ApS bringt Broschüre Stadt, Land, Schiene neu raus

Strecken und Fahrzeuge des Regionalverkehrs (ohne S-Bahn!)
612 hocker
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Beitrag von 612 hocker »

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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

Es ist schon interessant, dass innovative Konzepte die Bahn erfolgreich machen können. Auffallend ist aber auch, dass die Initiative selten von der DB AG kommt.
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Beitrag von 612 hocker »

Sehr interessant ist auch, dass es viele Bahnen aus der Broschüre von 2006 wieder in die neue geschafft haben.
http://www.allianz-pro-schiene.de/cms/uplo...ufl2_060628.pdf
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Beitrag von 146225 »

Autobahn @ 10 Sep 2009, 20:24 hat geschrieben: Es ist schon interessant, dass innovative Konzepte die Bahn erfolgreich machen können. Auffallend ist aber auch, dass die Initiative selten von der DB AG kommt.
Ich habe mir die verlinkte Broschüre gerade mal durchgelesen. Aufgrund Deines Beitrages gehe ich zwar schon davon aus, daß Du das gleiche getan hast. Aber denke mal in Ruhe darüber nach, wo Du vielleicht Deine seitherigen Ansichten neu bewerten mußt.

Eines ist jedoch auch ganz klar ersichtlich: Völlig unabhängig von Strecke, Landschaft, Besiedlung, EVU und Fahrzeugen ist jegliches Engagement immer schwierig, wenn die Unterstützung aus der Politik fehlt. Wo politische Aufgabenträger nicht ohne "wenn" und "aber" hinter der Eisenbahn stehen, ist es gleich vielfach schwieriger. Beispiele dafür gibt es mehr als genug. Oder wie sieht es doch gleich seit mehreren Jahren mit dem Weiterbau der im Artikel gepriesenen Saarbahn jenseits von Riegelsberg aus ? Und so weiter, und so weiter...
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

146225 @ 13 Sep 2009, 17:09 hat geschrieben:Aber denke mal in Ruhe darüber nach, wo Du vielleicht Deine seitherigen Ansichten neu bewerten mußt.
Ich habe mich nie gegen neue Konzepte gewandt, allerdings habe ich auch nie den Schienenverkehr als das einzig Richtige angesehen. Hier muss man die Gegebenheiten vor Ort genau prüfen.
146225 @ 13 Sep 2009, 17:09 hat geschrieben:Eines ist jedoch auch ganz klar ersichtlich: Völlig unabhängig von Strecke, Landschaft, Besiedlung, EVU und Fahrzeugen ist jegliches Engagement immer schwierig, wenn die Unterstützung aus der Politik fehlt. Wo politische Aufgabenträger nicht ohne "wenn" und "aber" hinter der Eisenbahn stehen, ist es gleich vielfach schwieriger. Beispiele dafür gibt es mehr als genug. Oder wie sieht es doch gleich seit mehreren Jahren mit dem Weiterbau der im Artikel gepriesenen Saarbahn jenseits von Riegelsberg aus ? Und so weiter, und so weiter...
Es ist eben nicht völlig unabhängig von Strecke, Landschaft, Besiedlung, EVU und Fahrzeugen, ob eine Linie angenommen wird oder nicht. Nehmen wir das Beispiel der Regiobahn Kaarst-Mettmann. Vor zehn Jahren bestand genau die gleiche Bevölkerungsstruktur auf den Außenästen. Meist besser verdienende Bürger, die sich durchaus ein Auto, nein, sogar zwei leisten können. Da Du den Artikel gelesen hast, brauche ich nicht alle Zahlen zu wiederholen. Die Deutsche Bahn war nicht in der Lage, eine den potentiellen Nutzern adäquate Leistung zu bieten und wollte die Strecke stilllegen. Doch diese Strecke verbindet Mettmann und Kaarst mit Düsseldorf, und viele Bewohner aus dieser Region arbeiten in der Landeshauptstadt.

Diesen Standortvorteil hat nicht jede (zur Stillegung oder Reaktivierung anstehene) Strecke.

Politische Entscheidungsträger können nicht ohne "wenn" und "aber" hinter der Eisenbahn stehen, schließlich ist es ihre Aufgabe, mit den Steuermitteln sparsam umzugehen (dass dabei Fehlentscheidungen passieren, ist leider eine Tatsache). Ich kenne (ländliche) Regionen in Deutschland, sogar in NRW, wo sich außerhalb des Schülerverkehrs nicht einmal ein Bus lohnt. Da kannst Du alle drei Minuten eine Stadtbahn oder sonst was fahren lassen, es ist keiner da, der mitfährt. Nicht weil die Menschen nicht wollen, sondern weil es sie nicht gibt!

Um noch einmal auf die Regiobahn zurück zu kommen. Mir persönlich nutzt sie nicht, denn ich wohne weder im Einzugsbereich, noch muss ich in die Innenstadt von Düsseldorf. Wäre dem aber so, gehörte ich mit Sicherheit zu den Stammkunden. Auf keinen Fall würde ich mir aber das aber antun, wenn es ähnliche Verhältnisse wie auf den anderen S-Bahn Linien im Umkreis gäbe bzw. wie es unter der DB-Regie auf dieser Strecke vor 1998 war.
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Beitrag von Rohrbacher »

Es ist eben nicht völlig unabhängig von Strecke, Landschaft, Besiedlung, EVU und Fahrzeugen, ob eine Linie angenommen wird oder nicht.
Doch schon, die BOB fährt nämlich nicht mitten in einem der dicht besiedelsten Gebieten Europas, sondern fährt in einem eher mäßig besiedelten Gegend, wo mit der höchste Lebensstandard Bayern und Deutschlands herrscht und wo der Autoverkehr eine deutlich wichtigere Rolle spielt als in einem fast durchgängigen städtischen Raum.
Politische Entscheidungsträger können nicht ohne "wenn" und "aber" hinter der Eisenbahn stehen, schließlich ist es ihre Aufgabe, mit den Steuermitteln sparsam umzugehen (dass dabei Fehlentscheidungen passieren, ist leider eine Tatsache). Ich kenne (ländliche) Regionen in Deutschland, sogar in NRW, wo sich außerhalb des Schülerverkehrs nicht einmal ein Bus lohnt.
Genau das wurde vor wenigen Jahren vermutlich auf allen aufgeführten Strecken behauptet. Natürlich müssen Leute vor Ort sein, die ein gewisses Mobilitätsbedürfnis haben, in der Sahara hätte die Regiobahn vermutlich nicht funktioniert, aber es muss schon sehr "kaffig" werden und man muss schon weit von Ballungszentren entfernt sein, um solche Gegenden zu finden.

