ÖPNV am Ende?

Alles über Stadtverkehr, was woanders nicht passt, wie z.B. Verkehrsverbünde
Yopohari
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Beitrag von Yopohari »

Der Titel stammt nicht mal von mir, sondern von der Zeitung "Aachener Nachrichten":

-> AVV schlägt Alarm: Bis zu 37 Prozent der Einnahmen brechen weg


Eine Anmerkung von mir: Es gibt bereits viel Unterstützung aus etlichen Ländern für dieses Papier - und die FDP möchte sogar viel mehr streichen!

-> Siehe HIER
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Flok
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Beitrag von Flok »

Was soll man dazu sagen?
Sollen Sie doch kürzen! Die werden schon sehen, wie weit sie damit kommen!
Wenn Personal entlassen wird, wenn ihre fetten Nobelkarossen in den Straßen stecken bleiben. Ach nö, stimmt: wenn möglich steigt man ja in den steuerbefreiten Kerosinbomber. Und wenns doch nicht anders geht, lässt man auf Staatskosten eine Polizeieskorte vor, hinter und neben sich herfahren.

Fahrpreisanhebungen und Reduzierung des Angebots im ÖPNV werden innerhalb kürzester Zeit zum absoluten Verkehrs-Super-GAU führen. Aber selbst das werden unsere Politiker nicht erkennen.

Es kann doch nicht sein, dass der Flieger immer noch ohne Ökosteuer Tonnen von Sprit rausbläst, dass man für 50 Euro quer durch Deutschland fliegen kann, dass es immer noch kein vernünftiges Mautsystem gibt... aber dem ÖPNV wird der Geldhahn zugedreht.

Soviel zum Thema "Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene"...
Yopohari
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Beitrag von Yopohari »

"Sollen Sie doch kürzen! Die werden schon sehen, wie weit sie damit kommen!
Wenn Personal entlassen wird, wenn ihre fetten Nobelkarossen in den Straßen stecken bleiben. Ach nö, stimmt: wenn möglich steigt man ja in den steuerbefreiten Kerosinbomber. Und wenns doch nicht anders geht, lässt man auf Staatskosten eine Polizeieskorte vor, hinter und neben sich herfahren."


Regionalzüge fahren ja auch oft mit einer Polizeieskorte... :D :D
-> Siehe HIER

"Es kann doch nicht sein, dass der Flieger immer noch ohne Ökosteuer Tonnen von Sprit rausbläst, dass man für 50 Euro quer durch Deutschland fliegen kann, dass es immer noch kein vernünftiges Mautsystem gibt... aber dem ÖPNV wird der Geldhahn zugedreht."

Abgesehen davon, welches Mautsystem denn vernünftig wäre - es liegt gar nicht in der Verantwortung der Verbünde & Co. Die haben vielmehr die eigene Tarifpolitik in der Hand und ein vernünftiges Tarifsystem gibt es ja nicht oder kaum - betriebswirtschaftliche Zusammenhänge werden erst spät und langsam erkannt:

-> Siehe HIER

Gleichzeitig werden Ressourcen sinn- und gedankenlos verschwendet... :(
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mellertime
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Beitrag von mellertime »

Es müsste eigentlich jedem klar sein, daß man die Subvetionen nicht streichen kann. Irgendwo muss ja das Geld herkommen - Dann müssen eben drastisch die Fahrpreise angehoben werden. Nur bezahen können das die Fahrgäste nicht. Also wird auf das Auto umgestiegen (wer es kann) und es werden dann immer mehr. Die Umsatzeinbrüche führen wieder zu drastischen Preisanhebungen und irgendwann bricht diese Spirale zusammen.
Ohne Subventionen funktioniert der ÖPNV in Deutschland nun mal nicht! ...Oder die Politik verteuert dann das Autofahren, daß man sich das auch nicht mehr leisten kann.
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Flok
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Beitrag von Flok »

Abgesehen davon, welches Mautsystem denn vernünftig wäre - es liegt gar nicht in der Verantwortung der Verbünde & Co. Die haben vielmehr die eigene Tarifpolitik in der Hand und ein vernünftiges Tarifsystem gibt es ja nicht oder kaum - betriebswirtschaftliche Zusammenhänge werden erst spät und langsam erkannt
Ich wollte nur darauf hinaus, dass es allgemein bessere Einsparmöglichkeiten, und Einnahmequellen gibt als die Kürzungen im ÖPNV.
Thomas089
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Beitrag von Thomas089 »

Grenzenlose Mobilität - und noch dazu zum Billigtarif - ist einfach nicht möglich. Aus finanziellen Gründen wie aus Umweltgründen.

Die Frage ist, wie man die begrenzten finanziellen Mittel, und eben auch unter Umweltaspekten, am sinnvollsten verteilt. Es kann nicht sein, dass der Flugverkehr durch Steuerfreiheit und kostenlose Flughäfen, Start- und Landebahnen so subventioniert wird, dass man tatsächlich mit dem Flugzeug für 50 Euro von München nach Hamburg kommt. Auch kann nicht sein, dass durch kostenlose Straßen und Autobahnen durchschnittlich verdienende Menschen im Jahr 30000 km mit ihrem Auto hinlegen können.

Auch der öffentliche Schienen- und Straßenverkehr kann natürlich nicht zum Billigpreis zu haben sein. Aber ich denke, dass unter Umweltaspekten (Energieverbrauch und Schadstoffausstoß pro Personenkilometer, Landschaftsverbrauch) der öffentliche Verkehr immer noch am besten abschneidet.

