Die SZ titelt "Im Rekordjahr steigen die Preise" und bezieht sich u.a. mit folgendem Satz auf König:
Ich finde so eine verzerrte Darstellung schon recht unverschämt oder zumindest unredlich. Was für ein Bild existiert da vom mündigen Bürger, daß man meint, die mal so eben für dumm verkaufen zu können?Während die S- Bahn dem Mutterkonzern Deutsche Bahn AG einen nicht näher bekannten Millionengewinn in die Kasse spült, muss die MVG nach Königs Worten jedes Jahr einen zweistelligen Millionenbetrag zum Betrieb der Trambahnen, Busse und U-Bahnen zuschießen.
Sowohl S-Bahn als auch die städtische MVG haben Einnahmen, die sich aus Fahrscheinverkauf einerseits und öffentlicher Finanzierung andererseits zusammensetzen. Die Bestellentgelder des Freistaats für die S-Bahn dort dem "Millionengewinn" zuzurechnen, den Zuschuß der Stadt München aber beim städtischen Nahverkehr negativ zu verbuchen, ist nicht gerade die feine Art.
Dann läßt die SZ Ude zu Wort kommen:
Das, was Bus und Bahn für München leisten, geht schon über den Wert für die zahlenden Fahrgäste hinaus. Eine Stadt wie München würde ohne halbwegs gute Bus- und Bahnverbindungen einfach nicht so funktionieren, wie wir das alle kennen. Wenn Ude kostendeckende Verkehrsbetriebe anstrebt, heißt das doch, daß er diesen zusätzlichen Gewinn, den alle Münchner vom funktionierenden öffentlichen Verkehr haben, einseitig den Fahrgästen aufbürden möchte.Ihm sei aber bewusst, so der OB, dass dieser Politik juristische Grenzen gesetzt seien: "Wir müssen dafür Sorge tragen, dass die Verkehrsbetriebe demnächst kostendeckend arbeiten."
In der tz wird es unter dem Titel "MVV: Rekordeinnahmen – Tickets trotzdem teurer!" noch arger:
Da soll natürlich mal wieder die europäische Politik schuld sein. In Wahrheit sind öffentliche Zuschüsse zum Nahverkehr nicht verboten. Ude will nur seine MVG vor Konkurrenz durch Ausschreibung schützen. Man kann jetzt über Abschaffung des Querverbunds und Ausschreibungspflicht lamentieren - aber sich die Befreiung von der Ausschreibung nur von den Fahrgästen bezahlen zu lassen, ist schon irgendwie die Umkehrung der eigentlichen Ziele.OB Ude: „Die Kostendeckung liegt trotz der Erhöhung noch nicht bei hundert Prozent. Es ist aber eine Forderung der europäischen Politik, dass Verkehrsunternehmen eigenwirtschaftlich arbeiten sollen und nicht durch die Gewinne aus anderen Bereichen quersubventioniert werden.
Nochmal tz:
Das ist ja schön, kann aber m.E. nicht Grundlage der zukünftigen Entwicklung sein. Es ist eigentlich anerkannt, daß Infrastruktur-Kosten nicht durch Fahrgeldeinnahmen nachhaltig zu erwirtschaften sind - zur Attraktivität von Bus und Bahn gehören auch attraktive Preise!MVG-Chef Herbert König hat sein Unternehmen, das pauschal 50 Prozent der Einnahmen erhält, ziemlich unabhängig von Zuschüssen aus dem Querverbund der städtischen Betriebe gemacht: „Betriebskosten decken wir voll aus den Einnahmen, die Infrastruktur-Kosten zu 80 Prozent“, sagte er gestern.
Wie wäre es, wenn man den Defizit-Bringer Infrastruktur einfach auch der MVG herauslöst und direkt von der Stadt bewirtschaften ließe? Aber wahrscheinlich ist es bequemer die MVV-Kunden zu melken.
Wie gesagt, über MVV-Preise und wie man das alles organisiert - auch die etwas überkommende MVV-Finanzierungsstruktur - kann man sicher lange diskutieren. Was mich wirklich erbost ist, daß Ude und König meinen, zu solchen bewußt verzerrten Aussagen greifen zu müssen, um die MVV-Preiserhöhung zu rechtfertigen.
Schönen Gruß,
Edmund Lauterbach