ÖPNV teilweise zu teuer! Gerechte Vergünstigungen!

Fragen und Diskussionen zu den Tarifen von Bahnen und Verkehrsverbünden.
AlexderFranke
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Beitrag von AlexderFranke »

Guten Tag zusammen,

findet Ihr auch, daß die Fahrpreise vor allem von Einzelfahrscheinen viel zu hoch sind. Auch für Sozialschwache ist der öffentliche Verkehr mittlerweile ein teures Vergnügen geworden.
Es wurde in letzter Zeit nur von Angebotsverbesserungen und neuen Fahrzeugen gesprochen, aber nicht davon, die Preise stabil zu halten.
Das kann zum einen durch den Verzicht auf teure Vorzeige-Bauten geschehen. Zum anderen sollten auch Angebotskürzungen auf Strecken mit sehr dichtem Takt kein Tabu sein. Außerhalb der Stoßzeiten reicht ein Halbstundentakt auf S-Bahn-Linien aus. Auf Stadtbahnstrecken könnte der Takt vom 10-Minuten-Takt auf einen Viertelstundentakt gestreckt werden. Ansonsten ist der Stundentakt als Grundangebot angemessen. Zu Stoßzeiten brauchen wir natürlich Verstärkerzüge. Ohne Zweifel sind in einigen Gebieten außerhalb der Ballungsräume auch weiterhin Verbesserungen nötig, um die Ballungsräume von Verkehr und hoher Siedlungsdichte zu entlasten. In der Nacht wäre zu überlegen, flächendeckend im Zweistundentakt zu fahren, weil heute mehr als früher auch zu dieser Zeit durchaus Nachfrage vorhanden ist.
Nicht zuletzt wird die Wirtschaftlichkeit durch die Wiederbelebung des Güterverkehrs gesteigert, der in den letzten Jahren auf Nebenstrecken beständig abgebaut worden ist. Auch die Wiedereinführung der Stückgutbeförderung wäre zu bedenken.
Im Angebot der Dauerfahrausweise gibt es eine zum Teil große Ungerechtigkeit. Es gibt günstige Monatskarten für Rentner, Auszubildende, Schwerbehinderte und Jugendliche. Ich finde es sehr ungerecht, daß viele Sozialschwache keine vergünstigten Monatskarten bekommen, aber gleichzeitig manche Gutverdienende und Rentner mit hohen Renten vergünstigte Monatskarten bekommen können. Mein Vorschlag: Ein einziger Sozialtarif, der allen Bürgern mit geringem Einkommen zusteht. Ich finde, daß für Schwerbehinderte oder Rentner mit hohen Einkommen vergünstigte Fahrten im öffentlichen Verkehr nicht berechtigt sind. Selbstverständlich würde ich die Einkommensgrenze bei Schwerbehinderten und Alleinverdienern mit Kindern höher ansetzen als bei Nichtbehinderten. Preisabschläge sollten für alle Fahrausweisarten eingeführt werden.
Didy
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Beitrag von Didy »

AlexderFranke @ 6 Apr 2010, 13:01 hat geschrieben:Zum anderen sollten auch Angebotskürzungen auf Strecken mit sehr dichtem Takt kein Tabu sein. Außerhalb der Stoßzeiten reicht ein Halbstundentakt auf S-Bahn-Linien aus. Auf Stadtbahnstrecken könnte der Takt vom 10-Minuten-Takt auf einen Viertelstundentakt gestreckt werden. Ansonsten ist der Stundentakt als Grundangebot angemessen.
Ein Ausdünnen des Taktes führt nicht nur zu weniger Kosten, sondern auch zu weniger Einnahmen.
Wenn die Leute statt zuvor maximal 30 Minuten plötzlich bis zu ner Stunde warten müssen, fahren viele wieder mit dem Auto. Ebenso wenn die Züge alle 30 Minuten dann total überfüllt sind, wenn sie bei 20-Minuten-Takt schon voll sind.

Kurz gesagt: Angebotskürzungen führen NICHT zu mehr Wirtschaftlichkeit.
Im Gegenteil: MEHR Angebot führt zu mehr Wirtschaftlichkeit. Wie man sehr eindrucksvoll der Broschüre "Stadt, Land, Schiene" https://www.allianz-pro-schiene.de/publikat...t-land-schiene/ entnehmen kann.

Glaubs mir: Wenn die Bahn einen 20-Minuten-Takt fährt, dann tut sie das nicht, weil das die Manager so geil finden, sondern weils nötig ist.
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Cmbln
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Beitrag von Cmbln »

AlexderFranke @ 6 Apr 2010, 13:01 hat geschrieben: Guten Tag zusammen,

findet Ihr auch, daß die Fahrpreise vor allem von Einzelfahrscheinen viel zu hoch sind.
Ich vermute, es geht mal wieder um München?

Dann komm mal nach Berlin... hier ist der ÖPNV spottbillig.
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Beitrag von DumbShitAward »

In München gibts bereits Vergünstigungen für Sozialhilfeempfänger. Da nimmt mans von den Azubis, Schülern und Studenten, während man nicht nur den über 60 Jährigen (gleichgültig ob berufstätig oder nicht) einen Sondertarif zukommen lässt, sondern diese Monaskarte auch noch im Abo mit gut 20% rabattiert
Lektion 73 in unserer Serie "Rechtsstaat für Anfänger", heute: §81 StGB

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Beitrag von 146225 »

AlexderFranke @ 6 Apr 2010, 13:01 hat geschrieben: Zum anderen sollten auch Angebotskürzungen auf Strecken mit sehr dichtem Takt kein Tabu sein. Außerhalb der Stoßzeiten reicht ein Halbstundentakt auf S-Bahn-Linien aus. Auf Stadtbahnstrecken könnte der Takt vom 10-Minuten-Takt auf einen Viertelstundentakt gestreckt werden. Ansonsten ist der Stundentakt als Grundangebot angemessen.
So sehr man über das Grundsatzthema an sich diskutieren kann, und so sehr auch und gerade hier in Baden-Württemberg mit seinen 22 Verbundtarifen die Unterschiede auffallen, der zitierte Absatz ist in sich widersprüchlich und disqualifiziert Deine sicherlich edlen Absichten. Denn wer bitte soll das günstigere Angebot noch nutzen, wenn Du die Nutzung unnötig erschwerst ?

