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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Autobahn @ 12 Feb 2008, 17:07 hat geschrieben:
Iarn @ 12 Feb 2008, 16:20 hat geschrieben:Falls die 21 km Regel Bestand haben sollte denke ich werden die wenigsten Fussgänger unter diese Regelung fallen ;)
Nachtrag: natürlich hat das Auto seine Berechtigung. Denke die wenigsten hier im Forum sind der Meinung der Förster soll mit dem Bus in den Wald fahren oder der normale Bürger soll seinen frischgekauften Wonzimmerschrank mit der Sackkarre nach Hause fahren.
Das heist aber nicht, dass der Staat es subventionieren sollte, dass Pendler lange Wege mit dem Auto zurücklegen. Wenn jemand 2km zu Fuss zur Arbeit geht ist das besser fürs Allgemeinwohl als wenn die Leute 50km mit dem Auto fahren. Durch die überbordende Autopendelei sind die Straßen übrigens für wichtige Dinge verstopft wie Rettungswägen etc.
Auch wenn ein Fußgänger die 2 Km absetzen könnte, hätte es steuerlich keine Auswirkung. Es ist allerdings im Gesetzt aus Gründen der Gleichbehandlung so vorgesehen. Daher ist die Pendlerpauschale in rechtlicher Hinsicht auch keine Subvention, sondern ein steuermindernder Abzug von der Steuerschuld für die Kosten zur Arbeitsaufnahme. Dies wird von der Bundesregierung ja auch nicht bestritten und ist in den Grundwerten der Verfassung festgelegt. Im anhängigen Verfahren geht es also nicht um den steuermindernden Aspekt als solchen, sondern darum, was den Bürgern als zumutbare Eigenleistung aufgebürdet werden kann. Kontraproduktiv zu Deinen Vorstellungen ist aber die Streichung der ersten zwanzig Kilometer. Sinnvoller wäre es da, kürzere Strecken zu berücksichtigen und lange Strecken zu kürzen. Dies wäre aber zu offensichtlich als nicht Verfassungskonform erkannt worden. Außerdem würde diese Lösung finanziel nichts bringen. Die meisten Pendler liegen nämlich unter den 20 Km! Das Bundesfinanzgericht hat ja bereits das Gesetz verworfen. Diesem Schritt wird der Bundesgerichtshof nach aller Wahrscheinlichkeit folgen.

Und im Ernst, wie soll es organisiert werden, dass möglichst viele (alle) Menschen ihren Arbeitsplatz zu Fuß erreichen können? Zuweisung von Wohnung und Arbeitsplatz? O.K., das war spitz formuliert und nicht ernst gemeint.

Ich erreiche meinen Arbeitsplatz tatsächlich zu Fuß. Entfernung etwa 10 Meter. Da steht mein rollender Arbeitsplatz <_<
Ich denke vor dem Bundesverfassungsgericht haben nur zwei Varianten der Pendlerpauschale Bestand, x cent pro Kilometer für jeden Kilometer oder die Randwertlösung mit 0 cent pro Kilometer. Wenn ich die Wahl zwischen beiden Möglichkeiten habe, dann bin ich für Null, weil ich das Geld erstens an anderer Stelle besser aufgehoben sehe und die Pendlerpauschale nur Pendlervorstätte züchtet ohne eigene Arbeitsplätze, wo alle Menschen im erwerbsfähigen Alter entweder Pendler oder Hausfrau sind.

Was man weiterhin steuerlich fördern könnte sind Leute, die das auto zur Ausübung des berufes brauchen wie Förster, Deichbauer etc. Oder nach nem beruflich bedingtem Unzug eine übergangszeit. Dies ist aber schon jetzt nicht teil der Pendlerpauschale.

