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Beitrag von 146225 »

GSIISp64b @ 6 Mar 2014, 20:57 hat geschrieben: Wer von euch perfektes Hochdeutsch spricht, werfe den ersten Stein.

Gerade im Süden der Republik ist das ja eher Ausnahme als Regelfall. Nur dass man auf Bayrisch halt stolz sein darf (ist ja ein Kulturgut), während jede Form von Jugendsprache oder Dialekten von Migranten ein Geschwür ist, das beseitigt werden muss.

Ein bisschen bigott ist das dann irgendwo schon.
Moment mal bitte eben. Kooner hat was gsoochd, dass es ellweil perfekts Schriftdeutsch sei muaß, solange bitte danke das gegenseitige Verstehen annaweech gewährleistet ist. Klappt zum Beispiel zwischen mir und einem Kollegen aus Dresden auch wunderbar, wobei dieser seine sächsische Herkunft auch ganz sicher nicht verleugnet. Und bitte, als Bewohner einer Stadt mit Menschen aus > 120 Nationen und einer ansehnlichen Sprachvielfalt kann ich im Normalfall durchaus beurteilen, wer ernsthafte Schwierigkeiten mit der (vielleicht neuen) Sprache hat, wer sich bemüht sie zu lernen, und wer sie nur aus der schieren Lust am ... ja, was eigentlich? - verunstaltet.

Die Sorgenfalten über derartige Verunstaltungen richten sich nicht gegen eine bestimmte Personengruppe, auch nicht unterschieden nach Herkunft und/oder Alter. Auch meine Generation hatte zu Schulzeiten ihre eigenen "speziellen" Ausdrücke - das hat es schon immer gegeben, das wird es immer geben (oh je, der alte Sack spricht). Keine Sekunde etwas dagegen. Ich finde nur im Gegenzug: Jeder Subkultur sollte der Wortstamm Kultur innewohnen, und gedankenloses Mißbrauchen einer Sprache zählt für mich da nicht unbedingt dazu. Das verkehrt sich für mich schon fast in ein gedankenloses, unnötiges, herabsetzendes Veralbern jener, die wirklich mit jedem Wort der ungewohnten Sprache kämpfen müssen, sich aber ernstlich bemühen, das beste daraus zu machen. Insofern ist auch eine Unterscheidung zwischen welchem Dialekt und/oder Akzent auch immer und der grausamen Verunstaltung einer Sprache angebracht und erforderlich, weil ein Dialekt und/oder Akzent per se noch nicht den Respekt vor dem Mitmenschen vermissen lässt. Ein auf Erniedrigung der Sprachkultur zielender Sprachstil, der aus freien Stücken her angewandt wird, lässt diesen Respekt aber sehr wohl vermissen und bleibt für mich deshalb problematisch.
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Beitrag von GSIISp64b »

Warum is jetzt "I woar grod im Gäimstop und hob mia a PlayStation gkaaft" oder "Yo, viernfuffzsch fertsch!" (Zugfertigmeldung) besser als "Ey diggaalda, war ich Gamesladen hab ich jetzt Playstation"?

Und darf ich die Sprache Schillers und Goethes überhaupt für Sätze wie "Ich hätte gerne ein BigMac-Menü mit Tomate-Mozzarella-Salat und Cola zum hier essen" benutzen? *)

Sprache ist in erster Linie ein Kommunikationswerkzeug, und meistens ist sie das auch ausschließlich. In Literatur et cetera ist sie natürlich auch ein Kulturgut - das heißt aber nicht, dass meine Bestellung bei McDonald's *) irgendwas mit Kultur am Hut hat.

Und wenn der Satzbau von "Ey diggaalda, war ich Gamesladen hab ich jetzt Playstation" jetzt korrektes Deutsch wäre, würde das die deutsche Sprache in irgendeiner Weise schlechter machen? Anders gefragt - gibt es objektive Kriterien zur Bewertung des Syntaxsystems einer Sprache? Kann ich Deutsch und Französisch oder Englisch und Mandarin vergleichen und objektiv feststellen, was von beiden die bessere Syntax hat? Ich würde dann doch sagen: Nein.

Daher kann ich deiner Meinung ehrlich gesagt nicht folgen - da schwingt mir zu viel Kulturpessimismus mit

*) Dieser Beitrag wurde in keinster Weise von McDonald's gesponsert. Ich habe nur Kohldampf.
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Beitrag von 146225 »

Es hat wohl etwas mit Akzeptanz und Respekt untereinander zu tun. Selbst das in Duden und Rechtschreibregeln gepresste "offizielle" Deutsch enthält ja eine nicht geringe Vielzahl von zulässigen Variablen und Abweichungen. Ein Satz in der Form "Die Limite sind einzuhalten, Fehlbare werden verzeigt und gebüßt." wäre im Straßenverkehr von Schleswig-Holstein eher nicht angebracht, dabei ist es einwandfreies Deutsch - nur in seiner Schweizer Variante. Von den zahlreichen (regionalen) Einflüssen diverser Fremdsprachen will ich mal dezent schweigen, so dürfte der Begriff des "Sutträi" (aus dem französischen "Sous terrain") bei Dir in Dresden eher selten mit einem Keller in Verbindung gebracht werden, im Schwarzwald ist das gang und gäbe. Deutsch ist mit solchen Variablen auch sicher nicht alleine auf der Welt, Französisch wird in Nordafrika ja auch anders gesprochen als im Elsaß, und das Englisch eines Schotten unterscheidet sich dann doch hörbar von dem eines US-Südstaatlers.