Jetzt warte ich nur noch auf unseren sonnigen Genossen, der uns wieder erklärt, wie günstig doch damals bei der Reichsbahn ... :ph34r:
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josuav
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Beitrag von josuav »

Vielleicht sollte man mal aus den vielen verschiedenen Verbundtarifen einen einzigen machen, der dann in ganz Deutschland gilt.

Dann wären auch überall die Fahrten so billig, wie in Verbünden. Und das lohnt sich auch für die Betreiber. Hier in Moosburg hat der öffentliche Verkehr wohl eines der besten Preis-Leistungsverhältnisse Deutschlands. Für 10,40 € kommt man 56 km weit nach München Hin und Zurück, darf dort und in großem Umkreis mit "fast allem" fahren.

Wer nur wenige Kilometer weiter, in Bruckberg wohnt, zahlt für München Hin und Zurück ohne Bahncard 23 €. Da ist dann die Anschlussfahrt in München, oder zum Beispiel weiter nach Mammendorf, Starnberg etc. noch nicht dabei. :o

Und man sieht ja am Andrang in Moosburg und Freising, dass günstigere Preise wesentlich mehr Fahrgäste bringen, was die Mindereinnahmen wieder ausgleichen dürfte. Im Gegenteil, die Bahn muss mehr Züge fahren, die werden bezuschusst, von der BEG beispielsweise.

Ich glaub sogar, dass in Landshut kaum mehr Fahrgäste nach München unterwegs sind, als in Moosburg, obwohl Landshut ca. 3 1/2 mal so viele Einwohner hat. Ja klar, von Landshut aus pendeln nicht so viele, weil Landshut mehr Arbeitsplätze bietet, als Moosburg, schon klar. Aber ihr wisst, worauf ich hinaus will.

Wie wäre es denn, wenn man Streifenkarten in ganz Deutschland einführen würde? Und Tageskarten, mit denen man beispielweise im 50 km Umkreis durch die Gegend fahren darf? Okay, sowas ähnliches gibts als Regio-Ticket-Bayern, ist aber trotzdem kaum vergleichbar.
viafierretica
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Beitrag von viafierretica »

Wie wäre es denn, wenn man Streifenkarten in ganz Deutschland einführen würde?
Ist das nicht bisschen kompliziert? Wenn ich dann nach Hamburg fahre, wieviele Streifen entwerte ich dann? 120? Fahre ich jetzt durch 116 Zonen, oder sind es doch 119, weil der Zug über Ansbach fährt?


So sehr ich einfache Tarifstrukturen begrüsse, um in einen Tarifverbund doch wieder halbwegs Gerechtigkeit herzustellen, wie kompliziert muss es dann doch wieder werden? Jetzt schreien ja schon die Germeringer, dass Harthaus noch im Innenraum liegt, Germernig aber nicht. So etwas wiederhole ich dann tausendfach. Und die reichen Grünwalder sind im Innenraum, die Studenten nach Garching dürfen blechen und und und....
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Beitrag von hauseltr »

Hier in Moosburg hat der öffentliche Verkehr wohl eines der besten Preis-Leistungsverhältnisse Deutschlands. Für 10,40 € kommt man 56 km weit nach München Hin und Zurück, darf dort und in großem Umkreis mit "fast allem" fahren.

Eines der besten Preis-Leistungsverhältnisse Deutschlands?


Im GVH fahre ich mit einem Einzelticket für 3.60 € von Uetze über Hannover nach Springe. Tagesticket 6,70 €. Das sind mit dem Auto schon mal 66 km. Im Ötv dürften es etwas mehr sein, gültig in allen Bussen, Straßenbahnen und der DB.
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josuav
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Beitrag von josuav »

Ja, eines der besten. :)

Ich meine, Streifenkarten als eine Möglichkeit für den Nahverkehr, nicht nach Hamburg. ;)
Didy
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Beitrag von Didy »

viafierretica @ 6 Apr 2010, 22:48 hat geschrieben: Ist das nicht bisschen kompliziert? Wenn ich dann nach Hamburg fahre, wieviele Streifen entwerte ich dann? 120?
Ich wär dafür, dass dann nicht mehr Streifenkarte zu nennen. Sondern Rollenkarte - mit 8 16 oder 32cm Rollendurchmesser :lol:

Das Problem ist dann: Die sache mit "Tageskarte Gesamtnetz" fällt dann flach. 50km Umkreis is ja nett - aber wo seh ich wo das ist? Im MVV und den anderen Verbünden is das relativ klar definiert: Da wo der Verbund aufhört.
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Cmbln
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Beitrag von Cmbln »

hauseltr @ 6 Apr 2010, 23:03 hat geschrieben: Hier in Moosburg hat der öffentliche Verkehr wohl eines der besten Preis-Leistungsverhältnisse Deutschlands. Für 10,40 € kommt man 56 km weit nach München Hin und Zurück, darf dort und in großem Umkreis mit "fast allem" fahren.

Eines der besten Preis-Leistungsverhältnisse Deutschlands?


