für Hochbauten besteht aber weiter. Ist bei uns auch so: Wenn ich einen großen Bauernhof abreiße, kann ich da drauf egal wie die Bauvorschriften sonst sind, wie ein großes Haus hinbauen, auch wenn alle außenrum nur kleine Häuschen mit EG + DG bauen dürfen.
Vor dem Kindergartenflachbau stand da nichts. Das ist Neuperlach, da gab's früher nur Landwirtschaft. Bei der Planung von Neuperlach (dem übrigens größten Wohnbauprojekt in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg) wurden bestimmte Grundstücke für eine soziale Nutzung reserviert. Ziemlich in der Anfangszeit hat man diesen Fertigbau hingesetzt, der nur eine bestimmte Lebensdauer hat. Irgendwann war er nicht mehr zu retten. Er wurde zwar renoviert, aber ein paar Jahre später wollte die evangelische Kirche das Grundstück dann doch loswerden. Es wird spekuliert, dass die Kirche das Geld braucht und dass weitere Kosten für das marode Gebäude anfallen. Der Verkauf wurde schließlich unter der Auflage einer weiteren sozialen Nutzung genehmigt und der Flachbau dem Erdboden gleichgemacht.

Nun gut, ich werde den Bau vom Schreibtisch aus nicht sehen können, sodass sich für mich nicht viel ändert. Die Bewohner in den Stockwerken unten sind aber arm dran, diese werden dann wohl noch erheblich weniger Sonne haben.

Wie es auch ist, den Bau verhindern wird man wohl nicht können. Es soll eigentlich noch dieses Jahr losgehen, spätestens im Frühjahr. Probebohrungen wurden auch gemacht. Es fehrt dem Betreiber des Pflegeheims zufolge nur noch die abschließende Beurteilung des Lärmgutachtens. Hierin sehe ich keine Problem, da ein Seniorenheim in der Größe wohl keinen großen Lärm produziert. Was anderes wäre eine Tankstelle, die nachts geöffnet ist, ein Discounter oder Ladenzentrum, eine Firma im Produktionsgewerbe etc. Aber das jetzt genannte dürfte wegen der erzwungenen sozialen Nutzung ohnehin nicht hin.

Langsam wird es aber :offtopic:.
Da Maicho
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Beitrag von Da Maicho »

Ja ja, der Zellstoffbus...
Nicht zu vergessen, die Trambahnliesl als solche.

Wie sehr weit oben erwähnt, werde ich da hingehen und ein bißchen die CSU/CSUler ärgern.
Aber unauffällig.
Das geht recht einfach, man muß nur mal den Ahnungslosen spielen (ich hoffe, da kennt mich keiner) und fragen, was denn an der Trambahn so schrecklich sei. Die Antworten kenne ich zwar schon, aber nichtsdestoweniger...!

Da fällt mir übrigens eine Begenung der dritten Art ein:

Als die Herzogstraße bei den Neanderthalerversammlungen in Schwabing SA-mäßig niedergebrüllt wurde, war auch ein eher unauffälliger, älterer Herr anwesend. Es handelte sich um einen Anwalt. Ein Herr "von", dieser sprach immer von der schrecklichen Straßenbahn. Soweit so gut, ich dachte mir: " Ja mei Du bist hoit bläd, komma nix macha..."

Und viel später dann begab es sich, daß ich meinen 27er am PET wieder bestieg zum Behufe der Weiterfahrt. Da saß doch tatsächlich der Herr "von" mit einem Völkischen Beobachter, pardon, einer AZ in meiner Bahn und las darin.

Ich sprach in an und meinte, was er denn in dieser schrecklichen Straßenbahn täte. Die Antwort war verblüffend, er habe doch nichts gegen die Trambahn! Er führe gerne damit, sie wäre schnell, sauber und bequem. Nur in meiner Straße. da will ich sie nicht, die Parkplätze, der Lärm, der Müll, die Stadt und der Tod etc..

St.-Florian verschon mein Haus, zünd's andre an.

