Bahnstrecken in Frankreich

Alles rund um die Eisenbahnen außerhalb von Deutschland
KBS 855

Beitrag von KBS 855 »

Ich finde ja die Eisenbahn in Frankreich faszinierend, allerdings bekommt man hierzulande ja viel zu wenig davon zu lesen und sehen. Daher würde ich hier gerne mal alle versammeln die sich für die französische Eisenbahn interessieren und auch mal auf Strecken abseits der TGV-Verbindungen blicken, die ja dort leider zu kurz kommen.

Es gibt ja anscheinend viele Strecken die schon in den 30er Jahren eingestellt wurden und wo heute noch Gleise liegen, womit begründet sich das? Und vor allem, wieso wurde in Frankreich schon so früh angefangen, während bei uns erst ab den 50ern die große Einstellungswelle begann?
ChristianMUC

Beitrag von ChristianMUC »

Ein großes Problem waren die vielen recht großen Privatbahnen in der Zeit vor dem 2. Weltkrieg (u.a. PLM, NORD), die teilweise nicht oder nur sehr eingeschränkt miteinander kooperierten. Die damalige Staatsbahn (ETAT) war im Vergleich zu den Staatsbahnen recht schwach, da sie sich meistens nur aus den Strecken pleite gegangener, kleinerer Privatbahnen zusammensetzte. Stark war die ETAT nur Richtung Osten (Elsass, Lothringen) durch die Übernahme der Strecken nach dem 1. Weltkrieg. Nur gab es Richtung Osten (Deutschland, der damalige Erbfeind) kaum ein Verkehrsbedürfnis. Erst mit der Gründung der SNCF kurz vor dem 2. Weltkrieg wuchs das Netz zusammen und es konnten auch einige brach liegendene Querverbindungen reanimiert werden.
viafierretica
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Beitrag von viafierretica »

In Frankreich wurden ja auch schon in den dreissiger Jahren die meisten Strassenbahnen stillgelegt (z.B.Paris), also auch 20-30 Jahre vor uns . Das lag halt daran, dass Frankreich damals "fortschrittlicher" war und die 1000 Jahre, die de facto ja Stillstand bedeuteten, deutlich kürzer waren....Frankreich war Gewinner des ersten Weltkrieges und daher in den 20-eer-Jahren wirtschaftlich wesentlich weiter, während Deutschland erst die Kriegsfolgen beseitigen musste und den Stand vor dem ersten Welltkrieg wiederherstellen musste.
Und ausserdemm war halt dammals schon das Problem der dünn besiedelten Regionen - sobald das Auto einigermmassen wirtschaftlich war, war die teure Eisenbahn (Infratsruktur, Personal) schnell weg.

Übrigens habe ich mal in einem TER-Heft der Region Franche-Comté gelsen, dass der Zug-km rund 15 EUR kostet, also dopplet so viel als in Deutschland.....liegt sicher auch an den wenigen Zügen, die die Infrastruktur nutezn, und an den personalaufwänigem Betrieb (wesentlich stärkere Macht der Gewerkschaften).
Catracho
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Beitrag von Catracho »

KBS 855 @ 27 Jul 2007, 18:20 hat geschrieben: Es gibt ja anscheinend viele Strecken die schon in den 30er Jahren eingestellt wurden
Das ist leider wahr. Es gibt kaum ein Land in Europa in dem seit dem zweiten Weltkrieg (und zum Teil auch schon davor) so massiv Strecken stillgelegt worden sind wie in Frankreich. Die Gründe dafür sind ganz unterschiedlich, einige haben Christian und viaferretica ja auch schon angeprochen: in früheren Zeiten Konkurrenz verschiedener Bahnunternehmen untereinander, hohe Personal- und Netzkosten, geringe Bevölkerungsdichte und damit Nutzung, der große Erfolg des Autos, etc.. Das bisschen Netz was heute noch übrig ist wird kaum befahren und ist oft in einem katastrophalen Zustand. Auch wurde in Frankreich teils massiv (vor allem im Osten) zurückgebaut, sowohl in den Bahnhöfen als auch die Strecken selbst. Bis auf den Nahverkehr in der Region Paris und die TGVs kann man den Bahnverkehr in Frankreich heute leider größtenteils getrost vergessen. :(
Mfg
Catracho
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viafierretica
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Beitrag von viafierretica »