Was aber haben alle diese Abweichungen gemeinsam? Sie haben einen - mal mehr, mal weniger - hohen Grad an Akzeptanz innerhalb der selben Sprachgruppe. Wenn ich in Stralsund einen Einheimischen in der tiefsten Variante des in Heilbronn gesprochenen schwäbisch-fränkischen Mischmaschs nach dem Weg zum Bahnhof frage, wird der/die Angesprochene möglicherweise zwar nicht alles (richtig) verstehen, sich aber nicht herabgesetzt fühlen. Wenn ich aber fragen würde "Ey, passuauf Alder, weissu wo Bahnhof wohnt?", insbesondere noch ohne gängige Formen der Höflichkeit zu achten - "Bitte" und "Danke" schaden ja in keiner Sprache der Welt - würde das m.E. eher ein negatives Bild von mir generieren und eventuell nicht zum gewünschten Ergebnis führen. Das gilt im verschärften Sinne natürlich auch noch für andere Formen der menschlichen Kommunikation, bei geschäftlichen Verhandlungen oder im diplomatischen Austausch ist zum Beispiel eine gewisse Sprachkultur sicherlich auch angebracht.

Bei Deinem gebrachten Beispiel mit der Bestellung wenig erbaulicher Nahrungsmittel - aber von Esskultur reden wir hier jetzt nicht (auch noch) - ist es für das Erreichen des gewünschten Zieles sicherlich weniger hinderlich, wenn Du Dich der Sprache in ihrer weniger schönen Form bedienst. Allerdings gebe ich auch hier zu bedenken: Franchiseketten der Systemgastronomie beschäftigen üblicherweise Beschäftige vielerlei verschiedener Herkunftsländer und -sprachen, welche sich oftmals selbst große Mühe geben müssen, mit der Sprache Tag für Tag richtig zurecht zu kommen. Ist es nicht zumindest gedankenlos, diese Menschen mit "Sprachbrocken" zu mißhandeln, könnte es beim Empfänger die Nachricht übermitteln "Ah, der hält mich eh für zu blöd, seine Sprache zu kapieren - deswegen spricht er in Brocken"? Möchtest Du diese Botschaft aussenden? Wo Sprache richtig benutzt doch eigentlich ein Mittel zur Verständigung sein sollte, sie sollte einen, statt Gegensätze zu betonen?

Wenn ich diesen Gedanken noch eine Sekunde weiterspinne, dann ist es sogar eigentlich eine Schande, wenn gewisse Kreise ihren Sprachstil mit "Ghetto, Alder!" titulieren. Denn wenn die Ausdrucksform vermeintlicher Ghettos sich doch nicht unwesentlich in der Kultur des Rap wiederfindet, widerspricht sich das, weil gerade Rap ja erst vom Sprachwitz und dem Fließen der Texte und Reime lebt, was alles andere als immer nur einfach ist. Gerade die aktive Anwendung eines vielfältigen Wortschatzes ist doch eigentlich eine Freude und keine Strafe, oder?

Was ich mit all diesen Worten von Verständigung, Akzeptanz und Respekt praktisch meine, lässt sich vielleicht auch noch mit diesem Beispiel verdeutlichen: Mein Kollege Lagerleiter ist gebürtig aus Istanbul. Deutsch ist also nicht seine Muttersprache, dennoch hat er eine sehr gute Beherrschung der deutschen Sprache. Wir standen einmal in einem Gespräch zu viert beieinander, zusammen mit einem weiteren türkischstämmigen sowie einem sizilianischen Kollegen. Der (jüngere) Kollege gab dem Lagerleiter auf eine Frage hin die Antwort in türkischer Sprache, da ich diese leider nicht beherrsche, habe ich natürlich nur die bekannte Betriebsstelle mit mindestens einer Weiche verstanden, unserem Sizilianer dürfte auch nur "Stazione?" eingefallen sein. Bevor einer von uns beiden hätte nachfragen können, wurde der jüngere Kollege bereits vom Lagerleiter auf Deutsch zurecht gewiesen mit den Worten: "Sprichst Du bitte Deutsch. Es ist unhöflich, wenn Deine Antwort nicht von allen verstanden werden kann."

