Von Hauptsignalen ungedeckte Bahnübergänge?

Rund um die Technik der Bahn
thorr
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Beitrag von thorr »

Ich fahre öfters an einer Bahnstrecke im Norden von Münster entlang, die in etwa zwei Kilometern mehr und minder stark befahrene Straßen kreuzen. Ich kann jedoch bis auf eines direkt vor einem Bahnübergang nirgends eine Rauten- oder Schachbretttafel für Einschaltkontakte entdecken und auch nur ein Bahnübergang der drei ist von in eine Richtung von einem Hauptsignal gedeckt.

Mir ist an einem der drei Bahnübergänge, der derzeit von einem Schrankenwärter bedient wird (da die Schranken wohl ziemlich knapp vor dem Kreuzen des Zugs schließen) zudem aufgefallen, dass sowohl direkt vor, als auch direkt hinter dem Bahnübergang jeweils an beiden Gleisen eine Glocke (nennt man die so?) am "Bü"-Schild installiert ist, die vor Herannahen eines Zugs meistens zweimal in unregelmäßigem Abstand kurz klingelt.

Diese Beobachtungen decken sich keineswegs mit dem, was ich bisher im Internet über das Thema finden konnte. Hat jemand von euch eine Ahnung, wie das hier geregelt ist und wozu die akustischen Signale direkt am Gleis bei dem einen Bahnübergang dienen? Ich habe auf dem Gebiet leider kaum Ahnung.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

thorr @ 1 Mar 2011, 19:34 hat geschrieben: Ich kann jedoch bis auf eines direkt vor einem Bahnübergang nirgends eine Rauten- oder Schachbretttafel für Einschaltkontakte entdecken.
Die Kennzeichnung von Einschaltkontakten von Bahnübergängen sind AFAIK nur dann nötig, wenn es sich um einen BÜ handelt, der nach einer gewissen Zeit automatisch wieder öffnet. Viele neueren Bahnübergänge bleiben geschlossen, bis der Zug sie befahren hat, damit ist die Kennzeichnung für den Lokführer ohne Relevanz. Nur bei automatisch öffnenden muss er wissen, dass er sich in einer Einschaltstrecke befindet, und im Fall eines Anhaltens/Unterschreiten einer bestimmten Geschwindigkeit in der Einschaltstrecke den Bahnübergang manuell per Hilfseinschaltung einschalten muss.
und auch nur ein Bahnübergang der drei ist von in eine Richtung von einem Hauptsignal gedeckt.
Das ist auch nicht nötig. Wo ein Hauptsignal vorhanden ist, nutzt man es, ansonsten ist der Bahnübergang nicht signalabhängig, und es wird auf andere Art die Sicherheit gewährleistet.
Mir ist an einem der drei Bahnübergänge, der derzeit von einem Schrankenwärter bedient wird (da die Schranken wohl ziemlich knapp vor dem Kreuzen des Zugs schließen)
Wenn die Schranken sehr knapp schließen deutet das eher auf Automatik als auf Schrankenwärter hin.
zudem aufgefallen, dass sowohl direkt vor, als auch direkt hinter dem Bahnübergang jeweils an beiden Gleisen eine Glocke (nennt man die so?) am "Bü"-Schild installiert ist, die vor Herannahen eines Zugs meistens zweimal in unregelmäßigem Abstand kurz klingelt.
Das kann ich grade nicht ganz zuordnen - kannst Du mal ein Foto davon machen?
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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rockstar84
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Beitrag von rockstar84 »

thorr @ 1 Mar 2011, 19:34 hat geschrieben: Glocke (nennt man die so?) am "Bü"-Schild installiert ist, die vor Herannahen eines Zugs meistens zweimal in unregelmäßigem Abstand kurz klingelt.
Ist das evtl. eine akustische Warnung für Fußgänger/Blinde, den Bahnübergang nicht zu überqueren weil ein Zug kommt?
Wenn der BÜ Halbschranken hat würde das Sinn machen noch mal zu warnen wenn der Zug sich nähert auch wenn die Schranken schon geschlossen sind...
Die "Harlingerland" ist die längste der drei Wangerooge-Fähren und wurde 1979 von der Werft Schürenstedt in Bardenfleth gebaut. Geschwindigkeit: 11,00 kn (21 km/h) Antriebsleistung: 820 kW Vermessung: 477 BRZ Motoren: 4 Fahrgäste: 635 Personen
Das Schiff ist in Besitz der Schiffahrt und Inselbahn Wangerooge, welche eine Tochtergesellschaft von DB AutoZug ist, welche eine Tochter von DB Fernverkehr ist.
Martin H.
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Beitrag von Martin H. »

Ich kenne von dem ehemaligen BÜ in Allach auch solche Leutewerke, gibt noch mehr davon. In Schongau zum Beispiel sind es elektronische Akustikwarner, bei offenem Fenster klingt das immer ganz komisch, wenn man dran vorbei fährt.

