Angehörige sollen Schmerzensgeld zahlen

Alles über Eisenbahn, was woanders nicht passt.
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GSIISp64b
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Beitrag von GSIISp64b »

Electrification @ 25 Apr 2013, 23:21 hat geschrieben: Bist du Eisenbahner? Wenn ich alleine den Bereich ansehe, erkenne ich uns da auf keinen guten Weg, trotz Personalmangels steigt nur der Druck und die Belastung und das seit Jahren.
Die meisten Selbstmörder sind keine Eisenbahner.
Dauerhaft abwesend, und ich komme nicht mehr wieder.
Fichtenmoped
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Beitrag von Fichtenmoped »

Electrification @ 25 Apr 2013, 23:21 hat geschrieben:
Wer hier immer einen aus Eiskalt macht und von Berufsrisiko redet ist einfach nur zynisch.

Wie gesagt, es gibt richtige Extremfälle, da ist schon einiges passiert und das kann ich hier gar nicht schreiben, auch wenn es evtl. eine Abschreckung für Selbstmörder wäre, denn nicht immer sind diese sofort tot.
Tja, letztendlich ist das ganze Leben ein Risiko und eine ständige Gratwanderung aus der Risikoabschätzung.
Da wir in Deutschland im Bereich Depressionen eine enorm hohe Dunkelziffer haben (Schätzungen gehen von aktuell 4 Millionen Erkrankten aus und das ca. 10Millionen bis zum 65. Lebensjahr eine Depression erlitten haben. Studien zufolge leidet JEDER Mensch irgendwann in seinem Leben an Depression...) kann man hier nicht wirklich Präventiv arbeiten.
Das Schwerste ist es, an einen depressiven Menschen heranzukommen und sein Vertrauen zu gewinnen. Schon die kleinste Störung kann hier das Vertrauen zunichte machen - und wenn es "nur" der belegte Telefonanschluss des behandelnden Arztes ist!
Wer an wirklich schwerer Depression gelitten hat, weiß was ich damit sagen will... Es gibt KEINE Möglichkeit alle depressiven Menschen rechtzeitig zu behandeln. Oftmals bekommt es nicht einmal das engste persönliche Umfeld des Erkrankten mit!

Und Abschreckung funktioniert hier auch nicht - die Handlungen eines depressiven Menschen sind NICHT für einen gesunden Menschen nachvollziehbar! Wenn der Entschluß zum Suizid fällt, hält es der Erkrankte in DIESEM Moment für eine sehr gute Idee! Nicht vergessen, was ich in meinem vorherigen Post geschrieben habe - defacto ist ein Selbstmörder NICHT Schuldfähig und auch nicht Zurechnungsfähig!

Das ist die eine Seite. Die andere ist die des "Ausführenden wieder Willen" - dem Lokführer. Statistisch wird jeder Tríebfahrzeugführer in seiner Berufslaufbahn 2x zum "Vollstrecker" gemacht. Wie sieht das in anderen Berufen aus, wenn innerhalb eines Berufslebens die Wahrscheinlichkeit existiert 2x einen Arbeitsunfall zu erleben? Dachdecker können aus großer Höhe zu Boden stürzen - Berufsrisiko! Ein Elektriker kann einen Stromschlag bekommen - Berufsrisiko! Ein Postbote kann vom Hund gebissen werden - Berufsrisiko! Gewisse Sachen kann man vermeiden - der Dachdecker kann sich mit Hilfsmitteln sichern, der Elektriker auch. Der Postbote aber nicht - denn das ist ein Risiko, was nicht ER, sondern jemand Anderes (der Hundehalter) bestimmt.
Und so ist es auch mit Selbstmördern und Triebfahrzeugführern - der Triebfahrzeugführer kann NICHTS tun! Dazu kommt erschwerend der Fakt dazu, dass man durch die Gleise nicht mal ausweichen kann! (Jeder, der mal einen Verkehrsunfall kommen sehen hat ohne Möglichkeit auszuweichen, der weiß wovon ich rede - der Moment sich einzugestehen dass man NICHTS machen kann - man ist hilflos und es hilft für einen selbst nur eins: beten!) Ein befreundeter Triebfahrzeugführer hat es mal so formuliert: Wenn die Typen sich schon MEINEN Zug aussuchen, dann sollen die wenigstens nicht auch noch in mein Gesicht schauen. (Viele Selbstmörder schauen der "Gefahr" im wahrsten Sinne des Wortes "In die Augen" - was die Belastung noch extrem erhöht...)

Klar klingt das zynisch, wenn man vom Berufsrisiko spricht. Aber solange da draußen unzählige depressive Menschen unterwegs sind und von denen einige den Entschluss zum Suizid fassen, besteht das Risiko, dass diese Menschen sich einen Zug zum sterben aussuchen. WAS will man dagegen machen? Suizid-Kammern einrichten? Mobile Suizid-Kommandos, die auf Anruf vorbei kommen und den Suizid ausführen? Das gäbe einen Aufschrei...

Fassen wir zusammen: Eine PRÄVENTION kann es nicht geben - bleibt also die Nachsorge. Und hier steht und fällt es mit der Akzeptanz der Gesellschaft. Eine Gesellschaft, die Depressionen leugnet, leugnet auch den Nachsorgebedarf der Betroffenen nach einem Suizid. Also MUSS in beiden Fällen eine Wandlung des Bildes der Depression in der Gesellschaft einsetzten - hin zur Krankheit, die behandelbar ist. Die keine Schande ist. Das wäre der erste Schritt - mehr behandelte Depressionen = weniger Suizide. Und die Nachsorge würde schließlich ebenfalls besser werden - vor allem, wenn man erkennt dass der Triebfahrzeugführer ohne Nachsorge sehr schnell sich "auf der anderen Seite" wiederfinden kann. Und da sind wie bereits erwähnt vor allem der Arbeitgeber und die Berufsgenossenschaft am Zuge.
Aufgrund von Rostschäden besteht Signaturersatzverkehr!

Wir bitten um Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten.
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Beitrag von Cloakmaster »

Autobahn @ 25 Apr 2013, 23:22 hat geschrieben: Ich habe mich daran gewöhnt, dass ich auf einige meiner Beiträge einen Shitstorm abbekomme. Das dabei auch persönliche Beleidigungen abgegeben werden ist nicht in Ordnung! Aber ich stehe darüber.
Ist doch ganz einfach: Lass den Shit, dann bleibt auch der Storm aus.

Du hast dir die Reaktionen auf deine Geschreibsel selber zuzuschreiben. Aber echt nett von dir, daß dich deine eigenen Unmöglichkeiten nicht anfichten. Voll grosszügig und so.
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Beitrag von DumbShitAward »

146225 @ 25 Apr 2013, 21:39 hat geschrieben: Wenn es möglich ist, die Egoismen und die Vorurteile und die extremen Drucksituationen in diesem Land zu reduzieren: Dann ja.
Das Problem ist da doch eher, wie soll eine solche Prävention aussehen?

Den Anhalteweg bekommst ja nicht auf ein solches Maß, dass es auch nur ansatzweise etwas bringen würde und ich glaube auch nicht, dass man ein adäquates Mittel finden wird, das Menschen davon abhält auf die Gleiskörper zu kommen. Wo ein Wille ist, da hilft auch kein Zaun oder sonst was - gewiss, man kann vielleicht Unfallzahlen verringern und dem Tf so eine gewisse Hilfe geben, dass das arme Schwein, das er da erwischt hat zumindest nicht gegen seinen Willen dort gestanden ist... (ich weiß nicht ob das irgendjemandem etwas bringt, ich vermute nur... selbst wenn wirds wohl nicht viel sein).
Lektion 73 in unserer Serie "Rechtsstaat für Anfänger", heute: §81 StGB

Wer es unternimmt, mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen oder die auf dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland beruhende verfassungsmäßige Ordnung zu ändern, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft.
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Beitrag von DumbShitAward »

Cloakmaster @ 26 Apr 2013, 03:56 hat geschrieben:
Autobahn @ 25 Apr 2013, 23:22 hat geschrieben: Ich habe mich daran gewöhnt, dass ich auf einige meiner Beiträge einen Shitstorm abbekomme. Das dabei auch persönliche Beleidigungen abgegeben werden ist nicht in Ordnung! Aber ich stehe darüber.
Ist doch ganz einfach: Lass den Shit, dann bleibt auch der Storm aus.