Es schadet im übrigen nicht, wenn Du meine Ansichten nicht in Gänze teilen kannst - ich bedanke mich für eine Diskussion, welche mich beim Erstellen der Beiträge etwas gefordert hat und in sich nicht ohne Spaß an der Sache war.
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Beitrag von GSIISp64b »

Na ja. Du hast grundsätzlich schon Recht (und ich spare es mir mal, auf jeden einzelnen Satz einzugehen - im Wesentlichen stimme ich dir da nämlich zu).

Eine Sache übersiehst du aber meines Erachtens, und das ist einfach der Kontext eines Gesprächs. Klar, wenn man auf eine fremde Person zugeht und "Ey Digga, ich will Playstation kaufen" oder was weiß ich was sagt, das ist unhöflich und zeigt Defizite im Umgang mit der deutschen Sprache. Aber wenn man mit Freunden spricht? Dann darf man doch wohl sprechen, wie man mag und dann gelten die Regeln der Höflichkeit eh in einer völlig anderen Form als das eben im Umgang mit Fremden oder überhaupt in förmlichen Gesprächen angebracht wäre.

Ich glaube einfach, dass Sprachwandel nicht inhärent gut oder schlecht ist. Sondern das, was passiert, passiert eben. Drum darf man sich auch nicht zu sehr an den status quo klammern, der ist nämlich nicht besser oder schlechter als das, was in zehn, zwanzig oder hundert Jahren als korrektes Deutsch gelten wird. Selbst wenn in zwanzig Jahren "Ey yo Digga" eine korrekte formale Anrede ist.
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Beitrag von 146225 »

GSIISp64b @ 6 Mar 2014, 22:16 hat geschrieben: Eine Sache übersiehst du aber meines Erachtens, und das ist einfach der Kontext eines Gesprächs. Klar, wenn man auf eine fremde Person zugeht und "Ey Digga, ich will Playstation kaufen" oder was weiß ich was sagt, das ist unhöflich und zeigt Defizite im Umgang mit der deutschen Sprache. Aber wenn man mit Freunden spricht? Dann darf man doch wohl sprechen, wie man mag und dann gelten die Regeln der Höflichkeit eh in einer völlig anderen Form als das eben im Umgang mit Fremden oder überhaupt in förmlichen Gesprächen angebracht wäre.
Natürlich, das ist auch wieder eine Akzeptanzebene. Wobei man auch von Menschen, die einen besser kennen, katastrophal mißverstanden werden kann, aber das kann an mehr Faktoren als nur an der Sprache liegen, soviel ist gewiß.
Ich glaube einfach, dass Sprachwandel nicht inhärent gut oder schlecht ist. Sondern das, was passiert, passiert eben. Drum darf man sich auch nicht zu sehr an den status quo klammern, der ist nämlich nicht besser oder schlechter als das, was in zehn, zwanzig oder hundert Jahren als korrektes Deutsch gelten wird. Selbst wenn in zwanzig Jahren "Ey yo Digga" eine korrekte formale Anrede ist.
Da stimme ich zu.
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Beitrag von DumbShitAward »

Entschuldigt die Störung...

Hier wird über die Rechtschreibung eines Users mit Lese-Rechtschreibschwäche schwadroniert. Da eine Niveaudiskussion anzuzetteln hat etwas von einer Frechheit Sondersgelichen. Daraus dann aber eine Diskussion über den "Wert" der "deutschen" Sprache zu veranstaltend beinahe einen amüsierdenden Charakter.

Man tut ja so, als wären Personen wie Herta Müller oder die gerade durch ihre anachronistische Lebensvorstellung zu Recht zerfetzte Sibylle Lewitscharoff die Aushängeschilder.

Möge sich der wiederauferstandende Heinrich Böll bitte melden.
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Lektion 73 in unserer Serie "Rechtsstaat für Anfänger", heute: §81 StGB

Wer es unternimmt, mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen oder die auf dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland beruhende verfassungsmäßige Ordnung zu ändern, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft.
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Beitrag von 146225 »

DumbShitAward @ 7 Mar 2014, 02:54 hat geschrieben: Daraus dann aber eine Diskussion über den "Wert" der "deutschen" Sprache zu veranstaltend beinahe einen amüsierdenden Charakter.
Also rein von meinem Standpunkt aus ging es los mit den Schilderungen vom Auer - und es ging mir nicht unbedingt um Wert, aber um Kultur, Respekt und Akzeptanz. Ganz ohne Vergnügen war es allerdings tatsächlich nicht.
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Beitrag von Fichtenmoped »

Auer Trambahner @ 6 Mar 2014, 23:28 hat geschrieben: — Beitrag eingezogen —
Kontext: Verwendung von eisenbahntechnischen Fachbegriffen. /NJ
Kompromissvorschlag: Man schreibt beide Begriffe hin, falls man sie kennt!