..
Bis auf den Nahverkehr in der Region Paris und die TGVs kann man den Bahnverkehr in Frankreich heute leider größtenteils getrost vergessen.
Das ist aus unserer Sicht so richtig, wo wir doch fast überall Stundentakt haben, und Bahnfahren in Frankreich will gut geplant sein. Schlimm sind die Fahrpläne, die auf den ersten Blick sehr umfangreich aussehen, aber der gleiche Zug z.T. 15 mal abgedruckt ist, mit so netten Fußnoten wie 14=fährt von 17.8. bis 21.8. an Di, Do, Fr, nicht aber am 16.8., 17.8, 18.8., aber auch am 22.8. .... (oder so ähnlich....) Ob der Zug dann tatsächlich fährt, kann man eigentlich nur online ermitteln, da man erst mal ale 15 Fußnoten für den einen Zug mit dem Kalender und Bleistift in der Hand durcharbeiten muss.
Wenn man aber aus Richtung Spanien kommt, so ist Frankreich eine Erholung, denn in Spanien ist´s noch viel schlimmer - außer dem AVE und den Cercanias ist der Nah- und Fernverkehr völlig unbrauchbar, und gedruckte Fahrpläne gibt´s überhaupt keine.....

Wobei man der Fairness halber sagen muss, dass sich auch in Frankreich die Regionalisierung allmählich positiv durchsetzt (wenn auch mit der SNCF als alleiniger Anbieter), und einige Regionen tatsächlich bemüht sind, einen brauchbaren Nahverkehr (der in Frankreich je durchaus Fernverkehrsqualität hat) anzubieten, z.B. das Elsass oder die Region Rhone-Alpes.
Aber so im Zentrum und Zentralmassiv sieht´s halt düster aus.....
ropix
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Beitrag von ropix »

Naja - im Zentrum gibts noch wesentlich weniger Potential also sontwo - hier im vergleichbaren Bayerischen Wald hat man einfach gar keine Bahnstrecken mehr. Alle stillgelegt.

Das mit den Fußnoten ist aber gar nicht so schlimm find ich - im Normalfall verkehrt der Zug - auch wenn er 6 mal im Fahrplan steht - entweder Montag bis Freitag zu Schulzeiten, Montag bis Freitag, immer oder nur am Wochenende. Sowas lässt sich doch eigentlich immer rausfinden. Außerdem gibts nette SNCF-Angestellte (nur echt mit 5 Minuten mehr pro Woche), die kann man im Zweifelsfalle auch fragen?
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Südostbayer
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Beitrag von Südostbayer »

ropix @ 30 Jul 2007, 11:10 hat geschrieben:Das mit den Fußnoten ist aber gar nicht so schlimm find ich - im Normalfall verkehrt der Zug - auch wenn er 6 mal im Fahrplan steht - entweder Montag bis Freitag zu Schulzeiten, Montag bis Freitag, immer oder nur am Wochenende.
Mit zunehmender Entfernung von Paris und-oder Elsaß werden meiner Erfahrung nach auch die Fußnoten komplizierter. Beispiel Regionalverkehr südlich von Montpellier, acht Fußnoten für etwa 15 Züge:

Bild

Es versteht sich von selbst, dass es natürlich zusätzlich noch die Unterscheidung "Montag bis Freitag zu Schulzeiten, Montag bis Freitag, immer oder nur am Wochenende" (mit weiterer Verzweigung an Samstagen) gibt.

ropix @ 30 Jul 2007, 11:10 hat geschrieben:Sowas lässt sich doch eigentlich immer rausfinden.
Sicher, aber für Gelegenheits- oder Spontanfahrer schon sehr kompliziert.
Elch
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Beitrag von Elch »

Also bei den SNCF verlasse ich mich lieber auf Online-als auf Printmedien, da bin ich schon zu oft reingefallen...... Und mal einen ganze Nacht im Zentralmassiv gestrandet..... Der Zug fuhr jeden Sonntag Abend, außer der Monag danach ist ein Feiertag.....
"Lächle, es könnte schlimmer kommen" Ich lächelte [...] und es kam schlimmer [...]
KBS 855

