Fotos erlaubt, aber dennoch polizeilich verboten

Alles was in den anderen Foren OFF-TOPIC wäre.
<br>Guinan freut sich auf Ihren Besuch.
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9526
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

@ TramPolin

Ich weiß ja, das Du Dich für solche Dinge wie Stadtentwicklung in Neuperlach interessierst und sie fotografisch festhalten willst. Aber ist denn Bodo mit dem Bagger wirklich so interessant? (Sorry, das ist zwar O.T., aber da fällt mir der Blaumilchkanal ein.)

Wirklich interessant sind doch Fortschritte beim Abriss und dem Neuaufbau, die man auch nach der Arbeitszeit auf der Baustelle ablichten kann. Spektakulär wäre vielleicht eine Sprengung.

Die "Angst" der eventuellen "Schwarzarbeiter" tut ein Übriges zur aggressiven Haltung - wobei ich nichts unterstellen will.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Benutzeravatar
TramPolin
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 12132
Registriert: 17 Feb 2007, 18:29
Wohnort: Hoch über den Dächern, mit einem anderen Blick auf unser Millionendörfchen (197, N45)
Kontaktdaten:

Beitrag von TramPolin »

Autobahn @ 13 Apr 2012, 23:18 hat geschrieben:Ich weiß ja, das Du Dich für solche Dinge wie Stadtentwicklung in Neuperlach interessierst und sie fotografisch festhalten willst. Aber ist denn Bodo mit dem Bagger wirklich so interessant? (Sorry, das ist zwar O.T., aber da fällt mir der Blaumilchkanal ein.)
Darum geht es ja nicht, für den einen ist es interessant, für den anderen nicht. Seltsamerweise werden Abrissarbeiten in Aktion relativ oft fotografiert, also scheint es auch anderen zu gefallen.

Ich finde es besonders interessant, wie der Raum - der Leseraum der Stadtbibliothek -, in dem ich als Kind Hunderte Male war und der dann jahrelang mit Brettern verschalt war, noch mal für Sekunden sichtbar wird und dann auseinandergebrochen wird. Aber auch allgemein gefällt mir das Marode.
Autobahn @ 13 Apr 2012, 23:18 hat geschrieben:Wirklich interessant sind doch Fortschritte beim Abriss und dem Neuaufbau, die man auch nach der Arbeitszeit auf der Baustelle ablichten kann.
Da kann es einem aber passieren, dass man dann abends gegen die Sonne fotografieren muss.

Derzeit habe ich aber keine andere Wahl. Wenn die Bauarbeiter heimgegangen sind, dann sollte die Lage sicher sein.
Autobahn @ 13 Apr 2012, 23:18 hat geschrieben:Die "Angst" der eventuellen "Schwarzarbeiter" tut ein Übriges zur aggressiven Haltung - wobei ich nichts unterstellen will.
Man kann die wildesten Theorien aufstellen - Schwarzarbeit, unsachgemäße oder illegale Schadstoffentsorgung und dergleichen. Aber oft ist die Wirklichkeit viel profaner, da fühlt sich vermutlich einer beobachtet, belästigt, hat vielleicht auch schlechteste Laune und geht dann gegen Fotografen und vielleicht auch reine Zuschauer vor. Vielleicht hat er die Anweisung bekommen, Fotografen zu verjagen und kennt den Grund dafür gar nicht. Wir werden es wahrscheinlich nie erfahren.
Bayernlover
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 13814
Registriert: 02 Aug 2009, 16:49
Wohnort: Dresden (4, 6, 10, 12, 65, 85)

Beitrag von Bayernlover »

TramPolin @ 13 Apr 2012, 23:35 hat geschrieben: Vielleicht hat er die Anweisung bekommen, Fotografen zu verjagen und kennt den Grund dafür gar nicht. Wir werden es wahrscheinlich nie erfahren.
Wenn man das mit sich machen lässt, mit Sicherheit nicht.
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
Benutzeravatar
TramPolin
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 12132
Registriert: 17 Feb 2007, 18:29
Wohnort: Hoch über den Dächern, mit einem anderen Blick auf unser Millionendörfchen (197, N45)
Kontaktdaten:

Beitrag von TramPolin »

Bayernlover @ 13 Apr 2012, 23:40 hat geschrieben:Wenn man das mit sich machen lässt, mit Sicherheit nicht.
Manche führen vielleicht nur ihre Anweisungen aus und geben sich auf Nachfrage mit was einigermaßen Glaubhaften zufrieden, etwa "bei uns so üblich" (AKA Firmenphilosophie) oder "Sicherheitsgründe". Unter Umständen steckt dann was ganz anderes dahinter.

In konkreten Fall hörte es sich aber eher so an, dass der Baggerfahrer das nicht wollte, weil er stets ich-betont formulierte "Ich will das nicht" oder "Mir ist das schxxxegal…", "Ich will Dich hier nicht mehr sehen" etc.

Sonst hätte man wahrscheinlich eher gehört "Der Chef hat gesagt" oder "Auftrag von oben".
Bayernlover
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 13814
Registriert: 02 Aug 2009, 16:49
Wohnort: Dresden (4, 6, 10, 12, 65, 85)

Beitrag von Bayernlover »

Ich meinte eher "Wenn man sich gängeln lässt."

Und nichts anderes lässt Du ja mit Dir machen, ja, Du hast sogar Angst Dein Fahrrad abzuschließen, obwohl Du dort als freier Mensch tun und lassen kannst, was Du willst.

Irgendwie hätte ich Lust, dort mal ein bisschen meine Meinung kundzutun :)
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
Benutzeravatar
TramPolin
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 12132
Registriert: 17 Feb 2007, 18:29
Wohnort: Hoch über den Dächern, mit einem anderen Blick auf unser Millionendörfchen (197, N45)
Kontaktdaten:

Beitrag von TramPolin »

Bayernlover @ 14 Apr 2012, 00:24 hat geschrieben: Ich meinte eher "Wenn man sich gängeln lässt."

Und nichts anderes lässt Du ja mit Dir machen, ja, Du hast sogar Angst Dein Fahrrad abzuschließen, obwohl Du dort als freier Mensch tun und lassen kannst, was Du willst.

Irgendwie hätte ich Lust, dort mal ein bisschen meine Meinung kundzutun :)
Dein Beitrag war mehrdeutig, jetzt habe ich verstanden, was Du gemeint hast.

O.k., die einen sagen, bleib da in Zukunft fern, die anderen, mach jetzt erst recht weiter.

Gescheiter hätte ich es gefunden, wenn die Polizei aufgetaucht wäre, dann wären die Aggressionen schnell weggewesen, da die Polizei meistens noch einen gewissen Respekt einflößt.

Die Beamten hätten sagen können "Der Herr darf da fotografieren, aber wenn Sie das nicht wollen, machen wir einen Kompromiss, er hält nicht mehr auf Sie und Ihren Bagger drauf, sondern fotografiert andere Teile der Baustelle. Sind da alle einverstanden? Also ja! Wir haben noch was anderes zu tun, auf Wiedersehen".

Aber ohne polizeiliche oder andere Erklärung wäre es doch etwas naiv, einfach da mit dem Fotografieren weiterzumachen. Da muss man kein Angsthase sein, wenn es um Leib und Leben geht, verzichtet man doch auch mal auf sein Recht. Denn dieses hilft einem nämlich herzlich wenig, wenn man dann im Spital liegt.
Rathgeber
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 5438
Registriert: 01 Jan 2003, 23:01
Wohnort: Unter der Bavaria
Kontaktdaten:

Beitrag von Rathgeber »

TramPolin @ 13 Apr 2012, 16:30 hat geschrieben: Natürlich kann man sich zur Wehr setzen als Beobachteter, ob man rechtlich Erfolg hat, ist eine andere Sache. Mir ist die Einsicht wichtig. Wenn mir jemand sagt, er möchte das nicht, sehe ich das ein, kann aber einen generellen, dauerhaften Platzverweis nicht akzeptieren, zumal ich in dem Haus ein- und ausgehe(n muss)
Ich meinte nicht den Baustellenbesuch, sondern die im Zimmer aufgebaute Kamera.
Daß Baggerführer und andere Bauarbeiter ihre Rechte falsch interpretieren ist das eine, daß die Polizei sich ahnungslos gibt, spricht nicht gerade für ein ausgeprägtes Wissen....
Benutzeravatar
TramPolin
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 12132
Registriert: 17 Feb 2007, 18:29
Wohnort: Hoch über den Dächern, mit einem anderen Blick auf unser Millionendörfchen (197, N45)
Kontaktdaten:

Beitrag von TramPolin »

Rathgeber @ 14 Apr 2012, 09:46 hat geschrieben:Ich meinte nicht den Baustellenbesuch, sondern die im Zimmer aufgebaute Kamera.
Das ist schon klar :) , mit dem "ob man rechtlich Erfolg hat" meinte ich aber auch ausdrücklich die im Zimmer aufgebaute Kamera*. Das ist rechtlich wahrscheinlich nicht zu beanstanden - das würde mich zumindest extrem wundern, wenn es anders wäre -, moralisch-menschlich kann man sicherlich Einwände haben. Hätte ich das Fenster in Richtung dieser Baustelle, hätte ich sicherlich auch Hunderte von Fotos geschossen, aber wohl kaum stundenlang die Kamera aufgebaut bzw. das Fenster geöffnet gelassen.