Aber das Eisenbahnerdeutsch war schon immer... ...anders! Das zeigt auch die Geschichte der Enigma. Den einzigsten Schlüsselkreis, den die Briten nicht entziffern konnten, war der der Deutschen Reichsbahn. Und das, obwohl die Enigma der DR nicht besser wie die der U-Boote war. Was war anders? Die Begriffe der Eisenbahner hat die Experten so verwirrt, dass sie nicht in der Lage waren, den Klartext zu lesen...
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Beitrag von NJ Transit »

Mehrere Beiträge wegen persönlicher Beleidigungen entfernt. Zur Diskussion über diesen Vorfall geht es hier.
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Beitrag von TramBahnFreak »

Nachdem ich an der Diskussion über Sprache ja nicht ganz unschuldig war, erlaube ich mir, hier auch noch meinen Senf dazu zu geben ;) :

Beim nachträglichen Lesen kommt mein ursprünglicher Beitrag tatsächlich viel boshafter rüber, als er eigentlich gedacht war. Das erzielte "Augenzwinkern" ist rückblickend ziemlich in die Hose gegangen.
Ich wollte hier nie jemanden diffamieren oder beleidigen – erst Recht nicht aufgrund der Rechtschreibung! Da ich mich dafür allerdings viel zu missverständlich ausgedrückt habe, möchte ich hiermit um Entschuldigung bitten! :)
(Und wieder bewahrheitet sich: Vor dem Absenden eines Beitrags selbigen einfach nochmal unvoreingenommen durchzulesen würde viele Missverständnisse und böses Blut aus dem Weg räumen...)


Zum Thema "Sprache" generell vielleicht noch ein paar subjektive Worte: Wir sind hier weder in einem Literatur-Forum noch beim Deutsch-Abi, und von daher ist es erst einmal zweitrangig, wie manche Fachbegriffe jetzt genau geschrieben sind, ob ein "h" fehlt oder zu viel ist, ob das "ie" da richtig oder fehlplaziert ist, solange die grundsätzliche Verständlichkeit gewahrt bleibt. Da ist es erst einmal auch egal, ob da "das", "dass" oder "daß" steht (auch wenn es mir persönlich teilweise weh tut) – schwierig wird das ganze allerdings, wenn beispielsweise mehrere (unterschiedliche) "falsche" da[s/ss] aufeinander folgen; hier kann der Sinn des Satzes unter Umständen schon arg verzogen oder auch unverständlich werden.
Ein anderes Beispiel wäre das schon angesprochene "'Deppen' Leer Zeichen": Manchmal schmerzhaft bis zum geht nicht mehr, doch die Verständlichkeit einer Aussage leidet meist nicht darunter.

Was mir jedoch noch wichtig wäre, ist die Tatsache, dass gewöhnliche deutsche Sätze ausnahmslos mit einem Satzzeichen enden. Dieser Umstand erleichtert den Lesefluss ungemein, und man erkennt bereits beim Überfliegen eines Absatzes, was zu welchem Satz gehört. Außerdem stört es mich dann auch nicht mehr so sehr, wenn ganze Sätze konsequent klein geschrieben werden (Auch wenn man den Unterschied zwischen einem privaten Chat, in dem ich persönlich auch nicht unbedingt das Hauptaugenmerk auf korrekte Schreibweisen lege, und einem öffentlichen Forum durchaus noch beachten sollte: beim einen geht es darum, dass mein Gesprächspartner, der mich mitunter sehr gut kennt, mein Kauderwelsch richtig versteht und interpretiert; beim anderen muss diese Einschränkung auf die gesamte Öffentlichkeit des Forums angewendet werden, die mich selbstverständlich lange nicht so gut bis gar nicht kennt.).
Besonders knorke ist es dann natürlich noch, wenn Nebensätze auch Kommata spendiert bekommen. Die können nämlich – richtig platziert – falsche "da[s/ss]" durchaus wieder auf den Weg der Verständlichkeit lenken. ;)


Und weil das Gespräch auch auf Dialekte zu sprechen kam (und ich grad mit dem Tippen so drin bin):
Meiner Meinung nach ist es wichtig, dass diese historisch entstandenen und geographisch stark unterschiedlichen Sprachformen erhalten bleiben. Dabei gibt es – im Gegensatz zum Hoch- / Schriftdeutsch – kein klar abgegrenztes "richtig" oder "falsch", weil sich die Schreib- und Sprechweisen unter Umständen schon im nächsten Tal oder auf der nächsten Insel gewaltig voneinander unterscheiden können. Das ist aber auch nicht so wichtig, denn Sprache entwickelt sich. Und im Gegensatz zum "Duden-Deutsch" entwickeln sich Dialekte eben etwas schneller.
In ähnlichem Kontext sind die Ausdrucksweisen unserer "MitbürgerInnen mit Migrationshintergrund", wie es in der political correctness so schön heißt, zu sehen. Das sind teilweise ganze Subkulturen, die sich durch ihre Art von Dialekt auch von der "breiten Masse" abzugrenzen versuchen, um bespielsweise ein Stück Zusammenhalt in der Fremde zu demonstrieren und zu zelebrieren.