Beitrag von KBS 855 »

Wenn ich mir die Karten anschaue, so gibt es doch noch genug Bahnstrecken die größere bzw. wenigstens mittelgroße Städte miteinander verbinden, da würde sich doch ein Taktverkehr lohnen oder sehe ich das falsch?
Ich denke z. B. bei Bordeaux - Libourne - Bergerac könnte sich durchaus ein Taktverkehr lohnen...
viafierretica
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Beitrag von viafierretica »

Es gibt gerade mal erste zarte Pflänzchen von Taktfahrplan, z.B. Elsass, aber nicht mal Städte wie Marseille oder Bordeaux haben ein ihrer Grösse angemessenes Angebot an Vorortverkehr, von weiterreichenden Regionalverkehr zu schweigen. S-bahn (RER) gibt es nur in der IIle-de-France, selbbst Millionenstäte wie Mareille oder Lyon haben keine. Aber was nicht ist, kann ja noch werden, und der ÖV/SV geniesst immerhin politisch ein höheres Ansehen als in D.
Der Adler

Beitrag von Der Adler »

viafierretica @ 31 Jul 2007, 15:12 hat geschrieben:Es gibt gerade mal erste zarte Pflänzchen von Taktfahrplan, z.B. Elsass, aber nicht mal Städte wie Marseille oder Bordeaux haben ein ihrer Grösse angemessenes Angebot an Vorortverkehr, von weiterreichenden Regionalverkehr zu schweigen. S-bahn (RER) gibt es nur in der IIle-de-France, selbbst Millionenstäte wie Mareille oder Lyon haben keine. Aber was nicht ist, kann ja noch werden, und der ÖV/SV geniesst immerhin politisch ein höheres Ansehen als in D.
Strasbourg - Bâle zum Beispiel, da fährt der TER regelrecht im Takt, was das nicht heißt, daß jeder Zug an jedem Bahnhof hält.
ChristianMUC

Beitrag von ChristianMUC »

Zum Thema Ansehen des ÖPNV: man betrachte einmal die Entwicklung der Tram in Strasbourg. 1989 erste Planungen, 1994 Eröffnung des ersten Abschnitts, heute 31 km, bis zum Jahresende sollen es 53 km sein :) In Deutschland unvorstellbar.
Der Adler

Beitrag von Der Adler »

Ach ja, deswegen war eine Verlängerung der Straßanbahnlinie in Esplanade nach Baggersee, das von der künftigen Linie E bedient werden soll, in Bau. Beide Linien C und D werden künftig von Esplanade aus weiter nach Rudolphe Reuss und Aristide Briand fahren.

In Mulhouse soll einmal eine RegioTram geplant sein.
KBS 855

Beitrag von KBS 855 »

Der Adler @ 31 Jul 2007, 15:31 hat geschrieben: In Mulhouse soll einmal eine RegioTram geplant sein.
Welche Bahnlinien würden damit bedient werden? Die Strecken nach Belfort, Kruth, Sentheim, Guebwiller - sofern die letzten beiden noch existieren?

Im Elsass könnte man ja noch z. B. die Strecke Mulhouse - Müllheim mal anständig reaktivieren und einen durchgehenden Zugverkehr Freiburg - Mulhouse anbieten.

Wann und wieso wurde eigentlich Colmar - Neuf-Brisach eingestellt? Hier sollte man die Brücke nach Breisach wiederherstellen und einen Zug Freiburg - Colmar anbieten. Im zusammenwachsenden Europa wäre das durchaus sinnvoll und wünschenswert.

Ebenso wäre eine Reaktivierung Rastatt - Roeschwoog im Rahmen der Stadtbahn Karlsruhe gut, z. B. mit einer Linie Karlsruhe - Roeschwoog - Strasbourg bzw. Haguenau.

