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Thomas k.
Jungspund
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Registriert: 20 Jul 2010, 09:17

Beitrag von Thomas k. »

Hallo,
Suche für eine TV Reportage eine schöne Bahn in der Schweiz oder Südtirol, die auf einen Berg fährt und im Herbst den Saisonbetrieb einstellt. Ich möchte die Bahn im betrieb zeigen und dann wie Zug und Strecke winterfest gemacht wird.
Danke für Tipps und Hinweise!
Gruß
Thomas
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Die Dampfbahn Furka Bergstrecke ( http://www.furka-bergstrecke.ch/ ) dürfte da eindeutig das spektakulärste sein. Die Strecke ist allerdings nur noch museal betrieben, da es inzwischen den Furka Basistunnel gibt, der einen ganzjährigen Betrieb ermöglicht. Interessant macht das ganze u.a. die Lage der Strecke in sehr problematischem hochalpinem Gebiet, das mit sehr vielen Lawinen, aber auch laufenden geologischen Verschiebungen und ähnlichem zu kämpfen hat. Die Strecke ist nur wenige Monate im Jahr befahrbar, ebenso wie parallel verlaufende Passstraße (die übrigends auch winterfest gemacht wird in Form von Abbau der Verkehrsschilder und Leitplanken)

Die Highlights im Bereich winterfest machen:
-Die Tunnel sind mit Schneeschutztoren ausgestattet, die verhindern, dass es den Schnee in die Tunnels drückt. Dafür wurden die Tunnel bereits zu Museumsbahnzeiten mit Vorbauten ausgestattet, so dass es jetzt möglich ist die Tore nach innen zu öffnen (bisher: nach außen), was die Arbeiten deutlich erleichtert.
-Die Drehscheiben wurden alle mit Abdeckungen ausgestattet, damit die Drehscheibengrube nicht ausgeschaufelt werden muss. Diese Abdeckungen werden meines Wissens nach extra unterbaut um den Schneedruck auszuhalten
-Das Bahnhofsgebäude Muttbach-Belvedere wurde in den Hang reingebaut, damit es nicht von Lawinen zerstört werden kann
-Um beim Schneeräumen die Strecke wieder zu finden (wir reden hier von Schneehöhen von mehreren Metern) wird in das Gleis teilweise ein Kabel gelegt, durch das dann Strom geschickt wird, womit die Strecke dann per Detektor aufgespürt werden kann, damit nicht an der falschen Strecke gebuddelt wird.
-Das berühmteste ist die Stephenbachbrücke: Nachdem beim Bau der Strecke zwei Steinbrücken den jeweils folgenden Winter nicht erlebt haben, wurde eine zusammenklappbare Brücke konstruiert, die jeden Herbst abgebaut und im Sommer wieder aufgebaut wird. Dies erfolgt erst seit wenigen Jahren mit einer elektrischen Winde, davor musste noch von Hand gekurbelt werden
-Beim Bau des Scheiteltunnels um 1915 rum glaube ich war das wurden die Arbeiten auch im Winter teilweise fortgesetzt. Dafür wurden ausreichend Lebensmittel in den bereits fertigen Teil des Tunnels eingelagert, da ein Verlassen der Baustelle und holen von Nachschub nicht möglich war. Die Arbeiter mussten in dieser Zeit im Tunnel wohnen.

Der Betrieb auf der Strecke wurde 1981 eingestellt. Bereits wenige Jahre später haben Eisenbahnfans begonnen die Strecke wieder aufzubauen, seit 1992 war das erste Teilstück wieder befahrbar. Seit einigen Wochen ist die Strecke wieder auf kompletter Länge wieder befahrbar. Der Wiederaufbau ist durch eine wohl einmalige private Initiative erfolgt:
Finanziert ausschließlich durch Spenden sowie durch den Verkauf von (bis auf den ideellen Wert wertlosen, da die Aktiengesellschaft nie Gewinn machen wird) Aktien wurde der Wiederaufbau finanziert. Hunderte von Helfern der sogenannten Sektionen reisen jedes Jahr aus der Schweiz und auch aus Teilen von Deutschland, ja sogar aus den Niederlanden an, und beim Wiederaufbau der Strecke zu helfen. Nahezu alle Arbeiten werden ehrenamtlich erbracht, vom Baudienst über die Aufarbeitung der Fahrzeuge bis zur Mitarbeiterkantine, den im Sommer täglichen Fahrbetrieb, dem Fahrkartenverkauf etc. Für die Helfer betreibt die DFB zwei Übernachtungsgebäude.

Beeindruckende Bilder von der Schneeräumung gibt es unter http://www.dieselcrew.ch/fotos/schnee/index.html
Anmerkung dazu: Die Schneeräumung beginnt erst im Mai, und ist je nach Menge Ende Mai oder erst im Juni beendet.
Bild 18 zeigt die zusammengeklappte Steffenbachbrücke, auf Bild 45 sieht man sehr schön wie viel Schnee da im Einschnitt liegen kann und wo die Probleme beim Wiederhochklappen liegen.. Die Bilder zeigen Aufnahmen aus verschiedenen Jahren, deswegen die teils sehr unterschiedliche Schneehöhe.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
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