Wie komme auf die Lok?

Alles über Eisenbahn, was woanders nicht passt.
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Levent
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Beitrag von Levent »

Einen schönen guten Abend. Ich bin neu im Forum, habe gleich mal eine Frage, etwas was mich sehr beschäftigt, vielleicht bekomme ich hier ein paar Tipps und Anregungen, ich denke hier verkehren auch einige welche beruflich in der Eisenbahnwelt sind!

Es geht um folgendes, ich bin sicher auch nicht der erste der eine Frage dieser Art stellt: ich möchte Triebfahrzeugführer werden! Es ist seit ich ein kleines Kind bin schon mein großer Traum.

Ich bin 23 Jahre alt. Mein beruflicher Werdegang hat sich direkt nach der Schule in Richtung Luftfahrt entwickelt. In meiner jetzigen Firma absolvierte ich dann auch von 2009 bis vor kurzem eine Berufsausbildung zum Servicekaufmann im Luftverkehr. Nun habe ich schon so jung Karriere gemacht und bin Supervisor für die airberlin Abfertigung in Hamburg. Schön und gut, ich merke aber immer mehr wie der Wunsch in mir Lokführer zu werden weiter und weiter hoch kommt. Dafür würde ich sogar meine Führungsposition abgeben, den jetzigen Job. Im Endeffekt sollte man 100% für seinen Job Leben und Spaß dran haben.

Es werden in Deutschland sehr viele Lokführer gesucht, kein Problem sollte man denken. So leicht ist es dann doch nicht! Ich habe leider keinen Triebfahrzeugführerschein, bewarb mich bei einem privaten Eisenbahnunternehmen welches ausbildet (bzw den Triebfahrzeugführerschein anbietet dann Einstellung), da war es dann schon ein Problem das ich keine technische Berufsausbildung habe. Gut, ich habe wirklich nie was technisches gemacht, aber zwei linke Hände habe ich nicht.

Was für Tipps habt ihr für mich? In meinen Augen sind die einzigen Chancen auch bei der DB zu bewerben um eine weitere Berufsausbildung zum Eisenbahner im Betriebsdienst. Die andere Möglichkeit wäre wohl den Triebfahrzeugführerschein aus eigener Tasche zu machen, mich dann zu bewerben. Habt ihr noch andere Ideen wie sich mir der weg in die Lok öffnen könnte?

Wer hier angekommen ist dem danke ich fürs lesen und im voraus danke für jegliche antworten.

Beste grüße aus Hamburg.
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Froschkönig
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Beitrag von Froschkönig »

Hallo Levent,
da hast du zur Zeit viele Möglichkeiten und kannst dir die Betriebe quasi aussuchen.
Schau mal auf karriere.bahn.de, gib als Tätigkeitsbereich "Lokfahrdienst" ein und schon kommen einige Angebote auch für Quereinsteiger.
Bei den meisten Betrieben langt eine abgeschlossene Berufsausbildung (nicht zwingend technisch) und ein Alter über 21 Jahren.
Schreib einfach an alle Betriebe, die dir bekannt sind, eine Bewerbung, dann klappt das schon. Auf der genannten Seite findest du auch Bewerbungsadressen.
Je weiter im Süden der Betrieb ist, umso größer ist der Bedarf an Lokführern, in Baden-Württemberg und Bayern ist er am größten.

Für meinen Betrieb ist das hier die Bewerbungsadresse:

DB Regio S-Bahn München
Personalabteilung
Orleansplatz 9a
81667 München
Levent
Jungspund
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Beitrag von Levent »

Hallo, danke für die Antwort!

Interessant, das wusste ich auch nicht. Im Norden sieht also eher mau aus? Das ist Mist, hier in Hamburg lebe ich mein leben lang, würde es nur schwersten Herzens verlassen können, wenn überhaupt. Im Süden kenne ich gar niemanden.

Aber wenn du sagst das müsste klappen wenn ich viele Bewerbungen schreibe dann werde ich das tun. Trotz kaufmännischer Ausbildung? Kann ja auch in ganz Schleswig-Schleswig Holstein, Hamburg und Niedersachsen erstmal mein Glück versuchen.

Sie scheinst bei DB Regio zu sein? Hast du zufällig eine Ahnung ob auch die S-Bahn Hamburg Quereinsteiger nimmt? Auf der DB Karriere Homepage findet man dort nie was, jedoch höre ich es immer wieder. Vielleicht sollte ich die mal Besuchen in Altona?
Martin H.
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Beitrag von Martin H. »

Dass im Norden gar nix ist, kann man auch wieder nicht sagen, nur wird im Süden mehr gesucht, insofern sind die Chancen dort höher. Im Norden aber gibt es durchaus auch welche. So genau kenn' ich mich da oben aber dann auch wieder nicht aus.
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ET 474
Kaiser
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Beitrag von ET 474 »

Es geht um folgendes, ich bin sicher auch nicht der erste der eine Frage dieser Art stellt: ich möchte Triebfahrzeugführer werden! Es ist seit ich ein kleines Kind bin schon mein großer Traum.