Also: Geben wir der Sprache doch den Freiraum, den sie braucht, um sich weiterzuentwickeln! Oder würdet ihr gerne so sprechen wie Goethe sich in seinen Stücken ausdrückte? ;)
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Beitrag von Rohrbacher »

Was mich veranlasst diesen Beitrag zu verfassen: Die andauernde Verwendung von Begriffen wie Wasserkocher oder Windmühle, wenn damit nicht Haushaltsgeräte oder windkraftbetriebene Anlagen zur Zerkleinerung stückigen Aufgabematerials zu fein- oder feinstkörnigen Endprodukten gemeint sind. Mal eine Zeit lang kann sowas ja lustig sein, aber auf Dauer nerven diese wenig respektvollen Schmähbegriffe. Ob man jetzt jeden Tag auf diese Weise unterschwellig seine (negative) Meinung zu Bauarten, Baureihen, Personen etc. abgibt oder direkt mit Beitragsreihen à la "Ceterum censeo n-vehicula esse delendam", macht eigentlich kaum einen Unterschied. Wenn dann noch einfach alle versuchen würden, einigermaßen lesbar zu schreiben und andererseits nicht jeder Fehler hinterher mehrfach Erwähnung findet oder gar ganze Diskussionen nach sich zieht, wären wir auf einem guten Weg. ;)
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Beitrag von TramBahnFreak »

Ich kann jetzt nur für mich sprechen, aber der Begriff "Wasserkocher" ist bei mir keinesfalls in irgendeiner Weise negativ konnotiert! Ich nutze solche Begriffe dann eher, um in zwei Zeilen das fünfmalige Verwenden des Wortes "Dampflok" zu vermeiden.
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Beitrag von 146225 »

Und "Windmühle" für die 218 ist letztendlich jetzt nicht so viel anders besetzt wie andere gängige Spitznamen für diverse Baureihen, z.B. Schraubeneimer für die 140 oder Hauptbahnretter für den 628.
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Beitrag von Jogi »

Rohrbacher @ 9 Mar 2014, 04:30 hat geschrieben:Was mich veranlasst diesen Beitrag zu verfassen: Die andauernde Verwendung von Begriffen wie Wasserkocher oder Windmühle, [...]. Mal eine Zeit lang kann sowas ja lustig sein, aber auf Dauer nerven diese wenig respektvollen Schmähbegriffe.
Auch ich spreche da nur für mich:
Ich will mir ehrlich gesagt nicht "verbieten" lassen, ausgelutschte Bimz und Konsorten als Schleudern und Schüsseln bezeichnen. Die 143 bleibt bei mir auch der Renntrabbi oder die Rennpappe (auch wenn der schon anderweitig belegt ist), die 155 der Elektrocontainer und den neuen ICE-3 will ich auch weiterhin als Regenwurm bezeichnen können.

Aber - hey, das sind immer noch Züge. Gebrauchsgegenstände, um von A nach B, gerne auch über C, D, V und X, zu kommen. Ein Massenverkehrsmittel. Wenn man dann annimmt, das für den einen Komposition aus Windmühlen und ehemaligen Silberlingen schön ist, für den anderen ein moderner Triebwagen, dann sehe ich da nicht wirklich ein Problem, darüber zu stehen, wenn das eine als n-Gurke mit Windmühle, das andere als Leukoplastbomber oder Hamster im Laufrad bezeichnet wird.

Ich kann verstehen und akzeptiere im gleichen Zug, dass dem einen n-Wagen näher sind als der Quietschie und dass noch ein anderer mehr mit Großtankern anfangen kann als mit Desiro-DTriebwagen und seinen Desideraten. Geschmäcker und Vorlieben sind verschieden, jeder verbindet mit den Gegenständen und Örtlichkeiten was anderes. Und dem entsprechend versucht jeder seiner Vorliebe in einem Forum Ausdruck zu geben, wenn man sich darüber unterhält.

Allen einen schönen Sonntag,
Jogi

PS. Ceterum usw. - sehr schöne Idee, den Satz so abzuwandeln :)
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Beitrag von Martin H. »

Wasserkocher oder Hamster finde ich persönlich nicht schlimm, Windmühle ist aber irgendwie negativ besetzt.
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Beitrag von Fichtenmoped »

Gibt's irgendwo eine Liste mit den Spitznamen?