Du hast dir die Reaktionen auf deine Geschreibsel selber zuzuschreiben. Aber echt nett von dir, daß dich deine eigenen Unmöglichkeiten nicht anfichten. Voll grosszügig und so.
Darum gings doch nicht.

Ich finde das Autobahn da schon recht hat. Es ist nicht nötig, jemanden ob einer Meinung (und ich wiederhole mich da gerne: ihr unterstellt ihm da etwas, was er nicht gesagt hat, die Vorwürfe decken sich einfach nicht mit dem was er geschrieben hat. Werfts ihm Unsensibilität oder unangebrachten Sarkasmus vor, aber das was da unterstellt wird, ist einfach nicht den Tatsachen entsprechend. Da helfen auch keine wie gut auch immer gemeinten Legitimationen) unprovoziert persönlich zu beleidigen.

Wenn wir jedes Mal ausfällig werden würden, wenn jemand anders "Shit" schreibt, dann wär Boris hier wohl alleine... Klar kochen manchmal die Emotionen hoch und im Eifer des Gefechts wird jemand, den man eh schon nicht unglaublich gerne mag, mal beleidigt, aber ohne Provokation finde ich das schon ein wenig überzogen. Mir ist durchaus bewusst, dass das nicht alle Reaktionen betrifft, die Bandbreite geht ja von fundierter Kritik bishin zum Berufshetzertum, aber genau das zeigt doch, dass man selbst mit Aussagen, die einen so auf die Palme bringen vernünftig umgehen kann.
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autolos
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Beitrag von autolos »

Oft stimme ich nicht mit der Meinung von DumbShitAward überein, hier schon.
Für die, die sich anmaßen über den Wert und Unwert anderer zu urteilen: Die Würde des Menschen ist unantastbar!
riedfritz
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Beitrag von riedfritz »

Electrification: Bist du Eisenbahner? Wenn ich alleine den Bereich ansehe, erkenne ich uns da auf keinen guten Weg, trotz Personalmangels steigt nur der Druck und die Belastung und das seit Jahren.


Dies ist nicht nur ein Problem der Eisenbahner.
Der Druck auf alle Beschäftigten wächst unaufhörlich, was sich u.a. in der steigenden Zahl der Burn-Out-Fälle wiederspiegelt. Also wird auch die Zahl derer steigen, die im Freitod die Lösung ihrer Probleme sehen.


Viele Grüsse,

Fritz
[font=Arial]Meine Vorbildfotos unter [/font]Meine Eisenbahnfotos
NJ Transit
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Beitrag von NJ Transit »

Fichtenmoped @ 26 Apr 2013, 03:10 hat geschrieben: Fassen wir zusammen: Eine PRÄVENTION kann es nicht geben
Doch. Aber nicht durch eine Institution, sondern durch eine absolute Vertrauensperson, wobei ach hier nicht jede Vertrauensperson in Frage kommt. Nur leider haben die viele Suizidenten nicht.
My hovercraft is full of eels.

SWMdrölf. Jetzt noch nächer, noch hältiger, noch fitter. Bist auch du Glasfaser und P-Wagen?
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Beitrag von Jogi »

Autobahn @ 25 Apr 2013, 23:22 hat geschrieben:Ich habe mich daran gewöhnt, dass ich auf einige meiner Beiträge einen Shitstorm abbekomme. Das dabei auch persönliche Beleidigungen abgegeben werden ist nicht in Ordnung! Aber ich stehe darüber.
Genau diese Reaktion war eigentlich zu erwarten. Du flüchtest dich eine Opferrolle, nimmst zwei groß klingende Schlagworte ("Shitstorm" und "Beleidigungen") und ersparst dir eine Reflexion über deine Rolle.

Vielen gefällt dein Sarkasmus nicht. Er ist in diesem komplexen, moralisch und emotional aufgeladenem Thema unangebracht. Akzeptierst du das? Nein, offensichtlich nicht.
Dein Beitrag offenbarte an einigen Stellen mangelnden Respekt für die Opferrolle, besonders des Tf. Gibst du eine Stellungnahme dazu ab? Nein, stattdessen sind "wir" jetzt" die Bösen.
Gehst du auf deine unglückliche Wortwahl ein, die solche Reaktionen sicherlich auch mit hervorgerufen hat? Nein.
Nimmst du Stellung zur PTBS-Problematik, die du mit deinem WK2-Vergleich in Zweifel gezogen hast? Nein.
Erlärst du, warum Freitod und Unfall das selbe sind oder welche Bedeutung haben sollen der § 252 BGB in Thema (Schienen-)Suizid spielt? Nein.
Erklärst du, warum du im Subtext bzw. im jetzt zitierten zweiten Beitrag die Tf, die bei einem Schienensuizid instrumentalisiert wurden, als "Weicheier" bewertest? Nein. Du stellst dich einfach hin und sagst "Ist aber so."

So verhälst du dich mehr oder minder: oft. Das rechtfertigt keine Beleidigungen, aber es zeigt, dass zum Streiten zwei Parteien gehören. Wenn sich daran etwas ändern soll, dann müssen auch beide Seiten etwas ändern, was voraussetzt, dass jeder für sich mal überlegt, wann, wo, wie und weshalb er etwas zum Konflikt beigetragen hat. Was definitiv nicht hilft, ist einen auf beleidigten Leberhorst zu machen und mit "My Heart Will Go On"-Musik im Hintergrund zu sagen, Trotz der Beleidigungen, die mir hier immer und immer wieder um die Ohren fliegen, werde ich das Licht der Wahrheit bewahren und mich niemals unterkriegen lassen.

A propos Beleidigungen, ich hab mir die acht vorhandenen, unmittelbaren Reaktionen auf deinen Beitrag nochmal durchgelesen. Wo ist da eine Beleidigung? OK, es gibt Formulierungen, die nicht auf tiefe Zuneigung hindeuten, aber wenn "Stammtisch-Autobahn mit 500 Jahre Lebenserfahrung" (was ich als "Schlimmstes" ansehe) eine Beleidigung sein soll...

Offen an alle gerichtet: Welcher Maßstab wird hier angelegt? Für mich ist im Internet eine Beleidigung, wenn Formulierungen benutzt werden wie "Arschloch", "Hurensohn, ich ficke deine Mutter" oder "Geh sterben, du Opfer". Das gehört sanktioniert; aber solche Formulierungen wurden hier doch nicht verwendet?!
Für den vorliegenden Fall gibt es sicher nettere Umschreibungen, in Foren ist der Stammtischvorwurf allerdings mehr oder minder gang und gebe. Oder "Bullshit", was nun ebenso nicht die feine englische Art ist, aber in meinen Augen sich das primär auf die Aussage bezieht (aber auch eine nicht abstreitbare deftige persönliche Wertung enthält). Seht Ihr das Wort als beleidigend an? Dann werde ich das nicht mehr verwenden.

Zum "Shitstorm" will ich auch noch etwas sagen:
Echt jetzt? Acht Reaktionen sind für dich so viel, dass sie ein Shitstorm sind? Man muss das jetzt nicht zu Mario Götze vergleichen, OK, aber das ist jetzt wirklich dick aufgetragen. Aber klingt wohl gut, das Wort...

Beantworte mal für dich die Frage: Was hast du von deinem Beitrag erwartet, der Tf, die mit einem Suizid schwer bewältigen können, als "Weicheier" hinstellt und die Fortschritte in Psychotherapie und entsprechender Behandlungen negiert?

Autobahn @ 25 Apr 2013, 23:22 hat geschrieben:Ich habe vor ca. 30 Jahren selbst in einer Situation gestanden, wo ich mir das Leben hätte nehmen können. Die Situation war für mich wirtschaftlich und persönlich aussichtslos. Allerdings dachte ich nicht daran, mich vor den Zug zu werfen, sondern mit dem Auto vor einen Baum oder vor eine Mauer zu fahren. Hätte ich es getan, wärt ihr von meinen Ausführungen verschont geblieben (das beweist wieder meine Liebe zum Sarkasmus).
Ehrlich: Du hast für eine solch durchlebte Situation mein tief empfundenes Mitgefühl. Selbst im Rückblick ist so etwas nicht einfach.