Erklärung:
Den Namen des Hetzblattes habe ich mit Bedacht gewählt. Eine Tageszeitung hat Bericht zu erstatten und nicht Meinungsmache zu betreiben! Was die Malefiz-AZ hier auf Jahre hinweg kaputtgemacht hat, ist kaum mehr zu heilen.
Ich kann mich noch gut erinnern, die AZ auch mal gerne gelesen zu haben. Dann kam das Abendblatt mit dem "Millionenschmarrn!".
Der Abend war versaut und die Trambahnpläne öffentlich für alle Zeit diskreditiert.
Jeder, der von Neubau auch nur zu sprechen wagt, wird seitdem von diesem Blatt angeprangert.
Ich bim auch nicht immer einer Meinung mit meinem Oberboß. Aber ihn wiederholt in jener Zeitung, auf Versammlungen, Diskussionen und ähnlichem als verblendeten, geradezu geistesschwachen Träumer hinzustellen, entspricht nach meiner Rechtsauffassung zumindest der Rufschädigung, wenn nicht gar der vorsätzlichen Beleidígung.
Immerhin ist er ein Vize des VDV. Das ist kein Träumerposten!

Mit Leuten vom Schlage eines Herrn Schröck kann man nicht reden, geschweige denn diskutieren.
Ausreden lassen gibt es sowieso nicht und wenn schließlich die Argumente zur Neige gehen, wird es persönlich bis unter die Gürtellinie.
Das durfte ich mehr als einmal erleben.
Mit solchen Methoden wurden volkswirtschaftlich nachgewiesenermaßen höchst rentable und vernünftige Projekte zu Fall gebracht.

Daher glaube ich nicht, daß an jenem besagten Samstag, Gespräche irgendetwas bewirken können.
Ich werde trotzdem hingehen, die Hoffnung stirbt zuletzt.

D.M.

P.S. Und jetzt könnt ihr mich prügeln. Das ist meine Meinung. Diese Leute sind unbelehrbar, die Trambahn ist vom Satan. Wer das nicht glaubt, ist ein Häretiker und muß exkommuniziert werden.

Außerdem ist es doch ganz einfach. Der böse Trambahnfetischist (Ude) ist gegen das Lieblingsprojekt der CSU/CSU (Transrapid).
Dann ist die CSU/CSU gegen das Lieblingsprojekt (Trambahnausbau) von Rot-Grün.
So simpel ist das alles!

Das sich aber so viele dafür einspannen ließen und weiterhin lassen, darunter ein leibhaftiger Lokalredakteur und andere Personen und Persönlichkeiten, das erschreckt mich zutiefst.

Die Sache ist nicht wichtig, nur die Parteiräson.
Ich berufe mich auf das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland

Artikel 5, Absatz 1
[Meinungs-, Informations-, Pressefreiheit; Kunst und Wissenschaft]
(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.
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Beitrag von ropix »

Da Maicho @ 17 Nov 2006, 18:11 hat geschrieben: P.S. Und jetzt könnt ihr mich prügeln. Das ist meine Meinung.
Aber immer doch. Nur leider fehlt mir grad der Grund - Für freie Meinungsäußerung wird man meines Wissens nach wo anders verprügelt.
-
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Beitrag von Oliver-BergamLaim »

MVG-Wauwi @ 17 Nov 2006, 13:31 hat geschrieben:.... beziehungsweise, dass sie elementare Voraussetzung für einen wirtschaftlchen Aufschwang entlang der angeschlossenen Strecken war, da sie eine Mobilität für breite Bevölkerungsschichten ermöglichte.
Richtig. Das ist ähnlich wie mit der S-Bahn und den reichen Umlandgemeinden. Ohne die S-Bahn wäre das alles nicht zu dem prosperierenden Speckgürtel geworden, der es heute ist. Und was machen die Leute in ihren Umlandgemeinden? Schreien danach, die S-Bahn in den Tunnel zu legen und wehren sich vehement gegen jede Form von Streckenausbau. Wenn man liest, dass sich manche Streckenausbauten monate- und jahrelang wegen Einzelklagen von Anwohnern verzögert haben, kann einem nur noch der Hut hoch gehen.
tra(u)mmann @ 17 Nov 2006, 09:54 hat geschrieben:Es ist traurig, dass eine so effektive Lösung wie die Führung durch die Herzogstraße am Anwohnerprotest scheitert. Es wurde ja gleich eine Bürgerinitiative mit eigener Website ins Leben gerufen, mit der die Tram dann "erfolgreich" verhindert wurde.
Das ist eben das Problem an der Demokratie. Wenn jeder gehört werden muß, bevor irgendetwas in Angriff genommen werden kann, dann passiert eben irgendwann gar nichts mehr. Denn es wird sich überall für alles jemand finden, der dagegen ist und das entsprechende verhindern will. Traurig ist, dass er es in unserer Demokratie auch verhindern kann. Siehe Tram durch die Herzogstraße. Unser Staat ist doch überhaupt nicht mehr handlungsfähig, das zeigt sich im Kleinen wie im Großen. Überall Verbände, Gruppierungen, Einzelpersonen, denen dies und das nicht paßt und die es dann auch zu verhindern wissen. Darum ändert sich ja in unserem Staat nichts oder nicht viel. Das fängt bei kleinen Dingen wie ner neuen Tramstrecke an und geht bis zu "großen" Dingen wie Sozialreformen rauf.