Über diese Verbindung könnte man auch eine Verbindungsstrecke zur NBS nach Paris bauen, um so Strasbourg zu umfahren. Wer nach Paris will, der braucht nicht unbedingt über Strasbourg fahren, dass auch so gut an Paris angebunden sein wird. Von Deutschland her kann man die Verbindungen, z. B. nach Karlsruhe, noch verbessern.
Wären aber Stuttgart und Karlsruhe in Frankreich, wäre eine Umfahrung Strasbourg längst geplant. Wie würde sich das eigentlich auf die Fahrzeit Stuttgart - Paris auswirken, ungefähr?
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Südostbayer
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Beitrag von Südostbayer »

KBS 855 @ 10 Aug 2007, 00:29 hat geschrieben:Wann und wieso wurde eigentlich Colmar - Neuf-Brisach eingestellt?
1969 (der Personenverkehr)

KBS 855 @ 10 Aug 2007, 00:29 hat geschrieben:Wären aber Stuttgart und Karlsruhe in Frankreich, wäre eine Umfahrung Strasbourg längst geplant. Wie würde sich das eigentlich auf die Fahrzeit Stuttgart - Paris auswirken, ungefähr?
In ERI 11/2006 ist ein Artikel zu dem Thema mit verschiedenen Fahrzeitvergleichen. Finde ich nur grade nicht...
Catracho
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Beitrag von Catracho »

Welche Bahnlinien würden damit bedient werden?
Laut meinen Infos (die allerdings schon ein paar Jahre alt sind) und der französischen Wikipedia nur die Strecke nach Kruth.
Sentheim, Guebwiller - sofern die letzten beiden noch existieren?
Die Strecke nach Guebwiller gibt es inzwischen gar nicht mehr. Die Linie nach Sentheim (ging ja sogar mal bis nach Sewen) existiert noch, wird sogar im Museumsverkehr befahren.
Im Elsass könnte man ja noch z. B. die Strecke Mulhouse - Müllheim mal anständig reaktivieren und einen durchgehenden Zugverkehr Freiburg - Mulhouse anbieten.
Da gibt es sogar eine ganz hoffnungsvolle Entwicklung. Siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Bahnstrecke_M...lheim–Mülhausen
Mfg
Catracho
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KBS 855

Beitrag von KBS 855 »

Laut meinen Infos (die allerdings schon ein paar Jahre alt sind) und der französischen Wikipedia nur die Strecke nach Kruth.
Da hätte ich mir jetzt schon mehr erwartet. Kann man da noch von Regio-Tram sprechen? Eine einzige Strecke, dabei wäre sicher Potential bei anderen Strecken da, wer weiß, vielleicht sogar nach Sentheim, wenn die Gleise eh noch liegen.

Und für die hoffnungsvolle Entwicklung Mulhouse - Müllheim hoffe ich doch dass die Hoffnung wahr wird. Am besten eben mit Direktzügen Mulhouse - Freiburg.
Der Adler

Beitrag von Der Adler »

Auf unserer Seite heißt das eigentlich RegioTram aber auf der frz. Seite nennt sich das TramTrain.

Wikipedia-Artikel

TramTrain in Mulhouse

Wer es auf französisch haben will bitte sehr: TramTrain auf französisch.

Um mich mit den beiden Seiten genauer zu befassen, fehlt mir leider die Zeit.
Catracho
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Beitrag von Catracho »

KBS 855 @ 10 Aug 2007, 13:42 hat geschrieben: Da hätte ich mir jetzt schon mehr erwartet. Kann man da noch von Regio-Tram sprechen? Eine einzige Strecke, dabei wäre sicher Potential bei anderen Strecken da, wer weiß, vielleicht sogar nach Sentheim, wenn die Gleise eh noch liegen.
Nun ja, natürlich ist es nur eine Strecke, aber ich bin geneigt zu sagen: besser als nichts. Allein die Tatsache dass Mulhouse nun wieder eine Straßenbahn hat ist sehr positiv anzusehen. Mit Sicherheit gibt es Potential für andere Strecken. Neben der Linie Kruth noch die von dir angesprochenen Strecken nach Sentheim (eventuell könnte man hier sogar die Trasse bis nach Sewen reaktivieren, ich weiß aber nicht ob das noch möglich ist), Guebwiller (eventuell gar verlängern bis nach Lautenbach), Wittenheim und Ensisheim (ehemalige Schmalspurstrecken), vielleicht sogar Müllheim, Basel und auch Neuf-Brisach. Wenn man möchte (und ich würde sagen auch das hätte Potential) könnte man sogar Colmar anbinden und dann auch noch die Strecken nach Metzeral und Breisach miteinbinden sowie die Linien nach Lapoutroie und Marckolsheim raktivieren. Aber das bleibt wohl leider nur ein Wunschtraum.
Mfg
Catracho
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Dave
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Beitrag von Dave »