Ein Gegenbeispiel ist die Schweizer PostAuto AG. Während wir in Deutschland uns vom Busverkehr in der Fläche (Postbus/Bahnbus) fast verabschiedet haben, fahren in der Schweiz zu deutlich mehr Bahnhöfen auch attraktive Zubringer, selbst in Gegenden, die touristisch weniger frequentiert sind oder/und nichtmal ganzjährig überhaupt besidelt sind... Teilweise fahren die laut einem Fernsehbeitrag sogar ohne Zuschüsse kostendeckend oder gar gewinnbringend.

Dort hat so eine Institution wie die Bahn oder der Bus eine ganz andere Wertschätzung als bei uns und deswegen ist der Maßstab, was "sparsamer Umgang mit Steuergeldern" in dem Zusammenhang ist, offenbar ein ganz anderer als bei uns. Wenn bei uns ein Defizit von 1 Million Euro z.B. für einen Stadtbus einer 25000-Einwohner-Stadt anfällt, ist das eine Katastophe, die man dadurch entschäfen will, dass man das Angebot kürzt (und über ein Parkhaus für bis zu 5 Mio Euro nur Baukosten nachdenkt!!). Ergebnis: Weniger Fahrten, selbes Defizit beim Stadtbus, überfüllte P+R-Anlagen bzw. mehr Autoverkehr und verärgerte Bürger = Fahrgäste, die man vielleicht so schnell nicht mehr in den Bus bekommt, auch wenn man das Angebot wieder verbessert.

Bei Bahnstrecken ist das genau das selbe. Es ist die Aufgabe, das Steuergeld so einzusetzen, dass der optimale Kompromiss aus Angebot, Fahrgastzahlen und Defizit rauskommt! Es bringt dem Steuerzahler nämlich nichts, wenn man nur das gesetzliche Grundangebot bzw. gar nicht fährt und das Defizit für leere Busse/Züge trotzdem anfällt, plus der Kosten für z.B. Parkhäuser, Straßenausbauten, etc. oder auch entgangene Einnahmen, weil weniger Firmen, Einwohner oder Touristen kommen.

Deswegen ist es im Sinne des Aufgabenträgers, auch engagierte Verkehrsunternehmen zu haben, die eben nicht nur (wie die DB oft) einfach die Fahrten abwickeln, sondern auch einen gewissen "Mehrwert" anbieten, wie wir Werbefuzzies sagen. Natürlich will man von A nach B kommen, aber das reicht nicht. Kaum ein Produkt wird einfach nur wegen seiner realen Eigenschaften verkauft, ansonsten täte die Welt ganz andere Autos fahren, uns anders ernähren, etc. Es muss ja nicht unbedingt sein, dass man die "ganz neues Lebensgefühl" Schiene fahren muss, aber von allein kommt es nicht, dass Fahrgäste, Anwohner und Politiker Unterschriften sammeln, dass die BOB nicht ausgeschrieben wird. Deswegen finde ich die Ausschreibung da jetzt auch völlig Fehl am Platz. Da bringt es dann auch nichts, wenn ein neuer Betreiber ein paar Cent billiger arbeiten würde. Überzeugte Kunden und Vertrauen kann man nicht kaufen, das weiß jeder Kleinunternehmer! So gibt's das schweizer "Postauto" seit 1906, die SBB seit 1902 und die RhB ist seit 1897 die Staatsbahn in Graubünden, die Leute kennen es so und nicht anders. Das selbe Angebot, wenn's in Deutschland vom Himmel fallen würde, müsste als ganzes erstmal lange kämpfen, die Köpfe zu erobern.

Wären Audi, BMW und Mercedes keine Automarken mit einer ganz bewusst gelebten Tradition und einer sehr starken Kundenbindung und natürlich guter Werbung, würde niemand einen Mittelklassewagen kaufen, der 10000 Euro teurer ist als die Konkurrenz. Rein über den Verstand geht das nicht, denn für 10000 Euro kann ich im Zweifel viel reparieren lassen und auch über nicht ganz so edle Materialien hinwegsehen. Oder es ist wie bei Mercedes, dass die Marke mal ein Tief hat und trotz Qualitätsmängeln weiter brav gekauft wird, also das hart erarbeitete Image stärker als die Qualität ist... Aber es ist halt "was anderes" einen Mercedes, BMW oder Audi zu fahren. - Edit: Das ist es natürlich auch technisch, aber das bekommen die meisten Kunden gar nicht mit, mal abgesehen von der Straßenlage im direkten Vergleich, die ja im Notfall über Leben und Tod entscheiden kann. ;)
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

@ Rohrbacher

Irgendetwas muss die BOB ja besser machen, als die alte Staatsbahn :lol:

Das Mobilitätsbedürfnis der Menschen richtet sich in erste Linie nach Wohnort und Arbeitsplatz. Erst danach kommen private Mobilitätsinteressen. Wenn im ländlichen Raum der Arbeitsplatz zu Fuß erreichbar - weil es die eigene Scheune, der eigene Acker oder das Gewäschshaus - ist, braucht man keinen ÖPNV. Wenn der Arbeitgeber in nur wenigen Minuten mit dem Auto oder Fahrrad erreichbar ist und keine Parkplatzprobleme auftauchen, braucht man auch keinen Bus und erst recht keine Eisenbahn.

Die „Wertschätzung“ der Schweizer für ihren Postbus und ihre Eisenbahn in Ehren, aber es lässt sich nicht alles auf Deutschland übertragen.

Teilweise fahren die laut einem Fernsehbeitrag sogar ohne Zuschüsse kostendeckend oder gar gewinnbringend.
Aber sicher nicht zu subventionierten Fahrpeisen :lol:
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Beitrag von 146225 »

Autobahn @ 13 Sep 2009, 18:26 hat geschrieben: Es ist eben nicht völlig unabhängig von Strecke, Landschaft, Besiedlung, EVU und Fahrzeugen, ob eine Linie angenommen wird oder nicht. Nehmen wir das Beispiel der Regiobahn Kaarst-Mettmann. Vor zehn Jahren bestand genau die gleiche Bevölkerungsstruktur auf den Außenästen. Doch diese Strecke verbindet Mettmann und Kaarst mit Düsseldorf, und viele Bewohner aus dieser Region arbeiten in der Landeshauptstadt.

