»Das Auto macht uns total verrückt«

Alles was in den anderen Foren OFF-TOPIC wäre.
<br>Guinan freut sich auf Ihren Besuch.
Benutzeravatar
Boris Merath
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 16212
Registriert: 18 Nov 2002, 23:57
Wohnort: München

Beitrag von Boris Merath »

Es wäre schön wenn man mal ein Neubaugebiet bauen könnte, keine Autostraßen, keine Parkplätze, Tiefgaragen etc. vorsieht - nur am Rand einen Stattauto-Stellplatz. Ich denke der Bedarf wäre gar nicht so gering...
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
Benutzeravatar
Wildwechsel
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 6891
Registriert: 21 Jan 2003, 12:50
Wohnort: München

Beitrag von Wildwechsel »

In der Messestadt (1. Bauabschnitt) hat doch das Parkraumkonzept mit seinem rollierendem Stellplatzsystem und dem Stellplatzschlüssel von 0,8 schon nicht funktioniert. Dort musste durch den Bau von 2 Parkhäusern auf 1 Wohnung = 1 Stellplatz aufgestockt werden - leider.
Beste Grüße usw....
Christian


Die drei Grundsätze der öffentlichen Verwaltung in Bayern:
1. Des hamma no nia so gmacht
2. Wo kamat ma denn da hi
3. Da kannt ja a jeda kemma
Benutzeravatar
Boris Merath
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 16212
Registriert: 18 Nov 2002, 23:57
Wohnort: München

Beitrag von Boris Merath »

Wildwechsel @ 10 Feb 2008, 00:59 hat geschrieben: In der Messestadt (1. Bauabschnitt) hat doch das Parkraumkonzept mit seinem rollierendem Stellplatzsystem und dem Stellplatzschlüssel von 0,8 schon nicht funktioniert. Dort musste durch den Bau von 2 Parkhäusern auf 1 Wohnung = 1 Stellplatz aufgestockt werden - leider.
In ein Viertel in dem es gar keine Stellplätze gibt, gäbe es keine Parkplatzprobleme - da würden nur Leute hinziehen, die ohne Auto leben - und davon gibts sehr viele. Und ich denke der größte Teil der Nichtautofahrer fühlt sich von dem Verkehrswahnsinn gestört und würde daher ernsthaft überlegen in so ein Viertel zu ziehen. Man müsste es sich nur mal trauen.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
Oliver-BergamLaim
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 6816
Registriert: 26 Nov 2004, 22:15
Wohnort: München

Beitrag von Oliver-BergamLaim »

Rathgeber @ 6 Feb 2008, 23:01 hat geschrieben:Wohnst Du alleine?

Ich bestreite meinen Wochenendeinkauf mit Rucksack und max. zwei Tragetaschen und suche verschiedene Läden auf...
Ich kaufe großteils nur für mich alleine ein, allerdings nehme ich noch für die Oma schwerere Sachen wie z.B. Getränke, Mehl, oder mal ne Flasche Öl mit.
Da kommt bei einem "Großeinkauf", der die ganze Woche reichen muß, durchaus eine Menge zusammen, die ich mit 2 Leinentaschen und Rucksack nicht mehr erledigen könnte. Die Einkäufe gleichmäßig auf die Woche verteilen, sprich jeden Tag nach dem Büro noch schnell in den Supermarkt zu hetzen, ist für mich keine Option. Und an den Abenden, an denen ich bis nach 21 Uhr in Fortbildung gehe, auch gar nicht möglich. Werktag abends will ich einfach heim und einen vollen Kühlschrank vorfinden, ohne mich vorher mit anderen gehetzten Feierabendlern um die letzte Packung Toastbrot prügeln zu müssen. Die kleinen Mini-Supermärkte hier in Berg am Laim haben leider die unangenehme Eigenart, dass es ab spätestens 17 Uhr zum Glücksfall wird, noch Brot, Toastbrot, Milch oder bestimmtes Obst zu bekommen.
viafierretica @ 6 Feb 2008, 23:21 hat geschrieben:Wer in München zentral wohnt, muss nicht am Samstag den Kofferraum voll stopfen. Das kann man auf dem Nachhauseweg mitnehmen - wenn´s´denn noch Läden gibt.
Kommt drauf an, wie man sich ernährt. Für mich ist eine reichhaltige Auswahl an Fertiggerichten und Tiefkühlkost wichtig, um meinen abendlichen Speiseplan möglichst abwechslungsreich zu gestalten. Wenn ich da bei mir zum Edeka oder Rewe am Eck gehe, habe ich die Wahl zwischen den immer 5 gleichen verschiedenen Fertiggerichten meiner Lieblingsmarke. Wenn ich dagegen samstags mit dem Auto zum HIT fahre, kann ich unter knapp 15 Gerichten wählen. Ist mir halt wichtig, da ein wenig Abwechslung zu haben. Ne halbe Stunde selber kochen und dann die Sauerei in der Küche haben, ist nach einem 8-Stunden-Tag bzw. 11-Stunden-Tag bei Fortbildung einfach nicht mehr drin, was warmes möcht ich aber schon gerne.
Wenn man mir einen vernünftigen Supermarkt in die Siedlung bauen würde, würd ich die Sachen vielleicht auch mal aufm Nachhauseweg mitnehmen - so aber habe ich hier in Berg am Laim nur 4 kleine Supermärkten, die zwar bequem vor der Haustür liegen, aber allesamt die gleiche kümmerliche - nämlich gar keine - Auswahl bieten.
Boris Merath @ 6 Feb 2008, 23:48 hat geschrieben:Wo in München isses nicht mehr möglich ohne Auto einzukaufen?
viafierretica hat schon Beispiele genannt, Daglfing und Waldperlach etwa. Gilt auch für Waldtrudering, die Gartenstadt Trudering, für das Waldfriedhofviertel und für Menzing. Da gibt's an den Hauptstraßen zwar hier und da nen Supermarkt, aber wenn man irgendwo hinten in den Wohnstraßen wohnt, kann man's ohne Auto vergessen.
In dichter besiedelten Stadtteilen wie Berg am Laim und Ramersdorf mag man zwar ohne Auto einkaufen können, die Frage ist aber, wie. Hier gibt es nunmal nur flächenmäßig winzige Supermärkte, die jeglichen Anspruch an Auswahl oder Vielfalt vergessen lassen. Will ich wirklich immer die 5 gleichen Sorten Tiefkühlpizza essen, wenn es woanders 20 gibt? Muß jeder für sich selbst wissen. Ich jedenfalls brauche die Abwechslung.
Benutzeravatar
glemsexpress
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2496
Registriert: 03 Nov 2005, 22:25
Wohnort: Ludwigsburg

Beitrag von glemsexpress »

Wie Autofreies ohnen (oder zumindest Stellplatzfreies Wohnen) funktioniert zeigt die Stadt Freiburg mit ihren Stadtteil Vauban.

