Das Auto abschaffen

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JNK
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Beitrag von JNK »

dumsel @ 10 Dec 2009, 12:32 hat geschrieben:Wir sind nunmal ein Volk, das mit Luxus lebt und selbigen gerne hat.
Wir sind ein Volk, dass deutlich über seine Verhältnisse lebt. Wenn ich mir das angucke: Meine Stadt ist in drei Jahren überschuldet, mein Land macht Schulden und der Bund auch. Irgendwas kann da nicht gutgehen.
Wenn man täglich von 9 bis 17:30 arbeitet, möchte man die restliche Freizeit, die einem noch bleibt, nicht unnötig mit Warten (bzw "Spaziergängen" im Regen) verbringen.
Dafür weiß man ein warmes Willkommen auch nicht mehr zu schätzen, wenn man aus dem warmen Supermarkt ins warme Auto und ins warme Haus stolpert. Was gibt es denn schöneres als einen warmen Kakao, wenn es draußen nass und kalt ist? Ich persönlich kriege beim warten und spazieren immer gut den Kopf frei. (Zugegeben, da sollte man nicht von mir auf andere schließen. :) ) Aber wenn mehr Menschen nicht mit dem Auto fahren, ist das ÖPNV Angebot auch besser und die Warterei nicht ganz so lang. (Hoffe ich) Aber was ich eigentlich sagen will: Für mich ist die Schnelligkeit nicht unbedingt ein sog. schlagendes Argument ProAutomobil.
Du hast das Ziel, später eine sehr gut ausgebildete Person zu sein, die ein heiden Geld verdient. Wenn du nur Bus fährst und auf die Umwelt achtest, reicht es doch vollkommen aus, wenn du nach Beendigung deiner Schule Zeitungen ausgetragen hättest, oder?
Nein, das stimmt nicht. Ich studiere, weil es mich interessiert, weil ich glaube, dass es mich intellektuell weiter bringt (Was nicht im Umkehrschluss bedeuten soll, dass alle anderen doof sind) und weil ich damit meinen Lebensunterhalt verdienen möchte. Und so reizvoll eine W2 Professur doch ist: Gegen die freie Wirtschaft ist es doch eher wenig. Wenn ich meinen bescheidenen Lebensunterhalt verdienen kann, glücklich und gesund bin, werde ich, so hoffe ich, zufrieden sein. Glück ist nicht eine Frage des Kontostandes oder der Breite der Garage. Abgesehen davon geht es mir bei der Frage Auto oder nicht keineswegs um Neid (falls da jemand denken sollte) oder rein um den "betriebswirtschaftlchen" Unsinn Kraftfahrzeughalter zu sein. Was man allein für einen Golf alles für Bücher kaufen könnte...
P.S.: Die Arbeitszeiten können nicht verändert werden, nachdem es ein Einzelhandel iss und er dort momentan eine führende Rolle einnimmt. Wäre schlecht, wenn der Laden 10 Minuten später öffnet, weil der geheiligte Bus später kam, oder? biggrin.gif
Wenn die Kunden auch erst mit dem Bus kommen... :D
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rautatie
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Beitrag von rautatie »

dumsel @ 10 Dec 2009, 12:32 hat geschrieben:Sicherlich könnte man das. Allerdings spielen da auch andere Aspekte eine Rolle. Wir sind nunmal ein Volk, das mit Luxus lebt und selbigen gerne hat. Wenn man täglich von 9 bis 17:30 arbeitet, möchte man die restliche Freizeit, die einem noch bleibt, nicht unnötig mit Warten (bzw "Spaziergängen" im Regen) verbringen.
Meiner Erfahrung nach beinhaltet aber auch die Autobenutzung viel "nutzlos verbrachte" Zeit. Wenn ich da nur an die vielen sinnlos gefahrenen Parksuch-Schleifen denke... Und auch Staus sollen ja gelegentlich vorkommen...

ich denke, es ist einfach eine Frage der Wahrnehmung. Für mich persönlich ist die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel keine sinnlos verplemperte Zeit, weil ich währenddessen meistens lese (auch während etwaiger Wartezeiten). Somit fühlt sich für mich die verbrauchte Zeit dennoch irgendwie sinnvoll genutzt an.

Und einen Spaziergang im Regen (es regnet ja auch nicht täglich) empfinde ich sogar als entspannend, und durchaus zu meiner Freizeit zugehörig. Zumindest dann, wenn ich nicht gerade entlang einer Hauptverkehrsstraße entlang laufen muss.
Wo ist das Problem?
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Beitrag von dumsel »

rautatie @ 10 Dec 2009, 16:13 hat geschrieben: Meiner Erfahrung nach beinhaltet aber auch die Autobenutzung viel "nutzlos verbrachte" Zeit. Wenn ich da nur an die vielen sinnlos gefahrenen Parksuch-Schleifen denke... Und auch Staus sollen ja gelegentlich vorkommen...

ich denke, es ist einfach eine Frage der Wahrnehmung. Für mich persönlich ist die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel keine sinnlos verplemperte Zeit, weil ich währenddessen meistens lese (auch während etwaiger Wartezeiten). Somit fühlt sich für mich die verbrauchte Zeit dennoch irgendwie sinnvoll genutzt an.
Sicherlich verbringt man im Kraftwagen auch "nutzlos verbrachte" Zeit. Dafür kann ich allerdings Radio hören und rauchen, was mir persönlich wichtig ist und mich vom Besuch meiner Eltern mit der Bahn abgebracht hat. Früher war es angenehm, mit der Eisenbahn zu fahren, in der Tat ein Buch zu lesen, die Landschaft vorbeirauschen zu lassen, einen Kaffee und eine Zigarette zu genießen. Mittlerweile darf man ja in meiner alten Heimat - dem VVS - nichtmal mehr ein Feierabendbier im Verbundverkehr trinken. Das sind alles so Dinge, die mir das Eisenbahnfahren etwas madig gemacht haben. Wofür soll ich ein heiden Geld für eine Fahrkarte ausgeben, wenn mein Wagen sowieso daheim steht und angemeldet ist, weil ich ihn eben anderweitig nutzen muss und es auch - wie schon gesagt - mein Hobby ist, Oldtimer zu erhalten um dann auf Dinge zu verzichten, die ich gerne genießen möchte und gleichzeitig länger unterwegs bin. Zeit, die für mich sinnlos verbracht ist, weil meine Hobbies nunmal nicht Lesen oder Träumen sondern ehr das Schrauben in der Werkstatt oder sportliche Aktivitäten sind.

Zur Parkplatzsuche: Ich bin nicht derjenige, der stundenlang Parkplätze sucht. Wenn ich tatsächlich nach Dresden fahre, nutze ich die S-Bahn. Klarer Fall! Da muss ich die Straße nicht lange suchen und hab eine vernünftige Infrastruktur die mir hier - im Tal der Ahnungslosen (wie es zu DDR-Zeiten genannt war) nicht zur Verfügung steht. Allerdings fahr ich dann mitm Auto zum Bf, bevor ich mitm Bus fahre und mich abhetze, weil die Mühle Verspätung hat und es auf die S-Bahn nicht mehr reicht. Es scheint zum Service eines jeden Busunternehmens zu gehören, den Anschluss an die DB sowas von beschissen zu gestalten, dass man nur reinschlagen kann. Egal ob Dresden, Pirna oder Schorndorf..
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Densha Otaku
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Beitrag von Densha Otaku »

rautatie @ 10 Dec 2009, 16:13 hat geschrieben: Meiner Erfahrung nach beinhaltet aber auch die Autobenutzung viel "nutzlos verbrachte" Zeit. Wenn ich da nur an die vielen sinnlos gefahrenen Parksuch-Schleifen denke... Und auch Staus sollen ja gelegentlich vorkommen...

ich denke, es ist einfach eine Frage der Wahrnehmung. Für mich persönlich ist die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel keine sinnlos verplemperte Zeit, weil ich währenddessen meistens lese (auch während etwaiger Wartezeiten). Somit fühlt sich für mich die verbrauchte Zeit dennoch irgendwie sinnvoll genutzt an.
Auch ich empfinde Fahrten mit dem ÖPNV keinesfalls als vertane Zeit - schon allein, weil es gerade auch für den Interessierten (d.h. hier auch mich) immer etwas zu sehen gibt. Ich registriere dann z.B. durchaus, welche Triebfahrzeuge mir begegnen - und überhaupt all die letztlich rein zufälligen tagtäglichen Begebenheiten, die jeden (Verkehrs-) Tag zu etwas Besonderem machen. Dass man diese Sichtweise nicht auf die ganze Passagierschaft verallgemeinern kann, ist mir natürlich klar :) . Und in große Städte bin ich überhaupt noch nie gerne mit dem Auto gefahren - die dabei aufkommende Hektik (jederzeit könnte ein Verkehrsteilnehmer etwas Dummes tun, das man auch bei größter Umsicht nicht immer vorhersehen kann) schafft mich immer enorm.

