Fahrscheinfreier ÖPNV

Fragen und Diskussionen zu den Tarifen von Bahnen und Verkehrsverbünden.
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Galaxy
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Beitrag von Galaxy »

Nur mal ein paar Gedanken:

Was spricht dagegen eine allgemeine Fahrwegabgabe zu entrichten, die alle Verkehrswege beinhaltet? Autobahnen kosten so viel wie ICE Hauptstrecken, Landstraßen so viel wie Regiobahnstrecken, Wasserwege müssen auch zahlen, für Flughäfen + ATC wird ja jetzt schon bezahlt. Sicherlich gibt es teilweise Differenzierungs-schwierigkeiten. Innerhalb einer Stadt bezahlt man pro Tag/Monat/Jahr eine pauschale egal ob man mit der Tram oder dem Auto fährt. Die Abgabe muss nicht 100% des Fahrkartenpreises. Das Ausführende Unternehmen kann was draufschlagen, z.B. um die Fahrer zu bezahlen, beim Auto entstehen ja auch zusätzliche Kosten. Das ist kein Fahrscheinfreier ÖPNV, aber vielleicht doch fair.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

@ Hot Doc

Ich nehme mal an, das Du Fußgänger oder Radfahrer meinst, welche bei schlechtem Wetter den ÖPNV benutzen. Das kommt natürlich auch auf die Entfernung an. Ich nehme mal an, dass ein gesunder Mensch bis zu einem Kilometer zu Fuß geht, bis fünf Kilometer mit dem Fahrrad (es gibt natürlich auch Extrembeispiele) fährt. Diese Menschen werden auch nur dann auf den ÖPNV umsteigen, wenn es ihnen Vorteile (=Zeitgewinn) bringt oder die Witterung so schlecht ist, das ein Fußweg oder die Fahrt mit dem Rad nicht sicher ist. Diese Menschen denken aber auch nicht darüber nach, ob der Bus nun kostenlos ist oder nicht.

Wer (als Autofahrer) schon mal in der S-Bahn sitzt, weil er am Abend etwas trinken will, überlegt sich, ob er beim nächsten Mal überhaupt was trinken will (oder fährt mit dem Taxi) :lol:

Wenn die Leute in Deinem Bekanntenkreis ihr Auto im Schnitt nur zwei Mal pro Monat nutzen, machen sie etwas falsch. Für solche Gelegenheiten gibt es Car-Sharing :)
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Martin H.
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Beitrag von Martin H. »

Ich nutze mein Auto zweieinhalb Mal im Monat, bei Urlaub ggf. öfter, Es wird aber täglich genutzt. :P
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Jojo423
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Beitrag von Jojo423 »

Martin H. @ 30 Dec 2011, 23:26 hat geschrieben: Ich nutze mein Auto zweieinhalb Mal im Monat, bei Urlaub ggf. öfter, Es wird aber täglich genutzt. :P
Du widersprichst dich im Satz.
Viele Grüße
Jojo423
Martin H.
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Beitrag von Martin H. »

Ich hab paar Mal überlegt und den Satz für richtig befunden.
Ich fahre selten mit meinem Auto, mein Auto wird aber täglich benutzt, von wem anders.
Zufrieden? Ich wollte nur widerlegen, dass solche Leute alles falsch machen, und außerdem etwas Verwirrung stiften.
Wie mir scheint mit Erfolg. :lol:
Hot Doc
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Beitrag von Hot Doc »

Autobahn @ 30 Dec 2011, 22:26 hat geschrieben: Ich nehme mal an, das Du Fußgänger oder Radfahrer meinst, welche bei schlechtem Wetter den ÖPNV benutzen. Das kommt natürlich auch auf die Entfernung an. Ich nehme mal an, dass ein gesunder Mensch bis zu einem Kilometer zu Fuß geht, bis fünf Kilometer mit dem Fahrrad (es gibt natürlich auch Extrembeispiele) fährt. Diese Menschen werden auch nur dann auf den ÖPNV umsteigen, wenn es ihnen Vorteile (=Zeitgewinn) bringt oder die Witterung so schlecht ist, das ein Fußweg oder die Fahrt mit dem Rad nicht sicher ist. Diese Menschen denken aber auch nicht darüber nach, ob der Bus nun kostenlos ist oder nicht.
Ich denke bis zu 10 km ist mit dem Rad realistisch, da ist man dann grad mal ne halbe Stunde unterwegs wenn die Radwege gut ausgebaut sind.
Und ich kann mich nur wiederholen: Ich kenne massenweise Menschen die sehr viel mit dem Rad unterwegs sind und den ÖPNV sicherlich deutlich öfter nutzen würden, wenn er billiger/kostenlos wäre. Das wäre aber nur ein zusätzliches Serviceangebot, wichtig wären mir die Umsteiger vom Auto. Hier ergäbe sich sicherlich noch mehr Nutzen. Im Moment habe ich das erneute Beispiel: Wir wollen zu 3t nur wenige km weit fahren. Wetter ist schneeig, nur 2 Räder in der Garage, ÖPNV für 3 schon relativ teuer, dafür dass es nur 7-8 Stationen mit dem Bus weit gehen soll. Also was bleibt ist das Auto. (Gut ich werde das jetzt noch mit einkaufen kombinieren, aber so wenig wie ich brauch könnt ich das eigenltich auch in der Tasche tragen.)


