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mellertime
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Beitrag von mellertime »

Deutsche Bahn sorgt für Schallschutz in Vaterstetten

02. Dezember 2003 . Im Rahmen des Programms 'Lärmsanierung an bestehenden Schienenwegen des Bundes' feiert die Deutsche Bahn die Einweihung einer neuartigen Schallschutzwand in Vaterstetten: In einem Pilotprojekt entlang der Bahnstrecke München-Rosenheim wurden beidseitig der Gleise jeweils rund 400 Meter lange Wände erstmalig aus einheimischem Lärchenholz gebaut. Zudem wurde die Wand nördlich der Gleise auf circa 250 Meter Länge mit einer Fotovoltaikanlage ausgerüstet. Gemeinsam mit der Gemeinde hat die Bahn das Projekt innerhalb von 18 Monaten inklusive Planungen realisiert. Die Investitionen für diesen ersten Abschnitt belaufen sich auf rund einer Millionen Euro.

'Dieses Projekt ist eines von vielen positiven Beispielen, die wir mit dem Lärmsanierungsprogramm in den letzten fünf Jahren realisieren konnten. Seit der Einführung des Programms durch die Bundesregierung 1999 haben wir bundesweit insgesamt bereits55 Kilometer Schallschutzwände gebaut und in über 13.000 Wohnungen Lärmschutzfenster eingesetzt', so Peter Winter, Gesamtprojektleiter Lärmsanierung der zuständigen DB ProjektBau in Köln. Neben dem Pilotprojekt in Vaterstetten wurden in Bayern bereits Schallschutzwände in Raubling-Pfraundorf errichtet, weitere sind in Olching im Bau. Passive Maßnahmen - wie der Einbau von Schallschutzfenstern - wurden bislang in Aschaffenburg, Würzburg, Passau, München und entlang der Strecke Regensburg-Feucht umgesetzt. Seit Beginn des Programms förderte der Bund in Bayern Maßnahmen in Höhe von 2,8 Mio. Euro, für 2004 ist ein Potenzial von 7,8 Mio. Euro vorgesehen. Insgesamt wurden in Bayern 217 Ortsdurchfahrten in das Programm aufgenommen.

Iris Gleicke, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, lobt die innovative Umsetzung des Pilotprojekts in Vaterstetten: 'Wir freuen uns, dass das Programm zusätzlich zum Schallschutz neue Ideen auf den Weg bringt. Hier wurden neben der Lärmreduzierung um bis zu zehn dB (A), was eine Halbierung bedeutet, gleich zwei zukunftsweisende Gesichtspunkte berücksichtigt: Die Wand aus nachwachsenden Rohstoffen kommt den Ansprüchen einer nachhaltigen Entwicklung nach und produziert gleichzeitig Strom aus umweltfreundlicher Energie.' Die Solaranlage erzeugt jährlich Strom für insgesamt fünf Familien.

Die Fortführung der Maßnahmen in Vaterstetten ist bereits in Planung, mit der Umsetzung des zweiten Abschnittes wird voraussichtlich im Sommer 2004 begonnen. Auf beiden Seiten der Gleise werden die Schallschutzwände dann jeweils Längen von circa drei Kilometer aufweisen. Die Fotovoltaikanlage soll an der nördlich der Gleise gelegenen Wand auf eine Länge von 2,5 Kilometer ausgeweitet werden, so können künftig rund 60 Haushalte mit Strom versorgt werden. Zusätzlich zu den Schallschutzwänden besteht in 550 Wohneinheiten Anspruch auf den Einbau von Schallschutzfenstern.

'Durch die Schallschutzmaßnahmen werden die Bewohner in unmittelbarer Nähe der Gleise erheblich vom Lärm der vorbeifahrenden Züge entlastet. Aber auch die Anwohner weiter hinten liegender Wohnbereiche werden von der Wirkung der Wände profitieren', kommentiert Bürgermeister Robert Niedergesäß die Maßnahme und lobt zugleich die gute Zusammenarbeit zwischen Bahn und Gemeinde.