Wie du schon sagtest - letztlich eine Frage des persönlichen Empfindens.
Y Ddraig Goch ddyry cychwyn.

-- Wahlspruch von Wales
dumsel
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Beitrag von dumsel »

Densha Otaku @ 10 Dec 2009, 17:33 hat geschrieben: Und in große Städte bin ich überhaupt noch nie gerne mit dem Auto gefahren - die dabei aufkommende Hektik (jederzeit könnte ein Verkehrsteilnehmer etwas Dummes tun, das man auch bei größter Umsicht nicht immer vorhersehen kann) schafft mich immer enorm.
Meine vollste Zustimmung. Daher hab ich ja oben schon geschrieben, dass - wenn ich nach DD in die Innenstadt muss - gerne auf die S-Bahn zurückgreife. Da gibts nen ordentlichen Takt, Vernünftige Anbindung Bus und Straßenbahn sowie entfallen Parkgebühren, Stress im Verkehr und das ewige Gesuche nach der richtigen Straße :). Gerade bei der "herrlichen" Verkehrsfühung in Dresden... :D
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JNK
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Beitrag von JNK »

Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

10,88 Tonnen CO2; im Jahr erzeugt ein Deutscher im Durchschnitt, davon macht das Auto rund anderthalb Tonnen aus.
So schaut's nämlich aus, so richtig die Welt rettet man allein mit dem Autoverzicht nämlich nicht. So einfach ist das mit dem Klima auch nicht...

PS: Was kann das Forum im fertigen Beitrag keine tiefgestellte 2 anzeigen? Beim Schreiben des Betrags sieht man die kleine ₂ nämlich schon. :unsure:
PS2: Dreimal nämlich ist dämlich.
Hot Doc
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Beitrag von Hot Doc »

Rohrbacher @ 10 Dec 2009, 20:31 hat geschrieben: So schaut's nämlich aus, so richtig die Welt rettet man allein mit dem Autoverzicht nämlich nicht. So einfach ist das mit dem Klima nämlich auch nicht...
Ne, aber auf einen Schlag 10% schaffst du mit anderen einzelnen Maßnahmen sicherlich überhaupt nicht.
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glemsexpress
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Beitrag von glemsexpress »

Rohrbacher @ 10 Dec 2009, 01:30 hat geschrieben:Man kann die Fläche Auto vs. Bahn schon vergleichen, aber man muss den Verkehrsanteil miteinberechnen oder hochrechnen,
Richtig. Doch muss man bedenken dass viele Bahnstrecken noch lange nicht ausgelastet sind.

Vor allem in größeren Städten ist der MIV aber nicht das beherschende Verkehrsmittel und braucht trotzdem am meisten Platz.
Rohrbacher @ 10 Dec 2009, 01:30 hat geschrieben:und auch der Landwirt damit auf's Feld fahren könnte,
Ein Grundstraßennetz müsste man weiterhin vorhalten, aber das wäre deutlich kleiner. Die Straßenbreiten könnten beeutend kleiner sein, etwa so
Bild
das wäre die benötigte Straßenbreite in Wohngebieten, schließlich muss man ja auch so sachen wie Feuerwehr und Müllabfugr durchkommen lassen. Man ist aber deutlich Platzsparender als normale Straßen in einen Wohngebiet. Trotz der nicht extrem dichten Buweise ist der auf den Bild zu sehende Stadtteil (Freiburg-Vauban) in etwa so dicht bediedelt ein Innenstadtwohngebiet wo deutlich höhere Bauten vorherschen.
dumsel @ 10 Dec 2009, 08:31 hat geschrieben: Ich dachte wir brauchen die Straßen für den Busverkehr?
Diese könnten aber deutlich geringer dimensioniert werden.
dumsel @ 10 Dec 2009, 08:31 hat geschrieben:Und wenn du zu Fuß gehst, wäre ein befestigter Weg sicher auch nicht falsch. Immerhin willst du sicher nicht mit deinen sauberen Ausgehschuhen durch den Matsch stampfen, oder? 
Hat wer gesagt dass man befestigte Wege abschaffen soll?
Ich möchte aber anmerken dass ein Fuß-und Radweg aber immer weniger Platz braucht als eine Straße:
Bild
JNK @ 10 Dec 2009, 19:57 hat geschrieben:Die ZEIT: Wir Inselbewohner
Interessanterweiße kenne ich doch einige Leute mit Kindern bei denen der Autoverzicht ganz toll funktioniert...
Wenn man sich natürlich nicht mal auf ein Fahrrad traut dann weiß ich auch nicht.
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Naseweis
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Beitrag von Naseweis »

glemsexpress @ 10 Dec 2009, 20:41 hat geschrieben:Wenn man sich natürlich nicht mal auf ein Fahrrad traut dann weiß ich auch nicht.
Zumindest hätte ich eine Idee, wieso sich Leute nicht recht aufs Fahrrad trauen, bzw. die Kinder nicht gerne damit sehen:

Weil der Autoverkehr zu dicht ist! :ph34r: :ph34r: :ph34r:
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Jede Stunde, jede Klasse - willkommen auf der Gäubahn!
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Beitrag von Rohrbacher »

Hot Doc @ 10 Dec 2009, 20:34 hat geschrieben:Ne, aber auf einen Schlag 10% schaffst du mit anderen einzelnen Maßnahmen sicherlich überhaupt nicht.
Sicherlich...

Aber wenn ich den Diesel im Auto und das Heizöl im Keller mal vergleiche... kann sein dass da ähnliche Werte rauskommen. Also wenn ich das Auto abschaffe und nicht mehr heize, habe ich dann wohl schon 20%. Aber was sind die anderen 80%? Rindfleisch aus'm billigen Supermarkt, das aus Argentinien stammt statt vom Bauernhof und Metzger um die Ecke? Das ganze Jahr Obst und Gemüse aus fernen Ländern? Hohen Transportaufwand durch "made in China"? Urlaubsflüge? Hoher Stromverbrauch, das falsche Kraftwerk? In Zeiten der Globalisierung sind diese 10% kaum was, mehr oder weniger noch in der Toleranz. Nicht dass ich was gegen diese 10% hätte, aber manche tun immer so, als wären es 90%! Und das nervt mich ein bisschen.

Außerdem nein, auch die Eisenbahn ist nicht CO2 frei! Es nutzt wenig, wenn die Bahn ihren Vorteil pro Kilometer damit zu Nichte macht, dass man lange Umwege fährt. Ein Extrembeispiel von vor ein paar Jahren: Die zeitweise schnellste Verbindung Freiburg - München war mit Umsteigen in Fulda! :rolleyes:
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Beitrag von JeDi »

dumsel @ 10 Dec 2009, 17:28 hat geschrieben: Mittlerweile darf man ja in meiner alten Heimat - dem VVS - nichtmal mehr ein Feierabendbier im Verbundverkehr trinken.
Das ist schlichtweg Falsch. Die Regel ist für die DB recht schnell wieder geflogen.
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glemsexpress
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Beitrag von glemsexpress »

JNK @ 10 Dec 2009, 19:57 hat geschrieben:Die ZEIT: Wir Inselbewohner
Noch mal ein Nachtrag:

Es wurde ja auch die mangelhafte Car-Shering-Situation angesprochen. Da scheint es in Hamburg wirklich Probleme zu geben, bei entsprechenden Anbietern finde ich kaum Stationen:
http://www.cambio-carsharing.de/cms/carsha...erzeichnis=true
http://www.greenwheels.de/index.aspx?i=cities

In anderen Städten braucht man glaub ich längst nicht so lange um an Car-Shering-Autos zu kommen:
Karlsruhe: http://www.stadtmobil.de/googlemaps/stationen_ka.cgi
Stuttgart: http://www.stadtmobil.de/googlemaps/stationen_st.cgi
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Beitrag von dumsel »

glemsexpress @ 10 Dec 2009, 20:41 hat geschrieben: Hat wer gesagt dass man befestigte Wege abschaffen soll?
So war das nicht gemeint, du hast den Zusammenhang falsch verstanden. Das hatte sich auf die ganzen Ämter bezogen, die den Straßenbau planen, die Firmen, die es ausführen und die Kräfte, die selbige reinigen und instandhalten. :)
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Beitrag von dumsel »