* Der Rest der Antwort bezog sich auf den anderen (Vor-)Fall, da hast Du Recht.
Rathgeber @ 14 Apr 2012, 09:46 hat geschrieben:Daß Baggerführer und andere Bauarbeiter ihre Rechte falsch interpretieren ist das eine, daß die Polizei sich ahnungslos gibt, spricht nicht gerade für ein ausgeprägtes Wissen....
Ich hatte auch den Eindruck, dass ich in der Sache mehr weiß als die Polizei. Das Einzige, was sie mir zugestanden haben, dass ich möglicherweise da tatsächlich fotografieren darf. Aber ich solle es halt nicht tun, wenn es Ärger gebe.
DumbShitAward
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3612
Registriert: 11 Mai 2009, 10:46
Wohnort: München

Beitrag von DumbShitAward »

TramPolin @ 14 Apr 2012, 12:21 hat geschrieben: Ich hatte auch den Eindruck, dass ich in der Sache mehr weiß als die Polizei. Das Einzige, was sie mir zugestanden haben, dass ich möglicherweise da tatsächlich fotografieren darf. Aber ich solle es halt nicht tun, wenn es Ärger gebe.
Das wäre jetzt nicht mal ungewöhnlich, gerade wenn es um etwas speziellere und nicht immer 100% eindeutige Rechtslagen geht. Ich meine das gar nicht mal despektierlich der Polizei (bzw. den Beamten mit denen man fürgewöhnlich zu tun hat) gegenüber, schließlich sind das keine Fachleute mit formaler juristischer Ausbildung sondern meist Personen mit höchstens mittlerem Bildungsabschluss. Da ist es überhaupt nicht ungewöhnlich, dass dort mit fachlich nicht immer korrekten Verallgemeinerungen gearbeitet wird und es wird ihnen da auch nicht immer ganz einfach gemacht.

Mein Lieblingsbeispiel aus meiner Teenagerzeit: erklär mal einem Verkehrspolizisten, dass der in diesem Fall verbaute Endschalldämpfer am Auto nicht das Mitführen einer Allgemeine Betriebserlaubnis bedarf sondern eine E-Nummer eingeschlagen hat und wenn er das nachprüfen möchte, er doch bitteschön bei widerlichstem Sauwetter unter's Auto zu kriechen habe um die abzulesen.

Natürlich hat er das nicht getan und das Ende vom Lied war, dass die Kosten für die "Untersuchung" beim TÜV "zu Lasten der Staatskasse" gingen.

Recht haben und Recht bekommen sind leidergottes zwei paar Stiefel... auch und gerade wenn es darum geht, die Polizei zum gewünschten Handeln zu bewegen.
Lektion 73 in unserer Serie "Rechtsstaat für Anfänger", heute: §81 StGB

Wer es unternimmt, mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen oder die auf dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland beruhende verfassungsmäßige Ordnung zu ändern, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft.
Bayernlover
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 13814
Registriert: 02 Aug 2009, 16:49
Wohnort: Dresden (4, 6, 10, 12, 65, 85)

Beitrag von Bayernlover »

DumbShitAward @ 14 Apr 2012, 12:52 hat geschrieben: Natürlich hat er das nicht getan und das Ende vom Lied war, dass die Kosten für die "Untersuchung" beim TÜV "zu Lasten der Staatskasse" gingen.
Wenn Du Dir auch solchen Mist unters Auto pflastern musst :D

Aber wie gesagt, nicht einschüchtern lassen, und wenn einem einer doof kommt, zur Not eben auch drauf ankommen lassen. Meistens sind solche Drohungen ja doch eher leere Worthülsen ohne Inhalt.
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
schwarzfahrerin
Routinier
Beiträge: 301
Registriert: 01 Aug 2009, 01:57

Beitrag von schwarzfahrerin »

Zum Grundthema:
Ich kann den Baggerfahrer gut verstehen, eben weil es unangenehm ist dauernd beim Arbeiten beobachtet zu werden (es standen ja wohl einige Menschen am Zaun und wahrscheinlich öfters welche). Kann dieses minutenlange Baustellen-Geglotze zwar nun nicht nachvollziehen, aber mei, jedem sein Hobby. Ich guck halt nur im vorbeigehen kurz, wie weit der Fortschritt ist. Bei uns wird grad ein Altenheim und ein Laden gebaut, das interessiert mich schon, was im Viertel passiert, so ist ja nicht. Aber ich bleibe halt nicht ewig davor stehen, hätte da nicht die Zeit und Geduld dazu.

Aber wenn die Arbeiter zudem noch fotografiert und damit für die Ewigkeit dokumentiert und festgehalten werden, ist nochmal ne Spur heftiger. Zumal die Bauarbeiter ja nicht wissen, wo und ín welchem Zusammenhang die Bilder möglicherweise veröffentlicht werden. Kann ja sein, dass ein Journalist von der Boulevardpresse dabei ist und dann das Bild mit der Headline "Pfusch am Bau?!" / "Schwarzarbeiterverdacht" etc. versieht. Wenn man da als Arbeiter gut zu erkennen ist, dann gute Nacht. ;)
Heutzutage sind die Kameras ja auch so hochauflösend, dass man zwar von weiter weg Fotos machen kann, dann aber einen Ausschnitt großzieht.
Dass du das alles nicht machst, weiß der Arbeiter ja nicht im Moment des Fotografierens.
Darum finde ich es bei Personen-Fotografie immer angebracht, kurz zu fragen, ob man Fotos machen darf und zu sagen, zu welchem Zweck man sie machen will.

Dass einem da der Geduldsfaden reißen kann, versteh ich gut, wenn tagelang einen Leute wie im Zoo angaffen und fotografieren. Das macht eben mürbe und genervt und jeder reagiert anders, der eine gestresst, der andere aggressiv. Klar ist es überzogen, den Motor auszumachen und zu drohen. Aber ich verstehs doch irgendwie.

Die Polizei zu rufen, ist auch etwas, naja, überspitzt. Er hat ja nicht richtig gedroht, dass wäre gewesen, wenn er hinterm Zaun auf dich zugelaufen wäre.
Benutzeravatar
TramPolin
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 12132
Registriert: 17 Feb 2007, 18:29
Wohnort: Hoch über den Dächern, mit einem anderen Blick auf unser Millionendörfchen (197, N45)
Kontaktdaten:

Beitrag von TramPolin »

schwarzfahrerin @ 17 Apr 2012, 21:33 hat geschrieben: Kann ja sein, dass ein Journalist von der Boulevardpresse dabei ist und dann das Bild mit der Headline "Pfusch am Bau?!" / "Schwarzarbeiterverdacht" etc. versieht. Wenn man da als Arbeiter gut zu erkennen ist, dann gute Nacht. ;)
Und wenn es so wäre, dass ein Journalist da was aufdecken würde? Ist das nicht die Arbeit der Presse? Die seriöse Presse wird die Arbeiter auf Bildern unkenntlich machen.

Der Journalist dürfte da fotografieren, es wäre allenfalls ein moralisches Problem, das in den Hintergrund treten würde, wenn er an einem wirklichen Fall dran wäre.

