[M] Finanzierung MVV

Alles über Stadtverkehr, was woanders nicht passt, wie z.B. Verkehrsverbünde
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elba

Beitrag von elba »

Bei der Berichterstattung zur MVV-Bilanzpressekonferenz sind mir ein paar Aussagen der Herren König (Chef der Münchner Verkehrsgesellschaft MVG) und Ude (Chef von ganz München und insbesondere von Herrn König) unangenehm aufgefallen.

Die SZ titelt "Im Rekordjahr steigen die Preise" und bezieht sich u.a. mit folgendem Satz auf König:
Während die S- Bahn dem Mutterkonzern Deutsche Bahn AG einen nicht näher bekannten Millionengewinn in die Kasse spült, muss die MVG nach Königs Worten jedes Jahr einen zweistelligen Millionenbetrag zum Betrieb der Trambahnen, Busse und U-Bahnen zuschießen.
Ich finde so eine verzerrte Darstellung schon recht unverschämt oder zumindest unredlich. Was für ein Bild existiert da vom mündigen Bürger, daß man meint, die mal so eben für dumm verkaufen zu können?

Sowohl S-Bahn als auch die städtische MVG haben Einnahmen, die sich aus Fahrscheinverkauf einerseits und öffentlicher Finanzierung andererseits zusammensetzen. Die Bestellentgelder des Freistaats für die S-Bahn dort dem "Millionengewinn" zuzurechnen, den Zuschuß der Stadt München aber beim städtischen Nahverkehr negativ zu verbuchen, ist nicht gerade die feine Art.

Dann läßt die SZ Ude zu Wort kommen:
Ihm sei aber bewusst, so der OB, dass dieser Politik juristische Grenzen gesetzt seien: "Wir müssen dafür Sorge tragen, dass die Verkehrsbetriebe demnächst kostendeckend arbeiten."
Das, was Bus und Bahn für München leisten, geht schon über den Wert für die zahlenden Fahrgäste hinaus. Eine Stadt wie München würde ohne halbwegs gute Bus- und Bahnverbindungen einfach nicht so funktionieren, wie wir das alle kennen. Wenn Ude kostendeckende Verkehrsbetriebe anstrebt, heißt das doch, daß er diesen zusätzlichen Gewinn, den alle Münchner vom funktionierenden öffentlichen Verkehr haben, einseitig den Fahrgästen aufbürden möchte.

In der tz wird es unter dem Titel "MVV: Rekordeinnahmen – Tickets trotzdem teurer!" noch arger:
OB Ude: „Die Kostendeckung liegt trotz der Erhöhung noch nicht bei hundert Prozent. Es ist aber eine Forderung der europäischen Politik, dass Verkehrsunternehmen eigenwirtschaftlich arbeiten sollen und nicht durch die Gewinne aus anderen Bereichen quersubventioniert werden.
Da soll natürlich mal wieder die europäische Politik schuld sein. In Wahrheit sind öffentliche Zuschüsse zum Nahverkehr nicht verboten. Ude will nur seine MVG vor Konkurrenz durch Ausschreibung schützen. Man kann jetzt über Abschaffung des Querverbunds und Ausschreibungspflicht lamentieren - aber sich die Befreiung von der Ausschreibung nur von den Fahrgästen bezahlen zu lassen, ist schon irgendwie die Umkehrung der eigentlichen Ziele.

Nochmal tz:
MVG-Chef Herbert König hat sein Unternehmen, das pauschal 50 Prozent der Einnahmen erhält, ziemlich unabhängig von Zuschüssen aus dem Querverbund der städtischen Betriebe gemacht: „Betriebskosten decken wir voll aus den Einnahmen, die Infrastruktur-Kosten zu 80 Prozent“, sagte er gestern.
Das ist ja schön, kann aber m.E. nicht Grundlage der zukünftigen Entwicklung sein. Es ist eigentlich anerkannt, daß Infrastruktur-Kosten nicht durch Fahrgeldeinnahmen nachhaltig zu erwirtschaften sind - zur Attraktivität von Bus und Bahn gehören auch attraktive Preise!
Wie wäre es, wenn man den Defizit-Bringer Infrastruktur einfach auch der MVG herauslöst und direkt von der Stadt bewirtschaften ließe? Aber wahrscheinlich ist es bequemer die MVV-Kunden zu melken.