JeDi @ 10 Dec 2009, 21:26 hat geschrieben: Das ist schlichtweg Falsch. Die Regel ist für die DB recht schnell wieder geflogen.
Achso? Mach dir doch mal in der S-Bahn ein Bier auf, leg die Füße hoch und höre laut Musik. Das erste Rotkäppchen gehört mit Sicherheit dir!
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Beitrag von JeDi »

dumsel @ 10 Dec 2009, 23:37 hat geschrieben: Das erste Rotkäppchen gehört mit Sicherheit dir!
Aber nicht wegerm Bier.
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Beitrag von dumsel »

Auszug aus den Beförderungsbedingungen des VVS, §3, Abschnitt 1, Absatz 1:
Personen, die eine Gefahr für die Sicherheit oder Ordnung des
Betriebes oder für die Fahrgäste darstellen oder den Anordnungen
des Betriebspersonals nicht Folge leisten, sind von der Beförderung
ausgeschlossen. Soweit diese Voraussetzungen vorliegen,
sind insbesondere ausgeschlossen:
Personen, die unter dem Einfluss alkoholischer Getränke oder
anderer berauschender Mittel stehen
Sowie §4, Abschnitt 2, Absatz 12:
Fahrgästen ist insbesondere untersagt,
in Zügen auf den Strecken Dettenhausen – Böblingen, Nürtingen
– Neuffen, (Feuerbach –) Korntal – Weissach und Schorndorf
– Rudersberg sowie in S-Bahnen, Stadtbahnen und Bussen
alkoholische Getränke zu konsumieren,
Nachzulesen auf: http://www.vvs.de/download/83.pdf

Edit: hab was vergessen zu zitieren
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JNK
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Beitrag von JNK »

Die Amis sind uns voraus. Zumindest in Portland
Taz: "Wir denken grün, wir handeln grün"
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glemsexpress
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Beitrag von glemsexpress »

JNK @ 12 Dec 2009, 14:17 hat geschrieben:Die Amis sind uns voraus. Zumindest in Portland
Taz: "Wir denken grün, wir handeln grün"
Na ja, wenn man z.B. sich dieses Netz anschaut dann würde ich in Deutschland nicht an eine Stadt mit 568.380 Einwohnern und einer Metripolregion von über 2Mio€ denken (also in etwa mit Stuttgart vergleichbar). Also ist Portland für eine US-Stadt zwar gut, aber trotzdem noch weit hinter unseren Standart zurück. Auch das ein einige Stadtteile gibt wo man zu Fuß in 20min einen Laden erreicht ist in meinen Augen nicht begeisternd. Das wäre bei uns aber grottenschlecht und würde ein Leben ohne Auto (wie es hier doch einige mehr oder weniger zelebrieren) nicht so ohne weiteres möglich machen.
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Lazarus
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Beitrag von Lazarus »

zur Abwechslung mal gute Nachrichten :ph34r:

Ramsauer will A8 auf 6 Spuren ausbauen
Mehr Geld für den ÖPNV-Ausbau in München! Es wird höchste Zeit!
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Beitrag von Hot Doc »

Grad beim Stöbern gefunden: Mehr Mobilität durch weniger Verkehr
Nicht ganz neu, aber immer noch aktuell.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

Mobilität durch weniger Verkehr?

Leider ist das Thema Auto/Verzicht auf Auto sehr stark von Emotionen und von Ideologie geprägt. Das spiegelt sich schon allein in der Überschrift des verlinkten Artikels wieder. Denn gemeint ist ausschließlich der motorisierte Individualverkehr.
Auszug aus dem Beitrag @ , hat geschrieben:Bei den Verkehrsmitteln unterscheidet man den Öffentlichen Verkehr (ÖV: Bahn, Bus, Tram, U-Bahn, Anruf-Sammel-Taxi, Taxi), Fußgänger und Radfahrer (zusammen der sog. Umweltverbund) und dem motorisierten Individualverkehr (MIV)
So wird weiter berichtet, dass 26% der Haushalte kein Auto besitzen und "nur" 40% einen Führerschein haben (82,4 Millionen Einwohner, 33 Millionen davon ohne Führerschein). Rechnet man die Kinder und Seniorinnen (die nie einen Führerschein gemacht haben, weil ja der Ehemann schon einen hatte) heraus, sieht die Zahl schon ganz anders aus. In der Generation +18 (mit Ausnahme der o.g. Damen) dürfte sich die Zahl der Führerscheinlosen im unteren Prozentbereich bewegen.

Nun mag man darüber spekulieren, warum jene 26% der Haushalte kein Auto besitzen. In Wahrheit liegt dieser Wert aber sicher höher, dann viele Haushalte besitzen zwei und mehr Autos und die Statistik gibt nur Durchschnittswerte her. Selbst wenn es 30% oder 35% sind, nur ein verschwindend geringer Teil verzichtet aus ökologischen oder ideologischen Gründen auf ein eigenes Auto. Es dürften wohl eher finanzielle Gründe sein, die einen Kauf und den Unterhalt unmöglich machen.

Gerade zu witzig finde ich den Vergleich zwischen den Arbeitsplätzen in der Automobilindustrie und im öffentlichen Nahverkehr. Arbeitsplätze sind immer ein Kostenfaktor, aber wenn ich ein Produkt herstelle, bestimme ich den Verkaufspreis und bekomme einen Erlös. Gerade hier muss ich die Kosten besonders knapp kalkulieren, und dass kann - wie wir ja in der jüngsten Vergangeneit gesehen haben - Arbeitsplätze kosten. Bei einer Dienstleistung muss ich dies auch über den Preis generieren oder aber wie im ÖV durch die öffentliche Hand bezahlen lassen.

Geradezu grotesk finde ich das Argument, es werde ja keine Straße stillgelegt, weil zu wenig Autos darauf fahren. Die wenigen Autos fahren auf eigene Rechnung, warum soll man die Straße also abreißen?
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Hot Doc
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Beitrag von Hot Doc »

Autobahn @ 15 Dec 2009, 21:22 hat geschrieben: Mobilität durch weniger Verkehr?

Leider ist das Thema Auto/Verzicht auf Auto sehr stark von Emotionen und von Ideologie geprägt. Das spiegelt sich schon allein in der Überschrift des verlinkten Artikels wieder. Denn gemeint ist ausschließlich der motorisierte Individualverkehr.
Fangen wir gleich beim Anfang an: Da hast du schon die ersten Zeilen nicht verstanden, bzw. sind sie von deiner vorurteilgeschwängerten Sichtweise komplett verdreht worden.

Mobilität = Anzahl der zurückgelegten Wege um etwas zu erreichen.
Verkehr = Anzahl der zurückgelegten Personenkilometer um etwas zu erreichen.
Beides völlig unabhängig davon mit welchem Verkehrsmittel.

