schaut mal, was ich hier gefunden habe, meines Erachtens ist das eine kleine Sensation

P-Wagen wird wieder gebaut – München bestellt 20 Züge
Es wurde lange aus der öffentlichen Debatte größtenteils herausgehalten, aber jetzt ist es offiziell: Der P-Wagen wird wieder gebaut.
Zur Herstellung der Züge haben Herbert König, Vorsitzender der MVG-Geschäftsführung, und Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) eine hundertprozentige Tochter der Stadtwerke GmbH ins Leben gerufen, die „Rathgeber König Ude GmbH“.
Christian Ude in einer ersten Stellungnahme: „Die Niederflurwagen haben sich nicht bewährt, wir sind sehr enttäuscht. Laut Ude sei es zwar schön, dass man nahezu ebenerdig einsteigen könne, aber das würde auf Kosten des Platzangebots im Fahrgastraum gehen. Der halbe Innenraum sei verbaut und könne nicht vernünftig genutzt werden. Über dieses Problem wurde anfangs großzügig darüber hinweggesehen.
Dagegen sind die P-Wagen, die Ude gerne als die „Bauchigen“ wegen der breiten Vorderfront bezeichnet, genau das, was München für den ÖPNV braucht. Sie sind zuverlässig, schnell, haben einen großzügigen Innenraum und sind preisgünstig in der Wartung. Die Ingenieure damals müssen einen „Geistesblitz“ gehabt haben, der an Genialität bislang unerreichbar blieb, so der Oberbürgermeister anerkennend.
Auf Grund der hervorragenden Erfahrung wird man den P-Wagen nahezu unverändert bauen. Christian Ude: „Am P-Wagen gibt es prinzipiell nichts zu verbessern.“ Allerdings schreibt die EU vor, dass in Zukunft nur noch behindertentaugliche Fahrzeuge eingesetzt werden dürfen. Daher wird man einen Rollstuhllift im vorderen Triebwagen einbauen. Im Beiwagen wird aus Kostengründen auf solch eine Einrichtung verzichtet. Eine Bescheinigung der EU, dass dieses Fahrzeug damit alle Auflagen erfüllt, liegt bereits vor. Dass das Einsteigen für manche Fahrgäste mit Rollator, Krücken oder Kinderwagen nicht mehr so komfortabel ist und andere Fahrgäste gegebenenfalls helfen müssen, bewertet Ude positiv: „Wir dürfen uns doch nicht nur auf die Technik verlassen. Ein wenig mehr Zivilcourage ist unbedingt notwendig. Außerdem kommen so Jugendliche mit Senioren ins Gespräch. In Anbetracht der Vergreisung unserer Gesellschaft ist dies unbedingt notwendig“.
Auch den Haltestellenansagen vom Computerchip hat Ude den Krieg erklärt. „Ich finde diese norddeutschen Ansagen fürchterlich“, so der Oberbürgermeister, der anfangs zwar von der Verständlichkeit überzeugt war, inzwischen aber eingesehen hat, dass durch die kalte Technik etwas Einzigartiges von München verloren geht, die Münchnerische Mundart, etwas Unverwechselbares. „Sowohl der echte Münchner als auch unserer Gäste wollen etwas Münchnerisches hören“, so Ude, daher „kommt das neumodische Graffel weg“. Demgemäß bleibt in dieser Beziehung beim P-Wagen alles beim Alten. Nur noch einzige Änderung wird es geben: Die Züge werden einen Anstrich im MVG-Blau erhalten.
Bereits vor einigen Tagen hat Ude bei einigen befreundeten Städten in Sachen P-Wagen vorgefühlt. Diese haben sich begeistert gezeigt, dass der Zug wieder produziert wird und denken bereits über Bestellungen nach. Der Oberbürgermeister fühlt sich daher bestärkt in seiner Entscheidung, dass die Stadt die Fahrzeuge nun in Eigenregie herstellt.
