Fahrscheinfreier ÖPNV
- Boris Merath
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Auch hier ist in meinen Augen wieder das Problem der Verbund drumrum - sobald man die S-Bahn braucht, zahlt man meist genauso viel wie vorher, da man hier in den meisten Fällen tangential Richtung S-Bahn fahren wird.... D.h. die die mit dem Bus nach München reinfahren können oder die S-Bahn nicht brauchen werden ordentlich profitieren, andere dagegen werden gar nichts davon haben
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.
Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
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Diskussionsmatarial:
Tallinn nach einem Jahr Nulltarif
http://www.taz.de/!131845/Piraten gegen Fahrscheine
Bremen wäre der ideale Standort, um die Tickets einfach abzuschaffen, selbst der Chef der Nahverkehrsbetriebe wäre dabei. 20 Euro pro Monat müsste jeder Bremer bezahlen.
http://www.taz.de/Kostenloser-Nahverkehr/!131694/Nie wieder Schwarzfahren!
Im belgischen Hasselt ist er gescheitert, im estnischen Tallinn Realität: der Nahverkehr zum Nulltarif. In Deutschland ist er auch möglich: ein Sieben-Punkte-Plan.
Tallinn nach einem Jahr Nulltarif
http://www.oekonews.at/index.php?mdoc_id=1087050[...] rund 10% mehr Fahrten mit dem öffentlichen Verkehr, 15 Prozent weniger Autoverkehr in der Innenstadt, 9 Prozent weniger Verkehr in der gesamten Stadt und eine Verringerung des CO2-Ausstoßes um 45.000 Tonnen. Bürgermeister Edgar Savisaar von der Zentrumspartei freut sich über die "Zukunftsfähigkeit" und die "Umweltentlastung" und betont außerdem die soziale Komponente, denn vollkommen egal, wieviel jemand verdient, er kann leicht Freunde oder Verwandte besuchen. Die Bevölkerung ist genauso zufrieden, mehr als 75 Prozent sind bereits vor einem Jahr bei einer Abstimmung dafür gewesen, nun scheint die Zahl noch gestiegen, 9 von 10 Befragten sind sehr zufrieden.[...]
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Ich würde gerade Bremen als nicht ideal ansehen. Es ist nicht nur die BSAG, welche den Bremer Nahverkehr wuppt. Einen nicht unbedeutenden Teil übernehmen auch die Regio-Busverbindungen, welche durch Linienüberlagerungen (Der Ast Bremen Hbf-Huckelriede wird zB von 8 oder 9 Regio-Linien in Pararalellverkehr bedient) einen dichten und damit auch für innerbremische Fahrten attraktiven Takt bieten, und natürlich ist die Regio-S-Bahn mit über 20 Haltepunkten im Stadtgebiet auch nicht zu vernachlässigen. Deren Kosten und Einnahmen werden aber mal eben ausgeblendet.
Die Busse und Bahnen sind jetzt schon rappelpappelvoll, so daß die zusätzlich zu erwartenden Fahrgäste nur mit einer massiven Ausweitung des Fuhrparks und Fahrpersonals befördert werden können - entsprechende Kostensteigerungen, welche konzeptgemäß bekanntlich nicht durch Fahrgeld-Einnahmen kompensiert werden, inklusive.
Bremen ist eine lange, traditionsreiche Auto-Stadt. Mercedes ist einer der grössten, wenn nicht der grösste Arbeitgeber der Hansestadt, dazu kommt ein dichtes, und gut ausgebautes Radwegenetz, so daß auch der Drahtesel einen entsprechenden Anteil am Bremer Verkehr einnimmt.
Wo nun aber werden die durch den fahrscheinfreien Verkehr angelockten neuen Fahrgäste her kommen? Sind die Radler alles gesundheitsbewusste Typen, welche nicht wegen der Kosten, sondern allein aus Gründen der körperlichen Fitneß, und damit aus Überzeugung mit dem Rad fahren, wogegen die Autofahrer alle so kostenbewusst sind, daß sie ihr Fahrzeug für ein Gratis-Angebot stehen lassen werden?
