Hot Doc @ 9 Jan 2010, 22:02 hat geschrieben:ums kurz zu machen: Das meiste, was du in deiem Post schreibst ist wissenschaftlich sicher wiederlegt.
Nein, die Menschen streben nicht nach individueller Mobilität, das ist uns durch Gewohnheit und vielen Milliarden Werbegelder der Autoindustrie und nochmal vieler Milliarden staatlicher Förderungen und im Gegenzug durch immer weiter Beschneidung des Komforts von Bahnreisen und anderen öffentlichen Fahrten anerzogen worden.
Meine Lebenserfahrung sagt etwas anderes aus. Damals wie heute wollen die Menschen individuell reisen. Die Komforteinbußen bei Bahnreisen kamen erst nach der Massenmotorisierung. Natürlich wird durch Werbung ein Produkt beworben, um es besser und schöner als das der Mitbewerber darzustellen. Auch ohne Werbung hätten sich die Leute ein Fahrzeug gekauft. Auch die DB AG macht Werbung, und das sogar mit Erfolg. Ein weiteres Beispiel für den Wunsch nach individueller Mobilität sei hier der Trabi genannt. Trotz Lieferzeiten von 18 (!) Jahren wollte (fast) jeder DDR-Bürger einen haben. Gebrauchte waren teurer als Neufahrzeuge, und das bei einem Fahrpreis (S-Bahn Berlin) von 20 Pfennigen!!!!!! Soviel zu modernen Studien, die das Papier nicht wert sind, worauf sie gedruckt wurden.
Hot Doc @ 9 Jan 2010, 22:02 hat geschrieben:Naja, man kann natürlich anhand anderer Orte, wo das öffentliche Netz deutlich besser ausgenaut ist, die Veränderungen Abschätzen. Und die Daten sprechen eine SEHR eindeutige Sprache!
Sicher wird bei einem gut ausgebauten ÖPNV dieser auch mehr genutzt, allein schon aus pragmatischen Erwägungen. Das heißt aber nicht, dass die Menschen so unheimlich scharf darauf sind, mit Bus und Bahn zu fahren.
Hot Doc @ 9 Jan 2010, 22:02 hat geschrieben:Ja, das sehe ich ein. Aber sie könnten komplett anders Dimensioniert werden. Da wo heute Parkplätze sind könnte man belebbaren öffentlichen Raum gestalten und in den meisten Straßen würde ein schmaler einspuriger Weg reichen (meinetwegen mit Ragstreifen an den Seiten) auf dem Fußgänger entlangflanieren können und die paar Einsatzfahrzeuge etc. locker durchpassen.
Ah, also doch. Keine Chance dem Auto. Solche Wohnquartiere gibt es ja und es ist nichts dagegen einzuwenden. Nur sollte es den Menschen selbst überlassen bleiben, ob sie dort leben wollen und denen, die es nicht wollen, soll der Besitz und die Nutzung des eigenen Gefährts gestattet bleiben. Und dafür muss der nötige Platz vorhanden sein.
Hot Doc @ 9 Jan 2010, 22:02 hat geschrieben:Klar muß man das hinterfragen, die Antwort ist aber ziemlich eindeutig. Ja, das geht! Klar wäre ein großer Ausbau von Nöten, aber das soll ja auch nicht von heut auf morgen passieren.
Lassen wir den Zeitfaktor einmal außen vor. Ich habe nichts gegen Verbesserungen beim öffentlichen Verkehr. Aber ich habe etwas gegen Gängelei. Und das schließt an meinen obigen Satz an, ist es finanziell überhaupt sinnvoll? Auch die von Dir geforderten Publicars brauchen Verkehrswege. Und wenn ich mir den Autoverkehr in meinem Stadtvietel so anschaue, würden sie nur den Individual- durch den Publicarverkehr ersetzen. Sicher gibt es andere Wohnquartiere, wo dies einen positiven Effekt hat/hätte, aber ob die Leute dann ihr Auto wirklich abschaffen, steht auf einem anderen Blatt.
Hot Doc @ 9 Jan 2010, 22:02 hat geschrieben:Aber wenn die Bahn jetzt so gut besucht wäre, dass sich entweder ne neue Linie näher auch an den jetzt entfernter gelegenen Orten lohnte, oder der Takt so verdichtet würde, dass man die Züge abwechselnd in verschiedene Orte schicken kann oder ne Stadt-Umland-Bahn die in die von der Hauptstrecke in die einzelnen Orte reinfährt oder, oder...
.. oder, oder, oder. Es kann auf vielen Strecken funktionieren und ich finde das auch sehr gut. Aber es funktioniert nicht überall, vor allem dort nicht, wo zu wenige Menschen wohnen. Aber selbst dort, wo es funktioniert, müssen die Menschen ihr Auto besitzen und benutzen dürfen.
Hot Doc @ 9 Jan 2010, 22:02 hat geschrieben:Der Unterschied ist halt oft (ich möchte nicht bestreiten, dass es auch positive Beispiele gibt), dass man vom Parkhaus direkt mit dem Lift bis in den Laden fahren kann, während man, reist man mit der Bahn o.ä. an, meistens noch einen Weg, oft über Straßen zurücklegen muß, was z.B. bei dem Wetter gerade auch nicht so der Spaß ist.
In der Tat gibt es auch positive Beispiele. Vom U-Bahn Bahnhof Heinrich-Heine-Allee gelangt man trockenen Fußes in gleich zwei Kaufhäuser

Und das seit 1988! Wenn ich aber dann Deinen Gedanken weiter verfolge - Stichwort Wetter - sollte also jedes Haus einen eigenen witterungsunabhängigen Zugang zum ÖPNV haben

Also bei aller Liebe, aber über oder in einem U-Bahnhof möchte ich nicht wohnen.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.