Wenn man die entsprechende Zeit und die entsprechenden Mittel in die Pflege und betriebsfähige Erhaltung eines Museumsfahrzeuges investiert zweifle ich keine Sekunde daran, daß es möglich wäre, zum 225-jährigen Bahnjubiläum 2060 einen Sonderzug mit (6)146 und historisch passenden Dosto zu fahren. So ist es letzten Endes mit allem.BMI @ 24 May 2010, 17:05 hat geschrieben: Und wenn wir ehrlich sind: Da die ganzen Fahrzeuge, die zum Dampffestival zu sehen waren, schon eine Menge an Lenzen auf dem Buckel haben sollten wir nicht zwischen Birnen und Äpfeln vergleichen... Ob der ICE3 oder die BR 146 mit über 45 Jahren Alter auch so zuverlässig sind?
Dampffestival 2010
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
Ich möchte da sehr meine Zweifel äußern.146225 @ 25 May 2010, 23:17 hat geschrieben:Wenn man die entsprechende Zeit und die entsprechenden Mittel in die Pflege und betriebsfähige Erhaltung eines Museumsfahrzeuges investiert zweifle ich keine Sekunde daran, daß es möglich wäre, zum 225-jährigen Bahnjubiläum 2060 einen Sonderzug mit (6)146 und historisch passenden Dosto zu fahren. So ist es letzten Endes mit allem.
Bei den heutigen Halbleiterisierten und Computerisierten Fahrzeugen kannst du ein defektes Teil nicht einfach so nachbauen, wie das bei ner Schaltwerkslok oder einer Dampflok möglich ist. Du kannst eigentlich nur ausreichend Ersatzteile bunkern. Sobald das letzte durch ist, wars das. Und selbst wenn man noch genug hat, besteht die Gefahr es nicht hinzubekommen, weil sowohl die Zusammenhänge als auch die Methoden zur Fehlersuche und Diagnose doch wesentlich komplexer sind als bei Schaltwerkslok und Dampflok.
Die alternative ist, so ein Ding wenn es irgendwann gar nimmer tut, bis auf Mechanik zu entkernen und ne völlig neue Technik einer dann (halbwegs) aktuellen Baureihe reinzusetzen. Dann hat man was was aussieht wie damals und fährt, wie original das ist mag jeder für sich beurteilen.
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Da kann ich Didy nur rechtgeben. In einer E18 zum Beispiel kann man wenn man die nötigen Pläne nicht hat wenns sein muss die Lok einmal auseinander bauen und dabei einen Schaltplan mitzeichnen (was aber eigentlich gar nicht nötig ist, die Pläne gibts ja). In einer 120 - die noch vergleichsweise bodenständige Technik hat - hat man da schon ein gewaltiges Problem angesichts der großen Komplexität der Schaltungen - und die Pläne dazu hat nicht jeder, weil die Werkstatt die Platinen selber ja nicht unbedingt selber warten muss. Bei der Vorserie hätte man vielleicht noch eine gewisse Chance, bei der Serie braucht man aber schon die Software der Mikrokontroller - und die muss man erstmal vom Hersteller bekommen.
Aber auch wenn man die Schaltpläne und die Software hat, hat man immer noch das Problem, dass es viele der Bauteile schlicht nicht mehr gibt - und einen Leistungshalbleiter kann man eben nicht einfach mal selber gießen oder schnitzen wie ein Schütz oder eine Nockenwelle. Außerdem ist es auch nicht so ohne weiteres möglich, ein altes Bauteil durch ein ähnliches neues zu ersetzen, weil die u.U. andere Eigenschaften haben - was dann u.U. auch eine neue Abnahme der jeweiligen Schaltungen erfordert. Diese Arbeiten sind schon für die Erhaltung einer voll im Einsatz befindlichen Baureihe sehr groß, hier kann man den Zeitbedarf aber wenigstens auf ggf. mehrere hundert Fahrzeuge verteilen. Für eine einzelne Museumslok ist der Aufwand aber genauso groß wie für eine ganze Serie insgesamt - und damit ziemlich definitiv nicht mehr finanzierbar.
Ich persönlich gehe daher nicht davon aus dass wir einmal eine nennenswerte Zahl fahrfähiger Museumsdrehstromloks haben werden - und ich bin nun wirklich kein Anhänger von Dampfloks, sondern meine Lieblingsbaureihe ist eben die genannte 120.
Aber auch wenn man die Schaltpläne und die Software hat, hat man immer noch das Problem, dass es viele der Bauteile schlicht nicht mehr gibt - und einen Leistungshalbleiter kann man eben nicht einfach mal selber gießen oder schnitzen wie ein Schütz oder eine Nockenwelle. Außerdem ist es auch nicht so ohne weiteres möglich, ein altes Bauteil durch ein ähnliches neues zu ersetzen, weil die u.U. andere Eigenschaften haben - was dann u.U. auch eine neue Abnahme der jeweiligen Schaltungen erfordert. Diese Arbeiten sind schon für die Erhaltung einer voll im Einsatz befindlichen Baureihe sehr groß, hier kann man den Zeitbedarf aber wenigstens auf ggf. mehrere hundert Fahrzeuge verteilen. Für eine einzelne Museumslok ist der Aufwand aber genauso groß wie für eine ganze Serie insgesamt - und damit ziemlich definitiv nicht mehr finanzierbar.
