behindertengerechte Zugänge in München

Alles über die Netze von S-Bahnen
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Smirne

Beitrag von Smirne »

1. Ein Zeitungsartikel aus dem Fürstenfeldbrucker Tagblatt, vom 23.1.03:
Schwieriger Einstieg ins Studentenleben

Rollstuhlfahrer Klaus Birnstiel hat oft Probleme, in die S-Bahn zu kommen

VON MAX FREISLEDER Fürstenfeldbruck - Geht alles glatt, dann schafft Erstsemestler Klaus Birnstiel mit seinem rund 240 Kilo schweren Elektrorollstuhl den Weg in die Münchner Universität in einer gute Stunde. Ein Zivi, der auf das Beatmungsgerät des muskelkranken, jungen Bruckers aufpasst, ist ständiger Begleiter. Oft wird aber der Weg in die Stadt und zurück zum Hindernislauf. Dann ist der Student zwei Stunden und mehr unterwegs. Oder Birnstiel dreht gleich zu Hause um.
S-Bahnhof Buchenau: Hier könnte der Startpunkt von Birnstiels morgendlichem Weg in die Uni sein. "Aber die Rampe ist so steil , dass man sie mit keinem Rollstuhl bewältigen kann "Einen Aufzug gibt es an diesem Haltepunkt nicht. Und ebenerdig ist der Bahnsteig nur von der Seite aus zu erreichen, von der die Züge in Richtung Geltendorf abgehen. Klaus Birnstiel lässt sich deshalb morgens gleich von einem Familienmitglied zum Brucker S-Bahnhof fahren. Dort gibt es einen Aufzug.

S-Bahnhof Fürstenfeldbruck: Einsteigen ist hier theoretisch kein Problem, weil sich Bahnsteig und S-Bahn-Waggon auf gleicher Höhe befinden. Aber der Aufzug ist häufig kaputt. Über die für den Störungsfall angegebene Telefonnummer hat Birnstiel - jedenfalls bis heute - niemanden erreicht. Da blieb ihm nichts anderes übrig, als sich entweder nach Eichenau oder nach Schöngeising bringen zu lassen. Dort ist kein Aufzug nötig. Der Zivi gibt dem S-Bahnführer Bescheid, die mobile Rampe aus dem ersten Waggon zu holen.

S-Bahnhof Marienplatz: Aus-und Einstieg sind ohne Rampe möglich. "Mindestens einmal alle vierzehn Tage ist aber der Aufzug, der ins Obergeschoss führt, kaputt", sagt Birnstiel. Erfahrungsgemäß funktioniert dann der am gegenüberliegenden Gleis. Es hilft nur eines: Mit der nächsten S-Bahn weiterfahren bis zum Ostbahnhof und von dort aus zurückfahren zum Marienplatz. Birnstiel: "Ich warte auf den Tag, an dem beide Aufzüge nicht gehen".

Universität: Ist Klaus Birnstiel einmal in der Uni angekommen, ändert sich die Situation schlagartig zum Guten: Funktionierende Aufzüge und breite Rampen sorgen für allseitige Zugänglichkeit. Während der Vorlesungen bleibt er bei geöffneter Hörsaaltür auf dem Eingangspodest stehen: "Damit hat niemand ein Problem."

Rückweg: Birnstiel steigt in der Regel in Fürstenfeldbruck aus. Manchmal, wenn er es drauf ankommen lässt und in die Buchenau weiterfährt, hält die S-Bahn dort auf dem Gegengleis, von wo er mühelos aussteigen kann. Einmal hat der vom Zivi benachrichtigte Fahrer extra wegen ihm auf diesem Gleis angehalten. Das gehört zu den seltenen, positiven Erfahrungen.

Meistens stößt der behinderte Brucker jedoch auf Widerstände. Wie vor kurzem in Pasing, wo die S-Bahnführerin partout die Rampe nicht herausholen wollte und Birnstiel dann via Lautsprecher für die Verzögerung verantwortlich machte. "Das war wahnsinnig unangenehm". Beim MVG hat man auf seine Beschwerde hin alles abgestritten.

Birnstiels Vater, ein Rechtsanwalt, hat jetzt mit Fristsetzung um Stellungnahme gebeten. Klaus Birnstiel meint dazu: "Ich glaube nicht, dass ihm, wenn überhaupt, fristgerecht geantwortet wird.
2. Stadtratsantrag vom 22.1.03:
Barrierefreie Erschließung der S-Bahn-Haltestellen in München

Der Oberbürgermeister wird beauftragt , sich mit dem Bundesverkehrsminister in Verbindung
zu setzen, um das Vorhaben einer barrierefreien Erschließung der S-Bahn-Haltestellen in
München durch die DB Station & Service AG schnellstmöglich umzusetzen.

Begründung:

Das Bayer. Staatsministerium für Wirtschaft, Verkehr und Technologie stellt seit 1 1/2 Jahren
für die barrierefreie Erschließung der S-Bahn-Haltestellen 100 Mio € zur Verfügung. Es kann
nicht länger hingenommen werden, dass diese Gelder nicht abgerufen werden und die
Behinderten weiterhin auf den barrierefreien Zugang zu den S-Bahnhöfen warten müssen.

Ilse Nagel, StRin, stv. Fraktionsvorsitzende
Helmut Pfundstein, StR, stv. Fraktionsvorsitzender
Manuel Pretzl, StR
Richard Quaas, StR
Mario Schmidbauer, StR
Elisabeth Schosser, StRin
Max Straßer, StR
Vinzenz Zöttl, StR
Gruß,
Marcus
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Michi Greger
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Beitrag von Michi Greger »

Original von Marcus Boelt Beim MVG hat man auf seine Beschwerde hin alles abgestritten.
Man sollte halt auch wissen, wer die S-Bahn betreibt...und als Redakteur nicht so einen Mist erzählen.

MFG Michi
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Smirne

Beitrag von Smirne »

Tja, so ist das halt nunmal mit den Schmierfinken.

Gruß,
Marcus
ET 420
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Beitrag von ET 420 »

Original von Marcus Boelt
Tja, so ist das halt nunmal mit den Schmierfinken.

Gruß,
Marcus
Da gebe ich dir vollkommen recht, denn die haben eh keine Ahnung, was und wovon sie schreiben. X(

Gruß
ET 420
[font=Arial]Eine Legende lebt weiter.
Interessengemeinschaft S-Bahn München e.V.
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Rathgeber
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Beitrag von Rathgeber »

Hallo zusammen,

es ist schon beschämend genug, daß selbst 30 Jahre nach Einführung der S-Bahn noch nicht mal im Stadtgebiet alle Zugänge behindertengerecht sind.
Will man z.B. zum Isartor, hat man als Rollstuhlfahrer ein ernsthaftes Problem.

Und mit Einführung der ET423er hat man sich an den nicht besetzten Stationen auch abgewöhnt, die Abfertigung anzukündigen. Welch eine tolle Verbesserung für sehbehinderte und blinde Menschen...

Gruß

neudinho,
der vom Rollstuhlstemmen auf der Rolltreppe nur abraten kan.
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