Ausserdem finde ich es einfach skandalös, wenn der Straßen- und Flugverkehr durch öffentliche Mittel so subventioniert wird, dass diese massiven Subventionen praktisch zum Nulltarif aufscheinen, während beim öffentlichen Schienen- und Straßenverkehr alle Zusatz- und Nebenkosten als Defizit präsentiert werden und so diese Verkehrssparte immer als Dauer-Milliardengrab ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gebracht wird.

Viele Grüße,
Thomas
Gruß, Thomas
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Flok
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Beitrag von Flok »

Dem ist nichts hinzuzufügen! Ganz meiner Meinung!
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mellertime
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Beitrag von mellertime »

Thomas089 @ 16 Nov 2003, 14:10 hat geschrieben: Es kann nicht sein, dass der Flugverkehr durch Steuerfreiheit und kostenlose Flughäfen, Start- und Landebahnen so subventioniert wird, dass man tatsächlich mit dem Flugzeug für 50 Euro von München nach Hamburg kommt.
Schon mal was von Fluhafengebühren gehört, die du extra zu deinem Ticket zahlen musst?
Auch kann nicht sein, dass durch kostenlose Straßen und Autobahnen durchschnittlich verdienende Menschen im Jahr 30000 km mit ihrem Auto hinlegen können.
Wiso kostenlos? Du scheinst kein Auto oder sonst noch nie was von Kfz-Steuer gehört zu haben. Tut mir leid, aber außer deinen ersten beiden Sätzen fand ich deinen Beitrag nicht so berauschend. :(
MünchnerFreiheit
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Beitrag von MünchnerFreiheit »

Flughäfen sind idR nicht kostenlos, sondern für die Betreiber sprudelnde Geldquellen - was glaubt ihr denn, warum die Betreiber in FFM / MUC so scharf drauf sind, mehr Landebahnen etc. zu bauen? Sicher wurde zB der Münchener Flughafen durch die öffentliche Hand (Bund, Land, Stadt) vorfinanziert, aber eben diese verdienen an jedem Start, jeder Landung, jedem Passgier...
Und die Idee mit der Steuer auf Flugbenzin ist zwar grundsätzlich ganz gut - das klappt aber nur, wenn die anderen Länder auch mitmachen...sonst wird halt nicht mehr in Deutschland getankt, sondern in England, Frankreich, Tschechien, Italien, Spanien, Türkei *ggg*


Gruß Flo
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Beitrag von Thomas089 »

@ mellertime:

Da es sich im Verhältnis zu den Bereitstellungskosten um nicht mehr als symbolische Preise handelt, verwende ich den Begriff "kostenlos".

Zur Kfz-Steuer und Treibstoff-Steuer: Kaum sind die öffentlichen Kassen leer, können schon zum Teil die notwendigsten Instandhaltungs-Arbeiten für die Straßen nicht mehr erbracht werden. Siehe zum Beispiel die Flut der Verkehrsschilder "Straßenschäden". Das zeigt ja schon, dass diese Steuern die Kosten nicht erbringen.

Zu den Flughafengebühren: Ich kann mir nicht vorstellen, dass bei 10 Euro Flughafengebühr ein nennenswerter Teil der Bau- und Betriebskosten gedeckt werden kann.

Beim Öffentlichen Schienen- und Straßenverkehr ist es natürlich genau so. Aber worauf ich in meinem Beitrag hinauswollte, ist die Schieflage der Argumentation und die meiner Meinung nach falsche Priorisierung bei der Verteilung der knappen Verkehrsetats.

Viele Grüße,
Thomas
Gruß, Thomas
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Beitrag von MünchnerFreiheit »

@Thomas089: da die KFZ - Steuer nicht zweckgebunden ist, gibt es keinen zwingenden Zusammenhang zwischen Aufkommen der Steuer und für den Straßenbau/Renovierung bereitgestellten Mitteln. Soweit wie ich weiss, wurden zB lange Zeit auch Anteile dieser Steuereinnahmen in die Bahn gesteckt.
Flughafengebühr: 10€ pro Passagier, dazu kommen die flugzeuggebundenen Gebühren und die Mieten für die Schalter und so weiter. Soweit ich weiss, zahlt schon das Flugzeugt für Start, Landung, Aufenthalt, Bereitstellung Passgierbrücke etc. mehrere tausend €. Jeder Start, jede Landung und auch der Aufenthalt auf dem Flughafen sind für die Luftverkehrsunternehmen kostenspielige Angelegenheiten.


Gruß Flo
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Beitrag von Thomas089 »

Das mit den Kosten wird jetzt doch ein komplexeres Thema. Man bräuchte da genaue Zahlen. Und dann wäre die Frage, wie man zu Zahlen kommt, die auch beispielsweise die Folgeschäden für die Umwelt, aber auch die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt usw. einbeziehen.

Viele Grüße,
Thomas
Gruß, Thomas
Yopohari
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Beitrag von Yopohari »

Thomas089 @ 16 Nov 2003, 19:56 hat geschrieben: Das mit den Kosten wird jetzt doch ein komplexeres Thema. Man bräuchte da genaue Zahlen. Und dann wäre die Frage, wie man zu Zahlen kommt, die auch beispielsweise die Folgeschäden für die Umwelt, aber auch die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt usw. einbeziehen.
Es ist nicht besonders seriös, interne Kosten mit vermeintlichen "externen Vorteilen" bilanzieren zu wollen. Sowas hat man bereits bei der Metrorapid-"Machbarkeitstudie" versucht, was zurecht kritisiert wurde.

