Hot Doc @ 7 Jun 2008, 15:10 hat geschrieben: Tschuldige mal! Aber so engstirnig kann man doch garnet sein. Natürlich kann ich mir denken wie sich meine Kundschaft verändert und warum sie fortbleiben wird. Da kann ich natürlich gegensteuern und entweder andere Sachen anbieten damit diese Kundschaft trotzdem dableibt oder mein Konzept ändern um andere Kundschaft anzulocken.
Einige Lokalbesitzer haben das geschafft und sogar jetzt mehr Kunden als vorher.
Aber nach dem bayerischen Grundsatz: Des mach mer net, des hamma ja noch nia net so gmacht! oder des sich selbst Dummstellens klappt das natürlich nicht.
Ich versuche mal, hier die Schärfe rauszunehmen.
Sicher war ein bestimmter Teil der Wirte hier untätig und hat gehofft, dass das Rauchverbot in letzter Sekunde in Rauch aufgeht und alles so weiterläuft wie bisher. Viele Wirte waren aber wirklich proaktiv und haben sogar elektronische Eingangskontrollen eingebaut, bevor der Großteil der Bevölkerung das Wort Raucherclub das erste Mal gehört hat.
Andere haben Raucherbereiche in den Außenbereichen ausgewiesen, Heizpilze aufgestellt, eine Genehmigung für Freischankflächen eingeholt, ihre Getränke- und Spesiekarten überarbeitet, haben für neues Publikum geworben, haben einfach das Beste aus der Sache gemacht.
Nur haben es nicht alle gleich leicht gehabt. Wer keine Freischankflächen hat und keine bekommt, sieht alt aus. Wenn die Kommune Heizpilze verbieten, trägt das auch nicht gerade zur Aufhellung der Stimmung bei. Und wer kein Speiselokal hat, sondern eine Eckkneipe mit fast durchgehendem Stammpublikum, steht vor einem Problem. Ob Raucherclubs überhaupt toleriert werden, wusste man ja die erste Zeit gar nicht. Wer von Anfang an auf einen Raucherclub gesetzt hat, ist in Risiko eingegangen. Besonders schwer haben es sicher Kneipen mit Laufpublikum, etwa in Messegegenden und in touristischen Hochburgen. Hier wird es mit einem Raucherclub schon schwer. Manche haben es trotzdem gemacht, ohne strenge Mitgliedskontrollen einzuführen. Das Auslegen von Listen, in die man sich eintragen sollte, aber faktisch nicht musste, reichte, und die Behörden schritten oft nicht ein. Selbst die Memminger Kneipe, die der Wert einfach zum Dauer-Laienschauspiel erklärte, in dem Raucher und Nichtraucher sich einfach unterhalten und pro forma die Zeit vor dem 1.1.2008 nachspielen, macht nach meinem letzten Stand mit ihrem Konzept weiter. Die Behörden sind machtlos bzw. sind untätig geblieben.
So gesehen waren viele Wirte einfallsreich - in meinen Augen leider meist durch Schaffung von Raucherclubs und nicht in der Gewinnung von neuem, nicht rauchenden Publikum sowie in der Besänftigung der Raucher - und konnten daher gut überleben, manche sogar zulegen. Einfach nach dem Gesetzgeber rufen, ist zu wenig. Denn der Anteil der Raucher sinkt ohnehin Jahr für Jahr. Früher oder später wird auch der Besucher einer Eckkneipe eine rauchfreie Umgebung bevorzugen, sodass man sich früher oder später darauf einstellen sollte.