Deutschland bei Bahninvestitionen abgeschlagen

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612 hocker
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Beitrag von 612 hocker »

Sogar behindertengerechte n-Steuerwagen gibt es mittlerweile.
Warum denken die meisten bei der Behindertengerechtigkeit immer nur an Rollstuhlfahrer? Was ist mit der rüstigen alten Dame die sich einen höhengleichen Einstieg wünschen würde?
JeDi
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Beitrag von JeDi »

612 hocker @ 25 Oct 2009, 20:59 hat geschrieben: Was ist mit der rüstigen alten Dame die sich einen höhengleichen Einstieg wünschen würde?
Sind die behindert im Sinne der einschlägigen Definitionen?
146225
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Beitrag von 146225 »

JeDi @ 25 Oct 2009, 21:03 hat geschrieben: Sind die behindert im Sinne der einschlägigen Definitionen?
Nein. Aber Barrierefreiheit ist einfach sinnvoll auch für Mütter mit Kinderwagen oder Radfahrer und ähliches. Die sind auch nicht behindert. Man darf sie deshalb trotzdem wahrnehmen.
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
Didy
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Beitrag von Didy »

146225 @ 25 Oct 2009, 19:49 hat geschrieben:
sbahnfan @ 24 Oct 2009, 13:38 hat geschrieben: Den Otto-Normalverbraucher-Fahrgästen ist wichtig, dass die Fahrzeuge komfortabel sind (ausreichende Sitzplatzanzahl, bequeme Sitze, ausreichend Beinfreiheit, gute Gepäckunterbringungsmöglichkeiten, niedriger Geräuschpegel, im Sommer Klimatisierung, Behindertengerechtigkeit, gutes FIS), und natürlich auch Pünktlichkeit, kurze Fahrtzeiten, häufige Fahrmöglichkeiten und niedrige Fahrpreise.
Eigentlich hast Du doch verstanden worauf es ankommt. Jetzt mußt Du nur noch den nächsten Schritt machen um zu verstehen, daß das mit einem weiteren Einsatz der n-Wagen schlicht inkompatibel ist.
Gehen wir die Liste mal durch:

ausreichende Sitzplatzanzahl
Prinzipiell nicht vom Fahrzeugtyp abhängig. (Praktisch hat man auf meiner Strecke beim Ersatz von Bn durch 650 nun einen verdammt hohen Anteil an Klappsitzen quer zur Fahrtrichtung - komfortabel ist was anderes)

bequeme Sitze
Ist in neuen Fahrzeugen nicht automatisch gegeben. Gegen 425er dürften wohl die meisten hier einen halbwegs vernünftigen Bn vorziehen, wenn er nicht grad komplett durchgesessen ist.

ausreichend Beinfreiheit
Ist im Bn gegeben. In vielen neuen Fahrzeugen reduziert - oder durch Mülleimer wie 425 total konterkariert

gute Gepäckunterbringungsmöglichkeiten
Kenn ich nix neues, was dem Bn ebenbürtig wäre.

niedriger Geräuschpegel
Hängt vom modernen Ersatzmaterial ab. Ersetze Bn durch VT -> der Bn war besser. Beim 425 mag man streiten - bei anderen ETs wie 440 oder bei einem DoSto ist der Bn natürlich klar im Nachteil.

im Sommer Klimatisierung
Hat der Bn nicht, keine Frage. Gegenüber DoStos ohne Klima (dafür nur kleine Klappfenster) ist er trotzdem im Vorteil.

Behindertengerechtigkeit
Keine Frage, kann der normale Bn nicht mithalten, und auch Bn mit entsprechender Toilette etc. haben das Problem des hohen Einstiegs. Allerdings ist das an neuen Fahrzeugen auch nicht automatisch besser: Ich würde mal behaupten, in die schmalen Türen eines 611/612 bekommt man einen Rollstuhl noch viel schwieriger als in einen Bn, und Stufen hast du da genauso. "Echt Barrierefrei" gibts dank wilder Bahnsteighöhen - auch bei sanierten oder neuen Bahnsteigen - leider ohnehin nicht.

gutes FIS
Okay FIS haben sie (bis auf wenige Ausnahmen) nicht. Aber Durchsagen helfen schon viel.



Ich bin auch der Meinung, dass die n-Wagen mittel- bis langfristig ersetzt werden (müssen), und mir ist klar dass die in 50 Jahren nur noch in Museumszügen fahren werden. Aber das dogmenhafte "neue Fahrzeuge sind besser" find ich schlimmer als den Zustand mancher n-Wagen. Weil es eben nicht so pauschal stimmt, gerade was Platzangebot für Gepäck und teilweise Beine anbelangt.


Es ist ja nicht so, das man es heute nicht mehr so gut könnte - aber man will offenbar nicht. Anders kann ich mir Sitze wie im 425 einfach nicht erklären. Aber wenn ich den 440er mit dem 425er vergleiche, scheint es in den Fahrzeug-Beschaffungs-Abteilungen ja langsam anzukommen, dass der Kunde etwas mehr möchte als nur irgendwie von A nach B zu kommen, nachdem man das anscheinend von früher mal verlernt hat.


Ach, zur Frage wie dringend notwendig der Investitionsschwerpunkt war (sofern man die in theoretisch getrennten Sparten so stellen darf): Wenn derweilen Strecken so verkommen, dass man auf ner 140er Strecke stellenweise nur noch 70 fahren darf, dann waren die Schwerpunkte zu einseitig gesetzt.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

Iarn @ 25 Oct 2009, 19:49 hat geschrieben: Japan hat die Bahn mit als erstes privatisiert und hat sicherlich eins der besten, saubersten und pünktlichsten Bahnsysteme der Welt.
Danke!
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

JeDi @ 25 Oct 2009, 21:03 hat geschrieben:Sind die behindert im Sinne der einschlägigen Definitionen?
Ich bin auch nicht behindert im Sinne der einschlägigen Definitionen, aber ein höhengleicher Einstieg ist einfach komfortabler. Und ich gebe zu, dass mir Höhenunterschiede zwischen Bahnsteig und Zug unangenehm sind. Denkt mal daran, das auch Ihr älter werdet ;)
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sbahnfan
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Beitrag von sbahnfan »

612 hocker @ 25 Oct 2009, 19:59 hat geschrieben: Warum denken die meisten bei der Behindertengerechtigkeit immer nur an Rollstuhlfahrer? Was ist mit der rüstigen alten Dame die sich einen höhengleichen Einstieg wünschen würde?
Einen höhengleichen Einstieg hat man, wenn Bahnsteighöhe und Fahrzeug-Fußbodenhöhe zusammenpassen. Und das ist in Deutschland leider allzu oft nicht gegeben, und das auch unabhängig vom Alter der Fahrzeuge und der Bahnsteige :ph34r:
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glemsexpress
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Beitrag von glemsexpress »

sbahnfan @ 26 Oct 2009, 09:03 hat geschrieben:Einen höhengleichen Einstieg hat man, wenn Bahnsteighöhe und Fahrzeug-Fußbodenhöhe zusammenpassen. Und das ist in Deutschland leider allzu oft nicht gegeben, und das auch unabhängig vom Alter der Fahrzeuge und der Bahnsteige  :ph34r:
Bei neueren Fahrzeugen ist die Warscheinlichkeit aber ungleich höher als bei alten.
Ich kenne jedenfalls keine Bahnsteige wo man ebenerdig in 628er, n-Wagen usw. einsteigen kann. Aber viele wo das bei DoStos, 425ern, 423ern, Flirts, Lints, Talents, Desiros, RS1 usw. ebenerdig einsteigen kann.
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