für mich ist die Taktidee gescheitert.
Du hast auch keine Ahnung.
Gerade auf Linien, wo nicht so viel los ist, wo man schnell mal heiße Luft fährt, macht es in der Praxis schlicht kaum einen Unterschied ob ich jetzt drei, vier Mal mehr oder weniger fahre, sofern ich dafür nicht mehr Fahrzeuge und Personal brauche, als ich ohnehin schon im Einsatz habe. Mach' mal ne Sonderfahrt mit so 'nem Pendelverkehr, dann kommt's z.B. bei Gesamtkosten von ein paar Tausend Euro auf zusätzliche Betriebskosten von etwa 50 Euro für Trassen und Diesel pro Fahrt auch nicht mehr an.
Zudem ergeben sich die meisten "Heiße-Luft-Fahrten" bei Fahrten gegen die Lastrichtung. Die kann man aber dummerweise nicht einsparen, weil du für die nächste Fahrt in Lastrichtung ja wieder ein Fahrzeug brauchst, das man ja nicht dorthin beamen kann. "Heiße-Luft-Fahrten" entstehen auch, wenn die Zuggarnitur, die für die HVZ ausgelegt ist, nicht sinnvoll verkleinert werden kann, z.B. weil ein 628/629 betrieblich nicht mehr verkleinert werden kann oder weil es viel zu viel Aufwand wäre z.B. bei einem Zug mit fünf Dostos mal schnell vier abzuhängen. Das kostet mehr (Abstellgleise kosten in der Regel auch Gebühren) als wenn man die Wagen einfach immer mitnimmt. Deswegen ist man heute ja so scharf auf Triebwagen, da geht das mit dem Stärken und Schwächen relativ simpel, wenn's umlauf- und abstellplatzmäßig sinnig ist.
Außerdem hat Taktverkehr durch immer wiederkehrende Betriebsabläufe betriebliche Vorteile.
Und auch keine schweizer Besonderheit. Siehe "Bayerntakt" etc.
Die Schweizer waren die ersten, die Taktverkehr flächendeckend eingeführt haben. Dass gute Ideen nachahmenswert sind, steht denke ich außer Frage. Jedenfalls sind die Fahrgastzahlen seit Einführung des Bayerntakts um über 50% gestiegen, was auch logisch ist, wenn man mal ein Kursbuch von 1985 nimmt und das Fahrtenangebot mit dem von heute vergleicht. Wenn morgens zwar einen für mich passenden Zug im Fahrplan finde, nachmittags aber nicht, dann findet in der Regel für diesen Fahrgast keine der beiden Fahrten statt.
Andere Dinge sind entscheidend, moderne Fahrzeuge, Pünktlichkeit, Sauberkeit, Preis/Leistung
Moderne, saubere Züge, die sogar pünktlich waren. Gab es bei der Bundesbahn zu Vor-Taktverkehrzeiten durchaus auch. Die heutigen "Schrottkisten" waren damals ja mal modern und pünktlicher muss es "früher" ja auch gewesen sein, glaubt man den Dampfplauderern...
ganz besonders - letzterer Punkt wird durch einen Takt der mit dem Kopf durch die Wand, ohne Nachfragebetrachtung, durchgesetzt wird verschlechtert. Entscheidender sind zudem Reiseketten, von A nach B. Es werden einzelne Verkehrsmittel des ÖPNV viel zu isoliert betrachtet. Die wenigsten Leute leben neben einem Bahnhof, platt gesagt.
Eben drum braucht es einen Taktverkehr (in den auch Busse mit einbezogen sind, sofern die nicht eh alle 10 Minuten fahren), weil sonst die Reiseketten nicht sinnvoll funktionieren. Früher war das so: Es fuhr ein Bus vom A nach B, weil in B eben bald um 8 Uhr die Schule anfängt. Der nächste Zug nach C am Bahnhof von Dorf B (sofern der Bus diesen überhaupt anfährt) fährt aber erst wieder um 11 Uhr, weil die Leute ja jetzt bedarfsgerecht alle in der Arbeit sind. Und genau mit diesem "bedarfsoptimierten" Verkehr gewinnt man heute keinen Blumentopf mehr.
Außerdem werden Takte nicht nur stur durchgezogen, wenn die Trassen es hergeben, sondern in der HVZ in der Regel auch verdichtet, sofern entsprechende Nachfrage besteht. Dass Taktverkehr gescheitert sein soll, ist für mich als Kursbuchsammler echt der Satz des Tages.
