Minga? München?

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TramPolin
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Beitrag von TramPolin »

GSIISp64b @ 17 Jun 2013, 00:47 hat geschrieben: Tja. Ich empfinde, wenn überhaupt, den bayrischen Dialekt als Vergewaltigung meiner Ohren. Und jetzt?
Und andere wiederum das Schwäbische. Wobei ich das eher nett finde - "Hascht glutscht?"

Aber das ist einfach Geschmackssache und lässt sich objektiv nicht klären. Ich höre gerne Bairisch, Sächsisch, eben auch Schwäbisch, aber ebenso Schweizerdeutsch und österreichisches Deutsch, etwa den Wiener Dialekt.

Mir gefallen eher die norddeutschen Dialekte, z.B. den Hamburger Dialekt (etwa Begriffe wie "Spökenkiekerei" oder den "spitzen Stein" ohne "sch" gesprochen) oder Plattdeutsch nicht so, auch Fränkisch ("Närmberch") finde ich nicht so toll. Rational erklären kann ich es nicht, warum das so ist.
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Beitrag von ET 423 »

GSIISp64b @ 17 Jun 2013, 00:47 hat geschrieben: Tja. Ich empfinde, wenn überhaupt, den bayrischen Dialekt als Vergewaltigung meiner Ohren. Und jetzt?
Und jetzt - nichts? Ich empfinde es einfach nur als unfair, wie hier Bayern und der bayrische Dialekt fertig gemacht werden, insbesondere von dir, der sich ja oftmals damit rühmt(e), ja nicht angreifen zu wollen. Auf meine Nachfrage einer Quelle bist du ja nicht eingegangen, darum sei die Frage hiermit noch einmal gestellt.

Und es ändert sich nichts - sächsisch ist der schlimmste Dialekt, mit Abstand. Umfragen bestätigen das, siehe google.
Ich schaue weg, weil mir hier Einiges nicht paßt.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

GSIISp64b @ 17 Jun 2013, 00:47 hat geschrieben: Tja. Ich empfinde, wenn überhaupt, den bayrischen Dialekt als Vergewaltigung meiner Ohren. Und jetzt?
Gerade Du solltest Dich mit solcher Kritik zurückhalten, wo Du doch mit Vorliebe Wörter und Sprachen nutzt, die keiner kennt.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
Electrification
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Beitrag von Electrification »

Ich finde es ganz schön dreist wie manche den Menschen in Bayern vorschreiben wollen wie sie zu sprechen haben. Wem es nicht passt der soll eben nicht nach Bayern kommen. Scheinbar gefällt es vielen aber so gut, sonst würden nicht so viele nach Bayern ziehen.

Dialekt soll Studien zufolge sogar schlau machen, war mehrfach zu lesen.

Natürlich sollte jeder auch Hochdeutsch können, was er dann für die Arbeit z. B. braucht, wie er aber in seiner Freizeit redet, bleibt jedem überlassen und da muss auch keiner Rücksicht nehmen.

Das alles zeigt nur wieder dass Bayern einfach mehr Gemeinsamkeiten mit Österreich hat, als mit den nördlichen Bundesteilen.

Es gibt übrigens kein "Bayrisch", denn das "y" definiert Gesamtbayern, während "Bairisch" (als Sprache) nur in Niederbayern, der Oberpfalz und Oberbayern gesprochen wird, sowie dann in Österreich (außer Vorarlberg und Burgenland), Südtirol und einigen Randgebieten.

In jedem Land der Welt gibt es regionaltypische Dialekte und das ist gut so, denn das macht doch einzelne Regionen aus. Würde jeder nur dieses langweilige, typisch preußisch-langweilige, biedere Hannover-Deutsch sprechen, wäre das doch langweilig und genau dieses pure Hochdeutsch steht so sehr für die negativen Seiten Deutschlands.
Man kann sich da immer herrlich abgrenzen und nebenbei wird man z. B. in Österreich viel besser behandelt wenn man im Dialekt spricht, statt in Piefkinesisch. ;)

Ich spreche mit Nichtbayern hochdeutsch, habe aber auch nichts dagegen wenn jemand seinen Dialekt auslebt, so lange sich beide noch verstehen.
Andererseits erwarte ich aber auch von Leuten die nach Bayern ziehen dass sie sich an gewisse Wörter gewöhnen und dazu gehört eben sowas wie Semmel, Grüß Gott oder andere Dinge, die man nicht ins lächerliche ziehen muss.
Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