Was ansteht, sind Fragen um:
=> Die betriebswirtschaftliche Logik im ÖPNV
=> Damit verbunden - diverse Selbstbedienungen, die Ressourcen abzwacken
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Beitrag von Daniel S »

Thomas089 @ 16 Nov 2003, 15:10 hat geschrieben:Auch kann nicht sein, dass durch kostenlose Straßen und Autobahnen durchschnittlich verdienende Menschen im Jahr 30000 km mit ihrem Auto hinlegen können.
*Kragen platz* :D

Du hast keine Vorstellung, wie teuer Auto fahren im Moment ist, oder? Ich habe Fixkosten von 1400 Euro im Jahr für die Versicherung, dazu kommen 300 Euro Steuern. Circa 600 Euro kommen für Inspektion, Oil-Service, Reifenwechsel usw. dazu, und dann noch diverse unvorhersehbare Reparaturen. Nur der Sprit kostet etwa einen Euro auf zehn Kilometer. Wertverlust auch nicht zu vergessen.

Im Gegenteil, ich denke, wir alle müssen viel mobiler und flexibler werden. Gibt es bei uns keinen entsprechenden Job für mich, muss ich einen anderen, evtl. nicht so tollen Job annehmen, umziehen oder pendeln.

Der ÖPNV ist für mich einfach unpraktisch. Zwar kostet er mich deutlich weniger als mein täglicher Weg zur Arbeit (insgesamt ca. 80 km), ich brauche aber auch mehr als doppelt so lang - das ist kaum eine Alternative. Dazu kommt noch, dass man sich derzeit einfach nicht auf die Sausebahn in München verlassen kann. Eine Verspätung von einer Stunde kann dann richtig teuer werden - also fahre ich selbst.

ÖPNV kann auch billiger sein. Dann dürfen wir uns aber nicht über unklimatisierte, unkomfortable, schmutzige und langsame Züge aufregen. Fährt da nur Schrott, fahre ich aber nicht mal mehr am Wochenende mit der S-Bahn in die Stadt.

Ich denke, es ist falsch, die Mobilität deutlich teurer zu machen. Vor einiger Zeit sank der Spritpreis um ca. 10 Cent herab, und das Bruttosozialprodukt schnellte nach oben. Das aber checken viele unserer Politiker nicht.

Man sollte sich halt überlegen, was man möchte. Ein schneller, moderner ÖPNV, der Autofahrer zum Umsteigen bringen soll, kann nicht kostendeckend fahren. Wer das nicht versteht oder verstehen will, sollte möglichst nicht in einer Position sitzen, die darüber entscheidet.
Yopohari
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Beitrag von Yopohari »

Der ÖPNV ist für mich einfach unpraktisch. Zwar kostet er mich deutlich weniger als mein täglicher Weg zur Arbeit (insgesamt ca. 80 km), ich brauche aber auch mehr als doppelt so lang - das ist kaum eine Alternative.
Das muß man manchen Leuten erst mal erklären - s. z.B. im Forum von ProBahn-NRW:

http://www.f27.parsimony.net/forum67239/me...essages/132.htm

Mich kosten übrigens ca. 10 Km Arbeitsweg ca. 50-60 Pendelminuten anstelle von ca. 20, die mit einem PKW möglich wären. Wenn der Weg und die Zeit länger wären, würde ich mir das wohl nicht antun.
Dazu kommt noch, dass man sich derzeit einfach nicht auf die Sausebahn in München verlassen kann. Eine Verspätung von einer Stunde kann dann richtig teuer werden - also fahre ich selbst.
Ich bin jetzt gespannt, was manche Herren Eisenbahner dazu sagen? *ggg*
Man sollte sich halt überlegen, was man möchte. Ein schneller, moderner ÖPNV, der Autofahrer zum Umsteigen bringen soll, kann nicht kostendeckend fahren.
Der ÖPNV sollte erst mal damit anfangen, daß existierende Ressourcen effizienter eingesetzt werden... B)
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Beitrag von Sausebahner_FFM »


Du hast keine Vorstellung, wie teuer Auto fahren im Moment ist, oder? Ich habe Fixkosten von 1400 Euro im Jahr für die Versicherung, dazu kommen 300 Euro Steuern. Circa 600 Euro kommen für Inspektion, Oil-Service, Reifenwechsel usw. dazu, und dann noch diverse unvorhersehbare Reparaturen. Nur der Sprit kostet etwa einen Euro auf zehn Kilometer. Wertverlust auch nicht zu vergessen.

Im Gegenteil, ich denke, wir alle müssen viel mobiler und flexibler werden. Gibt es bei uns keinen entsprechenden Job für mich, muss ich einen anderen, evtl. nicht so tollen Job annehmen, umziehen oder pendeln.

Aha! Und warum gehst du dann nicht selbst mit gutem Beispiel voran und suchst dir eine Wohnung, die günstig zum ÖPNV und deinem Arbeitsplatz liegt, dann könntest du nämlich über 2300E im Jahr sparen indem du dein Auto (das ja deinen Angaben nach viel zu teuer ist) abschaffst!