Ich persönlich gehe daher nicht davon aus dass wir einmal eine nennenswerte Zahl fahrfähiger Museumsdrehstromloks haben werden - und ich bin nun wirklich kein Anhänger von Dampfloks, sondern meine Lieblingsbaureihe ist eben die genannte 120.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.
Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
Dem kann ich auch zustimmen... Es gibt ja bereits Befürchtungen, dass die heutigen Automobile niemals einen Oldtimerstatus erreichen werden, weil die Elektronik die Achillesferse ist... Versucht doch mal einen Computer aus dem Jahr 2000 mit Windows 98 auf den neuesten Stand zu bringen - es fängt doch schon damit an, dass einige Programme gar nicht mehr unter Vista oder 7 laufen... Und von der Hardware wollen wir mal ger nicht reden!Didy @ 26 May 2010, 01:31 hat geschrieben: Ich möchte da sehr meine Zweifel äußern.
Bei den heutigen Halbleiterisierten und Computerisierten Fahrzeugen kannst du ein defektes Teil nicht einfach so nachbauen, wie das bei ner Schaltwerkslok oder einer Dampflok möglich ist. Du kannst eigentlich nur ausreichend Ersatzteile bunkern. Sobald das letzte durch ist, wars das. Und selbst wenn man noch genug hat, besteht die Gefahr es nicht hinzubekommen, weil sowohl die Zusammenhänge als auch die Methoden zur Fehlersuche und Diagnose doch wesentlich komplexer sind als bei Schaltwerkslok und Dampflok.
Die alternative ist, so ein Ding wenn es irgendwann gar nimmer tut, bis auf Mechanik zu entkernen und ne völlig neue Technik einer dann (halbwegs) aktuellen Baureihe reinzusetzen. Dann hat man was was aussieht wie damals und fährt, wie original das ist mag jeder für sich beurteilen.
Wer versucht z.Bsp. den Microsoft TrainSimulator oder Railroad Tycoon 3 ab CtC bzw. Patch 1.02 unter Vista/ 7 zum flüssigem laufen zu bringen, der weiß wovon ich rede...
Aber auch die Elektronik altert, selbst wenn sie auf Lager gelegt ist...
I´ve seen the future, brother:
it is murder.
(L.Cohen, The Future)
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Ich denke, die heutigen Massenfahrzeuge werden auch nicht so eine Begeisterung auslösen. Das trifft auf alle Verkehrsmittel zu, also auch Trambahnen, Busse und Flugzeuge.BMI @ 26 May 2010, 13:07 hat geschrieben: Dem kann ich auch zustimmen... Es gibt ja bereits Befürchtungen, dass die heutigen Automobile niemals einen Oldtimerstatus erreichen werden, weil die Elektronik die Achillesferse ist...
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Unter den Verhältnissen ihrer Zeit waren Lokomotiven wie die Baureihe 38 oder 50 auch nichts anderes als Massenfahrzeuge. Oder, um es auf ein Dir naheliegenderes Niveau zu bringen, der VW Käfer, auch "nur" ein Massenfahrzeug - und trotzdem beliebtes Museumsstück.Autobahn @ 26 May 2010, 14:18 hat geschrieben: Ich denke, die heutigen Massenfahrzeuge werden auch nicht so eine Begeisterung auslösen. Das trifft auf alle Verkehrsmittel zu, also auch Trambahnen, Busse und Flugzeuge.
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
Der VW-Käfer dürfte das mit Abstand am längsten gebaute Kraftfahrzeug sein, zumindest was das Grundkonzept angeht. Ein 1938er unterscheidet sich im Wesentlichen kaum von einem 2003er. Dennoch erfährt ein 1951er mehr Aufmerksamkeit, als der letzte in Mexiko gebaute.146225 @ 26 May 2010, 21:49 hat geschrieben:Unter den Verhältnissen ihrer Zeit waren Lokomotiven wie die Baureihe 38 oder 50 auch nichts anderes als Massenfahrzeuge. Oder, um es auf ein Dir naheliegenderes Niveau zu bringen, der VW Käfer, auch "nur" ein Massenfahrzeug - und trotzdem beliebtes Museumsstück.