Ich sehe die Demokratie daher unter allen Staatsformen als das kleinste Übel an und kann mich recht gut mit ihr arrangieren - positiv eingestellt bin ich ihr gegenüber allerdings nicht, und solche windigen Anwohnerproteste von 50 Hanseln, die dann den Neubau einer Tram verhindern, die täglich von über 20.000 Leuten genutzt worden wäre - das zeigt mir persönlich die ganze Perversion.
Bei der dritten Startbahn im Erdinger Moos läufts ja schon wieder genauso, der Flughafen hat derzeit ca. 30 Millionen Passagiere jährlich, Tendenz stark steigend - und ein paar hundert Hanseln kommen mit ihren Klagen daher.

Ein Mitspracherecht des Volkes und damit auch des Einzelnen ist elementar notwendig, aber wenn es so ausgeprägt ist wie bei uns, dann kann das nicht mehr funktionieren. Das hat schon Cicero in "De re publica" geschrieben, und das war nicht umsonst eines meiner Lieblingswerke im Latein-Leistungskurs. Ich muß mir das mal wieder aus dem Bücherregal holen...
tra(u)mmann

Beitrag von tra(u)mmann »

Oliver-BergamLaim @ 17 Nov 2006, 22:32 hat geschrieben: Das ist eben das Problem an der Demokratie. Wenn jeder gehört werden muß, bevor irgendetwas in Angriff genommen werden kann, dann passiert eben irgendwann gar nichts mehr. Denn es wird sich überall für alles jemand finden, der dagegen ist und das entsprechende verhindern will. Traurig ist, dass er es in unserer Demokratie auch verhindern kann. Siehe Tram durch die Herzogstraße. Unser Staat ist doch überhaupt nicht mehr handlungsfähig, das zeigt sich im Kleinen wie im Großen. Überall Verbände, Gruppierungen, Einzelpersonen, denen dies und das nicht paßt und die es dann auch zu verhindern wissen. Darum ändert sich ja in unserem Staat nichts oder nicht viel. Das fängt bei kleinen Dingen wie ner neuen Tramstrecke an und geht bis zu "großen" Dingen wie Sozialreformen rauf.

Ich sehe die Demokratie daher unter allen Staatsformen als das kleinste Übel an und kann mich recht gut mit ihr arrangieren - positiv eingestellt bin ich ihr gegenüber allerdings nicht, und solche windigen Anwohnerproteste von 50 Hanseln, die dann den Neubau einer Tram verhindern, die täglich von über 20.000 Leuten genutzt worden wäre - das zeigt mir persönlich die ganze Perversion.
Bei der dritten Startbahn im Erdinger Moos läufts ja schon wieder genauso, der Flughafen hat derzeit ca. 30 Millionen Passagiere jährlich, Tendenz stark steigend - und ein paar hundert Hanseln kommen mit ihren Klagen daher.

Ein Mitspracherecht des Volkes und damit auch des Einzelnen ist elementar notwendig, aber wenn es so ausgeprägt ist wie bei uns, dann kann das nicht mehr funktionieren. Das hat schon Cicero in "De re publica" geschrieben, und das war nicht umsonst eines meiner Lieblingswerke im Latein-Leistungskurs. Ich muß mir das mal wieder aus dem Bücherregal holen...
Das Verhindern von Bauten ist weniger ein Problem der Demokratie, sondern mehr die Gewichtung von Einzelinteressen im Verhältnis von Interessen der Allgemeinheit. Wenn die Hürden für Neubauverhinderungen höher gelegt werden würden und Vorgänge beschleunigt werden würden (das Beschleunigungsgesetz mit nur noch einer gerichtlichen Instanz ist ein guter Anfang, da Projekte nicht mehr Jahre oder gar jahrzehntelang auf dem Gerichtsweg hängen bleiben), gäbe es das Problem nicht in dem Maße.