Der ÖPNV ist für mich einfach unpraktisch. Zwar kostet er mich deutlich weniger als mein täglicher Weg zur Arbeit (insgesamt ca. 80 km), ich brauche aber auch mehr als doppelt so lang - das ist kaum eine Alternative. Dazu kommt noch, dass man sich derzeit einfach nicht auf die Sausebahn in München verlassen kann. Eine Verspätung von einer Stunde kann dann richtig teuer werden - also fahre ich selbst.

Wie oben schon gesagt - umziehen wäre eine Alternative. Wenn du wirklich mit dem Auto in eine Großstadt fährst kaufe ich dir kaum ab dass du damit pünktlicher als mit dem ÖPNV bist denn Staus auf den Haupteinfallstraßen gibt es bestimmt nicht nur bei uns in Frankfurt. Ausserdem freuen wir Stadtbewohner uns ganz riesig, wenn uns die Pendler mit ihren stinkenden Blechschüsseln die Luft verpesten, die Straßen verstopfen und die Gehwege, Radwege und Straßenbahnschienen zuparken.

ÖPNV kann auch billiger sein. Dann dürfen wir uns aber nicht über unklimatisierte, unkomfortable, schmutzige und langsame Züge aufregen. Fährt da nur Schrott, fahre ich aber nicht mal mehr am Wochenende mit der S-Bahn in die Stadt.

Ich denke, es ist falsch, die Mobilität deutlich teurer zu machen. Vor einiger Zeit sank der Spritpreis um ca. 10 Cent herab, und das Bruttosozialprodukt schnellte nach oben. Das aber checken viele unserer Politiker nicht.

Die logische Schlussfolgerung? Den ÖPNV teurer machen (für neue Fahrzeuge) und das Autofahren billiger (weil das angeblich die Wirtschaft ankurbelt)? Dann fährt endgültig niemand mehr mit dem ÖPNV (weil man es sich nicht leisten kann) und der Autoverkehr steigt an. Die Folge: Noch mehr Luftverschmutzung, noch mehr Landschaftszerstörung durch Straßenbau, noch mehr Städte die im Blech ersticken und noch mehr Verkehrstote. Nein danke! Das umweltschädliche Autofahren spürbar zu verteuern halte ich für unumgänglich. Einmal über Mineralöl- und Ökosteuer, um die Bürger zum Kauf sparsamer Kleinwagen anstelle prestigeträchtiger Spritfresser zu animieren, zum zweiten über Einführung einer Pkw- Maut anstelle der Kfz- Steuer durch die Wenigfahrer, die viel auf den ÖPNV umsteigen belohnt werden. Zudem wären in Städten weiter Lenkungsmaßnahmen wie Rückbau von Fahrspuren, Innenstadtmaut und höhere Parkgebühren in Innenstädten notwendig, deren Einnahmen zum größten Teil zweckgebunden in den Nahverkehr investiert werden müssten (wäre auch eine gute Einnahmequelle für die chronisch finanzschwachen Kommunen). Aber so lange unsere Verkehrspolitik von einer Handvoll Autokonzernen und den Lobbyisten des AutoDarfAllesClubs diktiert wird das wohl leider eine Utopie bleiben.

autofreier Gruß vom Sausebahner
Yopohari
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Beitrag von Yopohari »

Nein danke! Das umweltschädliche Autofahren spürbar zu verteuern halte ich für unumgänglich. Einmal über Mineralöl- und Ökosteuer, um die Bürger zum Kauf sparsamer Kleinwagen anstelle prestigeträchtiger Spritfresser zu animieren, zum zweiten über Einführung einer Pkw- Maut anstelle der Kfz- Steuer durch die Wenigfahrer, die viel auf den ÖPNV umsteigen belohnt werden. Zudem wären in Städten weiter Lenkungsmaßnahmen wie Rückbau von Fahrspuren, Innenstadtmaut und höhere Parkgebühren in Innenstädten notwendig...
Irgendwann wird das ständige Wiederholen derselben Erklärung langweilig:

Die meisten Bürger sind nicht ÖPNV-Stammkunden, sondern Stamm-Autofahrer - und Deutschland ist immer noch eine Demokratie!

S. auch -> im Forum von ProBahn-NRW
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Thomas089
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Beitrag von Thomas089 »

@ Daniel Schraeder:

Ich will keinen Menschen dafür kritisieren, wenn er in der real existierenden deutschen Verkehrswelt täglich soundso viele Kilometer mit dem Auto zurücklegt, weil er zur Arbeit oder zum Einkaufen oder zur Freizeit muss und für ihn der öffentliche Verkehr einfach keine Alternative bildet. Zu solcher Kritik habe ich auch kein Recht.

Was ich mit meinem Beitrag verdeutlichen will ist, dass meiner Meinung nach bei der Verkehrspolitik falsche Schwergewichte gesetzt werden. Man kann nicht das Allheilmittel in der größtmöglichen Flexibilität suchen, die das Auto bietet. Wenn ich mir die Folgen anschaue (Unfälle, Ölverbrauch, Landschaftsverbrauch, Luftverschmutzung, Lärm, Stress), dann kann ich darin einfach nicht den richtigen Weg erkennen. Natürlich ist Autofahren teuer, aber ich werde trotzdem den Eindruck nicht los, dass hier von den entsprechenden Entscheidungsträgern falsch gewichtete Rechnungen aufgemacht werden.

Ich habe kein Auto und ich muss natürlich bei diversen Verkehrsverbindungen eine 2 bis 3 mal längere Fahrzeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Kauf nehmen. Auch sind für mich ganz klar eine ganze Menge Ziele (Berge, Badeseen, Ortschaften, Einkaufszentren) praktisch nicht erreichbar. Und selbstverständlich bin ich auch in der Wahl meines Wohnortes und Arbeitsplatzes eingeschränkt.