Leute, die noch richtig Münchnerisch reden, sollen ja in meiner Generation bereits nicht mehr existieren. Wenn doch Bayerisch gesprochen wird, dann setzen sich auch in München immer mehr die noch deutlich häufiger verwendeten Mundarten und Bezeichnungen aus den ländlichen Teilen Oberbayerns durch. Allgemein kommt es ja heute oft vor, dass sich durch die heute übliche Mobilität der Leute und Einflüsse von außen Dialekte wandeln bzw. verschwimmen. Man muss sich vorstellen, früher kamen die Leute auf Deutsch gesagt kaum aus dem eigenen Dorf/Tal raus, da hat sich quasi in jedem Ort seine Mundart gut halten können, heute wird das sehr durchmischt, auch durch die Medien. Durch die sehr hochdeutsche Erziehung der letzten geschätzt 70 Jahre, sind die Dialekte sowieso oft abgeschwächt worden. Zusätzlich zum Dialekt an sich kommt eben oft noch verständniserschwerend hinzu, dass ältere Leute noch Begriffe benutzen, die jüngere Dialektsprecher schon durch ein hochdeutschen Begriff mit lediglich Mundartaussprache ersetzt haben.

Soweit ich weiß, heißt es im echten Münchnerischen Dialekt in der Tat nicht "Minga", das wird wohl eher in den ländlichen Regionen Oberbayerns verwendet. Ob das aber immer schon so war oder ob das nur daran liegt, dass der münchnerische Dialekt durch die großstädtische Migration, Durchmischung oder Abgrenzung von der Provinz eben schon länger quasi erodiert wurde, weiß ich auch nicht. Ich würde es aber einfach mal vermuten, dass das man auch in München mal "Minga" gesagt hat, ging dann aber irgendwann vielleicht schon im 19. Jahrhundert verloren. Das würde ich schon allein deshalb vermuten, weil auch in "Münchn" ein ziemlich unbayerisches "ch" drin ist. Diesen harten Laut, den man im hoch- und vor allem höchstalemannischen Sprachraum bekanntlich sehr oft verwendet, versucht man aber im Bayerischen eher zu vermeiden. Auch bei uns draußen, bei Ortsnamen wie Rohrbach, Fahlenbach oder Wolnzach wird das "ch" am Ende ganz einfach verschluckt und es heißt dann "Rohrbo", "Faimbo" und "Woinza", vor allem letzteres mit einem mehr oder weniger hörbar verschluckten "ch", vermutlich sind da auch immer mehr hochdeutsche Einflüsse. Ist aber alles nur Vermutung von mir. ;)
Tja. Ich empfinde, wenn überhaupt (...)
Das ist Geschmackssache. Jeder hat, denke ich Sprachen/Mundarten, die er gerne hört und welche, die man nicht so toll findet. Das nutzt aber halt nix, die Leute aus der jeweiligen Region werden sicher keine andere Sprache lernen, weil x Leuten von wo anders die Sprache nicht gefällt. B-)
TramPolin @ 17 Jun 2013, 01:00 hat geschrieben:Mir gefallen eher die norddeutschen Dialekte, z.B. den Hamburger Dialekt (etwa Begriffe wie "Spökenkiekerei" oder den "spitzen Stein") oder Plattdeutsch nicht so, auch Fränkisch ("Närmberch") finde ich nicht so toll. Rational erklären kann ich es nicht, warum das so ist.
Warscheinlich weil sich Bayern und Franken oft gegenseitig doof finden, so wie auch Badener und Württemberger. Gefangen im falschen Bundesland. :D
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Ich kennen den Begriff eigentlich nur von frisch zugezogenen Provinz-Bayern die so tun als gehörten sie mehr dazu als Leute die schon in München geboren wurden.
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Beitrag von Catracho »

Es geht nicht darum, Leuten ihren Dialekt zu verbieten. Es geht darum, dass es Menschen gibt, die auch dann Dialekt sprechen, wenn ihr Gegenüber dieses Dialektes eindeutig nicht mächtig ist - und sich standhaft weigern bzw. nicht in der Lage sind (ich weiß ehrlich gesagt nicht was ich schlimmer finde) in solchen Fällen dann zu Hochdeutsch zu wechseln. Teilweise auch dann, wenn sie explizit darum gebeten werden. Das ist extrem unhöflich, erst Recht wenn diese Menschen iwo zu Gast sind. Und da muss ich einigen Schreibern hier zustimmen, das kenne ich aus eigener langjähriger Erfahrung so gehäuft nur von Menschen aus Bayern oder Österreich. Personen aus anderen deutschsprachigen Regionen in denen Mundart stark verbreitet ist (z.B. Schwaben, Schweizer oder Pfälzer) benehmen sich da in der Regel anders.

