Bereits im Vorfeld hatte ich die, im oben genannten Thread ausgearbeitete, Route etwas abgeändert. Es sollte noch ein Schlenker über Düsseldorf geben um dann von dort mit IC 431 nach Münster zu fahren. Ein Fehler, wie sich heraus stellen sollte, denn eben dieser IC 431 hatte, in Folge einer Stellwerkstörung in Köln, schon 20 Minuten Verspätung, womit der Anschluss in Münster schon hinfällig war.
Aber nicht so schlimm, zum Glück gibt es eine Alternativverbindung nach Hannover: ICE 547. Triebzug "Templin" (ja, es fuhr tatsächlich ein 402 *g*) brachte mich also dann halbwegs pünktlich nach Hannover und die IC-Fahrt nach Frankfurt war so doch noch möglich. Als IC 2373 dann bereitgestellt wurde, auch direkt eine erfreuliche Überraschung. Die orientrote 101 002 zieht den Zug.
Glück sollte sie mir allerdings nicht bringen. Nach pünktlicher Fahrt bis Göttingen zunächst die Überholung durch ICE 529/539 und eine zeitweilige Fahrt im Gegengleis ohne erkennbaren Grund, brachten zunächst 8 Minuten Verspätung in Kassel. Damit war der Anschluss zum IC 328 in Frankfurt schon mal gefährdet. Aber gut, es gibt ja auch in Frankfurt Alternativen. Also weiter Richtung Frankfurt. Kurz vor Wabern (Bz Kassel) ertönt dann der "Schaffner-Ruf" durch den Zug und der Zug geht im Bahnhof "an die Seite". Was ist denn da los? Da sich die Abfahrt verzögert, ging ich zur Tür um mal zu schauen. Überholung war unwahrscheinlich, höherwertige Züge verkehren auf der Strecke ja nicht. Der Blick zur Lok bestätigte meine Vermutung. Der in Fahrtrichtung fordere Stromabnehmer war oben. Streckensperrung und zurück nach Kassel?
Genau so kam es. Zurück nach Kassel und dann ohne Halt über Fulda nach Frankfurt. Aber würde ich jetzt noch rechtzeitig nach Wuppertal kommen? Möglich ja, aber sicher? Na, lieber kein Risiko eingehen. Also in Kassel wieder raus aus dem Zug und mit IC 2456 über Paderborn nach Hamm und von dort aus nach Wuppertal. Das ging dann immerhin glatt.
Um 20 Uhr war ich zurück in Wuppertal. So konnte ich mir dann den 328 zumindest in der Durchfahrt ansehen. Der kam dann auch pünktlich und leider auch mit einem richtigen Avmz 111 in der Mitte. Der wäre meiner gewesen, wenn denn alles glatt gegangen wäre.
Egal, in knapp einer Stunde würde mich ja jetzt der Nachtzug abholen. Das passierte dann auch so wie gewünscht, und es ging im CD-Schlafwagen Richtung Dresden. Es stellte sich allerdings einmal mehr heraus, dass das mit mir und Schlafen im Zug nicht so recht klappen mag. Hab so ziemlich jeden Halt mitbekommen, wenn auch den ein oder anderen im Dämmerschlaf. An den Tfs (zumindest bis Berlin) lag es jedenfalls nicht. Alles durchweg Nachtkomfortbremsungen


Ich setzte dann doch große Hoffnungen auf den MAV-Speisewagen im EC 171.
Aber erstmal hatte ich jetzt zwei Stunden in Dresden. Zu erst mal war natürlich ein Foto des Zuges dran.


371 002 im Hauptbahnhof von Dresden und ein Nachschuss auf "meinen" Schlafwagen, damit auch Christian mir glaubt, dass auf dem Zug ein CD-Schlafwagen eingesetzt wird.

Es folgte eine Fahrt mit der Straßenbahn in die Innenstadt. Herrlich so durch die fast wie ausgestorben wirkende Innenstadt zu laufen. Wenig später kam ich dann zur Elbe, wo dann erstmal Pause und Sonnen angesagt war.


Bevor noch mal Zeit für ein Bahnfoto war.

120 ??? mit der CNL aus Basel überquert die Elbe.
Danach dann zurück zum Hauptbahnhof, wo nach kurzer Zeit zu erst eine weiter Knödelpresse durch fuhr, bevor 101 066 ihre MAV-Wagen aus Berlin Gesundbrunnen brachte.


Nach dem Umspannen ging es dann mit rund 10 Minuten Verspätung los in Richtung Budapest. Über 800 Kilometer oder 9 Stunden Fahrt lagen nun vor mir.
Zugegeben, ich hab schon schönere Wageneinrichtungen gesehen. Aber egal.

Kurz vor der Ankunft in Prag ging ich schon mal nach vorn, um den Lokwechsel zu beobachten.

