heute war ich ein wenig in der Schweiz unterwegs - im Land der mehr oder minder pünktlichen Eisenbahnen. Die Schweiz wird mir jedoch erstmal als Land der Selbstmörder in Erinnerung bleiben. Gleich zwei Mal haben an diesem Sonntag eben solche meine Reisepläne durcheinander geworfen, so dass die Route am Ende dann doch geringfügig anders aussah, als geplant. Eine dritte Sperrung sorgte nur für leichte Verspätung in Folge einer Umleitung.
Vorweg noch dieses: da die Schweiz ja den Ruf als perfekt pünktliches Land hat, habe ich erlaubt, diese Tour ohne Anwesenheit eines Kursbuchs durchzuführen - ein schwerer Fehler, denn offenbar fahren all jene, die die SBB über den grünen Klee loben, nur sehr selten mit dieser...
Die Runde begann eigentlich wunderbar: mit dem Eurocity München-Zürich durchquerte ich das teils noch ordentlich verschneite Allgäu, dem Lokführer schien die Route zu liegen, in Buchloe und Kempten kamen wir jeweils 5-6 Minuten vor Plan an. Vor Immenstadt standen wir einige Zeit am Einfahrsignal, um zu warten, bis der ALEX das Gleis geräumt hatte. Lindau wurde auf die Minute pünktlich erreicht, am Damm konnte schon die nächste Zuglok - eine Re 421 von SBB Cargo ausgemacht werden.
In Lindau stieg auch eine Fahrgästin zu, die die nächsten 25 Minuten durch ihre Diskussion mit dem Zugbegleiter ("Ich will jetzt aber ein Eurospezial für 29,- kaufen") für gewisse Erheiterung sorgte - bis sie dann in St. Margrethen ausstieg. Ich tat das ebenfalls, allerdings ohne Unterstützung durch die österreichische Grenzpolizei...
Nächster Zug auf der Reise war der Rheintalexpress St. Gallen - Chur, zum Gefallen des einem Foto nicht abgeneigten Reisenden mit der Re 4/4 II 11108 bespannt, einer von noch zwei Loks im Lackschema des SwissExpress. Nach zügiger Fahrt wurde der RE in Sargans wieder verlassen (und gleich mal abgelichtet).

Anschließend begab ich mich zum Gleis 4, wo wenige Minuten später laut der freundlichen Stimme mein EC nach Zürich fahren sollte. Dabei sah ich am Gleis 5 noch einen Regionalzug mit ca. 40 Minuten Verspätung angezeigt, was zu innerlichem Grinsen führte ("von wegen pünktliche SBB"). Dieses Grinsen verschwand jedoch schlagartig, als am Gleis 4 mein EC mit 30 Minuten Verspätung und eigentlich dem EC direkt folgende IC als ausfallend angezeigt wurden.