Politische Entscheidungsträger können nicht ohne "wenn" und "aber" hinter der Eisenbahn stehen, schließlich ist es ihre Aufgabe, mit den Steuermitteln sparsam umzugehen (dass dabei Fehlentscheidungen passieren, ist leider eine Tatsache).
Irgendwie haben wir ein wenig aneinander vorbei geschrieben, aber ich nutze jetzt Deinen Beitrag einfach mal so: Für die ohne Zweifel anständig funktionierende Regiobahn gibt es doch Erweiterungsplanungen auf beiden Seiten - von Mettmann aus Richtung Wuppertal, von Kaarst aus Richtung Niederländische Grenze/Venlo. Beide Vorhaben sind sicherlich unter Berücksichtigung der Besiedlungsdichte des Großraumes Düsseldorf und Umland absolut sinnvoll für die Zu(g)kunft.

Aber was wird aus dem schönsten aller Vorhaben, so auch aus diesem, wenn hier ganz konkret der Bund und das Land NRW sagen würden: "Schön, aber dafür gibts keinen einzigen Euro" - ich sag' Dir was draus wird: Nix ! Und so und nicht anders war das gemeint. Der schönen Konzepte gibt es viele und nicht wenige davon wären besser heute als morgen umgesetzt. Nur muß die Politik auch mit Geld und Gestaltungswillen dahinterstehen. Wo diese Notwendigkeit versagt, kann man langfristig sehr wohl infrastrukturelle und auch wirtschaftliche Folgen sehen.
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Beitrag von JeDi »

Zum Thema Schweiz - das Bahnkursbuch (inklusive Seilbahnen und Schiffe) hat 1953 Seiten, das Autobuskursbuch besteht aus 2*~1700 Seiten...
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Beitrag von 612 hocker »

Aber sicher nicht zu subventionierten Fahrpeisen   :lol:
Dein heiß geliebter MIV ist ja auch nicht frei von Subventionen. ;)
Wenn der Arbeitgeber in nur wenigen Minuten mit dem Auto oder Fahrrad erreichbar ist und keine Parkplatzprobleme auftauchen, braucht man auch keinen Bus und erst recht keine Eisenbahn.
Warum das denn nicht? Also ich nutze das ÖPNV-Angebot täglich unter den genannten Umständen und ich bin auch nicht der einzige. Die Nachfrage ist sogar so hoch, dass sich zwei stündliche RegioBus Linien und zwei stündliche RE Linien etablieren konnten und das mitten im Sauerland und mit recht guter Auslastung.
Die „Wertschätzung“ der Schweizer für ihren Postbus und ihre Eisenbahn in Ehren, aber es lässt sich nicht alles auf Deutschland übertragen.
Warum nicht? Bei uns will man jetzt einen BürgerBus einrichten der so 40 Einwohnerorte wie Föckinghausen mit Bestwig verbindet und so für ältere Menschen wieder eine Möglichkeit bietet Einkaufen zu gehen oder etwas zu unternehmen, damit sie nicht in ihren Wohnungen veröden. Die Schülerbeförderung wird heute schon mit Sprintern oder ähnlichen abgewickelt. Die Fahrzeuge müssen eh beschafft werden also ist es gemeinwirtschaftlich sinnvoller, sie den ganzen Tag einzusetzen, als nur zwei Mal am Tag. Die Fahrzeugbeschaffung gehört gerade im ÖSPNV zum größten Kostenfaktor. Gerade die Regionalisierung zeigt, dass dieser Planungsgrunsatz funktioniert und viele neue Fahrgäste hinzu gewonnen wurden.

ÖPNV ist eine Daseinsvorsorge und kein System an dem sich einige Enthusiasten erfreuen. Er ist Umweltfreundlich aber auch Ressourcenschonend. Nicht gerade wenige Menschen sind auf ihn angewiesen weil sie kein Fahrzeug führen können oder dürfen. Außerdem ist ein gut ausgebauter ÖPNV auf relativ viele Arbeitnehmer angewiesen (irgendwer muss die Fahrgäste ja befördern).
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Beitrag von Rohrbacher »

Die „Wertschätzung“ der Schweizer für ihren Postbus und ihre Eisenbahn in Ehren, aber es lässt sich nicht alles auf Deutschland übertragen.
Nein, kann man natürlich nicht. Genau das geht mir ja so auf den Senkel, die Deutschen können sich das nichtmal vorstellen...
Das Mobilitätsbedürfnis der Menschen richtet sich in erste Linie nach Wohnort und Arbeitsplatz. Erst danach kommen private Mobilitätsinteressen. Wenn im ländlichen Raum der Arbeitsplatz zu Fuß erreichbar - weil es die eigene Scheune, der eigene Acker oder das Gewäschshaus - ist, braucht man keinen ÖPNV. Wenn der Arbeitgeber in nur wenigen Minuten mit dem Auto oder Fahrrad erreichbar ist und keine Parkplatzprobleme auftauchen, braucht man auch keinen Bus und erst recht keine Eisenbahn.
Scheinbar ist dein Weltbild auf dem Stand von 1950. Zum einen wohnen auf dem Land nicht nur Bauern, sondern heute ziemlich viele, die in irgendwelche Städte pendeln und zum anderen scheinst du nach Feierabend zu Hause auf'm Sofa zu hocken, oder? ;)

