[ST] Makabrer Scherz mit einem Kinderwagen

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TramPolin
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Beitrag von TramPolin »

Übler Scherz am Sonntagmorgen am Bahnhof in Jeßnitz: Nachdem ein Güterzug einen Kinderwagen überfahren hatte, stellte sich heraus, dass der Wagen leer und mit Erdbeermarmelade beschmiert worden war.
</b>

http://www.mz-web.de/bitterfeld/unfall-am-...6,24247308.html

So was macht mich fassungslos. :angry:
andreas
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Beitrag von andreas »

also das sind Dinge, wo ich es schade finde, daß es keine Arbeitslager mehr gibt.....
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Beitrag von GSIISp64b »

andreas @ 8 Sep 2013, 22:40 hat geschrieben: also das sind Dinge, wo ich es schade finde, daß es keine Arbeitslager mehr gibt.....
Solche Aussagen sind Dinge, die dann Streiche mit Kinderwägen irgendwie wieder in Relation setzen.
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DumbShitAward
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Beitrag von DumbShitAward »

Man sollte das ganze als das sehen was es wohl war: ein Dummerjungenstreich.

Natürlich hilft das dem Tf nur bedingt (ich denke, er wird im Endeffekt heilfroh darüber sein, dass es nur eine saudumme Idee war), der hat erst mal den Knacks weg, aber das ganze jetzt wenig hilfreich mit archaischen Strafen sanktionieren zu wollen ist gelinde gesagt wenig hilfreich.

Natürlich ist das ganze nicht gerade harmlos (zumindest für die Psyche des Tfs und der materielle Schaden durch die Betriebsstörung dürfte auch nicht ganz unerheblich sein), aber wenn wir mal von der potenziellen Möglichkeit einer bewussten Sabotage absehen, dann bleibt da eigentlich nichts anderes als eine zugegebenermaßen selten dämliche idée fixe bei der sich der/die Täter wohl keineswegs über die Tragweite ihrer Handlung bewusst waren, von krimineller Energie zu sprechen wäre hier gar grotesk.

Gehen wir mal davon aus, dass das ein paar Jugendliche waren, die auf diese hirnrissige Idee kamen und es wohl im fraglichen Moment lustig fanden, dann dürfte eine hundskommode Ermittlung wegen unzulässigen Eingriffs in den Schienenverkehr wohl den gewünschten Effekt leicht erzielen, da muss man wahrlich nicht über das Ziel hinausschießen.

Sinniger wäre es die Kosten einer solchen überzogenen Maßnahme lieber in die Förderung des Bewusstseins der Öffentlichkeit, dass solche "Scherze" erhebliche Konsequenzen für Bahnverkehr und Bahnpersonal haben, zu investieren, denn daran fehlts, wie wir wohl alle wissen, vielfach immanent. Damit wäre sowohl Tfs, EBUs als auch etwaigen Opfern tragischer Unfälle geholfen.
Lektion 73 in unserer Serie "Rechtsstaat für Anfänger", heute: §81 StGB

Wer es unternimmt, mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen oder die auf dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland beruhende verfassungsmäßige Ordnung zu ändern, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft.
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Beitrag von 146225 »

GSIISp64b @ 8 Sep 2013, 23:11 hat geschrieben: Solche Aussagen sind Dinge, die dann Streiche mit Kinderwägen irgendwie wieder in Relation setzen.
Das war sehr freundlich ausgedrückt. Ich musste mich soeben ziemlich beherrschen, um nicht hektoliterweise mein Frühstück wieder auszukotzen.
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Electrification
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Beitrag von Electrification »

146225 @ 9 Sep 2013, 05:51 hat geschrieben: Das war sehr freundlich ausgedrückt. Ich musste mich soeben ziemlich beherrschen, um nicht hektoliterweise mein Frühstück wieder auszukotzen.
Zustimmung, denn man kann nicht versuchen eine Dummheit mit einer anderen auszugleichen. Das ist nach den abfälligen Bemerkungen zum großartigen Land Japan schon die nächsten verzichtbaren Äußerungen.

