Fahrscheinfreier ÖPNV

Fragen und Diskussionen zu den Tarifen von Bahnen und Verkehrsverbünden.
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Beitrag von GSIISp64b »

Lazarus @ 18 Sep 2011, 23:29 hat geschrieben: Bei einem kostenlosen ÖPNV sehe ich weniger das Problem wie man so eine Steuer umsetzt, sondern eher wie man dann verhindert, das das System ÖPNV net wegen der enormen Fahrgastzuwächse kollabiert. Daher halte ich von der Idee relativ wenig sorry.
Oh mein Gott, es werden mehr Leute Bahn fahren?

Nimmt man halt das Geld, das dann im Straßenbau überflüssig wird.
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Galaxy
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Beitrag von Galaxy »

GSIISp64b @ 18 Sep 2011, 23:27 hat geschrieben:Und deshalb darf man sich keine Gedanken machen, wo man Steuern erhöht, um Mehrausgaben refinanzieren zu können (oder wo man Ausgaben einspart, um andere Ausgaben zu ermöglichen)?
Boris Merath @ 18 Sep 2011, 23:27 hat geschrieben:Ja und?
Wenn ich GSIISp64b richtig verstanden habe, wollte er eine Steuer eintreiben, die dem ÖPNV zugute kommt, und je nach Einkommen erhoben wird. Das ist nicht machbar.
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Beitrag von Ionenweaper »

Galaxy @ 18 Sep 2011, 23:34 hat geschrieben:


Wenn ich GSIISp64b richtig verstanden habe, wollte er eine Steuer eintreiben, die dem ÖPNV zugute kommt, und je nach Einkommen erhoben wird. Das ist nicht machbar.
Einkommenssteuer? Nicht zweckgebunden, kannste wenn du willst auch in beliebig großen Teilen in den ÖPNV stecken. ;) Musst es eben wollen. Wird heute auch schon gemacht (neben anderen Steuern), wenn der Kostengrad unter 100% ist - also quasi überall.
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Beitrag von GSIISp64b »

Ionenweaper @ 18 Sep 2011, 23:34 hat geschrieben: Einkommenssteuer? Nicht zweckgebunden, kannste wenn du willst auch in beliebig großen Teilen in den ÖPNV stecken. ;) Musst es eben wollen.
Prinzipiell war das der Gedankengang, aber die Einkommenssteuer ist ja imho weder Sache der Kommune noch der Länder. Da liegt der Hund begraben.
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Beitrag von GSIISp64b »

Galaxy @ 18 Sep 2011, 23:34 hat geschrieben: Wenn ich GSIISp64b richtig verstanden habe, wollte er eine Steuer eintreiben, die dem ÖPNV zugute kommt, und je nach Einkommen erhoben wird. Das ist nicht machbar.
Wie Ionenweaper bereits sagte, ist das meines Erachtens falsch.
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Beitrag von Boris Merath »

Lazarus @ 18 Sep 2011, 23:29 hat geschrieben: Bei einem kostenlosen ÖPNV sehe ich weniger das Problem wie man so eine Steuer umsetzt, sondern eher wie man dann verhindert, das das System ÖPNV net wegen der enormen Fahrgastzuwächse kollabiert. Daher halte ich von der Idee relativ wenig sorry.
Dann kauft man halt kurzfristig ein paar hundert Busse, mittelfristig baut man die Tram aus - Platz ist dann ja da, wo bisher die Autos fuhren, genug vorhanden.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Beitrag von Galaxy »

GSIISp64b @ 18 Sep 2011, 23:37 hat geschrieben: Wie Ionenweaper bereits sagte, ist das meines Erachtens falsch.
Jeder €uro Steuern fließt immer in den Gesamthaushalt. Natürlich kann eine Regierung die ÖPNV Ausgaben erhöhen, und dann die Mehrkosten per Steuern rein holen, aber es darf kein Ausgabenzwang existieren. Die Gelder könne umdisponiert werden. Der ÖPNV hat kein Anspruch auf das Geld.
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Beitrag von JNK »