Wie gesagt, über MVV-Preise und wie man das alles organisiert - auch die etwas überkommende MVV-Finanzierungsstruktur - kann man sicher lange diskutieren. Was mich wirklich erbost ist, daß Ude und König meinen, zu solchen bewußt verzerrten Aussagen greifen zu müssen, um die MVV-Preiserhöhung zu rechtfertigen.

Schönen Gruß,

Edmund Lauterbach
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Jojo423
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Beitrag von Jojo423 »

Ich persönlich finde sowieso dass MVV und Co. zu teuer sind!
Würde mann heir im EF eine aBstimmung machen wären sicherlich 90%+ für zu hohe preise und zu geringe Dienstleistungen! Ich meine damit das verammelte alte Busse nur auf 162/168 fahren lässt. Oder wie bei meinem Beispiel in Germering: 856 ab. 7:08 S-Bahn ankunft 7:09 Ich finde solche und viel andere Sachen sollten mal gründlich geändert werden!

Johnny is in the house

Watzinger
Viele Grüße
Jojo423
uferlos
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Beitrag von uferlos »

Ich meine damit das verammelte alte Busse nur auf 162/168 fahren lässt.
stimmt doch gar nicht! ich habe letztens 5302 am 162er gesehen! und am 134, 170 fahren auch noch 58er!
außerdem kommen die alten 58er eh bald weg... was soll man denn auf dem 131er sagen, da fahren auch "alte" 49er
mfg Daniel
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Jojo423
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Beitrag von Jojo423 »

gibt ja auch nur in west 49er...
Außerdem fahren aber ziehmlich selten lio'n citys auf 162 außer verstärker!
Viele Grüße
Jojo423
uferlos
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Beitrag von uferlos »

gibt ja auch nur in west 49er...
ja und? meckern deswegen andere, weil auf ihrer Linie nur 49er fahren?
die 58er sind gewiss besser als die 50xx, und 51xx. v.a. im sommer!
aber lang musst du sie eh nimmer ertragen, bald sollen ja die neuen Citaros und Solaris nach West kommen!
mfg Daniel
elba

Beitrag von elba »

Ich glaube es gibt im EF zahlreiche Themen und Kategorien, wo man über Buseinsätze diskutieren kann.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

Ohne auf die für mich unbekannte Situation in München einzugehen, aber der Trend zu kostendeckenden Fahrpreisen im öffentlichen Nahverkehr wird sich fortsetzen. Bei der Vorstelllung des Geschäftsberichtes 2007 der Düsseldorfer Rheinbahn wurde dies auch vom Sprecher des Vorstandes, Dirk Biesenbach, in aller Deutlichkeit gesagt.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
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Beitrag von mrj »

Erst wenn die Fahrkarte für ene Kurzstrecke bei sagen wir mal 5 € angekommen ist und eine normale Stadtfahrt gut 10 Euro kostet, dürfte der Betrieb wirklich kostendeckend arbeiten.
Gerechterweise muss man aber auch sagen, dass der Liter Benzin dann wohl auch bei mindestens 5 € liegen würde ...
Hot Doc
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Beitrag von Hot Doc »

Wobei wir jetzt die Brücke zum Ölpreisthread geschlagen haben:
Während der Autoverkehr die von ihm verursachten Ausgaben der Kommunen nur zwischen 15 und 45 % deckt, muss der ÖPNV plötzlich kostendeckend sein...gute Idee!!!
Allerdings muss man sagen, dass die Autofahrer auch immer mehr von den Städten belangt werden. Ich sag mal nur Parkgebühren, Citymaut....
ET 423
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Beitrag von ET 423 »

Hot Doc @ 7 May 2008, 18:17 hat geschrieben: Wobei wir jetzt die Brücke zum Ölpreisthread geschlagen haben:
1. Bitte mal von dem "Thread" abkommen. Dieses Wort ist ja gruselig! Warum kann man das nicht "Thema" nennen? :ph34r: (sorry, mußte sein und war nicht explizit gegen dich gerichtet)