Die Lösung sehe ich nicht in noch mehr Autos, sondern in einem deutlich attraktiveren öffentlichen Verkehr und auch in der Dezentralisierung von Arbeitsplätzen, Einkaufsmöglichkeiten und Freizeitangebot. Bei der Dezentralisierung fordere ich natürlich genau das Gegenteil von dem, was in den letzten 40 Jahren entstanden ist. Nur denke ich mir manchmal, wie die Welt in 200 Jahren ausschauen soll, wenn alles so weiter geht.

Viele Grüße,
Thomas
Gruß, Thomas
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Beitrag von Yopohari »

Die Lösung sehe ich nicht in noch mehr Autos, sondern in einem deutlich attraktiveren öffentlichen Verkehr ...
Darunter kann jeder etwas anderes verstehen...
... und auch in der Dezentralisierung von Arbeitsplätzen, Einkaufsmöglichkeiten und Freizeitangebot.
Es wird gerade eben leider "dezentralisiert": Eine Unmenge an endlosen Gewerbegebieten, meist fernab des SPNV, bestenfalls ein Bus die Stunde - wohin man praktisch nur noch mit einem Auto pendeln kann... :angry:
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Beitrag von Sausebahner_FFM »


Die meisten Bürger sind nicht ÖPNV-Stammkunden, sondern Stamm-Autofahrer

Und warum ist das so? Weil man seit Jahrzehnten die Attraktivität des Autofahrens erhöht und die der Schiene verschlechtert! Angefangen hat es mit der Subvention des Autobahnbaus aus Reichsbahngewinnen und nach dem Krieg hat man den Autofahrern quasi gratis eines der dichtesten Straßennetze der Welt vor die Nase gesetzt während man der Bundesbahn den gesamten Wiederauf- und Ausbau ihres Netzes aufs Defizit angerechnet hat. Die Städte hat man beim Wiederaufbau mit breiten Straßen gleich "autogerecht" ausgebaut während man die Straßenbahnen unter die Erde verbannte oder ganz abschaffte und durch unbequemere, im Stau feststeckende Busse ersetzte. Und in der Fläche vergraulte man mit "Alibizügen" den letzten Fahrgast auf die Straße um dann die Strecke wegen Unrentabiltät stillzulegen, sodass heute außerhalb von Ballungsräumen faktisch keine Mobilität ohne Auto mehr möglich ist. Vergleiche auch mal den prozentualen Anstieg der Kosten für die ÖPNV- Benutzung (Zeitkarte) und den Betrieb eines Autos (Anschaffung, Steuern, Versicherung, Benzin...) von 1950 bis heute und du wirst feststellen, dass Autofahren billiger und Bahnfahren deutlich teurer geworden ist. Aber unsere beliebte Boulevardzeitung mit den vier Buchstaben wird nicht müde, jede Benzinpreiserhöhung um ein paar Cent als "Abzocke" und "Öko-Terror" auf der Titelseite zu brandmarken; die alljährlichen (und zT. saftigen) Preiserhöhungen der Verkehrsverbünde werden aber als gottgegeben hingenommen und sind bestenfalls mal ein paar Zeilen im Innenteil wert.

- und Deutschland ist immer noch eine Demokratie!

Auf dem Papier vielleicht. In Wirklichkeit sind wir längst zu einer Oligarchie weniger Wirtschaftskonzerne verkommen. Schau dir doch nur mal die zahlreichen Berater- und Aufsichtsratspöstchen unserer Abgeordneten an und du weißt, für welche Interessen sie im Bundestag abstimmen. Oder glaubst du zB. eine Gesundheitsreform, die Ärzte und Pharmakonzerne praktisch ungeschoren lässt, der breiten Bevölkerungsmehrheit aber nur Mehrkosten und weniger Leistungen bringt sei vom Volk gewollt und damit "demokratisch"?!?

Gruß vom Sausebahner
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Beitrag von Flok »

QUOTE 
Dazu kommt noch, dass man sich derzeit einfach nicht auf die Sausebahn in München verlassen kann. Eine Verspätung von einer Stunde kann dann richtig teuer werden - also fahre ich selbst.

Ich bin jetzt gespannt, was manche Herren Eisenbahner dazu sagen? *ggg*
Ich hoffe, ich versteh dich jetzt nicht falsch, aber du kannst mich ruhig direkt ansprechen!

Ich streite nicht ab, dass gerade die Münchner S-Bahn derzeit eine schwere "Krise" durchmacht, und dass Verspätungen momentan grad an der Tagesordnung sind. Auch das es manchmal Probleme bei der DB gibt, die es nicht bräuchte steht ausser Zweifel...

Aber es hat keinen Sinn weitere Erklärungen darüber abzugeben, wenn der Gesprächspartner ein stark einseitiges Denken hat, und einfach die Probleme nicht versteht oder nicht verstehen will; bzw. keinerlei Interesse an den Problemen und deren Ursachen zeigt, sonderen größtenteils nur wie man am besten darüber herzieht und darüber schimpft.