Mfg
Catracho
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Wildwechsel
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Beitrag von Wildwechsel »

GSIISp64b @ 16 Jun 2013, 18:36 hat geschrieben: Wenn man schon zweisprachig erzieht, dann doch bitte mit einer zweiten Sprache, die auch tatsächlich praktischen Nutzwert hat - englisch zum Beispiel.
Versuch mal, einem Bauern aus beispielsweise Feldmoching auf hochdeutsch oder englisch einen Acker abzukaufen. :lol: Insoweit hätte englisch hier für den Käufer genau Null Nutzwert. Vermutlich wirst Du aber nicht verstehen, worauf ich rauswill. Ansonsten, Integration mit Ausländerfeindlichkeit auf eine Stufe zu stellen, da fehlts in der Einstellung meines Erachtens schon weiter....
Beste Grüße usw....
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Beitrag von JeDi »

Caesarion @ 16 Jun 2013, 16:57 hat geschrieben: Die Landessprache hier ist genauso selbstverständlich Deutsch in der baierischen Mundart wie es in der Schweiz das Schweizerdeutsch ist, und in Österreich das Österreichische Deutsch ist.
Eben nicht. Landessprache hier in Bayern ist Deutsch. Landessprache in Österreich ist österreichisches Deutsch. Vergleiche Januar mit Jänner. Bairisch, österreichisch, Schwäbisch und Fränkisch sind übrigens Dialekte des Oberdeutschen, und nicht des Hochdeutschen. (Da passts jetzt dann mal, dass man mal nen studierten Linguistiker im Nachbarbüro sitzen hatte...)

Zurück zum Thema - Minga scheint die Umlandvariante zu sein - es sagt ja auch kein Stuttgarter Schtueget...
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mtg
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Beitrag von mtg »

Kann schon sein, dass der Begriff Umland-Slang ist. Und jeder Umland-Original-Aborigine behauptet sowieso, dass Minga eigentlich gar nicht echtes Bayernland ist. :ph34r: Für uns ist bleibt diese Ortschaft "Minga". Und um der Verachtung noch zusätzlich Schärfe zu verleihen, fahren wir nicht nach München rein, sondern nach Minga hindre. Zefix!
mapic
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Beitrag von mapic »

mtg @ 17 Jun 2013, 09:58 hat geschrieben:Kann schon sein, dass der Begriff Umland-Slang ist. Und jeder Umland-Original-Aborigine behauptet sowieso, dass Minga eigentlich gar nicht echtes Bayernland ist.  :ph34r: 
Eben, die Isarpreißn... :lol: :D
Aber bei uns fährt man eigentlich trotzdem "rein".

Aber was mir noch so aufgefallen ist: Eigentlich gibt es doch im Oberbayrischen überhaupt kein "ü" oder? Das wird im Dialekt doch konsequent immer durch andere Laute ersetzt. Zumindest fällt mir (außer München) nach reiflicher Überlegung kein Gegenbeispiel ein. Wenn man dann ganz normal "München" sagt, wäre das schon eine Ausnahme und eigentlich gegen die "Regeln".
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rautatie
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Beitrag von rautatie »