2. gehört meiner Meinung nach diese Brücke schnell wieder eingerissen. Bitte nicht vergessen, daß hier nur von "wollen" und "sollen" geredet wird. Ein öffentliches Verkehrsangebot kann und wird niemals kostendeckend - nur über die Fahrpreise - arbeiten. Eine drastische Erhöhung der Fahrpreise um mehrere Faktoren wäre von Nöten bei gleichzeitiger massiver Taktausdünnung, was das Angebot wieder ganz schnell unattraktiv machen würde - und das wissen die Verantwortlichen (HOFFENTLICH).
Ich schaue weg, weil mir hier Einiges nicht paßt.
Hot Doc
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Beitrag von Hot Doc »

zu 1.) Eigentlich muss ich dir da Recht geben! Und persönlich nehme ich sowas nicht, keine Angst.

zu 2.) Auch hier gebe ich dir Recht. Ich hoffe, dass es beim sollen und wollen bleibt und man sich früh genug eines besseren besinnt!
Elch
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Beitrag von Elch »

Der Super-Trend zur Kostendeckung geht vor allem bei den großen "Platzhirschen" vor Ort um. Sobald und solange Sie kostendeckend arbeiten, müssen die Verkehrsleistungen nicht ausgeschrieben werden. Sobald Subventionen fließen MUSS europaweit ausgeschrieben werden. Daher die "Angst" von MVG, Rheinbahn und Co.
Die MVG erreicht dies auch nur durch die SW//M <> MVG-Konstellation, da große Kostentreiber bei den SWM geblieben sind und hier durch Gewinne aus den Versorgungs-Bereichen Quersubventioniert werden.
So sinnvoll ich Subventionen für einen attraktiven ÖPNV halte, so wenig ist dieses Vorgehen aber zu begrüßen. Sinnvoller wäre es die Gewinne as den Versorgungssparten ordentlich an den Eigentmümer auszuschütten und dann als echte und transparente Subvention zurückfließen zu lassen. Aber dann hätte man ja die Ausschreibungs-Geschichte wieder am Bein......
Die SWM betreiben aber gerne solche "Verschleierungen". Ihre Gewinne aus dem Gasgeschäft verstecken Sie auch bei Ihrem Vorlieferanten Bayerngas..... aber jetzt wird's etwas Off-Topic.
"Lächle, es könnte schlimmer kommen" Ich lächelte [...] und es kam schlimmer [...]
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spock5407
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Beitrag von spock5407 »

Ich halte von diesem "Nahverkehr muß kostendeckend sein" sowie Ausschreibung des ÖPNV einen "De eRr Eh Ceh Kah".

Man suggeriert damit eine ach so tolle bessere Leistung durch Marktkonkurrenz. Nur bedeutet das in vielen Fällen schlicht
Lohndrückerei. Anstelle dass die Kosten per Quersubvention auf viele verteilt werden, müssen die gleichen Kosteneffekte
von wenigeren "verdaut" werden, nämlich oft den Mitarbeitern.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

mrj @ 7 May 2008, 17:35 hat geschrieben:Erst wenn die Fahrkarte für ene Kurzstrecke bei sagen wir mal 5 € angekommen ist und eine normale Stadtfahrt gut 10 Euro kostet, dürfte der Betrieb wirklich kostendeckend arbeiten.
Gerechterweise muss man aber auch sagen, dass der Liter Benzin dann wohl auch bei mindestens 5 € liegen würde ...
Die Rheinbahn in Düsseldorf deckt 79% über die Einnahmen aus Fahrkarten. Und das bei einem Fahrtpreis (Einzelticket) von 2,20 €. Eine 100%ige Kostendeckung wäre also rechnerisch bei ca. 2,80 € gegeben. Mit weiteren Kostensenkungen könnte der Fahrpreis (nach heutigem Stand der Energiepreise) sogar darunter liegen.

@ ET 423

Ich will nicht unken, aber man wird langfristig dazu kommen, sich im Massenverkehr auf die nachfragestarken Zeiten zu beschränken. Statt leeren Bahnen und Busse werden dann andere Möglichkeiten angeboten. Dies können z.B. kleinere Fahrzeuge sein, die im Unterhalt billiger sind, Anrufverkehre u. ä. Sicher nicht in den Kernbereichen der Ballungszentren, aber in den Außenbezirken schon eher. In einigen Stadtteilen Düsseldorfs und in den umliegenden Kreisen Mettmann und Neuss setzt die Rheinbahn O-Busse (O = Ortsverkehr) ein. Dies sind kleinere Busse mit 20 Sitzplätzen. Der Service wird hervorragend angenommen. Hier sind also innovative Ideen gefragt, die dem Verkehrsbedürfnis gerecht werden und gleichzeitig kostenbewusst geplant sind. Einen großen Bus oder eine Bahn leer durch die Gegend gondeln zu lassen, gehöhrt nicht dazu.

