Besichtung Krauss Maffei Werk München

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Matthias1044
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Beitrag von Matthias1044 »

Heute durfte ich im Rahmen einer privaten Besichtigung das Werk Krauss Maffei in München Allach besuchen. Dazu ein paar Stichpunkte:

Werksanlagen: Ende der 80er Jahre wurde das Werk KM von seinem Besitzer Mannesmann aufgeteilt. Damit war der Weg frei, dass sich auch Fremdfirmen an einzelne Krauss Maffei Gesellschaften beteiligen konnten. Die Sparte Lokomotivbau wurde inzwischen vollständig an Siemens TS verkauft. Die Werksanlagen befinden sich im Besitz der Krauss Maffei Holding.
Vielleicht kann sich noch jemand erinnern, bis vor rund 10 Jahren stand außerhalb des Werksgeländes die (bayerische S 3/6) 18.528 abgestellt. Diese Lok steht jetzt in einer provisorischen Blechhalle innerhalb des Werkes. Des weiteren sind dort als KM Produkte eine betriebsfähige Dampfwalze, Busmotoren, Fleischhackmaschinen und anderer Kleinkram abgestellt. Eigentlich sollte ein Firmenmuseum entstehen, wird aber anscheinend nicht mehr verwirklicht.
Von der S-Bahn kann man es sehen: Zum Schutz von Bauteilen besitzt KM eine überdachte Schiebebühne. Deren Schiebedächer lassen sich bis in die Halleneingänge schieben. Nachdem man sich die Schiebe vor Jahren neu beschaffte, dauerte es aber zwei Jahre, bis das Teil funktionierte. Erinnert mich irgendwie an die Deutsche Bahn ;-). Einige Gleise auf dem Außengelände und in den Hallen sind noch immer als Mehrfachgleise für Breit- und Schmalspurfahrzeuge ausgelegt.

Siemens TS Lokomotivbau: Gelangt man in die Produktionshallen in denen Hauptrahmen, Führerstandskästen und Aufbauten gefertigt werden, fühlt man sich in die Atmosphäre einer klassischen Lokschmiede versetzt. Automation ist kaum zu sehen, das Zusammenschweißen der Lokrahmen geschieht hier überwiegend in Handarbeit.
Zur Verstärkung der Rahmen und Seitenwände wurden früher Winkelstahl aufgeschweißt, die allerdings zu Verformungen führten. Heute verwendet man gezackten Stahl (Patent bei Krauss Maffei) ähnlich einer Briefmarke, deren Zacken punktuell aufgeschweißt werden. An der Außenhaut moderner Lokomotiven wie BR 189 lassen sich die unschönen Schweißpunkte und Nähte teilweise erkennen. Ältere Baureihen (wie zum Beispiel noch Baureihe 111) wurden daher auf der Außenhaut verspachtelt und geschliffen. Diesen Aufwand möchte heute niemand mehr bezahlen.
Das, was das Innenleben einer Lokomotive ausmacht, und jetzt wird’s wieder ganz modern, wird von diversen (Siemens) Zulieferfirmen beigesteuert. Die Drehgestelle kommen aus dem Siemens Werk Graz.
In der großen Halle der Endfertigung lässt sich von einer hohen Galerie die Fertigung bestens beobachten. Verschiedene Baureihen stehen nebeneinander und man erkennt die unterschiedlichen Aufbauten. So gibt es vollständige Führerstandskästen (wie BR 189 oder OSE Loks), vorn angesetzte Führerstände ohne Rückenwand (Reihe 2016), und intigrierte Führerstände mit Hauben. Im ersten Fall muss natürlich bei solch sperrigen Bauteilen wie den Führerständen aufgepasst werden, dass sie zur Montage noch durch die Seitentüren passen. Bei der Reihe 2016 werden die Seitenwände, eine Mischung aus Alu und GFK Zeugs, nach dem Einsetzen diverser Teile nur aufgeklebt.

Das aktuelle Fertigungsprogramm: In der Endmontage stand die 2016.098, damit dürfte die Produktion der Herkules Lokomotiven für die ÖBB in Kürze auslaufen.
Den größten Bestand nahm die BR 189 ein, die Lok mit der höchsten Nummer war die 063, des weiteren standen in den Hallen und auf dem Außengelände eine Reihe rot/blauer 189 für die SBB mit der SBB Bezeichnung 474. Deren Design ist absolut ansprechend.
Wen es interessiert: am Donnerstag 05.08. wird die nächste 474 das Werk offiziell ab 14.15 Uhr zur Überführung verlassen. Lässt sich sicherlich vom Bahnsteig in Allach beobachten. Lokomotion ruft - ich kann leider nicht <_< .
In der Rahmenfertigung waren schon mindestens zwei Rahmen für die zukünftige Dreisystem ÖBB Reihe 2016 in Arbeit, mehr war zu dieser Reihe aber noch nicht zu sehen.