Dazu kommt die Einpendler-Problematik. Sicher kann man diese kostenmässig über den Arbeitgeber ins Boot holen - aber das wird wohl auch nur bedingt funktionieren: Nämlich vor allem bei den grösseren Firmen. Kleine Buzzen mit weniger als 30 oder 50 Angestellten dürfen mehr Aufwand als Ertrag bedeuten. Aber auch hier gibt es eine Tendenz: Einige Firmen haben ihren Sitz aus Kostengründen über die Landesgrenze hinweg nach Niedersachsen verlegt, wogegen in Bremen nur noch Dependencen vorgehalten werden - wenn überhaupt. Und das würde mit einer "Strafsteuer" für den ÖPNV diesseits des Strichs auf der Landkarte sicher noch verstärkt.
Spannend wird es auch, die "gewerblichen Blutegel Bremens" einzuberechnen: Gewerbegiebiete wie das Panrempel oder Brinkum-Nord gehören bereits zu Niedersachsen, dort sind also keine Bremer Firmen. Den ÖPNV stellt aber allein die BSAG sicher, indem stadtbremische Buslinien die Hauptstraße entlang fahren, und dabei die Landesgrenze mehrfach hin- und her überqueren, weil diese sich nicht an den Straßenverlauf hält, und diese Ecken strukturell einfach noch stärker zu Bremen gehören, als zu deren Verwaltungseinheit. Von Brinkum-Nord ist es weiter nach Brinkum-Ort als nach Bremen-Kattenturm oder Bremen-Arsten. Und die ÖPNV-Anbindung ist "innerörtlich" deutlich dünner, als jene über die Landesgrenze hinweg.
Unter dem Strich bin ich nach wie vor nicht überzeugt, daß diese - im Prinzip sehr schöne - Vorstellung wirklich funktionieren wird. Vor allem nicht für nur 20E pro Monat und Bremer Bürger/Erwerbstätigen. Das Sozialticket kostet auch schon lange keine 25€ mehr, sondern nach diversen Preiserhöhungen inzwischen mehr als 30€. Wobei dieses Ticket ausschliesslich im Bremer Stadtgebiet, und auch NUR in Fahrzeugen der BSAG gültig ist, nicht aber in der Regio-S-Bahn oder den Regiobussen, und auch nicht auf den BSAG-Fahrten, welche über die Landesgrenze hinweg (und wieder zurück) führen.
Preislich würde ich mich eher am "Job-Ticket" orientieren: Für Erwachsene kostet das in der Stufe 3 38,80€ je Monat (Azubi 30,80€). Dafür muss der Arbeitgeber mindestens 1000 Jahresverträge bei der BSAG kaufen, und diese an die Mitarbeiter ausgeben. Dafür gibt es dann aber auch die komplette Freifahrt in der Preisstufe I sowie netzweite Gültigkeit an Wochenenden und Feiertagen, gepaart mit kostenfreier Mitnahme zusätzlicher Personen nach 19 Uhr (WE/Feiertage ganztags)
Die Busse und Bahnen sind jetzt schon rappelpappelvoll, so daß die zusätzlich zu erwartenden Fahrgäste nur mit einer massiven Ausweitung des Fuhrparks und Fahrpersonals befördert werden können - entsprechende Kostensteigerungen, welche konzeptgemäß bekanntlich nicht durch Fahrgeld-Einnahmen kompensiert werden, inklusive.
Bremen ist eine lange, traditionsreiche Auto-Stadt. Mercedes ist einer der grössten, wenn nicht der grösste Arbeitgeber der Hansestadt, dazu kommt ein dichtes, und gut ausgebautes Radwegenetz, so daß auch der Drahtesel einen entsprechenden Anteil am Bremer Verkehr einnimmt.
Wo nun aber werden die durch den fahrscheinfreien Verkehr angelockten neuen Fahrgäste her kommen? Sind die Radler alles gesundheitsbewusste Typen, welche nicht wegen der Kosten, sondern allein aus Gründen der körperlichen Fitneß, und damit aus Überzeugung mit dem Rad fahren, wogegen die Autofahrer alle so kostenbewusst sind, daß sie ihr Fahrzeug für ein Gratis-Angebot stehen lassen werden?
