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vuxi
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Beitrag von vuxi »

Lobedan @ 13 Mar 2016, 11:00 hat geschrieben: Und deswegen macht es nichts, wenn noch ein paar tausend Tonnen mehr dazu kommen? :huh:
Du bist herzlich eingeladen eine Energieerzeugungsform zu finden die keinen Abfall erzeugt. Und jetzt komme mir nicht mit Solar und Windkraft. Da entstehen bei der Herstellung und Gewinnung der Rohstoffe auch mehr als genügend Rückstände. Der Dreck der bei der Gewinnung der seltenen Erden anfällt ist zum Teil auch radioaktiv. Nur ist er halt in China radioaktiv und nicht bei uns. Von dem was aus dem Abluftkamin der Kohlekraftwerke kommt will ich gar nicht reden. Davon abgesehen ist die Kernkraft nicht die einzige Technologie, die strahlende Abfälle erzeugt.
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Beitrag von Hot Doc »

vuxi @ 13 Mar 2016, 12:42 hat geschrieben: Du bist herzlich eingeladen eine Energieerzeugungsform zu finden die keinen Abfall erzeugt. Und jetzt komme mir nicht mit Solar und Windkraft. Da entstehen bei der Herstellung und Gewinnung der Rohstoffe auch mehr als genügend Rückstände. Der Dreck der bei der Gewinnung der seltenen Erden anfällt ist zum Teil auch radioaktiv. Nur ist er halt in China radioaktiv und nicht bei uns. Von dem was aus dem Abluftkamin der Kohlekraftwerke kommt will ich gar nicht reden. Davon abgesehen ist die Kernkraft nicht die einzige Technologie, die strahlende Abfälle erzeugt.
Das sind auch so platte Halbwahrheiten, die gerne benutzt werden, die Atomkraft als "doch nicht ganz so schlimm" darzustellen.
Erstens: nur weil die Alternativen auch nicht einwandfrei sind, heißt das nicht, dass die Atomkraft nur halbwegs akzeptabel ist.
Zweitens: grade in der Solarforschung wird bei der inzwischen fast marktreifen Entwicklung von organischen Solarzellen die Ökobilanz immer besser und auch bei den Silizium-Zellen ist die Ökobilanz immer noch um Welten besser als bei der Atomkraft (Aufwand für Endlagerung und Strahlung nicht einberechnet).
Bei der Windkraft sind aktuell grade 14% der Kraftwerke mit Nd-Magneten ausgerüstet, der Rest arbeitet nach konventionaller Technik (die gerade durch Weiterentwicklung wieder auf die Nd-Technik aufholen). Es wird grade an einem Recyclingsystem für seltene Erden gebalstelt und ja, man sollte darauf hinarbeiten bei der Förderung sauber vorzugehen (die meisten Rüchstände sind durch moderne Technik und besondere Vorkehrungen zu vermeiden, und das sollte bei den Preisen und der Nachfrage umzusetzen sein).
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spock5407
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Beitrag von spock5407 »

Um ehrlich zu sein: langfristig setze ich meine Hoffnungen/Erwartungen auch eher in die Fusion. So schnell wird das aber nicht gehen und bis es
wirklich wirtschaftlich darstellbar ist, dauerts mutmasslich nochmal.

Kurz- und Mittelfristig brauchen wir aber auch was, um die klassische Energieerzeugung aus Fossilien und Spaltung zu ersetzen.
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Lobedan
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Beitrag von Lobedan »

Mit Windkraft kann man in Deutschland schon sehr viel erreichen. Offshore hat man immer genug Wind, um die Grundlast zu decken. Da ist nur der Transport in den stromhungrigen Süden problematisch, weil mäßiger politischer Wille und fehlende gesellschaftliche Akzeptanz für neue große Hochspannungsleitungen.
Für die Spitzen bietet sich ein Mix aus Biomasse (Abfälle, nicht aus landwirtschaftlichen Flächen) und Speicherung/Rückspeisung in Form von power-to-gas an. Letzteres bietet sogar die Möglichkeit, sich von Erdgasimporten unabhängig zu machen, sofern man den Windstrom durch die Menge so billig bekommt, dass die Gaserzeugung günstiger wird als der Import. Schwankungen lassen sich über Superkondensatoren abfangen, da ist die Forschung schon sehr viel weiter, als es nach außen oft wirkt.