(Edit: Ein Zeitungs-Profi fotografiert da ohnehin mit anderen Methoden - z.B. mit versteckter Kamera oder mit ganz anderen Tricks, keinesfalls relativ offensichtlich ;) )

Und wenn einer fotografiert, ohne was Böses im Schild zu führen, wäre es ggf. auch moralisch legitimiert.

Mittlerweile gibt's so viele Baustellen, an denen es sogar offizielle Webcams gibt. Nicht als Überwachung, sondern eher als eine Art Werbung. Dass man dann im Zeitraffer einen faulen oder schludrigen Arbeiter ausmachen könnte, ist vielleicht nicht so nett, klar. Auch es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird.

Die meisten Bauarbeiter registrieren gar nicht mehr, wenn sie fotografiert werden. Oder sie freuen sich. Es geht um Beiwerk. Personen mache ich meistens ohnehin unkenntlich, da kann später keiner mehr außer mir da ein Gesicht großziehen, da ich nur die zensierte Variante veröffentliche.

Warum ich die Bilder mache, wusste der Baggerfahrer, man könnte allenfalls damit argumentieren, dass er mich für einen Lügner hält. Dann wäre aber eine These die, dass er wirklich etwas zu verbergen hat. Wenn er nur genervt wäre, wäre es ihm ja egal, warum ich dort fotografiere.

Der Baggerfahrer stand kurz davor, auf mich zuzulaufen. Ich habe im vielleicht letzten Moment die Flucht ergriffen.
Bayernlover
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 13814
Registriert: 02 Aug 2009, 16:49
Wohnort: Dresden (4, 6, 10, 12, 65, 85)

Beitrag von Bayernlover »

schwarzfahrerin @ 17 Apr 2012, 21:33 hat geschrieben: Zumal die Bauarbeiter ja nicht wissen, wo und ín welchem Zusammenhang die Bilder möglicherweise veröffentlicht werden. Kann ja sein, dass ein Journalist von der Boulevardpresse dabei ist und dann das Bild mit der Headline "Pfusch am Bau?!" / "Schwarzarbeiterverdacht" etc. versieht. Wenn man da als Arbeiter gut zu erkennen ist, dann gute Nacht. ;)
Dann bitte aber auch Messer verbieten, weil wenn da mal einer zusticht, um Gottes Willen...
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
Benutzeravatar
TramPolin
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 12132
Registriert: 17 Feb 2007, 18:29
Wohnort: Hoch über den Dächern, mit einem anderen Blick auf unser Millionendörfchen (197, N45)
Kontaktdaten:

Beitrag von TramPolin »

Nicht alle relativieren, ich habe in einem anderen Forum diese beiden Antworten erhalten, die mich etwas erschüttert haben:
> Wenn du das bei mir gemacht hättest, könntest du deine Kamera
> jetzt unterm Bagger raus kratzen. Wenn jemand will das du ihn
> nicht fotografierst hast du es gefälligst ein zustellen. Das
> ist meine Meínung. Da kannst du noch sovíel Polizei rufen wie
> du willst.
und
>wie intensiv muss man bei Dir eigentlich betteln um nicht bei der Arbeit fotografiert zu werden?
Da die Zitate hier keiner Person zugeordnet werden, da sie kurz sind, sie keine notwendige Schöpfungshöhe erreichen und eine Zusammenfassung mit eigenen Worten den Sinn verfälschen würden, habe ich mal gewagt, sie hier reinzustellen.

Die beiden Kommentatoren sehen mich als den Täter. Die Frage ist: Wie groß ist die Belästigung, in einer vergitterten Baggerkabine in 10 Metern Abstand hin und wieder eine Person (zweimal die Woche für ein paar Minuten) mit umgehängter Kamera hinter dem Bauzaun zu sehen? Muss ein Bauarbeiter nicht damit rechnen, dass auf Großbaustellen, die mit öffentlichem Interesse verbunden sind, da ein öffentliches Gebäude errichtet wird, fotografiert wird - von Anwohnern, Touristen, Hobbyfotografen, Presse etc.?

Edit: Tippfehler korrigiert
Bayernlover
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 13814
Registriert: 02 Aug 2009, 16:49
Wohnort: Dresden (4, 6, 10, 12, 65, 85)

Beitrag von Bayernlover »

Warum machst Du Dir überhaupt Gedanken darum? Ist doch schön dass man Dir öffentlich droht, haste gleich nen Beweis dazu :D

Die Rechtslage ist hier eindeutig, und wer damit nicht zurechtkommt, nun, der sollte vielleicht seine Wohnung nicht verlassen, oder irgendwo in nem dunklen Keller arbeiten.

Lustig wird es übrigens, wenn die Kamera dann wirklich unterm Bagger liegt, und Du "so oft wie Du willst" die Polizei rufst - dann wird derjenige sich aber umgucken, "Was, so teuer ist der Sch***?"
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
Benutzeravatar
TramPolin
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 12132
Registriert: 17 Feb 2007, 18:29
Wohnort: Hoch über den Dächern, mit einem anderen Blick auf unser Millionendörfchen (197, N45)
Kontaktdaten:

Beitrag von TramPolin »

Bayernlover @ 18 Apr 2012, 00:09 hat geschrieben: Warum machst Du Dir überhaupt Gedanken darum? Ist doch schön dass man Dir öffentlich droht, haste gleich nen Beweis dazu :D
O.k., das erste Zitat ist unsachlich, aber das zweite stellt bei mir die Frage, ob die Privatsphäre eines Arbeiters nicht doch moralisch zu gering bewertet wurde. Es überwiegt oft öffentliches Interesse, wir fotografieren ja nicht die Renovierung von Omas altem Häuschen, sondern ein öffentliches Gebäude (bzw. den Abriss des alten Baus, der mal offizielles Stadtteilverwaltungszentrum war), dessen Fortschritt von den Stadteilbürgern, die ihn nutzen werden, interessiert verfolgt wird. Gibt's da überhaupt noch das moralisches Recht einer groß angelegten Privatsphäre am Arbeitsplatz zum Schutz vor Fotografen (ich rede nur davon, wenn die Arbeiter auf der Baustelle gut sichtbar herumlaufen etc., nicht in der Kantine…)?
Benutzeravatar
TramPolin
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 12132
Registriert: 17 Feb 2007, 18:29
Wohnort: Hoch über den Dächern, mit einem anderen Blick auf unser Millionendörfchen (197, N45)
Kontaktdaten:

Beitrag von TramPolin »

Das folgende Urteil des OLG Hamburg halte ich für sehr interessant:

http://www.rechtambild.de/2012/04/olg-hamb...von-bildnissen/

Demnach dürfen Personen, die gegen ihren Willen fotografiert werden, unter Umständen auf die Kamera einschlagen.

Ich halte das Persönlichkeitsrecht hoch, aber sehe in dem Urteil auch eine Gefahr: Es könnte nun noch eher gegen Kameras eingeschlagen werden, auch ohne eindeutige Vorwarnung, dabei auch Fotografen verletzt werden mit vermeintlichem richterlichen Segen.

Es ist aber nicht zu erwarten, dass die Masse der Leute das Urteil kennen wird. Daher wir die Auswirkung wahrscheinlich nicht so groß sein.

Edit: Bei nochmaligem Durchlesen fiel mir auf, das fehlt noch was: Ich halte das Urteil für falsch, für ein falsches Signal. Eine Belästigung durch Fotografen ist m.E. keine Attacke, die Notwehr in Gestalt einer Gewalt gegen Sachen und Menschen legitimiert. Es ist und bleibt aber eine Belästigung. Hier sollte man denjenigen, der sich belästigt fühlt, dann auch in Ruhe lassen und nicht weiter fotografieren. Schwieriger wird das sicher, wenn auf einer Baustelle viele Leute arbeiten und ein einziger sagt, er wolle bei der Arbeit nicht fotografiert werden. Dann müssten auf prominenten Baustellen (in der Innenstadt etwa) theoretisch ganze Scharen von Zuschauern, von denen viele Kameras dabei haben, immer wieder neu weggescheucht werden, weil der betroffene Arbeiter immer wieder aufs Bild kommen könnte. Das ist einfach nicht praktikabel. In der Praxis dürfte es selten ein Problem sein, da den meisten Arbeitern gar nicht auffällt, dass die fotografiert werden und als Beiwerk auf einem Foto landen.
Auer Trambahner
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 10828
Registriert: 04 Mai 2005, 08:58
Wohnort: Drunt in da greana Au
Kontaktdaten:

Beitrag von Auer Trambahner »

Das gibt fröhliche Prozesserei wegen Notwehr. Wenn mir einer an die Kamera will kanns sein, das ich ihm damit entgegenkomme.
Der mit dem Ölkännchen tanzt!
DumbShitAward
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3612
Registriert: 11 Mai 2009, 10:46
Wohnort: München

Beitrag von DumbShitAward »

TramPolin @ 24 Apr 2012, 20:03 hat geschrieben: Das folgende Urteil des OLG Hamburg halte ich für sehr interessant:

http://www.rechtambild.de/2012/04/olg-hamb...von-bildnissen/

Demnach dürfen Personen, die gegen ihren Willen fotografiert werden, unter Umständen auf die Kamera einschlagen.