Mein Vorschlag für Wuppertal war eine Abgabe an alle Haushalte, damit Familien nicht über Gebühr belastet werden. Das finde ich fairer.
Kabel Deutschland kann 1.800.000 Berliner Haushalte erreichen, das sind 95% aller Berliner Haushalte, insges. also ca. 1.900.000
http://www.zdnet.de/news/39159937/kabel-in...r-haushalte.htm

BVG Ausgaben / Haushhalte / 12 Monate:
1.201.410.000 / 1.900.000 / 12 = 52,69 € pro Haushalt / Monat

Ich kann nur mit den Angaben arbeiteten, die ich habe. Wenn jemand die Ausgaben der S-bahn Berlin kennt, kann er sie ja einstellen und wir können sie hinzu rechnen.

Jetzt noch ein paar Anmerkung:
1.Steuern dürfen nicht zweckgebunden sein, Gebühren schon
2.Natürlich werden bei höherer Nutzung höhere Kosten anfallen. Dafür entfallen andere Kosten (Ticketing) und Straßenerhaltung durch weniger Autoverkehr.
3.Personen, die dies nicht selber zahlen können, sollten vom Bund unterstützt werden. Erhebt man eine Wohnungsgebühr als Zuschlag zur Miete, (damit nur Haushalte zahlen müssen), wäre das als Teil des Wohngelds zu zahlen. Zahlt das die Stadt oder Bund?
4. @ lazarus: Wir leisten uns derzeit zwei defiizitäre Verkehrssysteme, ÖPNV und MIV, beides zu Lasten der Kommunen. Wie wäre es, wenn wir ein System finanzieren und damit das andere Defizit signifikant reduzieren. Ich glaube kaum, dass dann alle die Busse stürmen, sie kommen ja kaum rein. Wenn die Straßen leer werden, ist das Auto auch wieder sehr gut, da es nicht im Stau steht. Ich finde, der Effekt des fahrscheinlosen Nahverkehrs ist nicht so einfach zu berechenen. Aber natürlich müsste man in der Folge investieren.
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Beitrag von Galaxy »

Boris Merath @ 18 Sep 2011, 23:44 hat geschrieben: Dann kauft man halt kurzfristig ein paar hundert Busse, mittelfristig baut man die Tram aus - Platz ist dann ja da, wo bisher die Autos fuhren, genug vorhanden.
Wird die Anzahl derAutos so signifikant sinken, das man Straßen zurückbauen kann?
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Beitrag von GSIISp64b »

Galaxy @ 18 Sep 2011, 23:50 hat geschrieben: Wird die Anzahl derAutos so signifikant sinken, das man Straßen zurückbauen kann?
Entscheidend ist nicht die Anzahl der Autos, sondern der mit Autos zurückgelegten Kilometer. Und ja, die wird bei einer Verlagerung auf den ÖPNV natürlich sinken. So viel mehr Verkehr wird da imho gar nicht entstehen, hauptsächlich wird sich was vom MIV auf den ÖPNV verschieben.
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Beitrag von JNK »

Autobahn @ 18 Sep 2011, 22:53 hat geschrieben: Was ist, wenn ich von Düsseldorf nach Wuppertal fahre und dort in die Schwebebahn oder einen Bus einsteige? Oder was ist mit einem Touristen aus München oder meinetwegen aus Frankreich?
Wenn du mit Deinem Auto nach Wuppertal kommst, zahlst Du doch auch nichts, leistest keinen Beitrag zur Starßenerhaltung, fährst auf unserem planiertem Geld rum und machst es kaputt. Wieso macht Dir das beim ÖPNV Magenschmerzen, aber beim Auto nicht? Das gleiche gilt für den Münchner und den Franzosen. Ihr seid Gäste im Tal, das gilt für die Straßen wie für für den ÖPNV (in meinem Vorschlag)!
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Beitrag von Boris Merath »