Und dieser Stadtteil ist schon jetzt ein internationales Vorbild.
Hot Doc
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 8078
Registriert: 29 Sep 2007, 14:01

Beitrag von Hot Doc »

elba @ 9 Feb 2008, 20:24 hat geschrieben:
Hot Doc @ 9 Feb 2008, 19:19 hat geschrieben:

Ich würde sofort mein Auto wieder abgeben, wenn es
1. der öffenliche Verkehr ein besseres Angebot hätte,
2. es mehr Geschäfte im fussläufigen Bereich gäbe und
3. dieser fußläufige Bereich auch wirklich Fussgängerfreundlich wäre.
Also das klingt doch ein bißchen wie Sätze der Art "ich würde ja auch mit der Bahn, wenn ...", die ich sehr häufig höre. Mein Eindruck ist, dass viele Leute lieber nach Entschuldigungen für ihr jeweiliges Verhalten suchen, anstatt mal zu überlegen, ob man es ändern könnte. Forderungen ans Umfeld zu stellen, ist halt einfach. D.h. nicht, daß Umfeldänderungen nicht wichtig wären. Aber anfangen muß jeder bei sich selber. Wenn das mal mehr Leute beherzigen würden, hätten wir ein paar Probleme weniger und die Umfeldänderungen kämen von alleine, da du dann mit deinen 3 Forderungen Teil einer sehr großen Mehrheit wärest.

Edmund
Genau dieses "ich würde ja auch mit der Bahn, wenn ..." ist aus meiner Sicht leider die Realität. So geht es vielen Menschen (auch mir) leider viel zu häufig.
Aber ich versuche nicht nur Vorderungen zu stellen, sondern selber etwas in die Richtung zu bewegen. Auch wenn mir klar ist, dass ich selbst nur wenig ausrichten kann, versuche ich dennoch bestimmten Gruppen zu helfen für eine bessere autofreie(re) Welt zu kämpfen. (In München: Green City, in Dresden: Welterbe Erhalten)
Denn meine Überzeugung ist, dass man nicht die ganze Welt auf den Kopf stellen muss. Ein wenig nachjustieren reicht völlig aus, um den Anteil des PKW-Verkehres am Gesamtverkehr zu verringern, einfach in dem man andere Möglichkeiten attraktiver macht...

@glemsexpress: DANKE für das schöne Beispiel.
Benutzeravatar
josuav
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3523
Registriert: 20 Dez 2006, 19:20
Wohnort: Moosburg

Beitrag von josuav »

glemsexpress @ 10 Feb 2008, 11:20 hat geschrieben: Wie Autofreies ohnen (oder zumindest Stellplatzfreies Wohnen) funktioniert zeigt die Stadt Freiburg mit ihren Stadtteil Vauban.

Und dieser Stadtteil ist schon jetzt ein internationales Vorbild.
Wird das mal in München umgesetzt? Find ich super! :)
Hot Doc
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 8078
Registriert: 29 Sep 2007, 14:01

Beitrag von Hot Doc »

Naja, sie haben es ja beim der Messestadt versucht, aber mal wieder nur halbherzig angegangen.
Daher auch nur beischeidenen Erfolg gehabt.
Benutzeravatar
FloSch
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4621
Registriert: 28 Mär 2003, 11:30
Wohnort: München
Kontaktdaten:

Beitrag von FloSch »

josuav @ 10 Feb 2008, 13:50 hat geschrieben: Wird das mal in München umgesetzt? Find ich super!  :)
Das städtebauliche Experiment wurde in München z.B. im Olympischen Dorf und in Neuperlach gemacht. Im Olydorf siehst du oberirdisch kein Auto, ebenso innerhalb des Wohnrings in Neuperlach (zumindest fast, es stimmt nicht ganz).

Der Grundgedanke, Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Verkehr räumlich zu trennen, ist in der modernen Stadtplanung mindestens seit der Charta von Athen gegenwärtig, konnte aber bisher nur in wenigen Mustersiedlungen erfolgreich umgesetzt werden. Sowohl im Olydorf als auch in Neuperlach sind die Ansätze davon mehr oder weniger deutlich zu erkennen.
Ob diese Trennung nun so eindeutig sinnvoll ist, steht allerdings auf einem ganz anderen Blatt.
Bild
Mastodon: muenchen.social/@ubahn | Instagram: @muenchnerubahn
Benutzeravatar
Boris Merath
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 16212
Registriert: 18 Nov 2002, 23:57
Wohnort: München

Beitrag von Boris Merath »

FloSch @ 10 Feb 2008, 14:34 hat geschrieben: Das städtebauliche Experiment wurde in München z.B. im Olympischen Dorf und in Neuperlach gemacht. Im Olydorf siehst du oberirdisch kein Auto, ebenso innerhalb des Wohnrings in Neuperlach (zumindest fast, es stimmt nicht ganz).
Das waren aber andere Ansätze. Dort wurde nicht vollständig auf das Auto verzichtet, sondern nur etwas versteckt. Gegenüber den Altbauvierteln ein enormer Vorteil, grade das Olympische Dorf finde ich da sehr gut gelungen - dennoch, ein autofreies Viertel ist für mich nur autofrei, wenn es gar keinen Autoverkehr hat, auch nicht unterirdisch.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
Benutzeravatar
Boris Merath
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 16212
Registriert: 18 Nov 2002, 23:57
Wohnort: München

Beitrag von Boris Merath »