Früher war es durchaus üblich, statt des Lichtes oder zusätzlich noch ein Leutewerk zu haben.
thorr
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Beitrag von thorr »

Vielen Dank für eure Antworten!
Nur bei automatisch öffnenden muss er wissen, dass er sich in einer Einschaltstrecke befindet, und im Fall eines Anhaltens/Unterschreiten einer bestimmten Geschwindigkeit in der Einschaltstrecke den Bahnübergang manuell per Hilfseinschaltung einschalten muss.
Einer der Bahnübergange (relativ neu) hat eine Automatik-Hilfseinschalttaste. Ich würde mir das so erklären, dass vor dem Bahnübergang mehrere Gleise abgehen und der Zug das Gleis zwecks eines nahen Bahnhofs wechsel kann.
Wenn die Schranken sehr knapp schließen deutet das eher auf Automatik als auf Schrankenwärter hin.
Früher haben die Schranken erst geschlossen, da war schon der Strom deutlich in der Leitung zu hören. Da die Stelle eine abknickende Vorfahrt und generell ziemlich unübersichtlich ist, wird nun seit Anfang 2008 24 Stunden ein Schrankenwärter eingesetzt, der den Bahnübergang deutlich vor der Überquerung des Zugs manuell mittels eines Knopfs sichert. Die Bahn hatte schon damals angekündigt, den Bahnübergang erneuern zu wollen, allerdings ist bis jetzt nichts passiert. Würde es eigentlich nicht reichen, wenn man die Einschaltkontakte versetzt oder muss da immer die gesamte Technik ausgetauscht werden?
Ist das evtl. eine akustische Warnung für Fußgänger/Blinde, den Bahnübergang nicht zu überqueren weil ein Zug kommt?
Halbschranken sind es, allerdings ist das mit ziemlicher Sicherheit keine akustische Warnung für die Straßenverkehrsteilenehmer. Das Leutwerk befindet sich direkt an der Schiene für beide Gleise und leutet auch nur maximal eine halbe Sekunde lang und lange, bevor der Bahnübergang gesichert wird oder der Zug ankommt. Ich werde aber nachher oder morgen noch einmal Foto machen.
Martin H.
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Beitrag von Martin H. »

Das klingt fast nach der Streckenfernsprechverbindung die hier mit klingelt, dass der Schrankenwärter mithören kann, wann der nãchste Zug kommt.
thorr
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Beitrag von thorr »

So sieht das "Teil" aus:
Bild
Und so von vorne:
Bild

Eine Ansicht aus Schienenperspektive ist leider daneben gegangen, da meine momentane Kamera über die Reichweite absolut unbrauchbare Bilder macht und ich keiner bin, der sich auf die Schienen begibt - vor allem nicht, wenn mir dabei ein Schrankenwärter zuschaut ;) Ich hoffe allerdings, dass man das so erkennen kann.
Systemfehler
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Beitrag von Systemfehler »

Frag doch einfach mal den Schrankenwärter, vielleicht weiß der ja, was das sein soll ;)
thorr
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Beitrag von thorr »

Der darf leider gar keine Auskünfte geben, da er nur Angesteller eines Subunternehmens der Bahn ist (so wurde es mir zumindest von einer lokalen Zeitung herangetragen) - vor dem Häuschen steht auch nur ein Fahrzeug eines Sicherheitsdiensts mit Essener Kennzeichen. Ich kann mir aber auch nicht vorstellen, dass er weiß, was es damit auf sich hat, denn in direkter Verbindung scheinen die Wecker nicht mit dem Schrankenwärtercontainer zu stehen, zumal sie auch nochmal einen Bahnübergang weiter, der unbewacht ist, und generell an jedem "BÜ"-Schild angebracht sind. Aber ich muss auch dazu sagen, dass ich gar keine Ahnung habe, welche Übersicht der Schrankenwärter über herannahende Züge hat.