Die Automatiktante sagte jetzt auch brav die Verspätungen an, wenn man auch weiterhin über den Grund rätseln konnte. Nach einem leicht verspäteten Regionalzug und einem ebenso verspäteten Interregio kam plötzlich ein nicht angezeigter Interregio des Weges, dieser konnte dann als der von vor 70 Minuten ausgemacht werden. Wie aus dem Nichts tauchten auf einmal 3 Servicemenschen der SBB auf, die aber auch dafür sorgen sollten, dass niemand nach Zürich in den IR nach Chur einstieg, der da so kommentarlos am falschen Gleis eingefahren war.
Mit knapp 30 Minuten Verspätung kam dann der EC "Kaiserin Elisabeth" aus Salzburg eingefahren, als Ursache der Verspätung wurde im Zug dann eine kurzzeitige Sperrung der Arlbergbahn durchgesagt. Die Ursache der anderen Verspätungen wurde dann kurz vor Flums klar, als neben der Strecke einige Polizeiwagen standen und die orange gekleideten Herren einen undefinierbaren Haufen auf einer Plane betrachteten...
Zürich wurde mit 25 Minuten Verspätung erreicht, der Anschluss nach Biel war natürlich weg, also wurde der Schlenker ausgelassen und der direkte IC nach Bern bestiegen, ein nicht unbedingt kurzer Zug aus 10 Doppelstockwagen vom Typ IC2000, der mit nochmal 5 normalen IC-Wagen verstärkt war. Die IC2000-Wagen haben mich natürlich interessiert, eigentlich war meine Premierenfahrt von Biel nach Bern vorgesehen, jetz ging es eben von Zürich nach Bern.
Die Sitze waren jetzt nicht so sonderlich bequem (nicht verstellbar), aber für eine Stunde gings schon. Für den München-Nürnberg-Express wären das durchaus brauchbare Fahrzeuge, zumal sie auch bei knapp 200 km/h auf der Neubaustrecke Olten - Bern sehr ruhig liefen. In Bern hatte ich jetzt gegenüber meinem eigentlichen Plan eine Viertelstunde Vorsprung, so dass ich noch um 14.00h den IR nach Luzern erreichte. Der fuhr leider nicht die direkte Strecke über den Berg, sondern erstmal den halben Weg nach Zürich über die Schnellfahrstrecke zurück, bevor er kurz vor Olten dann Richtung Luzern abbog. Luzern erreichte ich dann um kurz vor 15.00h. Der IR bestand aus den üblichen Einheitswagen IV, für die nötige Energie sorgte eine Re 460.
In Luzern hatte ich dann 40 Minuten Aufenthalt, den ich für ein paar Fotos nutzen konnte.

Interregio nach Zürich Flughafen

Interregio nach Lugano
Anschließend ging es mit dem Voralpen-Express in Richtung Romanshorn. Der Zug bestand aus einer Re 446 der Südostbahn und einem fünfteiligen Wendezug, der von Stadler eigens für diese Verbindung vor wenigen Jahren umgebaut wurde. Auch wenn sich der Zug Interregio nannte, war er weder sonderlich schnell und auch nicht gerade sparsam mit Halten. In Arth-Goldau, dem Kreuzungspunkt mit der Gotthardbahn, wurde auf einen verspäteten Zug aus dem Tessin gewartet - mit dem Ergebnis, dass dann in Biberbrugg die anderen Anschlüsse verpasst wurden. Scheint sowas wie Schweizer System zu sein, dass man das Warten auf die ungemütlichsten Bahnhöfe verlagert, den Biberbrugg präsentierte sich in sehr interessantem Zustand in Form von auf den alten, tiefen Bahnsteig aufgeschraubten Trittstufen über die gesamte Bahnsteiglänge hinweg...
Dieses Gezuckel endete dann, nachdem zwischen Pfäffikon und Rapperswil der Zürichsee überquert wurde, abrupt in Uznach am Südostende des Zürichsees. Grund war dann der für diesen Tag zweite Personenunfall.
Obwohl Busse recht rasch organisiert waren, entschied ich mich dafür, nach Pfäffikon zurück zu fahren, da die Fähre Romanshorn - Friedrichshafen nur alle Stunde fährt und meine Lust zu warten eher begrenzt war.

Züricher S-Bahn der 1. Generation in Pfäffikon
Über Pfäffikon ging es dann nach Zürich, wo ich den ICE nach Karlsruhe umsteigen konnte. Der wurde dann bis Basel nochmal umgeleitet (fuhr über die nördliche Strecke anstatt der schnelleren Südroute), die kleine Verspätung war aber nicht weiter tragisch, da der Zug in Basel SBB ohnehin 15 Minuten Aufenthalt hat. Und so kurve ich nun durchs Oberrheintal (gerade passiert der Zug Rheinweiler) und werde hoffentlich pünktlich Karlsruhe erreichen. Aus dem geplanten Abendessen ist auch nichts geworden - im ICE ist der Speisewagen kaputt. Kalte Snacks und Getränke wurden mir angeboten, die hab ich allerdings selber noch. Mal sehen, was sich dann in Karlsruhe noch auftreiben lässt...
Ein Gedanke bleibt allerdings noch - wie lang dauert es eigentlich noch, bis die Schweiz keine Einwohner mehr hat, wenn man davon ausgeht, dass sich täglich drei vor einen Zug werfen? Dann könnte die SBB vielleicht wirklich mal pünktlich fahren.