Dazu kommt die Einpendler-Problematik. Sicher kann man diese kostenmässig über den Arbeitgeber ins Boot holen - aber das wird wohl auch nur bedingt funktionieren: Nämlich vor allem bei den grösseren Firmen. Kleine Buzzen mit weniger als 30 oder 50 Angestellten dürfen mehr Aufwand als Ertrag bedeuten. Aber auch hier gibt es eine Tendenz: Einige Firmen haben ihren Sitz aus Kostengründen über die Landesgrenze hinweg nach Niedersachsen verlegt, wogegen in Bremen nur noch Dependencen vorgehalten werden - wenn überhaupt. Und das würde mit einer "Strafsteuer" für den ÖPNV diesseits des Strichs auf der Landkarte sicher noch verstärkt.
Spannend wird es auch, die "gewerblichen Blutegel Bremens" einzuberechnen: Gewerbegiebiete wie das Panrempel oder Brinkum-Nord gehören bereits zu Niedersachsen, dort sind also keine Bremer Firmen. Den ÖPNV stellt aber allein die BSAG sicher, indem stadtbremische Buslinien die Hauptstraße entlang fahren, und dabei die Landesgrenze mehrfach hin- und her überqueren, weil diese sich nicht an den Straßenverlauf hält, und diese Ecken strukturell einfach noch stärker zu Bremen gehören, als zu deren Verwaltungseinheit. Von Brinkum-Nord ist es weiter nach Brinkum-Ort als nach Bremen-Kattenturm oder Bremen-Arsten. Und die ÖPNV-Anbindung ist "innerörtlich" deutlich dünner, als jene über die Landesgrenze hinweg.
Unter dem Strich bin ich nach wie vor nicht überzeugt, daß diese - im Prinzip sehr schöne - Vorstellung wirklich funktionieren wird. Vor allem nicht für nur 20E pro Monat und Bremer Bürger/Erwerbstätigen. Das Sozialticket kostet auch schon lange keine 25€ mehr, sondern nach diversen Preiserhöhungen inzwischen mehr als 30€. Wobei dieses Ticket ausschliesslich im Bremer Stadtgebiet, und auch NUR in Fahrzeugen der BSAG gültig ist, nicht aber in der Regio-S-Bahn oder den Regiobussen, und auch nicht auf den BSAG-Fahrten, welche über die Landesgrenze hinweg (und wieder zurück) führen.
Preislich würde ich mich eher am "Job-Ticket" orientieren: Für Erwachsene kostet das in der Stufe 3 38,80€ je Monat (Azubi 30,80€). Dafür muss der Arbeitgeber mindestens 1000 Jahresverträge bei der BSAG kaufen, und diese an die Mitarbeiter ausgeben. Dafür gibt es dann aber auch die komplette Freifahrt in der Preisstufe I sowie netzweite Gültigkeit an Wochenenden und Feiertagen, gepaart mit kostenfreier Mitnahme zusätzlicher Personen nach 19 Uhr (WE/Feiertage ganztags)
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Es geht beim Fahrscheinfreien Nahverkehr ja im wesentlichen darum, die selben Einnahmen zu haben, die man derzeit auch hat. Dazu teilt man die eben durch die Zahl der [Einwohner/Haushalte/...] und landet dann eben bei den 20€. Daher sind Vergleiche mit aktuell bestehenden Tarifangeboten auch nicht zulässig - weil wenn die jeder kaufen würde, bräuchten wir die Diskussion nicht zu führenCloakmaster @ 2 Feb 2014, 12:47 hat geschrieben: Preislich würde ich mich eher am "Job-Ticket" orientieren: Für Erwachsene kostet das in der Stufe 3 38,80€ je Monat (Azubi 30,80€). Dafür muss der Arbeitgeber mindestens 1000 Jahresverträge bei der BSAG kaufen, und diese an die Mitarbeiter ausgeben. Dafür gibt es dann aber auch die komplette Freifahrt in der Preisstufe I sowie netzweite Gültigkeit an Wochenenden und Feiertagen, gepaart mit kostenfreier Mitnahme zusätzlicher Personen nach 19 Uhr (WE/Feiertage ganztags)