Ansonsten hast Du Recht. Mir leuchtet es auch nicht ein, warum jeder Minivorgang Monate dauert. Natürlich muss alles sorgfältig geplant werden. Wenn aber die Realisierung der Tram zum Augsburger Zentralklinikum rund 20 Jahre benötigt, bis die ersten Wägelchen über die Schienen flitzen (so ist es dort gelaufen), stimmt was nicht.

Zu viele Vorschriften und Gesetze gibt es natürlich auch. Wenn ich mir schon mal anschaue, dass alleine 96.000 Steuervorschriften existieren, dann will mir nicht in den Kopf, dass das mit 1.000 nicht auch funktioniert. Besonders viel Gerechtigkeit lassen die Steuergesetze ja auch nicht erkennen - bei so vielen Steuerschlupflöchern, die mit neuen Verordnungen und neuen Ausnahmeregelungen gestopft werden, die wiederum mit neuen [Overflow wegen Rekursion]...

Um zum Kern zurückzukommen: Die Demokratie ist eine schlechte Staatsform, aber mit Abstand die beste, welche die Menschheit je erfunden hat.
Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

Kurz gesagt: Wie man's macht, recht machen kann man's (euch) nicht, scheinbar gibt es keine Staatsform mit der sich Tramfans anfreunden können!?

Das ist das wirkliche Problem: In einem der reichsten, sichersten und fortschrittlichsten Ländern der Erde wird alles schlecht geredet! Ich frage mich, wie sich Deutschland überhaupt so entwickeln konnte. Früher war die Bevölkerung vielleicht noch nicht so verwöhnt wie heute, da wussten die Leute noch wie's in einem Staat auch zugehen kann. "Die Demokratie ist das kleinere Übel" - Ich glaub' ich hab' mich verlesen... Dann braucht man sich echt nicht wundern, wenn sich eines Tages die Geschichte wiederholt. <_<
Oliver-BergamLaim
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Beitrag von Oliver-BergamLaim »

Rohrbacher @ 17 Nov 2006, 23:04 hat geschrieben: Das ist das wirkliche Problem: In einem der reichsten, sichersten und fortschrittlichsten Ländern der Erde wird alles schlecht geredet! Ich frage mich, wie sich Deutschland überhaupt so entwickeln konnte. Früher war die Bevölkerung vielleicht noch nicht so verwöhnt wie heute, da wussten die Leute noch wie's in einem Staat auch zugehen kann. "Die Demokratie ist das kleinere Übel" - Ich glaub' ich hab' mich verlesen... Dann braucht man sich echt nicht wundern, wenn sich eines Tages die Geschichte wiederholt.  <_<
Du hast Dich in der Tat verlesen. Ich schrieb, die Demokratie sei "das kleinste Übel" (Superlativ) unter den Staatsformen. Das impliziert, dass alle anderen Staatsformen (noch) schlechter und somit erst recht nicht erstrebenswert sind.
Eine Mischform, wie sie Cicero "empfohlen" hat, fände ich allerdings sehr gut.

Es steht Dir frei Dich von dieser Meinung zu distanzieren und auch sie zu kritisieren - die fast schon zwangsläufige Anspielung auf 12 gewisse Jahre der deutschen Geschichte darf ich mir jedoch verbitten. Oder habe ich in irgendeiner Form erwähnt, dass das erstrebenswert sei? Du zeigst damit wieder einmal prima, wie Deutschland heute denkt - wer irgendetwas am heutigen Staat kritisiert, ist gleich wieder rechts. Oder er ist Ausländer, dann darf er natürlich aufzeigen, welche Mißstände in Deutschland herrschen.

Im Übrigen rede ich nicht alles in Deutschland schlecht - nur manche Dinge. Die dafür umso vehementer. Aber wie heißt es so schön? "Wer in der Demokratie die Wahrheit sagt, wird von der Masse getötet" (Platon).