Im GVH fahre ich mit einem Einzelticket für 3.60 € von Uetze über Hannover nach Springe. Tagesticket 6,70 €. Das sind mit dem Auto schon mal 66 km. Im Ötv dürften es etwas mehr sein, gültig in allen Bussen, Straßenbahnen und der DB.
Einmal quer durch Berlin sind auch 50 km, die kosten 2,10 € und man kann sogar teilweise im IC damit fahren! Noch Fragen?
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spock5407
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Beitrag von spock5407 »

Eine für alle "gerecht" empfundene Tarifierung wirds nie geben. Supergünstig-Angebote in Tarifen müssen entweder mit anderen Karten gegenfinanziert werden oder Leistungen zusammengestrichen.
Über meine 37,-/Monat Isarcard mit 3 Ringen kann ich jedenfalls nicht klagen. :lol: Im Gegenteil, würde ich als "sehr preiswert" einstufen. Und ob pro Jahr ne Tarifsteigerung 1,50, 2,- oder 2,50 Euro/mt ist, interessiert mich ehrlichgesagt nicht. Anders mag des natürlich z.B. in mehrköpfingen Familien aussehen, wenn sich das multipliziert.
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Beitrag von DumbShitAward »

Einheitlicher Tarif ist wohl nicht so sonderlich sinnvoll (ich verstehe schon: einheitlich für alle Verkehrsverbünde): man muss bedenken, dass man ein rudimentäres Busnetz wie in Ingolstadt kaum mit einem recht ausgefeilten Tramnetz wie in Basel (danke, ich weiß auch, dass das nicht Deutschland ist, mir fällt nur kein besseres Beispiel ein) oder gar einem auf U-Bahnen fußenden System wie in München vergleichen kann. Mancherorts ist es aus städtebaulichen oder topographischen Gründen sehr teuer ein Nahverkehrsnetz aufzubauen, andernorts ist es nicht ganz so kompliziert. Eine Quersubventionierung einzelner großer und teurer Verbünde wäre insofern ziemlich ungerecht für die Landstriche, für die ÖPNV immernoch sowas ähnliches wie Freiheitsberaubung ist.
spock5407 @ 6 Apr 2010,23:25 hat geschrieben: Über meine 37,-/Monat Isarcard mit 3 Ringen kann ich jedenfalls nicht klagen.
Ja, da wär so manch ein Student glücklich, der TROTZ "Subventionierung" für drei Ringe gleich mal 39,80€ blechen darf... (ist das ne IsarCard Job im Abo, was du da hast?)

Da wirds einem schon manchmal anders... der Ausbildungstarif (also der Tarif für alle, die in irgend einer Form der Ausbildung, sprich kein Geld, sind) ist zumindest in den inneren 2/3 der Stadt im Vergleich zu einer hundskommoden Zeitkarte (die es im Jahresabo gibt), sage und schreibe 2-3€ pro MONAT günstiger...
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Beitrag von 146225 »

viafierretica @ 6 Apr 2010, 22:48 hat geschrieben: Ist das nicht bisschen kompliziert? Wenn ich dann nach Hamburg fahre, wieviele Streifen entwerte ich dann? 120? Fahre ich jetzt durch 116 Zonen, oder sind es doch 119, weil der Zug über Ansbach fährt?
Das schafft der Ostalbmobil doch schon in einem Landkreis :o
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Cmbln @ 6 Apr 2010, 23:15 hat geschrieben: Einmal quer durch Berlin sind auch 50 km, die kosten 2,10 € und man kann sogar teilweise im IC damit fahren! Noch Fragen?
Berlin könnte sich das auch nicht leisten, wenn sie nicht so viel Transfergelder aus anderen Bundesländern bekommen würden.
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AlexderFranke
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Beitrag von AlexderFranke »

Ich bin auch öfters im Ballungsräumen unterwegs gewesen und habe durchaus außerhalb der Stoßzeiten mäßig besetzte bis leere S-Bahnen und Stadtbahnen gesehen. Eine Streckung vom 20-Minuten- auf einen Halbstundentakt ist wirklich kein großer Einschnitt, könnte aber deutliche Einsparungen bringen. Wenn es um Angebotskürzungen geht, die für viele Nutzer schmerzhafte Einschnitte bedeuten, dann ist das sicherlich richtig, daß auch die Anzahl der Nutzer zurückgehen wird. Ich bezweifle aber, ob das so sein wird, wenn es nicht um deutlich wahrnehmbare Verschlechterungen geht und das womöglich im Berufsverkehr. Bessere Taktabstimmungen untereinander könnten dabei auch einiges wettmachen.

Es gibt sicherlich unterschiedliche Auffassungen bei der Tarifgestaltung. Tatsache ist aber, daß Einzelfahrscheine in den meisten Verbünden eindeutig zu teuer sind. Dann ist Berlin beispielsweise eine der glücklichen Ausnahmen. Gelegenheitsfahrer, die einen Pkw besitzen (müssen), werden dadurch abgeschreckt. Teilweise liegen die Fahrpreise über dem Benzinpreis für die zurückgelegte Strecke! Für Geringverdiener und Ähnliche sind in den meisten Verbünden die Preise auch eindeutig zu hoch. Es dürfte kein Zweifel daran bestehen, daß das Einkommen als alleinige Richtgröße zur Vergabe von Vergünstigungen eine gerechte Lösung wäre.