Ich halte das Persönlichkeitsrecht hoch, aber sehe in dem Urteil auch eine Gefahr: Es könnte nun noch eher gegen Kameras eingeschlagen werden, auch ohne eindeutige Vorwarnung, dabei auch Fotografen verletzt werden mit vermeintlichem richterlichen Segen.

Es ist aber nicht zu erwarten, dass die Masse der Leute das Urteil kennen wird. Daher wir die Auswirkung wahrscheinlich nicht so groß sein.

Edit: Bei nochmaligem Durchlesen fiel mir auf, das fehlt noch was: Ich halte das Urteil für falsch, für ein falsches Signal. Eine Belästigung durch Fotografen ist m.E. keine Attacke, die Notwehr in Gestalt einer Gewalt gegen Sachen und Menschen legitimiert. Es ist und bleibt aber eine Belästigung. Hier sollte man denjenigen, der sich belästigt fühlt, dann auch in Ruhe lassen und nicht weiter fotografieren. Schwieriger wird das sicher, wenn auf einer Baustelle viele Leute arbeiten und ein einziger sagt, er wolle bei der Arbeit nicht fotografiert werden. Dann müssten auf prominenten Baustellen (in der Innenstadt etwa) theoretisch ganze Scharen von Zuschauern, von denen viele Kameras dabei haben, immer wieder neu weggescheucht werden, weil der betroffene Arbeiter immer wieder aufs Bild kommen könnte. Das ist einfach nicht praktikabel. In der Praxis dürfte es selten ein Problem sein, da den meisten Arbeitern gar nicht auffällt, dass die fotografiert werden und als Beiwerk auf einem Foto landen.
Vorweg: es handelt sich hier wie immer um eine Meinungsäußerung und nicht um einen Ratschlag einer Person mit formaler juristischer Ausbildung.

Ich halte diese Entscheidung für gelinde gesagt gefährlich. Es ist in abstrahierter Form (selbstverständlich unter Achtung des Analogieverbots) theoretisch bei so ziemlich jeder Lapalie einsetzbar. Das Notwehrrecht i.S. §§ 227 BGB bzw. 32 StGB ist in seiner Formulierung bewusst natürlich recht allgemein ausgelegt, da es sich ja nicht nur (wie typischerweise genutzt) auf den Schutz der primären Rechtsgüter wie körperliche Unversehrtheit oder Freiheit bezieht sondern auch auf die - relativ - nicht ganz so wichtigen Grundrechte wie Ehre und Eigentum. Rein positivistisch ist das ganze also schon irgendwie zu rechtsfertigen, denn das was z.B. Fotographen des Boulevard in Einzelfällen tun (oder besser: wie) kann schon eine Verletzung der Persönlichkeitsrechte darstellen. Hier schreibt das hanseatische OLG also keine grundsätzlich neuen Aspekte in die Kommentare der Gesetzbücher.
Zu kritisieren ist das ganze aber dennoch: das Notwehrrecht (insbesondere wenn wie in der orthodoxen Meinung, derer das OLG hier gefolgt ist, der Verbotsirrtum* mit einbezogen wird) verlangt grundsätzlich keine Verhältnismäßigkeitskontrolle des Ausführenden, es sei denn es handelt sich um ein sogenanntes "krasses Missverhältnis der Rechtsgüter", z.B. wenn ein Kind einen Schokoriegel im Supermarkt stielt und der Kaufhausdetektiv mit erheblicher körperlicher Gewalt gegen das Kind vorgeht. In so fern könnte sich ein Täter der vielleicht sogar formal korrekt von seinem Notwehrrecht gebrauch gemacht hat sehr leicht mit Hilfe dieses Urteils aus einer Anklage herauswinden, auch wenn er völlig überzogen reagiert hat. Das Notwehrrecht erlaubt zwar nur das mildeste mögliche Mittel um die Situation zu lösen, sofern dieses Mittel keine Gefahr für den Ausführenden selbst darstellt. Um wieder auf den hier besprochenen Fall zurückzukommen: einfach herzugehen, dem Photographen die Kamera freundlich aus der Hand zu nehmen, das Bild zu löschen und die Kamera zurückzugeben wäre wohl kaum zumutbar wenn man anhand der Situation davon ausgehen müsste derweil vom Photographen verdroschen zu werden.
Unter'm Strich ist das Urteil äußerst unpräzise und es erscheint, dass das hanseatische OLG hier recht dilettantisch gehandelt hat. Scheinbar war man der Meinung, dass es nicht zulässig sein soll, dass sich jemand von (ich spekuliere hier nur:) Boulevardjournalisten mit einer Kamera belästigen lassen muss. Dem kann ich absolut folgen. Aber man hat sich hier etwas konstruiert und das ganze dann mit erheblichem Kollateralschaden (das kennen wir ja vom hanseatischen OLG) als zweithöchstes Berufungsgericht in verschriftlichtes Recht gegossen. Da hilft auch die Anmahnung des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes nicht viel, da die Verhältnismäßigkeit hier ohnehin recht aufgeweich ist bzw. schon zuvor (mit Einschränkungen) zu berücksichtigen war.


Aber zurück zu unserem besprochenen Problem:
Ich möchte mich mal etwas weiter aus dem Fenster lehnen und behaupten, dass dieses Urteil für TramPolin und unseren cholerischen Baggerfahrer nicht relevant ist. Zum einen sehe ich nur einen extrem konstruierten Zusammenhang zwischen den Persönlichkeitsrechten des Baggerfahrers und dem Phographieren einer innerstädtischen Großbaustelle, zum anderen haben m.W.n. (und hier bin ich extrem dünn informiert!) größere Personengruppen in der Öffentlichkeit kein Persönlichkeitsschutzrecht, sonst wäre ja jede Aufnahme beim Oktoberfest unzulässig. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass das ganze Ärger hätte geben können, hätte TramPolin auf den Baggerfahrer mit einem fetten Teleobjektiv draufgehalten, aber das war ja wohl nicht der Fall. Mehr noch, man könnte eher annehmen die Bilder seien im Rahmen einer völlig legitimen oder gar Notwendigen Tätigkeit entstanden (Dokumentation des Baufortschritts durch die Lokalpresse oder seitens eines Anwohners, der Verstöße gegen das Baurecht vermutet seien hier mal exemplarisch genannt) und nicht um gezielt eine Einzelperson oder eine Kleingruppe von Personen zu "überwachen".
Schon alleine die Tatsache, dass eine derart rigide Auslegung des Rechts am eigenen Bild quasi jegliche verdachtsabhängige Überwachung seitens des Staats (gesucht sei ein grüner Porsche, also werden alle grünen Porsche vom 356 bis zum Cayman mal auf der Autobahn abgelichtet) völlig undurchführbar. Und dass unser allseits beliebter und geachteter Herr Schäuble auch nur ein µ von seinem mutmaßlichen Ziel der totalen Überwachung aller in seinen Augen potenziell gefährlicher Personengruppen (Jugendliche, Schwarze, Grüne, Araber, Leute die einen PC einschalten können, usw.) abrücken würde, wagt doch keiner zu Bezweifeln.