Während das erste seit Jahrtausenden relativ konstant ist (übrigens auch die Zeit, die wir dafür aufwenden), wächst das zweite kontinuierlich an. Und das ohne uns im Alltag von positivem Nutzen zu sein. Und hier spielt dann die politische Fixierung auf das Auto seit einigen Jahrzehnten dann auch eine Rolle.
Es geht nicht darum das Auto zu verteufeln, dort wo es uns wirklich Vorteile bringt. Sondern es geht darum den heutigen Umgang mit dem Auto (den wir alle für besonders bequem halten) zu überdenken. Denn er ist nur so bequem, weil wir seit 60 Jahen nichts ausgelassen haben um den Umgang mit dem Auto noch bequemer zu gestalten.
Dabei haben wir aber aus den Augen verloren, dass wir uns vielen Zwängen aussetzen, eben weil wir alles so aufs Auto konzentrien, obwohl es andere umfassendere Lösungen gäbe, die nicht schlechter (oftmals sogar besser) wären, würde man sie nur annähernd so konsequent umsetzen.
So wird weiter berichtet, dass 26% der Haushalte kein Auto besitzen und "nur" 40% einen Führerschein haben (82,4 Millionen Einwohner, 33 Millionen davon ohne Führerschein). Rechnet man die Kinder und Seniorinnen (die nie einen Führerschein gemacht haben, weil ja der Ehemann schon einen hatte) heraus, sieht die Zahl schon ganz anders aus. In der Generation +18 (mit Ausnahme der o.g. Damen) dürfte sich die Zahl der Führerscheinlosen im unteren Prozentbereich bewegen.
Da hast du jetzt mal n paar Zahlen durcheinandergebracht, aber das ändert am Kern nichts.
Selbst wenn ich alle Kinder bis 18 und ein paar Seniorinnen (die häufig nen Schein haben, aber nur nicht fahren - und warum soll man die überhaupt rausrechnen, die gehören genauso zu Deutschland) rausrechne, bleiben immer noch über 10 Millionen, die keinen Führerschein haben. Das wären dann immer noch in etwa 20% der restlichen Bevölkerung.
Nun mag man darüber spekulieren, warum jene 26% der Haushalte kein Auto besitzen. In Wahrheit liegt dieser Wert aber sicher höher, dann viele Haushalte besitzen zwei und mehr Autos und die Statistik gibt nur Durchschnittswerte her. Selbst wenn es 30% oder 35% sind, nur ein verschwindend geringer Teil verzichtet aus ökologischen oder ideologischen Gründen auf ein eigenes Auto.  Es dürften wohl eher finanzielle Gründe sein, die einen Kauf und den Unterhalt unmöglich machen.
Ich glaube, das die 26% schon in etwa stimmen. Und völlig egal aus welchen Gründen die Menschen aufs Auto verzichten (ich glaube übrigens nicht, dass das hauptsächlich finanzielle Gründe sind, ich denke eher an Singelhaushalte in den Innenstädten, die sich ein Auto leihen wenn sies brauchen, oder sich n Taxio leisten können), ist es doch immerhin ein Viertel der Menschen, an deren Nutzen wir vorbei Geld ausgeben und Platz versiegeln und verschenken, dass sie mit ihren Steuern bezahlt und der ihnen genau so wie allen anderen zusteht.
Geradezu grotesk finde ich das Argument, es werde ja keine Straße stillgelegt, weil zu wenig Autos darauf fahren. Die wenigen Autos fahren auf eigene Rechnung, warum soll man die Straße also abreißen?
Ich weiß nicht was daran grotesk ist. Der Bau und der Unterhalt einer Straße kosten den Steuerzahler erheblich. Genau so ist es bei unrentablen Zugstrecken. Man könnte genau so wie man es bei der Bahn immer wieder macht (inzwischen ist es durch eine Grüne Regierungsbeteiligung etwas besser geworden, droht aber gerade sich wieder zu verschlechtern) ne ganz klare Kosten-Nutzen-Rechnung aufstellen. Wie viele Autos fahren auf dieser Straße wie viele Kilometer? Wie viel bringt das Anteilig an KFZ-Steuer und an Benzinsteuer und was kostet uns die Straße beim Bau und Unterhalt. Wenn diese Rechnung nicht ausgeglichen ist, WEG DAMIT!
Ich möchte mal sehen, wie viele Straßen da in Bayern noch übrig bleiben. Aber wehe wenn mal auf ner Nebenbahn mit 5000 Fahrgästen ne Brücke zum Sanierungsfall wird...

Für mich das Fazit des Dokuments: Wir sollten zumindest bei der Planung, mehr auf den "Rucksack" des Autos und des Straßenbaus achten. Das Auto ist oft die schnellste und bequemste Möglichkeit, aber oft nur, weil wir durch das Auto oder dessen einseitige Bevorzugung uns andere Möglichkeiten schlecht machen.
Das beste Beispiel bis du und dein Fahrrad. Das Fahrrad wäre ein wunderbares Verkehrsmittel, wenn wir ihm nen angemessenen Raum geben würden. Weil aber das Auto unseren Verkehrsraum beherrscht (und das tut es, weil wir es zum Herrscher gemacht haben) ist das Radfahren unangenehm und gefährlich. Man könnte (um das jetzt mal zu überspitzen) durchaus Städte so anlegen, dass die Radwege die Hauptrouten sind und immer wenn ein Auto einen Radweg kreuzen will es zur Vorsicht und Langsamfahrt gezwungen wird. Der Aufschrei wäre groß, aber andersrum ist es im Moment genau so und keiner hat eine vernünfte Begründung dafür.
Airdinger
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Beitrag von Airdinger »

Tag 1 ohne Auto - Ernüchterung.

Von Minden über Hannover und München nach Erding.

Auf meinem Online-Ticket standen folgende Verbindungen:
Minden (Westf) - 16.12. - ab 08:49 - Gl 13 - IC 2243
Hannover Hbf - 16.12. - an 09:18 - Gl 10
Hannover Hbf - 16.12. - ab 09:24 - Gl 4 - ICE 785
München Hbf - 16.12. - an 13:39 -
München Hbf (tief) - 16.12. - ab 13:51 - - S2
Erding - 16.12. - an 14:40 -

So weit die Theorie.

Ich erreiche in Minden ca. 10 min vor Abfahrt meines Zuges das Gleis 13 und studiere gerade die Anzeigetafel, als eine Durchsage erschallt und mir klar macht, dass jetzt der Bahnalltag beginnt:
"Auf Gleis 13 fährt in wenigen Minuten mit 5 Minuten Verspätung ein der Regionalexpress XYZ nach Sowieso..."
Naja... kann ja mal vorkommen... und mit ca. 7 Minuten Verspätung verläßt er dann auch wieder den Bahnhof... nicht so schlimm... ist ja noch etwas Luft bis mein Zug fahren soll, der - ups - jetzt mit ca. 5 Minuten Verspätung auf der Anzeigetafel angekündigt wird... also auch ich, naja.

Ich suche mir also etwas Windschutz am Bahnsteig - ist ja doch kalt und "zugig" - als die nächste Durchsage erschallt und zur Vorsicht wegen einem durchfahrenden Zug auf Gleis 13 mahnt... Wow, denke ich - die Trasse ist wohl gut gebucht... und siehe da... ein schwerer Güterzug rattert vorrüber... allerdings schon ca. 3 Minuten nach meiner ursprünglich geplanten Abfahrt. Interessant denke ich... das mit 5 Minuten Verspätung für meinen Zug war da wohl recht positiv geschätzt... aber gut, noch ist ja Luft.

Und siehe da... kaum 5 Minuten fährt der IC 2243 am Bahnsteig 13 ein. Da ich die Wagenstandsanzeige gelesen habe, stehe ich fast am richtigen Platz um meinen Wagen mit dem reservierten Tischplatz in der ersten Klasse zu betreten. Das tue ich dann auch... und finde - zu meiner Überraschung - an meinem Tischplatz einen ziemlich unfätigen Herrn vor, der es sich, seinen Taschen und seinem Laptop auf zwei Plätzen gemütlich gemacht hat - natürlich ohne reserviert zu haben. Griesgrämig meint er, dass da ja noch genügend andere Plätze frei wären und ich doch einen von denen nehmen könnte. Ich habe keine Lust mich gleich bei meinem ersten autofreien Tag aufzuregen... überlege kurz, ob ich ihn fragen soll warum er denn dann auf einem reservierten Platz sitzt, wenn es doch genügend nicht reservierte gibt, aber dann ist es mir doch zu blöd.

Also setze ich mich an den nächsten Tisch, an welchen sich ein nettes Rentnerpaar zu mir gesellt. Die Herrschaften möchten nach Berlin und lassen sich vom freundlichen Schaffner erklären, wie sie denn dann in Hannover am selben Bahnsteig in den ICE zur Weiterfahrt nach Berlin umsteigen müssen. Die Bahnwelt ist also doch in Ordnung... auch wenn wir etwas Verspätung haben... es müßte noch reichen für meinen Anschlußzug.

Circa 10 Minuten vor Hannover dann eine Durchsage bezüglich der Anschlußverbindungen in Hannover - wir haben selbst knapp 8 Minuten Verspätung - mein Anschluß ist also eigentlich eher nur noch theoretischer Natur. Doch - welche Überraschung - in der Durchsage erfahren wir, dass Fahrgäste in Richtung Berlin doch besser gleich in diesem Zug sitzen bleiben möchten, da der nachfolgende ICE nach Berlin derzeit 17 Minuten Verpätung habe, und der IC 2243 ziemlich sicher vor ihm in Berlin sein wird. Auch mein ICE 785 nach München hat 10 Minuten Verspätung und ist noch problemlos zu erreichen. Ist doch auch mal schön, wenn ein Zug Verspätung hat. ;)

Also kann ich eher gemütlich den Bahnsteig wechseln und mich bei der Wagenstandsanzeige orientieren, wo ich denn sinnvoll einsteige. Und da jetzt mein längstes Streckenstück ansteht, werde ich im Fall des Falles auch meine Platzreservierung durchsetzen... denke ich.

Auch hier muß der vorherige ICE (ebenfalls mit 7-8 Minuten Verspätung) am selben Bahnsteig abgefertigt werden, bevor mein ICE 785 nach langem Warten mit allerdings schon 11 Minuten Verspätung einfährt. Ich kann einsteigen, mein reservierter Tischplatz in der ersten Klasse ist frei... Laptop wird ausgepackt... wir fahren mit 15 Minuten Verspätung los...
Eine freundliche Durchsage klärt uns auf - Bauarbeiten in Lüneburg - darum heute die vielen Verzögerungen im Betriebsablauf... die Welt ist gut. Oder?

