Wie man auf den folgenden Bildern sehen wird, ist Tychy sehr stark vom Plattenbau geprägt. Durch die Stadt verlaufen viele zweispurige Straßen, über welche die O-Bus-Linien zum großen Teil geführt werden. Hier zu sehen ist allerdings ein normaler Bus.

Die großen zweispurigen Straßen laufen meistens an Kreisverkehren zusammen. Hier fährt gerade ein Jelsz-O-Bus über einen solchen.

In Tychy war man sehr kreativ, was die Benennung der Stadtteile/Siedlungen angeht. Die sind nämlich, genauso wie die O-Busse, mit Buchstaben versehen und entsprechend heißen dann auch die Haltestellen. Die Linie B hält zum Beispiel bei der Siedlung O und der Siedlung T, die Linie A hält bei den Siedlungen K und R. Die Plattenbausiedlungen sind zwar häßlich, aber wenigstens gibt es einem im Verhältnis zur Bevölkerung sehr großen Anteil an Grün- und Parkflächen. Durch eine solche fährt hier gerade die Linie B.

Hier sehen wir einen Jelcz und einen Solaris in der Schleife Paprocany. Dies ist die einzige normale Schleife im gesamten Netz. Die beiden anderen Wendemöglichkeiten (vom Betriebshof abgesehen) erstrecken sich über mehrere Haltestellen und führen um ganze Stadtteile herum. Die eine ist im Westen beim Hauptbahnhof, durch welchen die Bahnstrecke von Katowice in Richtung Tschechien verläuft, die andere im Osten im Industriebezirk.

In eben diesem Industriebezirk entstanden dann auch die folgenden zwei Bilder.

Der Takt ist insgesamt recht gut. Lediglich auf den Linien C und E herrscht teilweise ein 30-Minuten-Takt, was für eine O-Bus-Linie etwas dürftig ist. Allerdings sind die Abschnitte, die nur von diesen Linien befahren werden, nicht besonders lang.

Insgesamt erscheint mir Tychy in Sachen ÖPNV als einziger Lichtblick in der Woiwodschaft Schlesien. Man ist nicht dermaßen kontro ÖPNV eingestellt wie sonst. Das äußert sich nicht nur im noch nicht eingestellten O-Bus-Netz, sondern auch bei der Bahn. So gibt es zum Beispiel ein gemeinsames Ticket für den ÖPNV in Tychy und die Bahn nach Kattowitz (Preis: 3 Zloty, ca. 0,70 €), was eine absolute Ausnahme darstellt, denn sonst stehen alle Anbieter zueinander in Konkurrenz. Es gibt in Schlesien die größten Städte ohne Bahnanbindung in ganz Polen, weil man die Strecken dorthin vor ein paar Jahren stillgelegt hat. Und in Tychy setzt man dennoch auf die Bahn. Von der Hauptstrecke am Hauptbahnhof zweigt eine in einem Graben verlaufende Stichbahn ins Stadtzentrum ab. Die zwei existierenden Haltestellen ergänzt man gerade um zwei neue, wie hier zu sehen.

Hier fährt gerade ein Zug in den Endbahnhof Tychy Miasto (Tychy Stadt) ein. Zur Zeit gibt es einen Stunden-Takt nach Katowice. Die Fahrt dauert 30 Minuten, was für die polnische Bahn eigentlich recht schnell ist. Man schleicht ja nicht selten mit 20km/h herum.

Etwas verloren wirkt der EN57 am für heutige Zeiten überdimensioniertem Endbahnhof Tychy Miasto. Früher ging die Strecke hier weiter nach Oswiecim/Ausschwitz. Es gibt Pläne sie wieder zu reaktivieren. Besonders hoch schätze ich die Chancen dafür aber nicht ein.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass Tychy einen sehr interessanten O-Bus-Betrieb hat. Davon abgeshen gibt es dort aber auch gar nichts was einen Besuch rechtfertigt. Es sei denn man interessiert sich für sozialistischen Städtebau. Allein wegen der O-Busse lohnt sich die weite Reise dahin nicht. Aber wenn man gerade sowieso in Kattowitz oder in Auschwitz ist, dann lohnt sich ein Abstecher auf jeden Fall.