Die kuriosesten Lokomotiven: auf dem Gelände waren aber sicher die Hellas Sprinter für die griechische OSE mit der Baureihenbezeichnung 120. Vom Rahmen gleichen die Loks äußerlich dem Ur- Eurosprinter. Allerdings wurde die OSE Loks durch eine veränderte Rahmenkonstruktion um einige Tonnen leichter und wiegen nur 80 t.
Bei diesen Maschinen handelt es sich um eine Nachbestellung einer Serie, die schon vor über 10 Jahren an die OSE geliefert wurde. Und nun kommt’s: Die OSE verzichtete bei der Nachbestellung bewusst auf jeglichen technischen Fortschritt und verlangte völlig identische Maschinen mit der alten Serie. Und zwar bis ins allerkleinste Detail!
Ein kleines Beispiel: An den Drehgestellen wurden extra Produkt Schildchen mit dem Aufdruck: „Siemens Krauss Maffei Lokomotiven GmbH“ angebracht, obwohl es diese Firma schon seit Jahren nicht mehr gibt :lol: .
So musste Siemens auch die Produktion der technisch veralteten Stromrichter mit der Technik der 80er Jahre wieder aufnehmen. Der Rahmen besitzt wieder die alten und wenig wirksamen Verschleißpufferbohlen. An der 200 km/h schnelle Lok befinden sich außerdem auch Klotzbremssohlen.
Der Führerstand unterscheidet sich von den üblichen Siemens Loks. Das MFA (Anzeigen für Geschwindigkeit, Zugkraft usw.) stammt von Secheron/Hasler. Dessen analogen Anzeigeinstrumente erinnern an die Anzeigen auf den ÖBB 1014/1044/1822. Auf dem Führerpult fehlte der Hebel für die E-Bremse. Wie das ganze dort funktioniert, wusste meine Begleitung auch nicht. Die OSE Loks werden völlig ohne Zugbeeinflussung (also wie PZB) ausgeliefert, weil es anscheinend so etwas in Griechenland nicht gibt.
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Flok
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Beitrag von Flok »

:blink: Ach, die S3/6 gibt es noch?? Ich hab mich schon gefragt wo die hin ist. Auf der bin ich als Kind rumgeklettert (und auch runtergeflogen). In welchem Zustand ist die denn jetz?

Achja, die älteren (also die alten der älteren Modelle :lol: ) sind alle in Athen stationiert. Die Griechen konnten anscheinend nicht viel damit anfangen. Es gibt Bilder, auf denen sieht man manche dieser Loks eingestaubt in einer Halle stehen.
Dominic1860
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Beitrag von Dominic1860 »

war sicher interessant... B)
Matthias1044
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Beitrag von Matthias1044 »

In welchem Zustand ist die denn jetz?

Die Lok hatte man damals nur von der Wiese in die Blechhalle geholt und anscheinend seitdem nichts mehr dran gemacht. Die muss jahrelang draußen rumgegammelt sein, man sieht große Rostlöcher usw. sieht nicht ganz so gut aus.
Es gibt Bilder, auf denen sieht man manche dieser Loks eingestaubt in einer Halle stehen.

Stimmt, die Loks sollen bei den Griechen lange Zeit nur rumgestanden sein, weil man mit der Elekrifizierung noch gar nicht soweit war.
ropix
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Beitrag von ropix »

Matthias1044 @ 2 Aug 2004, 21:11 hat geschrieben:Die Lok hatte man damals nur von der Wiese in die Blechhalle geholt und anscheinend seitdem nichts mehr dran gemacht. Die muss jahrelang draußen rumgegammelt sein, man sieht große Rostlöcher usw. sieht nicht ganz so gut aus.
Doch, ein paar Azubis haben an der Lok rumgebastelt, an manchen Stellen hatte sie eine neue Lakierung bekommen, außerdem wurde die Botanik entfernt, das war zumindest der Stand als ich sie vor 3 Jahren im Werksmuseum gesehen hab. Da sah sie jedenfalls besser aus, als kurz bevor sie vom Sockel geholt wurde.
Flok @ 2 Aug 2004, 21:02 hat geschrieben:Ach, die S3/6 gibt es noch?? Ich hab mich schon gefragt wo die hin ist. Auf der bin ich als Kind rumgeklettert (und auch runtergeflogen).
Das waren schöne Zeiten. Piknik im Kohletender, nur leider vorne alles zugeschweist. Bin als Kind des öfteren von mir zuhaus dahin geradelt. Da hatte Krauss Maffei aber auch mal ne E63 zu bieten und irgendwann kam auch mal ein Panzer vorbeigefahren.
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Tigerente290
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Beitrag von Tigerente290 »