Galaxy @ 18 Sep 2011, 23:50 hat geschrieben: Wird die Anzahl derAutos so signifikant sinken, das man Straßen zurückbauen kann?
Wenn die Fahrgastzahlen so stark steigen dass das jetzige System nicht mehr ausreicht dann müssen die Autozahlen nennenswert sinken, ja.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Beitrag von Autobahn »

Boris Merath @ 18 Sep 2011, 22:48 hat geschrieben:Auf DEN STEUERZAHLER kommen auch keine Belastungen zu, sondern nur auf manche Steuerzahler - nämlich nur auf die, die den ÖPNV überhaupt nicht nutzen. Selbst für die, die ein Auto haben und das aber nicht immer nutzen, sondern nur für einen Teil der Wege, kann es ein Nullsummenspiel sein.
Das ist leider ein Trugschluss. Es kommen auch auf sehr viele Menschen Belastungen hinzu, die weder ein Auto haben noch den ÖPNV täglich nutzen, weil sie ihn gar nicht brauchen. Gehe ich mal vom Einzelticket (2,30 Euro) in Düsseldorf aus, so muss man mindestens 10 Fahrten unternommen haben. In meiner Hausgemeinschaft sind es aber 50 Prozent, die weniger als vier Fahrten im Monat überhaupt unternehmen. Also wohlgemerkt weder mit dem Auto noch dem ÖPNV! Zum Einen, weil sie kein Auto haben, zum Zweiten, weil sie alles Notwendige auch in fußläufiger Entfernung bekommen.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
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Beitrag von Galaxy »

JNK @ 18 Sep 2011, 23:48 hat geschrieben:1.Steuern dürfen nicht zweckgebunden sein, Gebühren schon
Im Prinzip richtig, aber Gebühren dürfen nur erhoben werden wenn die Leistung in Anspruch genommen wird. Wer kein Fernsehen, Radio, Computer hat muss keine GEZ bezahlen. Wer ÖPNV nicht benutzt muss keine ÖPNV Gebühr zahlen.

Beiträge können erhoben werden für das bloße Zugverfügung stellen einer Leistung. Ich bin mit allerdings nicht sicher ob dies ohne Ausstiegsmöglichkeiten geht. Alle Beitragsarten die mir spontan einfallen kann man umgehen.
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Beitrag von GSIISp64b »

Die GEZ-Haushaltspauschale, die in paar Jahren kommt, ist also gar nicht erlaubt?
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Beitrag von Galaxy »

JNK @ 18 Sep 2011, 23:56 hat geschrieben: Wenn du mit Deinem Auto nach Wuppertal kommst, zahlst Du doch auch nichts, leistest keinen Beitrag zur Starßenerhaltung, fährst auf unserem planiertem Geld rum und machst es kaputt. Wieso macht Dir das beim ÖPNV Magenschmerzen, aber beim Auto nicht? Das gleiche gilt für den Münchner und den Franzosen. Ihr seid Gäste im Tal, das gilt für die Straßen wie für für den ÖPNV (in meinem Vorschlag)!
Deshalb ist eine (GPS) Straßennutzungsgebühr zumindest überlegenswert, auch wenn es Problem mit dem Datenschutz usw. gibt.
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Beitrag von GSIISp64b »

Galaxy @ 19 Sep 2011, 00:05 hat geschrieben: Deshalb ist eine (GPS) Straßennutzungsgebühr zumindest überlegenswert, auch wenn es Problem mit dem Datenschutz usw. gibt.
Gegen eine PKW-Maut würde ich pauschal gar nix sagen, aber GPS ist Müll. Nur wegen einer Kfz-Maut jetzt mal so eben Grundrechte ignorieren entspricht zwar den altbekannten Schemata deutscher Politik, ist aber trotzdem Mumpitz. Das geht besser, zur Not über die italienische Variante.
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Beitrag von Galaxy »