Vielleicht willst Du Cicero und Platon auch noch in die rechte Ecke stellen?


edit: einige Gedanken ergänzt
tra(u)mmann

Beitrag von tra(u)mmann »

Rohrbacher @ 17 Nov 2006, 23:04 hat geschrieben: Kurz gesagt: Wie man's macht, recht machen kann man's (euch) nicht, scheinbar gibt es keine Staatsform mit der sich Tramfans anfreunden können!?

Das ist das wirkliche Problem: In einem der reichsten, sichersten und fortschrittlichsten Ländern der Erde wird alles schlecht geredet! Ich frage mich, wie sich Deutschland überhaupt so entwickeln konnte. Früher war die Bevölkerung vielleicht noch nicht so verwöhnt wie heute, da wussten die Leute noch wie's in einem Staat auch zugehen kann. "Die Demokratie ist das kleinere Übel" - Ich glaub' ich hab' mich verlesen... Dann braucht man sich echt nicht wundern, wenn sich eines Tages die Geschichte wiederholt. <_<
Die Demokratie hat viele Schwächen, aber ich will nicht so verstanden werden, dass ich mir deren Abschaffung wünsche, ganz im Gegenteil.

Aber eine Modernisierung des Staates und ein Abbau von Bürokratie sind dringend erforderlich. Bislang hat aber hier keine Regierung viel zustande gebracht.

Der Ruf nach einem starken Mann, nein, das soll nicht daraus abgeleitet werden.

Die Demokratie ist auch oder gerade für einen Tramfreund die einzige Staatsform. Ein bisschen Beschleunigung bei Planung und Bau darf aber doch sein, oder?
Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

Es steht Dir frei Dich von dieser Meinung zu distanzieren und auch sie zu kritisieren - die fast schon zwangsläufige Anspielung auf 12 gewisse Jahre der deutschen Geschichte darf ich mir jedoch verbitten. Oder habe ich in irgendeiner Form erwähnt, dass das erstrebenswert sei? Du zeigst damit wieder einmal prima, wie Deutschland heute denkt - wer irgendetwas am heutigen Staat kritisiert, ist gleich wieder rechts. Oder er ist Ausländer, dann darf er natürlich aufzeigen, welche Mißstände in Deutschland herrschen.
Das war jetzt auch wieder typisch, sofort fühlen sich die Leute in rechte Ecken geschoben.
Nein, ich habe nicht gesagt, wie Deutschland denkt. Ich habe davor gewarnt, mit der Demokratie unzufrieden zu sein, weil das ist schonmal schief gegangen ohne dass die Bevölkerung Gedanken an rechte Diktaturen hatte. Sie wurde in ihrem Selbstmitleid und ihrer Unzufriedenheit einfach davon überrollt! Das kann durchaus auch mit einer anderen Sache passieren. Diktaturen sind selten gut, egal ob rechts, links oben oder unten!
"Wer in der Demokratie die Wahrheit sagt, wird von der Masse getötet" (Platon).
Hast du schön zitiert. Nur hat es nichts damit zu tun, wenn scheinbar eine Mehrheit der Wähler in Bayern der CSU hinterherläuft, lieber Auto fährt und (daher) die störende Tram lieber aus dem Weg hätte. Schon faszinierend, was für Diskussionen entstehen wegen der heiligen Tram. Wenn ich mich so erinnere: Als ich drei war, hab' ich mich auch immer auf Gentscher, Kohl oder Gorbatschow "berufen", wenn ich nicht ins Bett wollte...
Ein bisschen Beschleunigung bei Planung und Bau darf aber doch sein, oder?
Warum? Wenn jemand eben eine Tram nicht in "seiner" Straße haben will, kann er natürlich versuchen, sie auf dem legalen Weg zu verhindern. Eine Demokratie ist eben keine Diktatur von Freaks. Ich meine, ich hätt' auch gerne meine Lokalbahn, aber der Staat und eine größere Zahl der Anwohner wollen dies nicht. Damit muss ich mich abfinden oder versuchen die Leute zu überzeugen. Es bringt nichts, wenn ich jetzt über das System meckere, weil es für meine persönliche Meinung in diesem Fall nicht förderlich ist.
tra(u)mmann

Beitrag von tra(u)mmann »