Letztlich ist das finanzielle Argument natürlich auch immer sehr entscheidend. Kernenergie wurde jahrzehntelang als billig verkauft, hat aber gleichzeitig Milliarden von Subventionen verschlungen. Und da war noch fast nichts für die Endlagerung berücksichtigt, das fällt uns heute ja auf die Füße. Aus objektiver Sicht (= die Alternative darf genauso teuer wie Kernenergie inklusive Endlagerung sein) ist es daher finanziell durchaus zu vertreten, solche verschwenderischen (= sehr geringer Wirkungsgrad) Spielchen wie elektrolytische Gaserzeugung zu nutzen.
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Beitrag von Hot Doc »

Photovoltaik ist noch weit ausbaufähig. Da gabs eine Studie in Aachen, die zeigte, dass rein rechnerisch ein Drittel der Dachflächen (wenn man sie optimal aussucht) reichen, um den Strombedarf der ganzen Stadt zu decken.
Wasserkraft ist ebenfalls noch weit ausbaufähig. Und zwar in Form von Klein- und Kleinstanlagen. Immer ausgefeiltere und inzwischen Serienproduzierten Bauteilen, mach auch kleine Anlagen rentabel. (Natürlich nicht in Maßstäben von Großunternehmen, aber für Private oder kleinen Unternehmen und gerade in Zeiten von absoluten Niedrigzinsen.)
Als Kraftwerknetz könnte man so, eine ziemlich sichere Grundlast abdecken, wenn die Sonne nicht scheint, kann die Wasserkraft nachhelfen und andersrum.

Ich habe einen Freund, der an Energiespeichersystemen und Netzausbau forscht. Der ist komplett gegen die Offshore Anlagen, weil hier eben die jetzt vieldiskutierten Stromtrassen gebaut werden müssen. Stattdessen empfiehlt er eben komplett auf eine dezentrale Stromversorgung umzustellen (wie sie in einigen Mustergebieten übrigens ohne Probleme funktioniert). Hier kann auf große Netzausbauten verzichtet werden und das gesparte Geld in die Förderung des Ausbaus gesteckt werden. Die Folge: das Geld kommt auch bei Mittelständlern und Privaten in den Regionen an und nicht nur bei Großunternehmen. Der Ausbau geht schneller und er gibt weniger Protest bei den Anwohnern.
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Beitrag von vuxi »

Hot Doc @ 13 Mar 2016, 17:18 hat geschrieben: Wasserkraft ist ebenfalls noch weit ausbaufähig. Und zwar in Form von Klein- und Kleinstanlagen. Immer ausgefeiltere und inzwischen Serienproduzierten Bauteilen, mach auch kleine Anlagen rentabel. (Natürlich nicht in Maßstäben von Großunternehmen, aber für Private oder kleinen Unternehmen und gerade in Zeiten von absoluten Niedrigzinsen.
Das Potenzial für Wasserkraft in Deutschland ist weitestgehend ausgeschöpft. Eventuell sind noch 50% drin. Das würde aber heißen wirklich jeden kleineren Fluss mit Kraftwerken vollzubauen. Da stellt sich die Frage ob man für das bisschen an Leistung was man da rauskriegt auch noch die letzte nicht verbauten Gewässer verbaut. Wenn man an Stellen denkt an denen früher Wasserräder standen, und die man jetzt wieder nutzen könnte, dann ist da üblicherweise eine Leistung von ein paar KW möglich. Da halte ich es für sinnvoller ein paar mehr Windräder aufzustellen.
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Beitrag von Hot Doc »

vuxi @ 13 Mar 2016, 17:58 hat geschrieben: Das Potenzial für Wasserkraft in Deutschland ist weitestgehend ausgeschöpft. Eventuell sind noch 50% drin. Das würde aber heißen wirklich jeden kleineren Fluss mit Kraftwerken vollzubauen. Da stellt sich die Frage ob man für das bisschen an Leistung was man da rauskriegt auch noch die letzte nicht verbauten Gewässer verbaut. Wenn man an Stellen denkt an denen früher Wasserräder standen, und die man jetzt wieder nutzen könnte, dann ist da üblicherweise eine Leistung von ein paar KW möglich. Da halte ich es für sinnvoller ein paar mehr Windräder aufzustellen.
Das ist leider völliger Blödsinn der "großen" Energieversorger. Die halt nur die Anlagen in Betracht ziehen, die nach ihren Maßstäben rentabel wären.