Wenn die Leute in Deinem Bekanntenkreis ihr Auto im Schnitt nur zwei Mal pro Monat nutzen, machen sie etwas falsch. Für solche Gelegenheiten gibt es Car-Sharing :)
Das Problem sind beim Carsharing weite Fahrten und lange Standzeiten. Der typische Ausflug in die Berge (morgens um 7 los 100 km pro Richtung und erst abends um 7 wieder da - oder gleich 2-3 Tage unterwegs) ist da sehr teuer. Und genau dafür werden die Autos benutzt.
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JNK
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Beitrag von JNK »

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Iarn
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Beitrag von Iarn »

JNK @ 20 Mar 2012, 12:38 hat geschrieben: Tallinn stimmt über freie Fahrt in Bus und Bahn ab
Estland ist mit Deutschland nicht zu vergleichen, dort kann man ja sogar Behörden eine Email schreiben :ph34r:
Autonome Volksfront für die Wiedererrichtung der klassischen 22er Tram in München
Nicht zu verwechseln mit der Populären Front
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JNK
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Beitrag von JNK »

Iarn @ 20 Mar 2012, 12:43 hat geschrieben: Estland ist mit Deutschland nicht zu vergleichen, dort kann man ja sogar Behörden eine Email schreiben :ph34r:
:lol:
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JNK
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Beitrag von JNK »

Tallinn - Klares "Ja" zu freier Fahrt mit Bus und Bahn: Bei einer einwöchigen Bürgerbefragung haben sich die Einwohner der estnischen Hauptstadt Tallinn mit deutlicher Mehrheit für einen Gratis-Nahverkehr ausgesprochen. Über 75 Prozent befürworteten eine entsprechende Initiative der Stadtverwaltung, wie am Sonntagabend bekanntwurde.
http://derstandard.at/1332323746089/Estlan...it-Bus-und-Bahn

Leider steht da nichts genaues zur Finanzierung. Beteiligt haben sich 20% der Bürger
JeDi
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Beitrag von JeDi »

Iarn @ 20 Mar 2012, 13:43 hat geschrieben: Estland ist mit Deutschland nicht zu vergleichen, dort kann man ja sogar Behörden eine Email schreiben :ph34r:
Kann man hierzulande auch. Nur bekommt man dann die Antwort per Post.
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Beitrag von TravellerMunich »

Da es sonst bei der Fotoecke untergeht, greife ich den Link von dort auf:
http://194.116.243.23/1332323746089/Estlan...Oeffi-Freifahrt

Tallinn, Estlands Hauptstadt mit immerhin 400.000 Einwohnern, führt einen kostenlosen Nahverkehr ein:

Nachdem die Piraten das ja auch für Berlin fordern, realisiert man das ganz einfach mal so, und das in einem der ärmsten EU-Staaten in einer durchaus überschuldeten Stadt.

Dennoch, ziemlich innovativ. Bin gespannt, was das bringt in Richtung Nahverkehrsnutzung...
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JNK
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Beitrag von JNK »

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Beitrag von karhu »

Der kostenlose Nahverkehr wird es aber nur für registrierte Einwohner geben: err.ee

Das heißt alle die nicht Einwohner von Tallinn sind müssen weiterhin ein Ticket kaufen.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

JeDi @ 26 Mar 2012, 13:04 hat geschrieben:Kann man hierzulande auch. Nur bekommt man dann die Antwort per Post.
Nö, ich bekomme manchmal sogar einen Anruf ;)

@ JNK

Ein kostenloser Nahverkehr würde in NRW 200 Millionen (zusätzlich) kosten, pro Jahr. Frei nach Jupp Schmitz (Kölscher Liedermacher, *1901 - † 1991) : "Wer soll das bezahlen, wer hat das bestellt." Ich hoffe, die Parteikasse der Piraten ist gut gefüllt. :lol:
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Beitrag von NJ Transit »

JNK @ 24 Apr 2012, 22:19 hat geschrieben: Siehe auch folgender Thread:
http://www.eisenbahnforum.de/index.php?s=3...70&#entry461098
Verschmolzen, bitte nicht für alles einen neuen Thread aufmachen!
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SWMdrölf. Jetzt noch nächer, noch hältiger, noch fitter. Bist auch du Glasfaser und P-Wagen?
TravellerMunich
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Beitrag von TravellerMunich »

