Zustand der Regionalbahnen in D

Strecken und Fahrzeuge des Regionalverkehrs (ohne S-Bahn!)
Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

146225 @ 12 Apr 2014, 18:01 hat geschrieben:Dem war damals halbwegs so, weil es die Fuhrparküberschüsse der Reichsbahn - darunter viele erst in den 1980ern in Halberstadt gebaute m-Wagen - endlich erlaubten, die zuvor wegen Wagenmangel noch gehaltenen Uraltfossile wie z.B. -yg-Wagen oder m-Wagen der Erstserien mit Asbestbelastung abzustellen. Eine systematische Ausmusterung der 60er-Jahre-Fahrzeuge fand damals auch nicht statt. Und hätte es keine Wiedervereinigung gegeben, will ich auch nicht wissen, wie die Geschichte vom permanenten Lok- und Wagenmangel der Bundesbahn weiter gelaufen wäre.
Man kann sich Bahngeschichte so hindrehen, wie man woll, muss man aber nicht.

Der Fahrzeugmangel der Bundesbahn, den die Wende auf einen Schlag beseitigen konnte, bestand ja hauptsächlich bzw. fast ausschließlich im Bereich der Triebfahrzeuge, weil ab Mitte der 80er Jahre alte Loks abgestellt (vor allem E94, V200), aber dafür kaum neue beschafft wurden und wenn, wie die 120 oder die ICE, die dann fast komplett für die neuen SFS gebraucht wurden. Gleichzeitig stieg der Bedarf durch Taktverkehr und so'n Zeug zwischen 1980 und 1990 an.

Wagen hatte die DB dennoch eigentlich immer ausreichend, zumal mit der Indienststellung der ICE 1991 hunderte bisher als IC eingesetzte Wagen frei wurden und dann im Regionalverkehr weitergefahren sind oder zu IR-Wagen umgebaut wurden. Auf der anderen Seite hat die DB vor allem mit den ersten DBz ab 1993 viele Altwagen rauskegeln können. Die yg-Umbauwagen sind ab 1985 schon recht selten geworden, ab 1990 gab's noch einzelne Exemplare. Die sind dann zusammen mit den alten Bm mit Drehtüren wegen nicht vorhandener Türverriegelung bis ca. 1995 rausgeflogen. Das heißt, beide Wagentypen waren allerhöchstens 40 Jahre alt. Da hat die Wiedervereinigung eigentlich wenig mit zu tun. Okay, es kamen einige Dostos in den Westen, dafür mindestens genauso viele Bn in den Osten.

Die ältesten Wagen waren "früher" eigentlich nicht wirklich älter als heute. Dass der überwiegende Fuhrpark 1994 erst 15 bis 20 Jahre alt war, ist natürlich auch nicht so ganz korrekt. Vielleicht bei den S-Bahnen mit 420er... Rund um München waren durchaus bis die DBz ab 1993 kamen noch Wagen mit Baujahr 1955 unterwegs, Byg, Byl und sowas, also durchaus an die 40 Jahre alt, die Bm 232, die damals noch Richtung Regensburg gelaufen sind, waren kaum neuer. Die letzten Münchner Byg sind meines Wissens bis 1995 oder sowas nach Lenggries gelaufen, wobei aber mindestens einer der TAG gehörte. ;)

So richtig alt war damals nur der Fuhrpark der Berliner S-Bahn, würde ich sagen.
JeDi
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Beitrag von JeDi »

218 466-1 @ 12 Apr 2014, 16:08 hat geschrieben: Bezahlt hast du für die Beförderung und die wird erbracht.
Wenns mir in einem Restaurant nicht schmeckt, habe ich zwar die bezahlte Leistung (Essen) auch bekommen, werde aber trotzdem für mich Konsequenzen ziehen...
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Südostbayer
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Beitrag von Südostbayer »

218 466-1 @ 12 Apr 2014, 16:08 hat geschrieben:Falsch. Die Bundesbahn hat den Fuhrpark regelmäßig erneuert (u.a. BR 628) bzw. modernisiert. 1994 waren die meisten Reisezugwagen gerade mal ~ 15-20 Jahre alt.
Unter den nativen Bundesbahnwagen traf das für den Nahverkehr sicher nicht zu. Der letzte n-Wagen wurde 1980 gebaut und nennenswerte Wagen-Neubeschaffungen außerhalb der S-Bahnnetze Rhein-Ruhr und Nürnberg gab es erst mit den Doppelstockwagen, wovon die Bundesbahn an ihrem letzten Tag kaum über 100 hatte.