Also zumindest hier ist nachmittags viel los: Die ganzen Eltern müssen viel Zeit aufwenden, damit ihre selbst noch nicht mobilen Kinder Freunde besuchen, sich in Vereinen einbringen, zusätzlichen Unterricht nehmen oder auch nur zum Bahnhof kommen, wenn die Mädls zum ersten Mal allein in die Stadt zum Shoppen gehen wollen. Oh Wunder, das kennt man als Eltern in Gegenden mit ÖPNV gar nicht so, da nehmen die Kinder einfach den Bus, selbst wenn das tief im Schwarzwald ist, wo die Dörfer nichtmal halb so groß sind wie bei uns. Weiter geht's abends, wenn die jungen oder auch älteren Erwachsenen ins Kino gehen oder sich ins Nachleben stürzen. Du glaubst gar nicht, was da auf den Straßen für ein Verkehr ist und wie viele davon mit zu viel Alkohol unterwegs sind. Warum? Es gibt oft schlicht keine Möglichkeit mit dem Bus oder Zug zu fahren. Jetzt ist ja bald wieder die Wiesn, da kommen wieder Millionen von Touris und übernachten in sämtlichen Hotels im Umkreis von 100 km um München. Aber versuch' mal im Hotel Hallertau mit 85 Zimmern (!) in Wolnzach (11000 Einwohner) abzusteigen und dann ohne Auto zum großen Massenbesäufnis zu kommen. Keine Chance, außer man geht abends die 6 km zu Fuß vom Bahnhof zum Hotel, man trinkt nichts (außer den Beckstein'schen Maßen) - oder man fährt halt besoffen...
Irgendetwas muss die BOB ja besser machen, als die alte Staatsbahn
Von den 15 Beispielen werden 5 von DB-Unternehmen bedient. Liegt's also doch weniger am EVU und mehr am zuständigen Aufgabenträger?
Zum Thema Schweiz - das Bahnkursbuch (inklusive Seilbahnen und Schiffe) hat 1953 Seiten, das Autobuskursbuch besteht aus 2*~1700 Seiten...
In Deutschland würde man sagen, das würde den Kunden überfordern. Deswegen hat das Bayernkursbuch auch nur 720 Seiten, der MVV-Fahrplan 1036. Die der anderen Verbünde hab' ich nicht und wenn man wie so oft gar keinen Verbund hat, findet die Fahrpläne eh keiner, macht aber nichts, weil es egal ist ob man die drei Fahrten jetzt kennt oder nicht. - Aber wir haben Autobahnen mit 8 Fahrspuren, die ja kostenneutral vom Himmel gefallen sind.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

Rohrbacher @ 14 Sep 2009, 03:36 hat geschrieben:Scheinbar ist dein Weltbild auf dem Stand von 1950. Zum einen wohnen auf dem Land nicht nur Bauern, sondern heute ziemlich viele, die in irgendwelche Städte pendeln und zum anderen scheinst du nach Feierabend zu Hause auf'm Sofa zu hocken, oder? ;)
Mein Weltbild ist nich von 1950. Ich habe selbst viele Jahre auf dem Land gewohnt, und das sogar gerne. Die "Eingeborenen" leben und arbeiten dort tatsächlich im Dorf oder zumindest so nah, dass sie den Arbeitsplatz auch mit dem Fahrrad erreichen können. Die "Zuwanderer" aus den Großstädten des Ruhrgebiets haben bei der Auswahl der Grundstücke Wert auf den nächsten Autobahnanschluss gelegt, nach einer Bahnverbindung zum Arbeitsplatz fragen sie nicht. Ach ja, in 99% der Haushalte ist mindestens ein PKW vorhanden.

Es gibt sogar mehr Einpendler als Auspendler, denn außer der traditonsreichen Sauerkonservenfabrik haben sich in den lezten Jahren einge auf die Vermarktung und den Transport von Obst, Gemüse und Blumen spezialisierte Unternehmen angesiedelt.

Du kannst mir aber schon glauben, dass die Menschen dort die Eisenbahn nicht vermissen.

Ach ja, zu den lieben Kleinen. Können die nicht mit dem Fahrrad zum Sportverein oder zu Freunden fahren? Haben meine immer getan.

Da ich meinen Arbeitstag nicht an irgendeinem Schreibtisch verbringe, sondern den ganzen Tag unterwegs bin, habe ich danach bestimmt kein Interesse, mich in das Getümmel einer Großstadt zu stürzen. Das schwinge ich mich lieber auf mein Rad und fahre in den Wald :D
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Beitrag von JeDi »

Ich hab das Schweizer Buskursbuch auch nur, weils das Bahnkursbuch nicht einzeln gibt :D
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Beitrag von Rohrbacher »

Die "Zuwanderer" aus den Großstädten des Ruhrgebiets haben bei der Auswahl der Grundstücke Wert auf den nächsten Autobahnanschluss gelegt, nach einer Bahnverbindung zum Arbeitsplatz fragen sie nicht. Ach ja, in 99% der Haushalte ist mindestens ein PKW vorhanden.
Hast du die alle einzeln gefragt? Wenn das so wäre, passt aber nicht zu den +3970% der Regiobahn!?
Ach ja, zu den lieben Kleinen. Können die nicht mit dem Fahrrad zum Sportverein oder zu Freunden fahren?
10 bis 15 km einfacher Weg mit dem Fahrrad auf der gefährlichen weil vielbefahrenen Landstraße? Merkst du was? :ph34r:
Ich hab das Schweizer Buskursbuch auch nur, weils das Bahnkursbuch nicht einzeln gibt :D
Mh... 16,00 CHF (umgerechnet 10,57 Euro) für ein dreibändiges Kursbuch kann man aber eigentlich nichts sagen.

Wobei man natürlich auch eins sagen muss: Bei uns in Deutschland findest du viele Busverbindungen gar nicht im RIS oder im (Online-) Kursbuch. Die RBA-Linien bei uns sind zwar drin, aber die Linien, die mittlerweile abgegeben wurden (jaja, RBA-Zonenrandgebiet, uns vergisst man halt), wo die Konzession jetzt der ehemalige Subunternehmer direkt hat, die findet nur wer weiß dass sie da sind. Selbst den Stadtverkehr in Pfaffenhofen findet ein Auswärtiger im Vorfeld nicht, wenn er nicht auf der Webseite der Stadt die richtige Seite gefunden hat. Trotzdem heißt die Linie nicht Bus 242, sondern 9242, aber offensichtlich ist das RIS nicht auf Linien mit vierstelligen Nummern vorbereitet, da geht's ja schonmal los. Deswegen bin ich dafür, dass eben sämtliche Linien (Bahn und Bus) ausnahmslos automatisch mit in die Fahrplanmedien reinwandern! Natürlich inkl. der Angabe des Betreibers und welcher ggf. abweichende Tarif gilt. Solche nicht unwichtigen Infos wären auch nicht schlecht, wenn man schon so ein undurchsichtiges System hat.
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Beitrag von 146225 »

