Ein wunderbarers Thema. Man schaue sich hier mal den Bahnhof Silberhornstrasse an. Wenn man zur Trambahn raufgeht, dann pappen überall so kleine, lieblos hingepflasterte Pfeile. Mal zeigts für "Aufwärts" diagonal, dann wieder einfach nach rechts, die Variante "nach unten" habe ich bislang leider noch nicht entdecken können. Aber ich bin überzeugt, ich werde sie finden.
Und noch ein schöneres Beispiel: Hauptbahnhof U1/U2. In Richtung Sendlinger Tor, vorne am Aufgang. Dort hats Tafeln, welche die Linien U1 und U2 in die Gegenrichtung anpreisen, und sogar noch das Endziel angeben. Ja herrlich. Ich komme vom Stiglmaierplatz und muss unbedingt wissen, dass die Gegenrichtung der U1 OEZ heisst. Und die Anschlusslinien U4/5 sind nur mit kleinen Klebern markiert, also man muss sich schon genau umschauen. Und wirft man einen Blick auf den Gegenbahnsteig in die eben andere Richtung, dann wird - wenn ich mich richtig erinnere - dort wieder auf die U4/5 mit Zielen hingewiesen. Inkonsequenz omnipräsent.
Hat man sich an diesen Tafeln satt gesehen, dann drehe man sich um und beachte die Tafel zum Aufgang Hauptbahnof. Das kleine mikrige S, als würde es sich um eine Dresdner S-Bahnlinie im Halbstundentakt zur Miltitzer Allee handeln. Wo bleibt hier der Blick auf das Gesamtsystem? Dilletanten.
Man schaue sich auch die Stationstafel an, das Wort HAUPTBAHNHOF ist fast gleich mikrig, wie die anderen Hinweise. Und wieder, die schönen netten Pfeilchen, welche man der DB abgekupfert hat.
Fraunhoferstrasse. Es wird gespart. Eigentlich gibts für die Ausgestaltung für U-Bahnhöfe oder generell Tiefbahnstationen Richtlinien. So soll beispielsweise der Name der Station möglichst oft an der Tunnelwand erscheinen. In den Anfangsjahren der U-Bahn hat man das verfolgt, und nun kommt man plötzlich mit einem Drittel aus! Grauenhaft.
Bitte bitte, man erkläre mir die Ideologie!
Eine Grossstadt, welche sich ein so teures, unbestrittenermassen hervorragendes System leistet, sollte doch auf diese Details achten. Wieviel Geld wird für neue Studien ausgegeben? Aber hier wirds lächerlich. Provinziell. Und die neue Schrift könnte man auch noch kritisieren, vor allem die Zahlen. Als Adrian Frutiger das Leitsystem des Pariser Flughafens Roissy-CDG neu gestaltete, kreierte er eine serifenlose Schrift, weil ebengenau diese aus der Ferne klar und deutlich zu lesen ist, was die neue MVG-Hausschrift nicht ist. Gut, in den Prospekten und Broschüren wirkts ja nett. Frutiger redesignte auch die alte Schrift der Pariser Métro. Eine schöne Lösung, welche mit alt und neu korrespondiert. Oder die Métro Rotterdam, wie schön und edel der Linienplan und die Haltestellenbeschriftung daherkommt! Mit Sinn für Geschmack und Design, was die MVG-Aufkleber-Hinpapper keinesfalls haben.
Die neue Haltestelle OEZ muss ich mir mal ansehen, auf Bildern wirkt sie jedoch einladend. Es ist auch nicht wichtig, ob jetzt überall die Rolltreppenabdeckungen orange sind oder nicht, das Gesamtkonzept muss einfach stimmen. Klar war das Linienkennband auf der U3/6 oder 8 eine durchgehende Linie, aber nach heutigen Massstäben geht man Leitsysteme anders an und man weiss, dass der erste Gesamteindruck einer U-Bahnhaltestelle, wenn dieser positiv ist, die Leute von alleine leitet. Intermezzo: So hat man z. B. im Cisalpino-Neigezug (Stuttgart-Florenz) erst im Nachhinein gemerkt, dass die verwendeten Farben im Innenbereich brechreizerregend sind...
A props Rolltreppen. Ich frage mich immer wieder, wenn ich diese Aufkleber an den Rolltreppen sehe, wo

Hinweispiktogramme zu sehen sind, was man tun soll und was nicht. Dann ist dort noch der Schriftzug zu sehen "...im Auftrag der MVG". Ja fehlt dort nicht was, so zum Beispiel der Hinweis "die Firma Stahltopf u. Gürcüs reinigt für Sie die Rolltreppen -- im Auftrag der MVG". Oder soll ich mich als "Kunde der Rolltreppe" in den Dialog mit ebensolcher Aufstiegshilfe setzen und dankbar erkennen, dass die MVG mir diese Erleichterung im täglichen Leben zur Überwindung einer Höhendistanz anbietet? Oder flüstert mir am End der geschwungene Logobalken der MVG ein Geheimnis über die Rolltreppe zu? Hahaha, ich könnte mich kugeln, ab solchen Hinweisen. Sind sie doch eine kabarettistische Leistung im Alltag.