* Verbotsirrtum = jemand tut etwas widerrechtliches, geht aber davon aus gesetzeskonform zu handeln. Sofern der Täter nicht wissen konnte oder gar musste, dass sein Handeln strafbar ist sorgt der Verbotsirrtum für Straffreiheit.
Beispiel aus der Praxis: zwei Polizeibeamte in Zivil wollen einen Jugendlichen nachts um 3h kontrollieren, verhalten sich recht schroff. Der Jugendliche bittet um das Vorzeigen des Dienstausweises, was die Beamten verweigern. Der Jugendliche wird nervös, versucht wegzugehen, wird von den Beamten festgehalten. Der Jugendliche schubbst einen der Beamten, dieser fällt hin und verletzt sich leicht am Arm, der Jugendliche läuft weg. Im Raum stehen nun Körperverletzung und Widerstand gegen die Staatsgewalt, Folge ist aber Freispruch, da der Jugendliche durchaus annehmen konnte es handle sich NICHT um Polizisten, da davon auszugehen sei, dass Polizisten ihre Dienstausweise gerade auch auf Verlangen vorzuzeigen hätten. Der Junge hat also subjektiv in Notwehr gehandelt obwohl die tatsächliche Situation keine Notwehr erlaubt hätte. Das hätte der Jugendliche aber nicht erkennen können.

Edit: Verneinung vergessen:
Ursprünglich: "[...], dass dieses Urteil für TramPolin und unseren cholerischen Baggerfahrer relevant ist."
Berichtigt: "[...], dass dieses Urteil für Trampolin und unseren cholerischen Baggerfahrer nicht relevant ist."
Lektion 73 in unserer Serie "Rechtsstaat für Anfänger", heute: §81 StGB

Wer es unternimmt, mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen oder die auf dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland beruhende verfassungsmäßige Ordnung zu ändern, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft.
Benutzeravatar
TramPolin
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 12132
Registriert: 17 Feb 2007, 18:29
Wohnort: Hoch über den Dächern, mit einem anderen Blick auf unser Millionendörfchen (197, N45)
Kontaktdaten:

Beitrag von TramPolin »

@DumbShitAward: Danke für die ausführliche, interessante Stellungnahme.

In meinem Fall war es (natürlich) so, dass mich hier keine Bauarbeiter, vor allem keine bestimmten interessierten, sondern das Gebäude im Vordergrund steht. Es wäre egal gewesen, welcher Baggerfahrer da gerade arbeitet und ob da einer überhaupt drin ist.

Das eingangs gezeigte Foto war das extremste, meist war nur der Bagger zu sehen und der Arbeiter im Schatten der Kabine gar nicht oder so gut wie nicht zu sehen. Der Körper umfasste höchstens nur wenige Prozent des Bildes.

Gleichwohl kann sich ein Arbeiter natürlich dennoch belästigt fühlen, es kann seine Konzentration schmälern, wenn er über eine gewisse Zeit das Gefühl hat, beobachtet zu werden. Beobachtungen durch Vorgesetzte, Kollegen oder Zuschauer (Anwohner, Passanten) ohne Kamera sind sicherlich aus vielfältigen Aspekten anders zu bewerten. Eine (große) Kamera kann natürlich mehr irritieren, als wenn da einer nur steht oder beim Vorbeigehen ein paar Blicke auf die Baustelle wirft.

Da der jeweilige Bauarbeiter immer wieder dort arbeitet, bedeutet seine Aufforderung eine faktische Einstellung meiner Dokumentation. Bilder habe ich nur noch bei verlassener Baustelle (wobei man nicht so genau weiß, wie lange dort gearbeitet wird [ist um 18:00 vielleicht doch noch der erwähnte Baggerfahrer im Container, läuft heraus und schlägt gleich zu?]), von der anderen Grundstückseite aus, wo die Fassade noch den Blick auf die Arbeiter verdeckt, und vom Fenster eines Wohnhauses aus dem Stockwerk 7 1/2 gemacht. Eine aus dem Fenster gehaltene Kamera (gar eine im Raum aufgebaute) kann man auch von unten sehen, sie kann ebenso störend wirken, wie wir im Falle der Tankstelle gesehen haben. Hier könnten die Arbeiter davon ausgehen, ihr Chef hätte einen der Anwohner beauftragt, die Baustelle zu überwachen, wenngleich dies ziemlich unwahrscheinlich klingt. Wenn jemand überwachen will, würde er eher eine versteckte Kamera anbringen, als ausgerechnet einen Anwohner zu beauftragen, der eine auffällige Kamera aufstellt! Im Falle der Tankstelle wurde hier Aufklärungsarbeit geleistet, aber zwei Subunternehmer gaben sich nicht mit der Erklärung einer reinen Just for fun-Aktion zufrieden und haben rechtliche Schritte gegen meinen Bekannten und mich angekündigt (man muss sich das noch mal vergegenwärtigen: Bei allem Verständnis wurde eine Tankstelle aus dem Fenster gefilmt, die Kamera war regengeschützt innerhalb des Raumes, also deutlich hinter dem Fenster).

Klar habe ich jetzt verschiedene Aspekte vermischt und noch einmal einiges zusammengefasst.

Was aber das Notwehr-Urteil des OLG Hamburg angeht: Nehmen wir den Fall, SPIEGEL TV ist mit fliegender Kamera unterwegs (ich werde mir nicht anmaßen, meine Aktion mit der aufklärerischen Arbeit eines Fernsehteams zu vergleichen, aber interessant ist der Aspekt m.E. dennoch). In vielen solcher Berichte kann man sehen, dass die Leute aus dem Auto mit Kamera aussteigen. Oft geht es um das Zur-Rede-Stellen von Unternehmensleitern, die eine offenbar unseriöse Firma führen und z.B. Privatleute um ihr Geld gebracht haben. Das Team steigt also aus und sie filmen auf der Straße. Typischerweise läuft dann einer aus einem Gebäude raus, mit einiger Wahrscheinlichkeit der Chef oder einer seiner Mitarbeiter. Das Team wird dann beschimpft "Haut ab, sonst passiert was". Daraufhin ruft das Team, sie dürften hier filmen, es sei ein öffentlicher Grund. Darauf versucht der Mann, auf die Kamera einzuschlagen. Das Team: "Lassen Sie die Kamera in Ruhe, Sie machen sich sonst strafbar!". Doch der Angreifer (oder in Notwehr Handelnde) lässt nicht ab und haut die Kamera zu Boden. Eine Zeit lang nimmt die Kamera noch Bilder auf, der Zuschauer merkt, dass das Teil am Boden aufgeschlagen ist. Dann ist noch zu hören "Jetzt haben Sie die Kamera kaputt gemacht, Sie kriegen eine Anzeige!".

Auch wenn das Filmen im/vor dem Gericht nicht mit der fliegenden TV-Kamera so ganz vergleichbar ist, könnte sich nun jeder prinzipiell im Recht sehen, gegen Kameraleute und Fotografen per Notwehr vorzugehen, die vor dem Haus filmen. Ob es rechtlich von Belang ist, ob derjenige, der gefilmt wird, einer Straftat oder eines unmoralischen Handelns verdächtigt wird, oder ob nur die Fassade seines Hauses gefilmt wird, weil eine Dokumentation "Unser Dorf wird schöner" gedreht wird, kann ich schlecht beurteilen. Belästigung ist eigentlich Belästigung. Nehmen wir mal den Fall an, derjenige, der sich belästigt fühlt, will das Team mit Worten vertreiben. Als diese nicht sofort verschwinden, tritt er die Kamera zu Boden und verletzt dabei (ohne es zu wollen) auch den Kameramann. Hier ist halt die Frage, ob es hier irgendwas gibt, das dies als erlaubte Notwehr im Sinne des Urteils des OLG Hamburg legitimiert.

In der Praxis dürften die Leute aber nicht anhand von Gerichtsurteilen handeln, sondern mehr aus der Emotion heraus. Auch wird es das Urteil vermutlich nicht in die BILD-Zeitung & Co. schaffen, sodass es die meisten Leute wohl nie kennenlernen werden. (Mich wundert aber ein wenig, warum das mediale Echo darauf bislang so gering ist, da das Urteil hier nach meinem Rechtsempfinden die Möglichkeit der Notwehr stark überstrapaziert.).