Allein wenn man an allen Stellen, an denen heute schon ein Mühlrecht gilt, eine Kleinstanlage bauen würden, käme man mal locker auf die Kapazität eines großen Atomkraftwerkes.
Dann wäre es eine gute Option bestehende Scheusen (die bei weitem nicht immer eine Turbine mit eingebaut haben) so umzurüsten, dass man sie als Speicherkraftwerk nutzen kann. Denn die Hauptaufgabe von Wasserkraft wird die Energiespeicherung werden als Ausgleich für Solar und Windschwankungen.

Wind und Solar können mit leichtem Ausbau der Wasserkraft locker den Energiebedarf decken, wir müssen nur das Speichern besser hinbekommen um die Schanlungen abzufangen.
Wasserspeicher sind technisch einfach und sollten überall installiert werden, wo heute schon Wasser gestaut wird.
Gasspeicher (Wasserstoff oder Erdgas) sind ziemlich ineffektiv, aber durchaus machbar und vor allem von der Kapazität her intressant.
Dann gibt es noch Batterien oder Kondensatoren, die sind für kurzfristiges Speichern und zum Abfangen von Spitzen inzwischen sehr effektiv.
Jetzt kann man natürlich noch Schwungscheiben etc. anführen, aber das wird dann doch eher der Ausnahmefall werden.
Was aber nicht zu vergessen ist, ist die Speicherkapazität von (hoffentlich) immer mehr werdenden Elektroautos. Klar, hier müssen Lösungen her, dass die Batterie nicht leer ist wenn ich losfahren will, aber das sollte das geringste Problem sein.
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Beitrag von vuxi »

Hot Doc @ 13 Mar 2016, 18:11 hat geschrieben: Wasserspeicher sind technisch einfach und sollten überall installiert werden, wo heute schon Wasser gestaut wird.
Du hast offensichtlich nicht die geringste Ahnung von den Größenordnungen um die es geht. Die aktuell in Deutschland vorhandenen Pumpspeicherkraftwerke haben so eine Kapazität von 40GWh. Das würde bei Vollast ziemlich genau eine halbe Stunde reichen, falls man damit Deutschland mit Energie versorgen müsste (rein hypothetisch). Und bei den Anlagen sind das immer Höhenunterschiede von mehreren hundert Metern und recht üppig große Stauseen. Und an einem Laufwasserkraftwerk Strom zu speichern ist ohnehin unmöglich. Willst du den Fluss aufhalten?

Gleiches mit deinem Kernkraftwerksvergleich. Mal angenommen die Mühlen haben eine Leistung von 50KW (also 5m³/sec Wasser, 1m Fallhöhe), dann bräuchtest du über 20000 solche Anlagen. Und ein Fluss mit 5m³/sec ist nicht soooo klein.

Und zum Potenzial der Wasserkraft empfehle ich den Artikel hier: Artikel
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Beitrag von ropix »

vuxi @ 13 Mar 2016, 12:42 hat geschrieben: Du bist herzlich eingeladen eine Energieerzeugungsform zu finden die keinen Abfall erzeugt. Und jetzt komme mir nicht mit Solar und Windkraft. Da entstehen bei der Herstellung und Gewinnung der Rohstoffe auch mehr als genügend Rückstände. Der Dreck der bei der Gewinnung der seltenen Erden anfällt ist zum Teil auch radioaktiv. Nur ist er halt in China radioaktiv und nicht bei uns. Von dem was aus dem Abluftkamin der Kohlekraftwerke kommt will ich gar nicht reden. Davon abgesehen ist die Kernkraft nicht die einzige Technologie, die strahlende Abfälle erzeugt.
Hm...

also dann komm ich dir mit Solar und Windkraft. Also natürlich kann man da seltene Erden verwenden, aber man muss es nicht.