Man muss Wohnung und Arbeitsplatz nicht zuweisen. Fällt die Pendlerpauschale werden keine Retortenvororte weit weg von allem mehr gebaut und kein Arbeitnehmer setzt seinen Betrieb auf die grüne Wiese, wenn er nicht muss. Sicherlich ein Kieswerk muss in der Pampa stehen, aber wieso muss ein Chipentwickler seine Büros in nem Gewerbepark 30 km von der Stadtgrenze und 10 km von der nächsten S-Bahn hinbauen. Ok er bekommt jetzt Subventionen und den autofahrenden Mitarbeitern ists leidlich egal. Wenn die Subventionen sowohl für die Pendler als auch für die grüne Wiese Gewerbeparks wegfallen, dann lohnt es nimmer. Und wenn sich der Arbeitgeber die Grundstückspreise in München o.ä. nicht leisten kann (seltsam bei den Lohnkosten von eines Chipentwicklers sind das nur Peanuts) dann solle r halt in einen mitteleren oder kleineren Ort ziehen, die freuen sich auch über Arbeitsplätze und evtl Angestellte die da hinziehen wollen.
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Rohrbacher @ 12 Feb 2008, 17:07 hat geschrieben: Wenn du im Winter nicht heizt und allgemein das Licht auslässt, wäre das für das Allgemeinwohl genauso besser. Und irgendwelche Fuzzi-/Spaßreisen müssen ja auch nicht sein. Die Frage im Umgang mit meiner fiktiven Frau, die 'nen Arbeitsplatz in 'ner anderen Stadt hat, den sozialen Verflechtungen, etc. wurde noch nicht geklärt, es würde mich aber für meine Lebensplanung doch sehr interessieren. ;)
Also zu einer Frau kann ich Dir nicht verhelfen. Aber wenn die Frau ihren Arbeitsplatz in Hamburg hat und Du in Rohrbach hast Du auch Pech gehabt. Und für das Vergnügen, deine fiktive Frau kennenzulernen, sind halt mehr Opfer zu bringen als ab und an die Unterhose zu wechseln. Und wenn man auf Dauer zusammenziehen will, finden sich shcon Möglichkeiten halbwegs in der Nähe einen Arbeitsplatz zu finden, es sei denn, einer ist Skilehrer der andere Leuchtturmwärter.
Warum subventioniert er es bzw. warum sollte er es subventionieren, dass Pendler lange Wege mit der Bahn zurücklegen?
Sicherlich ahst Du recht, weiso der Staat es fördern sollte, dass der Mensch lange Wege mit der Bahn zurücklegt. Generell sollten lange Pendelwege überhaupt nicht subventioniert werden, aber wenn der Mensch schon viele Kilometer zurücklegt, sollte er es allgemeinverträglich machen und da ist die Bahn ab einer gewissen Bevölkerungsdichte am vorteilhaftesten. Bei Eskimos ist das anders da würde die Trasse nur das Land durchschneiden, da ist vielleicht ein Motorschlitten das sinnvollste, weil er gar keinen fFahrweg braucht. Aber Deutschland ist ein dichtbesiedeltes Binnenland, da ist fast überall die Bahn das für die Allgmeinheit sinnvollste Fortbewegungsmittel.
Ja, wenn man ein großes Auto hat oder kleine Schränke als Bausatz kauft, ansonsten würd' ich mir die doch lieber liefern lassen.^^ Aber, ich kann ja mal die drei Säcke Rasenschnitt im Zug mitnehmen, vielleicht geht's ja doch. Brauchen die dann ein Ticket? laugh.gif
Wenn Du meine bisherigen Postings gelesen hast: ich bin durchaus für Carsharing, Leihwgen und ähnliches. Einige Baumärkte und Möbelhäuser haben den Markt auch erkannt und bieten passende Transporter zu günstigen Konditionen teilweise Nulltarif (wenn sie eh enn Reibach mit Dir gemacht haben).
Aber ich bestehe darauf, nur durch die Pendler!

Wenn's bei uns auf der A9 oder A93 wie fast wöchentlich mal gescheppert hat, war die Feuerwehr bis jetzt immer sehr schnell am Unfallort und zwar mitten durch den Stau durch, jeder der mal 'n Führerschein gemacht hat, hat das mit der Rettungsgasse hoffe ich gelernt und setzt es um. Problematischer ist wilde Parkerei (die mit dem Pendeln meistens nichts zu tun hat) und das Fehlen von Kreuzungsmöglichkeiten von Flüssen, Auto- und vor allem Eisenbahnen! Der Rückbau von Bahnübergängen (EF: Dann muss der Automobilist halt 'nen Umweg nehmen!) kann hier beispielsweise ziemlich gefährlich werden, nicht nur für Gleislatscher! Oder das Fehlen höhenfreier Kreuzungen. Ich meine in Lindau ist das, wo Rettungswagen und Feuerwehr im Einsatz schon 5 Minuten an 'nem Bahnübergang haben warten müssen! Soviel zum Thema das Straßennetz sei komplett und dicht genug. Bei uns im Ort könnte auch 'ne (autotaugliche) Brücke über die Ilm ein paar Fahrten verkürzen..
Ein paar Freunde von mir haben ihren Zivi als Rettungswagenfahrer gemacht und ausserhalb Rohrbachs vergisst man die Rettungsgasse recht schnell nach dem Führerschein. Oder die Straßen sind historisch gewachsen zu eng. Habe selbst oft Rettungswägen am Münchner Altstadtring feststecken sehen.
Den Rückbau von Bahnübergängen habe ich nie gefordert, es sei denn im Spaß (bei 15 min Takt + Express könne man den BÜ Daglfing zuschweissen). Und auch hier kann man Notübergänge einrichten, die nur von Rettungskräften passierbar sind. Bei Truppenübungsplätzen sind auch manche Durchfahrten als Rettungstrassen gekennzeichnet und ein Sanka kann da bei Bedarf durchfahren, ein Sonntagsausflügler nicht.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

Boris Merath @ 12 Feb 2008, 17:01 hat geschrieben:Genau so ist das. Von daher fänd ichs sinnvoll, Steuervergünstigungen radikal abzubauen, und mit dem gesparten Geld die Leute zu unterstützen, dies wirklich brauchen, u.a. durch eine Erhöhung des Kindergeltes.

U.a. wäre ich dafür das Ehegattensplitting und andere Ehe-Steuervergünstigungen zu streichen - diese Vergünstigungen mögen sinnvoll gewesen sein, als fast jede Familie mehrere Kinder zu betreuen hatte, aber warum zwei gut verdienende kinderlose Ehepartner jetzt auch noch weniger Steuern zahlen müssen nur weil sie verheiratet sind sehe ich nicht ein.