Autobahn @ 24 Apr 2012, 23:40 hat geschrieben: Nö, ich bekomme manchmal sogar einen Anruf ;)

@ JNK

Ein kostenloser Nahverkehr würde in NRW 200 Millionen (zusätzlich) kosten, pro Jahr. Frei nach Jupp Schmitz (Kölscher Liedermacher, *1901 - † 1991) : "Wer soll das bezahlen, wer hat das bestellt." Ich hoffe, die Parteikasse der Piraten ist gut gefüllt. :lol:
200 Mio. dürften ein echtes Schnäppchen sein, das wären 92 Cent pro Einwohner (NRW hat 18 Mio.) und Monat.

Mache aber schüchtern drarauf aufmerksam, dass alleine der Münchner MVV pro Jahr über 600 Mio. Einnahmen aus dem Fahrscheinverkauf hat. Im Falle des größten Flächenbundesland wird die Summe da eher bei 2-3 Milliarden liegen.
Hot Doc
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Beitrag von Hot Doc »

Autobahn @ 24 Apr 2012, 23:40 hat geschrieben: Ein kostenloser Nahverkehr würde in NRW 200 Millionen (zusätzlich) kosten, pro Jahr. Frei nach Jupp Schmitz (Kölscher Liedermacher, *1901 - † 1991) : "Wer soll das bezahlen, wer hat das bestellt." Ich hoffe, die Parteikasse der Piraten ist gut gefüllt. :lol:
So, jetzt wirds interessant! Die 200 Mille, ist das schon alles gegengerechnet, oder kann man dann locker ein par Umfahrungen einsparen, Straßensanierung ein paar Jahre später durchführen etc.?!
Wäre das der normale Mehrbedarf ohne gegengerechnete Einsparungen in der MIV-Infrastruktur wäre das ein Schnäppchen schlechthin! Das würde man innerhalb weniger Monate locker einsparen und gegenfinanzieren können. Sollte das alles schon realistisch gegengerechnet worden sein (wovon ich nicht ausgehe) ist die genannte Summe immer noch relativ geringfügig im Vergleich zu den MIV-Ausgaben und sollte auf jeden Fall investiert werden!!!
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Beitrag von 146225 »

Verglichen mit dem, was das Land NRW in dubiosen Geschäften der WestLB an Geldern versenken durfte und noch zukünftig bezahlen muß, wäre das wirklich ein gutes und günstiges Geschäft.
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riedfritz
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Beitrag von riedfritz »

Verglichen mit dem, was das Land NRW in dubiosen Geschäften der WestLB an Geldern versenken durfte und noch zukünftig bezahlen muß, wäre das wirklich ein gutes und günstiges Geschäft.
Meinst Du, dass die Piraten schlau genug sind, solche "dubiosen" Geschäfte und sonstiges Geldhinauswerfen, was immer wieder vorkommt, zu vermeiden?


Viele Grüße.

Fritz
[font=Arial]Meine Vorbildfotos unter [/font]Meine Eisenbahnfotos
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Beitrag von 146225 »

riedfritz @ 26 Apr 2012, 19:01 hat geschrieben: Meinst Du, dass die Piraten schlau genug sind, solche "dubiosen" Geschäfte und sonstiges Geldhinauswerfen, was immer wieder vorkommt, zu vermeiden?
Da die Piraten ja so schnell nicht in die Verlegenheit einer alleinigen Mehrheitsregierung kommen dürften, sollte auch deren Modell der Schwarmintelligenz dafür nicht als Frühwarn- und Auflösungsmethode den Praxistest antreten müssen. Das die Politik allgemein hier "weiser" reagiert, kann man sich nur wünschen. Allerdings steht dem ja (neben der Gier der Banken) ein bekanntes Einstein-Zitat im Wege... ;)
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karhu
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Beitrag von karhu »

Bahn will 2020, 30% der Fahrkartenautomaten abbauen: SZ

So wird an vielen Bahnhöfen nur noch ein Automat stehen und wenn der defekt ist wird man zum unfreiwilligen Schwarzfahrer. Bzw. man muss längere Wege laufen wenn an einem zweigleisigen Haltepunkt der Automat auf der anderen Seite steht.
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Jojo423
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Beitrag von Jojo423 »

leinfelder @ 30 May 2012, 22:17 hat geschrieben: Bahn will 2020, 30% der Fahrkartenautomaten abbauen: SZ

So wird an vielen Bahnhöfen nur noch ein Automat stehen und wenn der defekt ist wird man zum unfreiwilligen Schwarzfahrer. Bzw. man muss längere Wege laufen wenn an einem zweigleisigen Haltepunkt der Automat auf der anderen Seite steht.
Könnte mir vorstellen, dass es bis 2020 auch andere Vertriebswege für Fahrkarten gibt, als bisher (bspw. Handyticket o.ä.)
Viele Grüße
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JNK
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Beitrag von JNK »