Autobahn @ 25 Apr 2013, 23:22 hat geschrieben:Wenn ich erwogen hätte, mich vor einen Zug zu werfen, wäre am Ende auch bei den Hinterbliebenen nichts zu holen gewesen. In "meinem" Fall hätte meine Ex-Frau neben den gemeinsamen Schulden aus der Ehe auch noch das "Schmerzensgeld" für einen Lokführer zahlen müssen.
Ebend. Gerade das zeigt doch, dass die Thematik Schmerzensgeld bei Schienensuizid nicht mit einem Patentrezept nach dem Motto "Wenn A, dann B. Immer. Niemals anders." abzuhandeln ist. Aber genau das machst du, unterlässt dabei den Blick auf das individuelle Schicksal aller Beteiligten.

Autobahn @ 25 Apr 2013, 23:22 hat geschrieben:Im Grunde ist die ganze Diskussion (auch der Juristen) an den Haaren herbeigezogen. NIEMAND ist für die Taten eines Dritten verantwortlich, auch nicht Hinterbliebene.
Offensichtlich ist es nicht so, denn Gerichte haben wie bereits mehrfach gesagt, solche Klagen auf Schmerzensgeld nicht abgewiesen, also gibt es doch eine juristische Grundlage für eine solche Regressforderung.
Und "an den Haaren herbeigezogen" ist die ganze Thematik ebenso nicht, denn sonst hätten sich Gerichte nicht davor "gedrückt", ein Urteil zu fällen und so einen Präzedenzfall zu schaffen.
Btw, mit der zitierten Formulierung verhälst du dich wieder unangemessen. Und dann wunderst du dich, dass deine Meinung nicht sonderlich hochgeschätzt wird?

Autobahn @ 25 Apr 2013, 23:22 hat geschrieben:Ich war täglich als Fahrzeugführer in Europa unterwegs. Immer in Gefahr, unwillentlich und ohne Verschulden einen Menschen zu töten. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen Unfall oder eine gezielte Selbsttötung handelt.
Wie bereits gesagt, du stellst dich einfach hin und sagst "Ist aber so." Warum, das erklärst du nicht. Selbst auf Nachfragen nicht.

Autobahn @ 25 Apr 2013, 23:22 hat geschrieben:O. K. mit einem Kraftfahrzeug könnte ich ausweichen, aber nicht in jedem Fall. Das ist aber der einzige Unterschied zum Lokführer.
Ach so, der "einzige Unterschied". Was ist mit der statistischen Häufigkeit? Was ist mit der Machtlosigkeit während des langen Bremsweges und dem dabei erlangten Wissen? Was ist mit dem hier als verschärfend charakterisiertem Umstand, dem Suizidenten u.U. längere Zeit in die Augen zu sehen? Was ist mit dem länger anhaltenden Gefühl der absoluten Hilflosigkeit, wenn der Tf alles in seiner Macht stehende tut, es aber trotzdem zum Zusammenprall kommt?

Alles Faktoren, die ein Kraftfahrer eher selten bis gar nicht durchleidet. Was jetzt wie bereits gesagt nicht heißen soll, dass da einer besser dran ist als der andere.

Autobahn @ 25 Apr 2013, 23:22 hat geschrieben:Darum stehe ich zu meiner Aussage, das diejenigen, die das nicht auszuhalten glauben, sich einen Job außerhalb des Fahrdienstes  suchen sollten.
Wie ebenfalls gesagt, man kann seine Meinung haben. Es gibt viele legitime Standpunkte dazu. Es kommt aber auch darauf an, wie man es sagt und in welchem Zusammenhang.
In deinem Fall fehlt der Respekt vor dem Leiden, das Bewerten möglicher wirtschaftlicher (schlimmstenfalls Berufsunfähigkeit) sowie sozialer (etwa sich Zurückziehen, familiäre Probleme) und individueller Folgen (schlicht das Bewältigen dieses Erlebnisses, Stichwort PTBS) und nicht zu vergessen das oben bereits kritisierte "Patentrezept", was der Thematik schlicht und einfach nicht gerecht wird.

.

Mal ganz offen formuliert: Ich sehe durchaus ein, dass einige Formulierungen hart an der Grenze sind, vielleicht auch darüber. Das ist unangebracht.
Es ist aber ebenso unangebracht, die Leiden und Folgewirkungen auszublenden, Tf als Weicheier hinzustellen, nicht vorhandene Einfachlösungen zu propagieren; und es ist allgemein nicht angebracht in einer Diskussion gar nicht auf Kritik einzugehen und sich stattdessen in eine Opferrrolle zu flüchten.

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Beitrag von Jogi »

Electrification @ 25 Apr 2013, 23:21 hat geschrieben:Wer hier immer einen aus Eiskalt macht und von Berufsrisiko redet ist einfach nur zynisch.
Vielleicht zur Klarstellung, was ich unter dem Begriff "Berufsrisiko" in diesem Zusammenhang verstehe:

Ich meine damit weniger die "Gefahr" physische und psychische Schäden zu erleiden, wie sie etwa bei Dachdeckern, Gerüstbauern, Feuerwehrmännern, Rangierern oder (in anderen bereichen) beim Cliff Jumping oder Bergsteigen auftritt. Es spielt (in meinen Augen) bei Lokführern mit rein, aber besonders eklatant ist die relativ hohe Wahrscheinlichkeit, dass ein Tf so etwas durchleben muss.

Das mag durchaus nüchtern bis hin zu zynisch sein. Wenn allerdings die kolportierte Zahl von durchschnittlich zwei Fällen in einem Berufsleben stimmt, dann ist das so. Es ist ein nicht weg zu diskutierendes Risiko.
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Beitrag von Electrification »

GSIISp64b @ 25 Apr 2013, 23:24 hat geschrieben: Die meisten Selbstmörder sind keine Eisenbahner.
Es war rein eine Antwort auf deinen Beitrag dass wir auf einem guten Weg sind Drucksituationen zu reduzieren und das kann ich weder bei der Eisenbahn noch in anderen Branchen erkennen. Im Gegenteil, der Druck auf die Arbeitnehmer nimmt immer weiter zu, trotz des sogenannten Fachkräftemangels, den es in vielen Branchen so gar nicht gibt (man will nur wieder ein Bewerberübergewicht schaffen).
Jogi hat geschrieben: Das mag durchaus nüchtern bis hin zu zynisch sein. Wenn allerdings die kolportierte Zahl von durchschnittlich zwei Fällen in einem Berufsleben stimmt, dann ist das so. Es ist ein nicht weg zu diskutierendes Risiko.
Das sind Durchschnittswerte, manche haben in ihrem ganzen Berufsleben keinen Selbstmörder, andere eben auch mal 7 oder 8. Dann kommt es immer darauf an was man sieht. Wenn man wenig sieht, dann verarbeitet man das doch einfacher als wenn man da noch einen sieht der einen vielleicht noch anlächelt und man dann das Bild nicht mehr aus dem Kopf bekommt.
Die meisten denken sicher daran dass dieses Risiko besteht, aber keiner kann sich doch ausmalen wie das ist wenn es soweit ist und keiner denkt daran dass man einen Extremfall erwischt, wo man das Bild nicht mehr aus dem Kopf bekommt.

Wichtig ist auch wie damit umgegangen wird und viel zu viele Arbeitgeber sind hier alles andere als vorbildlich. Man muss den Leuten auch Zeit geben bis sie alles verarbeitet haben, so lange sie eben brauchen und viel Hilfe und Unterstützung.
Ich habe aber selbst schon erlebt dass man schon nach wenigen Tagen angerufen wird und ständig nachgefragt wird wann man denn endlich wieder kommt oder auch Stimmen von Leuten in der mittleren Ebene, die selbst derartiges nie erlebt haben, die meinen man könne doch da gleich wieder arbeiten, das ist doch alles halb so wild usw.
Ich meine dass in vielen EVU die Unterstützung des Arbeitgebers fehlt und das ist einer der Probleme. Es gibt da auch vorbildliche EVU, aber leider viel zu viele Gegenbeispiele.