Ein zu schlechtes Angebot wird genauso Nutzer abschrecken wie zu hohe Preise. Ich habe schon oft in Gesprächen gehört, daß Leute den Nahverkehr viel zu teuer und in eher ländlichen Gebieten viel zu schlecht finden und deshalb mit ihrem Pkw fahren. Bei Geringverdienern ist es durchaus denkbar, daß sie ihre Fahrten aus Kostengründen einschränken, was sie bei günstigeren Preisen nicht täten. Heutzutage lohnt sich die Nutzung von Bus und Bahn meistens nur dann, wenn man ganz auf einen eigenen Pkw verzichtet.

Es könnten bestimmt viele neue Kunden gewonnen werden, wenn man flächendeckend Bedarfsverkehre und preiswerte Pkw-Mietmöglichkeiten in dünn besiedelten Gebieten einführen würde, die ein zügiges Fortkommen auch ohne eigenen Pkw ermöglichen. Gleichzeitig könnte man dann viele unwirtschaftliche Buslinien, die kaum genutzt werden, streichen. Ich habe auch schon einige Busse fast leer herumfahren sehen, wo Bedarfsverkehr die wirtschaftlichere und bessere Bedienungsform wäre. Heutzutage hat eigentlich jeder ein Handy, um auch unterwegs Fahrten anzumelden, weshalb Bedarfsverkehre ein zeitgemäßes Angebot für dünn besiedelte Gebiete sind.
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Beitrag von Rohrbacher »

Es könnten bestimmt viele neue Kunden gewonnen werden, wenn man flächendeckend Bedarfsverkehre und preiswerte Pkw-Mietmöglichkeiten in dünn besiedelten Gebieten einführen würde, die ein zügiges Fortkommen auch ohne eigenen Pkw ermöglichen. Gleichzeitig könnte man dann viele unwirtschaftliche Buslinien, die kaum genutzt werden, streichen. Ich habe auch schon einige Busse fast leer herumfahren sehen, wo Bedarfsverkehr die wirtschaftlichere und bessere Bedienungsform wäre. Heutzutage hat eigentlich jeder ein Handy, um auch unterwegs Fahrten anzumelden, weshalb Bedarfsverkehre ein zeitgemäßes Angebot für dünn besiedelte Gebiete sind.
Warst du schonmal in "dünn besiedelten Gebieten"? Schonmal gesehen, wie viele Leute Rufbusse und sowas transportieren? Auf Deutsch gesagt: Niemanden, der gar nicht anders unterwegs sein kann, also kein Auto hat oder nicht gefahren werden kann. Und das sind so wenige Leute, die rufen im Normalfall ein Taxi. Diesen Bedarfsverkehr gibt's also schon.
Ein zu schlechtes Angebot wird genauso Nutzer abschrecken wie zu hohe Preise. Ich habe schon oft in Gesprächen gehört, daß Leute den Nahverkehr viel zu teuer und in eher ländlichen Gebieten viel zu schlecht finden und deshalb mit ihrem Pkw fahren.
Quatsch. Die Leute fahren nicht wegen hoher Preise nicht, sondern wegen des Nichtvorhandenseins. Alles unter einem Stundentakt spricht wirklich nur noch die Leute an, die keine andere Möglichkeit haben. Es nutzt mir rein gar nichts, wenn ich zwar für die Hinfahrt eine Busfahrt finde, aber auf dem Rückweg keine mehr habe oder einfach viel zu unflexibel bin.

Die Leute sitzen übrigens auch nicht in den Autos und warten nur darauf bis endlich mal ein gescheiter ÖPNV eingerichtet wird, die meisten haben den ÖPNV als Verkehrsmittel gar nicht auf dem Plan. Warum auch? "Ich habe ein Auto, ein ganz tolles zudem, denn ich muss nicht Busfahren. Busfahren ist was für Schüler, Arme und Alte." Du könntest in manchen Gegenden einen 10-Minutentakt einrichten, wenn der nicht gratis ist oder man noch Geld dafür bekommt, dann wirst du 20 Jahre brauchen bis sich die Leute dran gewöhnt haben und ihre Vorurteile abgebaut haben. Das größte Problem beim ÖPNV im Autozeitalter ist nämlich ganz allein das Wollen oder Nichtwollen.
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Beitrag von pippo946 »

Rohrbacher @ 7 Apr 2010, 16:02 hat geschrieben:
Die Leute sitzen übrigens auch nicht in den Autos und warten nur darauf bis endlich mal ein gescheiter ÖPNV eingerichtet wird, die meisten haben den ÖPNV als Verkehrsmittel gar nicht auf dem Plan. Warum auch? "Ich habe ein Auto, ein ganz tolles zudem, denn ich muss nicht Busfahren. Busfahren ist was für Schüler, Arme und Alte." Du könntest in manchen Gegenden einen 10-Minutentakt einrichten, wenn der nicht gratis ist oder man noch Geld dafür bekommt, dann wirst du 20 Jahre brauchen bis sich die Leute dran gewöhnt haben und ihre Vorurteile abgebaut haben. Das größte Problem beim ÖPNV im Autozeitalter ist nämlich ganz allein das Wollen oder Nichtwollen.
...Ganz genau! Man möchte es nicht glauben, wie die meisten Menschen hier im Rottal, abseits der Städte Eggenfelden, Pfarrkirchen oder Pocking reagieren, wenn man ihnen sagt, man fährt z.B. nach Berlin oder Dresden- NICHT mit dem Auto. Auch nicht per Flugzeug, die zweite Wahl für die meisten...
yeg009a

Beitrag von yeg009a »