Nachdem mich leidergottes solche Menschen auf die Palme bringen, werde ich mich zu diesen Themen nicht mehr äussern. ;)
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Beitrag von Yopohari »

Zuerst mal - danke, daß es künftig keine unqualifizierten Eisenbahnerausfälle mehr geben soll! :)

Zur Sache:
Die meisten Bürger sind nicht ÖPNV-Stammkunden, sondern Stamm-Autofahrer

Und warum ist das so? Weil man seit Jahrzehnten die Attraktivität des Autofahrens erhöht und die der Schiene verschlechtert!
Erstens - ÖPNV ist nicht nur "die Schiene", was man nicht vergessen darf.

Zweitens - natürlich bleibt man in Deutschland hinsichtlich der Attraktivität der ÖPNV-Stammnutzung weit hinter einigen Ländern hinterher. Es liegt allerdings gar nicht nur an ominösen "Autolobbies" - mir kommen einige studentische Aktivisten gewisser Bahnliebhaberclubs in den Sinn, die behaupten, den ÖPNV-Stammkunden wäre etwas "reingeschoben" - von den kürzlich eingeführten Studiengebühren finanziert etwa? :D :D
Nach VDV-Angaben liegt die Kostendeckung im ÖPNV bereits bei über 70% - vielleicht wird etwas den Beziehern diverser Beschenk-Tickets (z.B. das -> VRR-"Bärenticket") reingeschoben, aber bestimmt nicht normal zahlenden Abonnenten der Monats-/Jahreskarten (und Steuern für den Rest der Kostendeckung zahlen wir auch noch!)

Was die autogerechten Städte angeht - sooo oft werden die Grünen als eine Art Hoffnung für den ÖPNV dargestellt und doch: Sobald jemand was ÖPNV-gerecht an einem SPNV-Knoten bauen/planen will, sind just die Grünen am ehesten dagegen!
Im Falle von Köln-Deutz wechseln die Vorwände (darunter zeitweise sogar, daß man das auf CD-ROM's verteilte städtebauliche Konzept des Stadtplanungsamtes nicht lesen konnte... :D ); in Düsseldorf geht es angeblich um die Luftströme und ach so wertvolle Millieus am HBf (oder auch in Derendorf); woanders noch was anderes. Es hat sich bereits unter den Investoren herumgesprochen, daß man am einfachsten in anwohnerfreien Gegenden bauen kann (= endlose Gewerbegebiete, nur mit PKW erreichbar) - und das Ergebnis sieht jeder... :(
Natürlich - man kann keinen Investor zwingen, Büros möglichst an einem Bahnhof zu bauen - wenn es aber manche doch tun wollen und es ausser der schützenwerten Altstadt liegt (Köln-Deutz - beim Kölner HBf hätte ich selber Zweifel) - sollte man Investoren nicht abschrecken! B)
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Beitrag von Sausebahner_FFM »

Yopohari @ 17 Nov 2003, 18:55 hat geschrieben:Erstens - ÖPNV ist nicht nur "die Schiene", was man nicht vergessen darf.
Nein, aber in erster Linie. Den Bus halte ich nur als Zubringerverkehr zu Schienenstrecken für attraktiv, denn in den Städten reicht auf Hauptlinien seine Transportkapazität oft nicht aus und er steckt aufgrund fehlender oder zugeparkter Busspuren im Stau fest. Auf dem Land sind die Reisezeiten des Busses nicht selten die doppelten der Schiene, da er in vielen Ortschaften "Ehrenrunden" zur Bedienung mehrerer Haltestellen dreht und damit keine echte Alternative zu Schiene und Auto darstellt.

Dass es auch in eher bahnfreundlich eingestellten Gruppierungen wie Studentenvertretungen, Fahrgast- und Umweltverbänden realitätsferne Spinner gibt bezweifelt niemand, aber das ist sicherlich nicht der Hauptgrund für die Benachteiligung des öffentlichen Verkehrs.

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Beitrag von Yopohari »

Sausebahner_FFM @ 17 Nov 2003, 19:30 hat geschrieben:
Yopohari @ 17 Nov 2003, 18:55 hat geschrieben:Erstens - ÖPNV ist nicht nur "die Schiene", was man nicht vergessen darf.
Nein, aber in erster Linie. Den Bus halte ich nur als Zubringerverkehr zu Schienenstrecken für attraktiv, denn in den Städten reicht auf Hauptlinien seine Transportkapazität oft nicht aus und er steckt aufgrund fehlender oder zugeparkter Busspuren im Stau fest. Auf dem Land sind die Reisezeiten des Busses nicht selten die doppelten der Schiene, da er in vielen Ortschaften "Ehrenrunden" zur Bedienung mehrerer Haltestellen dreht und damit keine echte Alternative zu Schiene und Auto darstellt.
Die Nachteile der Buslinien stimmen sehr wohl - wenn ich im "Raum Düsseldorf" (Ratingen) für 6 Buskilometer halbe Stunde brauche (Staufreiheit vorausgesetzt), kann man sich nicht wundern, daß ich sogar lieber im Büro in einem Hochhaus am Düsseldorfer HBf arbeiten würde - über 30 Km Wegstrecke, aber mit dem RE1/RE6 in nur 24 Minuten zu erreichen... ;) :)
Mich nervt auch, wenn ich zusätzliche "Ehrenrunden" merke - mal zum neuen Friedhof, mal zu ein paar Häuschen - meist Haltestellen, wo eh so gut wie nie einer ein- oder aussteigt! :angry:
Und doch - nicht überall kann man Gleise verlegen - weder für SPNV noch für Straßenbahnen (die sind besser: Z.B. 3.5 Km von meiner Vorstadt zum HBf in nur 8-9 Minuten!)

