Um den bayerischen Patriotismus zu verstehen, ist ein Blick in die Geschichte dieses Landes nötig.
Bayern ist nicht freiwillig zu Deutschland gekommen, sondern wurde von Preußen im sogenannten
Deutschen Krieg dazu gezwungen.
Vorher stand es in einer Koalition mit Österreich, dem es auch kulturell einiges näher stand als Preußen.
Bayern hat in der Folge einige Male versucht, aus dieser Zwangsehe wieder auszubrechen, zuletzt nach dem 2. Weltkrieg, was die Amerikaner allerdings verhinderten.
Das deutsche Grundgesetz wurde von Bayern zwangsweise akzeptiert, obwohl es im Bayerischen Landtag keine Mehrheit fand.
Hier galt aber eine Zweidrittelmehrheit der anderen deutschen Länder als entscheidend.
Zudem hat Bayern eine über 1000-jährige Staatsgeschichte, während Deutschland ein relativ neues Gebilde ist.
Selbst nach Gründung des Deutschen Reiches 1871 hatte Bayern eine weitgehende Autonomie mit eigener Eisenbahn, eigener Währung, eigener Armee usw.
Nach dem Nationalsozialismus kam noch der Aspekt hinzu, dass Heimatliebe und Nationalstolz sich nicht mehr so ohne weiteres auf Deutschland beziehen konnten, Bayern in seiner Staatlichkeit aber als unbelastet galt.
Eine bayerische Flagge aufzuhängen ist bis heute sehr viel unproblematischer als eine deutsche, es sei denn, es ist Fußball.
So hat sich die bayerische Kultur im Gegensatz zur deutschen erhalten.
Fragt man mal einen x-beliebigen Passanten in einer beliebigen Stadt in Kentucky nach deutscher Kultur, werden außer der Schwarzwälder Kuckucksuhr beinahe ausschließlich bayerische Dinge aufgezählt werden.
Bayerns als eigenständiges Staatsgebilde wäre selbstverständlich lebensfähig, Größe und Wirtschaftskraft sind vorhanden.
Dass Bayern nicht eigenständig ist, hat wie beschrieben, historische Gründe.
Übrigens ist die Bayernpartei nicht immer so unbedeutend gewesen wie heute.
1954-57 war sie an der einzigen CSU-losen Regierung beteiligt, zusammen mit SPD, BHE und FDP und stellte den stellvertretenden Ministerpräsidenten.