Ich bin etwas verwundert, denn ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass mir die Fachleute hier schon nach der wörtlichen Beschreibung eine sichere Antwort geben können. Ich will jetzt aber auch nicht meine Hand dafür ins Feuer legen, dass das akustische Signal wirklich von den Geräten kommt, denn beim genaueren Betrachten heute konnte ich keine Glocken erkennen. Vielleicht kann ich das ja mal an Aiman Abdallah weiterreichen :D
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rockstar84
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Beitrag von rockstar84 »

thorr @ 7 Mar 2011, 22:56 hat geschrieben: Vielleicht kann ich das ja mal an Aiman Abdallah weiterreichen :D
Gute Idee!

Ein Fall für "Galileo Mystery" ;)
Die "Harlingerland" ist die längste der drei Wangerooge-Fähren und wurde 1979 von der Werft Schürenstedt in Bardenfleth gebaut. Geschwindigkeit: 11,00 kn (21 km/h) Antriebsleistung: 820 kW Vermessung: 477 BRZ Motoren: 4 Fahrgäste: 635 Personen
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Beitrag von eherl2000 »

Für m ich sie3ht das aus wie ein gewöhnlicher Schaltkasten. D. h. hier laufen vermtl. Kabel zusammen.
thorr
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Beitrag von thorr »

Der Ursprung des akustischen Signals sind tatsächlich nicht die Schaltkästen, sondern ein Wecker am BÜ-Häuschen über einem Streckenfernsprecherkasten. Wodurch wird das Signal denn ausgelöst und wozu genau dienen die Streckenfernsprecher?

PS: Tut mir Leid, wenn ich zu viel frage - ich würde Google bemühen, allerdings findet man zu dem Thema leider sehr wenig im Internet.
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jonashdf
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Beitrag von jonashdf »

Das ist die Zugmeldung vom nächsten Stellwerk. Auf Gut Deutsch: Telefonklingel, um es einfach zusagen. Dann weiß der Wärter die Schranke zuschließen.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

thorr @ 9 Mar 2011, 23:13 hat geschrieben: Der Ursprung des akustischen Signals sind tatsächlich nicht die Schaltkästen, sondern ein Wecker am BÜ-Häuschen über einem Streckenfernsprecherkasten. Wodurch wird das Signal denn ausgelöst und wozu genau dienen die Streckenfernsprecher?
Na bitte :-)
Ich bin etwas verwundert, denn ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass mir die Fachleute hier schon nach der wörtlichen Beschreibung eine sichere Antwort geben können.
Das geht aber auch nur wenn die Frage genau genug gestellt ist.

Generell: Der Posten wird durch den Fahrdienstleiter telefonisch informiert (Mithören der Zugmeldung oder separater Anruf nur für den Posten) über die Zugfahrt, u.a. über die Zugnummer und die voraussichtliche Abfahrtszeit. Aus diesen Angaben berechnet der Posten dann den Zeitpunkt bei dem er die Schranke schließen muss.

Die Klingel ist das Rufzeichen, welches bei der Bahn meist manuell abgegeben wird. Über ein Klingelzeichen können die an einer Leitung parallel hängenden Teilnehmer separat gerufen werden, dieses Klingelzeichen ist das was man hört.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Beitrag von thorr »

Das geht aber auch nur wenn die Frage genau genug gestellt ist.
Ich hatte ja auch etwas völlig Falsches, gar nicht Existierendes beschrieben. :unsure:

Das ist auf jeden Fall interessant. Gibt der Fahrdienstleiter immer eine Meldung durch oder gibt er sie nur an Strecken durch, an denen Posten abgestellt sind?

Ich hab auch noch eine Frage zu den Hauptsignalen. Wie ist das bei voll beschrankten Bahnübergängen? Müssen diese von Hauptsignalen gedeckt sein oder gibt es auch hier andere Möglichkeiten der Sicherung?
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Beitrag von Tux40000 »

thorr 
  Geschrieben am: 29 Apr 2011, 12:30 


Das ist auf jeden Fall interessant. Gibt der Fahrdienstleiter immer eine Meldung durch oder gibt er sie nur an Strecken durch, an denen Posten abgestellt sind?

Ich hab auch noch eine Frage zu den Hauptsignalen. Wie ist das bei voll beschrankten Bahnübergängen? Müssen diese von Hauptsignalen gedeckt sein oder gibt es auch hier andere Möglichkeiten der Sicherung?
Na da der Kollege im Nachbarstellwerk kein Rätselraten haben möchte werden Meldungen immer abgegeben. Es gibt auch Zugnummernmeldeanlagen, da ist m.W. dann kein Schrankenposten auf der Strecke.