Hot Doc @ 10 Feb 2008, 13:57 hat geschrieben: Naja, sie haben es ja beim der Messestadt versucht, aber mal wieder nur halbherzig angegangen.
Daher auch nur beischeidenen Erfolg gehabt.
Bei der Messestadt war das aber meines Wissens nach nur ein recht kleiner Teil aus wenigen Häusern, oder irre ich?
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
Hot Doc
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 8078
Registriert: 29 Sep 2007, 14:01

Beitrag von Hot Doc »

Boris Merath @ 10 Feb 2008, 14:52 hat geschrieben:
Hot Doc @ 10 Feb 2008, 13:57 hat geschrieben: Naja, sie haben es ja beim der Messestadt versucht, aber mal wieder nur halbherzig angegangen.
Daher auch nur beischeidenen Erfolg gehabt.
Bei der Messestadt war das aber meines Wissens nach nur ein recht kleiner Teil aus wenigen Häusern, oder irre ich?
Das stimmt, das war nur ein Teil der Messestadt. Daher ist es kaum verwunderlich, dass das Konzept nicht richtig verwirklicht werden konnte, wenn man einigen wenigen den Verzicht auf das Auto nahelegt und direkt daneben weitergefahren wird wie überall.
Rathgeber
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 5438
Registriert: 01 Jan 2003, 23:01
Wohnort: Unter der Bavaria
Kontaktdaten:

Beitrag von Rathgeber »

glemsexpress @ 10 Feb 2008, 11:20 hat geschrieben:Wie Autofreies ohnen (oder zumindest Stellplatzfreies Wohnen) funktioniert zeigt die Stadt Freiburg mit ihren Stadtteil Vauban.
Das funktioniert aber auch nur, weil sehr schnell ein leistungsfähiger ÖPNV (Stadtbahnlinie 3) angeboten wurde, der auch nur zustandekam, weil es dafür noch zusätzliche Mittel gab.

Und Wikipedia sagt auch:
Der Autofreiverein vermutet, dass ca. 10 - 15% der erwachsenen Bewohner des Quartiers versuchen, die Autofrei-Regelungen durch Anmeldungen von eigenen Autos auf andere, nicht im Quartier wohnende Personen oder anderweitig zu umgehen.
Benutzeravatar
TramPolin
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 12132
Registriert: 17 Feb 2007, 18:29
Wohnort: Hoch über den Dächern, mit einem anderen Blick auf unser Millionendörfchen (197, N45)
Kontaktdaten:

Beitrag von TramPolin »

Hot Doc @ 10 Feb 2008, 15:11 hat geschrieben: Das stimmt, das war nur ein Teil der Messestadt. Daher ist es kaum verwunderlich, dass das Konzept nicht richtig verwirklicht werden konnte, wenn man einigen wenigen den Verzicht auf das Auto nahelegt und direkt daneben weitergefahren wird wie überall.
Ich war zwar schon eine Zeit lang nicht mehr in der Messestadt, aber ich glaube, die Versorgung ist recht schlecht. Außer den Arcaden gibt es meines Wissens nicht viel oder gar nichts, sodass die Leute mit dem Auto zu den Arcaden oder zu einem Groß-Supermarkt/Discounter fahren, denn fußläufig ist das Gebiet soweit ich weiß unterversorgt.

Ich kann mich erinnern, dass die Leute in einem Artikel in einer Stadtteilzeitung (wortbeschönigend für "Werbeblatt") vor kurzem einen eigenen Discounter für die Messestadt gefordert haben.

Fehlende Einkaufsmöglichkeiten vor der Haustüre fördern ja auch nicht gerade das autofreie Wohnen. Und viele Häuser sind ziemlich weit weg von den Arcaden.

(In Neuperlach steht alle paar Meter so ein Discounter - Aldi, Penny, Lidl, von jedem gleich mehrere, wodurch eine Überversorgung eingetreten ist. Einkaufen kann man daher dort zu Fuß entsprechend gut).
viafierretica
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2402
Registriert: 12 Jun 2004, 23:40

Beitrag von viafierretica »

Messestadt: das war ja sicher nett gemeint, aber falsch geplant. Es ist dann noch ziemlich doof, die autofreie Siedlung möglichst weit weg vom U-Bahnhof zu legen. Ein 15-Minütiger Fußmarsch ist zwar gesund, aber nicht jedermanns sache......wenn autofrei, dann sollte es schon direkt an U-Bahnhöfen oder Punkten mit guter ÖV-Anbindung liegen. Und dann eben wirklich dicht und mit fußläufigen Strukturen, wie in Vauban, und nicht doch Straßen mit (zu wenig) Parkplätzen.
Rohrbacher
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 14684
Registriert: 10 Apr 2006, 23:21
Wohnort: ja

Beitrag von Rohrbacher »

Stadtteilzeitung (wortbeschönigend für "Werbeblatt")
Wer soll sowas denn sonst finanzieren oder kostet das Ding bei euch was?

Nochwas zu den Supermärkten: Wir hatten mal einen eher kleinen Sparmarkt mitten im Ort, wo fast jeder zu Fuß wunderbar hingekommen ist, der Laden hatte auch nur ein paar Parkplätze davor. Dieser Laden hat etwa nach längerem Dahinsiechen wohl 1999-2000 zugemacht, als Penny und Edeka im Gewerbegebiet (direkt an der Kreisstraße Pfaffenhofen - Geisenfeld, neben Getränkemarkt, Bäcker, Tankstelle und anderen) aufgemacht haben bzw. schon einige Jahre davor der monströse Eurospar bzw. jetzt Kaufland in Pfaffenhofen direkt neben zig Baumärkten an der Joseph-Fraunhofer-Straße, also der B13! Der Inhaber des Sparmarkt hat mal vorgerechnet, warum diese neuen Läden alle so autofreundlich aufgebaut und gelegen sind: Ein Fußkunde kauft wohl im Schnitt für 20 Euro ein, der Autokunde für 65 Euro. Sicher, der Fußkunde kommt vielleicht doppelt so oft, überlegt sich aber nicht, ob er aus Platz- oder Gewichtsgründen das eine oder andere nicht kauft oder nur weniger davon.
Der Autofreiverein vermutet, dass ca. 10 - 15% der erwachsenen Bewohner des Quartiers versuchen, die Autofrei-Regelungen durch Anmeldungen von eigenen Autos auf andere, nicht im Quartier wohnende Personen oder anderweitig zu umgehen.
Geht auch eins der beliebten Leasingfahrzeuge, die mittlerweile das "eigene" Auto immer mehr verdrängen. Ich kenn' einige, die sich den Stress mit dem Eigentum sparen und Autos wie Handys mit Vertrag und Laufzeit ordern... Wer wirklich ohne Auto leben will, sollte nach Helgoland ziehen, da geht's ohne lange Fußwege und sogar ohne ÖPNV. Es kann kein Zufall sein, dass auf Helgoland so 'ne gute Luft ist. :lol:

Probleme mit Autoverkehr sehe ich nur da, wo zu viele Autos auf zu wenig Platz fahren und stehen wollen. Bei mir vor'm Haus kannst du auch ohne Verbot für "Durchgangsverkehr" oder sowas wunderbar mitten auf der Fahrbahn stehen und mit'm Nachbarn reden ohne Angst, dass dich einer umfährt. Gehen wir in die Stadt, dann kommen die Probleme auch in "Wohnstraßen" doch genau daher, dass da die Leute nicht nur enger neben- sondern auch stärker übereinander wohnen, also zu viele Leute und daher Autos auf einmal. Dieses ist meiner Meinung nach einer der ganz normalen Effekte des Stadtlebens, genauso wie die im Gegensatz zum Land deutlich beengtere Wohnsituation.

Nehmen wir mal an, das Auto ist nicht der Mittelpunkt des Lebens einer Person, die "auf's Land" zieht, warum tut diese Person es? Auf den ersten Blick hat es doch nur Nachteile: Längere Wege (z.B. Schulen, Einkaufen, Reisen), meist schlechtere Infrastruktur* (Telekommunikation, Abwasser, Straßendichte-/Qualität), weniger kulturelle Angebote (Restaurants, Theater, Kino, Museum), oft geringeres Sicherheitsgefühl (weniger Leute, abgelegene unbeleuchtete Wege, nächste Polizeidienststelle in 10 oder 20 km)... Was wollen die ganzen Leute (wie ich), die in Gemeinden wie Rohrbach grad in den letzten 20 Jahren die Einwohnerzahlen ganz ohne Statistikänderungen stark haben ansteigen lassen? Nur mal als Lektüre, aus der "Begrüßungsschrift", die wir vor 11 Jahren bekommen haben:

1840: 412 Einwohner
1900: 600 Einwohner
1939: 843 Einwohner
1946: 1045 Einwohner
1950: 1155 Einwohner
1960: 1210 Einwohner
1970: 1621 Einwohner
1970: 2983 Einwohner (nach der Gebietsreform, also inkl. Eingliederung von umliegenden Ortschaften bis 1978!)
1978: 3140 Einwohner
1987: 3461 Einwohner
1991: 3820 Einwohner
2000: 5089 Einwohner
2007: 5562 Einwohner

Alle meine Nachbarn inklusive mir, wir bilden hier so 'ne Art Parallelgesellschaft aus Leuten mit "Migrationshintergrund". Was wollen die eigentlich alle hier? Sind's die billigeren Wohnkosten und dennoch größeren Wohnungen und Häuser mit deutlich größeren Gärten, der geringere Lärm, das soziale Umfeld, ist es die gute Küche im Gasthof Zeidlmeier, ist es der "wunderschöne" Bahnhof, die schönere und grünere Aussicht (okay, vor 10 Jahren war sie vor meinem Fenster noch deutlich schöner), das allgemein schönere Umfeld um Kinder großzuziehen oder ist es einfach die Tatsache, dass hier der Mensch noch besser und ungestörter Autofahren kann/muss?

*DSL oder Abwasserkanäle gibt's auf vielen Dörfern bis heute nicht und wer mal richtig schlechte mehrfach geflickte holprige Straßen mit tiefen Löchern sehen will, muss unbedingt mal ins schöne Eschelbach, das gehört zum Markt Wolnzach und liegt 1 km östlich der KBS 901/990 etwa bei Kilometer 57, leider kein Haltepunkt bzw. einen Hügel von der Autobahn A9/Dreieck Holledau entfernt, leider keine Ausfahrt am Ort. Der Abwasserkanal liegt zwar schon 'ne Zeit lang drin, die Straße obendrauf mal gescheit zu flicken oder gar Gehwege anzulegen, och nö... *fg*
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9526
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

Boris Merath @ 10 Feb 2008, 00:51 hat geschrieben:Es wäre schön wenn man mal ein Neubaugebiet bauen könnte, keine Autostraßen, keine Parkplätze, Tiefgaragen etc. vorsieht - nur am Rand einen Stattauto-Stellplatz. Ich denke der Bedarf wäre gar nicht so gering...
Beispiele mit zumindest stark reduziertem Verkehr gibt es sicher viele. Ich wohne in einem Stadtviertel, das überwiegend aus fußläufigen Bereichen besteht. Glücklicherweise ist dieses Gebiet aber durch befahrbare Straßen soweit erschlossen, dass jeder sein Haus auf recht kurzem Weg erreichen kann. Diese Straßen sind ausnahmslos Sackgassen, so dass sich auch kein Durchgangsverkehr verirren kann. Zudem handelt es sich um 30 Km/h Zonen und so genannte Spielstraßen, auf denen nur Schrittgeschwindigkeit erlaubt ist. An der Zubringerstraße befinden sich Lärmschutzwälle, obwohl diese Straße auch nur mit 50 Km/h befahren werden darf und auch wenig Verkehr aufweist. Jedes Haus hat ein oder mehrere Stellflächen oder Garagen. Darüber hinaus sind genügend öffentliche Stellplätze (für Besucher) vorhanden. Zwei Supermärkte, eine Apotheke, mehrere kleine Geschäfte, Bank, Kneipe Ärzte in zu Fuß erreichbarer Nähe. Selbstverständlich auch Schule und Kindergarten. Eine S-Bahn und eine Buslinie verbinden den Stadtteil mit dem Rest der Welt. Weiterhin besteht eine gute Autobahnanbindung.