Rohrbacher @ 7 Apr 2010, 16:02 hat geschrieben:Warst du schonmal in "dünn besiedelten Gebieten"? Schonmal gesehen, wie viele Leute Rufbusse und sowas transportieren?
Die Rufbusse und Rufautos sind eigentlich was nur für Normalhörende, die kein Auto haben, ein Segen, daß das so etwas angeboten wird, die Hörgeschädigte hingegen, die kein Auto haben, sind sehr stark benachteiligt, wie wollen sie die Rufautos bzw -busse per Telefon bzw. Handy (ob das simsen an die Zentrale möglich ist, bezweifel ich) bestellen, es gibt keine Info dazu, wie die Hörgeschädigte Rufautos bestellen können.
Und das sind so wenige Leute, die rufen im Normalfall ein Taxi. Diesen Bedarfsverkehr gibt's also schon.
Och, das klappt bei den Normalhörenden ganz gut, wenn sie zur Telefon bzw. Handy greifen können, sonst findet Jedermann im Bahnhof (größeren, wohlgemerkt) ein Taxi, der sie, egal ob Normalhörend, oder Hörgeschädigt, zu ihrem Ziel bringt - selbstredend gegen die hohe Taxikosten.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

Ob man die Ticketpreise als zu hoch oder angemessen empfindet, wird von den Menschen individuell gesehen. Bei einem Sozialticket muss man aber berücksichtigen, dass die Kosten nicht vom Verkehrsunternehmen getragen werden dürfen. Entweder verteuern sich die Fahrpreise für Normalzahler oder der Staat erhöht seine Zuschüsse.

Das (fast) jeder Verkehrsverbund sein eigenes System hat, ist für Reisende in fremden Regionen schon ärgerlich. Aus dem VRR kenne ich Tarifgebiete, die ein oder mehrere Städte umfassen und in München gibt es Ringe, die zu unterschiedlichen Fahrpreisen in einer Stadt führen. Wenn ich es im EF nicht gelesen hätte, wäre ich bei einem Besuch glatt reingefallen. Es wäre sicher wünschenswert, wenn wenigstens da Einigkeit herrschen würde.
Rohrbacher @ , hat geschrieben: Warst du schonmal in "dünn besiedelten Gebieten"? Schonmal gesehen, wie viele Leute Rufbusse und sowas transportieren? Auf Deutsch gesagt: Niemanden, der gar nicht anders unterwegs sein kann, also kein Auto hat oder nicht gefahren werden kann. Und das sind so wenige Leute, die rufen im Normalfall ein Taxi. Diesen Bedarfsverkehr gibt's also schon.
Ich kenne Gegenden in NRW, wo Rufbusse bzw. Anrufsammeltaxen außerhalb des Schülerverkehrs der Regelfall sind. Also Taxi zum ÖPNV-Tarif ;)
Rohrbacher @ , hat geschrieben: Die Leute sitzen übrigens auch nicht in den Autos und warten nur darauf bis endlich mal ein gescheiter ÖPNV eingerichtet wird, die meisten haben den ÖPNV als Verkehrsmittel gar nicht auf dem Plan.
Oder sie haben es mal versucht und waren enttäuscht. So mancher zahlt eben lieber mehr (und die Kosten beim Auto sind ja nun wirklich höher, wenn man eines besitzt), als im ÖPNV. Ein Beispiel gefällig? Wenn ich sonntags meine Mutter besuche (44 Km) kostet mich die Hin- und Rückfahrt mit der Bahn 9,00 €, mit dem PKW (lt. Mobilitätsvergleich der Bahn !) 10,00 €. Also in diesem speziellen Fall noch nicht einmal so viel.

Aber jetzt kommt das Problem. Mit der Bahn brauche ich incl. der Fußwege von 21 Minuten für den gesamten Weg 1:56h, mit dem Auto ohne Fußwege 0:31h pro Richtung! Einer Reisezeit im Nahverkehr von 3:52h steht also eine Reisezeit von 1:02h mit dem PKW gegenüber. Würde man diesen zeitlichen Mehraufwand von 2:50h mit einem Mindestlohn von 8,50 € berechnen, entspräche dies einem Betrag von 24,08 €.

Also kostet mich die Fahrt „gefühlte“ 33,08 € ;). Selbst wenn die Nutzung des ÖPNV kostenlos wäre, blieben „gefühlte“ 24,08 €.

Natürlich stellt im Normalfall niemand eine solche Rechnung auf. Er schaut auf den Fahrplan und dann auf sein Navi (oder den Routenplaner) und schon ist die Entscheidung gefallen, den Fahrpreis fragt er noch nicht einmal nach.
yeg009a @ , hat geschrieben: Die Rufbusse und Rufautos sind eigentlich was nur für Normalhörende, die kein Auto haben, ein Segen, daß das so etwas angeboten wird, die Hörgeschädigte hingegen, die kein Auto haben, sind sehr stark benachteiligt, wie wollen sie die Rufautos bzw -busse per Telefon bzw. Handy (ob das simsen an die Zentrale möglich ist, bezweifel ich) bestellen, es gibt keine Info dazu, wie die Hörgeschädigte Rufautos bestellen können.
Es ist schon klar, dass Hörgeschädigte in der telefonischen Kommunikation eingeschränkt sind. In solchen Fällen sind sie auf die Hilfe ihrer Mitmenschen angewiesen. Ein Argument gegen Rufbusse/Anrufsammeltaxen sehe ich darin aber nicht.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
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Beitrag von spock5407 »

DumbShitAward @ 7 Apr 2010, 00:34 hat geschrieben:
spock5407 @ 6 Apr 2010,23:25 hat geschrieben: Über meine 37,-/Monat Isarcard mit 3 Ringen kann ich jedenfalls nicht klagen.
Ja, da wär so manch ein Student glücklich, der TROTZ "Subventionierung" für drei Ringe gleich mal 39,80€ blechen darf... (ist das ne IsarCard Job im Abo, was du da hast?)
Yep. Vom Jahreskartenpreis also nochmal 10% runter. B) Und wenn ich z.B. mal mit Regensburg (Stadtzone) vergleiche: Einzelne Monatskarte 40,- , Jahreskarte 384,- , Jobticket für Großbetriebe
ab 336,- . Und dann muss man mal Fläche und Fahrtmöglichkeiten München Ringe 1-3 und Regensburg vergleichen....
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Beitrag von DumbShitAward »