Die Anzahl der Schranken (halb- / voll beschrankt) hat nichts mit dem Sicherungsverfahren zu tun.

Grüße, Bernd
ex FDL KRH, KTR (SpDrS60), ex FIV Ausbilder
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Beitrag von Systemfehler »

Zugmeldungen gibt der Fdl nur durch, wenn die Strecke nicht mit einer Zugnummermeldeanlage ausgerüstet ist (und in ein paar speziellen Einzelfällen, z.B. außergewöhnliche Sendungen (auSend), bei Defekt der ZNA, wenn auf dem Gegengleis gefahren wird, etc.).
Bei einer auSend gibt dann zum Beispiel auch in der BZ der Fdl Mering 1 dem Fdl Mering 2 eine Zugmeldung, und die beiden hocken keine 2 Meter auseinander ;)

Zwischen Schrankenposten und ZNA besteht kein Zusammenhang.
Die Strecke München - Regensburg hat ja bekanntermaßen noch den einen oder anderen Posten, nämlich u.a. Fasanerie und Lohhof, und ist auch mit ZNA ausgerüstet. In diesem Fall hat dann der Posten auch eine Anzeige der ZNA bei sich.
Der Posten Fasanerie hat sogar ein kleines "Stellpult" in DrS60-Technik. Er kurbelt manuell die Schranken runter, und danach prüft er den Gefahrenraum, und meldet dann an seinem Pult den Gefahrenraum frei. Erst dann geht das deckende Hauptsignal auf Fahrt.
Auf einem extra Monitor ist quasi die Strecke abgebildet, ich glaube von Lohhof oder USH bis Neulustheim, so ungefähr.

Wenn nun allerdings ein Bahnübergangsposten (BÜP) an der Strecke ist, dann muss dieser per Zugmeldung oder Einzelruf benachrichtigt werden.
Schrankenposten: Sitzt immer an seiner Schranke, in seinem Häuschen.
BÜP: Steht außerplanmäßig an einem unbesetzten Bü, weil dieser wegen Arbeiten oder einer Störung nicht funktioniert.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

thorr @ 29 Apr 2011, 12:30 hat geschrieben: Ich hab auch noch eine Frage zu den Hauptsignalen. Wie ist das bei voll beschrankten Bahnübergängen? Müssen diese von Hauptsignalen gedeckt sein oder gibt es auch hier andere Möglichkeiten der Sicherung?
Der Bahnübergang muss grundsätzlich von einem Signal gedeckt sein, ansonsten könnte die Bahnübergangsanlage ja keinen Zug aufhalten, wenn der Gefahrenraum belegt ist.

Bisher war hier ein Hauptsignal zwingend erforderlich (und eine Bedienmöglichkeit für den Fahrdienstleiter um die Schranken bei Bedarf wieder kurz öffnen zu können), jetzt sollen dann aber auch Bü-Signale für Vollschrankenbahnübergänge mit Gefahrraumfreimeldung zugelassen werden. Ob man das schon irgendwo gebaut hat weiß ich nicht.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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jonashdf
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Beitrag von jonashdf »

Zur Info: Auf der Strecke nach Schliersee (genau genommen bei Agatharied und Darching) gibt es auch noch Schranken die per Zugmeldung geschlossen werden. Eine der wenigen in Bayern würde ich mal behaupten.
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Beitrag von mapic »

jonashdf @ 29 Apr 2011, 22:56 hat geschrieben:Auf der Strecke nach Schliersee (genau genommen bei Agatharied und Darching)
Naja, genau genommen eigentlich ganz wo anders... :D
Also es gibt einen zwischen Holzkirchen und Darching, der ist aber eher bei Holzkirchen als bei Darching (fast beim Evsig), der Posten ist aber sowieso nicht ständig besetzt.
Sämtliche BÜs in der Nähe von Agatharied sind lokführerüberwacht.
Es gibt dann noch einen Schrankenwärter mitten in Hausham, der in der Vergangenheit auch schon für viele öffentliche Diskussionen gesorgt hat, nachdem mehrmals Züge bei offenen Schranken durch sind und der Übergang laut Ankündigungen der DB eigentlich schon seit Jahren durch einen modernen oder sogar eine Unter- oder Überführung ersetzt werden sollte.
Und dann gibts noch eine Anrufschranke in der Nähe von Miesbach.
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Beitrag von Systemfehler »

mapic @ 29 Apr 2011, 23:08 hat geschrieben: Es gibt dann noch einen Schrankenwärter mitten in Hausham, der in der Vergangenheit auch schon für viele öffentliche Diskussionen gesorgt hat, nachdem mehrmals Züge bei offenen Schranken durch sind
Ja, und das wurde jedes Mal so dargestellt, als wäre der Zug ungebremst drüber gerauscht und die Autos knapp einer Katastrophe entgangen.