Rohrbacher @ 14 Sep 2009, 15:25 hat geschrieben: Deswegen bin ich dafür, dass eben sämtliche Linien (Bahn und Bus) ausnahmslos automatisch mit in die Fahrplanmedien reinwandern! Natürlich inkl. der Angabe des Betreibers und welcher ggf. abweichende Tarif gilt. Solche nicht unwichtigen Infos wären auch nicht schlecht, wenn man schon so ein undurchsichtiges System hat.
Vollständige und ausnahmslose Zustimmung, obschon mit dem Zwischennetz hier vieles besser geworden ist würde es nichts schaden. Und dann noch ein Tarif für alle ... na gut, ist vermutlich für Deutschland wirklich nicht zu schaffen, aber versuch Du heute mal eine Fahrkarte von Bustarifpunkt über Bahn nach Bustarifpunkt zu bekommen - gelinde gesagt, schwierig.
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Beitrag von JeDi »

Bustarifpunkt-Bustarifpunkte über Bahn geht ja noch - versuche eine Fahrkarte von Stuttgart nach Heidelberg und dann per RNV-Express nach Bad Dürkheim zu bekommen :)
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Beitrag von 146225 »

JeDi @ 14 Sep 2009, 19:43 hat geschrieben: Bustarifpunkt-Bustarifpunkte über Bahn geht ja noch - versuche eine Fahrkarte von Stuttgart nach Heidelberg und dann per RNV-Express nach Bad Dürkheim zu bekommen :)
Und ab Dergem wieder Bahn bis Neustadt und dann Palatina Bus... ja, ich glaub, ich weiß, was Du meinen könntest. :lol: Wär es nicht praktisch (und vor allem preiswert) den VRN bis Provinzmetropole auszuweiten ?
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Beitrag von JeDi »

Im Moment hätt ich gern den H3NV bis [acronym title="TDW: Degerloch West <Bf>"]TDW[/acronym] :D
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Beitrag von Autobahn »

@ Rohrbacher

Der Ort, von dem ich schrieb, liegt nicht im Einzugsbereich der Regiobahn :lol: , sondern 40 Km von nächsten Mittelzentrum und 80 Km von Düsseldorf entfernt. Das Ruhrgebiet ist über die A40 in 30 Minuten zu erreichen. Die meisten Zuwanderer, die dort ihr (billigeres) Eigenheim gebaut haben, kamen von dort und arbeiten auch in diesen Städten. Nein, ich habe sie nicht einzeln gefragt, mein Freundeskreis bestand aus „Eingeborenen“. Und von denen hat keiner eine Eisenbahn gefordert.

Aber wer freiwillig in eine solche Gegend zieht, hat es sich vorher genau überlegt und wusste um den fehlenden ÖPNV. Er hat ihn in der Großstadt nicht genutzt und vermisst ihn auch auf dem Land nicht. Mich hat damals die gute Autobahnanbindung und die ruhige Wohnlage interessiert. Und die Motive der anderen „Migranten“ dürfte nicht anders gewesen sein.

Wenn solche Leute plötzlich einen ÖPNV fordern, dürfte das selbe sein, als wenn ich mir ein Grundstück in einem Glesidreieck kaufe und dann gegen die Lärmbelästigung klage.

So so, Du hast Dir damals Deine Freunde und den Sportverein nicht im Ort, sondern 10 – 15 Km weiter in einem anderen Dorf gesucht? Das ist ja schon fast in Manching oder Pfaffenhofen.

@ 612 Hocker

Mein MIV ist nicht heiß geliebt. Er ist für mich die schnellste und bequemste Lösung und darum bevorzuge ich ihn – mehr nicht.

Wenn man allerdings kein Auto besitzt und keine Lust auf Radfahren hat, weicht man auf den ÖPNV aus, das ist klar. In dem von mir genannten Ort können viele (von den Eingeborenen) den Arbeitsplatz sogar zu Fuß in wenigen Minuten, eigentlich Sekunden erreichen. Und nur auf diesen Ort beziehen sich meine Argumente. Die „Migranten“ fahren ohnehin mit dem Auto in ihre Betriebe im Ruhrgebiet (s. oben).

Der Bürgerbus ist in einer alternden Gesellschaft selbstverständlich ein probates Mittel, besonders jenen Menschen eine Mobilität zu ermöglichen, die nicht mehr selbst fahren können. Vielfach arbeiten die Fahrer/Fahrerrinnen auf ehrenamtlicher Basis. Ein sehr lobenswertes soziales Engagement. Sogar im Bedienungsgebiet der Düsseldorfer Rheinbahn gibt es ein ähnliches Angebot. Allerdings nicht als Bürgerbus, sondern als Ortslinie. Teilweise tragen sie Liniennummern aus dem Nummernplan des VRR, teilweise werden sie mit der Liniennummer (Beispiel Hilden) O3 versehen. Das Fahrpersonal und die Fahrzeuge kommen von der Rheinbahn.

Das ist aber immer ortsspezifisch zu sehen. Schon möglich, sogar wahrscheinlich, dass in einigen Jahren auch dort eine solche Entwicklung eintreten wird. Möglich aber auch, dass die "Migranten" in die Stadt zurückkehren und die Häuser ihren motorisierten Kindern überlassen.

@ ALLE

Um es noch einmal ganz klar zu sagen. Ich begrüße jede Verbesserung im öffentlichen Nahverkehr, aber das Beispiel der Regiobahn (und der anderen aus der Broschüre) kann nicht überall funktionieren. Mir ist dabei auch durchaus bewusst, dass viele Prognosen, die zu einer Einstellung von Bahnlinien geführt haben, auf falsche Konzepte der ehemaligen Behördenbahn zurück zu führen sind. Der von mir genannte Ort verfügte niemals über einen Eisenbahnanschluss. Der nächste (deutsche) Bahnhof war bis 1936 ca. 8 Km entfernt, danach 17 Km (was bis heute noch so ist).
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Beitrag von Didy »

Autobahn @ 14 Sep 2009, 07:48 hat geschrieben:Die "Zuwanderer" aus den Großstädten des Ruhrgebiets haben bei der Auswahl der Grundstücke Wert auf den nächsten Autobahnanschluss gelegt, nach einer Bahnverbindung zum Arbeitsplatz fragen sie nicht.
Schon klar, dass diejenigen, die zugezogen sind, nicht nach einem Bahnanschluß gefragt haben. Wer Wert darauf legt, per SPNV pendeln zu können, sucht in Orten abseits von Bahnlinien garnicht nach einem Grundstück....