Aber schon klar, ich packe meine Solar und Windkraft wieder ein, damit kann man keine zuverlässige Energieversorgung aufbauen.

Ich hatte hier doch schonmal vorgerechnet: Um Deutschland einen Tag mit Strom zu versorgen müsste man den Bodensee komplett einen Kilometer hochpumpen und herunterfließen lassen. Für ein Mindestmaß sollte man vielleicht zwei Tage parat haben - sprich, wir brauchen die doppelte Menge des Bodensees, aber mit mindestens 1,2 Kilometer Höhenunterschied. Das ist schlicht nicht realistisch.
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Beitrag von vuxi »

ropix @ 13 Mar 2016, 22:27 hat geschrieben: Ich hatte hier doch schonmal vorgerechnet: Um Deutschland einen Tag mit Strom zu versorgen müsste man den Bodensee komplett einen Kilometer hochpumpen und herunterfließen lassen. Für ein Mindestmaß sollte man vielleicht zwei Tage parat haben - sprich, wir brauchen die doppelte Menge des Bodensees, aber mit mindestens 1,2 Kilometer Höhenunterschied. Das ist schlicht nicht realistisch.
Keine Ahnung ob die Rechnung stimmt. Aber Wasser hochpumpen braucht nicht viel Energie. So viel ist klar.

Was auch klar ist. Wir brauchen deutlich mehr Speicher, als für 2 Tage. Speziell im Winter kann es auch mal mehrere Tage hintereinander Hochnebel und Windstille haben. Da sinkt dann die Leistung der Wind- und Solaranlagen gleichzeitig auf nahezu 0. Lass es nur 5 Tage sein und angenommen es braucht durchgehend 30GW (Laufwasser und Biomasse gibts ja auch noch), dann brächte man Speicher für 30*24*5 = 3TWh. Also mal locker hundert mal so viel wie aktuell vorhanden. Ich glaube sogar für eine reine Versorgung mit Solar/Wind bräuchte man um die 30TWh Speicher. Dass das mit Pumpspeichern und ähnlichen mechanischen Speicher nicht klappen wird sollte klar sein.

Das einzig realistische ist die Umwandlung in Wasserstoff/Methan. Aber da geht halt auch ordentlich Energie verloren.


Zum Kernkrafthema: Ich finde es nur komisch, dass bei Radioaktivität jeder sofort austickt, während bei anderen giftigen Stoffen, die in Deutschland auch deponiert werden deutlich weniger Aufregung zu sehen ist.
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Beitrag von Hot Doc »

vuxi @ 13 Mar 2016, 18:40 hat geschrieben: Du hast offensichtlich nicht die geringste Ahnung von den Größenordnungen um die es geht. Die aktuell in Deutschland vorhandenen Pumpspeicherkraftwerke haben so eine Kapazität von 40GWh. Das würde bei Vollast ziemlich genau eine halbe Stunde reichen, falls man damit Deutschland mit Energie versorgen müsste (rein hypothetisch). Und bei den Anlagen sind das immer Höhenunterschiede von mehreren hundert Metern und recht üppig große Stauseen. Und an einem Laufwasserkraftwerk Strom zu speichern ist ohnehin unmöglich. Willst du den Fluss aufhalten?

Gleiches mit deinem Kernkraftwerksvergleich. Mal angenommen die Mühlen haben eine Leistung von 50KW (also 5m³/sec Wasser, 1m Fallhöhe), dann bräuchtest du über 20000 solche Anlagen. Und ein Fluss mit 5m³/sec ist nicht soooo klein.
Tatsächlich habe ich durchaus Ahnung. Ich bin bei insgesamt über 100.000 vergebenen Mühlrechten in Deutschland auch von etwa 60.000 neuen Kraftwerken ausgegangen. Btw. lohnt sich ein solches Mühlrad für den Privatmann schon bei wenigen Kilowatt Nennleistung.