Zugleich will Ude nun einen harten Trambahnkurs fahren. „Man muss den Leuten fairerweise sagen, dass ein weiterer U-Bahnausbau nicht drin ist.“ Daher werde München wieder „voll auf die Tram“ setzen, so der Oberbürgermeister. Selbstverständlich werden Bedenken der Anwohner weiter ernst genommen, aber einen Planungsstopp wegen ein paar Sträuchern wird es nicht mehr geben. „Wir finden gegebenenfalls Kompromisse mit den Anwohnern, aber wir bauen“, so begründet Ude seinen Richtungswechsel. Weitere hoch defizitäre U-Bahnstrecken kann sich München laut Ude nicht mehr leisten. Besser sei es, so Ude, das Geld in den Trambahnbau statt in den U-Bahnbau zu investieren, zumal Letzterer 10-mal so teuer ist.
Die ersten Züge werden voraussichtlich 2010 das Werk, das übrigens an der Putzbrunner Straße auf dem Gelände eines stillgelegten Kieswerks errichtet wird, verlassen. Die ersten 20 Stück sind für München reserviert. Diese werden dann zur Verstärkung der bestehenden Linien genutzt, denn hier ist dringender Handlungsbedarf gegeben. Parallel werden Neubauprojekte vorangetrieben. Die ersten könnten schon um 2011 bis 2012 eröffnet werden. „Da wir die Züge selbst bauen, haben wir kurzfristig Zugriff auf neue Wagen, wenn wir sie brauchen“, so der Oberbürgermeister.
Als Erstes soll der St.-Emeram-Express gebaut werden, dann die Westtangente. Auch beim Englischen Garten sei das „letzte Wort noch nicht gesprochen“, gibt sich Ude optimistisch. Neben den bekannten Projekten, etwa nach Freiham, werden in Kürze weitere Neubaustrecken in Angriff genommen. Das Ziel liegt darin, alle Metrobus-Linien Stück für Stück auf Trambahnbetrieb umzustellen. Ferner wird über eine Entlastungstram für die dramatisch überfüllte U-Bahn vom Odeonsplatz zur Münchner Freiheit nachgedacht. Da Ude aber mehr im Sinn hat und ja schließlich auch Züge in alle Welt verkaufen will, muss München wieder Vorbild werden. So wird es wohl auch wieder eine Büchereitram geben. Auch Ausflugstrams werden in Zukunft wieder fahren, denn das Auto zur Fahrt ins Grüne sei aus Umweltaspekten nicht mehr tragbar.
Konkret soll die Linie 25 von Grünwald über Straßlach nach Dietramszell verlängert werden. Die Idee sei ihm, Ude, gekommen, als ihm die Suchmaschine einer großen Tageszeitung beim Begriff „Tram“ immer wieder „Dietramszell“ ausspuckte. Immerhin gab es für diese Strecke vor Jahrzehnten schon mal ernsthafte Planungen, also keine „gspinnerte“ Idee, sondern die Verfolgung eines äußerst sinnvollen älteren Planes. Für weitere Vorschläge sei Ude offen. Zwar könne man nicht jeden „Trampelfad“ erschließen, aber die Tram müsse wieder als Familien-, Ausflugs- und Freizeitverkehrsmittel begriffen werden. So sieht es auch Herbert König: Mit der eigenen P-Wagen-Manufaktur will man ein Stückchen zur Forcierung der Tram beitragen, generell auch weltweit, denn „der Mensch ist dann tot, wenn er keine Visionen mehr hat“, so die krönende Bemerkung des Trambahnbefürworters.
Weitere Informationen sind der neuen P-Wagen-Website zu entnehmen. Dort findet sich auch ein Onlineshop, in dem die Städteverantwortlichen gleich ihre P-Wagen-Züge bestellen können.
Bertram Lirpa
Presseabteilung der „Rathgeber König Ude GmbH“
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