Rohrbacher @ 17 Nov 2006, 23:33 hat geschrieben: Warum? Wenn jemand eben eine Tram nicht in "seiner" Straße haben will, kann er natürlich versuchen, sie auf dem legalen Weg zu verhindern. Eine Demokratie ist eben keine Diktatur von Freaks. Ich meine, ich hätt' auch gerne meine Lokalbahn, aber der Staat und eine größere Zahl der Anwohner wollen dies nicht. Damit muss ich mich abfinden oder versuchen die Leute zu überzeugen. Es bringt nichts, wenn ich jetzt über das System meckere, weil es für meine persönliche Meinung in diesem Fall nicht förderlich ist.
Ich habe allgemein von einer Entschlackung der Vorgänge gesprochen, nicht davon, selbst favorisierte Projekte ohne Einspruchmöglichkeit durchzubringen oder zu bevorzugen.

Meine Originalworte waren
Die Demokratie ist auch oder gerade für einen Tramfreund die einzige Staatsform. Ein bisschen Beschleunigung bei Planung und Bau darf aber doch sein, oder?
Da sehe ich keine Abschaffung der Möglichkeit, dass Anwohner auf legalem Wege etwas verhindern können, ganz im Gegenteil. Auch von einer einseitigen Bevorzugung von etwas - Tramprojekten - ist hier keine Rede. Vielmehr, dass ich als Tramfreund voll hinter der Demokratie stehe.

Warum wird so etwas dennoch hineininterpretiert? Wie oft muss ich mich hier noch wiederholen?
Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

Warum wird so etwas dennoch hineininterpretiert?
Weil du geschrieben hast "Ein bisschen Beschleunigung bei Planung und Bau darf aber doch sein, oder?" und das klingt nach einer Veränderung, weil deine Herzensache nicht so recht in Fahrt kommt. Klingt so nach: Die sollen die Tram schneller bauen, als sich die Leute beschweren können, würd' ich sagen. Und dann redest du von "Modernisierung des Staates" und "Abbau von Bürokratie". Wenn das keine Veränderung des Systems werden soll, die aufgrund bestimmter Sachverhalte passieren soll...

Reininterprätieren ist übrigens ein weit verbreitetes Hobby, sowohl im EF (vielleicht erinnern sich einige noch) als auch in den Medien. So funktioniert Meinungsmache!
tra(u)mmann

Beitrag von tra(u)mmann »

Rohrbacher @ 17 Nov 2006, 23:52 hat geschrieben: Weil du geschrieben hast "Ein bisschen Beschleunigung bei Planung und Bau darf aber doch sein, oder?" und das klingt nach einer Veränderung, weil deine Herzensache nicht so recht in Fahrt kommt. Klingt so nach: Die sollen die Tram schneller bauen, als sich die Leute beschweren können, würd' ich sagen. Und dann redest du von "Modernisierung des Staates" und "Abbau von Bürokratie". Wenn das keine Veränderung des Systems werden soll, die aufgrund bestimmter Sachverhalte passieren soll...

Reininterprätieren ist übrigens ein weit verbreitetes Hobby, sowohl im EF als auch in den Medien.
Vielleicht habe ich das mit der Beschleunigung und dem Bau für Projekte aller Art gemeint? Aber das kann ja nicht sein, weil ich hier mich schon mehrmals als Tramfreund geoutet habe. Dieser denkt bekanntlich nur in Trambahneinheiten und sein Horizont endet an der nächsten Fahrdrahtaufhängung.

Von einer "Modernisierung des Staates" und "Abbau von Bürokratie" haben auch schon Politiker von SPD, CDU und FDP gesprochen, die nicht unter dem Verdacht stehen, die Demokratie so umzubauen, dass etwas so schnell realisiert wird, dass sich Bürger nicht mehr schnell genug dagegen wehren können. Aber mir legt man es so aus, als wolle ich das System wegen der "heiligen Tram" verändern, das ist wirklich nur noch lächerlich.
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Beitrag von Oliver-BergamLaim »