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Wenn man die Kosten den gleich halten würde, ja - also das Angebot maximal stabil halten, bzw. einschränken, da die Kosten nunmal Jahr für Jahr steigen - und zwar stärker als die Bremer Einwoherzahlen. Die drei- bis vier fache Menge Fahrgäste auf die gleiche Anzahl Busse/Bahnen/FAhrpersonal los zu lassen, halte ich jetzt nicht so für die über-geniale Idee. Will man die Fahrgastzahlen auch nicht steigern, brauchts ja auch kein fahrscheinfreies Angebot. Und Ausbauten wie zB neue Tramstrecken sind damit ebenfalls gestrichen.JeDi @ 2 Feb 2014, 13:06 hat geschrieben: Es geht beim Fahrscheinfreien Nahverkehr ja im wesentlichen darum, die selben Einnahmen zu haben, die man derzeit auch hat. Dazu teilt man die eben durch die Zahl der [Einwohner/Haushalte/...] und landet dann eben bei den 20€. Daher sind Vergleiche mit aktuell bestehenden Tarifangeboten auch nicht zulässig - weil wenn die jeder kaufen würde, bräuchten wir die Diskussion nicht zu führen![]()
Also brauchts wohl doch mehr Angebot, also mehr Geld. Und damit ist die kolportierte 20 einfach nicht mehr zu halten.
Ganz davon abgesehen, daß die Daten, mit denen die 20€ ermittelt wurden mehrere Jahre alt sind - und damit kaum mehr verlässlich/belastbar.
Bei der Berechnung sollte man vielleicht auch die Kosten der externen Effekte betrachten. Selbst wenn eine Ausweitung des Fuhrparks, Neubau von Tramstrecken, usw viel Geld kostet, werden dafür die Kosten von Schäden wie Lärm, Abgase usw reduziert. Wenn man diese Kosten nicht mitbetrachtet, kann es natürlich nicht funktionieren.
Mein Bahnjahr 2024
Zurückgelegte Strecke: 30.060 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 16,1 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 626 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 78 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 2,7% - Fahrtkosten: 10,6 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 87,5%
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Man müsste zunächt abschätzen wie viele Fargäte man mit einem derartigen fahrschein-freien Verkehr hätte, wie viele und welche Verkehrsleistungen man dafür zur Verfügung stellen wollte/müsste, und was das kosten würde - und DANN diese Kosten noch um einen Sicherheitszuschag aufstocken bevor man sie auf alle "Betroffenen" also Einwohner und auswärtige Arbeitnehmer verteilt. Schwierig dabei ist, daß sich dadurch ein entsprechender "StandortNachteil" entwickelt, welcher Anwohner und/oder Betriebe veranlassen könnte, sich künftig mittels Standortveränderung wieder von dieser Umlage zu befreien - was die ganze Rechnung wieder kippen lassen würde.
Darum kann mich mir das ganze Konzept umlage-finanziert kaum vorstellen. Es müsste dann schon vollständig aus Steuermitteln finanziert (und damit womöglich zumindest auf einen Flächenstaat wie Niedersachsen, wenn nicht gleich das gesamte Bundesgebiet ausgeweitet) werden, um diese "Standort-Nachteile" nicht entstehen zu lassen. Womit das natürlich eine drastisch veränderte Dimension einnehmen würde.
Frage: Wie viel Geld wird ingesamt in Deutschland für öffentlichen Nah- und RegionalVerkehr (Inklusive Bauleistungen) ausgegeben? DIese Summe geteilt durch alle Personen zwischen 18 und 65 ergibt?
Darum kann mich mir das ganze Konzept umlage-finanziert kaum vorstellen. Es müsste dann schon vollständig aus Steuermitteln finanziert (und damit womöglich zumindest auf einen Flächenstaat wie Niedersachsen, wenn nicht gleich das gesamte Bundesgebiet ausgeweitet) werden, um diese "Standort-Nachteile" nicht entstehen zu lassen. Womit das natürlich eine drastisch veränderte Dimension einnehmen würde.
