Kann eine Tram umkippen?
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Heute morgen in der Nachtline 1 in Bremen: Wegen eine Schlägerei und Warten auf die Polizei hatten sich über 20 Minuten Verspätung angesammelt, langsam drohte ich, zu spät zur Arbeit zu kommen. Schließlich ging es doch endlich los - und das mit einem "Affenzahn". Auf der Strecke Richtugn Weserpark sind einige recht schrarfe 90-Grad Kurven, bzw Kreuzungen an denen die Tram abbiegt. Und jedes Mal beim Durchfahren geriet der ganze Zug doch recht gehörig in "Schräglage". ich lehnte quer zur Fahrtrichtung an der Wand, und wurde in jeder Linkskurve von der Wand regelrecht weggedrückt, und musste einen kleinen Ausfallschritt nach vorn machen, um nicht umzufallen. Die scharfen Bremsungen an den Haltestellen waren ebenfalls als 'sportlich' zu bezeichnen. Lohn der Mühe: die Fahrt zur ehemaligen Endhaltestelle am Schweizer Eck, welche laut Plan 30 Min dauerte war in rekordverdächtigen 16 Minuten absolviert, und ich pünktlich in der Arbeit.
Eigentlich denk ich mir, eine Tram ist viel zu schwer, um umzukippen, vor allem dürfte der Schwerpunkt auch sehr tief liegen. Aber trotzdem die Schräglage in den Kurven hatte teilweise schon etwas ein wenig verängstigendes. Oder ist das letzlich nur subjektiv? Sicher, die Fliehkraft tut ihr übriges dazu, da ist die Lage im Raum zweitrangig. Aber trotzdem...
Eigentlich denk ich mir, eine Tram ist viel zu schwer, um umzukippen, vor allem dürfte der Schwerpunkt auch sehr tief liegen. Aber trotzdem die Schräglage in den Kurven hatte teilweise schon etwas ein wenig verängstigendes. Oder ist das letzlich nur subjektiv? Sicher, die Fliehkraft tut ihr übriges dazu, da ist die Lage im Raum zweitrangig. Aber trotzdem...
Das ist zum Umkippen zwangsläufig notwendig dass mindestens ein Rad von der Schiene abhebtspock5407 @ 25 Nov 2012, 16:04 hat geschrieben: Ich bin da zuwenig Firm wo da genau welche Kräfte in welcher Stärke angreifen, aber ich denke, bevor die Kiste umkippt entgleist sie eher? :unsure:

Eisenbahnen sind in erster Linie nicht zur Gewinnerzielung bestimmt, sondern dem Gemeinwohl verpflichtete Verkehrsanstalten. Sie haben entgegen dem freien Spiel der Kräfte dem Verkehrsinteresse des Gesamtstaates und der Gesamtbevölkerung zu dienen.
Otto von Bismarck
Daher hat die Bahn dem Gemeinwohl und nicht privaten Profitinteressen zu dienen, begreifen Sie es doch endlich mal!
Otto von Bismarck
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Interessante Frage. Ohne die nötigen Bücher aus dem oberen Stockwerk zu holen, denk' ich einmal so vor mich hin - kann man ja in einem Forum ...spock5407 @ 25 Nov 2012, 16:04 hat geschrieben: Ich bin da zuwenig Firm wo da genau welche Kräfte in welcher Stärke angreifen, aber ich denke, bevor die Kiste umkippt entgleist sie eher? :unsure:
Rein physikalisch könnte man in einer idealisierten Welt das einfach feststellen: Wenn die Normale auf den Spurkranz oberhalb des Schwerpunkts verläuft, dann entgleist sie; wenn sie darunter verläuft, kippt sie um.
Ganz stimmt das aber nicht: Denn dann dürfte es bei einem senkrechten Spurkranz nie eine Entgleisung geben - das geht aber doch, und zwar wegen des schrägen Anlaufs durch Aufklettern. Andererseits sind die Fliehkräfte hoffentlich nicht so groß, dass bei korrekter Gleislage und Spurkranzform das Aufklettern bei der beschriebenen Aufholjagd viel wahrscheinlicher wird - also würde als Faustregel das mit der Spurkranznormalen doch funktionieren ...
... und da ich auch annehme, dass der Schwerpunkt weit unter der Normalen liegt, wird das Ding daher entgleisen

Meine Eisenbahngeschichten - "Von Stellwerken und anderen Maschinen ..."
Die Organe der Bahnerhaltung sind ermächtigt, den Arbeitern zur Aneiferung angemessene Quantitäten von Brot, Wein oder Branntwein unentgeltlich zu verabfolgen. Nr. XXVII - Vorschriften für das Verhalten bei Schneefällen, K. k. Österreichische Staatsbahnen, Gültig vom 1. Oktober 1906; Artikel 14(5)
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Allerdings könnte es gleich nach dem entgleisen passieren dass durch den Untergrundwechsel die Bahn dann umkippt. 
Wobei, ganz auf die Seite wird man es wohl nie schaffen - ganz einfach weil nicht alle Teile gleichzeitig kippen. Was passieren kann sieht man hier: http://www.ndr.de/regional/niedersachsen/h...adtbahn199.html - und da war die Ursache zu schnelles fahren durch den Bogen.
/Edit: Man schafft es doch: 25 Stundenkilometer schnell und die Weichenlage nicht beachtet und schon: http://query.staatsarchiv.bs.ch/query/deta....aspx?ID=527723