Interessanter wird der Fall dann schon, wer vor Gericht Recht bekommt und TV-Teams in Zukunft öfter ihre Kamerareparaturrechnungen selbst bezahlen müssen. Eine solche Rechtsprechung, wen sie auch auf die fliegende Kamera angewendet würde (in dem vom Gericht behandelten Fall hatten wir aber eigentlich auch eine fliegende Kamera), würde die sogenannte "Vierte Gewalt" nicht gerade stärken.
DumbShitAward
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3612
Registriert: 11 Mai 2009, 10:46
Wohnort: München

Beitrag von DumbShitAward »

TramPolin @ 27 Apr 2012, 14:46 hat geschrieben: Was aber das Notwehr-Urteil des OLG Hamburg angeht: Nehmen wir den Fall, SPIEGEL TV ist mit fliegender Kamera unterwegs (ich werde mir nicht anmaßen, meine Aktion mit der aufklärerischen Arbeit eines Fernsehteams zu vergleichen, aber interessant ist der Aspekt m.E. dennoch). In vielen solcher Berichte kann man sehen, dass die Leute aus dem Auto mit Kamera aussteigen. Oft geht es um das Zur-Rede-Stellen von Unternehmensleitern, die eine offenbar unseriöse Firma führen und z.B. Privatleute um ihr Geld gebracht haben. Das Team steigt also aus und sie filmen auf der Straße. Typischerweise läuft dann einer aus einem Gebäude raus, mit einiger Wahrscheinlichkeit der Chef oder einer seiner Mitarbeiter. Das Team wird dann beschimpft "Haut ab, sonst passiert was". Daraufhin ruft das Team, sie dürften hier filmen, es sei ein öffentlicher Grund. Darauf versucht der Mann, auf die Kamera einzuschlagen. Das Team: "Lassen Sie die Kamera in Ruhe, Sie machen sich sonst strafbar!". Doch der Angreifer (oder in Notwehr Handelnde) lässt nicht ab und haut die Kamera zu Boden. Eine Zeit lang nimmt die Kamera noch Bilder auf, der Zuschauer merkt, dass das Teil am Boden aufgeschlagen ist. Dann ist noch zu hören "Jetzt haben Sie die Kamera kaputt gemacht, Sie kriegen eine Anzeige!".
Nur kurz:

Hier liegt eine grundsätzlich andere Situation vor: der angeblich Geschädigte (ergo der Vertreter der Firma Kinderarbeit-Textilien aus Bangladeshhausen) begibt sich aus freien Stücken in das Blickfeld der jeweiligen Kamera und im vor Gericht verhandelten Fall ging es darum, dass der Photograph zum Geschädigten ging. Es ist ein himmelweiter Unterschied von wem denn die Initiative ausging. So fern eine Genehmigung vorhanden ist bzw. an einem Ort gefilmt/photographiert wird wo das nicht verboten ist und das auch offensichtlich stattfindet (also nicht mit versteckter Kamera) kann man im Regelfall eigentlich nicht davon ausgehen, dass irgendjemand in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt wird, wenn er sich freiwillig ins Blickfeld der Kamera begibt.
Lektion 73 in unserer Serie "Rechtsstaat für Anfänger", heute: §81 StGB

Wer es unternimmt, mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen oder die auf dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland beruhende verfassungsmäßige Ordnung zu ändern, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft.
Benutzeravatar
TramPolin
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 12132
Registriert: 17 Feb 2007, 18:29
Wohnort: Hoch über den Dächern, mit einem anderen Blick auf unser Millionendörfchen (197, N45)
Kontaktdaten:

Beitrag von TramPolin »

DumbShitAward @ 27 Apr 2012, 15:57 hat geschrieben: Nur kurz:

Hier liegt eine grundsätzlich andere Situation vor: der angeblich Geschädigte (ergo der Vertreter der Firma Kinderarbeit-Textilien aus Bangladeshhausen) begibt sich aus freien Stücken in das Blickfeld der jeweiligen Kamera und im vor Gericht verhandelten Fall ging es darum, dass der Photograph zum Geschädigten ging. Es ist ein himmelweiter Unterschied von wem denn die Initiative ausging. So fern eine Genehmigung vorhanden ist bzw. an einem Ort gefilmt/photographiert wird wo das nicht verboten ist und das auch offensichtlich stattfindet (also nicht mit versteckter Kamera) kann man im Regelfall eigentlich nicht davon ausgehen, dass irgendjemand in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt wird, wenn er sich freiwillig ins Blickfeld der Kamera begibt.
In dem Beispiel muss der Gefilmte aber davon ausgehen, dass das Kamerateam genau ihn filmen will. Er greift dem gewissermaßen vor. Hier nimmt er dann zwar in Kauf, gefilmt zu werden, was er ja eigentlich nicht möchte, aber das Ziel könnte darin bestehe, die Belästigung abzukürzen.

Es war auch nur ein Beispiel, oft wird das Team in anderen Konstellationen attackiert, etwa wenn sie an der Türe läuten und um ein Interview bitten oder jemand auf der Straße filmen, eviele Sekunden neben ihm laufen und bohrend Fragen stellen. Das ist natürlich schon krasser. Geht dann Notwehr an? (Wobei ich sagen muss, dass die Teams natürlich auch (moralische und wahrscheinlich auch rechtliche) Grenzen überschreiten, gerade, wenn sie Leute regelrecht verfolgen, auch wenn z.B. Altnazis, IMs etc. das Ziel sind).

Ja, wo fängt es an: Prinzipiell kann sich ja schon jemand belästigt fühlen (z.B. ein Prominenter), wenn sein Haus gefilmt wird und er das nicht will und davon ausgeht, dass z.B. seine Frau und seine Kinder nicht mehr das Haus verlassen können, ohne belästigt zu werden. Also stellt er diese Situation mit "Notwehr" ab.

Hier gibt es natürlich fließende Übergänge und vieles dürfte Ermessens- und Auslegungssache sein.
Benutzeravatar
TramPolin
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 12132
Registriert: 17 Feb 2007, 18:29
Wohnort: Hoch über den Dächern, mit einem anderen Blick auf unser Millionendörfchen (197, N45)
Kontaktdaten:

Beitrag von TramPolin »

Erneuter Ärger beim Fotografieren

Nun gab es den nächsten unschönen Vorfall, obwohl ich aus dem vergangenen gelernt und freiwillig Kompromisse gemacht habe. Ich werde den Fall nach Kritik auch sachlicher schildern.

Ich fotografiere ja gerne Baustellen. Nachdem es bereits zu einigen kleineren Vorfällen gekommen ist, fand ich es besser, nur noch nach Arbeitsschluss Fotos zu machen, um keine Arbeiter von zu provozieren. Eine vernünftige Sache? Mitnichten.

So bin ich vorhin um 19:30 zur Tankstellenbaustelle, laut Aufschrift werde bis ca. 19:00 gearbeitet. Folgerichtig schien die Tankstelle verlassen. Kaum hatte ich das erste Bild gemacht, waren auf einmal Jugendliche auf dem Bild, die ich erst im Sucher sah. Ich dachte, sie wären illegal auf der Tankstelle! Sie liefen auf mich zu, knapp zehn Jugendliche.

Sie fragten, ob ich sie fotografiert hätte. Ich sagte, das wäre wenn dann unabsichtlich gewesen. Als ich fotografierte, sei ja niemand zu sehen gewesen außer einer scheinbar leeren Tankstelle. Ich würde die Bilder mit Personen aussortieren, sagte ich. Das reichte ihnen nicht, sie forderten ein sofortiges Löschen der Bilder. Ich sagte, es sei ja nicht mal klar, ob überhaupt Personen darauf seien. Die Bilder wären auf jeden Fall legal, weil niemand gegen seinen Willen fotografiert wurde. Dazu müsste er ja erst sagen, er wünsche keine Fotos. Da war aber das Bild schon gemacht. Ein Jugendlicher drohte, wenn ich nicht sofort die Bilder löschen würde, riefen sie die Polizei. Ich sah das gelassen, einer wählte dann die 110 und schilderte den Fall. Angeblich würde die Polizei gleich kommen. (Hier ist anzumerken, dass ich solche Bilder nicht veröffentlichen sollte, aber ein Löschen von Fotos und Zeigen der Kamera ist sicher nicht gerechtfertigt, wenn versehentlich Personen [noch dazu in vielen Metern Entfernung aufs Bild gelangt sind].)