GSIISp64b @ 16 Jun 2013, 16:16 hat geschrieben: Bayern ist ja auch das einzige Bundesland, in dem die Unfähigkeit seiner Bewohner, Hochdeutsch zu sprechen, als "kulturelle Identität" gilt.
Naja, ich weiß nicht... Das kann schon deswegen nicht so ganz stimmen, weil der bairische Dialekt nur in einem Teil Bayerns gesprochen wird.
Wo ist das Problem?
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Beitrag von Caesarion »

mapic @ 17 Jun 2013, 10:09 hat geschrieben:
Aber was mir noch so aufgefallen ist: Eigentlich gibt es doch im Oberbayrischen überhaupt kein "ü" oder? Das wird im Dialekt doch konsequent immer durch andere Laute ersetzt. Zumindest fällt mir (außer München) nach reiflicher Überlegung kein Gegenbeispiel ein. Wenn man dann ganz normal "München" sagt, wäre das schon eine Ausnahme und eigentlich gegen die "Regeln".
Das ist vollkommen richtig. Nicht nur in Oberbayern, generell im Baierischem werden Umlaute vermieden, daher ist es nur richtig, daher auszugehen, dass auch im München eigentlich mal Minga üblich war. Es kann aber sein, dass der Ausdruck bei dem Isarpreißn (den muss ich mir merken :D ) schon sehr früh verschwunden ist, so dass jeder sich nur noch am München erinnert.
Noch ein Link zu den Umlauten im Baierischen
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Beitrag von mapic »

Caesarion @ 17 Jun 2013, 12:10 hat geschrieben: Nicht nur in Oberbayern, generell im Baierischem werden Umlaute vermieden, (...)
Nein, also das kann nicht stimmen. Schon allein im gesamten österreichischen Raum kommen reichlich Umlaute vor. Beispiel: viel = vü, Gefühl = Gfüh
Und dieser Einfluss ist auch in Teilen von Niederbayern und der Oberpfalz bereits spürbar. Deshalb habe ich mal nur von Oberbayern gesprochen.

Der Ausdruck "Isarpreißn" stammt übrigens von einem ehemaligen Klassenkameraden aus Tegernsee, der sehr heimatverbunden ist, aber trotzdem Hochdeutsch kann, wenn er will. ;)
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TramBahnFreak
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Beitrag von TramBahnFreak »

mapic @ 17 Jun 2013, 12:27 hat geschrieben: Der Ausdruck "Isarpreißn" stammt übrigens von einem ehemaligen Klassenkameraden aus Tegernsee, der sehr heimatverbunden ist, aber trotzdem Hochdeutsch kann, wenn er will. ;)
Diese Bezeichnung kannte ich jetzt wiederum eher aus Franken.
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Caesarion @ 17 Jun 2013, 12:10 hat geschrieben: Das ist vollkommen richtig. Nicht nur in Oberbayern, generell im Baierischem werden Umlaute vermieden, daher ist es nur richtig, daher auszugehen, dass auch im München eigentlich mal Minga üblich war. Es kann aber sein, dass der Ausdruck bei dem Isarpreißn (den muss ich mir merken :D ) schon sehr früh verschwunden ist, so dass jeder sich nur noch am München erinnert.
Noch ein Link zu den Umlauten im Baierischen
Ursprünglich also in der ersten urkundlichen Erwähnungen hieß es Munichen, was sich aus dem damaligen Plural des Wortes für Mönch ableitet.
Abgesehen davon gab es bei der Gründung Münchens das heutige barische Idiom gar nicht. Die Lautverschiebung vom Althochdeutschen ins Mittelhochdeutsche war auch noch im vollen Gange.
Irgendwann kam dann München raus. Und da München schon relativ früh Regierungsstadt war, ist davon auszugehen, dass man ab strahlend vom Hof in München schon immer stark in der jeweiligen sprachlichen Hochform gesprochen hat um sich von der bäuerlichen Bevölkerung abzugrenzen. Zwischendurch wurde das höfische Leben in München stark von Frankreich beeinflusst was immer noch zu ein paar französischen Lehnwörtern führt. Beuflamot und Merck.
Meiner Ansicht ist dieser kulturelle Graben bis heute geblieben. Was früher die Hofschranzen waren, ist halt heute die Münchner "Society". Das eher bäuerlich geprägte Umland spricht halt wie eh und je was anderes als die Gegend um den alten Hof. Die ehemaligen Arbeiter Vorstädte wie Giesing haben das Bairische am stärksten erhalten. Dagegen sind Stadtviertel die erst zur vorletzten Jahrhundertwende urban wurden nahezu dialektfrei (Bogenhausen).
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Beitrag von GSIISp64b »

Electrification @ 17 Jun 2013, 02:15 hat geschrieben: Ich finde es ganz schön dreist wie manche den Menschen in Bayern vorschreiben wollen wie sie zu sprechen haben.
Stellvertretend für x Beiträge dieser Art:

[Ausdruck entfernt] das tue ich doch gar nicht. Hört auf, mir Sachen in den Mund zu legen und mich unbedingt missverstehen zu wollen.