Dabei ist das ein Posten, der nicht durchgehend besetzt ist. Wenn sich nun zum ersten Zug hin der Posten nicht beim Fdl anmeldet, dann bekommt der Zug einfach einen Befehl 8 mit, und sichert den Übergang selber. Da ist überhaupt nix gefährliches dabei...
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Beitrag von mapic »

Ja, dass der Posten nicht besetzt war gab es natürlich auch öfter, das passiert auch bei den Fdl hin und wieder, das ist ja nichts ungewöhniches und auch nichts gefährliches, aber dass der Zug ohne Befehl daher kommt ist eben auch ein paar mal vorgekommen, aus welchem Grund kann ich aber nicht sagen.

Ich habe gerade auf die Schnelle z.B. das hier gefunden:
http://www.merkur-online.de/lokales/nachri...rch-358076.html

Allein die Uhrzeit passt da schon nicht zu deiner These. ;)
Martin H.
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Beitrag von Martin H. »

Boris Merath @ 29 Apr 2011, 22:25 hat geschrieben: ..... jetzt sollen dann aber auch Bü-Signale für Vollschrankenbahnübergänge mit Gefahrraumfreimeldung zugelassen werden. Ob man das schon irgendwo gebaut hat weiß ich nicht.
Der bei Eschenlohe, an dem es 111 004 zerlegt hat, die drei noch geöffneten BÜ zwischen Uffing und Murnau, davor mit bis zu vier Rautentafeln vollgepflastert, pro BÜ.

Der letzte zwischen Polling und Huglfing weiß ich jetzt nicht, war da bisher nur Nachts, der hat aber auf jeden Fall ein tolles neues BÜ-Signal auf das erst mal nirgends hingewiesen wurde und jeder erst mal Nachts annahm, ja wo kommt denn das Vorsignal her? Bei dem kann ich aber nachher mal schauen, Radlsonderzug 59536 Mittenwald-München, hält nicht in Tutzing, Huglfing, Uffing, Ohlstadt, Farchant. B)
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Beitrag von Systemfehler »

mapic @ 29 Apr 2011, 23:42 hat geschrieben: Allein die Uhrzeit passt da schon nicht zu deiner These. ;)
Hm ja, stimmt allerdings...

Ich glaube, Hausham dürfte so ziemlich der letzte wärterbediente, nicht signalgedeckte Bü sein, deswegen ist der wohl so brisant.
mapic
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Beitrag von mapic »

Na mittlerweile ist er ja signalgedeckt, eben nach diesen Vorfällen, allerdings notgedrungen durch die Asigs Schliersee und Miesbach. Seitdem ist das Problem dieses Übergangs eher, dass er regelmäßig für Verkehrschaos sorgt.
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Beitrag von ropix »

Systemfehler @ 30 Apr 2011, 19:17 hat geschrieben: Ich glaube, Hausham dürfte so ziemlich der letzte wärterbediente, nicht signalgedeckte Bü sein, deswegen ist der wohl so brisant.
Wie schauts mit den Lindauer Posten aus (bzw den Posten auf dem Weg nach Lindau?) - inzwischen alle weg, ansonsten gibts da nämlich mindestens einen nichtsignalgedeckten :D
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Beitrag von Boris Merath »

Martin H. @ 30 Apr 2011, 09:27 hat geschrieben: Der bei Eschenlohe, an dem es 111 004 zerlegt hat, die drei noch geöffneten BÜ zwischen Uffing und Murnau, davor mit bis zu vier Rautentafeln vollgepflastert, pro BÜ.
Ich meinte aber jetzt Bü-Signal im Sinn von Bü0/Bü1, nicht im Sinn von Rautentafel :-)
Der letzte zwischen Polling und Huglfing weiß ich jetzt nicht, war da bisher nur Nachts, der hat aber auf jeden Fall ein tolles neues BÜ-Signal auf das erst mal nirgends hingewiesen wurde und jeder erst mal Nachts annahm, ja wo kommt denn das Vorsignal her?
Das verstehe ich jetzt grade nicht ganz - was für ein BÜ-Signal, was für ein Vorsignal? Ist der durch ein neues Hauptsignal gedeckt?