Zu Autobahn braucht man nichts mehr sagen, ein Gewissen und Mitgefühl scheint er eh nicht zu haben oder er provoziert eben gerne. Dass er Eisenbahnern nicht sehr freundlich gegenübersteht ist ja auch schon bekannt und gerade Tf scheint er besonders zu hassen. Wenn er meint, ich frage mich eh was der in einem Eisenbahnforum verloren hat, aber scheinbar hat er zu viel Zeit mit seinen 257 Lebensjahren.
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Beitrag von GSIISp64b »

Electrification @ 26 Apr 2013, 14:42 hat geschrieben: Es war rein eine Antwort auf deinen Beitrag dass wir auf einem guten Weg sind Drucksituationen zu reduzieren und das kann ich weder bei der Eisenbahn noch in anderen Branchen erkennen.
Ich bezog mich eher auf den gesellschaftlichen Umgang mit psychischen Krankheiten. Und da sind wir (im Sinne von "die anwesenden Diskutanten abzüglich Autobahn" oder im Sinne von "der Durchschnittsdeutsche") heute halt schon etwas weiter als z. B. in den 50ern.

Es wäre übrigens schön, wenn du nicht in JEDEM Thread gegen böse EVUs wettern würdest. Nenn doch mal Ross und Reiter mit Fakten und Belegen, aber bitte in einem passenden Thread. Oder hör auf, uns immer wieder damit auf den Keks zu gehen...
Dauerhaft abwesend, und ich komme nicht mehr wieder.
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Beitrag von Electrification »

Ich bezog mich eher auf den gesellschaftlichen Umgang mit psychischen Krankheiten. Und da sind wir (im Sinne von "die anwesenden Diskutanten abzüglich Autobahn" oder im Sinne von "der Durchschnittsdeutsche") heute halt schon etwas weiter als z. B. in den 50ern.
Ok, dann stimme ich dir zu.
Es wäre übrigens schön, wenn du nicht in JEDEM Thread gegen böse EVUs wettern würdest. Nenn doch mal Ross und Reiter mit Fakten und Belegen, aber bitte in einem passenden Thread. Oder hör auf, uns immer wieder damit auf den Keks zu gehen...
Du weißt selbst so gut wie ich dass es gefährlich ist in aller Öffentlichkeit Namen zu nennen und das werde ich auch nicht machen. Es wissen auch so genug bescheid.

Mir ging es hier aber um ausnahmslos ALLE EVU, aber auch andere Branchen, wenn ich sage dass der Druck zunimmt. Ich wüsste nicht wo es weniger Druck gibt oder wo Pläne mitarbeiterfreundlich statt betriebswirtschaftlich optimal gestaltet werden. Da ist es egal ob es die DB oder andere Privatbahnen sind.

Wie du siehst habe ich hier nicht gegen schwarze Schafe der Branche gewettert, denn hier geht es nicht um Themen wie Arbeitsschutzgesetz, sondern um das Thema Druck usw. und da sind alle gleich, da gibt es kein gut und böse.
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Beitrag von Autobahn »

@ Jogi

Es ist richtig, ich bin in gewisser Weise sarkastisch. Ich bin durch mein Leben dazu geprägt worden, sonst wäre ich durch gewisse Ereignisse möglicherweise depressiv geworden. Es ist auch eine Art Selbstschutz.

Das Leben, und vor allem das Berufsleben, ist immer mit Gefahren verbunden. Dieser Gefahr muss sich jeder stellen. Wenn ein Lokführer statistisch gesehen mehr Personenunfälle *) erlebt als andere Berufsgruppen, ist es ein erhöhtes Berufsrisiko, dem er sich stellen muss. Ich sehe einen Tf nicht in der Opferrolle. Das hat nichts mit „Weichei“ zu tun.

*) ich habe dieses Wort gewählt, weil es das amtliche Wort auch für Suizid ist.

Ich habe PTBS nie verstanden. Hätten diese „Erkenntnisse“ schon 1945 bestanden, hätte Deutschland nach dem II. Weltkrieg nie wieder aufgebaut werden können. Nichtsdestotrotz sehe ich hier die Arbeitgeber und die Gesellschaft in der Pflicht, wenn ein Lokführer mit der Situation nicht klar kommt.

Was der § 252 BGB mit dem Thema zu tun hat, erschließt sich mir auch nicht. Berufsunfähigkeit kann viele Ursachen haben und es gibt die Möglichkeit einer Berufsunfähigkeitsversicherung.

Danke für Dein Mitgefühl für meine Situation vor 30 Jahren. Ich hatte aber nur eine Sekunde daran gedacht vor einen Baum zu fahren. Ich habe dann an meine Kinder gedacht, die ihren Vater noch brauchten. Um mit der Situation klar zu kommen, habe ich mich eine Stunde mit einer Bekannten unterhalten, die zufällig Psychologin war. Damit war das Thema für mich erledigt.

Es ist richtig, das die Thematik Schmerzensgeld bei einem Suizid nicht ein Patentrezept ist. Vor allem die Verquickung von Haftung des Verantwortlichen und Erbrecht ist meines Erachtens unzulässig. Für mich hat es das Geschmäckle der „Blutrache“. Und genau darum haben sich die Gerichte davor „gedrückt“, einen Präzedenzfall zu schaffen. Bisher sind nur Vergleiche geschlossen worden. Es ist nicht auszuschließen, das ein Urteil zu Ungunsten des Klägers ausgegangen wäre.

Ich weiß nicht, ob Du Dich in die Situation eines Berufskraftfahrers hinein versetzen kannst. Auch ein Autofahrer kann in die Situation kommen, wo er nichts mehr machen kann, um den Unfall zu verhindern. Dann läuft bei ihm das ganze wie in Zeitlupe ab, er versucht alles, um den Aufprall zu verhindern obwohl er weiß, das es nicht geht. Nehmen wir als Beispiel mal die gefürchteten Falschfahrer auf der Autobahn. Einige sind dabei mit Suizidgedanken unterwegs. In der Nähe meiner Wohnung steht an einer autobahnähnlichen Strecke ein Holzkreuz, wo ein Selbstmörder zwei Menschen in den Tod gerissen hat, als er gegen die Fahrtrichtung fuhr. Aber selbst wenn der Unbeteiligte körperlich nicht zu Schaden kommt, glaubst Du es ginge ihm nicht so, wie einem Lokführer?

Was glaubst Du, was in einen Autofahrer vorgeht, der einen Menschen auf der Autobahn überfahren hat? Genau so wie einem Lokführer.

Gib doch mal bei Google den Suchbegriff „auf Autobahn überfahren“ ein. 313.000 Ergebnisse in 0,35 Sekunden.

@ Elektrification

Wie kommst Du auf den Gedanken, ich würde Eisenbahner und speziell Lokführer hassen? Sie genießen bei mir die selbe Wertschätzung wie alle anderen Berufe. Wenn Du mangelnde Hochachtung mit Hass gleichsetzt, ist es Dein Problem! Was mich allerdings stört, ist das ständige Gejammer einiger Lokführer.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
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Beitrag von GSIISp64b »

Autobahn @ 26 Apr 2013, 16:55 hat geschrieben: Ich habe PTBS nie verstanden. Hätten diese „Erkenntnisse“ schon 1945 bestanden, hätte Deutschland nach dem II. Weltkrieg nie wieder aufgebaut werden können. Nichtsdestotrotz sehe ich hier die Arbeitgeber und die Gesellschaft in der Pflicht, wenn ein Lokführer mit der Situation nicht klar kommt.
Du streitest also immer noch ab, dass es PTSD gibt?
Danke für Dein Mitgefühl für meine Situation vor 30 Jahren. Ich hatte aber nur eine Sekunde daran gedacht vor einen Baum zu fahren. Ich habe dann an meine Kinder gedacht, die ihren Vater noch brauchten. Um mit der Situation klar zu kommen, habe ich mich eine Stunde mit einer Bekannten unterhalten, die zufällig Psychologin war. Damit war das Thema für mich erledigt.
Und du stellst dich damit ernsthaft in eine Reihe, die mit schwerwiegenden und langfristigen psychologischen Problemen zu kämpfen und deren gesamtes Leben dadurch aus den Fugen gerät?