Der VRR hat mir heute mitgeteilt, dass der VDV die Position des VRR in der Frage des Fahrscheinfreien Nahverkehrs vertritt und mich auf folgende Pressemeldung hingewiesen: Ich hab' das mal kommentiert:
"VDV bezweifelt den Nutzen des Nulltarifs im Nahverkehr
    Nach Berechnungen des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) würde die Einführung eines Nulltarifs allein im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), also der kostenlosen Bus- und Bahnnutzung für alle Bürger, die öffentlichen Kassen und damit den Steuerzahler in Deutschland mit jährlich mindestens zwölf Milliarden Euro mehr belasten. Das Geld könne effizienter zur Steigerung der Attraktivität des ÖPNV eingesetzt werden.

    Erfahrungen aus dem In- und Ausland zeigen, dass der politisch gewünschte Umstieg vom PKW auf den ÖPNV bei Einführung eines ÖPNV-Nulltarifs erheblich geringer ist als bei einer Verbesserung von Qualität und Quantität des Angebotes. Ohne kundenbezogene Angebotsverbesserungen findet bei Einführung eines Nulltarifes vor allem ein überproportionaler Umstieg von Fahrgästen des Umweltverbundes (Fußgänger und Radfahrer) auf den ÖPNV statt."
Ein interessantes Argument, bei dem man sieht, wer zunächst umsteigt: Fußgänger und Radfahrer, also jene, bei denen der Preis auf kurzen Distanzen eine Rolle spielt. Allerdings ist es unverständlich, warum man sich den Fahrscheinlosen Nahverkehr (warum eine Steuerbelastung ein Nulltarif ist, weiß man wohl nur beim VRR) nicht zusammen mit einer Angebotsverbesserung vorstellen kann.
"Der nur mit enorm hohem finanziellen Aufwand realisierbaren Einführung eines Nulltarifs stände ein verkehrspolitisch fragwürdiges Ergebnis gegenüber. „Eine Verkehrswende zugunsten des umweltfreundlichen ÖPNV funktioniert am effektivsten mit Attraktivitätssteigerungen“, betont VDV-Präsident Jürgen Fenske."
Die WSW mobil GmbH überlegt derzeit welche Kürzungen sie dem Rat der Stadt im Herbst vorlegen wird, um das Defizit zu verringern. Eine Attraktivitätssteigerung sieht anders aus.
http://www.wz-newsline.de/lokales/wupperta...eiben-1.1024799
"Die Forderung nach einem kostenlosen bzw. durch Steuergelder finanzierten Nahverkehr sei daher absurd, falsch und ungerecht. „Absurd, weil es heute schon im Nahverkehr große Finanzierungsprobleme aufgrund der angespannten Situation öffentlicher Haushalte gibt. Falsch, weil der Nahverkehr dann zu 100 Prozent staatlich finanziert würde und ein unternehmerischer ÖPNV damit zu einem behördlichen ÖPNV würde. Und ungerecht, weil über höhere Abgaben und Steuern alle Bürger für den Nahverkehr zahlen müssten.“
Absurd ist an dieser Stelle die Argumentation von VDV-Präsident Fenske. Die defizitäre Finanzierung des Nahverkehr würde durch das Konzept des steuerfinanzierten Fahrscheinlosen Nahverkehrs aufgelöst. 50 Mio. € Ballast würden bei den WSW wegfallen. Dass die Umwandlung eines unternehmerischen ÖPNV in einen behördlichen falsch ist, kann man so sehen. Der unternehmerische ÖPNV macht in Wuppertal jedes Jahr Verlust, inwiefern man da unternehmerisch gestalten kann sei dahin gestellt. Welche Form man der Ausführung des Fahrscheinlosen Nahverkehrs gibt - ob es ein Amt seien muss, bezweifle ich - lässt sich allerdings diskutieren. (Der VRR als verantwortlicher Besteller des Schienen-Personen-Nahverkehrs ist ja auch keine Behörde, sondern eine Anstalt öffentlichen Rechts.)
Zum dritten findet VDV-Präsident Fenske es ungerecht, dass alle Bürger sich am ÖPNV-Angebot finanziell beteiligen müssen. Das ist aber bereits heute so, das Defizit des Wuppertaler ÖPNV tragen die Strom-, Gas- und Wasserkunden der WSW, in anderen Städten der Haushalt. Darüber hinaus ist es Aufgabe des Staates und der Stadt mit dem Steuergeld Einrichtungen zu finanzieren, die sonst nicht wirtschaftlich geführt werden können. Schulen zum Beispiel. Kindergärten. Oper und Theater, Museen. Straßenbau. Schienenverkehr. Teilweise Flughäfen. Müllbeseitigung. Streitkräfte. Universitäten. Soziales. Polizei. Feuerwehr. Rettungsdienst.
Natürlich kann man sich über jeden Punkt streiten, ob das sein muss, oder nicht. Aber wenn etwas schlecht ist, weil es ungerecht finanziert wird, ist das eine fragwürdige Position. Es kommt auf Alternativen und Nutzen an.
"Der VDV rechnet bei der Einführung eines Nulltarifs im ÖPNV mit einem Anstieg der Fahrgastzahlen von durchschnittlich mindestens 30 Prozent. Das wäre ein solcher Nachfragezuwachs, dass die Verkehrsunternehmen vielerorts zu bestimmten Zeiten weder genügend Fahrzeuge noch ausreichend Personal zur Verfügung hätten. Die heute schon stark ausgelastete und an einigen Stellen veralterte Infrastruktur würde dort unter einer solchen Mehrbelastung auf Dauer zusammenbrechen. „Wir fahren jetzt schon in den Ballungsräumen und Großstädten teilweise an der Kapazitätsgrenze. Durch den Nulltarif würden auf einen Schlag etliche Millionen zusätzliche Fahrgäste den Nahverkehr nutzen. Dadurch wären weitere hohe Investitionen aus öffentlichen Mitteln nötig, denn es müssten Fahrzeuge gekauft, Personal eingestellt und Haltestellen, Bahnhöfe, etc. umgebaut werden. Von zusätzlichen Strecken, die neu gebaut werden müssten, ganz zu schweigen“, erklärt Fenske. In den vom VDV berechneten 12 Milliarden Euro pro Jahr sind die Kosten dieser milliardenschweren zusätzlich bereitzustellenden Infrastruktur noch gar nicht enthalten."
Interessant, dass man mit Angebotssteigerung mehr Attraktivität schaffen will, aber hier davor warnt, dass mehr Fahrgäste den ÖPNV nutzen. 30 Prozent mehr Nachfrage wäre doch schon ein Erfolg (und das sollen alles Radler und Fußgänger sein?) Darauf müsste man sich also einstellen in Sachen Verkehrsmittel und Personal. Aber ist das nicht letztendlich das Ziel, dass mehr Menschen den ÖPNV benutzen? Im Übrigen ist es ein Armutszeugnis für Politik und VRR, dass unsere Infrastruktur keine Fahrgaststeigerung des ÖPNV aushält.
"Für den deutschen Nahverkehr, da sind sich die VDV-Mitgliedsunternehmen einig, kann es daher auch in Zukunft nur bei den seit Jahrzehnten etablierten Finanzierungssäulen bleiben: Auf der einen Seite müssen Bund, Länder und Kommunen eine angemessene Mitfinanzierung des ÖPNV sicherstellen. Und auf der anderen Seite zahlt der Kunde seinen Fahrschein, darauf können die Unternehmen nicht verzichten."
http://www.vdv.de/medienservice/pressemitt...tml?nd_ref=7567