Ich sag auch nicht, dass wir damit die ganze Energiewende schaffen können. Aber es wäre ein starker Beitrag zur dezentralisierung und Stabilisierung des Energiemarktes. An vielen Stellen gibt es dabei durchaus kleinere Staubecken, die eine gewisse Anpassung an die benötigte Strommenge ermöglichen.

Ich hab auch nicht geschrieben, dass wir uns komplett auf die Wasserkraftspeicherung stützen sollen. Und natürlich kann man in Flüssen eine Menge Energie speichern. An jeder Staustufe/Schleuse, kann man in aller Regel den Pegel um viele cm, bei großen Flüssen sogar um Meter anheben und wieder absenken. Klar muss man eine Mindestmenge durchfliessen lassen, aber das ist gut regulierbar.
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spock5407
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Beitrag von spock5407 »

vuxi @ 13 Mar 2016, 22:42 hat geschrieben: Zum Kernkrafthema: Ich finde es nur komisch, dass bei Radioaktivität jeder sofort austickt, während bei anderen giftigen Stoffen, die in Deutschland auch deponiert werden deutlich weniger Aufregung zu sehen ist.
Weil es für viele eine "unheimliche" Sache darstellt, die man weder hört noch sieht noch schmeckt noch riecht. Und sich bei Größenverhältnissen abspielt, die viele einfach nicht verstehen. Elektronen, Atomkerne, em-Wellen und Co. können sich viele einfach nicht vorstellen. Ausserdem die Assozierung mit den Auswirkungen von Kernwaffen, als die Menschheit sozusagen live gesehen hat, was relativ kleine Waffen an Wirkung auf die Einwohner in Japan hatten (Ende WW2).
Eine Müllhalde sieht man, riecht man. Strahlung nicht.
Es sind auch einfach die Halbwertszeiten mancher Stoffe, die einfach über das übliche menschliche Alltags-Begriffsvermögen geht. Wie will man da sichere Einschlüsse planen und sicherstellen.

Und: Der unverantwortliche Umgang, den Industrie und Staaten damit teilw. gezeigt haben. Im Gewinnstreben oder Dinge unter den Tisch zu kehren und schönzureden.
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Beitrag von Hot Doc »

Ich glaube die letzten beiden Punkte sind die wichtigsten.
Die Halbwertszeiten sind einfach zu lange (und die Mengen zu groß). Und da schon im aktuellen Betrieb immer wieder Fehler und Probleme nicht kommuniziert werden und unter den Tisch gekehrt werden, lässt natürlich für (im besten Fall viele hundert Jahre, eher jedoch) viele tausend Jahre Endlagerung nicht wirklich gutes Erwarten. (Mal die freundlich möglichste Umschreibung gewählt.)
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Beitrag von vuxi »

Bei der Menge des wirklich hochradioaktiven Abfalls geht es um ein paar tausend Tonnen.

Und das Problem mit dem sicheren Einschluss hat man nicht nur da. Es gibt ja noch ausreichend andere Stoffe die hochgiftig sind (Arsen....) und die nicht irgendwann zerfallen. Da sehe ich aber keine große Panik in der Bevölkerung.
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Beitrag von 146225 »

spock5407 @ 13 Mar 2016, 23:46 hat geschrieben: Weil es für viele eine "unheimliche" Sache darstellt, die man weder hört noch sieht noch schmeckt noch riecht. Und sich bei Größenverhältnissen abspielt, die viele einfach nicht verstehen. Elektronen, Atomkerne, em-Wellen und Co. können sich viele einfach nicht vorstellen. Ausserdem die Assozierung mit den Auswirkungen von Kernwaffen, als die Menschheit sozusagen live gesehen hat, was relativ kleine Waffen an Wirkung auf die Einwohner in Japan hatten (Ende WW2).
Eine Müllhalde sieht man, riecht man. Strahlung nicht.
Es sind auch einfach die Halbwertszeiten mancher Stoffe, die einfach über das übliche menschliche Alltags-Begriffsvermögen geht. Wie will man da sichere Einschlüsse planen und sicherstellen.