Inzwischen kam ein Mann heraus und beschimpfte mich. Ich solle abhauen, ich dürfe hier keine Fotos machen. Er sei der Pächter. Ich klärte ihn auf, es gäbe Gesetze, ich dürfe von öffentlichem Grund (Fußweg der Stadt München) aus alles fotografieren, nur bei Personen gebe es Einschränkungen. Er sagte, hau ab! Er stieg nach kurzer, aber hitziger Diskussion über die Begrenzung. Ich warnte ihn, er solle keine Gewalt anwenden. Er beschimpfte mich immer heftiger. Er würde mich verklagen, wenn er ein Foto im Internet sähe, auch wenn darauf keine Personen zu sehen seien. Es sei _seine_ Tankstelle, und er dulde nicht, dass _seine_ Tankstelle fotografiert werde. Die Jugendlichen riefen mir inzwischen immer unschönere Sachen zu, ich sei minderwertig, hätte keine Familie und nichts zu tun und was weiß ich alles. 10 gegen einen. Ich wies darauf hin, dass ich keine Genehmigung bräuchte, aber dennoch im Kontakt mit Herrn xxxxxxxxxx* stehe (den Chef der Baufirma), der die Fotos begrüßen würde.

Der Pächter meinte, Herr xxxxxxxxxx* sei ja inzwischen verstorben und außerdem interessiere ihn die Baufirma nicht. Er fertigte gegen meinen Willen mit seinem Handy (mit Kameralicht!) ein Beweisfoto an. Er meinte, er dürfe es, ich hätte ja illegal fotografiert, also mache er auch nur das Gleiche wie ich.

Ich bot ihm an, er solle die Polizei holen, damit diese ihm sagen kann, dass ich hier fotografieren darf. Ein Jugendlicher meinte, die Polizei sei schon unterwegs.

Offenbar ist es nun auch schon ein Schwerverbrechen, eine offensichtlich verlassene Baustelle nach Bauarbeiter-Feierabend von öffentlichem Grund aus zu fotografieren. Der Pächter wolle mich hier nicht wieder sehen. Das heißt nicht mehr auf dem Gehweg stehenbleiben und vor allem keine Fotos machen.

Nach 10 Minuten weiterer Diskussion packte ich die Kamera ein und ging. Ein sehr unsympathischer Mann, der m.E. kurz davor war, auf mich einzuprügeln, aber sich dann noch beherrschen konnte. Die Polizei kam nicht, ich tippe auf einen Fake.

Was ist Eure Meinung? Gesetzlich sollte es doch klar sein, oder?

Sorry, wenn ich Euch nochmal frage, ich bin sicher gefrustet. Zum Frust-Alassen ist das Forum sicherlich nicht gedacht, auch wenn man mal in der Meckerecke auch meckern darf.

Wie hättet ihr euch verhalten? Viele hier fotografieren und werden sicherlich angefeindet. Ich habe den Eindruck, die unschönen Ereignisse werden immer häufiger (oder ist das alles Zufall)? Die Polizei (selbst) anrufen bringt ja nichts, wie ich inzwischen weiß.

* Name unkenntlich gemacht. Die Genehmigung für Fotos habe ich tatsächlich von ihm (auch wenn ich sie nicht bräuchte), es war keine Lüge, auch scheint mir der Herr noch recht lebendig zu sein.

Wenn der Administration/den Moderatoren dieser Beitrag nicht passt, bitte ich um Entschuldigung und um eine Löschung.
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9526
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

@ TramPolin

Juristisch bist Du im Recht. Fotografieren darfst Du Gebäude auf jeden Fall (Panoramafreiheit). Auch eine Gruppe von mehreren Personen darfst Du ungefragt fotografieren. Aber das weißt Du ja.

Offensichtlich hat man es in dieser Angelegenheit auf Dich abgesehen. Solche Menschen muss man einfach ignorieren. Man sollte auch keine "Werbung" für sie machen, indem man über sie berichtet. Wenn der Typ meint, "seine" Tankstelle dürfe man nicht fotografieren, will er keine Werbung. Dies würde aber in Deinem Blog Neuperlach.org geschehen, auch wenn sie zunächst negativ ausfallen würde. Und dabei musst Du noch vorsichtig sein, sonst könnte der Typ Dich wegen Geschäftsschädigung verklagen.

Ich würde einfach die Füße still halten und mich nicht weiter darum kümmern. Aber Du könntest auch etwas anderes versuchen. Gehe einfach zur Eröffnung hin, stelle Dich als Lokalreporter vor und bittest um ein Interview, natürlich mit dem Wunsch, den Inhaber und die Tankstelle fotografieren zu wollen. Wenn er nicht ganz blöd ist, wird er handzahm. Denn dann könnte er sich vorstellen, das er in Deinem Blog verrissen würde.

"Herr Kasimir Tankstellenpächter verweigerte anlässlich der Neueröffnug seiner Tankstelle auf der x-Straße Neuperlach.org ein Interview. Schade, eigentlich wollte ich über die neuen Einkaufsmöglichkeiten im angeschlossenen Supermarkt berichten. So sieht ein gelungener Geschäftsstart nicht aus. Tankstellen leben in der heutigen Zeit nicht vom Benzinverkauf, sondern von den Artikeln des Shops."
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Benutzeravatar
TramPolin
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 12132
Registriert: 17 Feb 2007, 18:29
Wohnort: Hoch über den Dächern, mit einem anderen Blick auf unser Millionendörfchen (197, N45)
Kontaktdaten:

Beitrag von TramPolin »

Autobahn @ 11 May 2012, 22:13 hat geschrieben: @ TramPolin

Juristisch bist Du im Recht. Fotografieren darfst Du Gebäude auf jeden Fall (Panoramafreiheit). Auch eine Gruppe von mehreren Personen darfst Du ungefragt fotografieren. Aber das weißt Du ja.

Offensichtlich hat man es in dieser Angelegenheit auf Dich abgesehen. Solche Menschen muss man einfach ignorieren. Man sollte auch keine "Werbung" für sie machen, indem man über sie berichtet. Wenn der Typ meint, "seine" Tankstelle dürfe man nicht fotografieren, will er keine Werbung. Dies würde aber in Deinem Blog Neuperlach.org geschehen, auch wenn sie zunächst negativ ausfallen würde. Und dabei musst Du noch vorsichtig sein, sonst könnte der Typ Dich wegen Geschäftsschädigung verklagen.

Ich würde einfach die Füße still halten und mich nicht weiter darum kümmern. Aber Du könntest auch etwas anderes versuchen. Gehe einfach zur Eröffnung hin, stelle Dich als Lokalreporter vor und bittest um ein Interview, natürlich mit dem Wunsch, den Inhaber und die Tankstelle fotografieren zu wollen. Wenn er nicht ganz blöd ist, wird er handzahm. Denn dann könnte er sich vorstellen, das er in Deinem Blog verrissen würde.

"Herr Kasimir Tankstellenpächter verweigerte anlässlich der Neueröffnug seiner Tankstelle auf der x-Straße Neuperlach.org ein Interview. Schade, eigentlich wollte ich über die neuen Einkaufsmöglichkeiten im angeschlossenen Supermarkt berichten. So sieht ein gelungener Geschäftsstart nicht aus. Tankstellen leben in der heutigen Zeit nicht vom Benzinverkauf, sondern von den Artikeln des Shops."
Der "Kontakt" war neu, der Pächter ist vermutlich erst wenige Tage auf dem Grundstück. Das man es auf mich abgesehen hat, war eher Zufall, da ja jetzt neue Beteiligte ins Spiel kamen - das hatte nichts mit dem alten Vorfall zu tun. Nur der Ort war der gleiche. Es war einfach Pech, aber wahrscheinlich wolltest Du genau das sagen.

Natürlich werde ich keine Werbung mehr für die Tankstelle machen.

Was dort passiert ist, war nicht vorherzusehen, zumal die Tipps lauteten, fotografiere halt nach Betriebsschluss. Da die Baustelle abgesperrt war, rechnete ich nicht, dass noch jemand da war. Um 19.30 auch eher unwahrscheinlich.

Das mit der Eröffnungsfeier kannst Du vergessen. Das Problem ist, der Typ kann mir jederzeit Hausverbot erteilen (was er im Prinzip ja auch schon hat), das ist sein Recht. Also werde ich das Grundstück nie betreten dürfen. Ja mei, so sind die Leute, lieber auf ein paar Hundert EUR Einnahmen pro Jahr verzichten, dafür ein "Störenfried" weniger, der in seinem Blog darüber berichten wollte, dass sich ein kleiner Umweg in Zukunft lohne. Die großen Einnahmen hätte das nicht gebracht bei wenigen Tausend Sitzungen im Monat, aber später wird dann vielleicht gejammert, dass die Tankstelle schlecht laufe.