GSIISp64b @ 19 Sep 2011, 00:03 hat geschrieben:Die GEZ-Haushaltspauschale, die in paar Jahren kommt, ist also gar nicht erlaubt?
Nun das Beantwortet mein eigene Frage: Beiträge können erhoben werden für das bloße Zugverfügung stellen einer Leistung. Ich bin mit allerdings nicht sicher ob dies ohne Ausstiegsmöglichkeiten geht. Alle Beitragsarten die mir spontan einfallen kann man umgehen.
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Beitrag von Galaxy »

GSIISp64b @ 19 Sep 2011, 00:09 hat geschrieben: Gegen eine PKW-Maut würde ich pauschal gar nix sagen, aber GPS ist Müll. Nur wegen einer Kfz-Maut jetzt mal so eben Grundrechte ignorieren entspricht zwar den altbekannten Schemata deutscher Politik, ist aber trotzdem Mumpitz. Das geht besser, zur Not über die italienische Variante.
Wie willst du sonst gewährleisten das der Münchener in Wuppertal für die Straßennutzung bezahlt? Das jede Stadt ein eigenes Abrechnungsmodell à la London hat, halte ich für zu kompliziert. Ich möchte nicht wenn ich in einer Woche durch 100 Städte fahre 100 separate Rechnungen im Briefkasten haben.
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Beitrag von Bayernlover »

JNK @ 18 Sep 2011, 23:48 hat geschrieben: BVG Ausgaben / Haushhalte / 12 Monate:
1.201.410.000 / 1.900.000 / 12 = 52,69 € pro Haushalt / Monat
Das möchte ich mal aufgreifen. Warum sollte man Haushalte als Messgröße heranziehen? Warum bezahlt dann eine 8er-Wg nur ca. 7€ pP, ein Single in einer Einraumwohnung aber 50€? Wenn dann müsste man die Zahl der erwerbsfähigen Personen hernehmen, und die kompletten Ausgaben für den Nahverkehr (BVG, S-Bahn, Regio) auf diese Anzahl herunterbrechen. Und dann müsste man die Anzahl der erwerbsfähigen Personen mal das Durchschnittseinkommen nehmen, und dann könnte man einen Prozentsatz für die Steuer hernehmen. Denn von einer Pauschale halte ich persönlich nichts. Ich hoffe ich habe mich verständlich ausgedrückt :D

Edit: Zahlen gefunden: Ende 2010 sind in Berlin 1.142.000 Menschen einem sozialversicherungspflichtigem Arbeitsplatz nachgegangen.
Für die Rechnung bedeutet das jetzt: 29.000€ Durchschnittseinkommen mal 1.142.000, sind ca. 33 Milliarden €/Jahr. Wenn man davon ausgeht dass die Gesamtausgaben für den ÖPNV bei etwa 2 Milliarden € betragen, müsste jeder arbeitende Berliner in etwa 2000€/Jahr zahlen. Irgendwie kommt mir das gerade spanisch vor - irgendwas habe ich mit Sicherheit vergessen, vielleicht hilft mir ja jemand :D

Oder man nimmt halt alle Berliner, das sind 3,5 Millionen, das wären dann 570€/Jahr und Person, also 47,50€/Monat.
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
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Beitrag von GSIISp64b »

Galaxy @ 19 Sep 2011, 00:16 hat geschrieben: Wie willst du sonst gewährleisten das der Münchener in Wuppertal für die Straßennutzung bezahlt? Das jede Stadt ein eigenes Abrechnungsmodell à la London hat, halte ich für zu kompliziert. Ich möchte nicht wenn ich in einer Woche durch 100 Städte fahre 100 separate Rechnungen im Briefkasten haben.
Wenn es ohne Grundrechtseingriffe nicht geht: Gar nicht. Das erwähnte italienische Modell funktioniert btw. ganz ohne Rechnungen.