Die Idee einer Stadtbahn ins Elsass unter Einbeziehung der stillgelegten Strecke Rastatt-Wintersdorf - Roppenheim klingt interessant, dürfte aber nicht so einfach zu realisieren sein. Eine Führung der Stadtbahnen bis Straßbourg halte ich aber für unsinnig. Es macht von den Fahrzeiten her keinen Sinn, solange Strecken mit der Stadtbahn zu erschließen, es sei denn man möchte regionale Verkehrsflüsse innerhalb des Elsass bedienen. Darüber würde ich mir aber keine Illusionen machen, eine Finanzierung eines Regionalstadtbahnbetriebs in dichtem Takt dürfte im Elsass politisch nicht umsetzbar sein. Des weiteren müsste die komplette Strecke Roppenheim - Straßbourg elektrifiziert werden.
Am realistischsten halte ich eine stündlich verkehrende Stadtbahnverbindung von Rastatt kommend über Roppenheim und Roeschwoog über nach Haguenau. Diese Streckenführung hat gegenüber allen anderen einen Vorteil: Es sind nur wenige Kilometer auf der Hauptstrecke Roeschwoog - Roppenheim zurückzulegen, danach zweigt sie auf eine heute stillgelegte Strecke nach Haguenau ab. Bei Betrieb mit Karlsruher Stadtbahnfahrzeugen stellt sich die Frage, mit welcher Stromart werden die strecken elektrifiziert. Deutsches Bahnstromsystem ist in Frankreich undenkbar. Neben diesem Stromsystem frisst die Stadtbahn nur noch 750 V Gleichstrom. Das ist eine internationale Straßenbahnspannung, welche von den Franzosen toleriert werden kann. Auf der Hauptstrecke in Richtung Frankreich wird (hoffentlich) irgendwann auch eine Strippe hängen, natürlich mit dem heutigen französischen Standard-Bahnstrom, also 25 kV 50 Hz. Wenn die Stadtbahn kommen soll, könnte man in einem einigermaßen kurzen Abschnitt Roppenheim - Roeschwoog eine teure Umschaltung installieren, oder man elektrifiziert das rechte Gleis mit Stadtbahnstrom, das linke mit französischem und fährt in dem kurzen Abschnitt jeweils eingleisig. Die Stadtbahn müsste das französisch elektrifizierte Gleis nicht mal queren, die Strecke nach Haguenau fädelt nämlich rechts aus und quert die Strecke nach Straßbourg mit einer Überführung.
Damit die Franzosen nicht beleidigt sind und der überörtliche Verkehr auch was davon hat, könnte die SNCF einen schnellen Regionalzug Straßbourg - Karlsruhe über diese Strecke führen, mindestens im Zweistundentakt. Sollte es die SNCF dann hin bekommen, Straßbourg - Lauterbourg (von mir aus auch Wörth) im regelmäßigen Zweistundentakt zu bedienen, wäre das für den SPNV im Nordelsass ja ein Quantensprung sondergleichen.

Viele Grüße aus Rastatt,

Dave
[font=Times]"Die Abwrackprämie soll die deutsche Wirtschaft ankurbeln. Von wegen. Warum die Prämie den Falschen hilft, viele Kunden foppt und zum Betrügen geradezu einlädt." Artikel Politik abgewrackt! auf taz.de[/font]
KBS 855

Beitrag von KBS 855 »

Der Vorschlag einer Stadtbahn Karlsruhe - Haguenau und eines RE Strasbourg - Karlsruhe sind gut. Und zur Stromversorgung: Man könnte einige Stadtbahnzüge doch theoretisch sicher auch noch mit 25kv/50Hz ausrüsten.