Genauso profitieren von solchen Steuervergünstigungen auch die besserverdienenden deutlich mehr als die schlechterverdienenden - gerade letztere könnten etwas mehr Geld aber deutlich besser brauchen, das Anwaltsehepaar wird nicht verhungern wenn etwas weniger reinkommt.

Mit festen Geldzahlungen pro Kind dagegen würden die Gelder dahin gelangen, wo mans wirklich braucht, und gleichzeitig würden ANreize geschafft, für Nachwuch zu sorgen.
Das Ehegattensplitting für Doppelverdiener ohne Kinder ist tatsächlich nicht mehr zeitgemäß. Es gibt daher (nicht von den Linken :P ) ja Vorschläge für ein Familiensplitting. Ein aktueller Vorschlag würde demnach eine Familie mit zwei Kindern bei einem Einkommen von 32.000 € steuerfrei stellen. Eine Erhöhung des Kindergeldes steht ohnehin an. Dieses Kindergeld steht aber auch den Herren Ackermann (Deutsche Bank) und Wiedeking (Porsche) zu (sofern sie minderjährige Kinder haben). Die Diskussion, ob das Kindergeld (bzw. die Erhöhung) bar oder in Sachleistungen (Schulspeisung) ausgezahlt wird, verbuche ich unter der Rubrik Schwachsinn. Das Besserverdienende durch einen Kinderfreibetrag mehr profitieren, stimmt nur bedingt. Der Kinderfreibetrag vermindert das zu versteuernde Einkommen. Nur wenn dadurch eine niedrigere Progressionsstufe erreicht wird, ist eine relative Besserstellung möglich. Dies kann aber auch bei mittleren und sogar bei niedrigen Einkommen eintreten. Es würde den Rahmen dieses Forums sprengen, wenn ich die progressiven Steuertabellen erläutern würde. Eigentlich war die Steuererklärung auf dem Bierdeckel eine grandiose Idee.
Boris Merath @ 12 Feb 2008, 17:01 hat geschrieben:Das ist letztendlich die selbe Debatte wie beim Rauchen (wobei mich wundert dass noch niemand behauptet hat die Nichtraucher wären doch nur gegen Rauchen weil sie neidisch auf die Raucher sind...) - wenn mich das Verhalten anderer Leute stark einschränkt, finde ich, kann man sich schon drüber beklagen.
In einer Eilentscheidung hat das Verfassungsgericht Rheinland-Pfalz heute entschieden, dass der Wirt einer Einraumkneipe darüber entscheiden darf, ob in seinem Lokal geraucht werden darf oder nicht. Er ist bis zur Hauptverhandlung nur dazu verpflichtet, dies am Eingang kenntlich zu machen! Dies bestätigt meine Rechtsauffassung, die ich ja im Thread geäußert habe. Aber dazu hier nicht mehr.
Boris Merath @ 12 Feb 2008, 17:01 hat geschrieben:Es geht hier nicht um ein absolutes Verbot des Autos - es gibt Situationen, in denen man es wirklich braucht. Ich bin aber der Meinung, dass der größte Teil des Autoverkehrs in München unnötig ist. Und von *diesen* Autos fühle ich mich gestört. Gerade dass die Blechkisten fast den ganzen Tag nur umstehen, und die Straßen verschandeln und Platz wegnehmen.

Wenn ich schaue, dass es Innenhöfe gibt (zum Glück nicht meiner), die mit Garagen zugebaut sind, statt ne Wiese mit Bäumen zu pflanzen, auf denen die Kinder spielen können - das find ich einfach keine sinnvolle Nutzung des Platzes in der Innenstadt.

Und wenn man dann schaut wie viele Leute in München ihr Auto, weil mans eben eigentlich nicht braucht, nur einmal die Woche mal benutzen (trifft einen großen Teil der Leute die ich kenne und die ein Auto haben) dann ist das einfach ne massive Platzverschwendung.