Ein weiterer Pluspunkt: Nach wenigen Schritten bin im Naturschutzgebiet.

Dieser Stadtteil besteht sein 1980!

Ein solcher Kompromiss stellt alle Bedürfnisse zufrieden. Kein (oder zumindest sehr wenig) Lärm und Dreck, Versorgung in fußläufiger Nähe, Öffentlichen Personennahverkehr und bei Bedarf das Auto vor der Türe.

Alle anderen Projekte, die einen vollständigen und vertraglich abgesicherten Verzicht auf das Auto vorsehen, sind Krampf. Man kann auch sagen:

Wo der Mensch mit dem Auto nicht hinkommt, hat er nichts zu suchen <_<
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Benutzeravatar
Boris Merath
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 16212
Registriert: 18 Nov 2002, 23:57
Wohnort: München

Beitrag von Boris Merath »

Autobahn @ 10 Feb 2008, 17:08 hat geschrieben: Alle anderen Projekte, die einen vollständigen und vertraglich abgesicherten Verzicht auf das Auto vorsehen, sind Krampf. Man kann auch sagen:

Wo der Mensch mit dem Auto nicht hinkommt, hat er nichts zu suchen <_<
Wieso? Ich wette, es gibt in München hunderttausende überzeugte Nicht-Autofahrer, die sich über die Blechlawinen (sowohl fahrender als auch stehender Art) ärgern. Warum sollten diese Leute nicht das Recht haben in einem für sie geeigneten Umfeld zu wohnen? Dass man der Meinung ist ein Stadtviertel ohne Schrottdeponie vor der Haustür geht nicht liegt doch nur daran dass mans nihct gewohnt ist. UNd wer auf sein Auto nicht verzichten zu können meint der hat da einfach nicht hinzuziehen - wo ist das Problem?

Die Probleme in Freiburg, die da geschildert sind, liegen ja auch nur daran dass manche Leute einerseits die Vorteile des autofreien Stadtteils genießen möchten, andererseits selber aber nicht verzichten wollen.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9526
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

@ Rohrbacher
Hab' ich grad vorhin gemacht... statt vier waren's mal wieder sieben Stunden von Haustür zu Haustür, trotz tollem "IRE Sprinter".
Das sind bei 400 Km immerhin stolze 57 Km/h. Mehdorn weis, warum er bei dieser Entfernung den Flieger nimmt :D . Aber es geht noch besser. Für die 40 Km zum Sonntagsbesuch hätte ich heute 2 Stunden gebraucht. Das sind 20 Km/h :( :blink: Und zurück noch mal das gleiche.
……… oder hat eh Probleme mit der Fahrprüfung oder der MPU... 
Möglich wäre das. Anders kann ich mir die tiefe Abneigung und Kompromisslosigkeit auch kaum erklären.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9526
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

Boris Merath @ 10 Feb 2008, 17:16 hat geschrieben:......- wo ist das Problem?
Das Problem liegt darin, dass viele, die jetzt lauthals gegen das Auto wettern, bereits vor Einzug von den dortigen Verhältnissen wussten. Da kann ich auch in eine Disco gehen und verlangen, die Musik abzustellen.
Boris Merath @ 10 Feb 2008, 17:16 hat geschrieben:Die Probleme in Freiburg, die da geschildert sind, liegen ja auch nur daran dass manche Leute einerseits die Vorteile des autofreien Stadtteils genießen möchten, andererseits selber aber nicht verzichten wollen.
Ich habe keine Probleme in Freiburg geschildert. Welche Problem in Freiburg meinst Du? Dass die Leute ihre Autos auf Andere zulassen, um Geld zu sparen? (laut Wiki) Ist sicher nicht korrekt, aber das Projekt verbietet ja nicht grundsätzlich den Besitz und die Nutzung von Autos. Dieses Projekt habe ich auch gar nicht gemeint. Dort würde ich auch noch wohnen wollen. Ich meinte damit Projekte, wo bei Besitz oder Nutzung des Autos (ausgenommen Car-Sharing in Sonderfällen) die Kündigung der Wohnung droht.

z.B.:
http://www.verkehrswende-muenster.de/wohneohne.htm
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Benutzeravatar
Südostbayer
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2161
Registriert: 15 Jul 2003, 13:28
Wohnort: nahe Mühldorf

Beitrag von Südostbayer »

Autobahn @ 6 Feb 2008, 21:53 hat geschrieben:Tatsache ist, dass die Städte mit der Industrialisierung wuchsen. Der Trend, auf „dem Land“ zu wohnen, aber in der Stadt zu arbeiten, kam erst Mitte der 1970er Jahre auf.
Nein, dieser Trend kam weit früher auf, nämlich praktisch sobald es durch die Eisenbahn (!) möglich war. Die Massenmotorisierung, die im übrigen schon vor den 1970er-Jahren begonnen hat, verstärkte das nur.

Autobahn @ 6 Feb 2008, 21:53 hat geschrieben:Die „Laufentfernung“ zum Arbeitsplatz wird aber dennoch kaum realisierbar sein. Das wäre dann, wenn der Schuster oder Schmied, (überspitzt ausgedrückt) neben den Leisten oder dem Amboss schläft. Ich glaube kaum, dass Du als Mitarbeiter eines Stahlproduzenten direkt neben dem Hochofen wohnen möchtest.
Bis ins frühe 20. Jahrhundert war das oft völlig üblich. Dass niemand zur "Lebenqualität" dieser Städte, in denen produzierendes Gewerbe (und oft auch Viehhaltung) auf engstem Raum mit einer heute unüblichen Bevölkerungsdichte verflochten war, zurück will, ist klar. Warum das aber bedeuten muß, dass "Laufentfernung" zu einem Arbeitsplatz generell "kaum realisierbar" ist, leuchtet mir nicht ganz ein. Eine Mischung aus Wohn-, Einzelhandels- und Büronutzung muß ja nicht schlechter funktionieren als eine strenge Abgrenzung dieser Bereiche, ganz im Gegenteil.