Bitte Forenregel 3.1 beachten. Danke. JNK
Dauerhaft abwesend, und ich komme nicht mehr wieder.
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Beitrag von 9403 »

Liebe Kollegen des Eisenbahnforums,

jetzt ist es Zeit, dass ich mich zu dem Thema äußere.

Ich nenne München München und nicht Minga, was ich als abscheulich finde.

Ich lese sehr gerne euer Forum, würde mir aber mehr Sachlichkeit wünschen.

Zitate wie: Zumindest in meinem hinterwäldlerischen Dreckskaff: Schön wär's.

empfinde ich als unangebracht.
Tram Regbg ?
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Beitrag von Tram Regbg ? »

Haba d´Ehre beinant !

Wieso Minga ? Wieso München ?

I hob oiwei g´moant , das des Millionendorf bei de Berg, Miicha hoast und net anders!
Ligsalz
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Beitrag von Ligsalz »

Meine Schwiegereltern (60+) sind beide gebürtige Münchner und sprechen ein sehr gepflegtes münchnerisches Bairisch. Ein "Minga" hab ich von ihnen noch nie gehört, sie sprechen ausschließlich von München. Wobei: Wenn man genau hinhört, klingt es bei den beiden (und auch bei einem gewissen Franz Beckenbauer aus Giesing) nach "Münschn". Achtet mal da drauf!
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TramBahnFreak
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Beitrag von TramBahnFreak »

Oiso rein intuitiv dat i ja so wos in richtung "Minchn" sogn; mid am Zwischnding zwischen i und ü und am vaschlucktn e om End.
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Beitrag von TramPolin »

Rohrbacher @ 17 Jun 2013, 03:03 hat geschrieben:Das würde ich schon allein deshalb vermuten, weil auch in "Münchn" ein ziemlich unbayerisches "ch" drin ist. Diesen harten Laut, den man im hoch- und vor allem höchstalemannischen Sprachraum bekanntlich sehr oft verwendet, versucht man aber im Bayerischen eher zu vermeiden.
Es gibt aber auch Gegenbeispiele: Der Münchner Stadtteil Lehel wird meist als "Lechel" ausgesprochen, hier konstruiert man sogar noch ein "ch" rein.
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Beitrag von Alex101 »

Ligsalz @ 17 Jun 2013, 17:07 hat geschrieben:Wobei: Wenn man genau hinhört, klingt es bei den beiden (und auch bei einem gewissen Franz Beckenbauer aus Giesing) nach "Münschn". Achtet mal da drauf!
Bei diesem Interview kann man ich selbst davon überzeugen. Man hört ganz deutlich "Münschn". Ist mir bisher nie aufgefallen.
TramBahnFreak @ 17 Jun 2013, 17:19 hat geschrieben:Oiso rein intuitiv dat i ja so wos in richtung "Minchn" sogn; mid am Zwischnding zwischen i und ü und am vaschlucktn e om End.
So ähnlich sprech ich es mittlerweile auch aus.
Bei uns (LK Altötting) ist zwar auch "Minga" die übliche Aussprache, wenn man allerdings in der Oberpfalz studiert hat, hauptsächlich Preißn als Kollegen hat und viel Bahn von und nach "Münchn Hbf" (sic!) fährt, passt man sich halt irgendwann an.

Altötting, ausgesprochen "Oidäding" ist übrigends ein sehr gutes Beispiel für Umlaute in der bairischen Sprache.
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Beitrag von Rohrbacher »

TramPolin @ 17 Jun 2013, 17:49 hat geschrieben:Es gibt aber auch Gegenbeispiele: Der Münchner Stadtteil Lehel wird meist als "Lechel" ausgesprochen, hier konstruiert man sogar noch ein "ch" rein.
Ja, man sagt auch "Kich" oder "Kichn" für Küche. Geben tut's es schon, nur tendenziell deutlich weniger als im Hochdeutschen. Die Frage bei allen Einzelbeispielen, auch bei Beckenbauer & Co. ist doch auch: Ist das dann wirklich münchnerisch? Ich bin auch in München geboren, wenn ich jetzt "Mumpf" sage, heißt das nur, dass ich das so gesagt habe. ;)