Wenn nur noch die beruflich wirklich notwendigen Fahrten (dass der Bauleiter eines Kraftwerkes auf der grünen Wiese da nicht mim ÖPNV hinkommt und deswegen mim Auto hinfahren muss ist klar) ausgeführt würden, und nur die Leute die ihr Auto wirklich regelmäßig nutzen müssen ein eigenes hätten und der Rest Carsharing betreibt, würde man hier in München eine deutliche Reduzierung des Verkehrs sowie des Flächenbedarfs hinbekommen, und ich bin sicher, die Einschränkungen für jeden einzelnen wären nicht allzu groß.
Wie viele Fahrten mit dem PKW nötig oder unnötig sind, kann ich nicht beurteilen. Und ich denke mal, dass Du es auch nicht kannst. Freue Dich doch, dass manche (und wie Du schreibst viele aus Deinem Bekanntenkreis) das Auto nur selten verwenden. Ich stimme Dir zu, dass Bäume und Wiesen in den Innenhöfen sinnvoller und schöner sind, als Garagen und Stellplätze. Es ist auch besser, wenn die Gehwege und Fahrbahnen nicht zugeparkt sind (ich denke an die Rettungsdienste). Ich kann natürlich nicht über Einzelheiten in München schreiben. Aber die Probleme dürften in allen großen Städten die gleichen sein. Nach dem Krieg wurden die Stadtviertel in den alten Grundrissen wieder aufgebaut.
Es klingt jetzt zynisch, aber der "Stararchitekt" Speer soll einmal angesichts der Zerstörungen durch die Allierten gesagt haben: "Die sparen uns den Abriss". Ob dies stimmt, kann ich nicht prüfen. Tatsache ist aber, dass die Massenmotorisierung bereits vor der Machtübernahme der Nazis erkennbar war und Speer die Vision einer autogerechten Stadt hatte. In seinen Plänen waren aber auch ein effizienter öffentlicher Nahverkehr und weitläufige, den Fußgängern vorbehaltene Bereiche vorgesehen. Man kann zu ihm stehen wie man will, und ein Nazi bin ich nicht. Vorausschauend waren seine Pläne schon. Ob sie architektonisch schön waren, ist Geschmacksache.
Zurück zur Gegenwart. In den Wohnquartieren, die wieder aufgebaut wurden "stapeln" sich heute die (meist) falsch geparkten Autos. Das nervt mich auch, meistens dann, wenn ich dort anliefern muss. Initiativen der Verwaltung, unterirdische Quartiersgaragen zu bauen, stoßen bei den Anwohnern auf Ablehnung!
Es ist die Quadratur des Kreises. Mehr kann man dazu nicht sagen.
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Beitrag von Autobahn »

Iarn @ 12 Feb 2008, 17:51 hat geschrieben:Ich denke vor dem Bundesverfassungsgericht haben nur zwei Varianten der Pendlerpauschale Bestand, x cent pro Kilometer für jeden Kilometer oder die Randwertlösung mit 0 cent pro Kilometer.
Es wird letztendlich darauf hinauslaufen, dass der absetzbare Betrag "haushaltskonform" abgesenkt wird. Darüber wird ja bereits als Ersatz hinter den Kulissen diskutiert. Die von Dir angesprochene "Randwertlösung Null" wird aber ebenso wenig Bestand haben, wie die derzeitige Variante. Dies wird aber sicher nicht das Ende des Verfahrens sein. Nur die Allerwenigsten werden in unmittelbarer Nähe der Wohnung einen Arbeitsplatz finden. Und sie werden die Kosten für den Weg zum Arbeitsplatz steuerlich geltend machen. Dieses Grundrecht wird ihnen Niemand verwehren können.
Die anderen Punkte in Deinem Beitrag stehen auf einem anderen Blatt. Da spielen viele Faktoren der EU-Fördermittel und anderer Infrastrukturmaßnahmen der Länder und Kommunen mit (Diskusskion über Sinn und Zweck zu diesem Thema bitte in einem gesonderten Thread oder gar nicht). Der Arbeitnehmer kann darauf keinen Einfluss nehmen. Sicher wäre es besser, auf bestehenden Industriebrachen in NRW eine Chipfabrik zu bauen, als auf einer grünen Wiese in Bayern <_< , aber das Beispiel Nokia zeigt, dass dies auch nicht immer der Königsweg ist.
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Beitrag von Boris Merath »

Autobahn @ 12 Feb 2008, 18:29 hat geschrieben: Das Besserverdienende durch einen Kinderfreibetrag mehr profitieren, stimmt nur bedingt. Der Kinderfreibetrag vermindert das zu versteuernde Einkommen. Nur wenn dadurch eine niedrigere Progressionsstufe erreicht wird, ist eine relative Besserstellung möglich. Dies kann aber auch bei mittleren und sogar bei niedrigen Einkommen eintreten. Es würde den Rahmen dieses Forums sprengen, wenn ich die progressiven Steuertabellen erläutern würde. Eigentlich war die Steuererklärung auf dem Bierdeckel eine grandiose Idee.
Das mit den Progressionsstufen hört man die Leute immer wieder gerne erzählen - was das darstellen soll kann ich allerdings bisher nicht nachvollziehen. Soweit ich weiß (auch von den Steuerformeln die ich gefunden habe bestätigt) steigt die Steuer mit jedem Euro an. Auf http://www.parmentier.de/steuer/steuer.htm...?steuersatz.htm z.B. wird angegeben:

bis 7.664 Euro (Grundfreibetrag): 0

7.665 Euro bis 12.739 Euro: ESt = (883,74 ×Y + 1.500) ×Y
Y = (zvE - 7.664) / 10.000

12.740 Euro bis 52.151 Euro: ESt = (228,74 × Z + 2.397) × Z + 989
Z = (zvE - 12.739) / 10.000

ab 52.152 Euro: ESt = 0,42 × zvE - 7.914

Wo dort irgendwelche Sprünge sein sollen erschließt sich mir jetzt nicht - das ganze ist ne stetige monoton steigende Funktion (auch wenn sie an einer Stelle nen Knick hat - allerdings zum Vorteil der Besserverdienenden). Je höher das Einkommen, desto höher auch der Anteil der Steuer am Einkommen. Die Sozialversicherungsbeiträge sind sogar konstant.

