ihr kritisiert mich, aber im Endeffekt bestätigt ihr genau das was ich sage.
Ja natürlich, das wissen wir. Nur red ich hier von dem Großteil von Otto-Normal-Arbeitnehmer. Und die meisten haben halt einen ortsfesten Arbeitsplatz mit Arbeitszeiten irgendwo zwischen 7 und 19 Uhr, Verkäufer auch mal 20 Uhr. Das sind Zeiten, da ist heute in Ballungsgebieten i.d.R. schon ein vernünftiger ÖPNV vorhanden.Autobahn @ 9 Aug 2010, 07:20 hat geschrieben:In der Tat wäre damit viel gewonnen. Abgesehen davon, dass mein Job zu einem großen Teil darin besteht, Auto zu fahren, (...) Bei Dienstschluss um 22:00h musste ich aber erst 0:42h auf die nächste passende Verbindung warten
Ich sag ja: Es gibt vieles zu verbessern. Da gehört sowas dazu!Autobahn @ 9 Aug 2010, 07:20 hat geschrieben:Von den vielen Ausfällen und Verspätungen bei der S-Bahn Rhein-Ruhr will ich gar nicht weiter berichten.
Dass mal ein Zug verspätung hat oder ausfällt aufgrund eines technischen Defekts oder so wird trotzdem immer vorkommen, keine Frage. Kommt beim Auto aber auch vor, die Abschleppwagen und ADAC-Pannehelfer fahren ja nicht zum Spaß rum.
Aber man muss das erstens so weit möglich reduzieren (nicht so wie die S-Bahn berlin :ph34r:), und zweitens sind die Auswirkungen auch umso geringer, je dichter der Takt ist. Im Stundentakt zum kotzen, im Takt20 saumäßig ärgerlich, im Takt5, mei...
Was die Fahrradgeschichte angeht bin ich bei dir. Hot Doc, sorry, wenn für dich ein Schnitt von gut 25 lockerlässig ist ist das schön, verallgemeinern kannst das nicht. Und ganz ehrlich, die Münchner Radweginfrastruktur ist ja schön, aber da man die als Fußgänger an Kreuzungen regelmäßig überqueren muss will ich da garnicht, dass da alle mit 20+ rumheizen...
Ja natürlich. Aber lies doch nochmal was ich geschrieben habe: Wir BRAUCHEN: 1) Eine gute ÖPNV-Infrastruktur, 2) eine gute Versorgungs-Infrastruktur, 3) intelligente Verpackungen.Bayernlover @ 9 Aug 2010, 17:42 hat geschrieben:Didy, das funktioniert allerdings nur bei Dir so gut, weil Du einen Haufen Märkte um dich herum hast. Ansonsten sieht das ganze schon ganz anders aus.
Dass dies noch nicht überall so ist, ist mir auch klar. Aber das ist ja genau das was ich als Aufgabe für die Zukunft sehe: Endlich mal dem Trend vom Einkaufstempel auf der grünen Wiese entgegenarbeiten und Läden dort (wiederauf-)bauen wo die Leute wohnen! Das muß und soll ja nicht heißen, dass man auf ewig bei kleinen Tante-Emma-Läden im Stil der 80er bleibt.
Wenn ich aber nur sag "hey die Infrastruktur ist nicht da also brauch ich ein Auto" und andersrum sagt "hey ich hab ein Auto mir doch egal wo der Supermarkt ist", mit so einer Kreisargumentation verschieben wir den Modal Split nicht.
Große Läden darfs und solls weitergeben. Geh ich ja gelegentlich auch gerne hin. Eben für die etwas spezielleren Dinge, wie den Nicht-0815-Schrubber, den man aber halt net alle Woche kauft. Aber diese Läden sollen bitte so platziert werden, dass sie auch ohne Auto gut erreicht werden können. Und "am Stadtrand mit einer Buslinie im 15-Minutentakt und 10 Minuten Fahrzeit zur S-Bahn" verstehe ich dabei *nicht* unter "gut erreichbar" - das is für ein Möbelhaus in Ordnung, aber nicht für einen großen Supermarkt.