Bei den Triebwagen im Nahverkehr sah es außerhalb der S-Bahnnetze zum Ende der Bundesbahn kaum besser aus. Elektrische Triebwagen gab es nicht (mehr) und unter den Dieseltriebwagen waren die 628 zum Ende der Bundesbahn noch eine sehr junge Erscheinung.

Die "regelmäßige Erneuerung des Fuhrparks" fand im Flächennahverkehr der Bundesbahn in den 70er-Jahren und der ersten Hälfe der 1980er-Jahre praktisch nicht statt. Erst ab der zweiten Hälfte der 80er gab es eine groß angelegte Modernisierung von Wagen, die erste Großserienbeschaffung neuer Dieseltriebwagen seit Schienenbustagen und andere zaghafte Ansätze wie die Anfang der 90er ursprünglich in der Schweiz georderten und letztlich in Görlitz gebauten Doppelstockwagen.


Rohrbacher @ 12 Apr 2014, 18:55 hat geschrieben:Die yg-Umbauwagen sind ab 1985 schon recht selten geworden, ab 1990 gab's noch einzelne Exemplare. Die sind dann zusammen mit den alten Bm mit Drehtüren wegen nicht vorhandener Türverriegelung bis ca. 1995 rausgeflogen. (...) Die letzten Münchner Byg sind meines Wissens bis 1995 oder sowas nach Lenggries gelaufen, wobei aber mindestens einer der TAG gehörte. ;)
Einsatzende in Bayern war 1991, was m. W. auf eine Allgemeinverfügung des EBA zurückging. Planeinsätze von Umbauwagen sind mir nach 1991 auch außerhalb Bayerns keine bekannt.

(Die Tegernseebahn hatte drei vierachsige Umbauwagen, die 1991 zur Bayerisch-Schwäbischen Museumsbahn in Augsburg abgegeben wurden. Die Tegernseebahn ersetzte sie durch drei Fernzugwagen, einen Bm der DB sowie je einen Am und Bm aus dem "Train Militaire Francais de Berlin".)

Rohrbacher @ 12 Apr 2014, 18:55 hat geschrieben:Okay, es kamen einige Dostos in den Westen, dafür mindestens genauso viele Bn in den Osten.
DR-Doppelstockwagen wurden ab Anfang der 90er-Jahre zumindest zu mehreren Dutzend nach Baden-Württemberg (Höllentalbahn und Raum Stuttgart) umgesetzt, und die E-Loks mit der kompatiblen Wendezugsteuerung gleich dazu. Dito gab es früh Halberstädter Wagen (Y-Wagen á la Bn wie auch UIC-Z á la Bn) tief im Westen.

Wo aber wurden Bn-Wagen der DB ins DR-Gebiet versetzt? Mir fallen nur die vielleicht 10-15 Wagen ein, die 1995 in den Thüringer Wald gelangten, weil sie die passende KWS 36-Wendezugsteuerung für die gleichzeitig versetzten Loks der Baureihe 213 hatten. Warum hätte das auch nötig oder sinnvoll sein sollen, wo doch im Osten schon kurz nach der Wende durch den massiven und rapiden Fahrgastrückgang im Nahverkehr (durch die Kombination aus Individualmotorisierung und Industriezusammenbruch) hunderte Wagen, von E5-Lowa-Wagen über Doppelstockmaterial samt Gliederzügen bis zu Halberstädtern, übrig waren?
146225
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Beitrag von 146225 »

