Electrification @ 21 Nov 2012, 01:59 hat geschrieben:Leute die aus Lindau direkt nach München fahren, brauchen doch aber auch den Südring nicht.
Für diese wäre ja der Südring auch nicht primär gedacht, sondern hauptsächlich für den Transitverkehr.
Electrification @ 21 Nov 2012, 01:59 hat geschrieben:Bring doch mal du Denkansätze wie du den steigenden Verkehr in den Griff bekommen willst und ständig neue Straßen bauen ist nicht die Lösung, da mehr MIV nur noch mehr Verkehr bedeutet und das können unsere Städte nicht mehr verkraften.
Zunächst einmal lasse ich mich von dir nicht in die Ecke stellen, dass Straßenbau das Allheilmittel für alles ist. Das gewöhn dir bitte mal gleich ab!
Einerseits gebe ich dir Recht, dass der ÖPNV engmaschiger, flächendeckener und mit einem attraktiveren Tarifsystem dringend weiter ausgebaut werden muss. S-Bahnverlängerungen, Stadtbahnen und attraktivere Bussysteme müssen hier Hand in Hand gehen und zwar nicht nur alles auf München zu sondern auch zwischen den Umorten. Aber auch der Fernverkehr könnte bei richtigem Ausbau/Neubau von Strecken, einem echten zweistufigen ICE-Konzept (Normal und Sprinter), attraktiveren Tarifen und v.a. endlich wieder einem Produkt zwischen RE und ICE - eben wie der gute alte InterRegio - noch vieles an potenziellen Fahrgästen abschöpfen. Und gerade der Fernverkehrsausbau hat ja eigentlich viel mehr mit dem A99-Südring zu tun, eben weil es hier ja hauptsächlich um Fernverkehrsfahrgäste geht. Immer nur und nur nach ÖPNV-Ausbau zu rufen ist weder das Allheilmittel noch würde es einen Südring überflüssig machen. Und eben weil immer noch genug Leute den ÖPNV wegen der fehlenden Privatsphäre beim Fahren ablehnen, sollten auch mittel- bis langfristig der Bau echter PRT-Systeme wirklich angedacht werden, was für diese dann auch attraktiv sein könnte.
Und wie gestern schon geschrieben, darf auch das Thema NBS für Güterzüge kein Tabu mehr sein. Man kann und sollte zwar wo es geht bestehende Gütertrassen ausbauen und entflechten, so dass mehr Güterzüge auf immer mehr Routen mit immer besseren und schnelleren Logistikketten fahren können. Doch eben weil die alten Gütertrassen oft mitten durch die Städte fahren und dort v.a. nachts nicht unerheblich Lärm machen, müssen diese Güterzüge endlich auch raus aus den Städten auf NBS und Umfahrungen fern von dichten Siedlungen. Ebenso müsste Deutschland endlich aus seinem Winterschlaf beim Thema Rollende Landstraßen erwachen. Vor allem die neuen Systeme wie Modalohr, Cargobeamer und Flexiwaggon bieten hier eine wesentlich schnellere Be- und Entladung als die alten RoLa-Systeme. Hier bräuchte es auf allen wichtigen LKW-Routen solche RoLa-Züge im Taktverkehr, also nicht nur ein oder zwe Züge am Tag. Diese neuen Systeme sind im Übrigen besonders für den unbegleiteten kombinierten Verkehr gedacht, also die Zugmaschine fährt nicht mit. Man fährt die Sattelauflieger zu den Terminals hin, sie werden unabhändig zum Zielterminal gefahren und dort wird der Sattelauflieger wieder abgeholt. Die Zugmaschinen und damit die Fahrer mit den Lenkzeiten müssen also nicht mehr tagelang unterwegs sein sondern können im Nahverkehr in Tagesschichten viele Ladungen hin und her fahren. Doch damit solche Systeme wirklich eine große Wirkung bringen und die Autobahnen echt vom LKW-Verkehr entlasten, muss der entsprechende politische Wille in Deutschland und v.a. in den angrenzenden Staaten da sein, damit diese Züge auch durchgehend z.B. von Warschau nach Madrid oder von Göteborg nach Rom fahren können.