Einige Aktivisten der weiter erwähnten Vereine scheinen ausser der Bahn die Welt nicht mehr zu sehen, was vielleicht freaknessmässig erklärbar ist, aber jenseits der ÖPNV-Realität.
Betriebswirtschaftlich gibt es übrigens ein "System Eisenbahn" (soooo oft gehört...) gar nicht - es gibt den ÖPNV (alles, was die Verbünde bestellen und organisieren - von Stadtbussen hin zu den RE's) und diverse Fernzüge, meist der DB R+T.
Dass es auch in eher bahnfreundlich eingestellten Gruppierungen wie Studentenvertretungen, Fahrgast- und Umweltverbänden realitätsferne Spinner gibt bezweifelt niemand, aber das ist sicherlich nicht der Hauptgrund für die Benachteiligung des öffentlichen Verkehrs.
Nehmen wir ein Beispiel: Der NRW-Tarif, der angeblich bereits A.D. 2005 eingeführt werden sollte. Macht sich jemand von o.g. Vereinen ernsthafte Gedanken, ob dieser ÖPNV-Stammkunden-freundlich (wie es die betriebswirtschaftliche Logik gebietet) gestaltet wird?
In Schleswig-Holstein waren die o.g. Clubs mit dabei und daraus ist ein Kuriosum rausgekommen... :blink:

-> Geschrieben von MS am 15. November 2003

-> Geschrieben von MS am 04. November 2003
Bundesoberstvertreter der Bahnaktivisten (selbstern.) ;-)
Daniel S
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Beitrag von Daniel S »

Danke für die vielen Antworten :)

@Sausebahner_FFM:
Auto ist teuer, richtig. Ziehe ich aber in die Stadt, muss ich die Kohle in die höhere Miete für eine vergleichbare Wohnung stecken und darf dann zu Fuß zum Getränkemarkt gehen ;)

Richtig ist auch, dass ich in Staus stecken bleibe. Trotzdem kann ich mit dem Auto morgens eine halbe Stunde später losfahren, Stau eingeplant. Dank Verkehrsleitsystem und Hinweisen im Radio kann ich auch meine Strecke kurzfristig variieren, wenn es sich irgendwo extrem aufstaut.

Auto fahren billiger und ÖPNV teurer zu machen, ist natürlich ein Killerargument und entspricht auch nicht meiner Einstellung. Ich habe geschrieben, dass es falsch ist, Mobilität deutlich teurer zu machen. Wenn mich Bahnfahrten zu meinen Verwandten in Norddeutschland billger kommen als Autofahrten, und die Zeit einigermaßen im Verhältnis steht, fahre ich auch Bahn. Und in meiner Freizeit nutze ich häufig den ÖPNV, um in die Stadt zu kommen. Dann bin ich auch nicht soo Abhängig von Uhrzeiten, und es stört mich nicht, wenn ich länger unterwegs bin.

@Thomas089:
Volle Zustimmung. Doch im Moment sieht die Welt nun mal so aus, und wir alle müssen uns ihr anpassen (und sie, wenn möglich, zukunftsweisend und vernünftig verändern).

@Sausebahner_FFM (2. Post :) ):
Es ist wohl so, das in der Vergangenheit Fehler gemacht wurden. Aber warum sollte man jetzt freiwillig Nachteile (höhere Kosten, längere Fahrt, potentiell Verspätungen usw.) in Kauf nehmen? :blink:

@Flok:
Ich gehe davon aus, dass Du "stark einseitiges Denken" und "keinerlei Interesse an Problemen und ihren Ursachen" nicht auf mich beziehst. Denn schließlich schreibe ich hier in einem Eisenbahnforum, und zwar fast von Anfang an ;)

Ich interessiere mich definitiv für den ÖPNV in München und seine Probleme. Trotzdem bringt es mich nicht zu meinem Ziel, wenn ich weiß, warum die S-Bahn nicht kommt. Die Schuld-Frage stelle ich mir nicht. Ich weiß, dass niemand "meine" S-Bahn absichtlich zu spät kommen lässt, und während ein Problem besteht interessiert mich nicht, wer es verursacht hat. Es muss gelöst werden (was es ja auch wird: 2. Tunnel, LZB in der Stammstrecke usw.), dann kann man eventuell Schuldige suchen und sie zur Rechenschaft ziehen (Hey, Baum, wenn Du noch einmal Deine Blätter auf die Gleise schmeißt, dann brech' ich Dir den Ast ;) )

So lang die Probleme nicht gelöst sind, weiche ich eben aus.

Ciao :)
Daniel
Sausebahner_FFM
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Beitrag von Sausebahner_FFM »


Auto ist teuer, richtig. Ziehe ich aber in die Stadt, muss ich die Kohle in die höhere Miete für eine vergleichbare Wohnung stecken und darf dann zu Fuß zum Getränkemarkt gehen

Wohnen im Grünen und Arbeiten in der Stadt mit all den Nachteilen für die Umwelt (Zersiedelung, Verkehrsbelastung) ist aber dein Privatvergnügen. Und warum sollte der Staat das mit Pendlerpauschale, Eigenheimzulage und aus Steuergeldern bezahlten Straßen subventionieren während ich meine hohe Miete aus meiner eigenen Tasche bezahlen muß? Falls du in der Stadt gelegentlich ein Auto brauchen solltest gibt es bestimmt auch in München Carsharing- Organisationen.

Es ist wohl so, das in der Vergangenheit Fehler gemacht wurden.