Der Scherz ist einfach nur dumm und zeigt dass die Leute alles andere als erwachsen sind.
Den Verdienstausfall und Schmerzensgeld sollte der Tf natürlich einklagen, ob was zu holen ist, ist die andere Sache, aber man sollte sich schon holen was einem zusteht, gerade da man ja meist deswegen einige Zeit ausfällt.
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Beitrag von GSIISp64b »

Na ja. Ich habe grundsätzlich auch nichts gegen eine strafrechtliche Verfolgung. Meine Einschätzung als juristischer Laie: Gefährlicher Eingriff und Störung öffentlicher Betriebe.

http://dejure.org/gesetze/StGB/315.html

Der gefährliche Eingriff wird mit sechs Monaten bis fünf Jahren geahndet, in minder schweren Fällen mit drei Monaten. Eine Geldstrafe sieht das StGB nur dann vor, wenn fahrlässig gehandelt wird - und das kann man hier ziemlich sicher verneinen.

Sollte sich also herausstellen, dass diese Tat von einigermaßen schuldfähigen Erwachsenen begangen wurde, kann ihnen eine Strafe blühen, die beinahe schon wieder unverhältnismäßig ist. Wenn der Tf tatsächlich für's Leben geschädigt ist, sind wir u. U. sogar bei einem schweren Fall nach Absatz 3, da ist die Mindeststrafe dann schon ein Jahr.

Gefährliche Eingriffe sind kein Antragsdelikt - die Staatsanwaltschaft muss sie auch dann verfolgen, wenn niemand einen Strafantrag stellt.

Schon die tatsächlich im Rahmen des heutigen Rechtsstaats möglichen Strafen sind für den vorliegenden Fall verdammt drakonisch. Wer den möglichen Strafrahmen von bis zu fünf Jahren für zu wenig hält, möchte doch bestimmt auch, dass Dieben wieder die Hände abgehackt werden.
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Beitrag von andreas »

ich seh das nicht mehr als Scherz an. Wer so etwas veranstaltet, mit Planung (Marmelade im Kinderwagen sprechen für Planung), der zeigt, daß er an einem zivilisierten Zusammenleben kein Interesse hat.
Sowas ist in keinsterweise so etwas harmloses wie ein Scherz, ich würde den Verursacher von so etwas wirklich empfindlich bestrafen und zwar mit einer deutlichen Haftstrafe und zwar solange, bis er die ganzen Kosten, die sein 'Scherz' verursacht abgearbeitet hat....
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Beitrag von GSIISp64b »

andreas @ 9 Sep 2013, 16:56 hat geschrieben: ich seh das nicht mehr als Scherz an. Wer so etwas veranstaltet, mit Planung (Marmelade im Kinderwagen sprechen für Planung), der zeigt, daß er an einem zivilisierten Zusammenleben kein Interesse hat.
Wer andere Leute ins Arbeitslager schicken will, der zeigt, dass er an einem zivilisierten Zusammenleben kein Interesse hat.
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Beitrag von Electrification »

andreas @ 9 Sep 2013, 16:56 hat geschrieben: ich seh das nicht mehr als Scherz an. Wer so etwas veranstaltet, mit Planung (Marmelade im Kinderwagen sprechen für Planung), der zeigt, daß er an einem zivilisierten Zusammenleben kein Interesse hat.
Sowas ist in keinsterweise so etwas harmloses wie ein Scherz, ich würde den Verursacher von so etwas wirklich empfindlich bestrafen und zwar mit einer deutlichen Haftstrafe und zwar solange, bis er die ganzen Kosten, die sein 'Scherz' verursacht abgearbeitet hat....
Meinst du das ernst?