Bisher haben zwar alle Leute die ich kenn behauptet es gäbe irgendwelche Progressionsstufen und sogar Sprünge (inklusive Behauptung, dass der Fall eintreten kann, dass man bei höherem Bruttoeinkommen niedrigeres Nettoeinkommen bekommt), eine nachvollziehbare Erklärung hat bisher aber keiner liefern können. Aber wenn Du Dich da auskennst kannst Du mich da vielleicht aufklären :-)
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Beitrag von Hot Doc »

Autobahn @ 12 Feb 2008, 19:10 hat geschrieben: ... Und sie werden die Kosten für den Weg zum Arbeitsplatz steuerlich geltend machen. Dieses Grundrecht wird ihnen Niemand verwehren können.
So weit sind wir also schon. Die Subventionierung von mutwilliger Umweltverschmutzung ist ein GRUNDRECHT!!! :lol:

Da wird ein lächerliches Gesetz gekippt und das wars mit deinem Grundrecht. Da braucht man (meinem Gefühl nach) noch nicht einmal den Bundesrat dazu.
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Beitrag von Autobahn »

@ Boris

Ich bin kein Steuerberater. Und wenn ich ein Solcher wäre, dürfte ich Dir ohne Honorar keine Auskunft geben :D

Die seltsamen Formeln, die Du da ausgebuddelst hat, kenne ich leider nicht. Versuche es doch einmal hier:

http://www.steuerlinks.de/steuertabelle.html

Nach diesen Tabellen wird die Steuer berechnet.
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Beitrag von ET 423 »

Och lustig, jetzt soll schon das Ehegattensplitting abgeschafft werden. Es sollte klar sein, daß davon v.a. die profitieren, wo nur einer arbeitet und der andere zu Hause bleibt oder nen Minijob hat? Haben beide Lohnsteuerklasse IV, lohnt sich das schon fast nicht mehr. Aber egal, Hauptsache erstmal abgeschafft, nicht wahr? Und das sagen Leute, die selber entweder im Geld ersticken oder nie heiraten werden. Subba! :rolleyes:
Ich schaue weg, weil mir hier Einiges nicht paßt.
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Beitrag von Boris Merath »

Autobahn @ 12 Feb 2008, 20:14 hat geschrieben: Die seltsamen Formeln, die Du da ausgebuddelst hat, kenne ich leider nicht. Versuche es doch einmal hier:

http://www.steuerlinks.de/steuertabelle.html

Nach diesen Tabellen wird die Steuer berechnet.
Auch in den diversen Tabellen finde ich keine Sprünge. Ich vermute daher momentan, dass das ein sehr weit verbreitetes Märchen ist.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Beitrag von Autobahn »

Boris Merath @ 12 Feb 2008, 20:30 hat geschrieben:
Autobahn @ 12 Feb 2008, 20:14 hat geschrieben: Die seltsamen Formeln, die Du da ausgebuddelst hat, kenne ich leider nicht. Versuche es doch einmal hier:

http://www.steuerlinks.de/steuertabelle.html

Nach diesen Tabellen wird die Steuer berechnet.
Auch in den diversen Tabellen finde ich keine Sprünge. Ich vermute daher momentan, dass das ein sehr weit verbreitetes Märchen ist.
Leider ist es kein Märchen. Unser Steuersystem ist progressiv. Bei einem kurzen Blick wird das nicht sofort erkennbar sein. Vielleicht habe ich auch für eine deutliche Darstellung der Progression den falschen Link ausgewählt :(
Heute habe ich die Sch... voll. Suche morgen nach dem richtigen Link.

Ciao
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Beitrag von Boris Merath »

Autobahn @ 12 Feb 2008, 20:59 hat geschrieben: Leider ist es kein Märchen. Unser Steuersystem ist progressiv. Bei einem kurzen Blick wird das nicht sofort erkennbar sein. Vielleicht habe ich auch für eine deutliche Darstellung der Progression den falschen Link ausgewählt :(
Es ist schon progressiv, klar - und das ist auch gut so.

Aber es dürfte keine Sprünge und ähnliche Spielchen geben
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Beitrag von elba »

Boris Merath @ 12 Feb 2008, 19:29 hat geschrieben: Das mit den Progressionsstufen hört man die Leute immer wieder gerne erzählen - was das darstellen soll kann ich allerdings bisher nicht nachvollziehen. Soweit ich weiß (auch von den Steuerformeln die ich gefunden habe bestätigt) steigt die Steuer mit jedem Euro an.
Die Steuer steigt (fast) mit jedem Euro an.

Die erste Einschränkung - das "fast" - bezieht sich auf Jahreseinkommen, die unter einer Mindestgrenze liegen. Da fällt 0 Einkommensteuer an, also steigt sie in dem Bereich auch nicht. ;)

Die zweite weniger offensichtliche Einschränkung ist der Unterschied zwischen der Steuerlast und dem sogenannten Grenzsteuersatz. Letzerer gibt die Steigung der Steuerlast an. Und der ist dann nicht ganz so glatt. Also: die Steuer steigt mit jedem Euro - wie schnell ist aber unterschiedlich.

