Wehmütig erinnerte ich mich ferner an den Juli 1996, als unser Gymnasium (knapp 1.000 Schüler und Lehrer!) für einen Wandertag nach Passau einen kompletten 12-Wagen-Zug aus ozeanblau-beigen Bm ab München Ost angemietet hat.
Relativ ernüchtert habe ich ferner festgestellt, dass Informationen zu den 26,4m-Wagen und den zahllosen Unter- und Umbauarten relativ spärlich zu finden sind. Die jüngste Publikation zum Thema ist obengenanntes EK-Spezial, und das ist nicht sonderlich ausführlich gehalten, da rund ein Drittel des Heftes für die Geschichte der Vorkriegswagen und Modellbau-Tipps draufgeht. Besonders geärgert habe ich mich, dass die Silberlinge gar in einem kurzen Absatz (ca. 1/4 einer Seite) abgehandelt wurden.
Noch besser ist, dass sämtliche "Standardwerke" zum Thema Reisezugwagen 1994 oder noch früher erschienen und bei den üblichen Quellen (Verlag, Buchhandlungen, ebay) schon lange vergriffen sind. Das letzte ausführlichere Standardwerk ist wohl von 1994 aus dem transpress-Verlag, das auf 3 Bände aufgeteilte "Deutsches Wagen-Archiv: Reisezugwagen". Der für mich interessante Band 2 (Nachkriegs-Personenwagen) ist nurmehr antiquarisch für schlappe 48 Euro zu bekommen

Ebenfalls keine Option für mich sind die (immerhin aktuellen) Loseblattsammlungen zweier großer Eisenbahnverlage. Diese mögen zwar ausführlich sein, aber ich habe weder Lust auf eine über Jahre hinweg langwierig zu sammelnde Loseblattsammlung mit Ergänzungslieferungen, noch bin ich bereit die unverschämten Preise zu bezahlen um am Ende ein Archiv aus 2/3 für mich uninteressanter Wagen (Vorkriegsbauarten, Güterwagen) zu bekommen.
Mir ist an dieser Stelle absolut unverständlich, warum Reisezugwagen von vielen Eisenbahnfans, aber gerade auch in der Literatur immer so stiefmütterlich behandelt werden. Der EK-Verlag schafft es z.B. offenbar problemlos, zu jeder noch so kleinen (Dampf-)Lokomotiv-Baureihe 200 bis 300 Seiten dicke Standardwerke auf den Markt zu werfen, aber zu einem Standardwerk "Der Silberling und seine Modernisierung für das neue Jahrtausend" oder "Die 26,4m-Schnellzugwagen der 50er bis 70er Jahre" ist man offenbar schlicht und einfach nicht in der Lage. Ich versteh es einfach nicht. Klar sind Loks wichtig, ohne sie würden die Züge nicht fahren, aber man wird als Fahrgast doch im Wagen befördert, dort erlebt man Eisenbahn und nicht beim dreistündigen Warten auf die Werbelok soundso! Kommt mir immer so vor als ob Restaurantkritiker und Feinschmecker nur über die Kochtöpfe schreiben und schwärmen würden, aber nicht über das Essen selbst.
Was bleibt also an Informationsquellen? Nun, zunächst einmal die gute alte Wikipedia. Dort gibt es, leider auf unzählige Artikel mit teils wenig aussagekräftigen Titeln aufgeteilt, immerhin zu den meisten gebauten 26,4m-Wagen Listen mit den beschafften Bauarten und deren Baujahr bzw. Stückzahlen. Wobei diese Listen weder komplett noch fehlerfrei sind.
Ich überlege mir daher derzeit, im Eisenbahnforum-Wiki einen Artikel für alle 26,4-m-Wagen zu eröffnen und diesen nach und nach mit einer vollständigen Liste aller 26,4m-Wagen zu füllen.
Evtl. hat ja jemand auch noch ähnlich intensives Interesse an diesen Wagen wie ich (vor allem den "alten", bereits ausgemusterten Baureihen). Außerdem würde ich in diesem Thema hier gerne Sichtungen aller historischen 26,4-m-Wagen eintragen, denn man bekommt ja durchaus regelmäßig (Bahnhofsfeste, Sonderzüge etc.) historische Wagen zu Gesicht.
Nunja... das mal soweit zum Thema, ich finde die Wagen haben hier im Eisenbahnforum zumindest eine kleine Ecke verdient, wenn sie schon großteils unbeachtet nur als notwendiges Anhängsel für die Zugmaschinen gesehen werden, die ich mittlerweile vor allem wegen der geringen Baureihenvielfalt relativ langweilig finde.