Ich habe auch schon mal eine Sekunde über Selbstmord nachgedacht. DAS! IST! KEINE! SELBSTMORDGEFÄHRDUNG! Sicherlich ist das schlimm, aber es ist etwas ganz anderes als das, womit sich andere Menschen rumschlagen müssen. Mit so was dann Mitleid zu heischen ist nicht nur eine argumentative Nebelkerze, es ist schlicht und ergreifend ein weiterer Beleg dafür, dass andere Menschen dir am Arsch vorbeigehen! Aber nein - niemand kann Erfahrungen gemacht haben, die du nicht auch schon gemacht hast. Du mit deiner Lebenserfahrung bist der prototypische Mensch, der als einziger weiß, wie es anderen geht.

Schäm dich. :angry:
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Beitrag von Autobahn »

GSIISp64b @ 26 Apr 2013, 17:04 hat geschrieben:Du streitest also immer noch ab, dass es PTSD gibt?
Ich habe es nie verstanden. Das heißt nicht, dass es das gibt
GSIISp64b @ 26 Apr 2013, 17:04 hat geschrieben:Und du stellst dich damit ernsthaft in eine Reihe, die mit schwerwiegenden und langfristigen psychologischen Problemen zu kämpfen und deren gesamtes Leben dadurch aus den Fugen gerät?
Die gibt es. Aber ich stelle mich nicht mit denen in eine Reihe!
GSIISp64b @ 26 Apr 2013, 17:04 hat geschrieben:Mit so was dann Mitleid zu heischen ist nicht nur eine argumentative Nebelkerze, es ist schlicht und ergreifend ein weiterer Beleg dafür, dass andere Menschen dir am Arsch vorbeigehen!
Ich erheische kein Mitleid. Aber es stimmt, ich bin nicht besonders Mitfühlend. Früher war das anders, die Gründe, warum ich das jetzt nicht mehr kann, gehen aber keinen etwas an.
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Autobahn @ 26 Apr 2013, 17:19 hat geschrieben: Die gibt es. Aber ich stelle mich nicht mit denen in eine Reihe!
Mit deinem "Ich war doch auch mal selbstmordgefährdend, hätte damals aber viel besser™ gehandelt"-Gejammer tust du genau das. Auch wenn du es wahrscheinlich nicht merkst.
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Autobahn @ 24 Apr 2013, 21:54 hat geschrieben: Darum rate ich, den Ball flach zu halten. Wer sich den psychologischen Anforderungen eines Verkehrsberufes nicht gewachsen fühlt, sollte sich besser um einen Job im Büro bewerben. Da kann er keinen Menschen überfahren. **)
(...)
**) Die Soldaten, die im II. Weltkrieg auf beiden Seiten gekämpft haben, hatten kein "posttraumatisches" Erlebnis.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

Michi Greger @ 26 Apr 2013, 17:55 hat geschrieben:
Autobahn @ 24 Apr 2013, 21:54 hat geschrieben: Darum rate ich, den Ball flach zu halten. Wer sich den psychologischen Anforderungen eines Verkehrsberufes nicht gewachsen fühlt, sollte sich besser um einen Job im Büro bewerben. Da kann er keinen Menschen überfahren. **)
(...)
**) Die Soldaten, die im II. Weltkrieg auf beiden Seiten gekämpft haben, hatten kein "posttraumatisches" Erlebnis.
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Wie schön, dass Du das aus dem Zusammenhang gerissen hast.
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Beitrag von Electrification »

Autobahn hat geschrieben: Ich weiß nicht, ob Du Dich in die Situation eines Berufskraftfahrers hinein versetzen kannst. Auch ein Autofahrer kann in die Situation kommen, wo er nichts mehr machen kann, um den Unfall zu verhindern. Dann läuft bei ihm das ganze wie in Zeitlupe ab, er versucht alles, um den Aufprall zu verhindern obwohl er weiß, das es nicht geht. Nehmen wir als Beispiel mal die gefürchteten Falschfahrer auf der Autobahn. Einige sind dabei mit Suizidgedanken unterwegs. In der Nähe meiner Wohnung steht an einer autobahnähnlichen Strecke ein Holzkreuz, wo ein Selbstmörder zwei Menschen in den Tod gerissen hat, als er gegen die Fahrtrichtung fuhr. Aber selbst wenn der Unbeteiligte körperlich nicht zu Schaden kommt, glaubst Du es ginge ihm nicht so, wie einem Lokführer?
Das ist und bleibt ein Apfel-Birne-Vergleich. Es geht ja nicht nur um die Ausweichmöglichkeit, auch hat man einen deutlich kürzeren Bremsweg, so dass es beim Aufprall deutlich abgemildert wird und nebenbei entsteht hier durch die geringere Masse kein solches Gemetzel und es kommt äußerst selten vor dass Gehirnteile an die Scheibe spritzen oder der halbe Kopf in sichtweite liegt. Ich schreibe es mal bewusst hart, denn sowas passiert auf den Schienen und auf den Straßen dürften solche Zustände durch Suizid oder Leute die beim überschreiten erfasst werden, äußerst äußerst selten vorkommen und nicht in dieser Form.
Ich will das nicht herabwürdigen, aber als Außenstehender kannst du das nicht beurteilen. Ich war lange Zeit bei der Feuerwehr aktiv und daher habe ich beides schon gesehen (Verkehrsunfälle sind ja nicht so selten), daher kann ich das sicher objektiver beurteilen als du.
Wie kommst Du auf den Gedanken, ich würde Eisenbahner und speziell Lokführer hassen? Sie genießen bei mir die selbe Wertschätzung wie alle anderen Berufe. Wenn Du mangelnde Hochachtung mit Hass gleichsetzt, ist es Dein Problem! Was mich allerdings stört, ist das ständige Gejammer  einiger Lokführer.
Deine Art der Beiträge gehen gezielt in diese Richtung (auf deine Hochachtung wird kein Eisenbahner wert legen) und mich stören deine Beiträge, dein Rumgeheule und dass du dich in Themen einmischt die dich als Außenstehender nichts angehen. Man kann mitdiskutieren, aber du redest hier von Dingen von denen du keine Ahnung hast und wo dir als "Dritter" auch kein Urteil zusteht.

Du könntest lieber mal die Frage beantworten ob du zu viel Freizeit hast oder du nicht weißt was du machen sollst. Du bist kein Eisenbahnfan, verbringst aber sehr viel Zeit deines Lebens in Eisenbahnforen, da hätte ich wirklich wichtigeres zu tun, wenn mich das Thema nicht interessieren würde.
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Michi Greger
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Beitrag von Michi Greger »

Autobahn @ 26 Apr 2013, 18:42 hat geschrieben: Wie schön, dass Du das aus dem Zusammenhang gerissen hast.
Der Zusammenhang ist durch Deine Sternchen eindeutig hergestellt.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

@ Electrification

Weißt Du wie viel kinetische Energie bei einem Frontalzusammenstoß zweier Fahrzeuge frei gesetzt wird? Sicher ja. Aber das ist gar nicht das Thema.

Der Bremsweg spielt mit Sicherheit keine Rolle, wenn sich ein Selbstmörder auf die Gleise begibt. Er ist bei dem Anhalteweg eines Zuges auf diese Entfernung ohnehin nicht zu erkennen. Dennoch wird er sich erst kurz vorher auf die Gleise begeben.

Und wieder versuche ich es mit Sarkasmus:
Und Bolle wollte sterben,
Er hat sich’s überlegt:
Er hat sich uff die Schienen
Der Kleinbahn druffjelegt;
Die Kleinbahn hat Verspätung,
Und vierzehn Tage druff,
Da fand man unsern Bolle
Als Dörrjemüse uff.
Ich weiß, das gefällt nicht jedem.

Aber je nach Situation kann das bei einem Autounfall genau das passieren. Gehirnmasse spritzt gegen die Scheibe, Köpfe werden abgetrennt etc. In früher Kindheit war ich mal Zeuge eines Unfalls, bei dem ein Motorradfahrer der Kopf abgetrennt wurden, als er einen LKW überholen wollte, bei dem eine Stahlplatte die Lademaße überschritten hatte. Gut, es war kein Suizid, aber da unterscheide ich nicht zwischen dem Ergebnis.