In der Nähe der URL, die du angegeben hast, gibt es http://www.parmentier.de/steuer/steuer.htm?estarif.htm

Dort kann man schöne Grafiken erstellen, die genau das zeigen - nämlich die Progressionsstufen, wie sie auch aus den Formeln hervorgehen. Der Grenzsteuersatz ist im Prinzip die erste Ableitung der Steuerlast - auch diese ist stetig und monoton steigend - die Steigung ist aber nicht gleichmaßig und die Kurve hat nicht-differnzierbare Stellen. Dazwischen liegen Abschnitte unterschiedlicher Progression - deshalb spricht man von Progressionsstufe - auch wenn diese sozusagen abgeschrägt sind.

Insbesondere werden Einnahmen, die 52000 p.a. übersteigen (Grundtarif), nicht mehr progressiv, sondern nur noch linear wachsend besteuert. Das wäre z.B. diskussionswürdig.

Mit am stärksten diskutiert wird z.Zt. wohl, ob das Ehegattensplitting in ein Familiensplitting umgewandelt werden sollte. Hier wird aber von Teilen der Politik die besondere Wertschätzung der Ehe als Institution stärker betont, als die Wertschätzung einer Familie mit Kindern.

Nicht-intelligente Lösungen sind z.B. die Begrenzung der Pendlerpauschale auf Entfernung ab 21 km. Da fühlen sich die ungerecht behandelt die knapp weniger haben. Ein Lösung der Art, daß für 5 km bis 15 km 5 cent/km absetzbar sind, bis 25km 10 cent, bis 35 km 15 cent, usw. mit einer Obergrenze von 30 cent/km (oder welchen konkreten Zahlen auch immer) würde ein größeres Gerechtigkeitsgefühl erzeugen. Das ist aber komplizierter.

Früher gab es diese Eigenheimpauschale. Die war mal mit einer oberen Gehaltgrenze gekoppelt. Wurde diese überschritten, fiel ein hoher Betrag der vorher absetzbar war, komplett weg. Damit war dann wirklich ein Sprung vorhanden - das Bruttogehalt stieg, das Nettogehalt fiel.

Und mit der Absetzbarkeit von Handwerkerrechnungen und anderen haushaltsbezogenen Dienstleistungen hat man Steuererleichterungen geschaffen, die unabhängig vom Einkommen sind. Damit verläßt man lang gehegte Grundsätze.


Schönen Gruß,

Edmund


edit: inhaltlich notwendige Korrektur und ein paar Ergänzungen, die mir noch einfielen.
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Beitrag von Boris Merath »

Elba: Genau das ist so wie ich mir das bisher erschlossen habe. Die Behauptung mancher Leute ist aber eben, dass die Steuer gelegentlich mal lustige Sprünge macht. Nur mal als (hoffnungslos überzogenes) Beispiel:

Herr x bekommt im Jahr 100 Euro Geld, und zahlt davon 40 Euro Steuern, was 60 Euro netto ausmacht.
Dann bekommt er ne Erhöhung und verdient ab sofort 120 Euro im Jahr. Aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen gelangt er in eine höhere Steuerstufe (?), und muss auf einmal 80 Euro Steuern zahlen, was ein Nettoeinkommen von nur noch 40 Euro macht.

Das ist die Variante die zumindest ich unter Laien immer höre, und wo ich der Meinung bin dass das ein weitverbreiteter Unsinn ist - aber vielleicht hab ich ja auch nur ein Detail übersehen.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Beitrag von elba »

Boris Merath @ 13 Feb 2008, 01:09 hat geschrieben: Elba: Genau das ist so wie ich mir das bisher erschlossen habe. Die Behauptung mancher Leute ist aber eben, dass die Steuer gelegentlich mal lustige Sprünge macht. Nur mal als (hoffnungslos überzogenes) Beispiel:

Herr x bekommt im Jahr 100 Euro Geld, und zahlt davon 40 Euro Steuern, was 60 Euro netto ausmacht.
Dann bekommt er ne Erhöhung und verdient ab sofort 120 Euro im Jahr. Aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen gelangt er in eine höhere Steuerstufe (?), und muss auf einmal 80 Euro Steuern zahlen, was ein Nettoeinkommen von nur noch 40 Euro macht.

Das ist die Variante die zumindest ich unter Laien immer höre, und wo ich der Meinung bin dass das ein weitverbreiteter Unsinn ist - aber vielleicht hab ich ja auch nur ein Detail übersehen.
Wie gesagt, bei den Grundtarifen gab es sowas m.W. nie. Erst wenn man die ganzen Abzugsmöglichkeiten hinzunimmt, die historisch bedingt tlw. verschiedene Obergrenzen haben, kommen die eigentlich Unlogikkeiten rein. Die Eigenheimzulage hatte ich ja als Beispiel erwähnt. Dazu kommen steuerfremde Sachen, wie die früher beliebte Arbeitnehmer-Sparzulage, die ab 24000 DM Jahreseinkommen einfach wegfiel (zuletzt waren die Grenzen höher, aber wg. Riester ist wohl auch anderes beliebter).

Man hat m.E. auch nie irgendeine Obergrenze dynamisch festgelegt (also z.B an die Inflationsrate gekoppelt). Dadurch tendieren diese Grenzen - z.B.übergang von progressiver zu linearer Steigung - dazu zu "veralten", d.h. nicht mehr zu den wahren Einkommensverhälnissen zu passen. Das sitzt man eine Weile aus - dann macht man eine Steuerreform. Sinnvoller wäre auch hier ein anderes Vorgehen.

