[K / D] VRR-VRS-Übergangstarif entfällt

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Tarifumstellung: Zahltag für Pendler

Fahrgäste, die bisher mit einem Abo der Bahn zwischen Köln und Düsseldorf pendelten, müssen bald viel mehr bezahlen.


Düsseldorf. "Hier stapeln sich die Beschwerden, und es kommen täglich neue", stöhnt eine Sprecherin der Schlichtungsstelle Nahverkehr. Die bei der Verbraucherzentrale NRW angesiedelte Einrichtung ist von der Briefflut überrascht worden. Es sind vor allem Berufspendler, die in Düsseldorf wohnen und in Köln arbeiten (oder umgekehrt) und mit dem Zug in die Nachbarstadt fahren ab 1. Februar 2005 zu deutlich erhöhten Preisen.

Vielen ergeht es so wie einem Bahnkunden aus Hellerhof, der bisher für die tägliche Fahrt nach Köln-Nippes 76 Euro im Abo bezahlt hat und sich jetzt geneppt fühlt. "Er hat von der Bahn einen Brief erhalten, in dem ihm mitgeteilt wird, dass er ab 1. Februar 2005 nicht mehr Bahn-, sondern VRS-Kunde ist und dann für die gleiche Strecke 122 Euro zu zahlen habe", sagt die Sprecherin der Schlichtungsstelle, und: "Bei der 1. Klasse wäre das noch schlimmer, da erhöht sich der Preis gleich um drei Stufen." Aber 46 Euro mehr im Monat das reicht ja schon, um sich zu ärgern.

Hintergrund ist die Tarifreform des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg (VRS), der die Übergangstarife sowie die Stückelung je ein Ticket der Verkehrsverbünde Rhein-Sieg und Rhein-Ruhr abschafft; die Bahn muss das Konzept umsetzen. VRR-Sprecher Hans Oehl hat ein Beispiel parat: "Wer von Düsseldorf nach Köln fährt, jeweils Hauptbahnhof, den kostet das Abo im Übergangstarif 124,25 Euro. Ab Februar sind 144 Euro fällig."

Schön ist das nicht, aber ein Vorteil hat der neue Tarif schon. Die Abonnenten können nämlich neben den Zügen auch alle Busse und Straßenbahnen im Verbreitungsgebiet nutzen. Der Nachteil: Wer das Angebot nicht nutzen will, muss es trotzdem bezahlen. VRS-Sprecherin Ariane Weber sagte zur WZ, dass man auf Drängen der Kommunen den Tarifdschungel gelichtet habe: "Da blickte doch kaum noch jemand durch." Es habe Übergangstarife, Bahntarife und Tickets für VRS und VRR gegeben. Nun gelten nur noch die VRS-Bedingungen. Und da gebe es durchaus Möglichkeiten, Geld zu sparen zum Beispiel mit der Formel 9-Karte, vergleichbar dem Ticket 2000 ab 9 Uhr. "Es kostet im Monat 78,50 Euro, im Abo sogar nur 65,40 Euro inklusive der Möglichkeit, in beiden Städten Busse und Straßenbahnen zu nehmen", argumentiert die Sprecherin.

Dieses Ticket sei neu, ebenso wie das 4er-Ticket für Gelegenheitsfahrer. Und, darauf weist Ariane Weber auch hin: "Die Tarifumstellung ist Einnahmen-neutral, wir verdienen dadurch nicht mehr Geld." Intensive Marktforschung zum neuen Preissystem habe ergeben, dass ein Drittel der Kunden mehr, ein Drittel weniger und ein Drittel gleich viel bezahlen werde. Dann ist ja alles gut. Die Beschwerdebriefe der Kunden will die Schlichtungsstelle im neuen Jahr an den VRS schicken aber das ändert an der Umstellung auch nichts mehr.

27.12.04 von Peter Littek
Quelle: Westdeutsche Zeitung
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Zwangsbeglückung für Pendler

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Viele Pendler zwischen Köln und Düsseldorf sind von
den Tarifänderungen im VRS-Gebiet betroffen.


VON PETER BERGER

Rund 2000 Bahnkunden im Großraum Köln / Düsseldorf verlieren ihr Abo und müssen beim VRS bis zu 60 Prozent mehr zahlen.