Ich bin 23 Jahre alt. Mein beruflicher Werdegang hat sich direkt nach der Schule in Richtung Luftfahrt entwickelt. In meiner jetzigen Firma absolvierte ich dann auch von 2009 bis vor kurzem eine Berufsausbildung zum Servicekaufmann im Luftverkehr. Nun habe ich schon so jung Karriere gemacht und bin Supervisor für die airberlin Abfertigung in Hamburg. Schön und gut, ich merke aber immer mehr wie der Wunsch in mir Lokführer zu werden weiter und weiter hoch kommt. Dafür würde ich sogar meine Führungsposition abgeben, den jetzigen Job. Im Endeffekt sollte man 100% für seinen Job Leben und Spaß dran haben.

Es werden in Deutschland sehr viele Lokführer gesucht, kein Problem sollte man denken. So leicht ist es dann doch nicht! Ich habe leider keinen Triebfahrzeugführerschein, bewarb mich bei einem privaten Eisenbahnunternehmen welches ausbildet (bzw den Triebfahrzeugführerschein anbietet dann Einstellung), da war es dann schon ein Problem das ich keine technische Berufsausbildung habe. Gut, ich habe wirklich nie was technisches gemacht, aber zwei linke Hände habe ich nicht.

Was für Tipps habt ihr für mich? In meinen Augen sind die einzigen Chancen auch bei der DB zu bewerben um eine weitere Berufsausbildung zum Eisenbahner im Betriebsdienst. Die andere Möglichkeit wäre wohl den Triebfahrzeugführerschein aus eigener Tasche zu machen, mich dann zu bewerben. Habt ihr noch andere Ideen wie sich mir der weg in die Lok öffnen könnte?
Wenn ich mir hier das durchlese, was du hier geschrieben hast, dann sage ich dir hier jetzt das, was ich dir schon auf der DT5-Vorstellung gesagt habe:
Wenn ich noch einmal in meinem Leben zurück gehen könnte, würde ich lieber das machen wollen was du jetzt machst als Lokführer werden zu wollen. Wenn du Lokführer werden willst, brauchst du eine technische Berufsausbildung. Als ich 1990 von der Schule gegangen bin, ging das nur für Quereinsteiger mit abgeschlossener technischer Berufsausbildung. Heute geht das inzwischen auch als 1. Ausbildungsberuf ohne technische Vorkenntnisse, allerdings dauert die Ausbildung dann auch 3 Jahre. Da du keine technische Berufsausbildung hast, wirst du das wahrscheinlich nur als 2. Berufsausbildung in 3 Jahren machen können. Eine reine Funktionsausbildung wäre in deinem Fall also nicht möglich. Den Triebfahrzeugführerschein wirst du aus eigener Tasche nicht machen können, private Lokführerschulen ähnlich wie Autofahrschulen oder Flugschulen gibt es meines Wissens nicht, Jedenfalls habe ich noch nichts davon gehört. Versuch also bei DB oder anderen Privaten, die das als Berufsausbildung anbieten, eine Ausbildung zum Eisenbahner im Betriebsdienst Fachrichtung Lokführer in 3 Jahren zu machen. Aber Achtung: Die Wahrscheinlichkeit, dass du dann im Norden bleibst, dürfte da sehr gering sein. So wie ich dich einschätze, wirst du damit überhaupt nicht glücklich sein, wenn du wegen einer freien Lokführerstelle in Bayern oder Baden-Würtemberg aus Hamburg fortziehen müsstest.
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chris232
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Beitrag von chris232 »

Doch, es gibt natürlich auch private Lokfahrschulen (außer der DB bilden nur wenige EVUs "richtig selbst" aus), sogar nicht wenige; als größtes Beispiel sei hier mal die MEV genannt. Allerdings sollte man sehr vorsichtig sein - es gibt in dem Bereich einige schwarze Schafe. Außerdem erfordert das entweder einen Gutschein vom Arbeitsamt (den du wohl kaum kriegen wirst wenn du derzeit arbeitest), ein EVU das diese Umschulung zahlt oder eben einen sehr dicken Geldbeutel.

Du musst jedoch auch nicht zwingend die 3-jährige Ausbildung machen. Wenn du deine Motivation "rüber bringen" kannst und erklären kannst, woher du ein ausreichendes Grundverständnis für die Materie hast (und Berufe im Logistikbereich sind da nicht schlecht), kannst du mit etwas Glück auch ein Unternehmen überzeugen, dass sich die Investition in eine Umschulung lohnt. In den nördlichen Gefilden wäre hier der metronom eine gute Anlaufstelle (es gab erst letztens wieder eine Stellenausschreibung für Umschüler) - dass die DB in dem Bereich auch solche Maßnahmen anbietet wüßte ich nicht.