Falsch bewertet werden häufig auch die Steuerklassen - sie dienen nur der Berechnug der monatlichen Steuerzahlung, in der Endabrechnung haben sie keine Bedeutung.

Edmund
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Beitrag von elba »

ET 423 @ 12 Feb 2008, 20:25 hat geschrieben: Och lustig, jetzt soll schon das Ehegattensplitting abgeschafft werden. Es sollte klar sein, daß davon v.a. die profitieren, wo nur einer arbeitet und der andere zu Hause bleibt oder nen Minijob hat? Haben beide Lohnsteuerklasse IV, lohnt sich das schon fast nicht mehr. Aber egal, Hauptsache erstmal abgeschafft, nicht wahr? Und das sagen Leute, die selber entweder im Geld ersticken oder nie heiraten werden. Subba! :rolleyes:
Na ja, soweit ich das verstehe, geht es um sogenanntes Familiensplitting, also einer Berücksichtigung von Kindern. Ob einer für einen verdienen kann, oder zwei für zwei ist ja annähernd dasselbe (im zweiten Fall hat man sogar die günstigeren Optionen). Aber wenn einer für drei verdienen muß, oder zwei für 4,5, ... - dann wird es trotz Kindergeld etc. schon eher eng.

Ob dann was vernünftiges rauskommt, wenn unsere Politiker damit fertig sind, ist wieder eine andere Frage.

Edmund
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Beitrag von autolos »

Boris Merath @ 12 Feb 2008, 17:01 hat geschrieben: Genau so ist das. Von daher fänd ichs sinnvoll, Steuervergünstigungen radikal abzubauen, und mit dem gesparten Geld die Leute zu unterstützen, dies wirklich brauchen, u.a. durch eine Erhöhung des Kindergeltes.

U.a. wäre ich dafür das Ehegattensplitting und andere Ehe-Steuervergünstigungen zu streichen - diese Vergünstigungen mögen sinnvoll gewesen sein, als fast jede Familie mehrere Kinder zu betreuen hatte, aber warum zwei gut verdienende kinderlose Ehepartner jetzt auch noch weniger Steuern zahlen müssen nur weil sie verheiratet sind sehe ich nicht ein.

Genauso profitieren von solchen Steuervergünstigungen auch die besserverdienenden deutlich mehr als die schlechterverdienenden - gerade letztere könnten etwas mehr Geld aber deutlich besser brauchen, das Anwaltsehepaar wird nicht verhungern wenn etwas weniger reinkommt.

Mit festen Geldzahlungen pro Kind dagegen würden die Gelder dahin gelangen, wo mans wirklich braucht, und gleichzeitig würden ANreize geschafft, für Nachwuch zu sorgen.


Das ist letztendlich die selbe Debatte wie beim Rauchen (wobei mich wundert dass noch niemand behauptet hat die Nichtraucher wären doch nur gegen Rauchen weil sie neidisch auf die Raucher sind...) - wenn mich das Verhalten anderer Leute stark einschränkt, finde ich, kann man sich schon drüber beklagen.

Es geht hier nicht um ein absolutes Verbot des Autos - es gibt Situationen, in denen man es wirklich braucht. Ich bin aber der Meinung, dass der größte Teil des Autoverkehrs in München unnötig ist. Und von *diesen* Autos fühle ich mich gestört. Gerade dass die Blechkisten fast den ganzen Tag nur umstehen, und die Straßen verschandeln und Platz wegnehmen.

Wenn ich schaue, dass es Innenhöfe gibt (zum Glück nicht meiner), die mit Garagen zugebaut sind, statt ne Wiese mit Bäumen zu pflanzen, auf denen die Kinder spielen können - das find ich einfach keine sinnvolle Nutzung des Platzes in der Innenstadt.

Und wenn man dann schaut wie viele Leute in München ihr Auto, weil mans eben eigentlich nicht braucht, nur einmal die Woche mal benutzen (trifft einen großen Teil der Leute die ich kenne und die ein Auto haben) dann ist das einfach ne massive Platzverschwendung.

Wenn nur noch die beruflich wirklich notwendigen Fahrten (dass der Bauleiter eines Kraftwerkes auf der grünen Wiese da nicht mim ÖPNV hinkommt und deswegen mim Auto hinfahren muss ist klar) ausgeführt würden, und nur die Leute die ihr Auto wirklich regelmäßig nutzen müssen ein eigenes hätten und der Rest Carsharing betreibt, würde man hier in München eine deutliche Reduzierung des Verkehrs sowie des Flächenbedarfs hinbekommen, und ich bin sicher, die Einschränkungen für jeden einzelnen wären nicht allzu groß.
Offenbar hast Du das mit dem Splitting nicht verstanden. Diese besagt nur, daß Ehepaare gleichviel Steuern zahlen, egal wie die Beiden ihr Einkommen erzielen. Dem liegt die Idee zugrunde, daß Eheleute gegenseitge Versorgungspflichten eingehen. Diese Verpflichtungen werden größer, je größer der Einkommensunterschied zwischen beiden ist. Aus Sicht des Fiskus handelt es bei den gemeinsam veranlagten Eheleuten also um eine steuerliche Einheit, in deren Lebensgestaltung er nicht eingreifen will. Wenn im Ehepaar nun 60000 € jährlich verdient werden, ist die steuerliche Belastung unabhängig davon, ob einer alles verdient, die Aufteilung 40000 zu 20000 ist oder beide 30000. Aus meiner Sicht gibt es keine Rechtfertigung, daran etwas zu ändern. Andernfalls müßte man die ehelichen Versorgungspflichten streichen. Da bei jeweils gleichen Einkommen (je 30000, 50000 oder 1000000) keine gegenseitigen Pflichten existieren, ist die Steuerlast bei solchen Ehepaaren auch genauso hoch wie bei Unverheirateten.