Überdies bin ich persönlich ein klarer Verfächter der PKW-Maut auf Autobahnen. Und mit genau diesem "neuen" Geld soll und muss dann der Unterhalt der Bundesautobahnen und autobahnähnlichen Straßen sowie der Neubau/Ausbau sinnvoller Routen bestritten werden, damit der Schienensektor aus dem normalen Topf endlich mehr Geld bekäme.
Sicher ist einiges der Vorschläge noch verbesserungswürdig und müsste tiefer durchdacht werden. Aber in etwa so könnte ich es mir vorstellen.
Electrification @ 21 Nov 2012, 01:59 hat geschrieben:Das Straßennetz ist bereits sehr gut ausgebaut, das Schienennetz bei weitem nicht (sieht man auch an der Pro-Kopf-Finanzierung der Schiene, nirgends so gering wie in Deutschland).
Beide Netze brauchen auch weiterhin Aus- und Neubauten, wobei auch ich den Schwerpunkt wie gesagt auf das Schienennetz legen würde und das Fernstraßennetz aus der PKW-Maut finanziert werden sollte.
Electrification @ 21 Nov 2012, 01:59 hat geschrieben:Wenn sogar die CSU den Südring nicht will...
Sie fürchten nur die nächsten Wahlen und den Groll von den Wählern aus dem Münchner Süden, weshalb sie das Thema nicht im Wahlkampf haben wollen. Doch den Wunsch zum Bau des Südrings dürften davon mehr als genug haben.
Electrification @ 21 Nov 2012, 01:59 hat geschrieben:...und meiner Meinung auch kein Bedarf dafür besteht, denn hier geht es nicht um Entlastung,...
Doch, um genau das geht es hier primär, weshalb ich den Südring auch für ein sinnvolles Projekt halte.
Electrification @ 21 Nov 2012, 01:59 hat geschrieben:...sondern darum dass sich einige Zeitgenossen nochmal 10 Minuten sparen wollen, am liebsten die Autobahn bis in die Tiefgarage hätten.
Wollen ÖPNV-Kunden nicht auch Zeit sparen und am liebsten bis vor die Haustür fahren?
Electrification @ 21 Nov 2012, 01:59 hat geschrieben:Es gibt europaweit kaum Städte mit einem Autobahnvollring.
Also ich kenne da mehr als genug Städte, die einen Autobahnvollring haben. Und einen Autobahnvollring haben diese Städte ja gerade deshalb, weil die Auobahnen aus mehreren Richtungen auf die Stadt zulaufen und reigehen. Andere Städte führen mehrere Autobahnen tangential vorbei und haben einige gut ausgebauten Einfallstraßen von dort in die Stadt rein. Beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile und man kann durchaus drüber streiten, ob für München eine Tangentenlösung besser gewesen wäre. Doch jetzt jetzt hat man hier nunmal ein Sternnetz mit einem zu 3/4 geschlossenen Autobahnring und sollte dies aus meiner Sicht auch zu Ende bringen.
Electrification @ 21 Nov 2012, 01:59 hat geschrieben:Du wirst also nicht ernsthaft behaupten wollen dass die Straßeninfrastruktur nicht schon perfekt ist?