Frage: Wie viel Geld wird ingesamt in Deutschland für öffentlichen Nah- und RegionalVerkehr (Inklusive Bauleistungen) ausgegeben? DIese Summe geteilt durch alle Personen zwischen 18 und 65 ergibt?
Vernünftiger ÖPNV wird aber in der Regel als Standortvorteil betrachtet.Cloakmaster @ 3 Feb 2014, 15:47 hat geschrieben: [...]Schwierig dabei ist, daß sich dadurch ein entsprechender "StandortNachteil" entwickelt, welcher Anwohner und/oder Betriebe veranlassen könnte, sich künftig mittels Standortveränderung wieder von dieser Umlage zu befreien - was die ganze Rechnung wieder kippen lassen würde.
Ja, es muss Umlagefinanziert sein, allerdings kann ich es mir zu Anfang auch ohne Regionalbahnen etc. vorstellen. Es braucht halt eine Projektstadt, die das ordentlich erprobt und wenn dann die ÖPNV Subventionen in den Haushalt fließen, spätestens dann wollen andere Städte das auch und Du zahlst für Dich zu Hause und woanders nix. Langfristig wäre die Bahncard 100 für alle durchaus denkbar.Darum kann mich mir das ganze Konzept umlage-finanziert kaum vorstellen. Es müsste dann schon vollständig aus Steuermitteln finanziert (und damit womöglich zumindest auf einen Flächenstaat wie Niedersachsen, wenn nicht gleich das gesamte Bundesgebiet ausgeweitet) werden, um diese "Standort-Nachteile" nicht entstehen zu lassen. Womit das natürlich eine drastisch veränderte Dimension einnehmen würde.
Also ich spreche mich gegen Fahrschein-freien ÖPNV aus. Allein deswegen, weil es jeder Bemühung zu wider laufen würde, den Anteil des Fuss- und Radverkehrs am Modalsplit nach oben zu treiben. Der ÖPNV dagegen war und ist immer nur ein Mittel zu dem Zwecke, den MIV in Schach zu halten und auf eine erträgliches Mass einzudämmen. Deswegen unterstütze ich zwar attraktiven ÖPNV, aber nicht um jeden Preis. Die beste Fortbewegung in Städte ist und bleibt der eigen-angetriebene Individualverkehr.
Ich hatte heute eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Urbanistik im Briefkasten, sie beschäftigt sich mit der Finanzierung des ÖPNV durch Beiträge. Ich habe die Grundgedanken und -erkenntnisse mal zusammen gefasst.
http://www.bürgerticket.info/2014/02/difu-...opnv-durch.html
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Ich ziehe von der linken Strassenseite auf die rechte, in das Haus gegenüber. Ich habe nun eine ungerade Hausnummer statt einer geraden - und damit noch immer das gleiche ÖPNV-Angebot wie zuvor. Nur wohne ich jetzt nicht mehr in Bremen, sondern in Niedersachsen, und spare mir den ÖPNV-Beitrag, der ja nur in Bremen erhoben wird. Und ja, auch mein Arbeitgeber hat seinen Sitz in Niedersachsen - genau aus dem Grund, daß die niedersächsischen Landesgesetze manche Vorteile im Vergleich zu den Bremer Landesgesetzen bieten. Wo also hat man als "echter" Bremer einen Vorteil?JNK @ 3 Feb 2014, 17:48 hat geschrieben:
Vernünftiger ÖPNV wird aber in der Regel als Standortvorteil betrachtet.