Und wie Taschenschieber so richtig schreibt:
Dass das in Kleinstädten mit einer vierstelligen Einwohnerzahl oder noch weniger, erst recht wenns eine ganze Gegend nur solche Orte gibt, das nie so funktionieren wird wie in einer Großstadt mit 6- oder 7stelliger Einwohnerzahl und gutem ÖPNV, ist auch klar. Aber auch hier kann man was erreichen, wenn die Einkaufsmöglichkeiten zentral oder noch besser etwas im Ort verteilt sind (siehe meinen Heimatort als Beispiel). Dann gibt es schon einen nennenswerten Anteil an Leuten, die Kleinigkeiten zu Fuß oder mit Fahrrad einigermaßen bequem erreichen können, im Gegensatz zum Supermarkt der am Ortsrand am Ende von nem Gewerbegebiet ist, wo so gut wie niemand wohnt. Das würde auch dort die ein oder andere Autofahrt einsparen, und in Kombination mit einem guten ÖPNV in die Umgebung vermutlich auch den ein oder anderen Zweitwagen.Taschenschieber @ 9 Aug 2010, 18:21 hat geschrieben:Wenn man nie anfängt, dauert es erst recht ewig. Und das ganze ist ja nicht schwarz (nur Megamärkte) oder weiß (Tante-Emma-Laden an jeder Ecke), sondern durchaus monochrom, so kann eine sinnvolle Langzeitplanung auch kurzfristig schon kleine Verbesserungen bringen.
Dennoch: Kern *meiner* Argumentation sind Städte und Ballungsgebiete. Hier leben die meisten Menschen, hier kann man heute schon am leichtesten auf ein Auto verzichten und hier kann man auch am einfachsten die Strukturen weiter dahingehend verbessern, dass dies noch besser und für noch mehr Leute möglich und attraktiv wird.
Parallel darf man natürlich kleine Orte nicht aus den Augen verlieren. Hier wird man immer mehr Autos haben als in Großstädten und in meinen Augen nie autofrei sein können - hab ich auch garnicht vor. Dennoch kann man auch hier mit einem attraktiven ÖPNV in Richtung der örtlichen Mittel- und Oberzentren kombiniert mit vernünftigen Einkaufsmöglichkeiten in den Wohngegenden was reißen. Wenn Papa mit dem Bus zur Arbeit kann und dabei nicht 50% sondern nur 10% länger braucht als mit dem Auto, und Mama eine fehlende Zutat zum Kuchen auch noch kaufen kann wenn der volljährige Nachwuchs mit dem Auto beim Gitarrenunterricht oder bei Freunden ist, wird die ein oder andere Familie auf einen Zweit- oder Drittwagen verzichten können.
Wieder Beispiel aus meinem Heimatort: Die Buslinie nach Ulm nimmt unterwegs noch paar Käffer mit und macht dann eine völlig sinnlose Rundtour durch Neu-Ulm, parallel zu gut ausgebauten Stadtbuslinien, was die Ankunft in der Ulmer Stadtmitte wieder verzögert. (Ca. 2/3 der Fahrgäste wollen aber dahin, und vom Rest würde ein großer Teil praktisch keine Zeit Verlieren wenn die Buslinie schneller im Zentrum ist und sie dann auf den Stadtbus umsteigen.)
Ich kenn mindestens eine Person, die den Zweitwagen für den Weg zur Arbeit nur genau wegen dieser Umwege gekauft hat - es wäre für zusätzliche Direktbusse durchaus Potential da. Besagte Person wäre sogar bereit gewesen für einen Direktbus mehr zu Zahlen - was in meinen Augen aber im Sinne einer guten Akzeptanz wieder kontraproduktiv wäre. Aber es zeigt, dass es nicht zwingend das Auto sein muß. Übrigens: Selbst der lokale BUND-Vorsitzende fährt öfter mit Fahrrad aber auch Auto zum Bahnhof im Nachbarort als das er zur Bushaltestelle läuft...
Aber nach diesem Grundsatzausflug nochmal zurück zum Einkaufen.
Ich sag ja nur, wohin die Reise gehen muss. Und was prinzipiell problemlos möglich ist. Ich sag ja nicht, dass das überall schon so problemlos ist.DumbShitAward @ 9 Aug 2010, 18:04 hat geschrieben:So einfach wie Didy sich das vorstellt ist es nunmal nicht.