Business as usual bedeutet, dass Defizite bleiben und Angebote verkürzt werden müssen, wenn nicht einer der drei Zahler in der Lage ist, Mehrausgaben zu leisten. Und wer sollte das sein?
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JNK
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Beitrag von JNK »

Ich zitier mich mal selbst:

DISCLAIMER: Der Eintrag bezieht rein und allein auf die Situation in Wuppertal.
Wie viel kostet Dich der Fahrscheinlose Nahverkehr?
Die Idee des Fahrscheinlosen Nahverkehrs ist schon länger eine Thema in diesem Blog. Trotzdem soll an dieser Stelle der Grundgedanke und die Folgerungen daraus noch einmal kurz dargestellt werden.

In unserer Gegenwart gibt es zwei Verkehrssysteme, die beide defizitär sind. Einmal der Individualverkehr per PKW, der auf kommunaler Ebene die Städte 160 Euro pro Kopf und Jahr kostet. Und auf der anderen Seite der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV), dessen wachsendes Defizit von ca.50 Millionen Euro im Jahr derzeit vom Strom-, Wasser- und Gasgeschäft der WSW aufgefangen und quersubventioniert wird. Von jedem Euro der Gasrechnung, der Stromrechnung und der Wasserrechnung geht ein Teil an die WSW mobil GmbH - auch wenn diese Leistung nicht Teil des Vertrages ist. Im Wettbewerb auf dem Energiemarkt haben unsere Stadtwerke deshalb einen Klotz am Bein.