Vor allem könnte man ja hier eine Liste führen - und markieren, welche Spitznamen positive oder negativ verstanden werden können! :ph34r:
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Beitrag von NJ Transit »

Schön, dann kann ich ja darauf bestehen, dass "Wasserkocher" aus meinem Munde durchaus abwertend gemeint ist :ph34r:
Ich glaube, solange klar ist, welches Fahrzeug gemeint ist, sollte es ja eigentlich kein Problem sein? Also, ich persönlich hätte zum Beispiel ein Problem, "Leukoplastbomber" einzuordnen.
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Beitrag von Martin H. »

Schon etwas älter, Spitznamen der Baureihen:

http://www.eisenbahnforum.de/index.php?act...bfd11927cd7a494
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Beitrag von 146225 »

Martin H. @ 9 Mar 2014, 14:14 hat geschrieben: [...] Windmühle ist aber irgendwie negativ besetzt.
Warum eigentlich? Weil es im Ursprung von der Reichsbahn kommen soll oder wieso?
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Beitrag von Rohrbacher »

146225 @ 9 Mar 2014, 12:01 hat geschrieben:Schraubeneimer für die 140 oder Hauptbahnretter für den 628.
Kann mich nicht erinnern, diese Begrife vor allem von dir schonmal gelesen zu haben. Warum wohl? ;)

Es gibt einen klaren Unterschied zwischen mehr oder weniger klassischen Spitznamen und abwertenden Schmähbezeichnungen, der oft nur darin liegt, wie jemand etwas sagt oder meint. Und es ist nunmal so, ich schau hier jetzt echt lange genug zu, dass viele solche "Spitznamen" immer nur dann verwenden, wenn sie mal wieder ausdrücken möchten, was ihnen nicht gefällt, bei anderen Dingen wird dann aber schon Wert auf korrekte Bezeichnungen gelegt, hin und wieder auch mit langen Diskussionen darüber. Das ist halt schon seeeeeehr auffällig.

Mag sein, dass einige die Begriffe nur übernehmen und sich nichts bei denken. "Wasserkocher" ist im Prinzip der Prototyp einer Schmähbezeichnung, denn der Begriff reduziert die Funktion der Dampflok auf ein Minimum, wertet die Maschine also ganz klar ab und wird von Dampflokfreunden so gut wie nie benutzt. Das ist das selbe wie beim "Hebelschubser" und der Begriff ist ja wohl eindeutig negativ belegt und einzig dafür geschaffen worden. Der Begriff "Windmühle" wurde meines Wissens von Personalen (ja, aus'm Osten, aber das ist nicht relevant) erfunden, die die 218 nicht mögen ("die Mühle macht mehr Wind als Vortrieb" oder so), der Begriff ist so durch die Entstehung schon abwertend. Wenn man weit ausholt, ist das vergleichbar mit dem Wort Neger. Eigentlich kein schlimmes Wort, aber durch die fast ausschließlich abwertende Verwendung wird das Wort selbst abwertend. Ich denke, die Leute, die sich jetzt ganz besonders angesprochen fühlen, wissen das ganz genau. ;)

Begriffe wie "Hamster" (442), "Mops" (440), "Krokodil" (u.a. E93/E94), "Bügeleisen" (E60), "Wal(fisch)" (641), "U-Boot" (219), "Lollo" (Vorserien-216), "Bügelfalte" (E10.3), "Wittenberger" (diverse Steuerwagen), "(Limburger) Zigarre" (ETA 176) oder "(Bingerbrücker) Osterhase" (42.9) leiten sich über eine charakteristische Eigenschaft ab, meist das Aussehen oder/und die Herkunft, das Wort hat an sich (noch) keine allgemein wertende Bedeutung. Die Begriffe findest du oft auch in sachlich verfassten Publikationen, ähnlich quasi halbtechnische Bezeichnungen wie "Kasten-10er". Beispielsweise beim "Quietsch" ist zumindest schon so eine Tendenz drin, "Wasserkocher", "Windmühle" oder eben auch der "Hebelschubser" sind eindeutig abwertende Freak-Kreationen, die man in einer sachlichen Abhandlung nie verwenden würde.

Es gibt einen Unterschied zwischen zuspitzen (daher das Wort Spitzname) und reduzieren und um diese ständige unterschwellige Abwertung von Dingen quer durch das ganze Forum geht's mir. Mag sein, das manche gerne etwas salopp formulieren, und in den MMC-Freakthemen können sich die Fanboys und -girls von mir aus Begriffe um die Ohren hauen wie sie wollen, quer durch das ganze Forum, auch in eigentlich sachlichen Themen ist das aber irgendwann so nervig wie ständiger Wahlkampf.
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Beitrag von chris232 »

Wenn wir schon dabei sind: Was mir stinkt, wenn (in letzter Zeit immer mehr und meist von denselben Personen) irgendwelche lateinischen Redewendungen oder ähnliches verwendet werden. Ich habe diese Sprache (zum Glück) nie lernen müssen und möchte an der Stelle liebend gerne auf die Forenregeln verweisen. Im Speziellen schau ich da auf den Beitrag 10 vor mir, ein DR-Stellwerk und manche andere. Einzig die Tatsache, dass ich keine Lust auf das ständige Ermahnen einer Selbstverständlichkeit habe, hat mich bisher daran gehindert. Ich würde die Beiträge auch gern so verstehen und hab schlichtweg keine Lust, danach zu googeln. Danke!

