Hallo,
am gestrigen Mittwoch abend ist gegen 19:50 in Ulm Hbf eine Fliegerbombe explodiert - glücklicherweise einige Meter unter der Erde. Zwei Arbeiter erlitten einen Schock, einer ist (offenbar nur leicht) verletzt; auch der Sachschaden hält sich in Grenzen.
Die Explosion ereignete sich bei einer Sondierungsbohrung für die Fundamente des neuen Bahnhofsteges. An den übrigen Bahnsteigen sind die Fundamente schon zu einem guten Stück gebaut.
Beschädigt wurde der Bahnsteig von Gleis 1 & 25, die Bahnsteigkanten sowie die Gleise 1, 25 und 26. Heute morgen um 8 hieß es im Radio, die drei Gleise seien nach wie vor gesperrt.
Gleis 1 sowie die Bahnsteigkante von Gleis 1 wurde wohl noch in der Nacht (der Bahnsteig freilich nur povisorisch) oder im Lauf des Donnerstag (morgens?) wieder benutzbar gemacht; Gleis 25 und 26 sind durch Sh2-Tafel verkürzt auch wieder in benutzung. Zumindest Gleis 25 war die Teilsperrung aber schon zuvor, da die Baustelle ein Teil der Bahnsteigkante nicht für Passagiere nutzbar machte, die Züge hielten also weiter vom Prellbock entfernt.
Heute abend zeigte sich die Bahnsteigkante Gleis 25 noch ziemlich durchhängend. Die Beschädigung ist auf Höhe des Gleiswechels 25/26. Hier sind die Gleise auch gut verworfen (ich meine mittig durchhängend, seitlich anderweitig verbeult); darüberhinaus ist der Schotter offenbar hochgeschoben worden, sieht zumindest so aus.
Abends hieß es im Radio, die Bombe soll in 3 Wochen noch ausgegraben werden. Eine Gefährung geht davon jetzt aber nicht mehr aus, es muss dazu wohl nichtmal evakuiert werden.
Man kann von Glück reden, dass nichts weiter passiert ist.
Auch ist entweder die Zeitangabe zu ungenau, oder eine leichte Verspätung war hier auch hilfreich: Es ist immer von ca. 19:50 die rede. Planmäßig steht von :49 bis :51 ein ICE auf Gleis 1 - das hätte also zuallermindest zu einem höheren Sachschaden geführt, wenn das zu dem Zeitpunkt gewesen wäre.
Sammlung der Pressemeldungen:
Südwestpresse, mit Bildergalerie (die durchhängende Bahnsteigkante sieht man gut, die Gleisverwerfungen weniger)
http://www.swp.de/nachrichten/lokal/Lokal-...f;art867,318262
SWR, Text mit Fernsehbeitrag und Radiobeitrag (-> hörenswert, viele Interviews)
http://www.swr.de/swr4/bw/nachrichten/-/id...uefl/index.html
Regio-TV
http://video.regio-tv.com/video_id_=20484
Schwäbische Zeitung, auch mit Fotos
http://www.szon.de/lokales/ulm/ulm/200909101357.html
Ergänzungen für Ortsunkundige:
Gleis 1 ist das Fernverkehrsgleis Richtung Stuttgart
Gleis 25-29 (davon nur 25, 27, 28 mit Bahnsteigkante) sind der sogenannte "Bayerische Bahnhof", ein Kopfbahnhof, wo vorwiegend die Regionalzüge nach Augsburg (i.d.R. Gleis 25), Donauwörth (27/28) und Mindelheim (27/28) halten. (Vor Neu-Ulm 21 teilweise auch Züge von/nach Kempten.) Gleis 25 ist direkt benachbart zu Gleis 1 und teilt sich damit den Bahnsteig.
Der Bahnhofsteg ist eine Fußgängerbrücke über die Bahnanlagen, der die Weststadt mit der Innenstadt verbindet. Der alte Fußgängersteg aus den ca. 1950er Jahren war baufällig und musste Anfang 2008 abgebrochen werden, seit einigen Monaten laufen die Fundamentarbeiten für einen neuen Steg.
Am Rande: Den Abbruch hab ich in einem anderen Forum ein wenig dokumentiert, inclusive Fotos vom Gleiskran-Einsatz:
http://www.suedbahnforum.de/read.php?1,10413,10413
http://www.suedbahnforum.de/read.php?1,10483,10483
http://www.suedbahnforum.de/read.php?1,105...10530#msg-10530
Und auch hier war schonmal die rede davon:
http://www.eisenbahnforum.de/index.php?s=1...=0&#entry222441
Grüße
Didi
Bombenexplosion in Ulm Hbf
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Gegen 19:50 Uhr kann aber auch 19:52 Uhr gewesen sein und der ICE schon wieder raus. Aber wenn ich mir die Bilder von Gleis 1 so anschaue ist das Gleis selber wohl nicht beschädigt nur die Bahnsteigkante aufgebrochen, was einem dort stehenden Zug nicht unbedingt beschädigt hätte. Zudem ist der 19:51 Uhr ICE ein ICE1, der ja etwas kürzer ist und der Unfallort liegt den Bildern nach ziemlich weit hinten, da stand vermutlich höchstens noch der Triebkopf.Didy @ 11 Sep 2009, 00:19 hat geschrieben: Man kann von Glück reden, dass nichts weiter passiert ist.