Wenn wir uns die Zukunft unserer Stadt ansehen, müssen wir erkennen, dass die Maßnahmen zur Steigerung des Autoverkehrs und der Umwandlung in eine autogerechte Stadt abgeschlossen und vielfach gar nicht mehr erwünscht sind. Der neue Döppersberg will der Asphaltwüste zwischen Schwebebahnhof und Hauptbahnhof eine Lebensqualität zurückgeben, die in den 50er Jahren verloren ging. Viele Unterführungen im Tal werden geschlossen und wieder durch Ampeln ersetzt, da man die Beseitigung der Angsträume der autogerechten Stadt vorzieht. Fußgängerzonen, Spielstraßen und 30er-Zonen beherrschen das Stadtbild, nur die Durchgangsstraßen erlauben eine höhere Geschwindigkeit. Das Auto als Statussymbol wird von anderen Dingen allmählich abgelöst. Es ist nicht so, dass wir das Automobil nicht brauchen oder es von der Bevölkerung verteufelt wird, aber es wird in seiner Bedeutung zurückgestuft. Das Miteinander von Fußgängern, Fahrradfahrern, ÖPNV und den Autos bekommt eine neue Wertigkeit.
Eine neue Wertschätzung erfährt seit Anfang der 90er Jahre auch der ÖPNV. Mit Einführung des Ticket 2000 und des 20-Minuten-Takts montags bis freitags bis 19 Uhr stiegen die Zahlen der Fahrgäste der WSW binnen eines Jahres von 65 Millionen(1990) auf 70 Millionen (1991) und wuchs innerhalb eines weiteren halben Jahres auf 75 Millionen. Die Zahl der Abonnenten stieg von 7.000 (1989) auf 36.000 (1991). 2011 waren es knapp 90 Millionen Fahrgäste.
Der ÖPNV trägt trotz seines Defizits zum Wohlstand der Stadt bei: Die Kölner Verkehrsbetriebe haben in einem Gutachten attestiert bekommen, dass jeder in die KVB investierte Euro einen Nutzen in Höhe von 5,30 Euro erbringt. In den Zeiten von Klimawandel, Feinstaub- und Lärmbelastung ist es unerlässlich, diese Sparte auszubauen und sie gleichzeitig vom Defizit zu befreien. Ein höherer Anteil des ÖPNV am Gesamtverkehr hilft den CO2-Verbauch zu mindern, die Feinstaubemissionen zu senken, die Lärmbelastung zu mindern, die Zahl der Verkehrsunfälle zu senken und den Verkehr, für diejenigen, die darauf angewiesen sind, zu entlasten. Darüber hinaus kann sogar noch ein Beitrag zur Entlastung des maroden Wuppertaler Haushalts (Defizit von 40 Mio. Euro vor dem letzten Haushaltssicherungspaket) geschaffen werden, denn die Gewinne der WSW Energiesparten könnten hier sinnvoll angelegt werden - abzüglich des Anteils der GDF-Suez. Man könnte auch überlegen, ob die WSW die Schwimmbäder von der Stadt übernehmen und diese quersubventionieren, sodass der städtische Haushalt von diesem Posten entlastet werden würde. Weniger Autoverkehr bedeutet ebenfalls eine Entlastung für den Haushalt, da die Kosten für die Instandhaltung im Tiefbauamt niedriger ausfallen.

Der Fahrscheinlose Nahverkehr sorgt dafür:

    dass das Defizit des Nahverkehrs verschwindet.
    dass alle Bürger Wuppertals mobil sein können. (Im Budget von Hartz IV sind für Verkehr 22,92 € vorgesehen - das sind 9 Einzeltickets, also 8 Hin- und Rückfahrten im Monat)
    dass der ÖPNV wieder Raum zur Entwicklung bekommt.
    dass die Stadt die Überschüsse aus dem Energie- und Wassergeschäft der WSW für den Haushalt nutzen kann.
    dass Wuppertal zukunftsfähig wird.
    dass Wuppertal umweltfreundlicher wird.
    dass sich die Belastungen im Haushalt durch die Bereitstellung der Infrastruktur des Autoverkehrs reduziert, wenn mehr ÖPNV genutzt wird.
    dass der Autoverkehr reduziert und die Lebensqualität gesteigert wird.
    dass die CO2- und Lärm-Emissionen gesenkt werden.
    dass es weniger Staus für diejenigen gibt, die weiter den PKW nutzen, wenn mehr Menschen den ÖPNV nutzen werden.



Kommen wir zum Wie. Wie soll das gehen? Klar ist: die Finanzierung geht nur über eine Belastung aller Bürger, denn alle haben einen (unterschiedlichen) Nutzen davon. Darüber hinaus sollte es gerecht sein, also jeder soviel zahlen, wie er kann. Es sollte einfach sein, sodass die Verwaltungskosten gering bleiben. Und es sollte sozial und familienfreundlich sein.