Perfekt ist sie noch keinesfalls, eben weil es noch immer an vielen Stellen kneift und Verbesserungsbedarf gibt. Das Straßensystem ist genau wie das Schienensystem eine Art lebender Organismus und entwickelt sich zwangsläufg immer weiter. Etwas was perfekt wäre, würde sich aber nicht weiterentwickeln. Ein großes Anliegen wäre mir persönlich, dass man endlich mal bei den Knotenpunktformen umdenkt und viel mehr Kreisverkehre baut bzw. bestehende Ampelkreuzungen uns Kreisverkehre umbaut. Denn viele Staus in Städten und auf Straßen allgemein kommt ja erst durch das völlig veraltete sture Ampel-Denken. Mit Kreisverkehren könnte der Straßenverkehr allgemein flüssiger fließen, was uns ja unsere Freunde im Ausland seit Ewigkeiten vormachen. Und für Knotenpunkte mit größere Verkehrsbelastungen haben sich schon vielfach sog. Turbokreisel bewährt, die die Kapazität eines zweistreifigen Kreisels mit der Sicherheit eines einstreifigen kombinieren. Und Kreisel gelten durch ihre einfache Fürhungen und das Abbremsen des Verkehrs bekanntlich allgemein als unfallsenkend, was ja auch nicht unwichtig ist. Da gibt es also noch einiges zu tun, denn perfekt ist das Straßensystem bei weitem noch nicht. Es braucht auch künftig Investitionen genau wie das Schienennetz.
Electrification @ 21 Nov 2012, 01:59 hat geschrieben:Das Problem ist nicht die Infrastruktur, sondern der Verkehr an sich, man muss versuchen hier MIV-Verkehre zu vermeiden und verlagern, sonst wird man die Verkehrsprobleme nie in den Griff bekommen.
Nur zu denken, dass man mit ein paar S-Bahnen, Stadtbahnen, Trams und sonstwas soviel Personenverkehr verlagern könnte, dass man plötzlich keine Straßen mehr bauen müsste, ist pures Wunschdenken. Und das mit dem Vermeiden ist so ne Sache, denn der Mensch lässt sich sehr ungerne eine ganz neue Lebensweise aufdiktieren, also quasi eine teilweise Reisesperre anhängen.
Electrification @ 21 Nov 2012, 01:59 hat geschrieben:Da sind wir wieder beim Problem der erschreckend niedrigen Pro-Kopf-Ausgaben in Deutschland für die Schiene.
Hier wäre ich wie gesagt klar für die PKW-Maut auf Autobahnen, so dass deren Unterhalten, Aus- und Neubau größtenteils aus diesem Topf finanziert wird dafür in den normalen Töpfen mehr Geld für den Aus- und Neubau des Schienennetzes zur Verfügung steht.
Electrification @ 21 Nov 2012, 01:59 hat geschrieben:
Bis jetzt hat noch niemand darauf geantwortet wie man das Problem mit der Natur im Bereich des Südrings löst. Da würde man den größten Teil untertunneln müssen. Wer soll das bitteschön zahlen und nach deutschem Verständnis würde noch nicht mal eine Maut für einen Tunnel verlangt, dessen Unterhalt jedes Jahr massive Summen verschlingt, einfach mal bei der ASFINAG nachfragen.
Da musst du dir nur meine verklinkten Dokumente zum Südring ansehen. Und hier wurde sehr wohl auf das Thema Umwelt eingegangen und es sogar in der Abwägung der Verianten am höchsten überhaupt bewertet. Die Gutachter haben sich hier als sehr wohl intensiv Gedanken dazu gemacht, auch wenn du das bestreitest. Die empfohlenen Varianten B1 und B2 kosten demnach jeweils etwas mehr als 1,2 Mrd. € und hier sind auch je zwei lange Tunnelabschnitte drin enthalten, um Umwelt und Siedlungsgebiete zu schonen bzw. zu entlasten.
Electrification @ 21 Nov 2012, 01:59 hat geschrieben:
Einerseits eine Kostenloskultur wollen und einen Volksaufstand planen wenn das Wort "Autobahnmaut" nur in den Mund genommen wird, dann aber teuere Projekte fordern.
Ich zähle mich weder zur Kostenloskultur und ich befürworte wie gesagt die PKW-Autobahnmaut, weshalb du mich hier also nicht meinen kannst.