(Für den GPS-Scheiß braucht man allerdings auch technische Ausrüstung im Kfz.)
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Beitrag von Cloakmaster »

Ich denke, der fahrschein-freien ÖPNV ist ein nettes Gedankenspiel, daß viele gut Ansätze hat - aber leider nicht umsetzbar ist. Allein schon das Problem, wo bzw wie will man die Grenze ziehen? Wenn es nur in den Städten gilt, ist das eine Benachteiluigung der Bürger, die auf dem Land leben. Warum, soll der Bus von Königswiesen nach Starnberg was kosten, wenn der vom Hauptbahnhof zum Wettersteinplatz gratis ist? Wenn man eine "regionale Lösung", also der Müncher Verkehr ist frei für Münchner, der Berliner Verkehr ist frei für Berliner und der Starnberger Verkehr ist frei für Starnberger, (zB, Ausweis mit Adresse gilt als Fahrschein), wählt dann braucht man weiterhin den Fahrkartenvertrieb, Kontrollen etc, so daß hier die Gegenfinianzierung kippt. Also die "Ganz grosse Lösung", freien ÖPNV in ganz Deutschland? Dann wirds kompliziert, welcher Regionalzug denn noch als Regio angesehen wird, und ab wann man es als bezahlten Fernverkehr bezeichnet. Interreio-Verbindungen, die quer durch Deutschland touren müssten dann komplett entfallen oder künstlich unattraktiv gemacht werden, damit man noch einen lohnenswerten und kostendeckenden Fernverkehr aufrecht erhalten kann. Und was macht man mit grenzüberschreitenden Verbindungen? Und als Gegenfinanzierungsquelle kommt in meinen Augen auch nur die Melkkuh Nr 1 in Frage: Die Mehrwert-Steuer.

Die Italienische Autobahn-Maut war übrigens in erste Linie eine gigantische Arbeitsbeschaffungs-maßnahme, um die grassierende Arbeitslosigkeit in den Griff zu kiegen; daher wurden auch unnötig viele Mautstellen errichtet, die allesamt mit Personal besetzt werden mussten - finanziert aus der Maut, versteht sich. Erst Jahre später kam man auf den Trichter, den Staatshaushalt mit den Mautgeldern aufzubessern, und erhöhte einerseits die Maut, und suchte andererseits nach Wegen, die Personalkosten wieder zu reduzieren, indem Zwischen-Mautstellen wieder abgebaut wurden, und auch automatisierte Zahlsysteme wie die "Viacard" eingeführt wurden.
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Beitrag von JNK »

Bayernlover @ 19 Sep 2011, 00:18 hat geschrieben: [...] Warum sollte man Haushalte als Messgröße heranziehen? Warum bezahlt dann eine 8er-Wg nur ca. 7€ pP, ein Single in einer Einraumwohnung aber 50€? [...]
Weil ich bisher keine Variante gefunden habe, die mir fairer erscheint.
Warum soll ein 5jähriger den gleichen Betrag zahlen wie ein Millionär? Warum soll die Großfamilie mit 800€ belastet werden, der gutverdienende Single aber nur mit 50? Das ganze wäre etwas anders zu sehen, wenn Kinder ab ihrem ersten Lebensjahr Hartz IV beziehen, dann wäre es kein Problem pro Person abzurechnen.
Ich finde Haushalt fair. Das bevorteilt zwar das gutverdienende Paar, aber es übervorteilt die Familie nicht.

Bei einer WG müsste man schauen, für mich ist eine WG eine Gemeinschaft vieler Einpersonenhaushalte und kein Mehrpersonenhaushalt. Wie man das im einzelnen regelt, sollte nicht unsere Aufgabe sein.
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Beitrag von JNK »

Autobahn @ 19 Sep 2011, 00:00 hat geschrieben: Das ist leider ein Trugschluss. Es kommen auch auf sehr viele Menschen Belastungen hinzu, die weder ein Auto haben noch den ÖPNV täglich nutzen, weil sie ihn gar nicht brauchen. Gehe ich mal vom Einzelticket (2,30 Euro) in Düsseldorf aus, so muss man mindestens 10 Fahrten unternommen haben. In meiner Hausgemeinschaft sind es aber 50 Prozent, die weniger als vier Fahrten im Monat überhaupt unternehmen. Also wohlgemerkt weder mit dem Auto noch dem ÖPNV! Zum Einen, weil sie kein Auto haben, zum Zweiten, weil sie alles Notwendige auch in fußläufiger Entfernung bekommen.
Aber ist es nicht Sinn einer Gemeinschaft, dass sie über den Anteil aller etwas bereitstellt, dass nicht alle nutzen?