Dass sie den entstandenen Schaden abbezahlen sollte wohl selbstverständlich sein, aber wegen sowas gleich eine deutliche Haftstrafe?
Natürlich muss es bestraft werden, aber da bin ich für soziale Arbeit, damit ist der Allgemeinheit mehr geholfen als bei einer Haftstrafe und der Lerneffekt deutlich größer. Es gibt viele soziale Projekte die hier tatkräftige Unterstützung brauchen könnten und da die Leute scheinbar nicht ausgelastet sind, wäre das eine gute Gelegenheit in sich zu gehen und zu lernen.

Lassen wir einfach mal die Gerichte entscheiden, die werden schon genau abwägen und entscheiden.
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Beitrag von Bayernlover »

Electrification @ 9 Sep 2013, 17:42 hat geschrieben: Es gibt viele soziale Projekte die hier tatkräftige Unterstützung brauchen könnten und da die Leute scheinbar nicht ausgelastet sind, wäre das eine gute Gelegenheit in sich zu gehen und zu lernen.
Oh ja, die Träger sozialer Projekte verzehren sich förmlich nach Arbeitern, die aus Zwang dorthin geschickt werden.
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
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Beitrag von GSIISp64b »

Electrification @ 9 Sep 2013, 17:42 hat geschrieben: Lassen wir einfach mal die Gerichte entscheiden, die werden schon genau abwägen und entscheiden.
Und das werden sie nach geltendem Recht und Gesetz. Was das konkret heißt, habe ich oben dargelegt (aber anscheinend bin ich der Einzige hier, der sich für die Realität interessiert).
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Beitrag von Electrification »

Bayernlover @ 9 Sep 2013, 18:30 hat geschrieben: Oh ja, die Träger sozialer Projekte verzehren sich förmlich nach Arbeitern, die aus Zwang dorthin geschickt werden.
Scheinbar gehst du davon aus dass die Leute grundsätzlich solche Projekte sabotieren? Natürlich würde es solche Leute geben, aber ich denke positiv und meine dass viele dadurch lernen würden und ein Licht aufgehen würde, sie einfach sehen würden was wirklich wichtig ist im Leben.
Ist doch besser als wegsperren, wo sie dann erst recht kriminell werden. So könnte man die Leute vor die Wahl stellen was ihnen lieber ist.
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Beitrag von andreas »

also ich finde, es gehört schon einiges an destruktiver Energie dazu, sowas aufzuziehen. Man braucht einen Kinderwagen, steht ja auch nicht bei jedem daheim, man muß den mit Marmelade präperieren und aufs Gleis stellen

sowas macht man dann schon nicht mehr aus einer Bierlaune heraus, sowas ist vorsätzlich geplant und im Prinzip eigentlich schon kriminelles Verhalten.

Die Schädigung anderer Personen wird viel zu gering betraft....
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Beitrag von andreas »

GSIISp64b @ 9 Sep 2013, 18:40 hat geschrieben: Und das werden sie nach geltendem Recht und Gesetz. Was das konkret heißt, habe ich oben dargelegt (aber anscheinend bin ich der Einzige hier, der sich für die Realität interessiert).
also 5 Jahren fände ich durchaus angemessen für so eine Veranstaltung....
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Beitrag von GSIISp64b »

andreas @ 9 Sep 2013, 20:48 hat geschrieben: also 5 Jahren fände ich durchaus angemessen für so eine Veranstaltung....
Dann halte ich es für durchaus angemessen, dich als Fanatiker zu bezeichnen.

Verhältnismäßig ist nämlich was Anderes.
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Beitrag von Bayernlover »

Electrification @ 9 Sep 2013, 20:36 hat geschrieben: Scheinbar gehst du davon aus dass die Leute grundsätzlich solche Projekte sabotieren?
Nicht unbedingt sabotieren, aber ob die Arbeitsmoral dann wirklich hoch ist?
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Beitrag von andreas »

finde ich nicht - wer wissentlich und vorsätzlich in Kauf nimmt, daß jemand dauerhaft geschädigt wird, möglicherweise berufsunfähig wird, dauerhafte psychische Probleme bekommt, der Rettungskräfte in einer Stresssituation bringt (und ein mit roter Marmelade besudelter, zerstörter Kinderwagen ist sowas), nur aus Jux und Tollerei, der hat in meinen Augen so eine Strafe verdient.