Was hier aber noch fehlt ist, dass man die Strecke auch als Umfahrung von Strasbourg nutzen sollte und eine kleine NBS-Verbindung ri. LGV Est legt und somit eine schnellere Verbindung Stuttgart/Karlsruhe - Paris schafft. Denn keiner der durchfahrenden Fahrgäste will Strasbourg sehen und man kann diese Stadt auch so gut anbinden. An Paris ist sie auch ohne die Züge aus Deutschland gut angebunden.
Über Strasbourg wäre ein TGV Frankfurt - Karlsruhe - Lyon interessant.
luc
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Beitrag von luc »

Ich würde auch eine Stadtbahn und TGV-Strecke Rastatt-Wintersdorf-Roeschwoog-Hagenau favoriseren, welche komplett mit deutschem Stromsystem elektrifiziert ist. Die Strecken [acronym title="RWRT: Wörth (Rhein) <Bf>"]RWRT[/acronym]-[acronym title="XFSTG: Strasbourg <Bf>"]XFSTG[/acronym] und [acronym title="RRA: Rastatt <Bf>"]RRA[/acronym]-Roeschwoog-[acronym title="XFHG: Haguenau <Bf>"]XFHG[/acronym] liegen übrigens, sofern noch vorhanden, nebeneinander. In Roeschwoog wird (wurde) die Strecke nach [acronym title="XFSTG: Strasbourg <Bf>"]XFSTG[/acronym] von der Strecke nach [acronym title="XFHG: Haguenau <Bf>"]XFHG[/acronym] per Brücke überquert, so dass eine "deutsche" Elektrifizierung für [acronym title="RRA: Rastatt <Bf>"]RRA[/acronym]-[acronym title="XFHG: Haguenau <Bf>"]XFHG[/acronym] eine französische Elektrifizierung [acronym title="RWRT: Wörth (Rhein) <Bf>"]RWRT[/acronym]-[acronym title="XFSTG: Strasbourg <Bf>"]XFSTG[/acronym] nicht stören würde.,
Catracho
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Beitrag von Catracho »

luc @ 10 Aug 2007, 22:00 hat geschrieben: Die Strecken [acronym title="RWRT: Wörth (Rhein) <Bf>"]RWRT[/acronym]-[acronym title="XFSTG: Strasbourg <Bf>"]XFSTG[/acronym] und [acronym title="RRA: Rastatt <Bf>"]RRA[/acronym]-Roeschwoog-[acronym title="XFHG: Haguenau <Bf>"]XFHG[/acronym] liegen übrigens, sofern noch vorhanden, nebeneinander.
Sie liegen noch nebeneinander. Zwischen Roeschwoog und Roppenheim ist die Trasse für vier Gleise vorhanden. Daher würden sich - wie du bereits ausgeführt hast - die Strecken nicht in die Quere kommen.
Mfg
Catracho
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Beitrag von Catracho »

Halte mich gerade im Elsass auf und hier werden momentan Ausbauarbeiten an der Bahnlinie Strassburg - Muelhausen durchgefuehrt. Konkret wird zwischen Fegersheim und Benfeld auf 18km Laenge ein drittes Gleis (teil auf der oestlichen, teils auf der westlichen Seite) verlegt, dies umfasst auch den Umbau einiger Bahnhhoefe entlang der Strecke.
Mfg
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Beitrag von danielamadeo »

ein schönes beispiel für den bedarfsgerechten zugverkehr stellt der tgv bahnhof champagne-ardennes da:

Da hält nachmittags zwischen 15 und 18 uhr kein zug, und busse fahren da auch nur ab, wenn ein tgv hält.
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Beitrag von Dave »

Catracho @ 11 Aug 2007, 00:04 hat geschrieben: Sie liegen noch nebeneinander. Zwischen Roeschwoog und Roppenheim ist die Trasse für vier Gleise vorhanden. Daher würden sich - wie du bereits ausgeführt hast - die Strecken nicht in die Quere kommen.
Wenn die Franzosen eine "deutsche" Elektrifizierung akzeptieren könnten, kann ich mich mit dieser Lösung auf jeden Fall anfreunden. von den ursprünglich vorhandenen vier Gleisen wusste ich nichts, macht die Sache ja nur besser.

