Die Fahrzeuge und der Betriebshof
Die Combinos
Wie Eingangs erwähnt, besteht der Betriebsfuhrpark der SWU Verkehr seit Sommer 2003 aus 8 Combinos. Diese sind von Tw 41 bis Tw 48 durchnummeriert und tragen die
Namen bekannter Ulmer Persönlichkeiten. Von der allgemeinen Combino-Problematik waren die Ulmer wohl nicht direkt betroffen, trotzdem wurden und werden die Fahrzeuge nach und nach entsprechend nachgebessert. Stellvertretend für alle Combinos soll hier ein Foto von Tw 42 stehen:
Combino Tw 42 kurz vor dem Ehinger Tor
Durch die Verlängerung nach Böfingen erhöht sich natürlich der Fahrzeugbedarf. So wurden bei Siemens zwei weitere Combinos bestellt; die Option darauf bestand schon von Anfang an.
Tw 49 wurde
am 9. Dezember 2008 aus Wegberg-Wildenrath per Tieflader angeliefert. Da zu diesem Zeitpunkt Tw 43 als Messfahrzeug für die Inbetriebnahme verwendet wurde und ein weiterer Combino noch bei Siemens zur Sanierung war, herrschte eine etwas knappe Fahrzeugdecke. Und so konnte ich Tw 49 - noch keine zwei Wochen in der neuen Heimat - bereits
am 20. Dezember 2009 im adventssamstaglichen Liniendienst sehen.
Um den Liefertermin von Tw 50 gab es noch ein wenig Gerangel - schlußendlich wurde er dann noch zum Weihnachtsgeschenk für die SWU Verkehr - am Freitag, den 19. Dezember 2009.

Zum ersten mal im Linienbetrieb wurde er am 22. Januar 2009 gesichtet - ob es wirklich der erste Betriebstag war kann man natürlich nicht sagen...
Die beiden neuen Combinos besitzen bislang noch keine Namen. Angeblich ist vorgesehen:
Tw 49: Hans Scholl
Tw 50: Lutz Krafft
Die Grüne Fraktion im Ulmer Rathaus hätte jedoch gerne ein ausgeglicheneres Männer-Frauen-Verhältnis und
hat deswegen weibliche Alternativen vorgeschlagen.
Ich vermute, dass die Fahrzeugtaufen im Rahmen der Inbetriebnahme-Festlichkeiten am 21. März stattfinden sollen - öffentliche Infos darüber gibt es aber noch nicht.
Die übrigen Fahrzeuge
Wie eingangs erwähnt, besaß die SWU Verkehr bis zum vergangenen Sommer fünf historische Fahrzeuge, teils als Arbeitsfahrzeuge, teils als Museumsfahrzeuge. Im Juni 2008 wurden dann Pläne bekannt, diese zu verschrotten, da angeblich nach Anlieferung der neuen Combinos sowie eines neuen Arbeitstriebwagens zu wenig Platz vorhanden war. Nachdem ein Aufschrei durch die Öffentlichkeit ging - und vermutlich auch der hauseigene Verein interveniert hat - waren diese Pläne jedoch schnell wieder vom Tisch. Es hieß, man prüfe was man machen kann bzw. erstellt mal ein Konzept. Ein Fahrzeug wurde von einem Privatmann gekauft. Von den übrigen wurde in der Öffentlichkeit nicht mehr viel gesprochen, aber ich hoffe mal dass diesbezüglich nun alles wieder einigermaßen im "Grünen Bereich" ist. Meines Wissensstandes nach ist jedenfalls derzeit noch alles da. Das Platzproblem dürfte damit nun durch die Praxis wohl ein wenig in Frage gestellt sein, schließlich sind seit Dezember schon alle Fahrzeuge im Hof.
