Bahnübergänge für Landwirtschaft

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Mühldorfer
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Beitrag von Mühldorfer »

Nebenstrecken haben oft aus "Alten Rechten" eine sehr große Anzahl von Bahnübergängen, die anliegenden Landwirte haben jederzeitige Wegerechte sofern kein Zug kommt. Da die Überegänge aus Geldmangel nicht aufwendig gesichert sind gibt es Pfeifsignale und massiv viel Langsamfahrstellen.

In Schottland sah ich jetzt eine sachlich ( juristisch? ) praktikable Lösung: Die fußgängerdichten Tore waren mit Vorhängeschlössern gesichert, Schlüssel haben wohl Eisenbahner als auch BERECHTIGTE eingewiesende Landwirte die verpflichtet wurden mit dem Fahrdienstleiter vor dem Tor öffen Kontakt aufzunehmen, telephonisch.

Beschilderung: "Privat level crossing Authorised Users only"

Dazu war ein Warnheinweis daß Nichtverschließen eine "penalty" bis zu 1000Pfund kosten kann.

Wäre das mit den alten Wegerechten bei uns vereinbar, dort also die Wegenutzung nichtmehr öffentlich sondern beschränkt auf die landwirtschaftlichen Anlieger, Vorteil wäre eine deutliche Anhebeung möglicher Geschwindigkeit Kosteneinsparung und weniger "Pfeifkonzerte"!
Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

Soweit ich weiß haben wir an Nebenbahnen auch Privatübergänge, die zusätzlich zu den Andreaskreuzen lediglich durch ein entsprechendes Schild gesichert sind. Es gibt keine Pfeiftafeln und auch keine zusätzlichen Geschwindigkeitsbeschränkungen.
mapic
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Beitrag von mapic »

Also Übergänge nur für Berechtigte gibt es auch in Deutschland ziemlich viele. Diese sind allerdings meistens nicht abgesperrt, sondern es steht eben einfach nur ein Schild da, das darauf hinweist, dass es sich um einen Privatüberweg handelt, der nur von den Berechtigten Personen benutzt werden darf. Häufig ist dann noch nicht mal ein Andreaskreuz mit dabei. Pfeiftafeln oder Geschwindigkeitsbegrenzungen können aber je nach Situation durchaus vorhanden sein.

Auf der Tegernseebahn gibt es einen Übergang, der mit einem Tor und Schlüssel gesichert ist. Der Schlüssel wird beim Fdl aufbewahrt. So lange der Schlüssel für die Benutzung des Übergangs vom Fdl ausgegeben ist, erhält jeder Zug einen Befehl, vor dem betreffenden BÜ zu halten.

Ach ja, noch eine Ergänzung:
Ebenfalls auf der Tegernseebahn gibt es einen mit einer abgesperrten Schranke gesicherten Übergang. Die Schranke wurde vom zuständigen Bauern selbst aufgestellt und dieser hat auch als einziger den Schlüssel dafür. Das ganze hat er eingerichtet in der Hoffnung, dass die Züge vor dem Übergang dann nicht mehr pfeifen würden. Das hat allerdings nicht geklappt. Wenn er den Schlüssel so wie im oben beschriebenen Fall zum Fdl abgeben würde, wäre die Chance etwas größer... :D
Systemfehler
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Beitrag von Systemfehler »

mapic @ 8 Aug 2011, 22:24 hat geschrieben: Ebenfalls auf der Tegernseebahn gibt es einen mit einer abgesperrten Schranke gesicherten Übergang. Die Schranke wurde vom zuständigen Bauern selbst aufgestellt und dieser hat auch als einziger den Schlüssel dafür. Das ganze hat er eingerichtet in der Hoffnung, dass die Züge vor dem Übergang dann nicht mehr pfeifen würden.
*lol* Geniale Logik!
Dazu müsste er mal in die ESO schauen, warum die Züge pfeifen.
Und dann die Pfeiftafeln abmontieren, den Quell des Übels.
Das dürfte dann allerdings einen Straftatbestand nach § 315 StGB darstellen.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Es wäre aber in der Tat eine interessante Sache, ein Bahnübergangssicherungssystem mit sehr niedrigen Kosten für diese Art landwirtschaftlicher Bahnübergänge auf schwach befahrenen Strecken zu haben - ich würde dabei an ein technisch gestütztes verfahrensgesichertes System denken. Hier könnte man vielleicht mit manuell bedienten Schranken arbeiten, die entweder über Mobilfunk oder über ein Zahlencodesystem vom Fahrdienstleiter abhängig gemacht werden könnten.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
Mühldorfer
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Beitrag von Mühldorfer »

