Lange gab's hier im Forum keinen Bildbeitrag mehr zu Budapest, dabei ist es doch gerade von München aus ein äußerst attraktives Ziel für jeden Straßenbahnfreund

Mit 39 Euro (bei rechtzeitiger Buchung des Europa-Spezial) und 7h 20min Fahrzeit im Railjet ist man dabei...
Der öffentliche Nahverkehr in Budapest ist äußerst vielfältig, vielleicht sogar der Vielfältigste in ganz Europa. In der 1,7 Mio.-Metropole gibt es neben der 115 Jahre alten Metrolinie M1 auch die nach sowjetischem Vorbild errichteten Metrolinien aus den 70er und 80er-Jahren, dazu Straßenbahn, Zahnradbahn, Kindereisenbahn, Standseilbahn, Trolleybus, und natürlich Massen von alten Ikarus-Autobussen. Einen dermaßen abwechslungsreichen Stadtverkehr auf so kleinem Raum zu sehen, ist schon ein Erlebnis!
Vom Stadtbild her hat mich Budapest am ehesten an eine Mischung aus Paris und Prag erinnert. Paris wegen der breiten Boulevards und der vielen Altbauten mit prächtigen Fassaden, Prag wegen des breiten Flusses und dem Burgberg daneben. Nur einen Vergleich zu Wien konnte ich absolut nicht herstellen, obgleich dieser Vergleich ja oft in Reiseführern oder Foren herangezogen wird.
In nur 3 Tagen konnte ich bei weitem nicht alles fotografieren, aber zumindest mal mit allem mitfahren - einige Impressionen möchte ich Euch hier gerne zeigen.
Das Straßenbahnnetz erstreckt sich zu beiden Teilen der Donau, und zwar sowohl in Buda (westlich der Donau, hügelig bis bergig, viele gute Wohngegenden) als auch in Pest (östlich der Donau, mit dem historischen Stadtkern und weiter draußen mit etwas Industrie und vielen Plattenbauten). Neben vielen ermüdend langen Außenästen inmitten vierspuriger Straßen gibt es auch wirklich tolle Streckenabschnitte, wie z.B. den hügeligen 61er, der erst durch Villenviertel brettert und dann in der Endstelle Hüvösvölgy endet:
An vielen Straßenbahn-Endhaltestellen kann in zahlreiche Buslinien umgestiegen werden. Beim städtischen Busverkehr ist auffallend, dass fast alle Linien fest in der Hand von Ikarus-Hochflurwagen aus den 1980er Jahren sind:

Diese Fahrzeuge sind optisch und vor allem akustisch ein absoluter Genuss für Busfreunde. Die großen Stückzahlen machen diese Fahrzeuge praktisch überall in der Stadt präsent, egal ob im Zentrum oder auf den Außenstrecken.
http://img148.imageshack.us/img148/9538/dscf8166g.jpg
So ergibt sich dann an Umsteigepunkten wie hier in Hüvösvlgy auch das interessante Zusammenspiel aus Tatras und Ikarus-Bussen, soweit das Auge reicht...
Doch zurück ins Stadtzentrum.
Ein Muss für jeden Besucher ist definitiv die Donauufer-Linie 2, die im Stadtzentrum einen wunderbaren Blick auf die Donau, sämtliche Brücken und den Burgberg bietet. Hier kommt einer der alten Ganz-Gelenkzüge gerade vom Parlament in eine für Budapest übliche Stumpfendstelle:
Die längsten Straßenbahnzüge der Welt fahren in Budapest, und zwar ausschließlich auf den Horizontal-Paternoster-Linien 4 und 6, die gemeinsam den Altstadtring bedienen. Auch diese Linien sind wegen der tollen Altbauten entlang des Altstadtringes sehenswert. Hier einer der Megazüge in der Endstelle Szell Kalman ter, bis vor einiger Zeit bekannt als Moszkva ter (in Budapest wurde vor kurzem einiges an Straßen und Plätzen umbenannt):
Neben den Tatras, den Ganz-Gelenkzügen und den Combinos fahren in Budapest auch noch zahlreiche Düwags ex Hannover, allerdings nur auf den östlichen und südlichen Außenstrecken in Pest. Nachdem ich die Züge optisch nur wenig ansprechend finde, habe ich sie nicht einmal fotografiert...
Dafür aber die im gelb-weißen Farbkleid durchaus ansprechenden Tatras, z.B. hier auf Linie 18 am Szell Kalman ter (vormals Moszkva ter):
322 Wagen des Typs T5C5 wurden zwischen 1978 und 1984 nach Budapest geliefert, sie laufen dort aber nicht nur in Doppeltraktion, sondern auf den Linien 1 und 14 sogar in Dreifachtraktion:

Die Linie 1 verläuft als relativ weit außen gelegene Halbringlinie inmitten einer Schnellstraße, aufgrund des schlechten Gleiszustandes wird hier aber eher langsam gefahren. Eingerahmt von lustigen orangen Spiegeln und Plattenbauten steht eine Dreifachtraktion in der Endstelle an der Becsi utca (Wiener Straße).
Und nun einiges vom Stangerlbus. Ähnlich wie der "normale" Busverkehr, ist auch das Trolleybus-Netz (nur auf Pester Seite) fest in der Hand der Ikarus-Hochflurwagen aus den 1980er-Jahren:

Das Straßenbild Budapests ist teilweise sehr düster, viele Fassaden sind unsaniert. Die Ikarus-Trolleybusse fahren teilweise im "Blockabstand"...
Als besonderes Schmankerl kann man die noch recht zahlreich eingesetzten ZiU-9 aus den 1970er-Jahren sehen:

Das Regenwetter und die Tristesse der Wendeschleife am Bahndamm geben dem alten ZiU-9 einen passenden Rahmen...

... doch auch im prachtvollen Stadtzentrum sind die ZiU-9 noch auf einigen Linien präsent.