Interessiert lausche ich, wie zwei Reihen weiter eine ältere Dame dem Zugpersonal gegenüber ihre Verzweiflung kund tut... Ihr erster Zug heute Morgen hatte schon 50 Minuten Verspätung... deshalb sitzt sie jetzt in diesem ICE... müßte aber eigentlich in einem früheren Zug sitzen, um in München ihren Anschluß nach Bad Reichenhall zu erreichen... und das kann nun nicht mehr klappen. Die Ärmste. Man verspricht sich um sie zu kümmern... freundlich. Fein.

Ich bestelle mir ein zweites Frühstück, Rührei mit Speck & Cappucino im Angebot. Schnell gemacht, frisch serviert, lecker. Mit Trinkgeld 9 Euro... war ja lecker und guter Service am Platz. Fein.

Wir holen nicht wirklich Zeit rein... evtl. zwei Minuten... es wird aber auch nicht schlimmer... Wir fahren. Ich sitze am Notebook, will eigentlich eMails lesen, aber GPRS/EDGE/UMTS/HSDPA sind heute - in diesem Zug - scheinbar nicht meine Freunde. Naja.

Wir fahren in den Bahnhof von Fulda ein... vorher die üblichen Durchsagen... die Türen öffnen sich... einige Fahrgäste steigen aus... dann... eine Durchsage:
"Bitte alles aussteigen, dieser Zug endet hier. Wir haben eine technische Störung. Keine Leistung auf beiden Triebköpfen. Wir können nicht weiterfahren. Bitte alle aussteigen. Achten Sie auf Durchsagen am Bahnsteig."
Draussen dann (es ist gegen 11:05 Uhr) eine Durchsage: "Der nächste Anschluß nach München ist ICE XYZ um 11:55 Uhr am selben Bahnsteig. Wir bedauern die Verzögerung und bitten um Ihr Verständnis".

Irgendwie muß ich innerlich lachen... so hatte ich mir den ersten Tag ohne Auto nicht vorgestellt... mal sehen was da noch so alles auf mich zukommt.

Es ist kalt am Bahnsteig. Ich beschliesse in den Bahnhof zu gehen... da gibt's doch neuerdings häufiger eine Lounge an ICE Bahnhöfen... war da nicht was? Nicht in Fulda. Nicht mal ein Warteraum der Bahn. Hmmh... Aber ein "Service Point" der Bahn, an welchem alle Fahrgäste meines ICEs auf einmal anzustehen scheinen... Hmmh... warum wohl?

Ach ja... neue Fahrgastrechte... Verspätung bescheinigen lassen... Anspruch geltend machen... da war doch was... Aber ich? Hmmh... da stehen schon zu viele... das macht im Moment keinen Sinn. Vor allem sitzt an diesem Service Point nur ein hilfloser Mitarbeiter der Bahn, und sieht sich im Alleingang der Meute zum Teil angesäuerter Fahrgäste eines ganzen ICE gegenüber. Das kann nicht gut gehen.

Ich gehe lieber zum normalen Ticketschalter im Reisezentrum und ziehe eine Nummer... vielleicht kann ich ja zumdest für den nächsten ICE noch eine Reservierung tätigen... wird ja bestimmt ziemlich voll werden. Ich schaue zur Anzeige... wow nur 15 Leute vor mir... und 5 Ticketschalter von denen 4 besetzt zu sein scheinen. Doch die Schlange wächst... und dann - für mich unglaublich - ein weiterer Schalter schließt. Ein Mitarbeiter am Schalter geht jetzt, wo eine Meute vor der Tür steht, scheinbar in die Pause. Und niemand nimmt seinen Platz ein? Nein. Das müßten die mal bei ALDI bringen... bei langen Kassenschlangen eine Kasse schließen... da gäb's vermutlich Tote, oder? Naja, die Bahn. Dienst nach Vorschrift. Hmmh...

Trotzdem... nach knapp 10 Minuten komme ich dran... und ja - Expressreservierung noch möglich. Sogar kostenfrei: "Sie hatten ja schon reserviert, da können wir ja nicht nochmal kassieren". Ich bin positiv überrascht.

Am "Service Point" scheint die Schlange noch länger geworden zu sein... das macht keinen Sinn. Ich gehe in das kleine Cafe/Restaurant/Imbiß und gönne mir lieber eine Currywurst mit Pommes im Warmen, als mir draussen in der Kälte die Beine in den Bauch zu stehen. Dort treffe ich dann auch einen der Zugbegleiter aus meinem ICE... er ist auch irgendwie planlos... weiß aber, dass er jetzt irgendwie nach Frankfurt muß - zu seinem nächsten Einsatz.

Dann 11:50 Uhr - bald geht mein Zug - ICE 535 - ich gehe wieder raus. Die Schlange vor dem Service Point ist weiterhin unendlich lang, einige meckern rum, es gibt Diskussionen... aber scheinbar keine zusätzlichen Servicemitarbeiter für den grossen Andrang. Die Entscheidung für die Currywurst war eine gute Entscheidung.
Jetzt aber ein Blick zur Anzeigetafel... ICE 535 um 11:55 Uhr... welcher Bahnsteig... ah ja... aber:
10 Minuten Verspätung! Naja - was auch sonst... die Bauarbeiten in Lüneburg sind bestimmt noch nicht beendet... <_<

Also mal schauen was die anderen Fahrgäste so treiben... die ältere Dame, die immer noch gerne nach Bad Reichenhall möchte, die kommt gerade aus dem Reisezentrum... mit jetzt schon 2 Std. Verspätung auf ihrer Reiseroute... die Ärmste... sie soll jetzt über Salzburg fahren... das wäre jetzt das Beste in der Situation.

Und am "Service Point"? Da kommt jetzt eine Mitarbeiterin der Schlange entgegen und teilt den Leuten mit, dass wer einen Zangenabdruck des Schaffners hat, nicht hier anstehen muß, sondern auch jeden anderen "Service Point" auf oder am Ende seiner Reiseroute ansteuern kann. Begeisterung kommt auf - vor allem bei denen die jetzt über 30 Minuten vergeblich angestanden haben und wieder zum Zug müssen. Hätte man das den Leuten nicht früher mitteilen können? Naja ...

Zurück am Bahnsteig - es herrscht schon fast drangvolle Enge - 10 Minuten Verspätung sind angekündigt... es ist 12:07 Uhr... aber noch ist der versprochen ICE 535 (ein zweiteiliger, der hinter Zugteil hat eine andere Zugnummer) nicht in Sicht... da kommt aber auch schon die Durchsage dass der ICE mit ca. 10 Minuten Verspätung (schummeln bis zum Schluß) gleich am Bahnsteig einfahren wird... und ja 12:15 Uhr beginnen wir mit dem Einsteigen... einige mit professioneller Ellbogentaktik... :angry:

Im Zug an meinem reservierten Platz angekommen, fängt gerade eine Dame an, es sich dort bequem zu machen. Über mehreren Plätzen hier steht "bei Bedarf freimachen". Also stelle ich mich neben sie und meine ganz freundlich, dass wir dann wohl demnach zwei Plätze nebeneinander haben würden. Darauf meint sie dann, dass ich darauf jetzt nicht mehr achten müsse, weil Reservierungen jetzt in diesem Durcheinander sowieso keine Gültigkeit mehr haben würden und man sehen müsse noch einen Platz zu bekommen. Eine interessante Einstellung, wie ich finde.

Sie setzt sich also auf meinen Platz und ich mich daneben... über beiden steht "bei Bedarf freimachen"... mal sehen. Aber es kommt niemand, der diesen Platz beansprucht... wie recht die Dame doch scheinbar hat.

Interessanter Wiese schafft es der ICE 535 auf der weiteren Strecke nach München 10 Minuten Verspätung aufzuholen und mit nur noch 5 Minuten Verspätung im Hauptbahnhof einzufahren.

Am Münchner Hauptbahnhof angekommen durchlaufe ich dann die Stationen Ticketschalter (Formular abholen), Service Point (Verspätung bestätigen lassen) und wieder Ticketschalter (ausgefülltes Formular mit Bestätigung und Ticketkopie abgeben) um meine Ansprüche als Fahrgast geltend zu machen... und begebe mich im Anschluß ohne jede Erwartungshaltung ins Tiefgeschoß zur S-Bahn.