Vor allem in München, wo die Sprache zig Millionen Einflüssen unterworfen ist und (wohl daraufhin) der Münchner Dialekt bei Leuten unter 30 ausgestorben ist, also praktisch jeder redet wie er will (Hochdeutsch, Oberbayerisch, Österreichisch, Fränkisch, Schwäbisch, Sächsisch, dazu zig ausländische Akzente und so Sachen wie mehrere Generationen "Jugendsprache") wird es sehr schwer werden für die Frage eine wirkliche Antwort zu finden, wenn es diese denn überhaupt noch gibt. Mir rutscht in mein Bayerisch auch gelegentlich ein "sch" oder das eine oder andere badische Wort rein. Das wird dann aber auch wenn's mir das dann einige Zugereiste unwissentlich nachplappern nicht Bestandteil des oberbayerischen Dialekts. Und ich denke mal, so in der Art wird das in München und den anderen Großstädten im Laufe der Zeit immer öfter passiert sein, ansonsten gäbe es den Münchner Dialekt noch an jeder Ecke.

Manchmal gibt es übrigens auch gar kein "festgelegtes" Dialektwort, sondern mehrere, gerne bei Ortsnamen.
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Beitrag von TramBahnFreak »

Rohrbacher @ 17 Jun 2013, 19:43 hat geschrieben: Mir rutscht in mein Bayerisch auch gelegentlich ein "sch" oder das eine oder andere badische Wort rein.
Beruhigend, zu wissen, dass es noch mehr Dialekt-Panscher gibt. ;)
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Beitrag von chris232 »

Rohrbacher @ 17 Jun 2013, 19:43 hat geschrieben: Ja, man sagt auch "Kich" oder "Kichn" für Küche.
Kuchl B-)
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Beitrag von imp-cen »

TramBahnFreak @ 17 Jun 2013, 12:44 hat geschrieben: Diese Bezeichnung kannte ich jetzt wiederum eher aus Franken.
In Nürnberg hat man mir gerne den Saupreißnbayern mitgegeben - war aber nur nett gemeint...
;)
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Beitrag von imp-cen »

GSIISp64b @ 16 Jun 2013, 17:46 hat geschrieben: Sorry, Bayerisch lernen ist keineswegs so leicht wie du hier tust, und ich habe - wie gesagt - auch nach zehn Jahren da unten noch große Probleme, den Dialekt zu verstehen, teilweise sogar bei ehemaligen Schulkameraden, mit denen ich viel Zeit verbracht habe.

Ich habe dann allerdings die dritte Möglichkeit, die du übersehen hast, genommen: Ich bin nach Sachsen gezogen und verbringe jetzt meine Freizeit damit, im Internet über Bayern zu schimpfen. Zumindest über den Teil, der sich toll vorkommt, weil er kommunikationsunwillig ist.
Hm, kommt mir kleinkariert vor - vlt. wollt deswegen so mancher nicht?
Ich bin gebürtiger Münchner und kann kaum bairisch und wenn ichs versuchen würd, klängs vermutlich nachm "Saupreißnbayern" der gerne so tun würd als ob.
Find ich eigentlich viel ärger und jeder der ->egal welchen<- Dialekt sprechen kann, kann sich eigentlich glücklich schätzen.

Ansonsten sollts doch auch in Sachsen interessanteres zu tun geben also nur auf die Bayern zu schimpfen, oder?
;)

Meinen Eltern nach sagt man Minga net als Münchner/ in München. Des kommt vom Land. Oder mittlerweile von anbiedernden Zuagroasten.