Andersrum wird ein Schuh draus: Hätte der Ort neben dem Autobahn- auch einen Eisenbahnanschluß, wäre die Klientel die sich für Grundstücke interessiert größer.
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Beitrag von Autobahn »

Didy @ 14 Sep 2009, 21:58 hat geschrieben:Andersrum wird ein Schuh draus: Hätte der Ort neben dem Autobahn- auch einen Eisenbahnanschluß, wäre die Klientel die sich für Grundstücke interessiert größer.
Nicht signifikannt, denke ich. Möglicherweise hätte dies einen Teil der Interessenten wegen der möglichen Lärmbelästigung abgeschreckt und somit unter Umständen einen Ausgleich hergestellt. Doch dies ist unwahrscheinlich, da die Entfernung zum Zielgebiet (Arbeitsplatz) mit dem Auto immer noch schneller erreichbar wäre. Aber das ist die höhere Mathematik der Fahrplangestalter.

Und wer baut schon ein Haus, wenn er sich kein Auto leisten kann ;)
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Beitrag von Rohrbacher »

So so, Du hast Dir damals Deine Freunde und den Sportverein nicht im Ort, sondern 10 – 15 Km weiter in einem anderen Dorf gesucht? Das ist ja schon fast in Manching oder Pfaffenhofen.
Du wirst es nicht glauben, aber ich hab' schon seit der Grundschulzeit durch Migration sogar Freunde in Münchner Vorstädten. Dadurch dass der Landkreis Pfaffenhofen genau zwei Gymnasien hat (seit 1994, vorher gab's nur das in Pfaffenhofen) und die Schüler für das Gymnasium in Wolnzach teilweise sogar aus dem Nachbarlandkreis Freising kommen, zum Beispiel aus Au/Hallertau, Nandlstadt, Rudelzhausen oder Tegernbach (das bei Rudelzhausen) muss man sehr mobil sein, wenn jemand aus Nandlstadt seine Freundin in Langenbruck oder Geisenfeld findet oder jemand aus Au beim TSV Rohrbach Fußball oder sonstwas spielt, weil der Verein möglicherweise besser ist als ein anderer. Außerdem hat es seinen Grund, dass die Volksfeste in den Orten meistens nacheinander stattfinden, dann können alle immer zu allen Festen in allen Orten gehen. Das sieht man schon allein an den Polizeimeldungen, wenn man schaut wie sich die Schlägereien zusammensetzen. Die hocken hier nicht nachmittags alle unter'm eigenen Maibaum. :D
Schon klar, dass diejenigen, die zugezogen sind, nicht nach einem Bahnanschluß gefragt haben. Wer Wert darauf legt, per SPNV pendeln zu können, sucht in Orten abseits von Bahnlinien garnicht nach einem Grundstück....
So ist es. Ein bisschen schaut man vielleicht noch, wenn's einen Buszubringer gibt oder man den Weg zum Bahnhof mit'm Auto fahren will oder kann. Natürlich braucht man in einem Ort ohne Bahnhof keine Leute suchen, die den vermissen. Entweder kennen die das nicht, einen Bahnhof zu haben oder sie wollen es nicht, sonst wären sie nicht da.
Wenn solche Leute plötzlich einen ÖPNV fordern, dürfte das selbe sein, als wenn ich mir ein Grundstück in einem Glesidreieck kaufe und dann gegen die Lärmbelästigung klage.
Also das gibt's sogar, kann ich bestätigen.
Ich begrüße jede Verbesserung im öffentlichen Nahverkehr, aber das Beispiel der Regiobahn (und der anderen aus der Broschüre) kann nicht überall funktionieren.
Natürlich nicht. Aber beispielsweise bei uns, wo man die Fahrgäste pro Bus an einer Hand abzählen kann, liegt das nicht daran, dass keiner den Bus nutzen will, sondern sogar ich, wenn ich ihn ganz bewusst nutzen wollen würde, gar nicht nutzen kann, weil's nichts bringt, wenn ein Bus (aber nur an Schultagen) um 6 Uhr fährt, der andere um 8 und zurück geht's um 7 und um 13 Uhr und dann war's das. Das wäre auch nicht weiter schlimm, wenn neben den Bahnhöfen nicht Parkplätze mit bis zu 1000 Stellplätzen am Bahnhof direkt oder im näheren Umkreis liegen würden wie in Petershausen und man auf der Staatsstraße von Pfaffenhofen nach Geisenfeld abends nicht über die Straße kommt, wenn alle Feierabend haben und von der Arbeit und vom Bahnhof immer schön alleine einer pro Auto heimfahren. Da gibt's Straßen mit bis zu 20000 Autos am Tag und wenn die CSU noch keine Umgehungsstraße durchgesetzt hat, fahren die Autos dann halt mitten durch den Ort... oder im Stadtbereich Pfaffenhofen, alles zugeparkt und es ist eng! Im Mittelalter hat die Stadt keiner für so starken Autoverkehr ausgelegt, deswegen sind die Straßen eng. Aber weil die Fahrgastzahlen und das Defizit nicht gestimmt haben, wurde der Stadtbus mehr oder weniger auf einen Stundentakt reduziert, Samstag Mittag endet der Betrieb und in die benachbarten Gemeinden oder Ortsteile fährt der Bus auch nicht oder nicht mehr. Jetzt sind die Fahrgastzahlen noch geringer und das Defizit genauso hoch. Das ist genau das Gegenteil von dem was man in den hier erwähnten 15 Beispielen des SPNV gemacht hat...
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Beitrag von Didy »

Autobahn @ 14 Sep 2009, 22:51 hat geschrieben:Möglicherweise hätte dies einen Teil der Interessenten wegen der möglichen Lärmbelästigung abgeschreckt und somit unter Umständen einen Ausgleich hergestellt.
Ein Neubaugebiet wird ja nicht direkt an der Bahnstrecke Platz finden, und wenn doch mit entsprechenden Maßnahmen.