Die Lösung: Eine Erhöhung der Grundsteuer B, sodass jeder Bürger und jeder Betrieb dieser Stadt über die Grundsteuer B oder die Nebenkostenabrechnung (die Grundsteuer B wird in der Regel vom Vermieter auf die Mieter umgelegt) seinen Anteil an der Finanzierung der Grundsteuer B leistet. An der Wohnung, die man sich leisten kann, bemisst sich die steuerliche Belastung. Da die Grundsteuer B pro Haushalt erfolgt, zahlt eine Familie den gleichen Betrag wie ein Single in einer vergleichbaren Wohnung. Die Kosten der Verwaltung steigen im Vergleich zu heute nicht.

Im Gegenzug wird das Benutzen des Wuppertaler ÖPNVs (außer S-Bahn) fahrscheinlos gestaltet. Pendler und Touristen fahren ebenfalls frei, denn auch die Betriebe und Hotels zahlen die Grundsteuer B.

Um die Verhältnisse, in denen sich der Fahrscheinlose Nahverkehr bewegt, einmal zu beleuchten, gibt es hier nun eine einfache Beispielrechnung mit Daten des Jahres 2010.


Die Ausgaben der WSW mobil GmbH betrugen 2010 133.181.000 €. (Geschäftsbericht 2010, S.72)
Die Grundsteuer-B Einnahmen der Stadt Wuppertal betrugen 2010 bei einem Hebesatz von 490% 56.110.000 €. (Mittlerweile ist der Hebesatz auf  600 % für 2013 angehoben worden.)
Möchte man nun alle Ausgaben der WSW mobil GmbH durch eine Erhöhung der Grundsteuer B decken und im Gegenzug den Nahverkehr fahrscheinlos machen, braucht man Grundsteuer B-Einnahmen von 56.110.000 € + 133.181.000 € = 189.291.000 €.
Das bedeutet eine Steigerung von 237,36 %. Der Hebesatz müsste also auf 1161,3% angehoben werden. Das sind alles erstmal gewaltige Zahlen. Also versuchen wir das ganze in die Lebenswirklichkeit umzusetzen.

Beispiel 1: Eine 50 m² Wohnung in der Elberfelder Südstadt oberhalb des Steinbecker Bahnhofs:
Im Jahr 2010 fielen 82 € Grundsteuer B an. Eine Steigerung von 237,36 % brächte eine Erhöhung auf 194 €. Das wären rund 16 € im Monat. Bei einem Zwei-Personen-Haushalt sind das 8 € pro Kopf.

Beispiel 2: Eine  61 m² Wohnung nahe der Universität:
Im Jahr 2010 fielen 85 € Grundsteuer B an. Eine Steigerung von 237,36 % brächte eine Erhöhung auf 201 €. Das wären rund 16 € im Monat. Bei einem Zwei-Personen-Haushalt sind das 8 € pro Kopf.

Beispiel 3: Eine 91 m² Wohnung in der Nähe des Klever Platzes, obere Elberfelder Südstadt.
Im Jahr 2010 fielen 188 € Grundsteuer B an. Eine Steigerung von 237,36 % brächte eine Erhöhung auf 445 €. Das wären rund 37 € im Monat. Bei einem Zwei-Personen-Haushalt 18,50 € pro Kopf.

Beispiel 4: Ein Haus mit Grundstück im Süden Cronenbergs.
Im Jahr 2010 fielen 457 € Grundsteuer B an. Eine Steigerung von 237,36 % brächte eine Erhöhung auf 1083 €. Das wären rund 90 € im Monat. Bei einem Zwei-Personen-Haushalt sind das 45 € pro Kopf.

Im Vergleich dazu: Ein Ticket 1000 der Preisstufe A2 kostet gegenwärtig 54,38 € im Monat.

Der VDV rechnet mit durchschnittlich mindestens 30% mehr Fahrgästen. Das bedeutet natürlich nicht mehr Ausgaben in der gleichen Menge, da ja zum Beispiel die Kosten für das Ticketing und die Kontrolleure wegfallen, aber nehmen wir es der Einfachheit halber mal an. 30% von 133.181.000 € (Ausgaben 2010) sind 39.954.300 €, sodass wir auf 173.145.300 € kommen.

173.145.300 € zusätzliche Kosten + 56.110.000 € Grundsteuer B = 229.245.300 €
Dies bedeutet eine Steigerung von 308,56 %.

Bei einer Steigerung von 308,56 % würde die Grundsteuer B für die

    Beispielwohnung 1 auf  253,02 € steigen, also 21,09 € im Monat.
    Beispielwohnung 2 auf  261,80 € steigen, also 21,81 € im Monat.
    Beispielwohnung 3 auf  579,04 € steigen, also 48,25 € im Monat.
    Beispielwohnung 4 auf 1407,56 € steigen, also 117,30 € im Monat.