Und: Der unverantwortliche Umgang, den Industrie und Staaten damit teilw. gezeigt haben. Im Gewinnstreben oder Dinge unter den Tisch zu kehren und schönzureden.
Ja klar - sieh es so, wir haben hier vor den Toren der Stadt das Kernkraftwerk Neckarwestheim 2 und im Nordwesten der Stadt ein großes Kohlekraftwerk. Dass das Kohlekraftwerk eine auf Dauer nicht zu verantwortende Dreckschleuder ist und dort bei einem schweren Unfall (Großbrand o.ä) auch etliche Tote zu beklagen sein könnten, ist jedem klar. Doch was ist, wenn in Neckarwestheim ein schwerer Störfall eintritt? - da wirkt alles andere harmlos und niedlich dagegen, wenn man sich vorstellt, dass die weitere Umgebung für die nächsten paar hundert oder gar tausend Jahre für Menschen schlicht unbewohnbar ist.

Kernkraft ist so unpopulär, weil das Gefahrenpotential schlicht so groß ist. Wie Du richtig sagst, da ist das Misstrauen ("Schönrednerei") nicht ganz ungerechtfertigt einfach größer als das Zutrauen.
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Beitrag von 143 »

Hot Doc @ 13 Mar 2016, 23:54 hat geschrieben: Ich glaube die letzten beiden Punkte sind die wichtigsten.
Die Halbwertszeiten sind einfach zu lange (und die Mengen zu groß). Und da schon im aktuellen Betrieb immer wieder Fehler und Probleme nicht kommuniziert werden und unter den Tisch gekehrt werden, lässt natürlich für (im besten Fall viele hundert Jahre, eher jedoch) viele tausend Jahre Endlagerung nicht wirklich gutes Erwarten. (Mal die freundlich möglichste Umschreibung gewählt.)
Je länger die Halbwertszeit, desto stärker die Strahlung. U-238 mit seiner gigantischen Halbwertszeit kann man z.B. problemlos in die Hand nehmen. Kritisch sind im Wesentlichen nur die Spaltprodukte mit mittellangen Halbwertszeiten (~ 10-35 Jahre) wie Cs-137, Kr-85, usw. Wenn man die separiert (wie es bei der Wiederaufbereitung passiert) kann das Volumen des Atommülls auf einen Bruchteil reduziert werden. Nach einigen hundert Jahren ist deren Radioaktivität auf ein Maß abgesunken, daß bei Austritt nicht zwingend mit katatrophalen Ausmaßen gerechnet werden muß.

Ferner besonders kritisch ist noch das Plutonium. Ließe sich aber ebenfalls separieren und zu MOX verarbeiten.
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spock5407
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Beitrag von spock5407 »

Vor "einigen hundert Jahren" war noch Mittelalter; vergiss das nicht wie lang selbst solche Zeiträume schon sind.
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Beitrag von vuxi »

143 @ 14 Mar 2016, 08:32 hat geschrieben:Je länger die Halbwertszeit, desto schwächer die Strahlung. U-238 mit seiner gigantischen Halbwertszeit kann man z.B. problemlos in die Hand nehmen. Kritisch sind im Wesentlichen nur die Spaltprodukte mit mittellangen Halbwertszeiten (~ 10-35 Jahre) wie Cs-137, Kr-85, usw. Wenn man die separiert (wie es bei der Wiederaufbereitung passiert) kann das Volumen des Atommülls auf einen Bruchteil reduziert werden. Nach einigen hundert Jahren ist deren Radioaktivität auf ein Maß abgesunken, daß bei Austritt nicht zwingend mit katatrophalen Ausmaßen gerechnet werden muß.