Was man ändern könnte und sollte ist die kostenlose Mitversicherung nicht arbeitender Ehepartner in der gesetzlichen Krankenversicherung.
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Beitrag von autolos »

Autobahn @ 12 Feb 2008, 18:29 hat geschrieben: Das Ehegattensplitting für Doppelverdiener ohne Kinder ist tatsächlich nicht mehr zeitgemäß. Es gibt daher (nicht von den Linken :P ) ja Vorschläge für ein Familiensplitting. Ein aktueller Vorschlag würde demnach eine Familie mit zwei Kindern bei einem Einkommen von 32.000 € steuerfrei stellen. Eine Erhöhung des Kindergeldes steht ohnehin an. Dieses Kindergeld steht aber auch den Herren Ackermann (Deutsche Bank) und Wiedeking (Porsche) zu (sofern sie minderjährige Kinder haben). Die Diskussion, ob das Kindergeld (bzw. die Erhöhung) bar oder in Sachleistungen (Schulspeisung) ausgezahlt wird, verbuche ich unter der Rubrik Schwachsinn. Das Besserverdienende durch einen Kinderfreibetrag mehr profitieren, stimmt nur bedingt. Der Kinderfreibetrag vermindert das zu versteuernde Einkommen. Nur wenn dadurch eine niedrigere Progressionsstufe erreicht wird, ist eine relative Besserstellung möglich. Dies kann aber auch bei mittleren und sogar bei niedrigen Einkommen eintreten. Es würde den Rahmen dieses Forums sprengen, wenn ich die progressiven Steuertabellen erläutern würde. Eigentlich war die Steuererklärung auf dem Bierdeckel eine grandiose Idee.
Die Problematik des Splittings habe ich ja oben schon kurz erläutert. Beim Kindergeld ist das Mißverständnis, daß es auch die Hochverdienenden bekommen. Zunächst mal wird beim zu versteuernden Einkommen das Existenzminimum des Kindes abgezogen. Hiergegen wird man wohl schwerlich argumentieren wollen. Dieser Abzug des Existenzminimums führ zu einer Verringerung der Steuerlast. Da dieser Wert aber erst feststeht, wenn am Jahresende die Steuererklärung gemacht wird, zahlt das Finanzamt (oder wer da gerade für zuständig ist) einen monatlichen Abschlag, der als Kindergeld bezeichnet wird. Im Rahmen der Steuererklärung werden dann die Abschlagsszahlungen von der steuerlichen Wirkung der Berücksichtigung des Existenzminimums der Kinder wieder abgezogen. Wenn sich dabei ein negativer Betrag ergibt, die Abschlagszahlungen also höher waren als die steuerliche Wirkung des Kinderexistenzminimums, dann darf man das Geld trotzdem behalten. Kindergeld ist also eine Sozialleistung die solchen Familien zugute kommt, die so wenig verdienen, daß die steuerliche Wirkung der Berücksichtigung des Existezminimums der Kinder kleiner ist.

Gerade unter diesem Aspekt ist die von der SPD ins Spiel gebrachte Sachleistungsfrage unsinnig, weil diese ja nur zu einer Verringerung der Abschläge führen würde, was aber gerade bei Besserverdienenden keine Wirkung auf die Steuerlast hätte. Das ginge nur dann, wenn man das Existenzminimum des Kindes entsrpechend weniger anheben würde.
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Beitrag von Autobahn »

Autobahn hat geschrieben: Das Ehegattensplitting für Doppelverdiener ohne Kinder ist tatsächlich nicht mehr zeitgemäß.
Dabei dachte ich in erster Linie an Ehepaare, die beide gut verdienen, meist einen Ehevertrag haben und Kinder grundsätzlich ablehnen. Doppelverdiener mit gravierenden Einkommensunterschieden sind wohl eher selten geworden.
autolos hat geschrieben:......Kindergeld ist also eine Sozialleistung die solchen Familien zugute kommt, die so wenig verdienen, daß die steuerliche Wirkung der Berücksichtigung des Existezminimums der Kinder kleiner ist.

Gerade unter diesem Aspekt ist die von der SPD ins Spiel gebrachte Sachleistungsfrage unsinnig, weil diese ja nur zu einer Verringerung der Abschläge führen würde, was aber gerade bei Besserverdienenden keine Wirkung auf die Steuerlast hätte.......
Es geht den Sozialdemokraten doch in erster Linie um den Einfluss auf die Erziehung der Kinder. Gab es nicht auch schon Vorschläge, das Kindergeld komplett in Sachleistungen (Krippen) umzuwandeln?
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