Nebenbei: Dasselbe gilt auch für englische Begriffe, die man problemlos durch deutsche austauschen könnte, ohne auf ohnehin eingedeutschte Kreationen zu verzichten. Da hab ich persönlich dank meiner Meinung nach recht guter Englischkenntnisse kein Problem damit, andere Leute aber vielleicht schon, und beim Lesefluss stören sie mich trotzdem bisweilen.
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Beitrag von Martin H. »

146225 @ 9 Mar 2014, 15:22 hat geschrieben: Warum eigentlich? Weil es im Ursprung von der Reichsbahn kommen soll oder wieso?
Rohrbachers erster Absatz passt dazu recht gut, ansonsten kenne ich den Begriff nur hier aus dem Forum und auch nur wenn er abwertend gemeint ist.
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Beitrag von Rohrbacher »

chris232 @ 9 Mar 2014, 18:28 hat geschrieben:in letzter Zeit immer mehr (...) irgendwelche lateinischen Redewendungen (...) Im Speziellen schau ich da auf den Beitrag 10 vor mir
Es handelt sich um eine Abwandlung (currus = Wagen bzw. mal ganz frei n-currus = n-Wagen an Stelle der Stadt Carthago) des wohl bekanntesten Zitats der Antike - neben "Heureka!" und "Veni vidi vici!" - und ist durchaus Allgemeinbildung und noch nicht mal grobe Klugscheißerei. ;) Eine Häufung lateinischer Wendungen innerhalb der Themen, die ich lese, kann ich übrigens nicht feststellen.
chris232 @ 9 Mar 2014, 18:28 hat geschrieben:Ich würde die Beiträge auch gern so verstehen und hab schlichtweg keine Lust, danach zu googeln.
Es wird sich im Leben nicht vermeiden lassen, dass nicht alle den selben Wissensstand haben, daher ist ein bisschen Googeln durchaus zumutbar. Vor allem bei Forenneulingen und bekannten Trollen habe ich mehrfach mitbekommen, dass man diesen Anspruch durchaus stellt, da die meisten keine Lust haben, alles immer haarklein zu erklären. :ph34r:

/edit: Kausaler Zusammenhang.
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Beitrag von DumbShitAward »

chris232 @ 9 Mar 2014, 18:28 hat geschrieben: Nebenbei: Dasselbe gilt auch für englische Begriffe, die man problemlos durch deutsche austauschen könnte, ohne auf ohnehin eingedeutschte Kreationen zu verzichten. Da hab ich persönlich dank meiner Meinung nach recht guter Englischkenntnisse kein Problem damit, andere Leute aber vielleicht schon, und beim Lesefluss stören sie mich trotzdem bisweilen.
Dem würde ich schon etwas widersprechen wollen. Sicher gibt es einige dumme (und auch falsch verwendete) Anglizismen, genauso wie es einige gibt, bei denen es auch ein gängiges deutsches Äquivalent gibt, je nach Diskussionsthema sind aber einfach gewisse englischstämmige Ausdrücke (bzw. die über das Englische den Weg ins Deutsche gefunden haben) üblicher, häufiger benutzt und irgendwo auch eleganter.

Nur einmal aus der Luftfahrt gegriffen: mir käme es nicht in den Sinn die gequält klingenden Ausdrücke "Flugsteig", "Einsteigen" (sofern ich nicht den Prozess des Betretens selbst meine) oder "Flughafengebäude" zu benutzen, für mich sind das Gates, Boarding und Terminals. Beim Check-In müsste ich schon schwer überlegen, ob es dafür überhaupt ein deutsches Wort gibt. Vielfach sind die deutschen Äquivalente auch einfach ungenau oder bezeichnen etwas anderes. Jede Sprache bedient sich anderer Sprachen um fehlende oder sperrige bzw. lächerlich klingende Worte zu kompensieren.

Wenn man sich einmal überlegt wie viele Lehenswörter man völlig unkritisch benutzt, dann erinnert das schon ein wenig an Willkür, wenn man gewisse derzeit modische Veränderungen ganz so überkritisch betrachtet. Es käme doch keiner mehr auf die Idee auf das germanische Wort "Tunke" zu bestehen, wenn er eigentlich Sauce (oder von mir aus auch die Verballhornung Soße) meint - solange es nicht um eine Currywurst geht, kommt da doch schnell das Gefühl auf, man habe es mit einem Ultranationalen und/oder Anhänger des "Verein deutsche Sprache", der ja für solche Vergewaltigungen der deutschen Sprache berüchtigt ist, zu tun.