Ferner besonders kritisch ist noch das Plutonium. Ließe sich aber ebenfalls separieren und zu MOX verarbeiten.
Nicht dass das noch jemand falsch versteht. Der Rest ist ja dann die Folge davon. Was starkt strahlt ist schneller weg. Was nicht strahlt ist lange da. Und Uran ist ziemlich schwer in der Hand :D. So von der Dichte her....
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Beitrag von JLanthyer »

Australien denkt über Energiewende, das auf Verbrennung von Atommüll in neuen Kernkraftwerken basiert, nach: Green vom 08. Juni 2015

Auf diese Weise läßt sich das Atommüllproblem lösen, das am Ende ein unbrauchbares Atommüll, das für ein paar Dutzend statt Hunderttausend Jahren strahlen wird, übrigbleibt.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

JLanthyer @ 16 Mar 2016, 00:57 hat geschrieben: Australien denkt über Energiewende, das auf Verbrennung von Atommüll in neuen Kernkraftwerken basiert, nach: Green vom 08. Juni 2015
deren Wärmeenergie nicht mit Wasser oder Dampf, sondern mit flüssigem Natrium abtransportiert wird
Ich bin ja kein militanter Atomkraftgegner, aber flüssiges Natrium in einem Reaktor - da bekomme ich ziemlich Bauchschmerzen. Wie man das "inhärent sicher" gestalten will, bin ich jedenfalls schon mal sehr gespannt.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
Fichtenmoped
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Beitrag von Fichtenmoped »

Ach komm... Solange kein Wasser auch nur in die Nähe des Kühlkreislaufes kommt, dürfte das wohl "Sicher" sein.
Aufgrund von Rostschäden besteht Signaturersatzverkehr!

Wir bitten um Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten.
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Die Schweiz hat übrigens gegen einen "übereilten" Atomausstieg ausgesprochen. Nachdem die Volksabstimmung gescheitert ist, geht es geplant wohl bis 2050 weiter.
Autonome Volksfront für die Wiedererrichtung der klassischen 22er Tram in München
Nicht zu verwechseln mit der Populären Front
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Beitrag von 143 »

Iarn @ 27 Nov 2016, 17:55 hat geschrieben: Die Schweiz hat übrigens gegen einen "übereilten" Atomausstieg ausgesprochen. Nachdem die Volksabstimmung gescheitert ist, geht es geplant wohl bis 2050 weiter.
Interessanterweise haben die Orte, in denen die Kernkraftwerke stehen mit Mehrheiten von 80% und mehr gegen die vorzeitige Abschaltung gestimmt.

Grüne Panikmache hat wohl nix gebracht...
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Beitrag von Rohrbacher »

Iarn @ 27 Nov 2016, 17:55 hat geschrieben:Die Schweiz hat übrigens gegen einen "übereilten" Atomausstieg ausgesprochen. Nachdem die Volksabstimmung gescheitert ist, geht es geplant wohl bis 2050 weiter.
Naja, es ging in der Abstimmung drum, dass die KKW maximal 45 Jahre in Betrieb sein dürfen. Das hätte bedeutet, dass die beiden Beznau-Blöcke und Mühleberg nächstes Jahr hätten abgeschaltet werden müssen:

KKW Beznau: 1969-71 -> sofort
KKW Mühleberg: 1972 -> 2017
KKW Gösgen: 1979 -> 2024
KKW Leibstadt: 1984 -> 2029

Jetzt läuft's halt weiter wie geplant, sodass für die KKW Leibstadt und Gösgen voraussichtlich 2030-34 Schluss ist. Ich glaube, es ging auch weniger um die maximale Restlaufzeit, die eh recht üppig ist, es dürfte den Teilnehmern der Abstimmung eher darum gegangen sein, dass in Beznau eben nicht 2016/17 schon die Lichter ausgehen müssen, also quasi sofort von heute auf morgen ohne dass man das wirklich gut vorbereitet hätte. Das ist gemeint mit "übereilt". Denn im Winter, wenn zahlreiche Elektroheizungen laufen, reicht die schweizer Stromproduktion eh oft jetzt schon nicht aus und es muss Strom importiert werden. Die Schweiz ist z.B. auch am französischen AKW Fessenheim (Inbetriebnahme: 1978) beteiligt, welches aber wohl auch bis 2018 auch vom Netz geht. In Deutschland hatten wir 2011 ganz andere Kapazitäten und elektrisch beheizte Häuser gab's quasi nicht, da Deutschland nicht so ein Problem in Öl- und Gasimporten sieht/sah, da war es einfacher mal eben im März 2011 zahlreiche alte AKW vom Netz zu nehmen.