Wow! Es ist 15:08 Uhr und die Anzeige verkündet: "S2 - Erding in 2 Minuten"
Merkwürdig... ich kannte den Fahrplan / die Abfahrtszeiten irgendwie anders... aber neuer Fahrplan... wird schon richtig sein... und selbst wenn nicht... gut getroffen!

Also ab in die nächste S2 in Richtung Erding - paßt schon.

Kurz vor bzw. in Feldkirchen dann zweimal die Durchsage, dass die Fahrgäste ausnahmsweise in Fahrtrichtung rechts aussteigen müßten. Naja, denke ich, das andere Gleis wird wohl benötigt... evtl. werden wir von einem Regionalzug überholt, oder so...

Doch nein... nicht wir werden überholt. Auf dem normal von der S2 nach Erding benutzten Gleis steht ein Lok-bespannter Regionalzug in Richtung Dorfen/Mühldorf... und fährt scheinbar nicht weiter. Draussen eine nicht verständliche Durchsage... und ein Teil der Fahrgäste fängt an, aus dem Regionalzug zu flüchten und unsere S2 nach Markt Schwaben/Erding zu besteigen.

Und tatsächlich... wir fahren vor dem weiterhin wartenden Regionalzug wieder los in Richtung Erding. Im Zug fängt einer der neuen Fahrgäste an zu telefonieren und bittet scheinbar Bekannte darum, dafür zu sorgen, dass doch bitte der Busfahrer der Linie 505 in Markt Schwaben auf diese S-Bahn warten solle, weil in dieser jetzt die weiterfahrenden Fahrgäste aus dem Regionalzug sitzen würden.

Naja, wenn die Báhn das nicht schafft, dann müssen die Fahrgäste das wohl selbst organisieren...

Morgen (bzw. schon heute) ist dann Tag 2 - mit der S-Bahn nach München zur Arbeit - ich bin schon gespannt ob es ähnlich abwechslungsreich und aufregend wird... momentan bin ich aber am zweifeln ob ich lange auf das Auto verzichten werde wollen... denn der Spaß mit der Bahn kostet schon wirklich viel Zeit. B)

Beste Grüße,
der Airdinger.
Hot Doc
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Beitrag von Hot Doc »

Das ist natürlich ziemlich bitter, gerade für den ersten Tag. Aber von der anderen Seite könnte ich dir ein mindestens ebenso schöne Geschichte von meinem Kurzurlaub in Paris erzählen bzw. von der Autofahrt dorthin, die ich liebend gerne gegen eine schöne Europa-Spezial Fahrkarte der Deutschen Bahn getauscht hätte. (Wußtet ihr, dass man in Frankreich verpflichtet ist Ersatzbirnen im Auto mitzuführen?) Oder von einer Fahrt kurz vor Weihnachten vor einigen Jahren, wo ich über 2 Stunden Verspätung im ICE hatte, mein Freund, der mich im Auto mitnehmen wollte, aber nach rund 15 Stunden die 500km geschafft hatte.
Ich denke so schwarze Tage gibts sowohl im Zug, als auch im Auto. Und selbst wenn das im Zug öfter passsiert, dann ist das nur ein Zeichen, dass wir diesen Verkehrsträger zu lange und zu sehr vernachläßigt haben.
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sonne
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Beitrag von sonne »

Grundsätzlich habe ich nix gegen das Auto, was mich aber stört, ist, dass man im Verkehrsministerium dem Auto der Bahn vorang einräumt, es werden mehr Autobahnen statt Gleisanschlüsse realisiert und in ländlichen Regionen wird teilweise eine Regionalbahn durch die Autobuslinie ersetzt. Es gibt Bereiche, in denen der Staat die Hoheit gegenüber dem kapitalisitschem Unternehmertum haben muss.

Ich will es nicht zuoft wiederholen, aber wo bleiben die erfolgreichen InterRegioStrecken ??? Was ist aus den guten alten internationalen D-Zügen geworden, die einst Gerd Böhmer fotographisch festgehalten hat. Wenn ich bedenke, dass es internationale Verbindungen gab von Berlin nach Kopenhagen, von Berlin nach Karlovy Vary via Leipzig - Bad Brambach usw usw, von Berlin via Dresden nach Varna an die Schwarzmeerküste usw usw.

Selbst in Westeuropa hat man den D-Zug Geneve CFF nach Port Bou abgeschafft, es gibt nur den überteuerten EuroNight Zürch HB - Bern - Geneve CFF - Cerbere - Figueressas, nach Barcelona.

Verbindungen von Berlin nach Chemnitz direkt fehlten wie u.a Chemnitz - Wolgast Hafen.

Führt man alles zusammen so ist eine systematische Zerstörung des Streckennetzes zu erkennen, auch wenn man in Teilbereichen modernisiert und die HighTech ICE Strecken hervorgebracht hat, über eine alternative LowCost Strecke wird gar nicht nachgedacht und genau dass ärgert mich, nicht wegem dem ICE, was ich unterstützen möchte, sondern die Möglichkeit als Bahnkunde die Produkte mit denen ich unterwegs bin auch wählen zu können, auch wenn es evtl für mich Fahrzeitverlängerung bedeutet.

Ich meine von Berlin zur Cebit nach Hannover fahre ich via Wolfsburg ganz schnell in 1,5 Stunden mit dem ICE, finde ich super !!! Aber was ist wenn ich nicht soviel Geld habe, und eine alternative wählen möchte ??? Dann bleibt wohl nur der Bus, und das ist grotesk !!! auch hier vermisse ich als Alternative den InterRegio welcher via Magdeburg, Braunschweig nach Hannover Hbf fahren könnte.

Ich bin für Vielfalt statt Einfalt und genau darum geht es mir nicht mehr und nicht weniger.

Selbst in Polen kann ich mir die Zugprodukte auswählen, so kann ich den sehr teuren InterCity nutzen, der entspricht fast westeuropäischen EuroCity Qualitätsstandards aber auch die ExpressZüge oder den normalen D-Zug bzw TLK Zug für den normalverdiener, es gibt z.b auch die Möglichkeit für extrem arme Menschen das Reisen in den Osobowy Zügen zu realisieren, welcher zwar länger unterwegs ist aber dafür spott Billig. So zahlste z.b Szczezin - Wroclaf Glowny im Os Zug nur 27 Zloty ca 7 Euro, während man im Ex Zug weit über 60 Zloty bezahlt....

Ähnliches sollte bei uns auch sein, in der man die Möglichkeit hätte, seine Produkte zu wählen, in einem Supermarkt kann ich ja auch wählen ob ich für Qualitätsprodukte mehr Geld bezahle oder die günstigen EigenProdukte wie z.b JA-Schokolade bei Rewe zum günstigen Preis kaufe.

Genau , dass sollte eigentlich das Wesen einer Marktwirtschaft sein, die Vielfalt und nicht die Dominanz von Monopolen, was u.a auch die ProduktKategorien mit einschliesst.

Bezüglich des Autos möchte ich anmerken, es wird Zeit, dass wie in Dänemark langsam eingeführt ElektroAutos mit E-Tankstellen einzuführen um die Umwelt zu schonen und das Wohlergehen unserer Kinder mit zu berücksichtigen.

Aber was nützt es wenn wir mit gutem Beispiel voran gehen und Länder wie China, USA und Saudi Arabien sich aus Geldgier keines Weges um dem Umweltschutz besorgt sind...

Ein Weg zum totalen Verzicht kann ja nicht die Lösung sein, aber auch nicht der Weg so einzuschlagen wie das heute realisiert wird, warum ist es einfach nicht möglich auf vernünftiger Grundlage eine inteligente Kompromisslösung zu finden ?????
Demokratischer Sozialismus wie Dubcek ihn haben wollte.

http://www.youtube.com/watch?v=ddhm3qpe7sg
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

@ Hot Doc

Ich habe den Artikel sehr gut verstanden. Allerdings nicht so, wie sich der Verfasser das gewünscht hätte.. Der Verfasser fasst den öffentlichen Verkehr, Fußgänger und Radfahrer in der Gruppe der Guten zusammen und bezeichnet den MIV unterschwellig als „Bösen Verkehr“. Das sehe ich als emotional oder ideologisch geprägt an.

Sicher wäre es schön, wenn man alle Ziele ohne Verkehrsmittel erreichen könnte. Aber dadurch ist man nicht mobil, sondern an einen sehr engen Radius gebunden, der zudem auch von der persönlichen Leistungsfähigkeit bestimmt wird. Doch spätestens seit Beginn der Industrialisierung und dem Anwachsen der Städte werden wir gezwungen, Verkehrsmittel zu benutzen.