Rohrbacher @ 9 Feb 2008, 18:31 hat geschrieben:Sorry, die eine oder andere Seite ist beim Thema Auto irgendwie ziemlich religiös fanatisch. Und ein Teil der Anti-Autofraktion nervt mich im Gegensatz zu den meisten Autoküssern durch ihre ständigen teils sehr unsachlichen und unbrauchbaren Missionierungsversuche doch deutlich mehr, vieles klingt nach: "Ich brauch' kein Auto, dann brauchst du gefälligst auch keins!"
Du selbst bist allerdings einer der größten Dogmatiker der anderen Fraktion. Ausgehend davon, dass es für Dich sinnvoll ist, ein Auto zu haben und zu nutzen, hast Du eine gewisse Tendenz, diese Sichtweise analog auf jeden anderen zu übertragen (á la "Wer wirklich ohne Auto leben will, sollte nach Helgoland ziehen"). Und das schreibe ich als Autonutzer.

Rohrbacher @ 9 Feb 2008, 21:47 hat geschrieben:Bis auf den Fahrer kann man ja auch im Auto lesen.
Ich kann's nur bei ruhiger Fahrt (Autobahn mit wenig Verkehr). Und ich kenne niemanden, der regelmäßig während Autofahrten liest, während mir das unter Bahnnutzern doch eine übliche Beschäftigung zu sein scheint...

Rohrbacher @ 10 Feb 2008, 16:51 hat geschrieben:Probleme mit Autoverkehr sehe ich nur da, wo zu viele Autos auf zu wenig Platz fahren und stehen wollen.
Du hältst die Tendenz zu zunehmenden Entfernungen zwischen Wohn- und Arbeitsplatz, und die Tatsache, dass das auch noch staatlich subventioniert wird, also für sinnvoll und gut?
Sausebahner_FFM
Tripel-Ass
Beiträge: 205
Registriert: 17 Nov 2002, 18:43

Beitrag von Sausebahner_FFM »

Autobahn @ 10 Feb 2008, 17:26 hat geschrieben: …… oder hat eh Probleme mit der Fahrprüfung oder der MPU...

Möglich wäre das. Anders kann ich mir die tiefe Abneigung und Kompromisslosigkeit auch kaum erklären.
Klar. Wer kein Auto hat, ist entweder zu arm sich eins zu leisten, zu blöd die Führerscheinprüfung zu bestehen oder hat seinen Lappen wegen Alkohol- und Drogenkonsum abgenommen bekommen.
Ebensogut kann ich behaupten, jeder (männliche) Autofahrer habe Potenzprobleme und kompensiere mit den PS unter der Motorhaube was ihm in der Hose fehle. :P

Überzeugt autofreier Gruß ins Forum
Auer Trambahner
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 10834
Registriert: 04 Mai 2005, 08:58
Wohnort: Drunt in da greana Au
Kontaktdaten:

Beitrag von Auer Trambahner »

Rohrbacher @ 9 Feb 2008, 18:31 hat geschrieben:
Das war ein Rover 827, 2,7L Hubraum mit 169PS und Automatik, größe ca. Mercedes E.
Auf der Autobahn sind bei 120 auch "nur" ca. 12 verbrauch dringewesen.
Ah... Und dann jammerst du wegen der Kosten?^^
Mei, es war beim Kauf nicht so wirklich abzuschätzen.
Aber der Verbrauch hatte auch sein gutes, ich bin einfach weniger gefahren.
Der mit dem Ölkännchen tanzt!
elba

Beitrag von elba »

Autobahn @ 10 Feb 2008, 17:26 hat geschrieben: Möglich wäre das. Anders kann ich mir die tiefe Abneigung und Kompromisslosigkeit auch kaum erklären.
Hoffentlich wirst du oder jemand dir nahestendes nie Opfer eines fatalen Autounfall, oder schuld daran. Es gibt allein in Deutschland einige Tausend Gründe für eine gewisse Kompromißlosigkeit.
Hot Doc
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 8078
Registriert: 29 Sep 2007, 14:01

Beitrag von Hot Doc »

Sausebahner_FFM @ 10 Feb 2008, 18:54 hat geschrieben: Ebensogut kann ich behaupten, jeder (männliche) Autofahrer habe Potenzprobleme und kompensiere mit den PS unter der Motorhaube was ihm in der Hose fehle. :P

Überzeugt autofreier Gruß ins Forum
Gut das mein kleines Gefährt nur 54 PS hat...
-_-
Rohrbacher
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 14684
Registriert: 10 Apr 2006, 23:21
Wohnort: ja

Beitrag von Rohrbacher »

Wieso? Ich wette, es gibt in München hunderttausende überzeugte Nicht-Autofahrer, die sich über die Blechlawinen (sowohl fahrender als auch stehender Art) ärgern. Warum sollten diese Leute nicht das Recht haben in einem für sie geeigneten Umfeld zu wohnen? Dass man der Meinung ist ein Stadtviertel ohne Schrottdeponie vor der Haustür geht nicht liegt doch nur daran dass mans nihct gewohnt ist. UNd wer auf sein Auto nicht verzichten zu können meint der hat da einfach nicht hinzuziehen - wo ist das Problem?
Ich sehe auch kein Problem. Wer nimmt ihnen denn das Recht so zu wohnen, wie sie wollen? Warum ziehen diese hunderttausende von Leuten nicht z.B. nach Freiburg? Dann dürfte die Stadt München schon was merken und vielleicht reagiert sie dann ja auch... Wer ein Problem hat, hat halt einfach da nicht hinzuziehen. Oder wie war das? ;)
Du selbst bist allerdings einer der größten Dogmatiker der anderen Fraktion. Ausgehend davon, dass es für Dich sinnvoll ist, ein Auto zu haben und zu nutzen, hast Du eine gewisse Tendenz, diese Sichtweise analog auf jeden anderen zu übertragen (á la "Wer wirklich ohne Auto leben will, sollte nach Helgoland ziehen"). Und das schreibe ich als Autonutzer.
Nein, so ist es nicht. Es kann jeder tun, was er will. Wenn ich allerdings das Zeug hier teilweise lese, werde ich darauf genauso unsachlich antworten dürfen.
Ebensogut kann ich behaupten, jeder (männliche) Autofahrer habe Potenzprobleme und kompensiere mit den PS unter der Motorhaube was ihm in der Hose fehle.  :P

Überzeugt autofreier Gruß ins Forum
Klar, kannst du behaupten, werd' ich dich nicht dran hindern können. Ups... eh zu spät. Ich hoffe, du verzeihst mir aber, wenn ich gleich mal über vielleicht auch deine (?) "Überzeugtheit" philosophiere und spontan überlege, warum manche (männliche) Leute Kraftfahrer, Schiff-, Flugzeug- oder Lokführer werden - grad bei der mäßigen Entlohnung teilweise. :P
Klar. Wer kein Auto hat, ist entweder zu arm sich eins zu leisten, zu blöd die Führerscheinprüfung zu bestehen oder hat seinen Lappen wegen Alkohol- und Drogenkonsum abgenommen bekommen.
Das behauptest du. Ich nicht.