was fändest du denn verhältnismäßig für so einen 'Spaß'?
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Beitrag von GSIISp64b »

Wer hat denn dauerhaften Schaden genommen? Schlimmstenfalls der Tf, und selbst das wissen wir noch nicht. Die Höchststrafe für Körperverletzung sind zufällig auch fünf Jahre - die ist vielleicht anwendbar, wenn jemand ne Querschnittslähmung mitnimmt.

Was eine angemessene Frage ist, das will ich nicht beurteilen, solange nicht bekannt ist, wer es überhaupt war und welche Auswirkungen es hat. So Fakten muss man nämlich berücksichtigen, wenn man so tun will, als ginge es einem um Gerechtigkeit.
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Beitrag von Electrification »

Bayernlover @ 9 Sep 2013, 21:12 hat geschrieben: Nicht unbedingt sabotieren, aber ob die Arbeitsmoral dann wirklich hoch ist?
Das kommt natürlich auf die Person an, es gibt ja auch Mitläufer die mal eine Dummheit gemacht haben, aber grundsätzlich gute Menschen mit sozialer Ader sind oder es gibt Leute die lernfähig sind und merken dass sie sich ändern müssen.
Natürlich müsste man da schon einen gewissen Druck aufbauen und wer das nicht ernsthaft betreibt, müsste dann eben Müll einsammeln und derartiges und das könnte man immer wieder verlängern, wenn der Einsatz zu wünschen übrig lässt.

Alles ist besser als wegsperren, aber wenn man solche alternativen Modelle angeht muss auch der Einsatz stimmen und es muss auch sanktioniert werden wenn es am Einsatz mangelt.
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Beitrag von DumbShitAward »

GSIISp64b @ 9 Sep 2013, 16:42 hat geschrieben: Na ja. Ich habe grundsätzlich auch nichts gegen eine strafrechtliche Verfolgung. Meine Einschätzung als juristischer Laie: Gefährlicher Eingriff und Störung öffentlicher Betriebe.

http://dejure.org/gesetze/StGB/315.html

Der gefährliche Eingriff wird mit sechs Monaten bis fünf Jahren geahndet, in minder schweren Fällen mit drei Monaten. Eine Geldstrafe sieht das StGB nur dann vor, wenn fahrlässig gehandelt wird - und das kann man hier ziemlich sicher verneinen.

Sollte sich also herausstellen, dass diese Tat von einigermaßen schuldfähigen Erwachsenen begangen wurde, kann ihnen eine Strafe blühen, die beinahe schon wieder unverhältnismäßig ist. Wenn der Tf tatsächlich für's Leben geschädigt ist, sind wir u. U. sogar bei einem schweren Fall nach Absatz 3, da ist die Mindeststrafe dann schon ein Jahr.

Gefährliche Eingriffe sind kein Antragsdelikt - die Staatsanwaltschaft muss sie auch dann verfolgen, wenn niemand einen Strafantrag stellt.

Schon die tatsächlich im Rahmen des heutigen Rechtsstaats möglichen Strafen sind für den vorliegenden Fall verdammt drakonisch. Wer den möglichen Strafrahmen von bis zu fünf Jahren für zu wenig hält, möchte doch bestimmt auch, dass Dieben wieder die Hände abgehackt werden.
Damit wirst du unter Umständen nicht durchkommen. Alleine das Gesetz zu lesen hilft nicht immer, der Kommentar ist da schon wesentlich tiefgreifender.

Die Frage die sich das Gericht stellen muss ist, ob eine Gefährlichkeit überhaupt gegeben war, also ob das was dort getan wurde überhaupt dazu geeignet war mittelbar schwere Sachschäden im Shienenverkehr anzurichten oder gar der Verlust von Menschenleben (hilfsweise schwere Verletzungen) zumindest billigend in Kauf genommen wurde.