Was ich sonst noch alles in dieser Richtung in meinem Leben live mitbekommen habe, werde ich nicht schildern.

Ich finde es unredlich von Dir, mir als Nichteisenbahner eine Urteilsfähigkeit abzusprechen. Dies würde bedeuten, dass Du nur einem „Eisenbahner“ das Recht zugestehst zu diesem Thema Stellung zu nehmen und alle anderen Bevölkerungsschichten ausschließen willst.

Und es ist richtig. Ich bin kein Eisenbahnfan. Fan kommt von „Fanatiker“, also Menschen, die alles andere in ihrem Leben ausblenden.

Ob ich zu viel Freizeit habe oder nicht, dürfte Dich kaum etwas angehen. An der Eisenbahn interessiert mit in erster Linie der verkehrspolitische Aspekt. Dieses Thema gehört auch dazu.

Im Übrigen weißt Du ja nicht, wo ich mich sonst noch engagiere.
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Beitrag von NJ Transit »

Wenn dieses hochsensible Thema eines braucht, dann ist das Einfühlungsvermögen und keine Schlammschlachten. Ich möchte hiermit alle, die an dieser Diskussion teilnehmen, wirklich bitten, davon ein wenig mehr walten zu lassen. Bitte.
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Beitrag von GSIISp64b »

NJ Transit @ 26 Apr 2013, 20:58 hat geschrieben: Wenn dieses hochsensible Thema eines braucht, dann ist das Einfühlungsvermögen und keine Schlammschlachten. Ich möchte hiermit alle, die an dieser Diskussion teilnehmen, wirklich bitten, davon ein wenig mehr walten zu lassen. Bitte.
Dann möchte ich Autobahn bitten, zumindest seine Beleidigung in Richtung von Leuten, die sich als Fan sehen (so auch mich) zurückzunehmen und in Zukunft von weiteren "lustigen" Einwürfen Abstand zu nehmen. Die braucht das Thema genauso wenig.
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Beitrag von Jogi »

Autobahn @ 26 Apr 2013, 16:55 hat geschrieben:Es ist richtig, ich bin in gewisser Weise sarkastisch. Ich bin durch mein Leben dazu geprägt worden, sonst wäre ich durch gewisse Ereignisse möglicherweise depressiv geworden. Es ist auch eine Art Selbstschutz.
Das ist per sè auch nichts Schlechtes. Genauso wenig hab ich auch diesen Charakterzug an dir nicht kritisiert. Nochmals zum Mitlesen: Sarkasmus ist in diesem Themenkomplex fehl am Platz. Da ist es nicht zu viel verlangt von einem "lebenserfahrenen" (deine Eigenbezeichnung!) Menschen, das zu akzeptieren und solche ironisch geprägten Anmerkungen zu unterlassen.
Autobahn @ 26 Apr 2013, 16:55 hat geschrieben:Das Leben, und vor allem das Berufsleben, ist immer mit Gefahren verbunden. Dieser Gefahr muss sich jeder stellen. Wenn ein Lokführer statistisch gesehen mehr Personenunfälle *) erlebt als andere Berufsgruppen, ist es ein erhöhtes Berufsrisiko, dem er sich stellen muss. Ich sehe einen Tf nicht in der Opferrolle. Das hat nichts mit „Weichei“ zu tun.
Natürlich stellst du sie als "Weichei" hin. Wobei hier mal angemerkt sei, dass ich das "Prädikat" "Weichei" als Stellvertreter verwendet habe für die implizite Schwäche, mit einem Schienensuizid nicht zurechtzukommen. Wie sonst sind solche Formulierungen zu verstehen, die ich bereits vorher zerpflückt habe?
Zu guter letzt bestätigst du deine Haltung in deiner Antwort an Electrification offen und unmissverständlich (letztes Beispiel der folgenden Auflistung).
Autobahn @ 24 Apr 2013, 21:54 hat geschrieben:Das leidige Thema Lokführer und Suizid.
Autobahn @ 24 Apr 2013, 21:54 hat geschrieben:Die psychischen Folgen für einen Fahrzeugführer, der ungewollt am Tode eines Menschen beteiligt ist, sind mir durchaus bewusst. Da sind Lokführer keine Besonderheit. Vielleicht in der Menge, aber nicht in der Sache. Und zwischen Suizid und einem tragischen Unfall besteht kein Unterschied. Der Betroffene ist tot.
Autobahn @ 24 Apr 2013, 21:54 hat geschrieben:[...] wenn mir bei 120 Km/h auf der Autobahn ein Selbstmörder 10 Meter vor mir von einer Brücke springt, bin ich genau so gearscht, wie ein Lokführer. Unter Umständen kann ich dabei sogar selbst einen Schaden erleiden, wenn mir der Bursche vor die Windschutzscheibe knallt.
Autobahn @ 24 Apr 2013, 21:54 hat geschrieben:[...] Wer sich den psychologischen Anforderungen eines Verkehrsberufes nicht gewachsen fühlt, sollte sich besser um einen Job im Büro bewerben. Da kann er keinen Menschen überfahren.
Autobahn @ 25 Apr 2013, 23:22 hat geschrieben:Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen Unfall oder eine gezielte Selbsttötung handelt. O. K. mit einem Kraftfahrzeug könnte ich ausweichen, aber nicht in jedem Fall. Das ist aber der einzige Unterschied zum Lokführer.
Darum stehe ich zu meiner Aussage, das diejenigen, die das nicht auszuhalten glauben, sich einen Job außerhalb des Fahrdienstes  suchen sollten.
Autobahn @ 26 Apr 2013, 16:55 hat geschrieben:[Lokführer] genießen bei mir die selbe Wertschätzung wie alle anderen Berufe. Wenn Du mangelnde Hochachtung mit Hass gleichsetzt, ist es Dein Problem! Was mich allerdings stört, ist das ständige Gejammer  einiger Lokführer.
Von wegen Das Leben ist immer lebensgefährlich - das sind alles Allgemeinplätzchen zum Aufbacken.
Hab ich was anderes geschrieben über das "Berufsrisiko"? Nein, ich hab's sogar extra noch erklärt. Aber "bloß" weil die Wahrscheinlichkeit hoch ist, ist der Tf genau so in einer Opferrolle (Stichwort Instrumentalisierung) wie Hinterbliebene oder der Suizident selber. Genau das selbe gilt auch für den Kraftfahrer, der in einen entsprechenden Freitod hineingezogen wird, wie auch für seine Angehörigen.

Jeder ist bei sowas schwer betroffen und getroffen. Das gibt es kein besser oder schlechter dran sein.
Autobahn @ 26 Apr 2013, 16:55 hat geschrieben:Ich habe PTBS nie verstanden. Hätten diese „Erkenntnisse“ schon 1945 bestanden, hätte Deutschland nach dem II. Weltkrieg nie wieder aufgebaut werden können. Nichtsdestotrotz sehe ich hier die Arbeitgeber und die Gesellschaft in der Pflicht, wenn ein Lokführer mit der Situation nicht klar kommt.
Das merkt man, dass du es nicht verstanden hast. Wie wäre es dann damit, ein paar Informationen zu dem Thema sich anzulesen, z.B. auf wikipedia, anstelle hier einen auf Strammen Max zu machen und solch einen Eichekläse zu produzieren, von wegen nach 1945 hätte D nie wieder aufgebaut werden können? Da könnte man den Amis genaus so gut an jedem 3. April 'ne Kerze auf dem Kuchen anzünden, dass sie den Marshallplan bewilligt hatten.
Solch eine Grütze.
Autobahn @ 26 Apr 2013, 16:55 hat geschrieben:Was der § 252 BGB mit dem Thema zu tun hat, erschließt sich mir auch nicht. Berufsunfähigkeit kann viele Ursachen haben und es gibt die Möglichkeit einer Berufsunfähigkeitsversicherung.
Ey ne, echt jetzt? Trotzdem führst du den Paragrafen in die Diskussion ein?
Autobahn @ 26 Apr 2013, 16:55 hat geschrieben:Danke für Dein Mitgefühl für meine Situation vor 30 Jahren. Ich hatte aber nur eine Sekunde daran gedacht vor einen Baum zu fahren. Ich habe dann an meine Kinder gedacht, die ihren Vater noch brauchten. Um mit der Situation klar zu kommen, habe ich mich eine Stunde mit einer Bekannten unterhalten, die zufällig Psychologin war. Damit war das Thema für mich erledigt.
Nicht schön, zweifelsohne. Mit Depressionen, Ausweglosigkeit und Erfahrungen, die einen Freitod ausweglos erscheinen lassen hat das aber wenig zu tun.
Autobahn @ 26 Apr 2013, 16:55 hat geschrieben:Ich weiß nicht, ob Du Dich in die Situation eines Berufskraftfahrers hinein versetzen kannst.
Kannst du dich in die entsprechende Situation eines Tf hineinversetzen?
Autobahn @ 26 Apr 2013, 16:55 hat geschrieben:Auch ein Autofahrer kann in die Situation kommen, wo er nichts mehr machen kann, um den Unfall zu verhindern.
Hab ich das bestritten?