Aber in der Tat, genauso ist es oft! Viele der kompromisslos "überzeugten" Antiautomobilisten haben schlicht Angst davor und entwickeln aus ihrer Angst raus eine in vielen Fällen "vorgeschobene" prinzipielle Abneigung, darüber dürfte es dutzende Studien oder sowas geben.

Andere wiederum können sich irgendwas nicht leisten und entwickeln daraus eine angebliche prinzipielle Abneigung. Kann man an jeder Schule beobachten: Es sind selten die mit 200 Euro Taschengeld, die Markenklamotten angeblich ablehnen. Nicht dass ich die jemals hatte, aber irgendwie sind wir hier schon wieder bei dem, was ich an diesem Land so abgrundtief hasse: Ständige Neiddiskussionen. Der Nachbar hat einen neuen Mercedes E. Der andere steht voll auf Auto als Statussymbol, fährt aber nur 'nen uralten Nissan Micra. Also ist Mercedes halt aus Prinzip schon doof und das "Zuschaustellen" des Status des Nachbarn wird lediglich als Herabwürdigung der eigenen Person gesehen, der Nachbar kauft sich das Auto natürlich nur um den anderen zu ärgern. Und das ist lächerlich, über sowas lacht uns die ganze Welt aus... aus dem kleinen privaten "Glück" des einen, machen die anderen stammtischmäßig 'n riesen Politikum... Wir haben das Haus streichen lassen. Allererster (sicher nicht ganz so gemeinter) Kommentar von nebenan: "Boar, jetzt sieht man aber fei gscheit, wie dreckig unser Haus (also das der Nachbarn) ist." In Finnland, den USA oder was weiß ich hätt's geheißen: "Ui, schönes Haus." Oder von mir aus auch "Och ne, weiß find' ich jetzt nicht so toll(, weil...)"

Zurück zur Angst. Es gibt einen großen Teil an Personen mit Angst vor dem Straßenverkehr, die einen fahren dadurch übervorsichtig oder fast schon ängstlich, manche nur in bestimmten Situationen (die hat eigentlich jeder), andere wiederum kriegen richtige echte Panikattaken oder fahren irgendwann gar nicht mehr. Sicher muss man fragen, woher das kommt, aber im Grunde ist es auch nichts anderes als wenn jemand Angst vor Spinnen hat und deshalb alle Spinnen "doof" sind und zwar ohne die Möglichkeit für irgendwelche Kompromisse! Klar, verständlich. Ich bin kein Autofanatiker, oder will ich den Leuten mitteilen, dass sie gefälligst eins zu Besitzen haben sollen? Nein, nicht dass ich wüsste. Ich möchte nur dem hier verbreiteten Bild widersprechen, dass ein Leben ohne Auto ganz toll und für jeden oder zumindest viele (!) das beste sein soll, allein weil man dadurch angeblich das Klima rettet. Beispiele sind Sätze, die mehr oder weniger den Stadtbewohnern das Recht auf ein Auto absprechen wollen. Wenn jemand wirklich von einer Sache in Bezug auf Verzichten (und darum geht's ja) für sich überzeugt ist, sind in diesem Weltbild andere Personen nicht automatisch mit dem eigenen Willen unmittelbar verknüpft.
Ich kann's nur bei ruhiger Fahrt (Autobahn mit wenig Verkehr). Und ich kenne niemanden, der regelmäßig während Autofahrten liest, während mir das unter Bahnnutzern doch eine übliche Beschäftigung zu sein scheint...
Reichlich subjektive Betrachtung, oder? Beim Bahnfahren siehst du viele andere und kannst sie länger und ständig beobachten, beim Autofahren müssen die ja fast im eigenen Auto sitzen und so viele können das ja gleichzeitig nicht sein. Das andere ist die Reisesituation. Reist man alleine oder in einer Gruppe? Wenn fünf Leute zusammen im Zug reisen, hab' ich noch nie gesehen, dass alle jeweils ein Buch lesen. Einzelreisenden lesen öfter, außer es finden sich zwei, die sich vielleicht grad unterhalten, z.B. warum sie Zug fahren und nicht Auto. :D

Aber im Grunde ist es doch völlig wurscht, was Leute auf Reisen machen. Ich kenne Leute, die im Auto lesen. Ich persönlich lese allerdings im Zug selten, außer ich hab' mir kurz vorher die neue MIBA oder sowas gekauft oder ich werde (beruflich) mehr oder weniger dazu gezwungen.^^ Es ist hier für's Thema warscheinlich wurscht. Außer es kommt jetzt gleich, dass Autofahren das Kulturgut Buch gefährdet... Dann wird's mir allerdings entgültig zu blöd. ;)
Rohrbacher
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 14684
Registriert: 10 Apr 2006, 23:21
Wohnort: ja

Beitrag von Rohrbacher »

Hoffentlich wirst du oder jemand dir nahestendes nie Opfer eines fatalen Autounfall, oder schuld daran. Es gibt allein in Deutschland einige Tausend Gründe für eine gewisse Kompromißlosigkeit.
Wo wir wieder bei den Totschlagargumenten wären, mit denen man für bzw. gegen alles irgendwie argumentieren könnte. Lasst uns das Thema daher schließen. Ein irgendwo auf'm Schulweg vergewaltigtes und getötetes Kind dürfte für alle anderen als Argument reichen, sein Kind tagtäglich mit dem Auto höchstpersönlich in die Schule und zurück zu fahren und für eine gewisse Kompromisslosigkeit zu sorgen. Das ganze mit dem großen SUV, da Insassen in Kleinwagen gefährdeter sind. Jegliche Einwände dagegen wäre höchst geschmacklos... :ph34r:
elba