Jetzt dürfte es wohl eher kompliziert sein zu argumentieren, dass ein Kinderwagen einen Güterzug in nennenswerter Weise auch nur beschädigen könnte, von einer objektiv konkret gefährlichen Situation ganz zu schweigen. Man kann ja schon am Strafmaß erkennen, dass das ein eher heftiges Delikt ist, also wenn man z.B eine Eisenplatte auf die Schienen legt.


Hier wirds wohl auf eine einfache Sachbeschädigung, evtl. unerlaubtem Betreten des Bahngeländes und eine Form der einfachen Körperverletzung (und das wird schon schwer, kommt u.a. auch drauf an wie es dem Tf geht) hinauslaufen. Im Erwachsenenstrafrecht allenfalls zwei bis fünf Monate auf Bewährung wahrscheinlicher aber Geldstrafe.
Was zivilrechtlich abgehen kann, könnte aber wesentlich heftiger sein.


@ andreas
Der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit gilt auch in diesem Fall. Schau dir erst mal an, was hierzulande in der Praxis 60 Monate Haft bringt und überlege dir vielleicht, ob du in einem Fall bei dem es aus rein objektiver Sicht keinerlei Verletzungen oder auch nur die Gefahr dessen gibt (ich weiß durchaus, dass es eine Schieflage bei psychischen Verletzungen gibt, das ist hier aber nicht das Thema) allenernstes eine derart hohe Haftstrafe fordern willst. Bedenke auch, dass so etwas zwangsläufig auch für andere Delikte eine Richtwirkung haben muss - nach oben wie unten.
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Beitrag von GSIISp64b »

Ich bin mir aus technischer Sicht ziemlich sicher, dass ein Kinderwagen, wenn's blöd läuft, einen Güterzug auch zum Entgleisen bringen kann. Vergleiche den Vorfall im Lammrückentunnel. So was geht normalerweise auch gut - außer wenn nicht.

Wenn der Tatbestand des gefährlichen Angriffs tatsächlich verneint wird - die anderen in Frage kommenden Tatbestände (insbes. Störung öffentlicher Betriebe) werden tendentiell deutlich kleinere Strafrahmen haben.

Wie gesagt - meine Einschätzung als Nichtjurist. Du darfst mich da aber natürlich gerne korrigieren :)
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Beitrag von vuxi »

andreas @ 9 Sep 2013, 20:47 hat geschrieben: also ich finde, es gehört schon einiges an destruktiver Energie dazu, sowas aufzuziehen. Man braucht einen Kinderwagen, steht ja auch nicht bei jedem daheim, man muß den mit Marmelade präperieren und aufs Gleis stellen

sowas macht man dann schon nicht mehr aus einer Bierlaune heraus, sowas ist vorsätzlich geplant und im Prinzip eigentlich schon kriminelles Verhalten.

Die Schädigung anderer Personen wird viel zu gering betraft....
Ich glaube nicht, dass sich jemand einen Kinderwagen besorgt um so etwas zu machen. Eher wird es ein lustiger Abend gewesen sein und dann stand da eben der Wagen im Schuppen. Rote Marmelade soll es in vielen Haushalten geben. Geschätzte Vorbereitungszeit also 2 Minuten. Kinderwagen holen. Marmelade reinkippen. Aufs Gleis stellen. Fertig. Das schafft auch jemand mit ein paar Bierchen mehr.

Zu deinem restlichen Geblubber über Strafen enthalte ich mich jeder Äußerung, da hier sonst mein Account weg ist. Mich würde aber interessieren wie du Leute bestrafen würdest, die wirklich ernsthafte Vergehen begangen haben.
andreas
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Beitrag von andreas »

Klar, und das Gleis liegt auch noch gleich vor der Haustür....