@ Elch

Zu SW//M (ich denke das bedeutet Stadtwerke München) kann ich mich nicht äußern. In Düsseldorf ist die Lage aber wesentlich transparenter, denn die Rheinbahn hat mit den Stadtwerken nichts zu tun (die gehöhren nämlich mehrheitlich zu EnBW ;) ). Hier wird das Defizit offen und ehrlich vom Eigentümer, der Stadt Düsseldorf getragen. Seit 1993 hat die Rheinbahn ihr Defezit von 112 Mio. auf unter 62 Mio. zurückfahren können, ohne dabei auch nur eine Linie stillzulegen oder auszudünnen. Im Gegenteil, es wird kräfitg gebaut (Wehrhahnlinie). Für die Nachtschwärmer gibt es mehrere Discolinien, die auch die Nachbarstädte im Versorgungsgebiet abdecken. Erst vor wenigen Monaten hat die Rheinbahn mit ihrer Bussparte per Ausschreibung den Linienverkehr in den Kreisen Mettmann und Neuss für die nächsten Jahre für sich entscheiden können. Darüber hinaus muss ich der Rheinbahn eine ausgezeichnete Arbeit bescheinigen.

Hier wurde das "rheinische Grundgesetz" gebrochen:

1. Dat hammer immer so jemacht
2. Dat is immer joot jegange

Und, auch als Rheinländer bin ich mit diesem Verfassungsbruch ;) einverstanden.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
ET 423
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Beitrag von ET 423 »

Autobahn @ 7 May 2008, 19:38 hat geschrieben: @ ET 423

Ich will nicht unken, aber man wird langfristig dazu kommen, sich im Massenverkehr auf die nachfragestarken Zeiten zu beschränken. Statt leeren Bahnen und Busse werden dann andere Möglichkeiten angeboten. Dies können z.B. kleinere Fahrzeuge sein, die im Unterhalt billiger sind, Anrufverkehre u. ä. Sicher nicht in den Kernbereichen der Ballungszentren, aber in den Außenbezirken schon eher. In einigen Stadtteilen Düsseldorfs und in den umliegenden Kreisen Mettmann und Neuss setzt die Rheinbahn O-Busse (O = Ortsverkehr) ein. Dies sind kleinere Busse mit 20 Sitzplätzen. Der Service wird hervorragend angenommen. Hier sind also innovative Ideen gefragt, die dem Verkehrsbedürfnis gerecht werden und gleichzeitig kostenbewusst geplant sind. Einen großen Bus oder eine Bahn leer durch die Gegend gondeln zu lassen, gehöhrt nicht dazu.
Kleinere Fahrzeuge anzubieten mag bei solch überschaubaren Aktivitäten wohl funktionieren. Aber aufs Gesamtkonzept gesehen ist ein großes Maß an Logistikleistung erforderlich, um zu den anfrageschwächeren Zeiten auch tatsächlich "schwächeres" anzubieten, ohne die Qualität an sich zu gefährden.
Hot Doc @ 7 May 2008, 18:39 hat geschrieben: zu 1.) Eigentlich muss ich dir da Recht geben! Und persönlich nehme ich sowas nicht, keine Angst.

zu 2.) Auch hier gebe ich dir Recht. Ich hoffe, dass es beim sollen und wollen bleibt und man sich früh genug eines besseren besinnt!
Das freut mich, daß wir mal einer Meinung sind. :)
Ich schaue weg, weil mir hier Einiges nicht paßt.
elba

Beitrag von elba »

ET 423 @ 7 May 2008, 18:30 hat geschrieben:2. gehört meiner Meinung nach diese Brücke schnell wieder eingerissen. Bitte nicht vergessen, daß hier nur von "wollen" und "sollen" geredet wird. Ein öffentliches Verkehrsangebot kann und wird niemals kostendeckend - nur über die Fahrpreise - arbeiten. Eine drastische Erhöhung der Fahrpreise um mehrere Faktoren wäre von Nöten bei gleichzeitiger massiver Taktausdünnung, was das Angebot wieder ganz schnell unattraktiv machen würde - und das wissen die Verantwortlichen (HOFFENTLICH).
Würde ich etwas differenzierter sehen.