Das Beispiel hinkt insoweit, als dass nicht in jeder Stadt eine Ländergrenze durch jeden zweiten Acker geht - und Bremen ist aus ökonomischer Sicht ohnehin eine Katastrophe.Cloakmaster @ 8 Feb 2014, 08:16 hat geschrieben: Ich ziehe von der linken Strassenseite auf die rechte, in das Haus gegenüber. Ich habe nun eine ungerade Hausnummer statt einer geraden - und damit noch immer das gleiche ÖPNV-Angebot wie zuvor. Nur wohne ich jetzt nicht mehr in Bremen, sondern in Niedersachsen, und spare mir den ÖPNV-Beitrag, der ja nur in Bremen erhoben wird. Und ja, auch mein Arbeitgeber hat seinen Sitz in Niedersachsen - genau aus dem Grund, daß die niedersächsischen Landesgesetze manche Vorteile im Vergleich zu den Bremer Landesgesetzen bieten. Wo also hat man als "echter" Bremer einen Vorteil?
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Weswegen ich ja sagte, daß ich Bremen nicht als geeignetes Testgebiet ansehe. Insofern ist auch das Beispiel voll zutreffend.146225 @ 8 Feb 2014, 09:25 hat geschrieben: Das Beispiel hinkt insoweit, als dass nicht in jeder Stadt eine Ländergrenze durch jeden zweiten Acker geht - und Bremen ist aus ökonomischer Sicht ohnehin eine Katastrophe.
Informier dich erst mal, bevor du solche Zoten raushaust. Bremen hat nach Hamburg das höchste pro-Kopf-BIP aller deutschen Länder. Auch wenn der Wert durch den Zuschnitt des Landes nach oben getrieben wird, zeigt es doch, dass Bremen ökonomisch gut dasteht und alles andere als eine Katastrophe ist.146225 @ 8 Feb 2014, 09:25 hat geschrieben: ... Bremen ist aus ökonomischer Sicht ohnehin eine Katastrophe.
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Zuschnitt ist genau das Thema. Wenn ich nur "erfolgreiche" Ecken zusammenfasse und alle Problemzonen ausgrenze, habe ich freilich viel zum Vorzeigen. Ein Bundesland "Heilbronn-Franken" wäre, wenn es keine Rücksichten auf alles andere nehmen müsste, auch unermesslich reich. So müssen wir halt Rest-Deutschland und die baden-württembergischen Problemzonen wie Stuttgart auch noch finanzieren. Das nennt sich soziale Verantwortung.firefly @ 9 Feb 2014, 13:57 hat geschrieben: Informier dich erst mal, bevor du solche Zoten raushaust. Bremen hat nach Hamburg das höchste pro-Kopf-BIP aller deutschen Länder. Auch wenn der Wert durch den Zuschnitt des Landes nach oben getrieben wird, zeigt es doch, dass Bremen ökonomisch gut dasteht und alles andere als eine Katastrophe ist.
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Mit wenigen Ausnahmen sind die "erfolgreichen" Ecken jene, welche sich just hinter der Landesgrenze befinden - alle Vorteile der Metropole nutzen können, ohne sich an den Scherbenecken beteiligen zu müssen. Vom rein wirtschaftlichen Standpunkt her war Bremen spätestens seit der (teils politisch ausgelösten) Pleite der großen Bremer Werften pleite, und hätte mit Niersachesn fusioniert werden sollen, wenn nicht gar müssen. Genau darum ist Bremen ja so pleite: Die besserverdienenden ziehen raus ins Umland, und die Lesitungsempfänger bleiben in der Stadt. Der eingeführete Landes-Mindestlohn hat die arbeitslosen-Zahlen sogar noch erhöht, weil die wenigsten Billiglöhner dadurch mehr gEld bekommen haben - die meisten Stellen wurden ersatzlos getrichen, wenn es nicht mittels Umgehung funktioniert. Schwarzarbeit erlebt dagegen eine neue Blüte - und Geld für zusätzliche Kontrolleure hat Bremen nunmal nicht.
Mal wieder was zu Tallinn, dort läuft das Projekt seit nun mehr 4 Jahren. Eine Bilanz heute: https://www.taz.de/taz-Serie-Gut-vorankomme...n/!5378328/
- Anstieg der ÖPNV-Auslastung um etwa 10 % (leider unklar, ob 10 Prozentpunkte gemeint sind oder eben 10 %, hier gibts leider auch nur den Modal Split von 2009 und noch nichts Aktuelleres)
- Tausende haben ihren Erstwohnsitz nach Tallinn verlegt, die bisher nur ihren Zweitwohnsitz dort hatten, um auch kostenlos fahren zu dürfen. Das bringt der Stadt mehr Steuerzahler.