Köln / Düsseldorf -Gesprächsstoff hatten sie auf der Fahrt zur Arbeit schon immer: überfüllte Züge, Verspätungen, schlechter Service. Doch jetzt geht den Berufspendlern in den Zügen zwischen Köln und Düsseldorf so richtig der Hut hoch. Der Grund: Vom 1. Februar 2005 an gilt für sie alle das neue Preissystem des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg (VRS). Der Übergangstarif? Abgeschafft. Die Stückelung - jeweils ein Ticket der Verkehrsverbünde Rhein-Sieg und Rhein-Ruhr? Schluss damit. „Bus- und Bahnfahren wird damit für Sie noch einfacher“, schreibt die Deutsche Bahn ihren Dauerkunden. Aus dem DB- werde ab 1. Februar ein VRS-Abonnement. Dafür können Kunden dann neben den Zügen auch alle Busse und Bahnen ohne Einschränkungen nutzen. Die Wahlmöglichkeit fällt flach. Wer nur den Zug benutzt, muss Bus und Straßenbahn trotzdem bezahlen.

Und dafür tief in die Tasche greifen: Mit der Umstellung sind Preiserhöhungen von bis zu 60 Prozent verbunden. So muss der Gerd Runkel für seine Monatskarte erster Klasse von Köln-Mülheim nach Düsseldorf-Hauptbahnhof statt 140,40 Euro künftig 233,80 Euro zahlen. „Das ist eine Unverschämtheit“, sagt Runkel. „Was habe ich davon, in ganz Köln fahren zu können, wenn ich in Düsseldorf arbeiten muss?“ Doch es geht nicht nur um jene Pendler, die sich den Luxus der ersten Klasse leisten, „was ich im Übrigen nur mache, damit ich auf dem Weg zur Arbeit nicht stehen muss“, so Runkel.

Ein zweites Beispiel: Ein Bahnkunde zahlt für die Fahrt von Düsseldorf-Hellerhof nach Köln-Nippes monatlich künftig 122 statt bisher 76 Euro. Er fahre nur mit Zügen des Nahverkehrs und benötige keine Fahrscheine für Busse oder Straßenbahn, teilte der Pendler erbost der Schlichtungsstelle Nahverkehr bei der Verbraucherzentrale NRW mit. „Das Thema ist ein Riesen-Aufreger“, sagt deren Leiter Christian Schirmer. „Die Kunden sind schlicht und ergreifend stocksauer.“ Und noch ein Ärgernis: Die Bahn fordert ihre Kunden auf, die neuen Tickets bis zum 20. Dezember zu bestellen, damit diese noch rechtzeitig Ende Januar zugeschickt werden können.

Dabei ist die Bahn in diesem Fall nur das ausführende Organ. „Diese Entscheidung ist eine Folge der Tarif-Reform, die wir im Februar 2004 durchgeführt haben“, sagt VRS-Geschäftsführer Norbert Schmidt-Freitag. Man sei jahrelang „zu Recht“ dafür gescholten worden, dass es keine einheitlichen Tickets für Fahrten zwischen dem VRS und dem VRR gebe, also beispielsweise zwischen Köln und Düsseldorf. Jetzt könne der ÖPNV-Nutzer in beiden Tarifgebieten mit seiner Monatskarte auch alle Busse und Bahnen nutzen. „Dass dies in Einzelfällen und vor allem bei den Erster-Klasse-Kunden zu Härten führt, war uns bewusst“, so Schmidt-Freitag. Ein reines Deutsche-Bahn-Ticket, wie es bisher üblich war, werde es nicht mehr geben, „weil wir sonst gleich die Zusammenarbeit der Verkehrsverbünde aufgeben können“.

Die Bahn ist über diese Entwicklung wenig glücklich. Das liege an der besonderen Tarifstruktur in Nordrhein-Westfalen mit seinen neun Verkehrsverbünden, so Bahnsprecher Frank Gassen-Wendler. „In anderen Bundesländern gibt es ein Länderticket für die Deutsche Bahn. Da stellen sich diese Fragen nicht.“
Quelle: Kölner Stadtanzeiger
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