Die Fehler wurden nicht nur in der Vergangenheit gemacht, sondern werden es immer noch in der Gegenwart. Selbst unter unserer rot- grünen Regierung, die sich einst vollmundig eine "ökologische Verkehrswende" auf die Fahnen schrieb sind im Verkehrshaushalt mehr Mittel für Straßenbau als für Schienenprojekte vorgesehen und das Koch/Steinbrück- Papier fordert Kürzungen bei den Bundesmitteln für die Bestellungen von Nahverkehrsleistungen während der Straßenbauetat unangetastet bleibt.

Aber warum sollte man jetzt freiwillig Nachteile (höhere Kosten, längere Fahrt, potentiell Verspätungen usw.) in Kauf nehmen?

Das mußt du jene Politiker fragen, die uns immer Privatisierung, Marktwirtschaft und Wettbewerb als die Allheilmittel aller sozialen und wirtschaftlichen Probleme predigen. ÖPNV ist Teil der Daseinsfürsorge und als Infrastruktur für eine funktionierende Gesellschaft und Wirtschaft notwendig. Daher kann er nie unter rein marktwirtschaftlichen Aspekten betrieben werden. Genau das fordern aber die Gesetzesvorgeben zur Bahnreform oder die EU- Richtlinien zur Ausschreibung von Nahverkehrsleistungen! Die Folge: Unter dem ständigen Kostensenkungsdruck werden Personal- und Fahrzeugreserven abgebaut oder unausgegorene Fahrzeug-, Leit- und Sicherungstechnik beschafft; Stellwerke und Züge fallen aus. Im Personalbereich zeigt sich heute schon im privaten Busgewerbe (Subunternehmer der städt. Verkehrsbetriebe) was uns bei der Bahn wahrscheinlich in den nächsten Jahren noch bevorsteht, nämlich Lohndumping mit der Folge dass man kein qualifiziertes und motiviertes Personal mehr findet und darunter letztendlich Service und Sicherheit leiden. Nur ist bei der aktuellen Lage der öffentlichen Haushalte keine Besserung und Einsicht der Verantwortlichen zu erwarten.

Gruß vom Sausebahner
Yopohari
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Beitrag von Yopohari »

Das mußt du jene Politiker fragen, die uns immer Privatisierung, Marktwirtschaft und Wettbewerb als die Allheilmittel aller sozialen und wirtschaftlichen Probleme predigen. ÖPNV ist Teil der Daseinsfürsorge und als Infrastruktur für eine funktionierende Gesellschaft und Wirtschaft notwendig. Daher kann er nie unter rein marktwirtschaftlichen Aspekten betrieben werden. Genau das fordern aber die Gesetzesvorgeben zur Bahnreform oder die EU- Richtlinien zur Ausschreibung von Nahverkehrsleistungen!
Die Leier kenne ich genügend - als ob der ÖPNV im Sozialismus sooo gut funktioniert hätte! Schreiben Sie einfach ehrlich, daß Sie von der Branche sind und möglichst mehr Geld für weniger Arbeit wollen... ;) :D :D :D :D
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Yopohari
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Beitrag von Yopohari »

Es ist wohl so, das in der Vergangenheit Fehler gemacht wurden. Aber warum sollte man jetzt freiwillig Nachteile (höhere Kosten, längere Fahrt, potentiell Verspätungen usw.) in Kauf nehmen?
Und doch sollte sich der ÖPNV - wohl im eigenen Interesse - Gedanken machen, wie man trotz aller Produktschwächen zahlende Dauerkunden gewinnen/halten kann. Ein Tipp dazu:

-> Managementstrategien zur Kundenbindung
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Daniel S
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Beitrag von Daniel S »

Sausebahner_FFM @ 18 Nov 2003, 02:19 hat geschrieben:Wohnen im Grünen und Arbeiten in der Stadt mit all den Nachteilen für die Umwelt (Zersiedelung, Verkehrsbelastung) ist aber dein Privatvergnügen. Und warum sollte der Staat das mit Pendlerpauschale, Eigenheimzulage und aus Steuergeldern bezahlten Straßen subventionieren während ich meine hohe Miete aus meiner eigenen Tasche bezahlen muß? Falls du in der Stadt gelegentlich ein Auto brauchen solltest gibt es bestimmt auch in München Carsharing- Organisationen.
Weil ich mir bewusst bin, das wir bei der derzeitlichen, wirtschaftlichen Lage Abstriche machen müssen, sage ich einfach meine Meinung: Ich bin gerne bereit, auf die Pendlerpauschale zu verzichten (vorausgesetzt man verdoppelt nicht im selben Atemzug den Benzinpreis), da ich ja tatsächlich "zu meinem Privatvergnügen" pendle.
Doch auch da sollte man differenzieren: Wer aus familiären Gründen pendelt, ist u. U. schon auf die Pendlerpauschale angewiesen. Aber vielleicht sollte man einfach die Pauschale für Autofahrer herab- und für ÖPNV-Nutzer heraufstufen?

Ciao :)
Daniel
Yopohari
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Beitrag von Yopohari »

Die Nachrichten werden immer schlimmer:

-> Clement plant massive Kürzungen

...bis zum Dreifachen der Streichungen, die im Steinbrück+Koch-Papier vorgesehen wurden - also etwa 30-36% statt 12% bei den SPNV-Regionalisierungsmitteln?? Dann fährt beinahe kein Regionalzug mehr! :angry:
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