Bausteine für eine leise Bahn

'Die Bahn will den Schienenverkehrslärm bis 2020 halbieren, die Fördergelder des Bundes für das Lärmsanierungsprogramm sind daher gut angelegt. Zudem sollte die von der Bundesregierung angestrebte Verdoppelung des Güterverkehrs ohne weitere Belastung der Anwohner realisiert werden', so Eckart Fricke, Leiter Steuerung Fahrweginvestitionen der DB Netz AG. Neben dem Lärmsanierungsprogramm sind die europaweite Einführung von Emissionsgrenzwerten für Neufahrzeuge, lärmmindernde Technologien für die Bestandsflotte und die konsequente Durchführung des Schallschutzes an Neu- und Ausbaustrecken die Bausteine für eine leise Bahn. Durch verbesserte Fahrzeugtechnik konnte die Lärmbelastung bei neuen Fahrzeugen des Personennah- und -fernverkehrs bereits schalltechnisch optimiert werden. Nun sollen mit einer Verbundstoffbremssohle (K-Sohle) auch die Emissionswerte im Güterverkehr deutlich reduziert werden. Die Bahn beschafft heute schon grundsätzlich neue Güterwagen mit dieser Bremstechnik.

Das Lärmsanierungsprogramm

Für den Schallschutz existiert seit 1974 eine gesetzliche Grundlage, die zur Lärmvorsorge bei jedem Neu- und Ausbau oder wesentlichen Umbau von Schienenstrecken Schallschutzmaßnahmen vorsieht. Die Lärmsanierung an bestehenden Schienenwegen ist dagegen gesetzlich nicht verankert. Daher stellt die Bundesregierung seit 1999 hierfür jährlich Mittel in Höhe von 51 Millionen Euro zur Verfügung. Hierbei handelt es sich im Wesentlichen um eine Kombination von so genannten aktiven und passiven Schallschutzmaßnahmen. Unter den aktiven Maßnahmen sind an vorderster Stelle die Schallschutzwände entlang der Strecke zu nennen. Passive Maßnahmen sind schalltechnische Verbesserungen an Gebäuden, wie beispielsweise der Einbau von Schallschutzfenstern in Verbindung mit schallgedämpften Lüftern oder die Dämmung von Außenwänden und Dächern. Bei diesem Programm handelt es sich um eine freiwillige Leistung des Bundes, auf die kein Rechtsanspruch besteht. Bundesweit sind aktuell in über 330 Ortslagen Lärmsanierungsmaßnahmen in Planung bzw. in Bau. Seit August 2002 liegt die zweite Fortschreibung mit jetzt insgesamt mehr als 900 Ortsdurchfahrten vor. Mit der Realisierung ist bundesweit die DB ProjektBau GmbH beauftragt.

Daten und Fakten zur Lärmsanierung in Vaterstetten:

'Pilotprojekt' (1. Abschnitt):
Gesamtlänge Schallschutzwände: jeweils ca. 400 Meter beidseitig der Gleise
Länge Fotovoltaikanlage: ca. 250 Meter (Nordseite)
Abstand der Wand zum Gleis: 3,30 (Nordseite)
bis zu 5 Meter (Südseite)
Höhe der Wand: 2-4 Meter
Bauzeit: ca. 2 Monate
(Oktober bis Dez. 2003)

2. Abschnitt:
Gesamtlänge Schallschutzwände: jeweils circa 3 Kilometer beidseitig der Gleise (inkl. Pilotprojekt)
Länge Fotovoltaikanlage: ca. 2,5 Kilometer (nördlich der Gleise; inkl. Pilotprojekt)
Abstand der Wand zum Gleis: 3,30 (Nordseite)
bis zu 5 Meter (Südseite)
Höhe der Wand: 2-4 Meter
Bauzeit: ca. 6 Monate (ab Sommer 2004)
Passive Maßnahmen
(Einbau von Schallschutzfenstern und schallgedämpften Lüftern): 550 Wohneinheiten mit Anspruch
(beide Abschnitte)
Gesamtkosten: rund 7 Mio. Euro
(inkl. Pilotprojekt)

