Mitte April hat mich das Reisefieber nach Südamerika gezogen. Dabei konnte ich einige Eindrücke vom ÖPNV in Buenos Aires und Rio de Janeiro sammeln, die ich im folgenden etwas näher vorstellen möchte.
Beginnen möchte ich mit dem Oberflächenverkehr von Argentiniens Metropole. Nach und nach möchte ich dann etwas zur U-Bahn der Portenos (so nennen sich die Einwohner) und schließlich zu den vielfältigen Verkehrsmitteln von Rio de Janeiro berichten.
Buenos Aires hat wie viele Städte ein einstmals umfangreiches Straßenbahnnetz besessen. Das alte Netz wurde leider bis 1964 stillgelegt. Dennoch gibt es eine Gelegenheit, die klassische Tram in B.A. zu erleben. Die örtlichen Straßenbahnfreunde nennen eine Sammlung mit historischen Fahrzeugen ihr eigen.
Diese sind im Betriebshof Emilio Mitre außerhalb der Innenstadt hinterstellt. Die Anlagen dienen zugleich als Betriebshof für die Wagen der U-Bahn-Linie A (genannt Subte), welche die älteste U-Bahn Südamerikas (1913) ist. Die Linie A wird noch von Originalfahrzeugen mit Holzaufbau bedient und ist damit sogar für den gemeinen Touristen eine Sehenswürdigkeit

Doch zurück zu den Örtlichkeiten. Hier Eindruck der Betriebshofanlagen, an denen bei unserem Erscheinen einiges rangiert wurde. Im Hintergrund die U-Bahn-Wagen der Linie A.
Das silberne Fahrzeug stammt aus den 50er-Jahren und zeigt eine doch recht weit entwickelte Seite des auslaufenden Betriebs.

Das froschgrüne Gefährt kommt als so eine Art Partywagen zum Einsatz und repräsentiert die Zeit der Pre-Metro-Ära.

Für die historischen Trams steht um die Häuserblocks entlang des Betriebshofs ein knapp drei Kilometer langer Rundkurs zur Verfügung, an denen am Wochenende zur Freude des Publikums kostenlose Fahrten stattfinden. Es kommt wohl an jedem Fahrtag ein anderes Fahrzeug zum Einsatz, bei uns war es der Zweiachser 652.


Die Rundfahrt dauert etwa 20 Minuten und wird durch Erklärungen zum Fahrzeug kurzweilig gestaltet - zumindest für diejenigen, die der heimischen Sprache mächtig sind


Zum Glück gibt es in B.A. aber nicht nur einen Museumsbetrieb, sondern auch zaghafte Pflänzchen einer Tram-Renaissance.
Diese "Tren del Este" genannte Linie, fährt entlang des Gebiets Puerto Madre, das ist ein ehemaliges Hafengebiet, welches nun für vielfältige Wohn- Geschäfts- und Vergnügungszwecke revitalisiert wird, man kann es in gewisser Weise mit der Speicherstadt vergleichen.
Hier wurde auf einer ehemaligen Eisenbahnstrecke eine moderne Tram angelegt. Diese fährt allerdings über 2km gerade mal vier Stationen weit, dazu nur eingleisig mit Ausweichen und hat nach meiner Beobachtung nicht einmal einen eigenen Betriebshof, sondern lediglich ein Wartungsgleis am südlichen Ende der Strecke. Seinen Dienst verrichtete hier ein einsamer, aber sehr moderner Citadis.


Leider reicht das nicht, um den Oberflächenverkehr in B.A. abzuwickeln. Dominierendes Verkehrsmittel sind die Stadtbusse, genannt Collectivos. Hier ist jede Linie völlig individuell gestaltet, was mitunter zu sehr bunten Ansichten im Straßenraum führt.



Auch wenn die Busse von Privatgesellschaften betrieben werden, so gibt es zumindest einen Einheitstarif von 1,25 Pesos (ca. 25 Cent) im Stadtgebiet. Die müssen allerdings mit Münzgeld an einem Automaten entrichtet werden, was in einem Land mit akutem Münzgeldmangel schon einmal zu existentiellen Problemen führen kann...

Soweit meine ersten Eindrücke aus dem Land der Gauchos.