Zunächst mal trennen in Infrastrukturkosten und Fahrbetrieb. Infrastruktur wird nicht kostendeckend sein - die Unterhaltskosten, notwendige Instandhaltung und Erneuerung sind hier Kostentreiber. Wägt man Fahrgeldeinanhmen nur gehen Fahrbetriebskosten ab, ist man sicher deutlich näher dran.

Ob die genannten recht hohen Kostendeckungsgrade, die zu Rheinbahn und MVG genannt wurden, belastbare Daten sind, ist aber auch wieder so eine Sache. Die beiden "Firmen" agieren als städtische Unternehmen im Verbund mit anderen städtischen Betrieben und Ämtern. Wie das aussehen würde, wenn sie wirklich als richtige Firmen unterwegs wären, da bin ich nicht so sicher. Kostenrechnung ist so eine Sache, und wenn sie von ehemaligen Behörden gemacht wird, trau ich ihr nicht so richtig. Und wenn keine Offenlegungspflicht existiert, kommt sowieso nur marketinggeschöntes an die Öffentlichkeit.

Zur Rheinbahn kann ich wenig sagen, gehe aber davon aus, dass wegen der Zweckverbandsstruktur des VRR dort ganz andere Mechanismen für Einnahmeausgleich und Verkehrsbestellung existieren als beim MVV mit seinen sehr autonomen Partnern Freistaat und Stadt.

Edmund
elba

Beitrag von elba »

elba @ 7 May 2008, 16:19 hat geschrieben:Dann läßt die SZ Ude zu Wort kommen:  "Wir müssen dafür Sorge tragen, dass die Verkehrsbetriebe demnächst kostendeckend arbeiten."
Beim Studium der Wochenendzeitung ergab sich doch noch eine Möglichkeit - insbesondere für Herrn König - den Kostendeckungsbeitrag zu erhöhen. Sein bisheriges fixes Jahresgehalt soll von 140000 EUR auf 215000 EUR erhöht werden. Dazu kommt eine erfolgsabhängige Prämie von 80000 EUR (bisher und zukünftig).

Nun will ich nicht behaupten, daß 215000 EUR für den Geschäftsführer einer Organisation dieser Größenordnung unüblich wäre. (Im Sinne der Erhaltung einer bürgerlichen Gesellschaft muß die Spreizung der Gehälter natürlich insgesamt wieder zurückgeführt werden - die Diskussion dazu sollte aber vielleicht woanders geführt werden.)

Dazu ein Zitat aus der SZ:
Einer Studie der Unternehmensberatung Kienbaum zufolge, die im Aufsichtsrat präsentiert wurde, liegen die SWM-Chefs selbst nach dem Gehaltssprung erst im unter Drittel im Ranking mit Geschäftsführern vergleichbarer Unternehmen. Dabei zählen die Stadtwerke mit einem Umsatz von 4,2 Milliarden Euro in 2006 zu den Top 100 der deutschen Unternehmen.
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/artike...kel/277/173761/

Grundsätzlich sollte bei Unternehmen und den dort gezahlten Gehältern auch immer die finanzielle Situation des Eigentümers beachtet werden. Und da erzählt Herr Ude ja eher Negatives - was dann auch in die Gehaltverhandlungen abseits der Geschäftführer-Ebene einfließt.

Wie auch immer - eine Erhöhung von 50% auf einen Schlag bedeutet immer, daß etwas falsch läuft. Angesichts der Erhöhungen für MVG-Mitarbeiter und der Tatsache, daß auch dort Neuverträge mit schlechteren Konditionen in eine Beschäftigungsgesellschaft ausgelagert werden, ist es ganz bestimmt instinktlos.

Und bzgl. der Erfolgsprämie entsteht angesichts der Aussagen aus der Bilanzpressekonferenz, daß wesentlicher Maßstab dafür die Höhe der durchgedrückten Preiserhöhung für die MVV-Kunden ist.