Beitrag von elba »

Rohrbacher @ 10 Feb 2008, 20:03 hat geschrieben: Wo wir wieder bei den Totschlagargumenten wären, mit denen man für bzw. gegen alles irgendwie argumentieren könnte. Lasst uns das Thema daher schließen. Ein irgendwo auf'm Schulweg vergewaltigtes und getötetes Kind dürfte für alle anderen als Argument reichen, sein Kind tagtäglich mit dem Auto höchstpersönlich in die Schule und zurück zu fahren und für eine gewisse Kompromisslosigkeit zu sorgen. Das ganze mit dem großen SUV, da Insassen in Kleinwagen gefährdeter sind. Jegliche Einwände dagegen wäre höchst geschmacklos... :ph34r:
Ach - Problem mit Fahrprüfung und MPU als einzigen möglichen Grund für eine eher autoablehnende Haltung zu unterstellen ist ok, aber wenn man mal auf die Unfallrealität verweist, dann ist es ein Totschlagargument? Toll.
Und der Vergleich mit Verbrechen auf dem Schulweg passt schon mengenmäßig überhaupt nicht. Risiken kann man zumindest in Maßen rational abschätzen. Wenn man das nicht will, wird es eben emontional zugepudert. So einfach ist die Welt.
Aber ganz klar: Schulwege sind gefährlich. Und die größte Gefahr für Schulkinder sind ...

Edmund
Benutzeravatar
TramPolin
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 12132
Registriert: 17 Feb 2007, 18:29
Wohnort: Hoch über den Dächern, mit einem anderen Blick auf unser Millionendörfchen (197, N45)
Kontaktdaten:

Beitrag von TramPolin »

Rohrbacher @ 10 Feb 2008, 16:51 hat geschrieben: Wer soll sowas denn sonst finanzieren oder kostet das Ding bei euch was?
Mir lag es fern, die Finanzierung von Medien durch Werbung infrage zu stellen :) oder gar Werbung madig zu machen. Bekanntlich ist der Finanzierungsanteil durch Werbung auch bei Kaufzeitungen und -zeitschriften beträchtlich. :)

Was aber bieten die Stadtteilzeitungen? 2 bis 3 echte Artiel, die über ein paar cm Spaltenlänge hinausgehen, das war es dann schon fast. Ein paar hinzugekaufte fertige Artikel ohne Stadtteilbezug. Der Rest sind schlicht und ergreifend Verbraucherinformationen. Also, so dolle ist es nicht.

Generell wäre ich bereit, für eine gute Stadtteilzeitung etwas springen zu lassen, ich weiß aber auch, dass sich das kaum lohnen dürfte.

Allerdings haben die Stadtteilzeitungen auch ihre Probleme, weil sie streng genommen in den vielen Briefkästen mit Werbung-verboten-Aufkleber nicht mehr eingeworfen werden dürfen. Aber kein Problem ohne Lösung. Die Zeitungen haben sich was einfallen lassen: Ein blauer Punkt auf dem Briefkasten signalisiert, ich will meine Stadtteilzeitung, aber keine Flugblätter vom Käse Müller, der diese Woche mal wieder Käsewochen hat. Frage: Gib es diese Blaue-Punkt-Lösung eigentlich auch wo anders als im Münchner Osten?

Somit halte ich auch die beiden hier ausgetragenen Stadtteilzeitungen, in denen zumindest ab und zu ein klein wenig was Interessantes drin ist, speziell zum ÖPNV, über (Straßen-)Bauprojekte, aber auch, wenn sich Anwohner über Lärm beschweren, wenn vor Onkel Güls neuem Laden der Lastwagen mit der Lieferung 15 Minuten zu früh ankutschiert kommt, oder auch so bewegende Weltnachrichten, dass letzten Freitag Busfahrer Fritz F. erkrankt ist und daher der 6-Uhr-Linienbus ausgefallen ist :D (keine Erfindung, stand tatsächlich jüngst drin).
Benutzeravatar
glemsexpress
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2496
Registriert: 03 Nov 2005, 22:25
Wohnort: Ludwigsburg

Beitrag von glemsexpress »

Rathgeber @ 10 Feb 2008, 15:11 hat geschrieben:Das funktioniert aber auch nur, weil sehr schnell ein leistungsfähiger ÖPNV (Stadtbahnlinie 3) angeboten wurde, der auch nur zustandekam, weil es dafür noch zusätzliche Mittel gab.
Das Autofreies Wohnen einen ÖPNV-Anschluss erfordert ist schon klar.

Ich kenne mich in München zwar nicht aus, aber z.B. in der egion Stuttgart hätte man durchaus Chancen egehabt einen Autofreien Stadtteil einzurichten, z.B. am Scharnhauser Park oder am Böblinger Flugfeld. Aber da hätte man sich eben früher entscheiden müssen.

Aber es gibt noch Chancen, so z.B. das Straßentechnisch nur eine Zufahrt aufweisende S21-Teilgebiet B. Supermärke usw. könnte man einrichten (LIDL gibts schon direkt an der künftigen station Mittnachtstraße) und die S-Bahn fährt alle 5 Minuten. Und man ist überall in der Stadt schneller als mit den Auto, vor allem wen man nach Nord-Ost will.
Rohrbacher @ 10 Feb 2008, 19:56 hat geschrieben: Warum ziehen diese hunderttausende von Leuten nicht z.B. nach Freiburg?
Weil sie keinen Platz haben?
Freiburg hat so ziemlich die höchsten Bevölkerungszuwächse in BaWü, und hat mehr Neubaugebiete als Stuttgart. Aber man kann ja nicht die ganze gegend vollbauen, und in die Region geht auch nicht, da die Freiburger "S-Bahn" schon heute an der Grenze der Kapazität schleift.
Antworten