Ich sehe mich aber keinem Zwang ausgesetzt, (privat) ein Auto zu benutzen. Wenn ich aber vor der Wahl stehe, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren oder das Auto zu benutzen, siegt leider in den meisten Fällen das Auto. Und der Grund liegt auf der Hand. Ich erspare mir die Fußwege zu den Haltepunkten/Bahnhöfen, eventuelles Umsteigen und Wartezeiten. Und gerade in der jetzigen Jahreszeit eine kalte Nase und kalte Füße. Und im Endeffekt bin ich schneller direkt am Ziel. Klar ist das Bequemlichkeit, aber ich kann zu meiner Entlastung sagen, dass ich meinen PKW in den letzten zwei Wochen nur an drei Tagen benutzt habe. Allerdings bin ich auch nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren, da ich dazu auch keinen Grund hatte (Meinen Arbeitsplatz erreiche ich zu Fuß, das ist allerdings ein Kraftfahrzeug).

Meine Einstellung ist allerdings nicht von Vorurteilen geprägt. Ich bin eine lange Zeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren. Leider mit sehr vielen negativen Erfahrungen in der S-Bahn. Wären diese Erfahrungen positiv gewesen, hätte ich mir mit Sicherheit nicht wieder ein Auto angeschafft.

Ich weiß nicht, welche umfassenden Lösungen Dir vorschweben. In einer Industriegesellschaft ist es für die Meisten schlicht unmöglich, in fußläufiger Nähe zum Arbeitsplatz zu wohnen und gleichzeitig auch noch Einkaufs-, Bildungs- und Freizeitmöglichkeiten um die Ecke zu haben. Also wird allein dadurch schon Verkehr generiert. Idealerweise sollte dies der öffentliche Verkehr sein. In Verbindung mit Car-Sharing ein wunderbarer Gedanke. Allerdings ist auch dies nicht nach dem Geschmack aller.

Leider übersiehst Du, dass befestigte Straßen schon in der Römerzeit üblich waren und selbst im Mittelalter waren die Straßen in den Städten gepflastert. Und die Singlehaushalte danken es heute den Stadtvätern, dass sie auf befestigten Straßen mit den geliehenen Autos fahren dürfen und ohne Schlamm an den Schuhen heimkommen. Selbst diejenigen, die sich kein Auto leisten können, möchten nicht durch den Modder stampfen.

Straßen dienen nicht allein dem Autoverkehr, ihr Hauptzweck ist es, Wohngebiete und auch einzelne Häuser zu erschließen. Und auf ihnen findet in nicht unerheblichem Maß auch öffentlicher Verkehr statt. Von Eisenbahntrassen kann man dies aber nicht behaupten. Sie dienen ausschließlich dem schienengebundenen öffentlichen Verkehr, kosten sowohl im Bau wie um Unterhalt wesentlich mehr. Sie sind dort gerechtfertigt, wo sie ausreichend ausgelastet sind. Das viele Stilllegungen im Nachhinein betrachtet falsch waren, ändert nichts an der Grundaussage.

Ich erwähnte schon einmal, dass ein Fahrrad für mich nicht zu den Verkehrsmitteln zählt. Ich benutze es ausschließlich für Fahrten in die Natur. Und das auch nur bei angenehm warmen Temperaturen.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Didy
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Beitrag von Didy »

glemsexpress @ 7 Dec 2009, 22:53 hat geschrieben:Nun ja, bei den was noch viele Betriebe so treiben ist der ÖPNV, vor allem auf den Land, noch für Rollifahrer absolut unbenutzbar. Klar wenn sich viele Besteller damit zufriedengeben alles mit alten klapprigen Reisebussen abzudecken. Grad auf den Land könnte man aber mit Behinderten aber schon die Fahrgastzahlen merkbar steigern, schließlich sind gerade auch Behinderte eben ein Mitglied der sogenannten A-Gruppe.
Schon paar Tage her, aber ich bin nie groß zum schreiben gekommen, und wollte doch noch antworten.

Natürlich ist das eine unschöne Sache, das Problem kenn ich durchaus. Aber nichts desto trotz ist in guten ÖPNV-Gebieten für Rollifahrer diese Freiheit vorhanden. Und ich hoffe, dass sich das in Zukunft auf weitere Gebiete ausdehnen würde.

Aber auch dann hab ich kein Problem damit, wenn Schüler- oder Berufsverkehrsverstärker mit Reisebussen gefahren werden. Irgendwo muss man betriebswirtschaftlich denken, und solange der Grundtakt mit Niederflur bedient wird, sag ich, ist das ein guter Kompromiss. Wenn durch die höheren Kosten durch Nichtnutzung vorhandener Reisebusse dann das gesamte Angebot gestutz werden muss, hat der Rollifahrer auch nix davon...

Es gibt aber Punkte wo mein Verständnis aufhört. Hab vor ein paar Monaten hier in Ulm einen Bus der RAB gesehen - das war ein reiner Linienbus, und sicher nicht älter als 3 Jahre. Komplett Hochflur, kein Quadratmeter Niederflur. Ich hab gedacht ich spinn!
Didy
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Beitrag von Didy »

Hi Autobahn,

ich hab jetzt die Zitate aus zwei deiner Beiträge ein wenig gemischt, sodass es thematisch passt.
Autobahn @ 15 Dec 2009, 21:22 hat geschrieben:Mobilität durch weniger Verkehr?

Leider ist das Thema Auto/Verzicht auf Auto sehr stark von Emotionen und von Ideologie geprägt. Das spiegelt sich schon allein in der Überschrift des verlinkten Artikels wieder. Denn gemeint ist ausschließlich der motorisierte Individualverkehr.
Ich stimme dir zu, dass der Artikel die Überschrifts-Frage "Mehr Mobilität durch weniger Verkehr" mit dem Thema "Mehr Mobilität für alle durch mehr ÖV" durcheinandermischt und auch diverse andere Vergleiche zieht, hinter denen ich nicht so ganz stehe. Im Kern finde ich aber beide Aussagen nicht so falsch.

Ich hab kürzlich bei einem Verkehrsforscher (oder -planer? weiß nicht mehr) gelernt, dass Mobilität und Verkehr nicht das gleiche sind.
Einerseits hat er als Beispiel gebracht, dass es auch geistige Mobilität gibt (Okay darüber das hier zu Vergleichen kann man sich streiten). Andererseits - und darüber kann man wohl nicht streiten - ist bei weitem nicht jeder Verkehr auch Mobilität. Parkplatzsuchverkehr ist definitiv keine Mobilität.
Autobahn @ 17 Dec 2009, 17:04 hat geschrieben:Sicher wäre es schön, wenn man alle Ziele ohne Verkehrsmittel erreichen könnte. Aber dadurch ist man nicht mobil, sondern an einen sehr engen Radius gebunden, der zudem auch von der persönlichen Leistungsfähigkeit bestimmt wird. Doch spätestens seit Beginn der Industrialisierung und dem Anwachsen der Städte werden wir gezwungen, Verkehrsmittel zu benutzen.
Halt - weiterdenken!
Wenn ich meine täglichen Einkäufe im Supermarkt 500 Meter weiter erledigen kann, statt mit dem Auto in den Megamarkt an den Stadtrand fahren zu müssen, erzeuge ich weniger Verkehr. Aber leidet darunter die Mobilität? Ich meine nein!
Wieso bin ich dann an einen engen Radius gebunden? Es verbietet mir doch niemand am Wochenende weiter weg zu fahren (ob nun Freunde besuchen oder ein Konzert...), und auch nicht, ein Auto zu besitzen!

Gegebenenfalls erhöht sich dadurch sogar die Mobilität der Familie - weil ich das Auto nicht zwingend zum Einkauf benötige sondern es ein anderes Familienmitglied verwenden kann! (Ja den Wocheneinkauf für die 4köpfige Familie macht man vielleicht weniger zu Fuß, aber die vielen kleinen Dinge - die dann ggf. auch den Wocheneinkauf deutlich reduzieren.)