Das KKW Leibstadt ist knapp ein halbes Jahr jünger als das älteste noch in Betrieb befindliche deutsche AKW Gundremmingen B, das 2017 abgeschaltet wird, die anderen schweizer KKW sind ohnehin in einem Alter, wo eine Abschaltung aus wirtschaftlichen oder technischen Gründen ohnehin binnen 10 Jahren absehbar ist. Ich gehe davon aus, dass 2030, wenn in Deutschland das aktive Atomzeitalter seit 8 Jahren vorbei sein wird, auch kein schweizer KKW mehr am Netz sein wird und wenn, dann nur noch Leibstadt. Die 2050 sind ohne Neubauten, die die Schweiz ja nicht vor hat, sehr theoretisch. Dann wäre das KKW Leibstadt 66 Jahre am Netz, das wären nochmal 19 Jahre länger als Beznau I als derzeit ältestes aktives KKW der Welt, das eh schon aus allen Löchern pfeift und wohl deswegen derzeit gar nicht am Netz sein soll.

Die Schweizer haben nicht gegen den Atomausstieg gestimmt, nur gegen eine Beschleunigung und Festschreibung der Restlaufzeiten statt des bisher eher unverbindlichen Rahmens.
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Beitrag von NJ Transit »

Das ganze ist eh nur das Vorspiel zur anstehenden Abstimmung über ein grundsätzlicheres Energiekonzept im nächsten Jahr. In dem soll dann auch festgeschrieben werden, dass das Zeitalter der Atomkraft in der Schweiz zu Ende geht, nichts mehr neu gebaut wird und die Schweiz nach der Stilllegung der bestehenden Kraftwerke atomkraftfrei wird.
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Beitrag von 146225 »

143 @ 27 Nov 2016, 19:42 hat geschrieben: Grüne Panikmache hat wohl nix gebracht...
Ich schwöre, sollte hier in der Nachbarschaft während der Restlaufzeit von Neckarwestheim II der ach so undenkbare Störfall eintreten: Verharmloser und Schönredner wie Dich schleife ich notfalls am Genick herbei, um den strahlenden Dreck wegzumachen. Man spielt nicht ungestraft leichtfertig mit der Gesundheit seiner Mitmenschen.
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Beitrag von Hot Doc »

143 @ 27 Nov 2016, 20:42 hat geschrieben: Interessanterweise haben die Orte, in denen die Kernkraftwerke stehen mit Mehrheiten von 80% und mehr gegen die vorzeitige Abschaltung gestimmt.

Grüne Panikmache hat wohl nix gebracht...
Komisch...die meisten Anwohner werden einen Job haben, der un- oder mittelbar mit dem Kraftwerk in Verbindung steht. Außerdem ist so ein Kraftwerk eine ziemlich Goldrube für die meistens recht kleinen Städtchen auf deren Grund sie stehen.

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Beitrag von JLanthyer »

Es wurde gestern berichtet, daß das oberste Gericht in Osaka ein Urteil gefällt hatte, daß Reaktoren 3 und 4 im Kernkraftwerk Takahama in der Präfektur Fukui wieder hochgefahren werden dürfen.
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Beitrag von JLanthyer »

Vor einer Woche meldeten Tagblatt und SPON, daß das verfassungswidrige Kernbrennstoffsteuergesetz vom 08.12.2010 vom Bundesverfassungsgericht eingezogen wurde. Den betroffenen Stromkonzernen stehen eine Steuerrückzahlung in der Höhe von 6,285 Mrd. € zu.

PM des Bundesverfassungsgerichts zum o.g. Artikel.
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Beitrag von Iarn »

SpOn Deutsche Bahn will ihren Fahrgästen Stromverträge verkaufen

Die Konkurrenz zwischen den Münchner Stadtwerken und der DB verschärft sich. :ph34r:
Autonome Volksfront für die Wiedererrichtung der klassischen 22er Tram in München
Nicht zu verwechseln mit der Populären Front
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