Tw 13 - Schleifwagen
Fangen wir mit einem betriebswichtigen Fahrzeug an: Dem Schleifwagen Tw 13. Das Fahrgestell des - kriegsbedingt stark beschädigten - ehemaligen Tw 23 (Baujahr 1920) wurde zu diesem selbstfahrenden offenen Schleifwagen umgebaut. 1956 erhielt er dann den Aufbau des ausgemusterten Tw 13 (Baujahr 1906) und fuhr fortan als A2, später Tw 22. Im Rahmen der 100-Jahr-Festlichkeit der Eingemeindung Söflingens 2005 wurde er äußerlich in den Ursprungszustand zurücklackiert und dabei auch wieder zu Tw 13 umnummeriert. Nun zeigt er sich fraglos als optischer "Leckerbissen" in blau-weißem Farbkleid:
Schleifwagen Tw 13 am Ehinger Tor
Der neue Schleifwagen
Wohl unter Anderem weil die Schleiftechnik nicht mehr ganz zeitgemäß war - die Schleifklötze werden mit einer Handkurbel auf die Schienen gedrückt - entschied man sich bei der SWU Verkehr zum Bau eines neuen Arbeitswagens. Hierzu wurden aus Freiburg die beiden Einrichtungsfahrzeuge GT8 Tw 208 und Tw 209 (Freiburger Nummern) abgekauft, diese wurden am 10. (Tw 208) bzw. 17. (Tw 209) Januar 2008 angeliefert.
Die beiden vorderen Teile sowie der Mittelwagen von Tw 208 werden zu einem neuen Zweirichtungs-Arbeitstriebwagen zusammengebaut, die Endwagen sowie der übrige Mittelwagen wurden verschrottet. Im Mittelwagen wurden entsprechende Einrichtungen zum Schienenschleifen eingebaut. Gerüchteweise erhält ein Ende eine Abschleppvorrichtung, das andere Ende einen Schneepflug. Neue Fahrersitze - mit in der Armlehne untergebrachten Steuerelementen - bieten eine dem Combino identische Bedienung.
Nachfolgend ein Foto von Tw 208 im Betriebshof Ulm, bei Einfahrt in die Wagenhalle (mit freundlicher Genehmigung von Alexander Schatz):
Ein GT8 als Ausgangsbasis des neuen Arbeitswagen im Betriebshof (Alexander Schatz)
Es hieß, nach sportlichem Zeitplan werde das Fahrzeug im März 2009 fertig. Um die neue Strecke einzuschleifen stand der neue Arbeitswagen also noch nicht zur Verfügung - der bisherige besitzt aber wie alle Altfahrzeuge keine Steilstreckenzulassung. Dies führte zu einer interessanten Begebenheit:
Um die neuen Gleise zu schleifen, wurde der Schleifwagen Tw 13 hinten an einen Combino angehängt!
Selbst gesehen habe ich dies leider nicht

sodass ich euch auch kein Foto von diesem interessanten Gespann präsentieren kann. Auch im Internet hab ich entsprechendes noch nicht gesehen, offenbar blieb das den SWU-Mitarbeitern vorbehalten...
Tw 21 - Schneepflug
Als weiteres Arbeitsfahrzeug existierte der Schneepflug Tw 21, welcher auf Basis des Fahrgestells von Tw 32, Baujahr 1927, ausgemustert 1964, gebaut und zunächst als A2 bezeichnet wurde. Nachdem mitte der 90er Jahre jedoch die letzten Gleisstücke auf Rillenschienen mit Teer- oder Pflasterbelag umgebaut wurden, wurde er nicht mehr zwingend benötigt. Ob er danach noch zum Einsatz kam ist mir nicht bekannt.
Dieser Schneepflug wurde nach bekanntwerden der Verschrottungspläne an einen Privatmann verkauft und soll inzwischen in Freiburg stehen. Seine Entbehrlichkeit - trotz des nun wieder vorhandenen Schotteroberbaus auf der Neubaustrecke - erhärtet den Verdacht, dass der neue Arbeits-Triebwagen einen Pflug bekommt. Selbst hab ich diesen nie zu Gesicht bekommen, deswegen auch für dieses Foto wieder Danke an Alexander Schatz:
Schneepflug Tw 22 im Betriebshof (Alexander Schatz)
Tw 1 - GRW4
Die Triebwagen vom Typ GRW4 wurden Ende der 50er Jahre eigens für Ulm von der Maschinenfabrik Esslingen entworfen und gebaut. Die zehn Fahrzeuge wurden in den 80er Jahren durch Stuttgarter GT4 abgelöst und verschrottet. Tw 1 wurde als Museumsfahrzeug aufbewahrt:
GRW4 Tw 1 in der Endschleife Söflingen
Zu Messfahrten bis zum hohen Steg es auch damit ein
interessantes Gespann zusammen mit dem Messfahrzeug Tw 43. Der Sinn dieser Kombination hat sich mir aber noch nicht ganz erschlossen.