Zur weiteren Beurteilung des Vorgangs noch ein paar Zitate:
„Uns hat man voriges Jahr einen neuen Gehaltstarif aufgedrückt, der bedeutet, dass wir jetzt 250 Euro weniger im Monat verdienen“, beklagt sich ein U-Bahnfahrer. Die Dienstpläne seien mittlerweile so knapp, dass man nicht einmal Zeit zum Austreten habe.
http://www.tz-online.de/de/aktuelles/muenc...ikel_38442.html
[Ude:]  „Nachdem ehemals staatliche Unternehmen nach der Öffnung der Märkte ihren Vorständen sofort Gehälter wie in der Privatwirtschaft bezahlt haben, haben die Stadtwerke München, die sich mittlerweile seit zehn Jahren in einem liberalisierten Markt behaupten, erst jetzt die Anpassung der Geschäftsführergehälter vollzogen.“ Die Gehälter der SWM-Spitze seien an das „untere Ende des Marktniveaus“ angepasst worden.
http://www.tz-online.de/de/aktuelles/muenc...ikel_38520.html
Heinrich Birner, Münchner Chef der Gewerkschaft Verdi, sagte zur SZ, in der Privatwirtschaft hätten die Marktmechanismen "zu exorbitant hohen Löhnen geführt, was ich pervers finde". Die Grenze, derzufolge ein Manager in der Privatwirtschaft allenfalls das Zwanzigfache eines Facharbeiters verdienen solle, sei längst überschritten. Birner verteidigte die neuen Gehälter der SWM-Spitze damit, dass sie etwa das Zehnfache eines Facharbeiterlohns betrügen. Birner zufolge sei dies "gerade noch zu rechtfertigen".
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/artike...kel/277/173761/

Irgendwie ergibt sich für mich das Fazit, daß man wohl umso leichter von anderen (Kunden, Arbeitnehmern) wirtschaftliche Opfer verlangt, je besser man selber wirtschaftlich gestellt ist. Allein das wäre ja ein Grund für möglichst niedrige Gf-Gehälter. Darüber sollte die Herren da oben - König, Ude, etc. - mal nachdenken.

Schönen Gruß,

Edmund Lauterbach
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Netman
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Beitrag von Netman »

elba @ 12 May 2008, 11:19 hat geschrieben:
hat geschrieben:[Ude:] „Nachdem ehemals staatliche Unternehmen nach der Öffnung der Märkte ihren Vorständen sofort Gehälter wie in der Privatwirtschaft bezahlt haben, haben die Stadtwerke München, die sich mittlerweile seit zehn Jahren in einem liberalisierten Markt behaupten, erst jetzt die Anpassung der Geschäftsführergehälter vollzogen.“ Die Gehälter der SWM-Spitze seien an das „untere Ende des Marktniveaus“ angepasst worden.
Wenn die Herren sich beklagen, im Vergleich zur Privatwirtschaft zu wenig zu verdienen, dann sollten diese halt in die hoch gelobte Privatwirtschaft wechseln und ihre geballte Kompetenz dort beweisen! Es wird niemand gezwungen, für einen "Hungerlohn" von 140000 Euro Geschäftsführer der MVG zu sein.

Wohl gemerkt: Laut Münchner Merkur vom 08.05.2008 wird dann aber noch eins drauf gesetzt. Bei der pensionierung werden nicht die "normalen" Verrentungsregelungen angewandt, sondern die des Beamtenrechts. Sieht so aus, als würde man sich im Selbsbedienungsladen nur die allerbesten Rosinen rauspicken. :angry:

Egal, wir zahlen es ja...
viafierretica
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Beitrag von viafierretica »

Ich persönlich finde sowieso dass MVV und Co. zu teuer sind!
Würde mann heir im EF eine aBstimmung machen wären sicherlich 90%+ für zu hohe preise und zu geringe Dienstleistungen!
wer ist Co?
Gibt es irgendetwas, wo 90% der Bevölkerung nicht der Meinung ist, es sei zu teuer.......
auch die Schwimmbäder sind viel zu teuer, und dennoch sind sie im Sommer knallvoll, die Bierpreise auf der Wiesn sind unverschämt teuer und dennoch bekommt man keinen Platz, der Strom ist viel zu teuer und jeder hat x Geräte im Stand by laufen, das Benzin ist zu teuer usw......
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