Gestern hab ich aus Allach die 120 007 für die OSE geholt. Dies ist ja nun die erste der "2. Bauserie". Doch irgendwo stand es schon wieder, das diese Lok gestern auf Reise ging, denn in Allach und Mü-Nord waren Fuzzy`s, ich selbst hatte wie immer meine Kamera nicht dabei... Die Lok wurde, weil sie die erste ist, bis zu ihrem Ziel nach Thessaloniki begleitet um etwaige Schäden zu erkennen. Ein Bild davon, wo ich mit dem Belgeiter und meinem Rangierer in Allach stehen, hab ich aber noch nirgends gefunden, von euch vielleicht jemand?
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Beitrag von tauRus »

Puky @ 18 Aug 2004, 13:12 hat geschrieben: Gestern hab ich aus Allach die 120 007 für die OSE geholt. Dies ist ja nun die erste der "2. Bauserie". Doch irgendwo stand es schon wieder, das diese Lok gestern auf Reise ging, denn in Allach und Mü-Nord waren Fuzzy`s, ich selbst hatte wie immer meine Kamera nicht dabei... Die Lok wurde, weil sie die erste ist, bis zu ihrem Ziel nach Thessaloniki begleitet um etwaige Schäden zu erkennen. Ein Bild davon, wo ich mit dem Belgeiter und meinem Rangierer in Allach stehen, hab ich aber noch nirgends gefunden, von euch vielleicht jemand?
Dann hab ich dich gesehen - Dachte mir schon dass du es bist ;)
Als "360-Jäger" würde ich aber in Zukunft schon meine Kamera dabei haben, man weiß ja nie B)
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Beitrag von Tigerente290 »

Ja, ich werd es mir angewöhnen müssen... Wo hast du mich gesehen? Es war aber schon erstaunlich, wie schnell die Fuzzie`s mit ihren Fahrrädern sind, der Fuzzy, der in Allach mich fotofiert hat, war kurze Zeit später auf der Dachauer Brücke gestanden, wo ich die Lok dann auf den Zug gen Salzburg gestellt habe, war er schon unten an der Brücke...
tauRus
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Beitrag von tauRus »

Ich bin grad mit dem 53270 nach MA ausgefahren, mit 152 156 :)
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Tigerente290
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Beitrag von Tigerente290 »

Den hab ich gar nicht gesehen!? Naja, wurscht... ;-)
tauRus
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Beitrag von tauRus »

Vielleicht wurde ja noch eine zweite geholt oder die erste nochmal zurück gefahren ;)
Ich war ja auf der nördlichen Umfahrung und bin mit 80km/h vorbeigerauscht - So einen 610m-Zug übersieht man schon mal :D
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Beitrag von Tigerente290 »

Achso, mir ist noch was eingefallen, die Lok heißt "Hellas Sprinter" oder wisst ihr das schon?
elchris
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Beitrag von elchris »

Hat Matthias1044 schon im Eingangspost geschrieben.
Dominic1860
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Beitrag von Dominic1860 »

Wie weit sind jetzt eigentlich schon die 1216? :huh: Testen die schon, wenn ja wo?

Gruß

Dominic182
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Beitrag von tauRus »

Also lt. www.railcolor.net heisst es "OBB 1216: The biggest news for 2005, the delivery of the three prototypes in March! After that, testing and testing and hopefully some more news about a possible Dispolok version of this concept."

Auf Deutsch: Ab März werden 3 Prototypen zum Testen erwartet
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Beitrag von 423 459-7 »

Als ich anfang September im Werk war, wurde die 1216 001 oder wie immer die auch nummeriert wird grad aufgebaut. Der Lokkasten war fast fertig zum aufsetzen aufs Fahrgestell. Aber ob die schon testen weiß niemand...
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jetzt mit Bildern und einem Umbaubericht im Modellteil
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