Ich finde nach wie vor, daß so eine Aktion ein ernsthaftes Vergehen ist - keinesfalls ein harmloser Scherz.
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Beitrag von GSIISp64b »

Dein Gesabbel bereitet mir körperliche Schmerzen. -.-
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Beitrag von vuxi »

andreas @ 10 Sep 2013, 21:50 hat geschrieben:Klar, und das Gleis liegt auch noch gleich vor der Haustür....
Soll vorkommen, dass an Bahnstrecken Häuser stehen. Meistens sogar geballt. Ausserdem kann man einen Kinderwagen schieben. Dafür ist er nämlich gedacht.
andreas @ 10 Sep 2013, 21:50 hat geschrieben:Ich finde nach wie vor, daß so eine Aktion ein ernsthaftes Vergehen ist - keinesfalls ein harmloser Scherz.
Es behauptet auch niemand hier, dass das ein harmloser Scherz sei. Aber diese Aktion mit mehreren Jahren Arbeitslager sanktionieren zu wollen ist so weltfremd, dass ich mich frage wie man überhaupt auf so einen Gedanken kommen kann. Aber du hast anscheinend ähnlich weltfremde Mitstreiter auf DSO die konsequenterweise gleich lebenslang fordern. Warum eigentlich nicht gleich steinigen. Der Schotter wäre ja schon vor Ort.
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Beitrag von DumbShitAward »

GSIISp64b @ 9 Sep 2013, 21:40 hat geschrieben: Ich bin mir aus technischer Sicht ziemlich sicher, dass ein Kinderwagen, wenn's blöd läuft, einen Güterzug auch zum Entgleisen bringen kann. Vergleiche den Vorfall im Lammrückentunnel. So was geht normalerweise auch gut - außer wenn nicht.

Wenn der Tatbestand des gefährlichen Angriffs tatsächlich verneint wird - die anderen in Frage kommenden Tatbestände (insbes. Störung öffentlicher Betriebe) werden tendentiell deutlich kleinere Strafrahmen haben.

Wie gesagt - meine Einschätzung als Nichtjurist. Du darfst mich da aber natürlich gerne korrigieren :)
Ohne provozierend klingen zu wollen, aber wie soll das passieren? Kinderwägen sind ja eher aus leichtem Material wie Alu oder Magnesiumlegierungen die leicht abscheren oder brechen. Das es da zu Lackschäden, Dellen oder vielleicht Schäden an den Antennen der Zugsicherungssysteme kommen kann, mag mir einleuchten, aber Entgleisen dürfte da schon eher unwahrscheinlich sein.

Natürlich sind schon die dollsten Dinge geschehen aber zwischen einem ein paar Kilo schweren Kinderwagen vs. Güterzug und einem 230km/h schnellen ICE vs. mindestens 100 Schafen à 80kg ist schon ein Unterschied.
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Beitrag von GSIISp64b »

Von den mindestens 100 Schafen war dann aber genau eines ausschlaggebend, dessen Knochen sich wohl doof verkantet haben. Soweit ich weiß.
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Beitrag von Cloakmaster »

ES gibt Kinder, die legen Münzen auf die Schienen, um sie vom Zug platt fahren zu lassen. Da wird auch immer advor gewart, daß so eine Münze (manchnmal werden auch Steine genommen, die weggeschleudert werden sollen) ausreichen kann, um den ganzen zug zum Entgleisen zu bringen. Die nötige Energie bringt der Zug docvh selber mit. Entscheidend ist nur der Impuls, welcher die Endergie in eine ungewünschte Richtung umlenkte.
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Beitrag von GSIISp64b »

Ich würde übrigens gerne ergänzen, dass ich das Entgleisungsrisiko nicht als wirklich hoch einschätze - ich bin mir nur ziemlich sicher, dass es von Null verschieden ist. Vielleicht einer von tausend Fällen, vielleicht noch weniger. Die Statistiken zu diesem Thema sind vermutlich eher dünn ;)

Ob das ausreichend ist, um den Tatbestand des gefährlichen Eingriffs zu erfüllen, das kann DumbShitAward vermutlich besser einschätzen als ich.
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