Ich habe in den letzten 365 Tagen
- kein Krankenhaus gebraucht
- kein Wuppertaler Schwimmbad benutzt
- 95% der Wuppertaler Straßen mit einem Automobil nicht befahren
- keine Feuerwehr gebraucht
- kein THW gebraucht
- keine Bundeswehr benötigt
- die Polizei habe ich auch nicht rufen müssen.
- mit meinen Krankenversicherungsbeiträgen ist zum gößten Teil anderen Menschen geholfen worden

Warum regst Du Dich darüber auf, dass auf Deine Nachbarn kosten zukommen, wo sie die doch längst haben? Auch in Düsseldorf wird der MIV die Stadt mehr Kosten, als sie daraus einnimmt.
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Beitrag von JNK »

Cloakmaster @ 19 Sep 2011, 07:13 hat geschrieben: Wenn es nur in den Städten gilt, ist das eine Benachteiluigung der Bürger, die auf dem Land leben. Warum, soll der Bus von Königswiesen nach Starnberg was kosten, wenn der vom Hauptbahnhof zum Wettersteinplatz gratis ist?
Was hindert einen Landkreis daran ähnlich zu verfahren wie die Stadt? Die Gemeinschaft bezahlt über eine Abgabe den ÖPNV in ihrem Landkreis, Städte/Landkreise übergreifender Verkehr muss bezahlt werden. Die Bewohner eines Landkreises leisten ja auch keinen Beitrag zu den Ausgaben der Städte, obwohl sie deren (defizitäre) Einrichtungen wie Schwimmbäder und Parkplätze nutzen.
Also die "Ganz grosse Lösung", freien ÖPNV in ganz Deutschland? Dann wirds kompliziert, welcher Regionalzug denn noch als Regio angesehen wird, und ab wann man es als bezahlten Fernverkehr bezeichnet. Interreio-Verbindungen, die quer durch Deutschland touren müssten dann komplett entfallen oder künstlich unattraktiv gemacht werden, damit man noch einen lohnenswerten und kostendeckenden Fernverkehr aufrecht erhalten kann. Und was macht man mit grenzüberschreitenden Verbindungen? Und als Gegenfinanzierungsquelle kommt in meinen Augen auch nur die Melkkuh Nr 1 in Frage: Die Mehrwert-Steuer.
Ich denke, dass kann keine Lösung sein. Den Schienenverkehr müssen wir da rausnehmen, (Ausnahme Berlin, Hamburg?). Der fahrscheinlose ÖPNV kann nur eine örtliche Lösung sein, keine regionale oder gar bundesweite.
Wenn die ÖPNV-Gebühr Teil der Fixkosten wird, werden die Menschen evtl. mehr geld für S-Bahn-Verkehre etc. ausgeben.

Sorry für die drei Beiträge, man sollte aufpassen, wenn man mit Tabs arbeitet.
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Beitrag von Galaxy »

GSIISp64b @ 19 Sep 2011, 00:18 hat geschrieben: Wenn es ohne Grundrechtseingriffe nicht geht: Gar nicht. Das erwähnte italienische Modell funktioniert btw. ganz ohne Rechnungen.

(Für den GPS-Scheiß braucht man allerdings auch technische Ausrüstung im Kfz.)
Das italienische Modell würde selbst auf deutschen Autobahnen nicht funktionieren. Es gibt einen Grund warum in Italien Ausfahrten in der Regel rar sind. Bei einer Stadt wie Frankfurt würde solch ein System zum Kollapse führen.