Ab 2018 möchte man das Projekt auf den Überlandverkehr ausweiten, da der ohnehin bereits mit mehr als zwei Dritteln bezuschusst wird und es durch das Projekt effektiver wird. Diese Ausweitung soll etwa 20 Millionen Euro jährlich kosten.
- Anstieg der ÖPNV-Auslastung um etwa 10 % (leider unklar, ob 10 Prozentpunkte gemeint sind oder eben 10 %, hier gibts leider auch nur den Modal Split von 2009 und noch nichts Aktuelleres)
- Tausende haben ihren Erstwohnsitz nach Tallinn verlegt, die bisher nur ihren Zweitwohnsitz dort hatten, um auch kostenlos fahren zu dürfen. Das bringt der Stadt mehr Steuerzahler.
Ab 2018 möchte man das Projekt auf den Überlandverkehr ausweiten, da der ohnehin bereits mit mehr als zwei Dritteln bezuschusst wird und es durch das Projekt effektiver wird. Diese Ausweitung soll etwa 20 Millionen Euro jährlich kosten.
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http://sz.de/1.3865787
Die Bundesregierung erwägt tatsächlich, einen fahrscheinfreien ÖPNV einzuführen. München, Reutlingen, Kiel, Stuttgart und Köln stehen vornehmlich im Fokus.
Dass das noch mal Realität werden würde...
Die Bundesregierung erwägt tatsächlich, einen fahrscheinfreien ÖPNV einzuführen. München, Reutlingen, Kiel, Stuttgart und Köln stehen vornehmlich im Fokus.
Dass das noch mal Realität werden würde...
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
Bleibt die Frage, wo die Leute dann noch hinpassen sollen, z.B. in der HVZ am HBF. Sowohl im Fahrzeug, als auch am Bahnsteig.Bayernlover @ 13 Feb 2018, 17:00 hat geschrieben: http://sz.de/1.3865787
Die Bundesregierung erwägt tatsächlich, einen fahrscheinfreien ÖPNV einzuführen. München, Reutlingen, Kiel, Stuttgart und Köln stehen vornehmlich im Fokus.
Dass das noch mal Realität werden würde...
Also es gibt sicher eine Menge Städte, da würde die Maßnahme echt was bringen. Alle die, in denen quasi nur Schüler den ÖPNV benutzen.
Von den genannten Städten wage ich nur für München, Stuttgart und Köln die Prognose zu machen: das wird verflucht eng :ph34r:
Man könnte als Vorphase den ÖPNV natürlich auch nur für nicht ausgelastete Linien freigeben, aber da würde in München der Effekt rasch verpuffen. Das wären nur paar Stadtbuslinien und evtl. die Linie X30
Von den genannten Städten wage ich nur für München, Stuttgart und Köln die Prognose zu machen: das wird verflucht eng :ph34r:
Man könnte als Vorphase den ÖPNV natürlich auch nur für nicht ausgelastete Linien freigeben, aber da würde in München der Effekt rasch verpuffen. Das wären nur paar Stadtbuslinien und evtl. die Linie X30

Autonome Volksfront für die Wiedererrichtung der klassischen 22er Tram in München
Nicht zu verwechseln mit der Populären Front
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Dürfte aber kaum dazu führen, dass deshalb weniger Autos fahren. Das Grundproblem ist doch, dass eben für viele Leute (Pendler!) keine gescheite ÖPNV Verbindung besteht- also entweder dauert es von Tür zu Tür zu lange oder ist dann ggf. vollkommen überfüllt und unbequem. Das ist das Problem, nicht der Preis!