Nein.
Ich habe sogar mehrmals geschrieben, dass in solchen Situationen jeder die A-Karte gezogen hat.
Autobahn @ 26 Apr 2013, 16:55 hat geschrieben:Dann läuft bei ihm das ganze wie in Zeitlupe ab,...
Die Schilderung ist offensichtlich sehr von Filmen geprägt.
Es mag sein, dass manche es durchaus in der Rückschau so wahrnehmen. In ähnlichen Situationen, die ich erlebte hatte, funktionierte ich einfach nur, bis die Gefahr für mich abgewendet war. Das war kein Problem. Schlimm wurde es erst, nachdem der Körper sich wieder auf "Normalzustand" zurücksetzt, dann klappt man zusammen.

Autobahn @ 26 Apr 2013, 16:55 hat geschrieben:...er versucht alles, um den Aufprall zu verhindern obwohl er weiß, das es nicht geht.
Und? Ein Lokführer hat an sich das gleiche Schicksal, aber u.U. das Pech, mehrere 100 Meter das durchleben zu müssen; er hat eventuell das Pech, in das Gesicht des Suizidenten zu sehen. Das ist bei Kraftfahrern eher selten der Fall, außer man fährt vielleicht mir über 300 Sachen auf der Autobahn.
Autobahn @ 26 Apr 2013, 16:55 hat geschrieben:Nehmen wir als Beispiel mal die gefürchteten Falschfahrer auf der Autobahn. Einige sind dabei mit Suizidgedanken unterwegs. In der Nähe meiner Wohnung steht an einer autobahnähnlichen Strecke ein Holzkreuz, wo ein Selbstmörder zwei Menschen in den Tod gerissen hat, als er gegen die Fahrtrichtung fuhr.
Das hat mit der Thematik des Schienensuizids überhaupt nichts zu tun. Der Tf überlebt das physisch unbeschadet; dein Beispiel ist zweifelsohne tragisch, psychische Schäden erleiden die verstorbenen Opfer nicht. Und nein, das ist nicht sarkastisch - ich hasse mich eigentlich dafür, so was über unglücklich Verstorbene zu schreiben, aber anders lässt sich dein Stumpfsinn, deine Ignoranz, deine mangelnde Empathie und dein Drang, Sachen in eine Diskussion einzuführen, die mit ihr gar nichts zu tun haben, nicht aufzeigen.

Danke dafür :(
Autobahn @ 26 Apr 2013, 16:55 hat geschrieben:Aber selbst wenn der Unbeteiligte körperlich nicht zu Schaden kommt, glaubst Du es ginge ihm nicht so, wie einem Lokführer?
Ja, es ergeht ihnen anders. Die Unfälle laufen anders ab, die Erlebnisse sind anders (Stichwort Dauer des Unfalls), die Voraussetzungen sind anders (Stichwort statistische Wahrscheinlichkeit), die Biografien und entsprechend eingebrachte individuellen Voraussetzungen sind anders.
Beide Opfergruppen durchleiden Schreckliches. Sie sind wahrscheinlich auch mit ähnlichen Mitteln in entsprechenden Therapien zu behandeln. Aber es ist nicht das Gleiche!
Autobahn @ 26 Apr 2013, 16:55 hat geschrieben:Was glaubst Du, was in einen Autofahrer vorgeht, der einen Menschen auf der Autobahn überfahren hat? Genau so wie einem Lokführer.
S.o.
Autobahn @ 26 Apr 2013, 16:55 hat geschrieben:Gib doch mal bei Google den Suchbegriff „auf Autobahn überfahren“ ein. 313.000 Ergebnisse in 0,35 Sekunden.
Was ist das denn für ein bescheurtes Nichtargument? Eine Suchergebnisanzahl sagt eigentlich nichts aus bis auf eine vorgebliche Relevanz für die Allgemeinheit. Das stand und steht hier nicht zur Debatte.
Autobahn @ 26 Apr 2013, 16:55 hat geschrieben:Wie kommst Du auf den Gedanken, ich würde Eisenbahner und speziell Lokführer hassen? Sie genießen bei mir die selbe Wertschätzung wie alle anderen Berufe. Wenn Du mangelnde Hochachtung mit Hass gleichsetzt, ist es Dein Problem! Was mich allerdings stört, ist das ständige Gejammer  einiger Lokführer.
Ist das schon ein Freudscher Versprecher -

oder spielt er das alles nur vor?

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Autobahn @ 26 Apr 2013, 17:19 hat geschrieben:Die gibt es. Aber ich stelle mich nicht mit denen in eine Reihe!
Offensichtlich doch, denn sonst hättest du dein (sicher auch nicht leichtes!) Schicksal in diese Diskussion mit eingebracht. Es besteht ein himmelsweiter Unterschied zwischen psychisch kranken oder wirklich depressiven Menschen, die eine lange therapeutische Behandlung, ein langwierig aufzubauendes Vertrauensverhältnis zum behandelten Therapeuten und idealerweise ein intaktes soziales Umfeld brauchen, um ein einigermaßen normales Leben zu führen zu können -

und einem Menschen, der in einer biografisch "normalen" Drucksituation steht. Und wenn das mit einem Gespräch ad acta gelegt war, wie du es beschreibst, dann ist das "normal". "Normal" in dem Sinne, das wie gesagt, jeder ähnliche Situationen durchlebt, wo in einem Gespräch ein Ausweg aufgezeigt werden kann, den den Betroffene dann unmittelbar bzw. wenig mittelbar selbständig beginnen kann und so neue Hoffnung und Kraft gewinnt; und wo am Ende ein erfolgreiches Bewältigen der Situation steht. Egal ob ein 16-Jähriger mit gebrochenem Herzen, ein 30-Jähriger mit "normalem" Druck am Arbeitsplatz (da gibt es natülich schwierigere Fälle, etwa Mobbing oder Burn Out), ein 60-Jähriger, der sich vor seinem Ruhestand fürchtet, oder ein 80-Jähriger, dessen Dackel mit 18 Jahren verstorben ist.
Autobahn @ 26 Apr 2013, 17:19 hat geschrieben:Ich erheische kein Mitleid. Aber es stimmt, ich bin nicht besonders Mitfühlend.
Das muss man hier aber nicht so offen zur Schau stellen. Man kann auch einfach mal die Klappe halten und nicht immer seinen Senf dazugeben. Die Welt geht davon nicht unter, auch dein Leben wird keine dramatische Wendung nehmen, wenn du diesen Tipp mal befolgst.

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Autobahn @ 26 Apr 2013, 20:49 hat geschrieben:Der Bremsweg spielt mit Sicherheit keine Rolle, wenn sich ein Selbstmörder auf die Gleise begibt. Er ist bei dem Anhalteweg eines Zuges auf diese Entfernung ohnehin nicht zu erkennen. Dennoch wird er sich erst kurz vorher auf die Gleise begeben.
Der Bremsweg spielt mit Sicherheit eine Rolle. Ein Beispiel habe ich bereits verlinkt.