Auf den Güterverkehr bezogen: Wieso muss auf meinem Honig stehen "Honig aus EU- und Nicht-EU-Ländern", der mit dem Namen einer Imkerei 20 oder 50km weiter schmeckt (zumindest für die gebräuchlichsten Sorten) doch nicht schlechter. Dass ein Pinienwaldhonig nicht in München hergestellt werden kann ist klar. Aber wieso muss ein Waldhonig aus Spanien oder sonstwo angekarrt werden und nicht aus dem bayerischen Staatsforst? Oder Milch....
Autobahn @ 15 Dec 2009, 21:22 hat geschrieben:So wird weiter berichtet, dass 26% der Haushalte kein Auto besitzen und "nur" 40% einen Führerschein haben (82,4 Millionen Einwohner, 33 Millionen davon ohne Führerschein). Rechnet man die Kinder und Seniorinnen (die nie einen Führerschein gemacht haben, weil ja der Ehemann schon einen hatte) heraus, sieht die Zahl schon ganz anders aus. In der Generation +18 (mit Ausnahme der o.g. Damen) dürfte sich die Zahl der Führerscheinlosen im unteren Prozentbereich bewegen.
Unabhängig davon, aus welchen Gründen betroffene Personen keinen Führerschein haben: Für diejenigen, die keinen haben, erhöht ein (guter) öffentlicher Verkehr die Mobilität! Man ist nicht darauf angewiesen, dass einen jemand fährt. Egal ob man sich keinen Führerschein leisten konnte oder ob man ihn altersbedingt noch nicht machen darf.
(Aber das erwähnte ich hier schonmal)

Aber auch in einer Familie mit beispielsweise zwei erwachsenen Kindern mit Führerschein und zwei Autos für alle 4 Personen erhöht der ÖV die Mobilität. Hab ich keinen oder einen schlechten ÖV, bin ich immer auf eins der zwei Autos angewiesen. Sind die schon belegt, Pech gehabt, ist meine Mobilität derzeit gleich Null. Hab ich einen guten ÖV, dann nehm ich halt den wenn ich kein Auto haben kann.
Autobahn @ 15 Dec 2009, 21:22 hat geschrieben:Nun mag man darüber spekulieren, warum jene 26% der Haushalte kein Auto besitzen. In Wahrheit liegt dieser Wert aber sicher höher, dann viele Haushalte besitzen zwei und mehr Autos und die Statistik gibt nur Durchschnittswerte her. Selbst wenn es 30% oder 35% sind, nur ein verschwindend geringer Teil verzichtet aus ökologischen oder ideologischen Gründen auf ein eigenes Auto.  Es dürften wohl eher finanzielle Gründe sein, die einen Kauf und den Unterhalt unmöglich machen.
In Großstädten gibt es aber auch Leute, deren Wege zu 95% mit dem ÖV schneller und einfacher zu erledigen sind, weil gerade auf relativ kurzen Strecken die Parkplatzsuchzeit deutlich zu Buche schlägt und die Fußwege zu den Parkflächen nicht kürzer sind als zu den Haltestellen. Diese Leute brauchen dann schlicht und ergreifend kein (eigenes dauernd verfügbares) Auto. Da zähl ich mich dazu.

Momentan wohne ich außerhalb von Ulm. Ohne eine Auto-Mitbenutzungs-Möglichkeit wäre meine Mobilität deutlich eingeschränkt, weil ich mit dem Bus nach 20 Uhr nicht mehr nach hause komme und man den am Wochenende auch vergessen kann; der nächste Bahnhof ist 4km entfernt, da nehm ich dann doch lieber das Auto.
Sobald ich direkt nach Ulm ziehe, werde ich mir sicher kein Auto kaufen. Was soll ich in der Großstadt mit dem? Im Berufsverkehr bin ich damit garantiert nicht schneller (eher das Gegenteil), kommt man mal nach 9 wirds mit einem Parkplatz im Firmenparkhaus mehr als eng, und dann jeden abend noch 2 mal um den Block fahren bis ich nen Parkplatz hab? Verzichte dankend...
Wenn ich ab und an mal das Bedürfnis haben, etwas mehr als nen Rucksack und ne Tasche zu transportieren (was für einen Ein-Personen-Haushalt nicht soo oft vorkommen dürfte), werd ich mir auch irgendwo ein Auto leihen können. Oder kann auf ein CarSharing-System zurückgreifen, im speziellen Fall Ulm sogar auf ein einfach zu handhabendes und flächig verfügbares namens car2go (ja für großen Fernseher reicht das nicht, aber bevor ich nur dafür ein großes Auto vorhalte, ist der Lieferservice wirklich billiger).
Autobahn @ 17 Dec 2009, 17:04 hat geschrieben:Wenn ich aber vor der Wahl stehe, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren oder das Auto zu benutzen, siegt leider in den meisten Fällen das Auto. Und der Grund liegt auf der Hand. Ich erspare mir die Fußwege zu den Haltepunkten/Bahnhöfen, eventuelles Umsteigen und Wartezeiten. Und gerade in der jetzigen Jahreszeit eine kalte Nase und kalte Füße. Und im Endeffekt bin ich schneller direkt am Ziel.
Das hängt aber stark von der Qualität des ÖV ab. Ein Kollege ist jetzt für den Arbeitsweg von Auto auf Tram umgestiegen - weil er damit ein paar Minuten schneller ist, inclusive Fußwege.
Natürlich wird es immer Wege geben (auch abhängig von der Siedlungsstruktur), wo das Auto schneller ist, vorwiegend weil diese Wege nur wenige Leute nutzen und es deswegen keine Direktverbindung gibt. Aber je besser der ÖV, desto seltener diese Fälle.
Autobahn @ 17 Dec 2009, 17:04 hat geschrieben:In einer Industriegesellschaft ist es für die Meisten schlicht unmöglich, in fußläufiger Nähe zum Arbeitsplatz zu wohnen und gleichzeitig auch noch Einkaufs-, Bildungs- und Freizeitmöglichkeiten um die Ecke zu haben.
Von "_alles_ um die Ecke" spricht ja niemand. Aber wenn die Einkaufsmöglichkeiten für die täglichen Dinge (also vorrangig Lebensmittel) in der Nähe des Wohnortes sind, ist schon viel gewonnen. Und das könnte man durchaus ohne jegliche Einschränkung so machen, dass dies möglichst überall in einer Stadt zutrifft.

Dass man auch das deutlich seltenere Einkaufen von z.B. Kleidung oder Elektronik, oder das einmal wöchentliche Vereinstreffen auch ne Straße weiter haben muß, davon spricht doch niemand?

Und wenn der Arbeitsplatz von der Wohnung nicht 25, sonder 2,5km entfernt ist, ist auch was gewonnen. Egal ob man diesen Weg öffentlich oder mit dem Auto zurücklegt.
Dass man hier bei mehreren Arbeitnehmern im Haushalt und bei Wohneigentum immer Kompromisse machen muss, ist klar. Und dass man bei einem Jobwechsel mit 5km mehr Arbeitsweg nicht unbedingt gleich umzieht, auch. Aber im Prinzip liegt es in der Natur des Menschen: Hast du zwei gleichwertige Arbeitsplatzangebote, eines 2km von dir entfernt, und eines 50km entfernt, welches wirst du wohl nehmen?
Autobahn @ 17 Dec 2009, 17:04 hat geschrieben:Ich erwähnte schon einmal, dass ein Fahrrad für mich nicht zu den Verkehrsmitteln zählt. Ich benutze es ausschließlich für Fahrten in die Natur. Und das auch nur bei angenehm warmen Temperaturen.
Das ist für dich so und auch für mich. Aber es gibt auch genügend Leute, für die es ein Verkehrsmittel ist. Und ich habs auch durchaus schon erlebt, dass die einiges früher in der Kneipe waren als deren Kollege, der gleichzeitig aufgebrochen ist und mit dem Auto gefahren ist.


Kurzum: Die Grundthese, dass die wichtigsten Dinge möglichst kurz zu erreichen sein sollen, schließt nie aus, dass man auch einzelne Wege haben kann, die wieder deutlich länger sind!


Und auch die Grundthese mehr Mobilität für alle durch weniger MIV ist meiner Meinung nach nicht ganz falsch.
Für 10 Fahrgäste pro Stunde kann ich keinen 10-Minuten-Takt anbieten. Wird jedem Einleuchten. Fahren aber plötzlich 50% der bisherigen paralleleln Autofahrer Bus, ist plötzlich das Potential (und die Fahrgeldeinnahmen) für den 10-Minuten-Takt da (der auch denjenigen die nicht Auto fahren (können) mehr Mobilität bringt), die Busse sind dank weniger Stau schneller....
Aber wie gesagt: Ich rede von "Grundthese" und "nicht ganz falsch". Dass einerseits wohl nie die 50% umsteigen werden, andererseits das ein Entwicklungsprozess ist, bei dem immer erst das gute Angebot vorausgeht und das die Fahrgäste anzieht und nicht umgekehrt; und außerdem jetzt noch stark vereinfacht, das ist mir auch klar.

Grüße
Didi
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Lazarus
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Beitrag von Lazarus »

naja schön und gut Didy

nur wirste dir das auch überlegen, mit dem Auto zum Megamarkt zu fahren, wenn der deutlich billiger ist?
Mehr Geld für den ÖPNV-Ausbau in München! Es wird höchste Zeit!
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