heute vor 10 Jahren - in der Nacht vom 12. auf 13. September 2004 - verabschiedete sich München als letzte deutsche Millionenstadt vom Betriebsschluß um 1 Uhr. Das ist Anlaß genug, dieses Ereignis (es war wirklich eines; die Zeitungen waren voll davon, und auch die BR-Rundschau kam nicht umhin, um auf das für Münchner Verhätnisse achte Weltwunder hinzuweisen) in Form eines kleinen Rückblicks zu würdigen.
Mit Sprüchen "Jetzt können Sie uns im Mondschein begegnen", "Wir nehmen dem Morgen das Grauen", "Wir haben unseren Feierabend für Sie gestrichen" und "Jetzt bringen wir Sie auch nachts ins Schwärmen" wurde am 13.09. um 1:32 Uhr der erste Nachtverkehrsanschluß abgefertigt. In einem geschmückten R 2.2-TW fuhr fuhren der Oberbürgermeister Christian Ude, Herbert König (damals Werkleiter "Verkehr" bei den SWM), andere Honorationen und viele Fans mit der Linie N20 gen Moosach.
Einen ersten, erfolglosen Versuch gab es während der Olympischen Spiele zwischen 27.08. und 10.09.1972 , als man zwei Buslinien ohne Liniennumer fahren ließ:
Karlsplatz (Stachus) – Lenbachplatz – Promenadeplatz – Odeonsplatz – Münchener Freiheit – Leopoldstraße – Ungererstraße – Studentenstadt
Karlsplatz (Stachus) – Lenbachplatz – Promenadeplatz – Odeonsplatz – Münchener Freiheit – Parzivalplatz – Scheidplatz – Petuelring – Olympiazentrum
Der dauerhaften Einführung des Nachtverkehrs gingen in dem damals über 20 Jahren bestehenden MVV immer wieder heftige Diskussionen voraus. Zumindest rang man sich Mitte der 80er Jahre dazu durch, in der Neujahrsnacht und in den letzten Tagen des Faschings die U-Bahn durchgehend fahren zu lassen. Aber ansonsten profitierte nur die Taxi-Innung vom Ignorieren des Münchner Nachtlebens durch Politik und MVV / SWM.
Mit der Wahl von Christian Ude zum OB im Juni 1993 kam endlich Schwung in die Sache. Und siehe da: Ende 1993 beschloß der Stadtrat die Einführung eines Nachtnetzes, das aus dem Hoheitshaushalt des Stadtrats finanziert wird. 2 Millionen Mark im Jahr war den ehrenamtlichen Stadträten die Sache dann doch wert.
Folgende Linien wurden täglich im Stundentakt betrieben:
N19: Pasing, Marienplatz - Willibaldplatz - Hauptbahnhof - Stachus - Maxmonument - Max-Weber-Platz - Ostbahnhof - St.-Veit-Straße
N20: Moosach - Hanauer Straße - Stiglmaierplatz - Hauptbahnhof - Stachus - Sendlinger Tor - Isartor - Max-Weber-Platz - Effnerplatz
N27: Petuelring - Kurfürstenplatz - Stachus - Sendlinger Tor - Ostfriedhof - Großhesseloher Brücke
N33: Kieferngarten - Ingolstädter Straße - Leopoldstraße - Münchner Freiheit - Odeonsplatz - Stachus - Sendlinger Tor - Harras -Luise-Kiesselbach-Platz - Aidenbachstraße - Fertigstraße
N68: Trappentreustraße - Donnersbergerbrücke - Rotkreuzplatz - Romanplatz - Laim - Blumenau - Klinikum Großhadern - Fürstenried West - Kemptener Straße
N72: Pasing, Marienplatz - Westkreuz - Neuaubing West - Lochhausen Bahnhof
N81: Dülferstraße - Feldmoching - Lerchenauer Straße - Petuelring - Scheidplatz - Parzivalplatz - Münchner Freiheit
N89: Ostbahnhof - Elsässer Straße - Leuchtenberg Unterführung - Effnerplatz - Arabellapark - Freischützstraße - Johanneskirchen Bahnhof
N91: Ostbahnhof - Elsässer Straße - Steinhausen - Riem, Alter Flughafen (nur Fr /Sa, Sa / So)
N95: Ostbahnhof - Ramersdorf - Pfanzelplatz - Quiddestraße - Krankenhaus Neuperlach - Neuperlach Zentrum
Wurde der nächtliche Verkehr trotz seiner Schwächen (mitunter seltsame Führungen, die sich nach dem geplanten Fahrzeugeinsatz richteten) ganz gut angenommen, so gab es (wie soll es in München anders sein?) Stimmen, die sich über den neuen nächtlichen Lärm beschwerten...