Ansonsten bin ich da aber auch bei Rohrbacher: gewisse geflügelte Worte auch aus dem Lateinischen sollte man schon als Allgemeinwissen bezeichnen dürfen, dafür bedarf es auch keiner Lateinkenntnisse. Wie weit man da gehen kann mag ja ein Diskussionspunkt sein, aber zumindest solche Banalitäten wie die von Rohrbacher genannten Beispiele oder alea iacta est, mutatis mutandis sollten ja schon aus Asterix bekannt sein. Es erwartet ja keiner, dass alle reflexartig mit "in partes tres" antworten, nur weil einer "Gallia est omnis divisa*" gesagt hat.


* übliches relfexartiges Verhalten von Lateinschülern... den ersten Satz "vom Caesar" musste da wohl jeder auswendig lernen.
Lektion 73 in unserer Serie "Rechtsstaat für Anfänger", heute: §81 StGB

Wer es unternimmt, mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen oder die auf dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland beruhende verfassungsmäßige Ordnung zu ändern, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft.
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autolos
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Beitrag von autolos »

DumbShitAward @ 10 Mar 2014, 11:55 hat geschrieben: Nur einmal aus der Luftfahrt gegriffen: mir käme es nicht in den Sinn die gequält klingenden Ausdrücke "Flugsteig", "Einsteigen" (sofern ich nicht den Prozess des Betretens selbst meine) oder "Flughafengebäude" zu benutzen, für mich sind das Gates, Boarding und Terminals. Beim Check-In müsste ich schon schwer überlegen, ob es dafür überhaupt ein deutsches Wort gibt.
Hinsichtlich "Einsteigen" würde ich noch halbwegs mitgehen, aber Flughafengebäude und Terminal werden je nach Zusammenhang verwendet. So würde ich das Flughafengebäude von London City Airport als übersichtlich und klein bezeichnen, aber wenn ich in Frankfurt (FRA) abfliege, von Terminal 1 oder 2 oder... sprechen. Beim Flugsteig ist es sogar so, dass in den deutschen Durchsagen am Flughafen Frankfurt (FRA) die Passagiere zum Flugsteig gebeten werden, nicht zum Gate.
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Beitrag von chris232 »

@DumbShitAward: Nachdem deine Beispiele aus der Luftfahrt auch allesamt im Duden stehen, hab ich die eigentlich unter "eingedeutscht" eingeordnet. Ich ergänze meinen Satz aber gerne, um das noch zu verdeutlichen: Dasselbe gilt auch für englische Begriffe, die man problemlos durch deutsche austauschen könnte, ohne auf ohnehin eingedeutschte Kreationen oder allgemein gängige Wörter zu verzichten.

@Rohrbacher: Mir ist eben nur aufgefallen, dass ich bis vor etwa einem Monat dieses Problem quasi nie hatte, und mittlerweile eben alle zwei Tage irgendwelche Beitragsteile deswegen nicht verstehe. Was offenbar bedeutet, dass es davor auch ohne ging. Und diesen Zustand hätte ich eben gerne wieder.
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Beitrag von rautatie »

autolos @ 10 Mar 2014, 12:06 hat geschrieben: Beim Flugsteig ist es sogar so, dass in den deutschen Durchsagen am Flughafen Frankfurt (FRA) die Passagiere zum Flugsteig gebeten werden, nicht zum Gate.
Stimmt, ich glaube mich erinnern zu können, dass diese Begriffe in deutschen Flughäfen bei Durchsagen und Ankündigungen verwendet werden ("... Passagiere von Cyclone Airways werden zum Flugsteig 32 gebeten"). Auch das Wort Flughafengebäude finde ich jetzt nicht so ungewöhnlich. "Terminal" benutze ich eher, wenn ein Flughafen in mehrere Terminals aufgeteilt ist.
Wo ist das Problem?
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Beitrag von NJ Transit »

rautatie @ 10 Mar 2014, 16:47 hat geschrieben: Stimmt, ich glaube mich erinnern zu können, dass diese Begriffe in deutschen Flughäfen bei Durchsagen und Ankündigungen verwendet werden ("... Passagiere von Cyclone Airways werden zum Flugsteig 32 gebeten").
Also, häufiger als "Flugsteig" kam mir bislang da sogar Ausgang H02 oder dergleichen unter.
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Beitrag von JeDi »

Nicht eindeutige Fahrzeugbezeichnungen. Warum kann ein 526 sowohl ein Flirt, als auch ein GTW sein? Da sind unsere 0430 und 1430 ja noch richtig logisch.
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Beitrag von JeDi »

Von DB FV abgezockt (bei geschlossenem Schalter 7,50 Bordpreis für einen 1 Euro teuren ICE-Zuschlag abgenommen bekommen) oder wahlweise vom Zugpersonal angelogen zu werden ("das kann ich gar nicht ohne Bordzuschlag verkaufen"). Vermutlich liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Das Kärtchen mit den Kontaktdaten vom Kundenmonolog gabs gleich dazu.
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