Tzz. Da geben sie einem schon Rabatt auf jährliche Zahlung und dann noch Mengenrabatt. Hier spricht natürlich der blanke Neid aber wie kanns den sein, dass das Ticket für einen Studenten dann teurer ist - und das, wo das auch noch vom Land subventioniert wird...
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Wer es unternimmt, mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen oder die auf dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland beruhende verfassungsmäßige Ordnung zu ändern, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft.
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Beitrag von spock5407 »

Ich könnt mir schon ein paar Gründe vorstellen. Z.B. das Großstandorte zu den klassischen HVZ'en starke uniforme Verkehrsströme ergeben und damit das Umfeld um die Standorte oft mit Parkplatzsuchverkehr belasten. Oft ist für die Mehrheit der Mitarbeiter kein Parkplatz verfügbar.

Im Schnitt werden sich auch mehr Mitarbeiter ein vergünstigtes Jobticket holen als ohne Vergünstigung und die Verkehrsunternehmen-/Verbünde haben damit vmtl. gleiche viele oder gar bessere Einnahmen. Je nach Verbund und Organisation eines Jobtickets haben die Ausgabestellen auch weniger Verwaltungsaufwand.

Auch das eine oder andere Zweitauto kann man so vielleicht aus verkehrspolitischer Sicht vermeiden.

Arbeitgeber können ihre Arbeitsplätze damit einen Tick attraktiver machen.
yeg009a

Beitrag von yeg009a »

Autobahn @ 7 Apr 2010, 22:29 hat geschrieben:Ein Argument gegen Rufbusse/Anrufsammeltaxen sehe ich darin aber nicht.
In dem zitierten Fall sicher nicht, aber teilweise gibt es schon ein Argument gegen die Rufbusse/autos - die Zeit. Je nachdem, wie es im Fahrplan steht, muß die Anmeldung mindestens 30 Minuten vor der planmäßigen Fahrt eines Rufautos bzw. -busses erfolgen. Ich glaube kaum, daß ein Fahrgast nach der Bestellung 30 Minuten auf ein Rufauto warten möchte.

Ich erinnere mich noch daran, daß auf der Strecke von Leonberg nach Warmbronn an Sonn- und Feiertagen morgens im 30 Min-Takt oder Stundentakt ein Rufauto angeboten wurde, allerdings mußte die Anmeldung am Vortag erfolgen.

Noch schlimmer sind die ÖPNV (Busse) in Frankreich (Elsaß - Raum Haguenau) --> Ligne 307 Rheinau - Herrlisheim - Haguenau

Zitat: "Service virtuel = bus à la demande, à réserver du lundi au vendredi au plus tard la veille avant 17h30 ou le samedi avant 11h30 pour un voyage le lundi auprès d’Infos Réseau 67 au 0972 67 67 67 (appel non surtaxé)"

Übersetzung per Google: "Service = virtuellen Bus Anfrage zu buchen vom Montag bis Freitag, spätestens am Tag vor 17:30 oder 11:30 Uhr am Samstag vor einer Reise am Montag mit dem News Network 0972 67 67 67 67 (Nicht-Premium-Rate-Aufruf)"

Die Fahrgäste, die von Dienstag bis Samstag mit dem Rufbus fahren wollen, müßten sich am Vortag bis 17:30 Uhr und für Montag schon am Samstag bis 11:30 Uhr anmelden. (Ich hoffe, das paßt).

In dieser Situation fahren sie halt entweder mit dem Auto, oder nutzen einen regelmäßig fahrenden Bus.
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Beitrag von Fastrider »

Cmbln @ 6 Apr 2010, 23:15 hat geschrieben: Einmal quer durch Berlin sind auch 50 km, die kosten 2,10 € und man kann sogar teilweise im IC damit fahren! Noch Fragen?
Alleine die Entfernung halte ich für ein schlechtes Kriterium. Nicht jeder fährt von Marzahn nach Zehlendorf. Der Durchschnittfahrgast fährt eher vom Theodor-Heuss-Platz zum Wittenbergplatz.

In München kann man bei maximaler Ausreizung von Moosburg nach Geltendorf fahren. Das habe ich auch schon mal gemacht.
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Beitrag von DumbShitAward »

spock5407 @ 8 Apr 2010, 19:57 hat geschrieben: Ich könnt mir schon ein paar Gründe vorstellen. Z.B. das Großstandorte zu den klassischen HVZ'en starke uniforme Verkehrsströme ergeben und damit das Umfeld um die Standorte oft mit Parkplatzsuchverkehr belasten. Oft ist für die Mehrheit der Mitarbeiter kein Parkplatz verfügbar.

Im Schnitt werden sich auch mehr Mitarbeiter ein vergünstigtes Jobticket holen als ohne Vergünstigung und die Verkehrsunternehmen-/Verbünde haben damit vmtl. gleiche viele oder gar bessere Einnahmen. Je nach Verbund und Organisation eines Jobtickets haben die Ausgabestellen auch weniger Verwaltungsaufwand.

Auch das eine oder andere Zweitauto kann man so vielleicht aus verkehrspolitischer Sicht vermeiden.