Wobei, ganz auf die Seite wird man es wohl nie schaffen - ganz einfach weil nicht alle Teile gleichzeitig kippen. Was passieren kann sieht man hier: http://www.ndr.de/regional/niedersachsen/h...adtbahn199.html - und da war die Ursache zu schnelles fahren durch den Bogen.
/Edit: Man schafft es doch: 25 Stundenkilometer schnell und die Weichenlage nicht beachtet und schon: http://query.staatsarchiv.bs.ch/query/deta....aspx?ID=527723
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Wenn ich richtig informiert bin, sind die Münchner R2/R3 auf die damals eigens für die BSAG entwickelte "Bremer Strassenbahn" zurückzuführen, welche hier GT-8 genannt wird. Heute morgen war es aber das "extrabreite" (4 Sitze pro Reihe statt nur 3) Nachfolgemodell GT-8N1. Ich mag diese Trams (wärn die nicht evtl auch was für München? Oder passen die an zu vielen Stellen nicht durch Netz? Hier wird ja gerade Zug um Zung fast alles neu gebaut, wegen der vergrösserten Gleismittenabstände. )spock5407 @ 25 Nov 2012, 16:04 hat geschrieben: Fahr in München mal mit R2/R3 und Du wirst die "umgekehrte Neigetechnik" manchmal gut spüren. Mit den Dingern kann man schon flott um die Kurve fahren.![]()
Es war ein p-Beiwagen, der damals entgleist ist. Umgekippt ist er nicht. Er hat nur ein paar parkende Autos arg mitgenommen.Luchs @ 25 Nov 2012, 17:55 hat geschrieben: Ich entsinne mich an einen Unfall in M am Maxmonument, wo auch zu schnell heraus beschleunigt wurde - und der m4 oder m5 Beiwagen entgleiste. Ob er dabei auch umkippte kann ich mich nicht mehr erinnern.
GT8N-1 (=Flexity Classic) passen hint und vorne nicht: zu breit und zu großer minimaler Kurvenradius (braucht 23m).Cloakmaster @ 25 Nov 2012, 17:30 hat geschrieben: Oder passen die an zu vielen Stellen nicht durch Netz? Hier wird ja gerade Zug um Zung fast alles neu gebaut, wegen der vergrösserten Gleismittenabstände. )
Btw, auch wenn sie so ähnlich heissen: die haben konstruktiv mit den GT8N bzw. R-Wagen nix zu tun.
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Zum Umkippen muss man paar Sachen und Situationen betrachten:
- alte, Hochflur Tram haben einen niedriegen Schwerpunkt
- neue, 100% Niedeflur Tram haben wegen den Dachkontainer (und auch deswegen verstärkten Wagenkasten) einen deutlich höheren Schwerpunkt
Umkippen
- wegen Geschwindigkeit ist es eher ausgeschlossen, weil durch die Zentripetalkraft die Seitenführung am Spurkranz ansteigt und irgendwann über die Radlast(Y) liegt, die Tram klettert raus
- Wind, erhöht die Seitenkraft- wird aber vielen neuen Fahrzeugen durch eine Wankstütze ausgemerzt
- Gleislage, geneigt...aber kommt auch nicht so oft vor
- ungünstig beladen
- äußerliche Einflüsse, wie ein Seitenaufprall
Und jetzt alles zusammen: neue Tram fährt bei Wind zu schnell in einer Kurve und wird von einem Kranfahrzeug oberhalb der Fensterrahmen getroffen...dann kippt sie vielleicht um :unsure:
- alte, Hochflur Tram haben einen niedriegen Schwerpunkt
- neue, 100% Niedeflur Tram haben wegen den Dachkontainer (und auch deswegen verstärkten Wagenkasten) einen deutlich höheren Schwerpunkt
Umkippen
- wegen Geschwindigkeit ist es eher ausgeschlossen, weil durch die Zentripetalkraft die Seitenführung am Spurkranz ansteigt und irgendwann über die Radlast(Y) liegt, die Tram klettert raus
- Wind, erhöht die Seitenkraft- wird aber vielen neuen Fahrzeugen durch eine Wankstütze ausgemerzt
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Wind und Kran fehlen nur leider bei meinem Link...sebastian_t @ 26 Nov 2012, 16:22 hat geschrieben:Und jetzt alles zusammen: neue Tram fährt bei Wind zu schnell in einer Kurve und wird von einem Kranfahrzeug oberhalb der Fensterrahmen getroffen...dann kippt sie vielleicht um :unsure:
ropix @ 25 Nov 2012, 16:57 hat geschrieben:/Edit: Man schafft es doch: 25 Stundenkilometer schnell und die Weichenlage nicht beachtet und schon: http://query.staatsarchiv.bs.ch/query/deta....aspx?ID=527723
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Ich glaube es kann nur bei Meterspur passieren, ich erinnere mich an einen Unfall in Basel, wo sich die vordere Kupplungseinheit in einem Italienischen Reisebus verfing, der der (dem) Tram die Vorfahrt (rechts vor links) nahm bei der Markthalle.
bahnonline.ch
Man beachte die Schweizer Spezialausdrücke. Car=Reisebus und "das Tram".
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[font=Arial]Leut schaltets den WLAN-Accesspoint des Providers aus. Da loggt sich eh niemand ein und man spart Strom und verringert das Funkwirrwarr. [/font]
[font=Arial]"Wer das Bargeld abschafft, schafft die Freiheit ab" - Hans Magnus Enzensberger.[/font]
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