Für die Bü0/1-gedeckten Vollschrankenübergänge mit Gefahrraumfreimeldung brauchts wohl auch noch eine entsprechende Richtlinie/Richtlinienänderung für den Lokführer, da hier für den Lokführer auch einiges zu beachten ist.
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Beitrag von Martin H. »

Diese insgesamt vier BÜs die ich meine, bei Munau und Polling, sind mit BÜ0/1 gedeckt, bei den drei Murnauern allerdings sind diese mit haufenweise Rautentafeln angekündigt, erst eine Raute, dann zwei..., dann das BÜ-Signal.

Bei allen ist es so, dass diese früher fernüberwacht waren, da jetzt aber fast alle Bahnhöfe der Strecke am ESTW Garmisch hängen, kann dieser nicht mehr alle überwachen. Die Funktion des BÜs ist praktisch immer noch die gleiche wie die eines fernüberwachten, das BÜ-Signal zeigt nur an, ob die Anlage grundsätzlich in Ordnung ist und nciht mehr, ob der BÜ tatsächlich gesichert ist. Das als Wissen nebenbei.
Man hat jetzt aber festgestellt, dass bei den Radarüberwachten bei einer Besetztmeldung niemand mehr sagen kann, was denn jetzt ist, es sollen sich schon mehrmals Autofahrer eingeschlossen haben, dann eben Hp0 oder BÜ0. Jetzt sollen nach und nach alle mit Öffnungsschlüsselkästen im Bereich der Radareier nachgerüstet werden, das kam dieses Jahr im Unterricht dran und das war es eigentlich schon mit den Besonderheiten. Ach ja, Grundstellerzeiten haben diese Anlagen nicht mehr.

Das mit dem Vorsignal, bei allen hat man ja die neuen BÜ-Signale verbaut, mit den zwei gelben Scheiben unten, beim Pollinger nicht nur reflektierender sondern sogar leuchtend, offenbar ohne Nachtschaltung. Das macht natürlich, wenn man von so einer kräftigen Lampe des Nachts geblendet wird, den Eindruck eines Vorsignals.
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Beitrag von jonashdf »

Im Mittenwaldbahnforum wird man fündig und man klickt HIER !
Gruß
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Beitrag von Boris Merath »

Martin H. @ 1 May 2011, 12:30 hat geschrieben: Die Funktion des BÜs ist praktisch immer noch die gleiche wie die eines fernüberwachten, das BÜ-Signal zeigt nur an, ob die Anlage grundsätzlich in Ordnung ist und nciht mehr, ob der BÜ tatsächlich gesichert ist. Das als Wissen nebenbei.
Was aber nur bei Lichtzeichen oder Halbschrankenanlagen geht. Vorteil ist eine Verkürzung der Einschaltzeiten und damit geringere Wartezeiten für Autofahrer.
Man hat jetzt aber festgestellt, dass bei den Radarüberwachten bei einer Besetztmeldung niemand mehr sagen kann, was denn jetzt ist, es sollen sich schon mehrmals Autofahrer eingeschlossen haben, dann eben Hp0 oder BÜ0.
Die Frage wäre jetzt: Gibt es auch Vollschrankenübergänge mit Bü0-Signal auf der Strecke? Vollschranke mit Hp-Überwachung sowie Halbschranke mit Bü0-Überwachung ist ja nichts neues :-)
Jetzt sollen nach und nach alle mit Öffnungsschlüsselkästen im Bereich der Radareier nachgerüstet werden, das kam dieses Jahr im Unterricht dran und das war es eigentlich schon mit den Besonderheiten.
Das kann ich mir bei den Hp-abhängigen Vollschranken-BÜs ehrlich gesagt grade nicht so ganz vorstellen - hier kann der Fdl ja den BÜ direkt öffnen. Was wäre hier der Vorteil wenn der Tf auch die Möglichkeit dazu hätte?
Das mit dem Vorsignal, bei allen hat man ja die neuen BÜ-Signale verbaut, mit den zwei gelben Scheiben unten, beim Pollinger nicht nur reflektierender sondern sogar leuchtend, offenbar ohne Nachtschaltung. Das macht natürlich, wenn man von so einer kräftigen Lampe des Nachts geblendet wird, den Eindruck eines Vorsignals.
Bis 120km/h sind reflektierende scheiben drauf, über 120km/h sind aktiv leuchtende Pflicht. Kann das hier hinkommen?
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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