Ceterum censeo Carthaginem esse delendam
Ich denke es wird mehr Fahrrad Fahrer als Auto Fahrer in den ÖPNV locken aber ich glaube schon, dass es eine gewisse Wirkung hätte. Es gibt schon eine Menge Leute die würden gerne länger brauchen, wenn sie dabei sparen können. Sonst wären Ryanair und Flixbus nicht so beliebt.
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Aber ob so viel Pendler Flixbus und Ryanair benutzen wage ich zu bezweifeln.Iarn @ 13 Feb 2018, 17:31 hat geschrieben: Ich denke es wird mehr Fahrrad Fahrer als Auto Fahrer in den ÖPNV locken aber ich glaube schon, dass es eine gewisse Wirkung hätte. Es gibt schon eine Menge Leute die würden gerne länger brauchen, wenn sie dabei sparen können. Sonst wären Ryanair und Flixbus nicht so beliebt.
Viele Grüße
Jojo423
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Auf der einen Seite finde ich es gut, wenn ÖPNV-Benutzung attraktiver werden soll. Auch, dass der Staat das stärker bezuschussen soll bzw. es evtl gar eine staatliche Aufgabe ist,
die aus Steuern zu bezahlen ist.
Aber andererseits gibt es in den Problemregionen oft kaum/keine Kapazität mehr.
Ferner: was soll frei sein? Wohnort? Pendlerstrecke zur Arbeit? Im Prinzip wäre dann neben den Städten auch die gesamte Kategorie C gemeint? Dann bricht eine Welle von ICE/IC-Pendlern in die
schnellen Regionalzüge herein bei gleichzeitig Finanzfroblemen im FV dann.
Das Thema ist extrem komplex und man kann sehr schnell sehr viel kaputt machen.
Ich würde staatlicher seits daher eher die Fahrzeug- und Infrastrukturerneuerung ausweiten/fördern, so dass die Betriebe weniger Finanierung und Abschreibung zu schultern hätten.
Energiekosten für umweltfreundliche Fortbewegung bezuschussen und in Regionen mit hohen Lebenskosten Zulagen für das Personal auszahlen, damit genug Personal sich für Jobs im ÖPNV-Umfeld findet.
Unterm Strich, dass damit Fahrpreise gesenkt werden und Betriebe trotzdem in Kapazität investieren können.
Aber auch in die Infrastruktur der DB muss investiert werden. Es gibt genug Strecken, da geht einfach nicht mehr.
die aus Steuern zu bezahlen ist.
Aber andererseits gibt es in den Problemregionen oft kaum/keine Kapazität mehr.
Ferner: was soll frei sein? Wohnort? Pendlerstrecke zur Arbeit? Im Prinzip wäre dann neben den Städten auch die gesamte Kategorie C gemeint? Dann bricht eine Welle von ICE/IC-Pendlern in die
schnellen Regionalzüge herein bei gleichzeitig Finanzfroblemen im FV dann.
Das Thema ist extrem komplex und man kann sehr schnell sehr viel kaputt machen.
Ich würde staatlicher seits daher eher die Fahrzeug- und Infrastrukturerneuerung ausweiten/fördern, so dass die Betriebe weniger Finanierung und Abschreibung zu schultern hätten.
Energiekosten für umweltfreundliche Fortbewegung bezuschussen und in Regionen mit hohen Lebenskosten Zulagen für das Personal auszahlen, damit genug Personal sich für Jobs im ÖPNV-Umfeld findet.
Unterm Strich, dass damit Fahrpreise gesenkt werden und Betriebe trotzdem in Kapazität investieren können.
Aber auch in die Infrastruktur der DB muss investiert werden. Es gibt genug Strecken, da geht einfach nicht mehr.
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Es wäre schon ein erster Erfolg, die " Neben- kosten" wie zB die Mehrwertsteuer , und andere Umlagen auf ÖPNV und auch SPV Tickets zu streichen. Das macht das Angebot zwar noch nicht besser, aber erschwinglicher. Ich wäre auch bei einer Art " Jahreshöchstpreis" dabei, meinetwegen maximal 600€ jährlich für Nahverkehrstickets, und max 1800€ für alle Bahntickets insgesamt. Nur wäre das eine ziemliche Datensammelei...