Wenn du dann beim metronom bleiben möchtest und ausreichend gute Leistungen erzielt hast, ist die Wahrscheinlichkeit für einigermaßen heimatnahen Einsatz auch relativ gut. Alternativ könntest du, falls dich das interessiert, auch in den Güterverkehr wechseln: Hier gibt es einige Firmen, bei denen du bis zu 10 Tage "aus dem Koffer" lebst, und anschließend mindestens 3-4 Tage am Stück frei hast. Dabei kannst du auch daheim wohnen bleiben - diese Arbeit muss man allerdings mögen, das ist nicht für jeden das richtige. Zu guter letzt sucht die DB meines Wissens nach auch in diesem Bereich - da musst du halt als Externer etwas Glück haben, um an eine der Stellen zu kommen. In letzter Zeit ist das jedoch erheblich einfacher geworden, sodass die Chancen gar nicht mal so schlecht stehen, zumindest falls du "notfalls" auch mal vorübergehend wo anders arbeiten würdest wo mehr Leute gebraucht werden. Gerade darauf möchte ich allerdings wenig Garantie geben.

Allgemein empfehlen würde ich dir auf jeden Fall ein Praktikum: Lass dir ein, zwei Wochen die Eisenbahnwelt zeigen - und zwar auch die Schattenseiten! Am besten wäre es, wenn du mal 'ne Woche bei einem Lokführer mitlaufen kannst: Nur so kannst du auch erleben, wie der dauernd wechselnde Schichtdienst sich nach paar Tagen anfühlt, und siehst am ehesten auch mal die negativen Seiten. So schön die meisten Praktika auch sind, wo du in verschiedene Bereiche schnupperst - bei sowas wirst du kaum die Nachteile erleben können.
Dann solltest du dir überlegen, wo du hinwillst: Fern-, Nah- oder Güterverkehr? Am besten ausprobieren, es hat alles Vor- und Nachteile.

Und zu guter letzt noch eine Warnung bzw. ein Tipp: Du wirst vielleicht nicht immer direkt dahin kommen wo du hinwillst. Es kann sein, dass du erst mal im Güterverkehr arbeitest, obwohl du Personen fahren willst. Es kann sein, dass du erst mal bei einer Privatbahn arbeitest, obwohl du zur DB willst. Es kann sein, dass du erst mal in Karlsruhe arbeitest, obwohl du nach Flensburg willst. Dran bleiben!
Eisenbahnen sind in erster Linie nicht zur Gewinnerzielung bestimmt, sondern dem Gemeinwohl verpflichtete Verkehrsanstalten. Sie haben entgegen dem freien Spiel der Kräfte dem Verkehrsinteresse des Gesamtstaates und der Gesamtbevölkerung zu dienen.
Otto von Bismarck

Daher hat die Bahn dem Gemeinwohl und nicht privaten Profitinteressen zu dienen, begreifen Sie es doch endlich mal!
Electrification
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Beitrag von Electrification »

chris232 @ 28 Mar 2012, 00:55 hat geschrieben: Alternativ könntest du, falls dich das interessiert, auch in den Güterverkehr wechseln: Hier gibt es einige Firmen, bei denen du bis zu 10 Tage "aus dem Koffer" lebst, und anschließend mindestens 3-4 Tage am Stück frei hast.
Das sollte sich jeder gut überlegen, denn damit kann man ein Familienleben vergessen.
Man muss bedenken dass bei vielen Güter-EVU die dieses 10-Tage-System anbieten die An- und Abreise zum zu übernehmenden Güterzug keine Gastfahrt, sondern Freizeit ist (geht also von den 3/4 Tagen weg), was an sich schon ein Skandal ist.
Da wird der gute Verdienst auf den Stundenlohn runtergerechnet schnell zu einem Dumpinglohn.

Wer in den Güterverkehr will sollte auf einen anständigen Tarifvertrag achten und der hat Dienstbeginn und Dienstende am selben Ort und alles dazwischen ist Arbeitszeit abzüglich der Arbeitsschutzpause. Dadurch wird verhindert dass man tagelang unterwegs ist und seine freie Zeit statt mit der Familie und Freunden (die dann sehr rar werden) in Hotels verbringt.


Auch im Norden gibt es genug Bedarf an Tf und versuche es doch einfach mal beim Metronom, denn dort ist die Umschulung wirklich von guter Qualität.
Ich würde bei Umschulungen immer raten diese via EVU zu machen, auch wenn du dich dann für eine bestimmte Zeit an diese EVU binden musst. Aber bei den externen Umschulungsbetrieben gibt es leider sehr viele schwarze Schafe.
Wenn du Leipzig hörst, fang an zu laufen!
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