Der mondäne Großstädter zeigt dort auch als Bayer sprachliches Feingefühl um sich von den Landpommeranzen aus der Verwandtschaft abzugrenzen. *hust* :lol:
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Beitrag von bayerhascherl »

GSIISp64b @ 16 Jun 2013, 16:16 hat geschrieben: Bayern ist ja auch das einzige Bundesland, in dem die Unfähigkeit seiner Bewohner, Hochdeutsch zu sprechen, als "kulturelle Identität" gilt.
Das ist linguistisch gesehen doppelter Unfug. Denn das Standarddeutsche heißt deswegen umgangssprachlich "Hochdeutsch", weil es im oberdeutschen Raum entstanden ist (vgl. das Gegenstück "Plattdeutsch", aber auch z.B. das Niederländische was ja auch einst Teil des Deutschen Reiches war, im niederdeutschen Raum). Die Bayern, aber auch Schwaben, Schweizer und Österreicher konnten ihre Mundarten "beibehalten" weil sie insofern kompatibel mit dem von Luther sowie im 18. und 19. Jahrhundert "erfundenen" Standarddeutschen waren, als dass diese Kunstsprache aus diesen Mundarten entstanden ist, sozusagen als Verschnitt, Mischmasch, Durchschnitt.

Die heutigen "Norddeutschen" (immer daran denken, Deutschland als eine Nation gibt es noch keine 150 Jahre) übernahmen diese Sprache, da sich der südliche deutschsprachige Raum (auch immer das heutige Südtirol und die Schweiz miteinbeziehen dabei) als wirtschaftliches und kulturelles Schwergewicht herausgebildet hat und kulturelle Dominanz nun einmal auch Sprachen attraktiv aber auch obligatorisch macht (vgl. die aktuelle Entwicklung des Englischen zur "Weltsprache"). Da die alten Mundarten im Norddeutschen aber auf einer gänzlich anderen Sprache basierten, "Platt" ist kein deutscher Dialekt sondern eine eigene Sprache bzw. Teil der niederdeutschen Sprachenfamilie, waren diese nicht im Alltag kompatibel, so dass diese "alte Muttersprache" sukzessive verlernt und aufgegeben wurde. Bis auf wenige Fragmente, "Appl und n Ei" (Appl ist typisch niederdeutsch, vgl. auch das Englische oder Niederländische, die beide dem niederdeutschen bzw. niedergermanischen Sprachraum angehören).

Die Ironie ist dass die Geschichtsbildung der Deutschen gemeinhin nicht vor 1933, vielleicht noch 1914, reicht und daher tatsächlich z.B. Hannoveraner mit Innbrunst meinen sie könnten "den Bayern Hochdeutsch beibringen". Wo es doch eigentlich genau umgekehrt war. Aber klar, wenn man eine Sprache als "Fremdsprache" gelernt hat, dann führt man sie eben recht nah an der Schrift. Wenn auch mit gelegentlichen Aussprachefehlern (so ist das ständige aussprechen von "g" im Norden einer dieser "Sprachfehler", der auf der alten niederdeutschen Sprache basiert, vgl. die Niederländer die selbst ein "g" am Wortanfang wie "ch" aussprechen, wenn ich höre "der kricht sein Fett wech" dann nun ja.. ist das alles, nur kein Hochdeutsch, ebenso wie es im Hochdeutschen kein stimmhaftes "s" gibt, im Norden sagt man trotzdem häufig "züzze Zahne" ("z" wie im Englischen ausgesprochen), obwohl es diesen Laut im "richtigen" Hochdeutschen so eigentlich gar nicht gibt.

Du siehst also, Bayern hat sehr wohl eine eigene kulturelle Identität, ist dabei auch nicht "nur" ein Bundesland (wie die Bindestrichländer, die irgendwie festgelegt wurden um das Nachkriegsdeutschland zu verwalten sondern Bayern gab es lange bevor es "Bundesländer" gab in seinen heutigen Grenzen).

Traurig mag schon stimmen wenn sogar gebürtige junge Münchner nicht mehr von Zugereisten aus dem Norden unterscheidbar sind. Aber man passt sich halt den Mehrheiten an, gell. :rolleyes:
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Beitrag von TravellerMunich »

Münchner waren und sind doch schon immer nicht nur Oberbayern in einer etwas größeren Stadt gewesen, sondern eben Münchner. Und das ist gar nicht arrogant gemeint - sondern Münchner waren halt aus verschiedenen Gegenden Oberbayerns, Bayerns, der Pfalz, Griechenlands und besonders auch Norddeutschlands zusammen gesetzt. Selbst Schwaben und Sachsen fand und findet man hier. Und das nicht erst seit Richard Wagner oder Erich Kästner. Juden gehörten dazu wie auch Nordlichter wie Thomas Mann.

Das ist München und daran stimmt mich nichts traurig.
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