Nach zwei Jahren wurde das Netz modifiziert, das am 27. Oktober 1996 in Betrieb genommen wurde. Straßenbahnlinien und die Buslinie N33 fahren täglich im Stundentakt, am Wochenende fahren Tram- und Buslinien im Halbstundentakt:
N17: Amalienburgstraße - Romanplatz - Hauptbahnhof - Stachus - Sendlinger Tor - Isartor - Max-Weber-Platz - Effnerplatz
N19: Pasing, Marienplatz - Willibaldplatz - Hauptbahnhof - Stachus - Maxmonument - Max-Weber-Platz - Ostbahnhof - St.-Veit-Straße
N20: Moosach - Hanauer Straße - Stiglmaierplatz - Hauptbahnhof - Stachus - Sendlinger Tor
N27: Petuelring - Kurfürstenplatz - Stachus - Sendlinger Tor - Ostfriedhof - Großhesseloher Brücke
N33: Keilberthstraße - Ingolstädter Straße - Domagkstraße - Ungererstraße - Münchner Freiheit - Odeonsplatz - Stachus - Sendlinger Tor - Harras -Luise-Kiesselbach-Platz - Aidenbachstraße - Parkstadt Solln
N54: Münchner Freiheit - Englischer Garten - Herkomerplatz - Effnerplatz - Arabellapark - Freischützstraße - Johanneskirchen Bahnhof
N68: Münchner Freiheit - Kurfürstenplatz - Leonrodplatz - Rotkreuzplatz - Romanplatz - Laim - Blumenau - Klinikum Großhadern - Fürstenried West - Kemptener Straße
N72: Pasing, Marienplatz - Westkreuz - Neuaubing West
N81: Dülferstraße - Feldmoching - Lerchenauer Straße - Petuelring - Scheidplatz - Parzivalplatz - Münchner Freiheit
N95: Ostbahnhof - Ramersdorf - Pfanzelplatz - Quiddestraße - Krankenhaus Neuperlach - Neuperlach Zentrum
In der Milleniumsnacht 1999 / 2000 gab es ein stark erweiteres Nachtliniennetz, das neben den S- und U-Bahnlinien (letztere fuhren in dieser Nacht alle 15 Minuten statt alle wie üblich in den Neujahrsnächten alle 30 Minuten) folgende Linien aufbot:
N17: Amalienburgstraße - Romanplatz - Hauptbahnhof - Stachus - Sendlinger Tor - Isartor - Max-Weber-Platz - Effnerplatz
N19: Pasing, Marienplatz - Willibaldplatz - Hauptbahnhof - Stachus - Maxmonument - Max-Weber-Platz - Ostbahnhof - St.-Veit-Straße
N20: Moosach - Westfriedhof - Stiglmaierplatz - Hauptbahnhof - Stachus
N27: Petuelring - Kurfürstenplatz - Stachus - Sendlinger Tor - Ostfriedhof - Großhesseloher Brücke
N33: Kieferngarten - Ingolstädter Straße - Leopoldstraße - Münchner Freiheit UND Harras -Luise-Kiesselbach-Platz - Aidenbachstraße - Parkstadt Solln
36: Moosach – OEZ Ost – Olympiazentrum
N54: Münchner Freiheit - Englischer Garten - Herkomerplatz - Effnerplatz - Arabellapark - Freischützstraße - Johanneskirchen Bahnhof
N68: Münchner Freiheit - Kurfürstenplatz - Leonrodplatz - Rotkreuzplatz - Romanplatz - Laim - Blumenau - Klinikum Großhadern - Fürstenried West - Kemptener Straße
N72: Pasing, Marienplatz - Westkreuz - Neuaubing West
73: Pasing, Marienpatz – Alte Allee – Blutenburg – Amalienburgstraße
93: Trudering – Wasserburger Landstraße – Haar
94 / 192: (ist in meinen Aufzeichnungen leider nicht enthalten; hier wäre ich für Hilfe dankbar)
N95: Ostbahnhof - Ramersdorf - Pfanzelplatz - Quiddestraße - Krankenhaus Neuperlach - Neuperlach Zentrum
198 / 199: Ostbahnhof U S – Karl-Preis-Platz U – Claudius-Keller-Straße – Balanstraße > Langbürgener Straße > Ständlerstraße (zurück direkt via Balanstraße) – Balanstraße – Görzer Straße
Zwischenzeitlich beteiligte sich auch die Stadt Germering am Nachtverkehr, indem sie für die zeitweilige Verlängerung der Linie N72 bis Germering-Unterpfaffenhofen zahlte. Aber es fuhr kaum einer damit, was nicht nur daran lag, daß man den Fahrern keine Wegbeschreibung mitgab...
Das 1996 modifizierte Netz hat mit kleinen Veränderungen (N81 im Hasenbergl; seit einigen Jahren wird auch in den Nächten vor Feiertagen im Wochenendtakt gefahren) immer noch Bestand und wird immer noch aus dem Hoheitshaushalt bestritten.
Es ist immer noch nicht alles Gold, was glänzt (bestimmte Stadtteile sind heute immer noch abgehängt), aber den heute 15 - bis 25-Jährigen sei gesagt, wie schlimm die Zeit bis 1994 war, die nicht nur für mich viele Fußmärsche bedeutete...
Gruß vom
Rathgeber