Weitere Informationen:
<Kontaktdaten nicht mehr aktuell>

Gemeinde Vaterstetten
Öffentlichkeitsarbeit
Sylvia Schuster

www.bahn.de/presse

Bei inhaltlichen Fragen wenden Sie sich bitte an
Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen
Bürgerservice
Invalidenstraße 44
10115 Berlin
E-Mail: buergerinfo@bmvbw.bund.de
Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

Ich nehm' mal dieses Thema. :)

Kurze Frage: Seit wann gibt's eigentlich Lärmschutzwände an Bahnstrecken?
Wo und wann wurden die ersten (im Raum München) aufgestellt?
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

Rohrbacher @ 3 Jan 2009, 18:40 hat geschrieben:Ich nehm' mal dieses Thema. :)

Kurze Frage: Seit wann gibt's eigentlich Lärmschutzwände an Bahnstrecken?
Wo und wann wurden die ersten (im Raum München) aufgestellt?
Ich habe zwar keine direkte Antwort auf Deine Frage gefunden, aber einen interesssanten Artikel zum Bahnlärm:

http://www.123recht.net/L%C3%A4rm-von-Bahn...en__a23169.html
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
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Wildwechsel
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Beitrag von Wildwechsel »

"Das" blaue S-Bahn-Buch schreibt auf Seite 75 zur zweigleisigen Sollner Kurve:
... daß an diesem Neubauabschnitt erstmals im Bereich der Münchner S-Bahn umfangreiche Lärmschutzvorkehrungen, unter anderem durch absorbierende Wände entlang des Gleises, getroffen wurden.
Beste Grüße usw....
Christian


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Beitrag von EasyDor »

Hier passts vielleicht ganz gut rein...
Wieso sind Lärmschutzwände immer so hoch? Theoretisch würde es doch reichen, den lärmverursachenden Bereich, also Schiene<->Rad zu dämmen. Dafür müssten die Lärmschutzwände nur so 1-2 Meter hoch sein, und man würde aus dem Fenster noch was sehen.... Auf manchen Strecken macht Bahnfahren schon gar keinen Spaß mehr, weil man nur noch Grafitty bzw. kahlen Beton oder irgendwie lakierten Stahl sieht... :(
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Beitrag von TramPolin »

EasyDor @ 3 Jan 2009, 23:11 hat geschrieben: Hier passts vielleicht ganz gut rein...
Wieso sind Lärmschutzwände immer so hoch? Theoretisch würde es doch reichen, den lärmverursachenden Bereich, also Schiene<->Rad zu dämmen. Dafür müssten die Lärmschutzwände nur so 1-2 Meter hoch sein, und man würde aus dem Fenster noch was sehen.... Auf manchen Strecken macht Bahnfahren schon gar keinen Spaß mehr, weil man nur noch Grafitty bzw. kahlen Beton oder irgendwie lakierten Stahl sieht... :(
Du musst nur mehr Dosto fahren! :ph34r:
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

EasyDor @ 3 Jan 2009, 23:11 hat geschrieben:Wieso sind Lärmschutzwände immer so hoch? Theoretisch würde es doch reichen, den lärmverursachenden Bereich, also Schiene<->Rad zu dämmen. Dafür müssten die Lärmschutzwände nur so 1-2 Meter hoch sein, und man würde aus dem Fenster noch was sehen.... Auf manchen Strecken macht Bahnfahren schon gar keinen Spaß mehr, weil man nur noch Grafitty bzw. kahlen Beton oder irgendwie lakierten Stahl sieht... :(
Die physikalische Ausbreitung des Lärms, der von Fahrzeugen ausgeht, kann ich Dir auch nicht erklären. Aber es scheint gute Gründe dafür zu geben ;). An Lärmschutzwänden von stark berahrenen Straßen ist es nicht anders :ph34r:

In erste Linie geht es doch um den berechtigten Schutz der Anwohner, nicht um das Sightseeing der Reisenden.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
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Beitrag von Rohrbacher »

In erste Linie geht es doch um den berechtigten Schutz der Anwohner, nicht um das Sightseeing der Reisenden.
Bei uns in Rohrbach gibt's jetzt Gärten, die haben etwa 5 bis 6m hohe Wände davor, immernoch merklichen Lärm und den halben Tag keine Sonne mehr. Dostofahren nutzt da auch nix, den Leuten kannst du nichtmal mehr vom Tristo aus in den Garten schauen. B)

Dann hab' ich eine "halbhohe" Wand in meinem Sichtbereich, zum Glück ca. 200m weg. Ich merke keinen Unterschied, außer dass das Betonschwellengleis lauter ist, die Wände den Schall auf der anderen Seite reflektieren und das alles eh gar nicht auffällt, so lange da noch die alte Eisenbahnbrücke aus dem 19. Jahrhundert steht.

Warum die Wände so hoch sind? Der Schall breitet sich wohl auch nach oben aus und je nachdem wie stark man den Lärm verringern will/muss, muss die Wand wohl umso höher sein. Ich hab' hier ein Heft "Bahn & Schall" der Reichs- und Bundesbahn von etwa 1990, da sind ziemlich viele Diagramme und sowas drin, leider versteh' ich davon nur die Hälfte, ich hab' mich allerdings noch nicht soooooo richtig intensiv damit beschäftigt. Mir ist nur aufgefallen, dass die dort abgebildeten Wände mit Holzelementen oder teilweiser Begrünung optisch wesentlich mehr hermachen, als das was ich so von rund 15 Jahren später kenne und einfach nur ziemlich lieblos wirkend in die Landschaft geklatscht wurde. Auch der dicht bewachsene, sicher wirksamere und schöner anzuschauende "Lärmschutzwall" hat zumindest in meinem Umkreis keine Verwendung gefunden.
"Das" blaue S-Bahn-Buch schreibt auf Seite 75 zur zweigleisigen Sollner Kurve:
Das war also so Anfang der 80er Jahre!?
Bing
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Beitrag von Bing »

Autobahn @ 3 Jan 2009, 23:21 hat geschrieben:Die physikalische Ausbreitung des Lärms, der von Fahrzeugen ausgeht, kann ich Dir auch nicht erklären. Aber es scheint gute Gründe dafür zu geben ;). An Lärmschutzwänden von stark berahrenen Straßen ist es nicht anders  :ph34r:
Moin Moin,

Lärmschutzwände an Verkehrswegen, egal ob Schiene oder Straße, funktionieren im wesentlichen als Schalltrichter. Der Lärm der überwiegend durch Abrollgeräusche (Rad/Schiene oder Reifen/Fahrbahnbelag) und bei der Bahn auch durch die Bremsgeräusche der Klotzbremsen überwiegend an Güterzügen entsteht wird schlicht und einfach in einer Art Trichter nach oben abgelenkt. Funktion ähnlich einem Megaphon. Für die Funktion ist demnach entscheidend wie lang das Megaphon ist (Wandhöhe) und wie weit die Wand von der Lärmquelle entfernt ist. Ergo je näher an er Lärmquelle und je höher die Wand um so wirkungsvoller. Gewisse Auswirkung hat die Ausgestaltung der Wandoberfläche: gerade oder besser gekrümmt. Die Lärmabsorbtion durch die Wand ist vernachlässigbar. Wer's nachschmökern will:

Bayerisches Landesamt für Umwelt und TU Berlin: Aufsätze für Schallschirme

[EDIT]: Tippfehlerteufelchen bemüht
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