Wenn man Lokomotiven bestimmter Baureihen als Massenfahrzeuge bezeichnet, magst Du Recht haben. Ich kenne mich da nicht so gut aus. Aber auch nicht bei Automobilen. Ich fahre sie nur

Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Naja, die genannten zwei Baureihen bieten sich halt als Extrembeispiele an, von der Baureihe 38 wurden rund 4000 Stück, von der Baureihe 50 auch reichlich 3200 Stück (mit DDR 50.40). Und aus denen ging entfeinert noch die "Kriegslok" der Baureihe 52 mit über 7000 Stück hervor. Wenn das mal keine Massenware ist...Autobahn @ 26 May 2010, 22:19 hat geschrieben: Wenn man Lokomotiven bestimmter Baureihen als Massenfahrzeuge bezeichnet, magst Du Recht haben.
Man sieht aber letztlich - von Kriegswirren mal abgesehen - die Effizienz moderner Traktionsmittel. Bereits von der meistgebauten Einheits-E-Lok, den Baureihen (6)139 / (6)140 wurden "nur" noch 879 Stück gebaut.
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Man darf aber auch nicht die sich veränderten Gegebenheiten unterschätzen - die Deutsche Reichsbahn Gesellschaft war bis 1945 eines der grössten Transportunternehmen weltweit in Personalstärke, Streckennetz und Transportvolumen, bevor es dann "aufgeteilt" wurde in Deutsche Bundesbahn, Deutsche Reichsbahn (DDR) und der Rest in den Besatzungszonen...146225 @ 26 May 2010, 22:41 hat geschrieben: Naja, die genannten zwei Baureihen bieten sich halt als Extrembeispiele an, von der Baureihe 38 wurden rund 4000 Stück, von der Baureihe 50 auch reichlich 3200 Stück (mit DDR 50.40). Und aus denen ging entfeinert noch die "Kriegslok" der Baureihe 52 mit über 7000 Stück hervor. Wenn das mal keine Massenware ist...
Man sieht aber letztlich - von Kriegswirren mal abgesehen - die Effizienz moderner Traktionsmittel. Bereits von der meistgebauten Einheits-E-Lok, den Baureihen (6)139 / (6)140 wurden "nur" noch 879 Stück gebaut.
Aber ich gebe Dir Recht - die Lokomotiven damals waren auch schon Massenware und wurden am Fließband gefertigt, speziell nach der Gründung der DRG - auch aus wirtschaftlichen Gründen, da eine "Einheitslokomotive" bei der Ersatzteilhaltung und Reperatur einfach besser da steht, als die vorherigen "Länderbahnlokomotiven" wo jede Eisenbahngesellschaft ihr eigenes Süppchen kochten!
Und man sollte auch die Diesellokomotiven bei der Zählung heranziehen, da eine Dampflok im Gegensatz zur E-Lok doch auf die aufwendige Infrastruktur (Oberleitungen, E-Werke) verzichten kann und deswegen freizügiger einsetzbar ist... Auch ein Grund warum z.Bsp. die DR (DDR) anfangs auf die Elektrifizierung dr Strecken verzichtete und mehr auf Diesel setzte beim Traktionswechsel.
Zum Vergleich: DRG http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Reichsbahn
"Das Streckennetz umfasste 1935 68.728 Kilometer, davon 30.330 km Haupt-, 27.209 km Neben- und 10.496 km Kleinbahnen."
http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_de..._in_Deutschland
Demnach besteht das heutige Streckennetz ca. 38.000 km, 1949 waren es noch 49313km...
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(L.Cohen, The Future)
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Eine Dampflok braucht aber durchaus auch ihre eigene Infrastruktur - und die ist auch nicht mit wenig Aufwand verbunden.BMI @ 26 May 2010, 23:51 hat geschrieben: Und man sollte auch die Diesellokomotiven bei der Zählung heranziehen, da eine Dampflok im Gegensatz zur E-Lok doch auf die aufwendige Infrastruktur (Oberleitungen, E-Werke) verzichten kann und deswegen freizügiger einsetzbar ist...
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Klar, aber ich meinte damit speziell die Elektrische Versorgung... Unabhängig von Wasser und Kohle/Öl...146225 @ 27 May 2010, 21:57 hat geschrieben: Eine Dampflok braucht aber durchaus auch ihre eigene Infrastruktur - und die ist auch nicht mit wenig Aufwand verbunden.
Und natürlich sind die heutigen Lokomotiven bedeutend effizienter wie Dampfloks, alleine was den Unterhalt (Wartung und Personal) angeht... Aber worauf ich hinauswollte ist, dass das deutsche Eisenbahnnetz im Laufe der Zeit gewaltig geschrumpft ist - Spötter behaupten es hat drei große Katastrophen in der dt. Eisenbahngeschichte gegeben: die erste war der verlorene 2.Weltkrieg mit den Gebietsabtretungen, die zweite die Reparationszahlungen nach dem 2.WK (speziell im Gebiet der DDR http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_als...senbahnstrecken ) und die dritte ist die Bahnreform...
Gut, darüber kann man streiten - aber bitte nicht hier !
Alleine dadurch ist der Bedarf an Lokomotiven aller Art gewaltig geschrumpft...
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