Zur Fahrzeit kann ich mangels Ortskunde nichts sagen. Und selbst wenn ist es ohne vorhandene Strecke vermutlich etwas müßig, darüber zu diskutieren.
Und wer baut schon ein Haus, wenn er sich kein Auto leisten kann  ;)
Das hat nicht unbedingt was mit leisten _können_ zu tun. Es hat auch was mit wollen zu tun. Nicht jeder will morgens (noch unausgeschlafen) und abends (müde) selbst fahren. Ich setz mich auch lieber hin, schau zum Fenster raus und häng Gedanken nach. Oder les ein Buch. Gerade in letzterem Fall sind 5 Minuten längere Fahrzeit auch kein Problem - im Gegenteil, die Zeit die ich sonst Autofahren müsste gewinne ich zum lesen.

Und manchmal hat ÖPNV auch noch eine angenehme soziale Komponente. Erst letztens wieder vermehrt (teils alte) Bekannte im Zug oder in der Tram getroffen und die Fahrzeit über gut unterhalten. Und manchmal auch schon neue Leute kennengelernt (Bekannte von Bekannten und so). Geht auf der Autobahn nicht.
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Beitrag von JeDi »

Ganz ehrlich - ich wollte die Stunde (per Auto) nicht jeden Tag nach [acronym title="TH: Heilbronn Hbf <Bf>"]TH[/acronym] fahren - da dann doch lieber in 1:15 per Stadtbahn, Zug und Bus. Morgends kann ich noch etwas schlafen; abends am Laptop was arbeiten-
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Beitrag von Didy »

Rohrbacher @ 14 Sep 2009, 23:06 hat geschrieben:weil's nichts bringt, wenn ein Bus (aber nur an Schultagen) um 6 Uhr fährt, der andere um 8 und zurück geht's um 7 und um 13 Uhr und dann war's das.
Das erinnert mich an den Busverkehr vor meiner Haustüre an Sonntagen. Zwei Busse pro Tag und Richtung. Keine Ahnung wie voll der ist, am Sonntag noch nie benutzt (eben weil's nix bringt), viel wirds nicht sein. Die Bahnlinie in den benachbarten Ortschaften (durch einen Fluss getrennt, sonst aber prinzipiell vergleichbares Einzugsgebiet der nächsten Großstadt) hingegen ist auch am Sonntag genutzt. Weil eben der übliche Stundentakt wie auch Werktags fährt, nur die handvoll Berufsverkehrsverstärker fallen halt weg.
Das wäre auch nicht weiter schlimm, wenn neben den Bahnhöfen nicht Parkplätze mit bis zu 1000 Stellplätzen am Bahnhof direkt oder im näheren Umkreis liegen würden wie in Petershausen und man auf der Staatsstraße von Pfaffenhofen nach Geisenfeld abends nicht über die Straße kommt, wenn alle Feierabend haben und von der Arbeit und vom Bahnhof immer schön alleine einer pro Auto heimfahren. Da gibt's Straßen mit bis zu 20000 Autos am Tag
Kennt sich einer aus, wie das mit den Konzessionen genau funktioniert? Wenn das so ist wie du schreibst (was ich durchaus glaube), müsste man mal über ein "Eisenbahnforum.de gründet ein Busunternehmen"-Projekt nachdenken und ein Exempel statuieren.
Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

Und wer baut schon ein Haus, wenn er sich kein Auto leisten kann
Es geht nicht immer um können, sondern auch um wollen! Es gibt viele Leute, die würden gerne auf's Autofahren verzichten, weil sie's einfach nicht gerne machen und bei denen ich sage, dass es durchaus im Sinne der Verkehrssicherheit wäre, wenn die dann auch nicht mehr gezwungen würden zu fahren, weil viele die nicht gerne fahren und nur mit Ängsten unterwegs sind, dann selten auch gute Autofahrer sind. Da kenn' ich einige, auch wenn man sich das in unserem Land fast nicht sagen traut, weil Autofahren ja Freiheit bedeutet wie uns die Politik immer einreden will seit 50 Jahren. Für manche wäre Freiheit aber durchaus eher, wenn sie frei wären von der Angst Autofahren zu müssen. Das ist jetzt kein Machogetue, aber ich glaub' das sind vor allem Frauen, denen das ständige Kräftemessen und dieses aggressive Verhalten auf den Straßen sehr zu Wider ist, selbst wenn sie keinen Mann haben, der zu den 80% gehört, die sich selbst zu den 10% der besten Autofahrer zählen, also rein mathematisch zu Selbstüberschätzung neigen. *gg*

Wenn ich mit'm Kleinwagen auf der Autobahn mit 180 angeschossen komme, hab ich keine Chance, da drängeln alle vor, weil alle meinen, das größere Fahrzeug hat immer Recht. Und das stimmt sogar. Mit 'nem Audi A6 sieht die Sache schon anders aus. Da ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass z.B. länger gewartet wird bevor man so ein Auto anhupt. Genau aus dem Grund hätt' ich gern 'nen Busführerschein. Ich glaub, wenn ich nämlich sagen kann, "meiner ist 15m", dann wäre warscheinlich geklärt, wer "King of the Road" ist. :lol:

Naja und dann ist da natürlich noch eine andere Sache. Mit'm Zug in die Arbeit ist einfach viel entspannender. Nochmal 'ne Runde schlafen, wir Pendler können das. Direkt bei der Abfahrt einschlafen und genau zur richtigen zeit wieder aufwachen. Ich muss nicht selber fahren, ich kann auch während der Fahrt noch was arbeiten oder weil man oft die selben Leute trifft, man kann sich einfach mal so mit Leuten unterhalten, sind ja durchaus auch mal nette Mädls dabei.^^ Wenn ich mit'm Auto fahr' hab' ich eben den Panzer um mich rum und kann alles das nicht. Deswegen kommt für mich das Auto auf dem Weg zur Arbeit nur bei kurzen Strecken in Frage, wenn ich drei Orte weiter arbeiten würde und da der ÖPNV etwas umständlich wäre.

Gut und nachdem ich ja durchaus wert auf Stil lege auch und besonders bei Autos, die ich ohne Frage wie die Klamotten, die jemand trägt als status- und charakteranzeigend einstufe, wäre es doch schlimm, wenn ich lange für ein schönes Auto geschuftet habe und das dann wegen so blöder Alltagsfahrten in kurzer Zeit völlig verschleiße. Ein Audi TT ist ein cooles Auto - aber mit 150000 km nach nur 3 Jahren, einem abgegriffenen Lenkrad, einem verschlissen Innenraum, einem in Kürze verreckenden Turbolader, zig kleinen Steinschlägen, einigen Einparkschäden, Kratzern und einem vom Laub, Vogeldreck und Streusalz zerfressenen Verdeck, weil man nicht jeden Tag das Auto reinigen kann (und sollte), sieht die Sache anders aus. Dann ist auch von den 50000 Euro Anschaffungskosten kaum noch was übrig...