Und natürlich gibt es Suizidenten, die sich erst kurz vor dem Zug aufs Gleis stellen.
Autobahn @ 26 Apr 2013, 20:49 hat geschrieben:Und wieder versuche ich es mit Sarkasmus:
[...]
Ich weiß, das gefällt nicht jedem.
Dann erkläre doch einfach mal der Allgemeinheit, warum du ihn so offen zur Schau stellen willst in einer hochkomplexen, emotional aufgeladenen und moralisch geprägten Diskussion.
Ich prophezeihe dir jetzt schon, dass du keine befriedigende Antwort, die über ein "So bin ich eben" hinauskommt, geben wirst. Wenn du überhaupt darauf antwortest.

Aber es ist offensichtlich zu viel verlangt von einem erwachsenen Menschen, ein wenig Fingerspitzengefühl zu zeigen. Einem Mann, der sich bei etwas stärkerem Gegenwind mit acht Gegenreaktionen einem "Shitstorm" ausgesetzt fühlt. Einem Menschen, der sich mit wirklich Suizid gefährdeten Personen in eine Reihe stellt, wo ein Gespräch mit einer bekannten Therapeutin ihm einen Ausweg aufgezeigt hat.
Autobahn @ 26 Apr 2013, 20:49 hat geschrieben:Aber je nach Situation kann das bei einem Autounfall genau das passieren. Gehirnmasse spritzt gegen die Scheibe, Köpfe werden abgetrennt etc. In früher Kindheit war ich mal Zeuge eines Unfalls, bei dem ein Motorradfahrer der Kopf abgetrennt wurden, als er einen LKW überholen wollte, bei dem eine Stahlplatte die Lademaße überschritten hatte. Gut, es war kein Suizid, aber da unterscheide ich nicht zwischen dem Ergebnis.
Genau das ist das Problem. Nur weil das Ergebnis sich gleicht, sind die vorher abgelaufenen Ketten, die grundlegenden Umstände, die eingebrachten Schicksale, die Situationen, in denen sie abgelaufen sind, nicht gleich.

4 plus 5 ergeben 9. 3 mal 3 ergibt auch 9. Trotzdem wirst du nicht sagen, dass Addition und Multiplikation das gleiche sind.
Autobahn @ 26 Apr 2013, 20:49 hat geschrieben:Und es ist richtig. Ich bin kein Eisenbahnfan. Fan kommt von „Fanatiker“, also Menschen, die alles andere in ihrem Leben ausblenden.
wiki, Artikel "Fan":
"Trotz der Etymologie hat der Fan nichts mit dem im politischen Sinn negativ besetzten Begriff Fanatiker zu tun. Im Englischen bezeichnet man die Fans deshalb meistens als supporters."
Gibt's auch im Deutschen, etwa Anhänger oder Unterstützer.

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Beitrag von Martin H. »

Autobahn @ 24 Apr 2013, 21:54 hat geschrieben:Die psychischen Folgen für einen Fahrzeugführer, der ungewollt am Tode eines Menschen beteiligt ist, sind mir durchaus bewusst. Da sind Lokführer keine Besonderheit. Vielleicht in der Menge, aber nicht in der Sache. Und zwischen Suizid und einem tragischen Unfall besteht kein Unterschied. Der Betroffene ist tot.
Der betroffene ist tot, ja, aber für den Fahrzeugführer kann es je nach Person schon einen gewaltigen Unterschied machen, ob die Person das so wollte, oder ob beispielsweise eine halbe Sekunde früher zu Pfeifen sein Leben noch gerettet hätte.
Autobahn @ 26 Apr 2013, 16:55 hat geschrieben:Auch ein Autofahrer kann in die Situation kommen, wo er nichts mehr machen kann, um den Unfall zu verhindern.
Nur nicht so verdammt lange. Am Bahnsteiganfang schon zu wissen, dass es nicht mehr reichen wird in 200 Metern die erste Tür noch an den Bahnsteig zu bekommen mit allen Konsequenzen. Das ziehen an allen Hebeln über viele viele Sekunden mit der Gewissheit, mehr Bremskraft wird sich deswegen leider auch nicht mehr aufbauen.
Autobahn @ 26 Apr 2013, 16:55 hat geschrieben:Dann läuft bei ihm das ganze wie in Zeitlupe ab,...
Jogi: Die Schilderung ist offensichtlich sehr von Filmen geprägt
Das Ganze ist jetzt keine starke Zeitlupe, aber bei meinem Vorfall gab es durchaus auch einen Zeitlupeneffekt, vielleicht auch bedingt durch den Schreck, das Adrenalin, und dann eben das Durchgehen von zig möglichen Handlungsweisen um das Unausweichliche abzuwenden, durch dieses viele Hin und Hergedenke kommt es dem Gehirn ggf. länger vor.
Autobahn @ 26 Apr 2013, 16:55 hat geschrieben:Wie kommst Du auf den Gedanken, ich würde Eisenbahner und speziell Lokführer hassen? Sie genießen bei mir die selbe Wertschätzung wie alle anderen Berufe. Wenn Du mangelnde Hochachtung mit Hass gleichsetzt, ist es Dein Problem! Was mich allerdings stört, ist das ständige Gejammer  einiger Lokführer.
Bezieht sich dieses Gejammere vielleicht auf Lohnvorstellungen und Arbeitsbedingungen in einem anderen Forum? Insbesondere von den Herren K und K?
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Beitrag von Jogi »

Hallo Martin,
Martin H. @ 27 Apr 2013, 12:31 hat geschrieben:Das Ganze ist jetzt keine starke Zeitlupe, aber bei meinem Vorfall gab es durchaus auch einen Zeitlupeneffekt, vielleicht auch bedingt durch den Schreck, das Adrenalin, und dann eben das Durchgehen von zig möglichen Handlungsweisen um das Unausweichliche abzuwenden, durch dieses viele Hin und Hergedenke kommt es dem Gehirn ggf. länger vor.
Autobahns Erzählung, wie der prototypische Unfallbeteiligte einen solchen Fall wahrnehme, hatte einen Allgemeingültigskeitscharakter. Dem wollte ich mit Andeutungen über meine Erfahrungen etwas gegenüberstellen, um aufzeigen, dass man (ähnliche) Fälle um das eigene Leben oder das Leben anderer auch (!) anders wahrnehmen kann - z.B. mit dem ganz krassen Gegenpol der Ausblendung. Dass es keine "Zeitlupeneffekte" gibt, wollte ich damit weder abstreiten noch widerlegen. So etwas liegt sicher stark in der eigenen Person begründet.

Ebenso sollte das auch nicht heißen, dass solche Wahrnehmungen "schlecht" oder "falsch" sind. Das sicher nicht. Bloß diese implizite Allgemeingültigkeit von wegen "Immer läuft es so ab", verbunden mit dem anschließenden themenfremden Beispiel und dem Umstand, dass ich die Ausweglosigkeit einer solchen Situation nie in Zweifel gezogen habe -

das stößt mir gegen den Strich.

Grüße
Jogi
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Beitrag von autolos »

NJ Transit @ 26 Apr 2013, 20:58 hat geschrieben: Wenn dieses hochsensible Thema eines braucht, dann ist das Einfühlungsvermögen und keine Schlammschlachten. Ich möchte hiermit alle, die an dieser Diskussion teilnehmen, wirklich bitten, davon ein wenig mehr walten zu lassen. Bitte.
Das möchte ich unterstreichen, und es gilt bedingungslos für alle, also Autobahn, Jogi, GSIISp64 b und alle anderen, die sich in den letzten Beiträgen nicht mit Ruhm bekleckert haben.
Für die, die sich anmaßen über den Wert und Unwert anderer zu urteilen: Die Würde des Menschen ist unantastbar!
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Beitrag von Autobahn »

Mir ging es in erster Linie darum, darzustellen, das Lokführer nicht anders sind als andere Fahrzeugführer, die ungewollt am Tod eines anderen Menschen schuld sind. Mit anderen Worten: Sie sind nicht einzigartig!
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
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Beitrag von GSIISp64b »

Autobahn @ 27 Apr 2013, 15:35 hat geschrieben: Mir ging es in erster Linie darum, darzustellen, das Lokführer nicht anders sind als andere Fahrzeugführer, die ungewollt am Tod eines anderen Menschen schuld sind. Mit anderen Worten: Sie sind nicht einzigartig!
Und es wurde lang und breit erklärt, dass genau das nicht so ist.
Dauerhaft abwesend, und ich komme nicht mehr wieder.
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