Arbeitgeber können ihre Arbeitsplätze damit einen Tick attraktiver machen.
Ne, den Sinn eines solchen Jobtickets zweifle ich ja gar nicht an, es ist ja absolut richtig, dass es sowas gibt. Was ich damit sagen wollte ist, dass es mir sehr spanisch vorkommt, dass es angeblich nicht möglich ist, den Ausbildungstarif II im Abo anzubieten, im Gegenzug es aber kein Problem zu sein scheint ein Ticket für einen "Normalsterblichen" sogar noch günstiger rauszuhauen.
Lektion 73 in unserer Serie "Rechtsstaat für Anfänger", heute: §81 StGB

Wer es unternimmt, mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen oder die auf dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland beruhende verfassungsmäßige Ordnung zu ändern, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft.
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spock5407
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Beitrag von spock5407 »

Nun, bei einem Abo-AT oder AT II müsste man nicht mehr regelmäßig nachweisen, das man berechtigt ist. Wobei ich auch nicht verstehe warum es zwei AT's geben muss.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

yeg009a @ 8 Apr 2010, 21:14 hat geschrieben:In dem zitierten Fall sicher nicht, aber teilweise gibt es schon ein Argument gegen die Rufbusse/autos - die Zeit. Je nachdem, wie es im Fahrplan steht, muß die Anmeldung mindestens 30 Minuten vor der planmäßigen Fahrt eines Rufautos bzw. -busses erfolgen. Ich glaube kaum, daß ein Fahrgast nach der Bestellung 30 Minuten auf ein Rufauto warten möchte.
Schon witzig, was Du da schreibst. Ein Rufbus ist kein Taxi. Er kommt auch nicht auf Bestellung vor die Haustür und fährt auch nicht zur gewünschten Zeit, sondern nach dem Fahrplan, den ein Linienbus auch einhalten würde, und natürlich auch auf der gleichen Strecke. Ein- und Ausstieg nur an den gekennzeichneten Haltestellen usw.

Ein Rufbus (regional auch Anrufsammeltaxi) ist also nichts anderes, als ein Linienbus, der nur bei Bedarf verkehrt. Und erzähle mir bitte nicht, dass Du nicht 30 Minuten vor Abfahrt eines Linienbusses weißt, dass Du damit fahren willst.

Dein Beispiel aus dem Elsaß ist nicht 1:1 übertragbar.

P.S.: Wenn Du ein Taxi bestellst, wartest Du u.U. auch dreißg Minuten.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
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Beitrag von AlexderFranke »

Ich finde, eine halbe oder auch eine ganze Stunde vorher ist eine bequeme Anmeldezeit. Im Beispiel aus Frankreich ist das eine unzumutbare Anmeldezeit. Ich glaube, daß man sich meistens mindestens eine Stunde vorher überlegt, wann man fahren möchte. Wenn man irgendwo unterwegs ist oder sich irgendwo aufhält, dann weiß man entweder vom Bus- oder Bahnfahrplan, wann man am Haltepunkt X oder Y ankommt oder man spricht mit demjenigen, wo man zu Besuch ist, ab, wie lange man bleiben will. Bei Linientaxis kenne ich das so, daß sie von einer Haltestelle abfahren und einen in einem festgelegten Bereich bis vor die Haustür fahren.

Für Hörgeschädigte muß man einfach zusätzlich eine mobile Nummer angeben, damit sie eine Fahrt per Kurznachricht anmelden können. Heute ist das gar kein hoher Aufwand mehr. Es gibt heute Festnetzfernsprecher mit Kurznachrichtempfang und -versendung oder die Heimzone bei Mobilfunknetzen, so daß man entweder günstig anrufen kann oder ein Hörgeschädigter eine Kurznachricht schicken kann. Ich werde das im Fahrgastbeirat, wo ich Mitglied bin, ansprechen. Da habt Ihr mich auf etwas gebracht, woran ich früher nicht gedacht habe.

Eine Verbesserung ist bei der Veröffentlichung der Rufnummern angebracht. So sollte man sie im Umkreis auf Bahnhofs- und Bushaltestellenfahrplänen sowie bei Fahrplanauskünften im Netz anzeigen und bei fernmündlichen Fahrplanauskünften des Verbundes hinterlegen.

Die Ausgabe von Jobtickets ist grundsätzlich sinnvoll. Aber diese sind meiner Ansicht nach im Gegensatz zu anderen Monatskarten viel zu billig. Die Mehreinnahmen aus Jobtickets könnten sonst für andere Vergünstigungen für solche, die kein Jobticket bekommen können, eingesetzt werden. Es ist für mich einfach nicht nachvollziehbar, daß z. B. ein Bankangestellter mit einem Nettolohn von, sagen wir mal, 2.500 € für vielleicht 30 € im ganzen Verbund rund um die Uhr unterwegs sein kann und ein Geringverdiener für eine verbundweite 9-Uhr-Monatskarte locker rund 100 € hinblättern muß. Denkbar wäre auch eine Staffelung des Jobticket-Preises nach Lohnhöhe im Unternehmen, z. B. 0,5% vom Nettolohn mit einem Höchstbetrag von 100 €. Ich könnte mir neben einheitlichen Abschlägen für Geringverdiener auch Sozialtickets nach dem Vorbild der Jobtickets vorstellen. Das heißt, daß die Sozialleistungsträger einen Rahmenvertrag mit dem örtlichen Verbund abschließen und jeder Bezieher dieser Leistungen diese Monatskarte erhält. Im Gegenzug könnte dann der Eckregelsatz ein wenig abgesenkt werden.