Rohrbacher @ 17 Nov 2006, 23:33 hat geschrieben: Nur hat es nichts damit zu tun, wenn scheinbar eine Mehrheit der Wähler in Bayern der CSU hinterherläuft, lieber Auto fährt und (daher) die störende Tram lieber aus dem Weg hätte. Schon faszinierend, was für Diskussionen entstehen wegen der heiligen Tram.
Mit der CSU ist es vielleicht wie mit der Demokratie selbst - das kleinste Übel unter vielen? Im Übrigen gibt es einen in Mundart gesungenen Song mit der Stelle
"Mir wähln a no de CSU
wissn ned warum
des is hoid so"
Der Song könnte Dir bekannt sein, da Du in Richtung Ingolstadt wohnst.
Rohrbacher @ 17 Nov 2006, 23:33 hat geschrieben:Warum? Wenn jemand eben eine Tram nicht in "seiner" Straße haben will, kann er natürlich versuchen, sie auf dem legalen Weg zu verhindern. Eine Demokratie ist eben keine Diktatur von Freaks. Ich meine, ich hätt' auch gerne meine Lokalbahn, aber der Staat und eine größere Zahl der Anwohner wollen dies nicht. Damit muss ich mich abfinden oder versuchen die Leute zu überzeugen. Es bringt nichts, wenn ich jetzt über das System meckere, weil es für meine persönliche Meinung in diesem Fall nicht förderlich ist.
Es geht mir ja nicht nur um die Tram. Auch Autobahnen, Flughafenausbauten etc. werden jahre- oder sogar jahrzehntelang von Einzelklagen blockiert! Das sind dabei oft genug auch Projekte, die insbesondere die CSU durchsetzen will! Was ist denn z.B. mit der A94 nach Passau im Bereich Dorfen?
Meinst Du mit Deiner Lokalbahn die Wiederinbetriebnahme der Bahnstrecke nach Wolnzach (Markt)? Wie fändest Du es denn, wenn die Mehrheit der Bürger von Wolnzach auch dafür ist (ist sie das?) und täglich ein paar hundert oder gar paar tausend Leute mit der Bahn fahren würden, aber im Endeffekt scheitert es an 20 oder 30 an der Bahnstrecke wohnenden Hanseln?

Mir ging es nicht speziell um Tram oder Tram-Gegner, sondern allgemein um die Lethargie unseres Landes, was neue Verkehrsbauten und alles andere Neue anbelangt. Und zwar eben, weil in unserer Demokratie oft genug der Einzelne sich selbst und seine eigenen Interessen über die Allgemeinheit stellt. Demokratie heißt "Herrschaft des Volkes" und nicht Herrschaft des Einzelnen... so schrieb bereits der griechische Historiker Thukydides: "Die Verfassung, die wir haben, heißt Demokratie, weil der Staat nicht auf wenige Bürger, sondern auf die Mehrheit ausgerichtet ist." (dieser Satz war sogar Bestandteil der Präambel des EU-Verfassungsentwurfs!). Das kann ich aber in Deutschland nicht mehr erkennen, wenn für tausende oder gar zigtausende Bürger sinnvolle Projekte durch Einzelpersonen gestoppt werden können.

So ist unser Staat im Endeffekt eine verlogene Demokratie.

Beim Ladenschluß in Bayern ist es ähnlich - das Einzelhandelspersonal soll geschützt werden, insbesondere alleinerziehende Mütter (und auch Väter, gibt's ja auch). Wenn ich mir das so recht anschaue, ist die Mehrheit des Volkes aber nicht im Einzelhandel beschäftigt und die Mehrheit der im Einzelhandel Beschäftigten ist nicht alleinerziehend...
Rohrbacher @ 17 Nov 2006, 23:33 hat geschrieben: Ich habe davor gewarnt, mit der Demokratie unzufrieden zu sein, weil das ist schonmal schief gegangen ohne dass die Bevölkerung Gedanken an rechte Diktaturen hatte.
Trotzdem würde ich dieses eine Mal nicht jedesmal wieder erwähnen, wenn jemand die heutige Staatsform oder bestimmte Sachen am Staat kritisiert. Das ist ein Totschlagargument und erstickt jegliche Diskussion von vornherein. Die Geschichte darf nicht zum Hindernis für die Zukunft werden.

Man muß ja auch bei weitem nicht aus einem rechten Lager kommen, um die moderne Demokratie zu kritisieren. Winston Churchill war zum Beispiel ganz bestimmt kein Nazi. Stimmst Du da mit mir überein? Dann lies mal, was er zur Demokratie gesagt hat: "Democracy is the worst form of government – except for all those other forms, that have been tried from time to time" (Zitat aus einer Rede vor dem Unterhaus am 11. November 1947). Das deckt sich inhaltlich im Wesentlichen mit meiner Meinung zur Demokratie.
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