Fotografen sind für viele nur noch Gesocks, hier haben einige wenige Paparazzi den Ruf aller ruiniert. Schade, dass manche Leute hier nicht unterscheiden können und irrational handeln.
Systemfehler
Kaiser
Beiträge: 1699
Registriert: 09 Okt 2010, 01:41
Wohnort: München

Beitrag von Systemfehler »

Je mehr du über solche Sachen informiest, umso mehr wäre ich für einen Foto-Flashmob!

Leere Speicherkarte, auf Serienaufnahme schalten, draufhalten und Auslöser durchdrücken... *klickklicklickklickklickklicklickklickklickklicklickklickklickklicklickklickklickklicklickklickklickklicklickklickklickklicklickklickklickklicklickklickklickklicklick
klickklickklicklickklickklickklicklickklickklickklicklickklickklickklicklickklickklickklicklickklick*

20 Leute, 20 Kameras, ein Vollhorst der ruhig die Polizei rufen soll!

Aber zum Schluss bekommst du noch mehr Ärger (nicht juristisch, sondern von dem Typ)


Was mich aber wundert, dass die 10 Jugendlichen dich nicht gleich haben zusammenfallen lassen... ich mein: in Neuperlach, Einer gegen Zehn... *vorurteile breittret*

Was ja auch sehr logisch ist:
Er fertigte gegen meinen Willen mit seinem Handy (mit Kameralicht!) ein Beweisfoto an. Er meinte, er dürfe es, ich hätte ja illegal fotografiert, also mache er auch nur das Gleiche wie ich.
Genau! Wenn einer bei mir einbricht und meinen Hamster vergewaltigt, habe ich natürlich sofort das Recht, das gleiche bei ihm zu tun!
Benutzeravatar
TramPolin
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 12132
Registriert: 17 Feb 2007, 18:29
Wohnort: Hoch über den Dächern, mit einem anderen Blick auf unser Millionendörfchen (197, N45)
Kontaktdaten:

Beitrag von TramPolin »

Systemfehler @ 11 May 2012, 22:46 hat geschrieben: Je mehr du über solche Sachen informiest, umso mehr wäre ich für einen Foto-Flashmob!

Leere Speicherkarte, auf Serienaufnahme schalten, draufhalten und Auslöser durchdrücken... *klickklicklickklickklickklicklickklickklickklicklickklickklickklicklickklickklickklicklickklickklickklicklickklickklickklicklickklickklickklicklickklickklickklicklick
klickklickklicklickklickklickklicklickklickklickklicklickklickklickklicklickklickklickklicklickklick*

20 Leute, 20 Kameras, ein Vollhorst der ruhig die Polizei rufen soll!
Schwierig, schwierig. Tagsüber ist es zu riskant, wenn da Baufahrzeuge rumfahren, könnte die Polizei mit gutem Recht dann was dagegen haben. Da müsste man schon noch mal die Situation provozieren, dass die Baustelle bereits abgesperrt ist, aber der Pächter noch innen arbeitet und rausgelockt wird. Aber wird das noch mal der Fall sein? Vielleicht macht er nur wenige Male Überstunden vor der Eröffnung.

An sich würde mir die Idee aber gefallen. Aber die bayerische Polizei hält auch wenig von Flashmobs, ich weiß nicht, ob ich mir einen Gefallen damit tue. Danach habe ich wirklich noch eine Anzeige. Irgendwas wird sich schon finden (unangemeldete Demo, Störung des Baustellenbetriebs, Blockieren des recht schmalen Fußwegs…). Wenn da 20 Leute stehen, ist da wirklich alles dicht.
Systemfehler @ 11 May 2012, 22:46 hat geschrieben:Genau! Wenn einer bei mir einbricht und meinen Hamster vergewaltigt, habe ich natürlich sofort das Recht, das gleiche bei ihm zu tun!
Der Mann hat keinerlei Rechtsverständnis. Selbstjustiz ist natürlich nicht statthaft, außerdem habe ich ja nicht mal absichtlich jemand fotografiert. Die Personen, die auf dem Bild sehen, sind außerdem nur ganz kleines Beiwerk, es dürften wenige Prozent der Gesamtbildfläche sein (wobei ich die Fotos erst noch durchschauen muss, ob überhaupt jemand drauf ist, ich bin schon gespannt). Ich wurde dagegen als Hauptmotiv fotografiert, obwohl ich es ihm verbot.
NJ Transit
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 5192
Registriert: 07 Sep 2009, 15:55
Wohnort: Wabe 320
Kontaktdaten:

Beitrag von NJ Transit »

TramPolin @ 11 May 2012, 22:27 hat geschrieben: Fotografen sind für viele nur noch Gesocks, hier haben einige wenige Paparazzi den Ruf aller ruiniert. Schade, dass manche Leute hier nicht unterscheiden können und irrational handeln.
Ich glaube, daran liegt es nicht einmal umbedingt, sondern eher daran, dass insbesondere durch die Streetview-Diskussion viele Menschen falsch informiert sind über ihre rechtliche Situation und sich deswegen im Recht fühlen.
My hovercraft is full of eels.

SWMdrölf. Jetzt noch nächer, noch hältiger, noch fitter. Bist auch du Glasfaser und P-Wagen?
Systemfehler
Kaiser
Beiträge: 1699
Registriert: 09 Okt 2010, 01:41
Wohnort: München

Beitrag von Systemfehler »

TramPolin @ 11 May 2012, 22:54 hat geschrieben: Irgendwas wird sich schon finden (unangemeldete Demo, Störung des Baustellenbetriebs, Blockieren des recht schmalen Fußwegs…). Wenn da 20 Leute stehen, ist da wirklich alles dicht.
Ist doch keine Demo, wenn da auf einmal zufällig 20 Fotografen gleichzeitig stehen... kann doch mal vorkommen, oder? :rolleyes:
Benutzeravatar
TramPolin
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 12132
Registriert: 17 Feb 2007, 18:29
Wohnort: Hoch über den Dächern, mit einem anderen Blick auf unser Millionendörfchen (197, N45)
Kontaktdaten:

Beitrag von TramPolin »

Systemfehler @ 11 May 2012, 22:56 hat geschrieben: Ist doch keine Demo, wenn da auf einmal zufällig 20 Fotografen gleichzeitig stehen... kann doch mal vorkommen, oder? :rolleyes:
Die Polizei weiß inzwischen auch, was Facebook ist. Da müsste man das Ganze nur für Freunde sichtbar machen, dann dürfte sich die Polizei schwer tun. Dann kommen aber auch keine 20, sondern wahrscheinlich fast niemand (ja, ich habe nur wenige Facebook-Freunde, die in München wohnen).

Edit: Auf den Bildern sind tatsächlich Personen zu sehen. ich war mir nicht sicher, da die Jugendlichen erst in dem Moment, als ich schon länger in den Sucher geschaut hatte, auftauchten.

In 1.024er-Aufllösung kann man nie und nimmer erkennen, wer das ist. In der höchsten Auflösung kann man teilweise Gesichtszüge erkennen. Es sind 5 Jugendliche zu sehen, es kamen danach wohl noch weitere. Ganz links ist auch ein Mann (ganz klein und abgeschnitten) zu sehen, vermutlich der Pächter. Den hatte ich erst gar nicht bemerkt, erst als er auf mich zulief. Wenn ich gewusst hätte, dass da noch gearbeitet wurde, hätte ich auf Fotos verzichtet, auch wenn es selbst dann keine Grundlage für ein Fotoverbot gegeben hätte.

Edit: Hier der Stein des Anstoßes:
Bild

Vielleicht habe ich es mit der Unkenntlichmachung übertrieben, aber ich möchte keine Angriffsfläche bieten. Es soll alles 1000%ig legal sein. Und wie gesagt, ich habe erst etwa beim Drücken des Auslösers gemerkt, dass da überhaupt Personen auf dem Gelände sind. Die Person ganz links (man sieht kaum mehr als einen Arm) entdeckte ich gerade erst jetzt eben.
Antworten