Autobahn @ 6 Jan 2012, 14:25 hat geschrieben: Straßenbau ist eine Investition in eine Immobilie, die Zuschüsse für den öffentlichen Verkehr sind Ausgaben. Insolvent wird eine Kommune aber nicht durch Investitionen in Immobilien, sondern durch Ausgaben, welche die Einnahmen übersteigen.
Das mag rein rechnerisch gesehen richtig sein. Aber den Straßenbau als Investition zu sehen - wohinter meistens die Idee eines späteren Gewinns steht - ist schlicht und einfach lächerlich. Hier wird erstmal viel Geld ausgegeben in eine Teerdecke, die relativ schnell abgenutz wird, ausgebessert und später teuer abgetragen und erneuert werden muß, im Zweifel sogar noch ausgebaut.
Ein Beispiel aus Göttingen, da hat man jahrelang für eine neue Buslinie gekämpft die für eine gute Millionen/a auf schlecht erschlossenen aber relativ dicht besiedelten Gebieten Menschen in die Innenstadt gebracht hätte. Statt dessen hat man sich dann sehr schnell entschlossen mal eben 25 Millionen für ein neues Parkhaus auszugeben, dass jetzt für ständigen Stau auf einer Zufahrtsstraße sorgt, den Leuten ähnlich viel beim Parken kostet, wie der Bus gekostet hätte und sich trotzdem nicht trägt. (Die offensichtlichen Schäden schon nach 3 Jahren auf der für diesen Verkehr nie ausgelegten kleinen Zufahrtsstraße hat noch keiner berechnet. Ebensowenig den Wertverlust der umliegenden Häuser.)
Noch ein Kommentar zu der Notwendigkeit von Autos für alle möglichen Fahrten:
Auch wenn ich das schon x-mal geschrieben habe, die Menschen brauchen heute insgesamt für Wege wie Arbeitsweg, Einkaufen, Freizeit etc. genau so viel Zeit wie vor 100 Jahre und genau so viel Zeit wie vor 1000 Jahren. Dabei werden heute natürlich wesentlich längere Wege zurückgelegt. In der Freizeitgesteltung sehe ich das noch ein, da eben Ziele wie entferntere Berge, besodnere Museen, Freizeitbäder etc. sicher jedes für sich interessant sind und hier das Auto in einigen Fällen auch das Erreichen erst möglich gemacht hat.
Zum Einkaufen und zur Arbeit sieht der Schuh andersrum aus. Hier hat der Ausbau der Straßen und auch die indirekte Subvention des Autoverkehrs zu einer Entwicklung geführt, die lange Wege verbilligt, teilweise sogar belohnt und gleichzeitig eine zu einer Zentralisierung (witzigerweise meistens dezentral wie in den vielen Mega-Einkaufsgebieten an den Stadträndern) geführt hat, die das Leben ohne Auto immer schwieriger machen. Das Leben mit Auto wird aber auch nicht viel einfacher (OBI, Hornbach, Tooom hatten das Teil was ich brauchte alle nicht, am Ende hat mir ein Überbleibsel aus vor über 60 Jahren, nämlich ein alter Eisenwarenmarkt geholfen) nicht schneller (wie eingangs erwähnt brauchen wir immer noch insgesamt die gleiche Zeit) und vor allem nicht billiger (Zweit-, Drittwagen, Erschließungskosten, etc...). Eine andere Verkehrs- und Entwicklungspolitik kann diese Wege wieder verkürzen und das Auto Schritt für Schritt weniger notwendig machen, ohne die prinzipielle Möglichkeit das Auto zu nutzen zu beschneiden.
Würden alle Münchner auf Ihr Auto verzichten, könnte man für das gesparte Geld einen kostenlosen ÖPNV anbieten, der jeden Haushalt innerhalb von 300m anbindet und rund um die Uhr in einem sagenhaften Takt fährt, mit Samtsitzen und freier Getränkeauswahl am Platz. Wenn das keine Alternative ist?! (Das ist jetzt nicht berechnet sondern soll mehr ein Gedankenanstoß sein.)
Für weitere Fahrten kann man dann immer noch ein Auto mieten.