Viele Grüße

Dave
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Beitrag von luc »

Dave @ 14 Sep 2007, 11:08 hat geschrieben: Wenn die Franzosen eine "deutsche" Elektrifizierung akzeptieren könnten, kann ich mich mit dieser Lösung auf jeden Fall anfreunden. von den ursprünglich vorhandenen vier Gleisen wusste ich nichts, macht die Sache ja nur besser.

Viele Grüße

Dave
Man könnte ja im Gegenzug den Franzosen ihr Stromsystem für Müllheim-Neuenburg und Lauterburg-Wörth zugestehen *träum*.
Der Adler

Beitrag von Der Adler »

luc @ 16 Sep 2007, 15:44 hat geschrieben:Man könnte ja im Gegenzug den Franzosen ihr Stromsystem für Müllheim-Neuenburg und Lauterburg-Wörth zugestehen *träum*.
Ein schöner Traum, nicht wahr? Das Problem allerdings ist es, daß die Strecke von Strasbourg nach Lauterbourg nicht elektrifiziert ist, um Deinen Traum mit einer Spannung von 25kV/50Hz auf der von Dir erwähnten deutschen Strecke zu verwirklichen. Ein weiteres Problem ist der Fahrplan selbst: Es geht um die Taktlage auf dt. und auf frz. Staatsgebiet. In Frankreich ist der Fahrplan auf wirtschaftlichkeit und Auslastung und in dt. auf Vertaktung ausgelegt, dazu kommen noch die Hindernisse mit dem Tarif: Wie wollen die Fahrgäste, die bereits ein Verbundfahrschein wie z.B. RegioX-Ticket des KVV oder div. Tageskarten der VRN und/oder KVV besitzen, im Zug eine verbilligte Fahrkarte (Pass Evasion) für das Wochenende und an den in Frankreich (bezugsweise im Elsaß) gesetzliche Feiertagen bekommen?

Im Elsaß erhält ein Einzelreisender für ein Département (Bas-Rhin* oder Haut-Rhin**) ein Pass Evasion zu einem Preis von 8,50 € und die Gruppen von 2 bis 5 Personen 16,50 €, sowie für ganz Elsaß solo für 13,50 € und Gruppen für 26,50 €. Solche Fahrkarten gibt es meines Wissens nicht im Zug, sondern lediglich in den Fahrkartenausgaben und am Automaten der SNCF. Mit dem Pass Evasion kann man sowohl im Elsaß als auch in einen von beiden Départements einen Tag lang am Samstag, Sonn- und Feiertagen kreuz und quer mit dem Zug fahren. Ein Kind bis 12 Jahren darf in der Begleitung eines Eltern bzw. eines Erwachsenen (Pass Evasion Individuel (also für Einzelreisende)) umsonst mitfahren. Mit dem Pass Evasion dürfen auch Basel (Bâle), Belfort und Sarrebourg angefahren werden.

* Niederrhein
** Hoch- bzw. Oberrhein
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Beitrag von FloSch »

Der Adler @ 16 Sep 2007, 19:47 hat geschrieben:Wie wollen die Fahrgäste, die bereits ein Verbundfahrschein wie z.B. RegioX-Ticket des KVV oder div. Tageskarten der VRN und/oder KVV besitzen, im Zug eine verbilligte Fahrkarte (Pass Evasion) für das Wochenende und an den in Frankreich (bezugsweise im Elsaß) gesetzliche Feiertagen bekommen?
Am besten gar nicht, solche Fahrkarten wie der Pass Evasion sind doch Teufelszeug wie Ländertickets und sollten sofort abgeschafft werden. :ph34r:
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Beitrag von Catracho »

Das Problem allerdings ist es, daß die Strecke von Strasbourg nach Lauterbourg nicht elektrifiziert ist, um Deinen Traum mit einer Spannung von 25kV/50Hz auf der von Dir erwähnten deutschen Strecke zu verwirklichen.
Das ist überhaupt kein Problem. Außerdem gehe ich davon aus dass luc weiß dass Strasbourg - Lauterbourg nicht elektrifiziert ist. Das war wohl eher nach dem Motto "wenn sie die Strecke irgendwann mal elektrifizieren warum dann nicht auch gleich bis Wörth".
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