371 201 (die ex-180 001 der DB AG) ging vom Zug (übrigens bis hierhin mit deutschem Tf). Und 350 017 kam und brachte noch einen 1. Klasse-Wagen mit. Das war auch dringend nötig und auch ein weiterer 2. Klasse-Wagen hätte gewiss nicht geschadet, denn bis zur tschechisch-slowakischen Grenze sollte der Zug mit fast 100 %-Auslastung unterwegs sein.
Nach diesem Foto vom Lokwechsel wollte meine Kamera dann allerdings nicht mehr. Warum auch immer...
Die Fahrt führte nun zunächst durch wenig spektakuläre Landschaft über Kolin nach Pardubice. Und auch der Baustellenslalom blieb bestehen. Die weiter Strecke nach Brno war dafür um so ansehnlicher. Die Strecke führt windungsreich über die Böhmisch-Mährische Höhe. Ein guter Zeitpunkt um mal den Speisewagen zu gehen. Eine Portion Gulasch wäre mal was, denn der Magen knurrt mittlerweile ganz gut, mehr als das spärliche Frühstück aus dem Schlafwagen ist ja immer noch nicht drin. Aber ein Defekt an der Stromversorgung machte nur kalte Speisen möglich. Na ja, immerhin war die Platte mit echter ungarischer Salami lecker, nur satt wollte sie nicht machen.
Eine Stunde später ist Breclav erreicht und es steigen wieder Zöllner in den Zug und nach sechs Stunden Fahrt seit Dresden überquere ich nun die Grenze in die Slowakei. Und das Gefühl, dass mich schon seit Decin (nördlich von Prag) beschleicht, wird immer stärker: Hier ist die Eisenbahnwelt noch in Ordnung!
Jeder noch so kleine Bahnhof ist besetzt und jede Menge Streckenposten statt ESTW, im Zug herrscht internationales Flair, dem Personal merkt man an, dass es durchweg noch stolz auf seinen Job sind und auch die Abfertigungsrituale mit fünfmal Kelle heben etc. lassen einen glauben, man sei mindestens 20 Jahre in die Vergangenheit gereist. Die handgeschriebene Entwertung später in Ungarn gibt dann nochmal 20 Jahre gratis.

Durch weitgehend plattes Land geht es nun in schneller Fahrt über tausende Schienenstöße

Ermüdent werden dann erst die letzen rund 20 Minuten, die der Zug benötigt, um mit selten mehr als 40 km/h Budapest zu umrunden und in den Bahnhof Keleti einzufahren. Spätestens bei dem Anblick der tollen Bahnhofshalle fing ich an meine Kamera zu verfluchen... <_<
Um 18:30 stand ich nun vor dem Bahnhof und musste nur noch zum Hotel irgendwo in den Höhen von Buda (nicht Pest). Da ich nicht wirklich wusste, wo ich hin musste, nahm ich mir ein Taxi. Während der 5000 Forint teueren Fahrt bin ich ungefähr fünfmal gestorben. :blink:


Nachdem ich den Sonnenuntergang am Donauufer sitzend genossen hatte, fuhr ich dann im Combino (Linie 4) über die Donau zum Moskzva Ter und mit der Tram 59 zurück zum Hotel. Nach dem langen Tag hab ich nicht lange zum einschlafen gebraucht.

Am nächsten Morgen dann ein kurzes Frühstück und mit Tram und Metro wieder zum Bahnhof Keleti, wo der eigentliche Grund für meine Reise, der nur noch bis Dezember verkehrende EC 24 Budapest - Dortmund, bereits auf mich wartete um für planmäßig 13:31 h mein neues zu Hause zu sein. Bespannt war der Zug mit 1116 024, später in Wien würde 1116 015 das in Deutschland bekannte Sandwich komplett machen.
Pünktlich um 09:10 Uhr verließen wir das wunderschöne Budapest - wo ich jetzt unbedingt noch mal für länger hin will


Nach dem Grenzübergang dann eine weitere Premiere für mich. Außer in Tirol war ich noch nie in Österreich. Zügig ging es nun nach Wien und im dann rappelvollen Zug störungsfrei weiter über St.Pölten und Linz nach Passau. Jetzt endlich auch versüßt mit leckerem, warmem Essen im Speisewagen.


Ab Frankfurt wollte der Taurus erst nicht mehr so richtig. Aber mit 15 Minuten Verspätung ging es dann doch erfreulicher weise weiter, so dass ich um 22:50 Uhr Wuppertal Hbf und um 23:03 Uhr wieder Wuppertal-Oberbarmen erreichte. Nach 62 Stunden und 13 Minuten war ich wieder zu Hause.

Eine - um zur Überschrift zurück zu kommen - tolle Reise war es auf jeden Fall! Aber jetzt brauch ich erstmal ein paar Tage kein rollendes Rad mehr unterm Hintern.

Ich hoffe, der Bericht gefällt!