Tw 10 - GT4
Als die 14 GT4 2003 ausgemustert wurden, blieb auch von diesem Typ einer im Museumsbestand - nicht jedoch, ohne Ende 2003 noch eine frische Hauptuntersuchung zu bekommen!
GT4 Tw 10 kurz vor dem Westplatz
Tw 16 - Bierbähnle
Das Bierbähnle entstand auch aus zwei verschiedenen Straßenbahnwagen, die ursprünglich Baujahr 1910/1920 waren. Er weilt seit 1954 in Ulm und wurde zuletzt als Rangierfahrzeug für Beiwagen verwendet. Nachdem dies nicht mehr notwendig war, ist er seit 1980 als Partywagen hergerichtet. Er wurde zunächst zusammen mit der Ulmer-Münster-Brauerei, inzwischen mit der Brauerei Gold Ochsen, als Bierbähnle vermarktet, bietet 14 Sitzplätze und ist hervorragend restauriert.
Er ist vermutlich bei Nicht-Straßenbahn-begeisterten Bürgern das beliebteste der Museumsfahrzeuge. Gut, wer hat auch schon so große Gesellschaften um einen GRW4 oder GT4 zu füllen? Jedenfalls kann es schon mal passieren, dass man abends das mit fröhlichen Leuten besetzte Bierbähnle eine Runde durch Ulm drehen sieht.
Das Bierbähnle Tw 16 im Betriebshof
Das Bierbähnle Tw 16 am Hauptbahnhof
Auch Tw 1 und Tw 10 werden wohl in Kooperation mit Gold Ochsen vermarktet, wie man an Tw 1 an der Werbung sieht.
Schmier-/Tachowagen
Als Anhänger zum Schienenschmieren wurde (mindestens?) ein solches selbstkonstruiertes Gefährt verwendet. Heutzutage dient er offenbar (auch) als Tachowagen, um nach einer Hauptuntersuchung den Fahrzeugtacho zu kalibrieren:
Tachowagen hinter frisch hauptuntersuchtem Tw 46 am Donaustadion
Turmwagen
Der Zweiwege-Turmwagen war bereits oben, zusammen mit Tw 43, in Böfingen zu sehen.

Dessen Vorgänger existiert anscheinend noch in der Region (allerdings nicht bei der SWU), ein Foto davon habe ich aber nicht anzubieten.
Der Betriebshof
Nur ein paar Worte zum
Betriebshof: Der heutige Betriebshof ist der dritte der Geschichte, liegt am Standort seines Vorläufers in der Nähe der Haltestelle Westplatz und wurde 1996 bis 2002 erbaut. Die Anbindung erfolgt zweigleisig Richtung Westplatz-Hauptbahnhof-Donauhalle und eingleisig Richtung Söflingen.
Die Wagenhalle besitzt zwei Spuren für Straßenbahnen sowie zehn für Omnibusse; darüberhinaus ein paar Nebengleise für die Museums- und Arbeitstriebwagen. Mit dem heutigen Fahrzeugpark - 10 Combinos, GT8 (Schleifwagen), GT4, GRW4, Bierbähnle, Tw 13 (Schleifwagen) - dürften die Gleise wohl vollständig ausgereizt sein. Bei einer neuen Linie müssen also in jedem Fall einige Bus- zu Tram-Spuren umgebaut werden.
Die Zentralwerkstatt besitzt 2 Plätze für Straßenbahnen, 12 für Busse und 2 für Kleinfahrzeuge. An die Wagenhalle angegliedert ist eine Waschanlage für Tram und Busse sowie eine Tankstelle für die Busse. Darüberhinaus sind Verwaltungsgebäude im Betriebshof platziert.
Weitere Anlagen auf demselben Hof werden von der EBU - Entsorgungsbetriebe Ulm - verwendet, diese besitzen aber eine zweite Zufahrt.