Die Autos der gehobenen Mittelklasse haben ja i.d.R fest installierte Navis, die wenn die Sat-Verbindung abreisst auf den Tachometern zurückgreifen. Die EU überlegt momentan die Hersteller dazu zu zwingen GPS-Notrufsysteme einzubauen.
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Beitrag von Zp T »

An sich wäre die Idee nicht schlecht, kostenlos irgendwo mit dem ÖPNV zu fahren... Aber praktisch einfach nicht machbar! Unsere Steuer-Gesetze würden das einfach nicht zulassen... Ach ja, die EU würde dann wohl auch meckern, weil das dann diskriminierend gegenüber den anderen Staaten sein würde! Großer Wunschtraum der Piraten, selbst wenn sie mal an der Macht wären, dies einfach nicht durchsetzen können!!!
München, die teuerste Stadt, aber auch die schönste Stadt Deutschlands!!!
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Beitrag von Galaxy »

Noch etwas; hier wird anscheinend davon ausgegangen das bei kostenloser Benutzung des ÖPNV die Menschen wie Fliegen zum Honig auf die Busse stürzen werden. Ich bezweifele das dies jedoch der passieren wird. Es gibt eigentliche nur zwei Gründe ÖPNV zu Benutzen: 1) Weil der Zeitgewinn gegenüber dem Auto (Stau) eklatant ist oder; 2) Weil das Geld für das Auto fehlt.

Gruppe 1 sitzt sowieso schon in den Bussen, Bahnen. Die Mehrheit der Menschen die momentan Auto fahren würden auch bei einer Zwangsabgabe immer noch Auto fahren, die Vorteile des Autos überwiegen einfach.
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Beitrag von JNK »

Zp T @ 19 Sep 2011, 11:05 hat geschrieben: An sich wäre die Idee nicht schlecht, kostenlos irgendwo mit dem ÖPNV zu fahren... Aber praktisch einfach nicht machbar! Unsere Steuer-Gesetze würden das einfach nicht zulassen... Ach ja, die EU würde dann wohl auch meckern, weil das dann diskriminierend gegenüber den anderen Staaten sein würde! Großer Wunschtraum der Piraten, selbst wenn sie mal an der Macht wären, dies einfach nicht durchsetzen können!!!
Das ist steuerrechtlich kein Problem, da es eine Mobilitätssteuer auf Bundes- und Länderebene nicht gibt. DIe Städte in NRW könnten die Steuer sofort einführen, so wie sie Sexsteuern (Bonn) und Bettensteuern (Köln) einführen konnten. Essen erhebt eine Passantenbefragungssteuer, eine Bräunungssteuer und eine Stehtischsteuer.

@ Galaxy: Ich denke auch nicht, dass der ÖPNV nur weil er fahrscheinlos (nicht kostenlos!) wäre, überlaufen würde. Aber ein paar Angebotsanpassungen wird es geben müssen, ich denke das Nutzerverhalten wird sich ändern. Aber ich glaube nicht, dass wie Lazarus meint, dann alle ihren SUV gegen die U-Bahn tauschen. Auf der anderen Seite wird sich eventuell auch das Verhalten des Betriebs ändern, wenn er nach neuen Richtlinien arbeiten muss, das ANgebot würde isch dadurch ändern und in der Folge auch die Nutzung. Besseres Angebot = höhere Nutzung. Doch das wird nicht von heute auf morgen geschehen, da stimme ich mit Dir überein.
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Beitrag von Galaxy »

[QUOTE=JNK,19 Sep 2011, 11:34]Das ist steuerrechtlich <u>kein</u> Problem, da es eine Mobilitätssteuer auf Bundes- und Länderebene nicht gibt. DIe Städte in NRW könnten die Steuer sofort einführen, so wie sie Sexsteuern (Bonn) und Bettensteuern (Köln) einführen konnten. Essen erhebt eine Passantenbefragungssteuer, eine Bräunungssteuer und eine Stehtischsteuer.
[/quote]

Die genannten Steuern werden ja nur von denen bezahlt die diese Leistungen nutzen, bzw. Anbieten. [/QUOTE]
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