Deswegen sag' ich immer: Kauft euch schöne Autos und fahrt dann Bahn. Ist besser für's Auto. B)
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Beitrag von Rohrbacher »

Kennt sich einer aus, wie das mit den Konzessionen genau funktioniert? Wenn das so ist wie du schreibst (was ich durchaus glaube), müsste man mal über ein "Eisenbahnforum.de gründet ein Busunternehmen"-Projekt nachdenken und ein Exempel statuieren.
Also im Ernst, ich hab' mir schonmal überlegt, ob man nicht einen Bus von Pfaffenhofen nach Garching vollkriegen würde. Grad für die Studenten da an der TU oder wenn die in Unterschleißheim oder Ismaning arbeiten, ist man mit dem Auto über die A9/B13 schneller und manchmal billiger unterwegs als mit dem Zug über München.

Wie das mit den Konzessionen ist, sagt das Personenbeförderungsgesetz, das ist ziemlich genau geregelt. Beispielsweise mit "Parallelverkehr" zu anderen Linien oder Bahnen kriegt man ein Problem, nämlich keine Konzession. Aber was ist "Parallelverkehr"? Der Schnellbus Ingolstadt - Eichstätt beispielsweise ist so 'ne Sache, die zeigt, dass wohl einiges möglich ist. Oder der RBO-Bus Ingolstadt - Regensburg. Das ist aber ein spannendes Thema, da werd' ich sicher noch viel Spaß haben, wenn ich den Lokalpolitikern mein ÖPNV-System für Pfaffenhofen vorstelle. Darf ein Stadtbus gewisse Orte im Stundentakt "parallel" zu der Hand voll RBA-Busse fahren, die in meinem System fast unverändert als HVZ-Verstärker drin wären (natürlich mit gegenseitiger Anerkennung der Fahrkarten) oder nicht? Tja, ich denke das hängt davon ab, wer's bezahlt und wer's haben will... wir sind ja in Bayern. :rolleyes:

Eine Konzession für den Gelegenheitsverkehr bekommt man wohl relativ leicht, wenn man die nötigen Qualifikationen hat, hab' ich mal gehört. Also Kaffefahrten machen ist einfacher als Linienverkehr.
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Beitrag von Autobahn »

JeDi @ 14 Sep 2009, 23:22 hat geschrieben:Ganz ehrlich - ich wollte die Stunde (per Auto) nicht jeden Tag nach [acronym title="TH: Heilbronn Hbf <Bf>"]TH[/acronym] fahren - da dann doch lieber in 1:15 per Stadtbahn, Zug und Bus. Morgends kann ich noch etwas schlafen; abends am Laptop was arbeiten-
Jeder Mensch empfindet Bahnfahrten anders. Schlafen kann ich im Zug grundsätzlich nicht. Im Abteil wird mir sehr schnell langweilig, weil mir beim Lesen unwohl wird. Hinzu kommt eine Phobie vor Gedränge. In einem ICE/IC (im Speisewagen - sofern es die noch gibt?) halte ich es auch länger aus. Ein weiterer Punkt: Auf allen für mich relevanten Relationen bin ich (von Tür zu Tür) mit dem Auto wesentlich schneller, als mit der Bahn. Hinzu kommt natürlich, dass ich es so gewohnt bin und ich das selber Fahren nicht als lästig empfinde.

Wenn ich an das knappe Jahr zurückdenke, wo ich täglich mit verdreckten x-Wagen der S-Bahn Rhein-Ruhr gefahren bin, kann ich nicht von einer angenehmen Fahrt reden. Fast immer verspätet und wegen ausgefallener Verstärker überfüllt, häufig dröhnten die Wagen wegen vieler Flachstellen so laut, dass man sein eigenes Wort nicht verstand und ich wirklich Angst um die Sicherheit hatte (ich bin dann tatsächlich ausgestiegen).

Als ich das letzte Mal in der Innenstadt war, um mich dort mit einigen Kumpels zu treffen, bin ich mit dem Auto bis zu einer passenden U-Bahn Station gefahren. Das war O.K. , und wie ich ja schon schrieb, mit der Regiobahn würde ich ebenfalls fahren, wenn ich im Einzugsbereich leben würde.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
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Beitrag von JeDi »

Autobahn @ 15 Sep 2009, 10:32 hat geschrieben: In einem ICE/IC (im Speisewagen - sofern es die noch gibt?) halte ich es auch länger aus.
Sicher gibts die noch.
Ein weiterer Punkt: Auf allen für mich relevanten Relationen bin ich (von Tür zu Tür) mit dem Auto wesentlich schneller, als mit der Bahn.
Schneller wäre ich durchaus.
Hinzu kommt natürlich, dass ich es so gewohnt bin und ich das selber Fahren nicht als lästig empfinde.
Lästig nicht - aber anstrengend. Zumal es sich im Auto vorne links so schlecht schläft ;)
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Beitrag von 146225 »

Autobahn @ 15 Sep 2009, 10:32 hat geschrieben: Jeder Mensch empfindet Bahnfahrten anders. Schlafen kann ich im Zug grundsätzlich nicht. Im Abteil wird mir sehr schnell langweilig, weil mir beim Lesen unwohl wird. Hinzu kommt eine Phobie vor Gedränge. In einem ICE/IC (im Speisewagen - sofern es die noch gibt?) halte ich es auch länger aus.
Jeder Mensch empfindet auch Autofahrten anders. Festgeschnallt und eingeengt, umgeben von Massen auf deren individuelle Fehlentscheidungen ich nicht unerheblich angewiesen bin, schlafe ich auch nicht gut. Lesen funktioniert bei mir auch nur in Schienenfahrzeugen oder auf Schiffen.

Du siehst, man kann Deine Argumentation auch sehr schnell von der anderen Seite aus beleuchten. Es ist müßig, dies zu diskutieren, weil Menschen nun mal nicht gleich sind. An der Notwendigkeit guten Bahnverkehrs für die Volkswirtschaft Deutschland ändert es auch nix.
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
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