Auch ist entweder die Zeitangabe zu ungenau, oder eine leichte Verspätung war hier auch hilfreich: Es ist immer von ca. 19:50 die rede. Planmäßig steht von :49 bis :51 ein ICE auf Gleis 1 - das hätte also zuallermindest zu einem höheren Sachschaden geführt, wenn das zu dem Zeitpunkt gewesen wäre.
Das kann sein, klar. Ich sag ja, Glück im Minutenbereich.423-Treiber @ 11 Sep 2009, 09:17 hat geschrieben:Gegen 19:50 Uhr kann aber auch 19:52 Uhr gewesen sein und der ICE schon wieder raus.
Das Gleis wurde wohl auch beschädigt. Die Südwestpresse schreibt, dass das Gleis noch in der Nacht repariert wurde. Und am betroffenen Stück sieht der Schotter auch so aus, als wäre erst frisch die Stopfmaschine drüber.Aber wenn ich mir die Bilder von Gleis 1 so anschaue ist das Gleis selber wohl nicht beschädigt nur die Bahnsteigkante aufgebrochen, was einem dort stehenden Zug nicht unbedingt beschädigt hätte.
Und wenn die Bahnsteigkante an den Zug gefallen wäre, wäre die Sache doch etwas komplizierter gewesen, dann hättest ja erstmal die Bahnsteigkante vom Zug wegtragen müssen.
Nein so weit hinten ist das nicht, in dem Bereich stehen bei nem 1er definitiv noch Mittelwagen. Kannst ja gern mal bei Google Maps/Earth schauen, der alte Steg ist noch zu sehen, der neue exakt an der selben Stelle. Vom nördlichen Bahnsteigende sind's 310 Meter, d.h. es steht wenn der Tf punktgenau hält mindestens noch der letzte Mittelwagen+Triebkopf hinter dieser Stelle.Zudem ist der 19:51 Uhr ICE ein ICE1, der ja etwas kürzer ist und der Unfallort liegt den Bildern nach ziemlich weit hinten, da stand vermutlich höchstens noch der Triebkopf.
Erwartungsgemäß berichtet die regional und lokale Presse auch heute nochmal:
Südwest-Presse:
http://www.swp.de/nachrichten/lokal/Lokal-...g;art867,320057
Darüberhinaus ein Kommentar, was dies für Folgen für den geplanten Totalumbau des Ulmer Hauptbahnhofes haben kann:
http://www.swp.de/nachrichten/lokal/Lokal-...f;art867,320058
Und ein Rückblick mit Fakten über die Bombardierung:
http://www.swp.de/nachrichten/lokal/Lokal-...m;art867,320060
Regio-TV, mit Interview des Ulmer Baubürgermeisters:
http://video.regio-tv.de/video_id_=20518
Schwäbische Zeitung:
http://www.szon.de/lokales/ulm/ulm/200909110193.html
Spärliche, aber interessante Infos zu Messmethoden. Hier steht außerdem, auch Gleis 27 sei beschädigt worden - es war am Donnerstag zumindest schon wieder normal benutzt, ob es tatsächlich beschädigt wurde weiß ich nicht.
Auch in der Printausgabe der Süddeutschen war heute morgen ein kurzer Abschnitt darüber, online find ich aber nichts.
Grüße
Didi
- 423-Treiber
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Der Beitrag der Südwest-Presse liest sich ja sehr interessant, besonders dass bei bestimmten Bomben schon leichte Erschütterungen im Erdreich eine Detonation verursachen können. Wenn man nun bedenkt, dass da oben täglich mehrere Hundert und Tausend Tonnen schwere Züge drüber rumpeln...
Da gibt´s wohl demnächst noch viel zu tun wenn da so viele Blindgänger rumliegen sollten.
Was den ICE angeht, so wäre er vermutlich gegen die aufgebrochene Bahnsteigkante gerumpelt, wenn er in dem Moment der Detonation eingefahren wäre.

Was den ICE angeht, so wäre er vermutlich gegen die aufgebrochene Bahnsteigkante gerumpelt, wenn er in dem Moment der Detonation eingefahren wäre.
Der Kampfmittelräumdienst wird noch viele Jahre Arbeit haben. Fast täglich finden sich bei Baumaßnahmen Blindgänger aus dem Krieg, auch wenn dieser schon 64 Jahre zu Ende ist. Besonders eklig sind Langzeitzünder, die (theoretisch) auch heute ohne äußere Einwirkung (Korrosion) die Bombe hochgehen lassen.423-Treiber @ 11 Sep 2009, 21:42 hat geschrieben:Da gibt´s wohl demnächst noch viel zu tun wenn da so viele Blindgänger rumliegen sollten.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.