Wieviel € würde Dich eine Erhöhung der Grundsteuer B um 237 % oder 308 % kosten?
Du brauchst dafür Deine Nebenkostenabrechnung für 2010 oder den Grundsteuer Bescheid.
Beim Rechnen hilft Dir http://www.prozentrechnung.net/

Wäre Dir der Fahrscheinlose Nahverkehr das wert?
http://www.tal-journal.net/2012/07/wie-vie...scheinlose.html
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chris232
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Beitrag von chris232 »

Interessanter Artikel und überzeugende Rechnung - kurz und knapp: danke!
Eisenbahnen sind in erster Linie nicht zur Gewinnerzielung bestimmt, sondern dem Gemeinwohl verpflichtete Verkehrsanstalten. Sie haben entgegen dem freien Spiel der Kräfte dem Verkehrsinteresse des Gesamtstaates und der Gesamtbevölkerung zu dienen.
Otto von Bismarck

Daher hat die Bahn dem Gemeinwohl und nicht privaten Profitinteressen zu dienen, begreifen Sie es doch endlich mal!
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Michi Greger
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Beitrag von Michi Greger »

Gut geschrieben und gut begründet (auch wenn ichs jetzt "nur" gelesen und nicht kritisch nach- oder gegengerechnet habe) - Danke! :)

Gruß Michi
Achtung! Entladezeit länger als 1 Minute!
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Mein einziges Problem ist halt die Lage von Wuppertal im Ruhrgebiet - wie soll man man das einigermaßen gerecht in den VRR integrieren? So müsste halt jeder Wuppertaler, der aus Wuppertal rauspendelt, trotzdem eine VRR-Fahrkarte kaufen (wenn auch evtl. etwas billiger), während die, die von außerhalb reinpendeln, weniger Zahlen, ohne in Form der Grundsteuer o.ä. etwas dazu beizutragen.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
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JNK
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Beitrag von JNK »

Boris Merath @ 22 Jul 2012, 22:29 hat geschrieben: Mein einziges Problem ist halt die Lage von Wuppertal im Ruhrgebiet - wie soll man man das einigermaßen gerecht in den VRR integrieren? So müsste halt jeder Wuppertaler, der aus Wuppertal rauspendelt, trotzdem eine VRR-Fahrkarte kaufen (wenn auch evtl. etwas billiger), während die, die von außerhalb reinpendeln, weniger Zahlen, ohne in Form der Grundsteuer o.ä. etwas dazu beizutragen.
Du kriegst jetzt erstmal einen Anschiss: Wuppertal liegt NICHT im Ruhrgebiet. Nicht das es schlecht wäre zum Ruhrgebiet zu gehören - aber wir sind halt das Bergische Land und gerade das bergische Städtedreieck ist im Vergleich zum Ruhrgebiet ganz anders strukturiert.

Die Integration in den VRR ist in der Tat ein großes Problem, in meinen Augen das zweite Problem nach der Überzeugungsarbeit für das ganze Projekt. Die Meinung des VRR ist da auch sehr negativ zu (siehe den Beitrag zuvor, vom 3.Juli).

Lösungsmöglichkeit 1:
Die Integration über eine eigene Tarifzone für Wuppertal, zum Beispiel "W", die nur den SPNV tarifiert. Sagen wir einfach als Beispiel statt 2,40 € für die Einzelfahrt A nur der Kurzstreckentarif 1,40€. Eine Fahrt nach Düsseldorf würde dann statt 4,90 € nur noch 3,90 kosten. Bei den Abos entsprechend.

Lösungsmöglichkeit 2:
Der Betrieb, der den Fahrscheinlosen Nahverkehr ausführt, zahlt eine "Ablöse" an den VRR, sodass der SPNV innerhalb Wuppertals fahrscheinlos genutzt werden kann, man müsste gucken, wie teuer das kommen würden. Dann würden alle Pendler im Gegenzug eine Preisstufe sparen, dem Wuppertal-Ost = Düsseldorf-Pendler genügte ein Abo der Preisstufe B statt C, dem Wuppertal-Remscheid-Pendler ein Abo der Preisstufe A statt B, etc.

Ich bin übrigens nicht der Meinung, das Einpendler nicht dazu beitragen. Sicher, persönlich zahlen sie nichts, aber wenn es Berufspendler sind, zahlt ihr Betrieb Grundsteuer, wenn sie shoppen gehen, die Läden, und wenn sie in den Zoo kommen, sinkt dort das Defizit. Außerdem tragen sie zur Gewerbesteuer bei, die die Infrastruktur unserer Stadt finanziert.

@Michi Greger und @chris232: Gerne
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

@ JNK

Lösungsmöglichkeit 3:

Der VRR streicht alle Verbindungen in die Nachbarstädte bzw. richtet einen besonderen Tarif ein, den auch die Wuppertaler zahlen müssen.

Lösung 1 und 2 sind untauglich.

Lösungsmöglichkeit 4:

Wuppertal scheidet aus der Bundesrepublik Deutschland aus und wird ein eigener Staat ;)
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
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