Elektrisch verriegelt und überwacht mit manueller Öffnung und Schließungdurch den Berechtigten könnte auch mit den vorhandene Streckenleitungen ( "Telegraphen"drähte oder -kabel ) gemacht werden. Wenn keine Stromversorgung benötigt wird sondern nur wenige Milliampere für einen Anrufsprechkreis, eine Schlüsselerkennung, Entriegelung und Rückmeldung des ordnungsgemäßen Wiederverschluß, dann reichen Fernmeldeleitungen.

Betriebstechnisch: Wenn kein Verschluß, dann Fahrbefehl für Halt am Übergang, sonst Streckengeschwindigkeit. Gäbe das die EBO her?

Verschluß bedeutet ja es kann kein Fremder blind unter Mißachtung des Andreaskreuz vor den Zug fahren. Ein vom Berechtigten vorsätzlich eingesperrtes Hinderniss auf dem Gleis sollte wohl nicht als ständige Gefahr betrachtet werden.
BR 430
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Beitrag von BR 430 »

Tach,


Es gibt auch sogenannte Anrufschranken. Selber kenne ich eine.

Auf der Strecke Stuttgart - Ulm zwischen Westerstetten und Beimerstetten.

Dort sind nur Wiesen und Felder. Die Schranke am BÜ ist generell geschlossen. Es gibt einentsprechendes Hinweisschild und eine Sprechsäule mit der man Verbindung zum Fdl Beimerstetten aufnehmen kann. Der macht dann die Schranke auf. Aus Richtung Stuttgart kommend gibt es davor ein Sbk und aus Richtung Beimerstetten is dann keine Ausfahrt möglich.
*DADONG* Gleis 102: Einfahrt S 6 nach Weil der Stadt, über Leonberg mit S 60 nach Böblingen, über Leonberg. Der Zug wird in Renningen geteilt. Abfahrt: 17 Uhr 03.
Mühldorfer
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Beitrag von Mühldorfer »

Richtig, ist mir bekannt, nur wie hoch sind die Kosten gegenüber manuell bedienten Toren durch Berechtigte und nur fermeldetechnisch erfolgter Verriegelung und -überwachung?
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Mühldorfer @ 9 Aug 2011, 00:35 hat geschrieben: Elektrisch verriegelt und überwacht mit manueller Öffnung und Schließungdurch den Berechtigten könnte auch mit den vorhandene Streckenleitungen ( "Telegraphen"drähte oder -kabel ) gemacht werden.
Die Streckenleitung ist aber heute in vielen Fällen nicht mehr vorhanden, oder aufgegeben (wird also nicht mehr gewartet), oder es stehen keine freien Adern zur Verfügung. Ich persönlich bevorzuge kabelbasierte Systeme auch - aber das ist halt häufig nicht so einfach möglich.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Ijon Tichy
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Beitrag von Ijon Tichy »

Sowas gibt es auch hierzulande. Nennt sich "Abschlüsse". Siehe EBO § 11, Abs. 10. Ein solches Teil habe ich selbst in meinem Wirkungskreis. Hauptbahn mit 70 km/h an der fraglichen Stelle.

MfG
Mühldorfer
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Beitrag von Mühldorfer »

Allerdings schreibt ( leider ) die EBO von Privatwegen, die Wegerechte betroffender Landwirte laufen aber auf öffentlichen Wege die allenfallls nach STVO in der Benutzung für Fahrzeugtypen udn Verkehrsarten eingeschränkt werden können, nicht aber nur für spezielle Nutzer. Der Begriff "anlieger2 ist wohl da nicht scharf genug um den Status "Privatweg" ereichen zu können.
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Wieso muss man eigentlich in einer Überschrift Ausrufezeichen setzen?
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Systemfehler
Kaiser
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Beitrag von Systemfehler »

Weils der Mühldorfer geschrieben hat... :rolleyes:
Daniel Schuhmann
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Beitrag von Daniel Schuhmann »

Iarn @ 9 Aug 2011, 19:38 hat geschrieben: Wieso muss man eigentlich in einer Überschrift Ausrufezeichen setzen?
Muss man nicht. Fixed.
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