Mal abgesehen davon dass ich Penny auch nicht sehr mag, weil ich grundsätzlich kein Discounter-Fan bin, ist DAS ein prinzipiell lösbares Problem. Mit einem Strukturwandel hin zu mehr aber nicht mehr ganz so großen Läden würden vermutlich auch die kleineren Filialen besser "im Zaum" gehalten werden, und nicht nur die Konsumtempel rauspoliert werden.DumbShitAward @ 9 Aug 2010, 18:04 hat geschrieben:Klar, ich habe hier direkt gegenüber nen Penny, 200m weiter nen Tengelmann und 500m weiter nen Rewe City. Blöderweise sind das alles keine wirklichen "Supermärkte", sondern eher Notlösungen. Für Penny brauchst erstmal Malaria-Prophylaxe,
Was verstehst du unter H.O.-Auswahl?DumbShitAward @ 9 Aug 2010, 18:04 hat geschrieben:Tengelmann hat eine H.O.-Auswahl,
Grundsätzlich find ich die Tengelmänner durchaus okay. Klein, aber für einen nennenswerten Anteil der Grundversorgung ausreichend. Der zu mir nächste Laden ist auch ein Tengelmann. Klar kriegst du nicht alles in allen varianten, aber für den Grundbedarf hast du schon viel: Getränke, Milch, Butter, eine Bäckerfiliale ist immer mit drin...
Natürlich hast du nicht 20 verschiedene Wassersorten, sondern vielleicht 4 (keine Ahnung). Aber wenn ich mir anschau, dass ein überraschend großer Anteil der Leute in meinem Umfeld, unabhängig von Einkommen, das Haupsache-Billig-19-cent-der-Liter-Wasser vom jeweiligen Discounter kauft, kann das für die Masse der Leute nicht das Problem sein. Ich trink zwar "Markenwasser", aber hatte das kein grundsätzliches Problem zu wechseln. Adelholzner Kasten begeistert, probiert, schmeckt, das bleibts. Und bei den Lebensmitteln hast du die "Standardmarken" wie Cola, Nutella, die üblichen Verdächtigen bei Marmelade und Honig und Tiefkühlware etc. ohnehin.
Was man da nicht bekommt, da geht man dann eben zum nächst größeren Laden. Die man idealerweise an ÖPNV-Knotenpunkten plaziert - mein nächstgrößerer Laden (mit dem man dann mindestens 95% abdecken kann, und 100% vom alltäglichen) liegt an einem Kreuzungspunkt von S-, U-, Trambahn und mehreren Buslinien. Aber auch an kleineren Knotenpunkten kann man sowas sinnvoll errichten, noch ne Drogerie danebengepackt und nen Metzger rein oder daneben, und die meisten Leute sind gücklich.
Rewe City kenn ich keinen - nur die "normalen" Rewes in Kleinstädten - die fand ich bislang so schlecht nicht.DumbShitAward @ 9 Aug 2010, 18:04 hat geschrieben:Rewe ist zur absoluten Farce verkommen (Frischfleisch und Wurst sind echt übel geworden, es gibt nur noch Mainstream-Produkte - und das ist einer der größeren).
Aber was meinst du mit Mainstream-Produkte? Jeden exotischen Geschmack kann man mit kleinen Märkten nicht bedienen, klar. Aber auch wenn man statt Nutella ne besondere Nuss-Nougat-Creme braucht, geht man halt alle zwei Wochen mal zu nem Laden der Größenordnung V-Markt, Marktkauf, E-Center und Co. Ob ich da jetzt 15 Minuten mit dem Auto oder 20 mitm Bus hin brauch ist einmal alle zwei Wochen so ausschlaggebend nicht. Natürlich nimmt man da dann nicht noch den Wasservorrat für die Woche mit, das holt man halt anschließend beim Tengelmann 200m weiter.
Und zum Dorf deiner Mutter: Lass mich raten, unter 1000 Einwohner? Natürlich, in solchen Orten gibts beim Einkauf kaum ne Alternative zum Auto. Aber das sagte ich ja schon.... Meine Maxime ist nicht, überall auf der Welt Autofrei leben zu können.