Werksanlagen: Ende der 80er Jahre wurde das Werk KM von seinem Besitzer Mannesmann aufgeteilt. Damit war der Weg frei, dass sich auch Fremdfirmen an einzelne Krauss Maffei Gesellschaften beteiligen konnten. Die Sparte Lokomotivbau wurde inzwischen vollständig an Siemens TS verkauft. Die Werksanlagen befinden sich im Besitz der Krauss Maffei Holding.
Vielleicht kann sich noch jemand erinnern, bis vor rund 10 Jahren stand außerhalb des Werksgeländes die (bayerische S 3/6) 18.528 abgestellt. Diese Lok steht jetzt in einer provisorischen Blechhalle innerhalb des Werkes. Des weiteren sind dort als KM Produkte eine betriebsfähige Dampfwalze, Busmotoren, Fleischhackmaschinen und anderer Kleinkram abgestellt. Eigentlich sollte ein Firmenmuseum entstehen, wird aber anscheinend nicht mehr verwirklicht.
Von der S-Bahn kann man es sehen: Zum Schutz von Bauteilen besitzt KM eine überdachte Schiebebühne. Deren Schiebedächer lassen sich bis in die Halleneingänge schieben. Nachdem man sich die Schiebe vor Jahren neu beschaffte, dauerte es aber zwei Jahre, bis das Teil funktionierte. Erinnert mich irgendwie an die Deutsche Bahn

Siemens TS Lokomotivbau: Gelangt man in die Produktionshallen in denen Hauptrahmen, Führerstandskästen und Aufbauten gefertigt werden, fühlt man sich in die Atmosphäre einer klassischen Lokschmiede versetzt. Automation ist kaum zu sehen, das Zusammenschweißen der Lokrahmen geschieht hier überwiegend in Handarbeit.
Zur Verstärkung der Rahmen und Seitenwände wurden früher Winkelstahl aufgeschweißt, die allerdings zu Verformungen führten. Heute verwendet man gezackten Stahl (Patent bei Krauss Maffei) ähnlich einer Briefmarke, deren Zacken punktuell aufgeschweißt werden. An der Außenhaut moderner Lokomotiven wie BR 189 lassen sich die unschönen Schweißpunkte und Nähte teilweise erkennen. Ältere Baureihen (wie zum Beispiel noch Baureihe 111) wurden daher auf der Außenhaut verspachtelt und geschliffen. Diesen Aufwand möchte heute niemand mehr bezahlen.
Das, was das Innenleben einer Lokomotive ausmacht, und jetzt wird’s wieder ganz modern, wird von diversen (Siemens) Zulieferfirmen beigesteuert. Die Drehgestelle kommen aus dem Siemens Werk Graz.
In der großen Halle der Endfertigung lässt sich von einer hohen Galerie die Fertigung bestens beobachten. Verschiedene Baureihen stehen nebeneinander und man erkennt die unterschiedlichen Aufbauten. So gibt es vollständige Führerstandskästen (wie BR 189 oder OSE Loks), vorn angesetzte Führerstände ohne Rückenwand (Reihe 2016), und intigrierte Führerstände mit Hauben. Im ersten Fall muss natürlich bei solch sperrigen Bauteilen wie den Führerständen aufgepasst werden, dass sie zur Montage noch durch die Seitentüren passen. Bei der Reihe 2016 werden die Seitenwände, eine Mischung aus Alu und GFK Zeugs, nach dem Einsetzen diverser Teile nur aufgeklebt.
Das aktuelle Fertigungsprogramm: In der Endmontage stand die 2016.098, damit dürfte die Produktion der Herkules Lokomotiven für die ÖBB in Kürze auslaufen.
Den größten Bestand nahm die BR 189 ein, die Lok mit der höchsten Nummer war die 063, des weiteren standen in den Hallen und auf dem Außengelände eine Reihe rot/blauer 189 für die SBB mit der SBB Bezeichnung 474. Deren Design ist absolut ansprechend.
Wen es interessiert: am Donnerstag 05.08. wird die nächste 474 das Werk offiziell ab 14.15 Uhr zur Überführung verlassen. Lässt sich sicherlich vom Bahnsteig in Allach beobachten. Lokomotion ruft - ich kann leider nicht <_< .
In der Rahmenfertigung waren schon mindestens zwei Rahmen für die zukünftige Dreisystem ÖBB Reihe 2016 in Arbeit, mehr war zu dieser Reihe aber noch nicht zu sehen.
Die kuriosesten Lokomotiven: auf dem Gelände waren aber sicher die Hellas Sprinter für die griechische OSE mit der Baureihenbezeichnung 120. Vom Rahmen gleichen die Loks äußerlich dem Ur- Eurosprinter. Allerdings wurde die OSE Loks durch eine veränderte Rahmenkonstruktion um einige Tonnen leichter und wiegen nur 80 t.
Bei diesen Maschinen handelt es sich um eine Nachbestellung einer Serie, die schon vor über 10 Jahren an die OSE geliefert wurde. Und nun kommt’s: Die OSE verzichtete bei der Nachbestellung bewusst auf jeglichen technischen Fortschritt und verlangte völlig identische Maschinen mit der alten Serie. Und zwar bis ins allerkleinste Detail!
Ein kleines Beispiel: An den Drehgestellen wurden extra Produkt Schildchen mit dem Aufdruck: „Siemens Krauss Maffei Lokomotiven GmbH“ angebracht, obwohl es diese Firma schon seit Jahren nicht mehr gibt

So musste Siemens auch die Produktion der technisch veralteten Stromrichter mit der Technik der 80er Jahre wieder aufnehmen. Der Rahmen besitzt wieder die alten und wenig wirksamen Verschleißpufferbohlen. An der 200 km/h schnelle Lok befinden sich außerdem auch Klotzbremssohlen.
Der Führerstand unterscheidet sich von den üblichen Siemens Loks. Das MFA (Anzeigen für Geschwindigkeit, Zugkraft usw.) stammt von Secheron/Hasler. Dessen analogen Anzeigeinstrumente erinnern an die Anzeigen auf den ÖBB 1014/1044/1822. Auf dem Führerpult fehlte der Hebel für die E-Bremse. Wie das ganze dort funktioniert, wusste meine Begleitung auch nicht. Die OSE Loks werden völlig ohne Zugbeeinflussung (also wie PZB) ausgeliefert, weil es anscheinend so etwas in Griechenland nicht gibt.