Rohrbacher @ 12 Apr 2014, 18:55 hat geschrieben: Wagen hatte die DB dennoch eigentlich immer ausreichend, zumal mit der Indienststellung der ICE 1991 hunderte bisher als IC eingesetzte Wagen frei wurden und dann im Regionalverkehr weitergefahren sind oder zu IR-Wagen umgebaut wurden. Auf der anderen Seite hat die DB vor allem mit den ersten DBz ab 1993 viele Altwagen rauskegeln können. Die yg-Umbauwagen sind ab 1985 schon recht selten geworden, ab 1990 gab's noch einzelne Exemplare. Die sind dann zusammen mit den alten Bm mit Drehtüren wegen nicht vorhandener Türverriegelung bis ca. 1995 rausgeflogen. Das heißt, beide Wagentypen waren allerhöchstens 40 Jahre alt. Da hat die Wiedervereinigung eigentlich wenig mit zu tun. Okay, es kamen einige Dostos in den Westen, dafür mindestens genauso viele Bn in den Osten.
Nein, war schon so - fast jedes Bww hatte um 1990 noch seine Garnituren mit Fossilen a la -yg oder -yl im Bestand. Damit fuhr man keine Rekordleistungen mehr, aber wenn werktags früh alles rollen musste, gab es halt dennoch den Schülerzug oder den Verstärker, der damit gefahren wurde. Gerade bei den -yg darf man ja nicht vergessen, dass die Untergestelle in den 1950ern keine Neubauten waren, sondern schon damals unter Umständen mehrere Jahrzehnte alt.

Und was - zumindest in Baden-Württemberg - massiv aus DR-Beständen kam, waren Halberstädter Bom und ABom. In Stuttgart haben diese Anfang der 1990er, original in grün-beige und mit DR-Logo - da waren sie oft ja wirklich erst um 10 Jahre alt - die ABm 223 und Bm 232 ersetzt, die damals im Eilzugdienst so alltäglich waren wie Bnrz oder 110. Mit ihnen kam der leckere Geruch von Wofasept. Und die 143 kam zeitnah gleich mit, auch wenn diese ihr Baden-Württemberg-Debüt beim Bw Mannheim gegeben hat.
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DSG Speisewagen
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Beitrag von DSG Speisewagen »

Südostbayer @ 13 Apr 2014, 00:26 hat geschrieben: Einsatzende in Bayern war 1991, was m. W. auf eine Allgemeinverfügung des EBA zurückging.
Das EBA gab es 1991 doch noch gar nicht. Die Bundesbahn war doch selbst eine Behörde und hat sich damit quasi selbst kontrolliert.
Trassengebühren halbieren! Schwerverkehrsabgabe ab 3,5t für Lkw und Busse einführen! Infrastrukturausbau, Knotenausbau, Kapazitätsausbau! Verminderter Mehrwertsteuersatz für alle Zugfahrkarten! Fahrgastrechte für alle Verkehrsträger gleich!
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Beitrag von Südostbayer »

DSG Speisewagen @ 13 Apr 2014, 15:14 hat geschrieben: Das EBA gab es 1991 doch noch gar nicht. Die Bundesbahn war doch selbst eine Behörde und hat sich damit quasi selbst kontrolliert.
Berechtigter Einwand. Weshalb die DB Ende 1991 den Einsatz von Wagen ohne automatische Türblockierung beendete (Eigenverpflichtung oder externer Auslöser?), kann ich somit nicht sagen. Die Suchmaschine meiner Wahl spuckt auch gerade nur einen Zeitungsartikel von 1986 aus, der die Umrüstung bis 1991 erwähnt: http://www.zeit.de/1986/27/zugunfaelle-die...komplettansicht
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rautatie
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Beitrag von rautatie »

Vielleicht haben wir hier im Raum München Glück, aber ich finde, dass die meisten Regionalzüge in recht gutem Zustand sind... Ganz selten mal, dass ich da in einen Zug steige, den ich als wirklich vergammelt bezeichnen würde... Bei uns lässt manchmal eher die U-Bahn zu wünschen übrig (vor allem Zugtyp A)....
Wo ist das Problem?
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