Ich habe auf der Seite der irischen Bahn gelesen, daß dort bis zu einer bestimmten Einkommensgrenze die Nutzung der Bahn auf Antrag kostenlos ist. In Frankreich gibt es ermäßigte Tarife für Arbeitssuchende. Da ist Deutschland also rückständig. Das dürfte dem Nahverkehr mehr Nutzer und auch mehr Einnahmen bringen!
Didy
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Beitrag von Didy »

AlexderFranke @ 9 Apr 2010, 11:12 hat geschrieben:Ich werde das im Fahrgastbeirat, wo ich Mitglied bin,
Mich erschreckt ehrlich gesagt ein wenig, dass im Fahrgastbeirat Leute sitzen, die die Qualität des ÖPNV reduzieren wollen.

Nochmal: Ausdünnung des Taktes führt im Allgemeinen nicht zu eine höheren Wirtschaftlichkeit, da du Kunden verlierst! Außerdem sparst du kaum an Energie und Fahrzeugen, denn wenn du nur halb so viele Züge hast müssen die halt doppelt soviel Fassungskapazität haben. Du sparst halt nen Fahrer.

Und je mehr verbilligte Tickets du vergibst, desto mehr werden die Normaltickets kosten müssen, denn irgendwo muss das Geld ja herkommen. Schlechteres Angebot und teurere Tickets, das kostet Fahrgäste, und zwar nicht zu knapp. Und somit auch Einnahmen. Also wirds noch teurer...

Dir macht mehr Warten vielleicht nichts aus. Aber für die meisten Leute zählt halt die Fahrzeit doch auch gewichtig. Sonst würden diejenigen die's Auto nur für den Arbeitsweg haben es konsequent abschaffen müssen, weil wenn ich das komplette Auto spar ist ÖPNV in der Regel billiger.
Und spätestens wenn jemand meine Linie von 30-Minuten-Takt auf Stundentakt ausdünnen wollte, um es sozial gerechter zu machen, würde auch ich als sozial denkender Mensch und überzeugter ÖPNV-Nutzer auf die Barrikaden gehen - das kostet mich nämlich im worst case ne Stunde zusätzliche Wartezeit täglich.
AlexderFranke @ 9 Apr 2010, 11:12 hat geschrieben:Es ist für mich einfach nicht nachvollziehbar, daß z. B. ein Bankangestellter mit einem Nettolohn von, sagen wir mal, 2.500 € für vielleicht 30 € im ganzen Verbund rund um die Uhr unterwegs sein kann und ein Geringverdiener für eine verbundweite 9-Uhr-Monatskarte locker rund 100 € hinblättern muß.
Du willst mir erzählen, dass es über 70% Rabatt gibt? Das muss einem doch bitte mit einmal Nachdenken klar sein, dass es so viel nie sein kann!
Fünf Klicks auf die MVV-Seite zeigen dann auch, dass es auch damit nur maximal 10% Rabatt im Vergleich zu einem normalen Abo (=Jahreskarte) gibt.
AlexderFranke @ 9 Apr 2010, 11:12 hat geschrieben:Denkbar wäre auch eine Staffelung des Jobticket-Preises nach Lohnhöhe im Unternehmen, z. B. 0,5% vom Nettolohn mit einem Höchstbetrag von 100 €.
Und was machst du mit Unternehmen, die von Putzfrau über einfachen Monteur, teure Ingenieuren bis zum hochbezahlten Manager alles hat? Den Preis für jeden einzelnen Festlegen? Sorry, das wird doch ein bürokratischer Aufwand ohne Ende, und dieser Aufwand kostet wieder unmengen Geld!

Zudem kommen die Vergünstigungen ja daher, dass ich bei ner Jahreskarte Kundenbindung machen will und den Aufwand reduziere (einmal Jährlich statt monatliche Karte), und bei den Jobtickets, dass ich mir dann noch den Aufwand für die Fahrkartenverteilung spare. Und du willst jetzt den Aufwand wesentlich erhöhen um es noch billiger zu machen?
AlexderFranke @ 9 Apr 2010, 11:12 hat geschrieben:Ich könnte mir neben einheitlichen Abschlägen für Geringverdiener auch Sozialtickets nach dem Vorbild der Jobtickets vorstellen. Das heißt, daß die Sozialleistungsträger einen Rahmenvertrag mit dem örtlichen Verbund abschließen und jeder Bezieher dieser Leistungen diese Monatskarte erhält. Im Gegenzug könnte dann der Eckregelsatz ein wenig abgesenkt werden.
Ehm. Sorry. Ob ich jetzt die Fahrkarte bezuschusse oder den Leuten einen höheren Regelsatz gebe, kommt hinten doch aufs gleiche raus.
Eine Fahrkarte allen aufzwängen ist auch schwachsinnig. Auch da dürfte es Leute geben die keine brauchen, bzw. nur einmal die Woche ne Einzelfahrt. Und denen willst jetzt ne Dauerkarte geben?
Theoretisch könnte natürlich das Sozialamt auch gegenüber des Verkehrsverbundes als normale Firma auftreten und Jobtickets vergeben für die die's brauchen. Nur - das was der Verkehrsverbund dann an Verwaltungskosten für die Ticketausgabe spart, hat das Sozialamt jetzt halt mehr. Unterschied? (Nebenbei darfst du dann den JAHRESkarten hinterherrennen, wenn der Grund für die Leistung nicht mehr gegeben ist.)
AlexderFranke @ 9 Apr 2010, 11:12 hat geschrieben:In Frankreich gibt es ermäßigte Tarife für Arbeitssuchende.
Auch hier gilt: Wo is der nennenswerte Unterschied ob ich denen die Fahrkarte ermäßige (was wahlweise der Staat also der Steuerzahler oder die anderen Fahrgäste finanzieren), oder ihnen gleich mehr Geld gebe?

Grüße
Didi
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